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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031127011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903112701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903112701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-27
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.11.1903
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Wvürrrrrss üuosrßvvorvs Lsenksrck LokSser -da nnover. Der langjährige Rendant de» Vorschubverrin» zu Beneburg, Riedesel. der unter der Beschuldigung, zum 9läch- teü de» Vorschuhvereins und seiner Gläubiger IM OM Mark unterschlagen zu haben, verhaftet wurde, hat sich im Untersuchung»- gefängnis erhängt. Köln. iBriv -Tel s Unter der Ueberschrift: „Publikum und Staatsanwaltschaft- schreibt die „Köln. Zig," zum Kwilecka Prozeß: An den weitesten Kreisen herrsche das Gefühl vor, daß die Staatsanwaltschaft ihre Rolle mehr als berufsmäßiger Ankläger, denn als Finder des Rechts ausfaIe. Das Volk halte es keines wegs für eine Ehrenpflicht der Staatsanwaltschaft, unter allen Umständen eine Verurteilung herbeizusiibren und nur belastende Wallachen, nicht auch entlastende Beweismittel herbeizuschaffen. Rach dieser Richtnirg geben die Vorgänge im Kwilecka-Prozeß inen ernsten Wink, der beachtet werden sollte. Daß sich die iriiher bereits gezeigte» Erscheinungen eines Gegensatzes zwischen dein Volksbeivußtsein und der Staatsanwaltschaft wiederholt ein- siellen konnien, liege nicht im Interesse unserer Rechtspflege, Koburg. Die geschiedene Großherzogin von Hessen demen tiert energisch die Nachricht eines polnischen Blattes, daß die Prinzessin Elisabeth einer Strychninvergiftung zum Opfer gefallen sei. Apenrade. AuS Scherrebek wird berichtet, daß infolge einer mehrtägigen Vernehmung n, der Angelegenheit des r» >ion!»rs geratenen Nordseebades Lakoik ans Rom die ehemaligen Geschäftsführer, Pastor Jako bsen, der jetzige Hotelbesitzer Lagen, Kaufmann I, Schmidt, der frühere Kaufmann P, Pelerse» and Gastwirt Olußen, sämtlich in Scherrebek, heute mittag auf Anordnung des Untersuchungsrichters verhaftet bezw, wieder- nerhafiet worden sind, Breslau, In Strehlen wurde ein wegen Unachtsamkeit aus dem Dienste entlassener Hilssbahn Wärter verhaftet, der dringend verdächtig ist, aus Rachsucht auf der Bahnstrecke Strehlen—Miinfterberg ein zwei Meter langes Schienenstück aus das Gleis gelegt zu haben, um euien Eisenbahnzug zur Entgleisung zu bringen, Wyk auf Föhr. sPrio.-Tel,) In der Nacht zum Mitt woch strandete bei Amruin eme norwegische Bark. Die Boote dieser Bark wurden auf Amrum angctrieoen, Drei Leichen wur den bisher von den Wellen ans Land gespült: von dem Schicksal der übrigen Besatzung ist bisher nichts bekannt. DaS Schm ist vollständig ausgebrochen und verloren. W l e n. Der Kaiser hat sich heute nachmittag zur Gems- ,agd nach Eisenerz begeben, wo er bis zum -l Dezember bleiben wird. Dann wird er in Waldice Aufenthalt nehmen. — Abge ordnetenhaus. Abg, Frcsl veftangi die Einietznng eines MißvilllgnngSauS'chnsles gegen den Avg Stein, dcc gegen ilm wätirend der gestrige» Rede deS Minisleipiäsidenken v. Koeiber in einem Zwitcheniuse geäußert hat i „Geben 2:e die Uor zniiick, die Sie im Belgiader Konak genohlen Häven!" Der Mchvstligungs- ausichnsi tritt nach Schluß der heutigen Sitzung juiammen. Darauf setzt das HauS die Debatte über die gestrigen Erltärun- gen