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- 252 - Allerlei für die Frauenwelt. F.L K-: L <s20,—H 1«.- SL-« 4.»b«S Ich kann nicht! Novellettevon Ottilie Bercht. lForlsetznngj Der nächste Bor- mittag schon brachte Gras Viktor, und Egon litt cs nicht anders, er mußte bis zum Diner verweile». Es war also doch so. wie Irma vorausgesetzt hatte: bei einem Freunde nimmt man eS mit den Dehors nicht so genau. Während Egon von sprudelnder Laune war, saß Irma dem Gaste um so stiller gegenüber. Ihre Seele war verdüstert, ihr Herz voller sorgen. Sollte ihr der Gatte durch den wiedergewonnenen Freund noch mehr ent fremdet werden? Schon hatten sie eine Partie durch den Schwarzwald verabredet. — was würde dann folgen? Egon wurde immer aufgeräumter, Irma dafür um so ein- silbiger. Sie vermochte den Pflichten der Wirtin kaum noch zu genügen. Endlich empfahl sich der Gast. Egon gab ihm noch ein Stück das Geleite, die Einzelheiten der beabsichtigten Partie nochmals mit ihm durchsprechend. Irma sah sich Gedanken überlassen. Morgen der auf zehn Tage berechnete Werk gesetzt, — zehn ^ ^mwart E gepcbm? eine doppelte Enttäuschung! este veav'ichilglen . durchsprechend. Irma sah sich allein ihren 'chon wurde tlusflug ins . Tage sollte sie die Ge- gons entbehren. . . Nachdem sie so weitgehenden Hoffnungen hin- elte Enttäuschung! Mit welchen Erwartungen war sie vorgestern vor rae Egon hingetreten — und nun! Egon kam zurück. Sein scharfes Auge las ihr die Ge- danken von der Stirn. Er lächelte unmerk- lich. Seine Taktik schien gelingen zu wollen. Schon während der Mahlzeit hatte er Irmas Einsilbigkeit mit Genugtuung bemerkt. Sein Argwohn war grundlos gewesen, er hatte ihr Unrecht getan, — heute wollte er milde sein. „Ein prächtiger Mensch! Nicht. Irma!" „Gewiß!" In seinen Ton hatte sich ein Klang gemischt, den Irma lange nicht mehr von ihm gehört hatte. Von plötzlichem Im- puls getrieben, schritt sie aus ihn zu, ergriff seine Hand und führte sie an die Lippen. Ein, zwei, dreimal, — jeder Kuß eine Selbst- anklage, ein Zugeständnis, demütige Unter- werfnng! Egon wehrte ihr nicht. „Hast Du mir etwas zu sagen, Irma?" Er fay mit eigentümlicher Spannung auf sie nieder. „Wenn — Du erlaubst, Egon," entgegnete sie gepreßt. Sein Auge leuchtete auf. „Ich erlaube alles!" antwortete er rasch. Platz- lich warf sich Irma mit überwölkender Zart- limkeit an seine Brust. „War es nur das?" „Rein, o nein! Ich — habe Dir — habe Dir — ein — Geständnis zu machen . . ." Endlich war es heraus. „Ein Geständnis?" Er stand plötzlich hochausaerichtet vor ihr. >,Und willst das Urteil durch Bestechung überrumpeln. Erst die Beichte, da»» —" „Die Absolution?" vollendete sie schüchtern. „Oder die Buße!" Irma neigte das Haupr. „Komm!" Er führte sie zur Chaiselongue und rückte sich einen niedrigen Fauteuil an ihre Seite. „So. Jetzt beichte!" Sie wollte den Kopf an seiner Schulter bergen, aber er wehrte ihr. „Auge in Auge. Irma! Nun?" Irma schlang in peinlicher Verlegenheit die Finger ineinander. Egon nahm ihre beiden Was hast Du mir zu sagen? Habe Ver trauen zu mir! Wie —" Er sprach gütig, beinahe zärtlich, und doch — ach, wer ihr einen Blick in die nächste Viertelstunde ver gönnt hätte. Sie bewegte die Lippen, ohne sie zu einem Laute zwingen zu können. Egon kam ihr zu Hilfe. „Betrifft es Viktor?" Irma nickte stumm. Plötzlich stieg ein Ge- danke in ihr auf. „Du hast an nur gezwci- felt?" „Du möchtest den Spieß umkehren? Ich gestehe Dir, daß ich einen Moment an Dir irre