tort. Budapest. Die heutige Sitzung des Abgeordneten hauses verlies sehr stürmisch Bei Beginn erklärt Präsident Perczel, der Präsident der liberalen Partei Baron Podinaniczky bade schriftlich den Antrag am Abhaltung von Parallelsitzuiigen im Parlament emgeretchl. Hierüber werbe morgen am Schirme der Sitzung beraten werden, llliigcheuier Lärm. Widerspruch links) Ugron erörtert darum in längerer Rede, daß die Erklärung des Präsidenten die Hausordnung verletze, über den Antrag müsse die Debatte eröffnet werden. Wahrend der Reoe llgrons sind die Mitglieder der äußersten Linien >ehr unruhig, Der Präsident er- mahnt die Ruhestörer wiederholt zur Ordnung, Andreas Rath wird, da die Ordnungsrufe bei ihm nichts fruchten, vor den JmmunträtsauSichutz gestellt werden, wo über ihn wegen systema tischer Ruhestörung adgeurieist werde» wird. Dem Päsidenien wird unter anderen leidenschaftlichen Zwochenrnien vom Avg Horvath das Wort .Bandit" ins Gesicht geichteuvert, Ter Präsident rügt dieses Wort, Hieraus sprichi Ministerpräsident Graf T'Sza. Seine Rede ist bei dem soitdanernden Lärm nur schwer verständ lich, Er kommt n, a. daraus zu ipreche». dag gewisse Be- der Par- rust da- uvischen: „Die Vorteile dieser Verständigung haben Sie in die Tasche gesteckt!" Der Ministerpräsident erwidert , „Sprechen wir nicht von der Tasche', wvram Barlha ruft- „Ich bin kern ver krachter Baiikdireklor!" Geza Gmain >ltb,1 schrei! daramhin : „Man hat Sie einen Schinken genannt, widerlegen Sie das," Dadurch veranlaßt, stürzt der Oppositionelle Eclner drohend ans Gajaih los. Die Abgeordneten icharen sich im Haibkreoe. Ans dein un geheuren Läini tonen lun und wider leidciiichaflliche AnSruie hervor. Man glaubt >ec>en Augenblick, es iveroe zu Tätlichkeiicn lammen. Ter Pländent suSvendieit daher tue Sitzung, — 'Nach Wiederaufnahme der Sitzung setzte der Ministerpräsident leine Rede fort. Er erklärte, es erstille ihn »ist besonderer Genugtuung, saß Ministerpräsident v, Koerber in seiner gestrigen Reoe eine w präzise, den, ungarischen Staatsrechte völlig eimpiechende Er- lläiung über Me gemeinsamen Institutionen abgegeben habe. Man könne weder vcm einem Siege noch von einer Niederlage sprechen. Er gebe einfach reiner Freude Ausdruck, daß Koerber die Gelegen heit ergriffen habe um in so befriedigender Weite zur Schlichtung der schwebenden Differenzen belzui>agen, «Lebhafter Beifall rechts ) Redner appelliert dann nochmals an den Patriotismus der Opposition und bemerkt, alle, die diese nnhcstvolle. die Ber- iasiung gefährdende r. bstrullion treiben, würde» bittere Vorwürfe treffen. Bei dem Vorrchlage des Präsideiuen, auf die morgige Tagesordnung auch die Abstimmung über den Antrag ans Paiallc.sitzungen zu setzen, schreit dir zur Kossnthpartei gehörende Schrisnüluer Ratkan: „DaS ist nicht gerecht!" Daraus ruft die Regierungspartei: „Wre könne» Sie es wagen, vom Sitz der Scviisrrünrer aus dergleichen zu sagen ?" Unter großer Erregung wird die Sitzung geschlossen, Paris Proiesior P c o u st, der Frankreich ans der inter nationalen SanilätSkvnsc»cnz vertreten hat, lst heule Vormittag a e st o I b e n. Pari s. Die Armeekommission der Kammer, die den Gesetz entwurf über die zweijährige Dcnstzeit nahezu durchberaten hat, nahm >n denselben eme Milstärtaxe für alle Untauglichen aus. dre nicht Krüppel sind, sowie eme I u n gg e s e ll e n ste n e r sür Landwehrlente, die ledig geblieben