wurde. Trotzdem bist Du die Schul dige. denn Du hattest mich dahin gebracht. Warum tatest Du das, Irma? Entlaste Dich, wenn Du kannst!" Stockend nur kam die Beichte über die zuckenden Livpen der fungen Frau, das Geständnis, daß sie die Eifersucht ihres Gatten zu wecken gesucht habe. Egon nahm das gesenkte Köpfchen in seine beiden Hände und zwang sie, ihm in das Gesicht zu sehen. „Mit so unlautere» Mitteln wolltest Du Dir meine Aufmerksamkeit erzwingen? War dasrecht? Antworte: wardasrecht?" „Nein!" Mso?" „Unrecht!" „Sehr unrecht, willst Du sagen. — sehr, sehr unrecht —" Sein Auge zwang sie, das Geständnis zu wieder- holen. „Und doch hatte auch ich den Tag keineswegs vergessen! Ich wollte nur sehen, ob Dein Gehorsam auch über ihn hinaus reichte. — Sollte ich Dir meine Vergebung selbst antragen? Es hätte Dich nur ein Wort gekostet — warum sprachst Du eS nicht?" Irma machte eine Bewegung, als wollte sie ihm an den Hals fliegen, aber er bog sich zu- rück. „So weit sind wir noch nicht! Erst entschuldige Dich, wenn Du kannst! Wie durftest Du Dich so weit vergessen?" „Die bestimmte Erwartung — die darauf folgende furchtbare Enttäuschung — —" stotterte sie geguält. „Furchtbar?" ,D), mehr wie das! Du weißt nicht " Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Zum erflenmale dämmerte ihm die Ahnung auf, wie sehr sie gelitten habe. tS-btub WIM Un Freiltgrath! (Zum IS. März, dem TodeStaae des Dichters.) „O lieb', so lang' du lieben kannst!" Wie scheint dies Wort so einfach, klein, Und doch schließt es das Erdenglück Und jeden Erdenbimmel ein. Ja. hättest du nichts mehr bedacht Als diesen Sang voll Lust und Schmerz- Der Lorbeer wäre doch dein Teil, Du treues, deutsches Drchlerherz! Des Feldes Blumen streu' ich auS Zum Tank auf deinen kalten Stein: Ade! Fahr' wohl, du Dichtcrgetst! Tein Lied soll stets mein Leitstern sein! Friedrich Voß. Gegründet 1858 Erscheint täglich k<». «1» Mittwoch, den 18. März. I1-OL ist der Zar. Er wird das Unser Vandsmann Erzählung auS dem russisch-türkischen Kriege von I. Arenberg. (Ins Deutsche übertrage» von Johannes Bernhard.) (Fortletzung.) ena-drus vttbvun.t Karl Merander nahm den Handschuh aus. „Wenn Sie. Andrei Jwanowitsch, mi: Petersburg auf die Negierung zielen, dann braucht d ese meine Verteidigung nicht. Sie und die Presse tun ihre Ichuloigkeit. Wenn ich „die Presse" sage, dann schließe ich aller- dings ausdrücklich die Moskauer Presse aus. Denn diese scheint mir ein gefährliches Spiel zu treiben." „Wieso? Warum denn?" „Gewiß. Diesen Skribenten in Moskau kostet es keinen Kopek, den Enthusiasmus zu predigen. Im Gegenteil, es bringt ihnen manchen Nudel, die große vatr otische Trommel zu ichlaaen^ andere aber ivagen ihr Leben, ihre Seele für die Sache. Wie mancher Bulgare und Lerbc hat nicht im Vertrauen auf die schönen Worte alles auf das Sviel gesetzt! In Petersburg ivartcl man, bis es nicht anders geht. Allerdings stark genug sind w.r, und fertig ist alles, fertig sind wir alle. Rußland war damals in zwei Parteien geteilt: die Volkspartei, die allgemeine Meinung, proklamierte den Krieg, die Negierung mit dem Kaiser an der Spitze kämpfte dagegen. Fräulein von Hübner, die cs zu einem Streit nicht kommen laiscn wollte, griff dem Prokurator zuvor. ,,D>e beiden Herren haben recht. Aber noch besser wie Sie, besser wie wir alle, besser wie die Presse kennt eine Person die gegenwärtige Lage der Dinge. Es is richtige ru treffen wissen. Vertrauen wir ans den Zaren!" en Namens tloa ein