srnd, Sofia, In der vergangenen Nacht wurde hier eine heilige E rd e r i ch n t t e r u n g wahigenomme», die sich in der Richiung von Nordvst nach Sudost ivitosianste. Vorder hörte man ein unrer>rviicheS Gemse, die anderen Erschütterungen machten sich an verschiedenen Stellen, besonders im Südwenen Bulgariens, be merkbar, Im Kloster RUv worden mchiere Mauer» brschäd'gl Toil wurde» in der Zeit von I' » bis L Uhr morgens N Eidnoge gezählt, — Tie Sobranje begann gestern die allgemeine Be sprechung der Thronrede. Der unahhängige Abg. MichalowSki suchte nachzuweisen, baß daS Staaisoverhanpl, wen» es sein Ministerium verabschiede, bis zu den Neuwahlen ein GeschästS- kabinelt ernennen müsse, da eine lange Erfahrung bewiewn habe, dag der aus die Wähler auSgcübte Druck immer eine Regierungs mehrheit ergebe, Newyork, sPriv.-Tels Präsident Diaz von Mexiko plant abermals seinen Rücktritt, Sein Nachfolger soll der jetzige Finanz- und Handelsmin'itcr Limantours werden, Diaz gedenkt nach Ncuiahr eine Reise nach Europa anzulreicn, Fr»»t!»r> «. M. (Lchiub > Nredu Sl« »». Disionio iS,-, r»Sdi»r Bank >A1 -»aal-dahn -, , iomdardrn iS,—, eaurahütt« i-37,60 Ungar, Gold —. Pariugtcien —, xiNIrnloie -. Ke't, Pari». vroduttenmartt, T<i>en per November SN M. per Ian.-Avrit 0 70, flau. Svirilus per November 38 —, per Win-Augusi iiS.Sö, stau. Riibol per November iii.SS, per Mai-August iS, , ruhig, vmfterdo». Produkren < BeriLi, Weijen per Noodr, —, per Marz —, 'eggen per November . per p,arj —, riieiqairrtoi. ilimmungen der Hausordnung ans einer Verftäiidlgung keren beruhen, Nikolaus Bartha lSzeveikenyt-Parteil OertlicheS und LächsischeS. — König Georg hat genehmigt, daß der Ingenieur und Fabrikbesitzer Weber in Leipzig den Titel eures König!, Preußischen Kommerzienrats annchme und führe, und der Hof- pianofortefabrikant Geh, Kommerzienrat Blüthner in Leip zig das reußische Ehrenkrcuz 2. Klasse annehme und trage, - Die vrenßhche Handbibliothek der Herren Overlandes- gerickstSrnt Halldauer und Geh, Regteinngsrat Di. Schelcher ist um eine neue in hohem Grade ausgezeichnete 'Arbeit beieicherl worden, die in Gestalt einer kommentierten Ausgabe des sächsischen ErgäntungSfteueroeieveSvondrm Geh. Jtnanzrat Ernst Just (Verlag der Roßbergsch« Buchhandlung kn Leipzig) vorliear. Da» Wer» enthält »eben sachdienlichen allgemein »er- ständischen Erläuterungen zu de« Text« de» Gesetzes zugleich die AuSiüdrung«verordnung nrdkt Justniktion dom. Außerdem ist ihm eine in ibrer Art mustergültige Einleitung belgegeben. in der in edento knappe, wie fesselnder Darstellung di« pailamrntariich, Ent- siebungsneschlchte de» Ergänzung»?,euergrsetze» geschildert wird. Indem der Verfasser di« lebvastrn Kümos», die im Landhaus« am den Entwurf und di« geiamte Steuerreform ausgekochten wuchen. noch einmal vor dem geistigen Auge des LrserS Revue passieren läßt. Diese Vorgänge sich in» Gedächtnis zurück,urusen ist jetzt um so wertvoller, als da» Gesetz gerade in diesen Tagen durch die Aufforderungen ,ur Deklaration vielfach Gegenstand der Erörterung ist. Der Verfasser zeigt u. a. welche woyibearündete Absicht in der dem preußischen Miauellchrn Muster entlehnten Benennung der neuen Steuer al« .Ergänzunassteuer" liegt Während mau nämlich im Publikum vielfach der Ansicht zuneigt, baß die t'ächsiiche ErgäiizungSfteuer eine ausdrückliche besondere Besteuerung de» Vermögens, d. h. eine Abgabe vom Vermögen als solchem dar stelle. handelt es sich dobet tatsächlich nur um eine nominelle Vermögenssteuer, d. k» sie wird zwar nach dem Maßftabe de» nicht von de, Grundsteuer betroffenen Vermögen» »mgetegr. soll aber nach dem Wollen deS GewtzaeberS, wie auS de» Begründung zu ß t der Regierungsvorlage bervorgelst. nicht auS dem Vermögen >elbst, sondern vielmebr aus dem hieraus fließenden Einkommen enkiibtel weiden, in Betätigung deS Grnnd'atz's, daß das Ein kommen aus snndiertein Ve,mögen gerechter Weise höher zu be- »ener» ist, als baSirnige a»S bloßem Arbeitseinkommen. Frisöse», hübet also die Ergä»j»ngssteuer nicht iowokl eine regelrechte Ver mögenssteuer. als vielmehr eine Ergänzung der E>»- k o i» m ensteue r. Wenn gleichwohl dir Regierung sich nicht zur Höberbestenernna ver VerinögenSertrüge innerhalb der Einkommensteuer, sondern zur Hesteiiening de» Vermögens werte» seiner Zelt ennchloß, so gelangte sie dazu einei-ests durch die Erwägung, daß bei der Ankniivsiiiig der VorauSbeiastung an die VermögcnSerträge alle ertragSiosen VermögenSobickte, n»e Bauvlätze, Parks und deraleichc». sich der Besteuerung vollständig entziehe» wurden. Fi» übrigen sind aus der hervorragend geschrie bene» Einleitung noch folgende beiondeiS nllgemei» interessante Stellen hervorziibeben: Marenellrechstich verleugnet daS Gesetz noch immer nicht die Züge deS vreußiichen EraäiizuiigSsteiiergksetzeS indem es daS Vtebrauchsvermögcn sreitäßt nnv den gemeinen Wert als regelmäßigen Maßstab iüc die Bestenernng erklärt Die Schwäche» des GeretzeS bilden die Aharenziiiin des ergänziiiigS- steiie>vstichligen Vermögens von dem grniidstenervsiichtigen Ver mögen. namentlich bei der Veranlagung des gewerblichen B e t r i e b s k a v i t a l S. und die Regelung dt'S Sctiulde » ad - zugeS. DaS Gesetz wählt i» letzterer Bestehung den radikalen, durch daS Stencriiiieresie gebotenen Weg. allen Schulden die Ab- znaSsätstgkest zu veilage». die dinglich ans nicht ergäniuiigsstklier- osiichii,e»> Vermögen, insbesondere also als Hnvotbeken oder Griinhichiilde» an' Grundstücken basten. In den vereinigten Deputationen war vorgeichlagen worden, auch die Hypotheken und Gkttndlchiitde» abzieben zu lassen Allein dies würde zur Folge gehabt haben, baß ein Grundbesitzer, der beim Ankauf seiner .sanier im Werte von 500 000 Mk Hyvotbeken im Betrage von R>OOiX> Mk in Anrechnung aus den Kaufpreis übernommen und Hiera»! ein Kapitalvermögen von MO000 Mk geerbt bat. ebenso von der E'gäixunasstelier be'reii bleiben wurde, wie wenn er die AXIOM Mk Karsttal neben seinen Häuiern nberbanpt nicht besäße. Uw solchen Kviisegueiuc» vorznbeugen. erschien eS richl'ger. deni allen Gruiidsatz, daß bei der Grundsteuer ein Schnldenabrug nicht staitfindei. die Folge zu geben, daß die ans dem Grnnddesibe has tende» Schulden mit'ann dem Grundbesitze selbst ganz au« dem Bereiche der ErgäiiziingSsteuer verw esen und daher bei der letzteren nicht beiücksichtigt werde», — Ein sorgfältig aiiSgratbesteier Index vervoMändwt den Wert deS in jeder Bestellung kreislichen und gediegenen Werkes, welche» allen Jnieresienlen zur Beseitigung von Zweifeln und Belehrung im höchsten Maße zu empfehlen ist. — Im hiesigen Landgrrichtsgebäude hielt die Disziplin ar- kammer unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsprästdemen Tr. Müller eine Sitzung ab, um über einen Antrag des Kömgl. Finanz ministeriums, den Oberförster