friedlicher, verklärender Ausdruck über i sein und vergessen wir unser Spielchen . „ Kartenspielerin. „Nun, Karl Alexandro- witsch, Sie machen inzwischen der Anna Paulowna die Cour." Man tat, wie Fräulein von Hübner befahl. Karl Al^ander setzte sich zu Anna Paulowna. die ihm zur Belohnung einen Blick gab, der von Wohlwollen zeugte, und ein Lächeln schenkte, welches steine Grübchen in ihrem frischen, kindlich runden Antlitz hervor- zauberts. Eine ganze Weile hörte man noch das diskrete Naschein der Karten und Anna Paulownos milde, angenehme Stimme, wie sie sich halblaut mit unserem Helden unter- hielt. Sie hatte übrigens etwas Frohes, Launenhaftes, Unbcrechnests. Sie nagte über die Uebelstände der Kleinstadt. Sie war eine geborene Petersburgerin und verstand, mit großem Talent und seltener Virtuosität Episoden aus ihrem jetzigen Leben zu erzähle». Mit anderen Worten, sie besaß in hohem Grade die allen Russen angeborene Gabe, vorzüglich unterhalten zu können. Dies liegt in der Sprache mit den unzähligen Syno nymen, dem exotischen Reichtum ihrer Worte und Biegungsformen. Wenn Anna Paulowna,etwas sagte, was ihrer Meinung nach lustig sein mußte, rief es ei» Lächeln der hätte gern Neuling, war. kein Theater, , - . . . . — . ., - weder schöne Toiletten, noch schöne Damen zu sehen, noch . . ." „Gnädige Frau vergessen sich. Sie darf ich doch ansehen," er sagte dies iu einem galanten Tone, mit einem Lächeln aus den Lippen und einem ernsten Tonfall in der Stimme. Sie dankte mit einem jener warmen Blicke, welche den Männern in das Herz dringen. Aber gleichsam, als merke sie diesen Eindruck, erhob sie sich schnell und trat an den Spieltisch. Spater bat Anna Paulowna die Wirtin, sie möge den Obersten dahin beein flussen, daß er Karl Alexander zu seinem Adjutanten mache. Fräulein von Hübner er- klärte sich sofort mit Freude dazu berell. Und von dem Augenblick, als die beiden Damen ihre Jntrigue geschmiedet hatten, erhielt der Abend für sie Saft und Inhalt, er erhob sie in ihrem Selbstgefühl, gab der einen eine geistige Spannung, wie sie sie vor vierzig, fünfzig Jahren besessen hatte, gab der anderen ein Ziel in ihrem tatloscn, banalen Alltagsleben, ein Ziel, das versprach, zu Gott weiß welchen neroenanregenben Komplikationen m führen. Die Energie und Leb haftigkeit der Wirtin und Anna Paulownas wirkten auf ihre Umgebung wie eine elektrische Kraft, und diese lebhafte Soiree bei Fräulein von Hübner wurde in den Annalen der kleinen Stadt zu einem erinnerungsrcichen Ereignis. Da die Mehrzahl der Gäste die Ursache dieser ungewöhnlichen Lebhaftigkeit nicht kannte, so wurde das Verdienst dem neuen .^r 'Ä- ur.« »rosa M.-B M- M- »«r- u«.7r ln »erkauft nin 21UL Ostsr-IIwLU§ empsehle mein reich sortiertes Lager in 6arä1llou, Stores, Vltraxov, LvttÄvekvll, von der einfachsten SI>8U««;I»VN Tüll- bis zur elegantesten Salon-Va, cktnv in den neuesten Stilarten und Ausführungen. Ein grofter Posten eoxl. DLiU-varcktaea a„«1 -Vttraxvn vom Stück wegen Aufgabe der Stückware, sowie Reste von 1-3 Paar bez. 1—2 Stores mit 20°/<> LrwrtsslZiMA. I. 8. Lluld, Königs. Hoflieferant. 8 Prager Strafe 8. Ia. ^vlnei, Vtenvaliwnln P.n.» fgedraucktt) kauft hochfein. 8 Psd. netto M. 6,80 Mki Stirl.Wettinerktr.4» ft. Mach» Heitmann. Bienen- ^ wirst Brockel (Bremen). Dünne, rassige 1888er !Ho«eIwo1a« von hervorragendem Geschmack und duftiger Blume. Bestgepflcgte, sehr preis- wertbe Nbetnveiav mit reichlichem Flaschenlager. 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