Müller ans Röhrsdorf und den Forstassessor Zürn er aus dem sächsischen Staatsdienste zu entlassen, zu entscheiden, Ueber die Vorgeichichle des Dis ziplinarverfahrens gegen die beiden Beamten haben wir bereits unter „Landgericht" und „Militärgericht" berichtet. Zwischen dem Oberförster Müller- und seinem Vorgesetzten, dem Ober- sorstmeister Klette, bestehen schon seil langen Jahren dienstliche Differenzen, Im Herbste 1902 hatten sich die Verhältnisse orns ännerste zugefvitzt, Müller verwaltete das Röbrsdorfer Forst- rcv er, woselbst auch Zürner, der als Reserveoffizier dem hiesigen Jägerbataillon angchört, als Untergebener Müllers beschäftigt war Oberforstmeister Klette soll nun bei Revisionen manches nicht nach Wunsch gesunden haben. Er bezeichnete in einem Be richt an die Vorgesetzte Behörde den Oberförster Müller als „bequemen Beamten und machte ihm einmal bei einer Holz- auktion derartige Vorhaltungen, daß das anwesende Publikum sehr erstaunt war. Noch schärfer wurden die Differenzen, als Ober'örster Müller emen vor einer Versammlung von Forst leuten über ein ver'änglicbes Thema zu haltenden Vortrag ab- lebnte usw, Müller fühlte sich veleidigt und ließ dem Vorgesetzten durch innen Freund und ehemaligen KorvS- bcuder, den ForstassefGr Zürner. eine Herausforde rung aus Pistolen zustellen, Forstmeister Klette lehnte die Duellforderung ab, erstattete aber Anzeige, worauf gegen Müller und Zürner Anklage wegen Herauswrderung zum Zwei- kamvfe bezw wegen K'artelltroaens erhoben wurde. Im Frühjahre dieses Jahres wurde Müller von der hiesigen 5, Straf kammer zu 2 Tagen Festungshaft verurteilt, nachdem das Ministe rium die Ladung des Obcrforstincisters Klette und anderer Zeugen abaclchnt hatte, Jorstassessor Zürner als Kartellträger trug später durch Urteil des Kr-egsaerichts der 3, Division Nr, 23 gleichfalls eine 2lägige Festungshaft davon, welche jedoch Se, Ma- icslät der König ans eigener Entschließung aus einen eintägigen Stubenarrest ermäßigte. Nach dieser Verurteilung stellte das Finanzm nisterium den Antrag, den Oberförster Müller und den Forstassessor Zürner wegen Verletzung der Disziplin aus dem sächsischen Staatsdienste zu entlassen, Ter Dis^iplinar- aerichtshof, dem als Beisitzer die Herren Geheimer Iustizrat Göhler und Geheimer Rat Kretzschmar vom Kultusministerium bcigegeben waren, hatte nunmehr über diesen Antrag des Ministe riums zu entscheiden. Ms Ankläger fungierte Staatsanwalt Nomiindt, während als Verteidiger sür Oberförster Müller Rechts anwalt Tr, Graf und sür Jorstassessor Zürner Rechtsanwalt Tr, Knoll tätig waren. Nach mehrstündiger Verhandlung, R welcher die ganze Vorgeschichte des Disziplinarverfahrens aufgerollt wurde und der eine Anzahl höherer Forstbeamten als Zuhörer beiwohnten, machten , beide Beschuldigte geltend, daß sie unter den obwaltenden Umständen gar nicht anders handeln konnten, Müller führt ans, daß ihm ein Antrag auf Versetzung als feige Flucht hätte gedeutet werden können. Zu gnnsten Zürners wird vornebracht, daß Obcr'orstmeister Klette in keiner Welle der Vor gesetzte Zürners sei. Dieser habe im Gegenteil die Befugnis er halten, ke nein Befehle des Oberforftmeisters nachznkommen. Als Reserveoffizier und früherer Korpsstudent habe sich Zürner der Ueberbringung der Duellforderung nicht entziehen können. Außer dem habe sich Zürner vor Uebermittelung der Forderung ver gewissert, daß die dienstlichen Angelegenheiten zwischen dem Ober- 'orstnieiiter Klette und dem Oberförster Müller geregelt seien Nach längerer Beratung verkündet die Diszivlinarkammer, daß Oberförster Müller aus dem Staatsoien sie zu ent lassen sei- der Antrag des Ministeriums, auch den Forst- assessor Zürner aus dem Staatsdienste zu ent lassen. wird ab gelehnt. In der Urteilsbegründung, die aus führlich dem Angeschlikdigten schriftlich zugestellt werden wird, wsid yervorgehobcn, daß die Herausforderung deS Oberforst- mc-sters Klette zum Duell durch den Oberförster Müller als eine P'lichiverletzung angesehen werden müsse. Daher habe der Ge- richlshos auf D-cnstentlassung erkennen müssen, Forstassessor Zürner mhge im guten Glauben gehandelt haben, daß er bei Ueberbringung der Duellsorderung seine dienstlichen Pflichten nicht verletze, Ten Angeschuldigten liegt eine lOtägige Frist vor, innerhalb deren sie gegen das ergangene Urteil Berufung beim obersten Disziplinargerichtshof einlegen können, — Im großen Saale des Vereinshauses fand gestern vor mittag die diesfährige amtliche Hauptversamm.ung sämt licher Direktoren. Lehrer und Lehrerinnen an den, Dresdner östentl'chen und privaten Volks, und Fortbildungsschulen i statt. Die von dem König!, Bezirksschulinspektor Herrn Schul rat Dr, Priedel geleitete Versammlung war von etlva 1900 Personen besucht. Eröffnet wurde die Konferenz mit dem vom' stellung Besucher au» allen Teilen Europa» zugeströmt Redner nannte dt« Ausstellung eine Bildungsstätte, eine Fachschule im Großen, bei der auch dem UnIerrichtSwesen ein nicht unbeträcht- sicher Raum Vorbehalten gewesen sei. Dann ging der Vorsitzende aus eine eingehendere Beleuchtung der Volksschulen in den Großstädten über und auf die immer zunehmende körperliche und geistige Minderwertigkeit der jährlich zur Schule kommenden Neulinge, Was sehe daS Kind nicht alles zu Hause, was lese es nicht alles l» den Schaufenstern! Zerstreuung, Uebersättigung seien die natürlichen Folgen. Kein Wunder, wenn das Großltodtkind oberflächlich über alles hinaehe. Hinsichtlich des gesundheitlichen ZustandeS der Kinder begrüßte es Redner freudig, daß im inneren Kern der Städte auch in unserer Stadt immer mehr alte Häuser und damit ungesunde Wohnungen verschwinden, wodurch die kleineren Leute aenötigt werben, in die Vororte zu ziehen und die Kinder der Bez rkssckiilen wenigstens die sür ihre körverliche Entwicklung notwendige Lust erhalten. Auch aus die verschiedenen Einrichtungen der Stadt Dresden, die aus eine Kräftigung der Jugend hinauslaufen, wie z, B, Ferienkolonien. Heidewanderun- gen. Milchgärten usw,, warf der Redner einen kurzen Blick und «chloß niit der Ermahnung an die Lehrerschaft, „tue deine Er- ziehnngs- und Lehrerpslicht iin Vertrauen auf Gott und aus Liebe zu den Kindern". — Der sehr beifällig ausgenommenen An- svrache folgte der Vortrag des „Gloria" aus der l, Bokalmesse für Männercköre von Rob Volkmann unter Leitung des Herrn Friede. Brandes, vom Dresdner Lehrergesangoerein wirkunnsvoll aesnngen, — DaS Wort erhielt sodann Herr Lehrer Martin Kummer lX. Bürgerschule!, um zum Gedächtnis Herders zu sprechen, dessen hundertjähriger Todestag aus den 18, Dezember dieses Jahres sollt, Redner schilderte zuerst die Kinder- und harte Jugendzeit des Dichters, um dann weiter auSzuführen, wie sei» canzes späteres Leven ein großes Wandern durch alle Gebiete deS Willens war, w,e er mit der Wucht des Gedankens aus die Hoheit und die Kraft deutschen Wesens hinwies, und der Jugend nicht nur Latein, sondern das Leben selbst gelehrt wissen wollte. Aus seiner Muttersprache heraus wollte Herder dem deut'chen Volke religiösen Sinn, religiöses Empfinden geben: Kirchen- und Schulwesen seines Heimatlandes suchte er in neue Bahnen zu lenke», ein grenzenloses Lehrbedürfn s, ein Trieb zur pädagogischen Erziehung war ihm eigen. Sein Bestreben war darauf gerichtet, die höhere Schule vor Einseitigkeit zu bewahren: den Landschulen schrieb er neb-n den einfachen Grundlagen des Wissens oraktische Kenntnisse in der Landwirtschaft als Lehrstoff vor. Schule verloren, alles verloren — das war Herders Ansicht, — Laui-anhaltender Beifall lohnte den Vortragenden, »ein der Vorsitzende noch besonderen Dank aussvrach für seine lichtvollen Ausführungen, oenen sich vier Lieder des Schulchores der X, Be zirksschule umer Leitung des Herrn Lehrers G, Kübel anschlossen. Dann trat eine längere Pause ein Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen sprach Herr Oberlehrer .Herm, Renner iVIII, Bürgerschule! über das Thema: Richtlinien sür den Lehr plan der Dresdner Volksschulen, Demselben lagen mehrere Leitsätze zu Grunde, die darin gipfelten: die erziehlich« Ausgabe des Unterrichts ist eS, die Lehrstoffe nach psychologischen Gesetzen auSzuwäblen und einzuorbnen und unter dem Gesichts- punkte der Erziehung dem praktischen Leben möglichst zu dienen. Zum Schlüsse der Hauptversammlung gedachte der Vorsitzende der aus den Kreisen der Lehrerschaft im Lause des Jahres Heim- aegangenrn und widmete ihnen euren ehrenden Nawruf, An die Konferenz schloß sich rin gemeinsames Mittagsmahl zu 310 Ge decken. — Seit dem Sommer 1902 verkehren in dem Nachtmge Leipzig-Hamburg sab Leipzig 10.15, an^Hamburg 5,29 Uhr> von Leipzig über Wittenberg bis Altona Schlafwagen, die damals besonders aus die Bemühungen der Leipziger Handels kammer hin eingerichtet worden sind. Diese Verbindung liegt sehr günstig, und d>e Wagen sind obendrein die einzigen direkten zwischen Leipzig und Hamburg. Leider stt jedoch die Benutzung der Einrichtung dauernd so schwach, daß, wie die Dresdner Handelskammer mitteilt, die preußische Eisenbahnverwaltung die Einziehung der betreffenden Schlafwagen plant, Vielleicht Hilst ein H.nweis zu regerer Benutzung der Einrichtung, die dock be sonders den kaufmännischen und industriellen Kleiscn Sachsens sehr willkommen sein muß. Sonst wäre es schade, wenn das mühsam Errungene wieder verloren gehen sollte — Dom 3. Dezember ab wird der vom Vorjahre her bekannte und bei der Reisewelt beliebte Bercin-Neavel-Erpreß wie der geführt werven. Der Zug geht Donnerstags und Montags früh um 10 Uhr von Berlin, Mittags 12 Uhr 16 Min, von Leipzig Bayrischer Bahnhof ab und kommt am folgenden Tage Mittags 12 Uhr 15 Min. in Florenz, abends 6 Uhr in Rom und abends II Uhr 30 Min. >n Neapel an. In der umgekehrten Richtung fährt der Ervreßzug erstmalig Sonnabend, den 5 Dezember, srüh 7 Uhr 30 Min. in Neapel, mittags 12 Uhr 40 Min. in Rom, abends 6 Uhr 31 Mm. in Florenz ab und kommt nach Leipzig Bayrischer Bahnhof am nächsten Tage abends 6 Ubr 34 .Mm, und in Berlin abends 9 Uhr an. Dieser Zug wirb an jedem Mittwoch und Sonnabend abgefertigt und erreicht Berlin Donnerstags und Sonntags. — Der Nord-Süd-Expreß, welcher zwischen Berlin und Verona täglich verkehrt und von Berlin abends 10 Uhr 15 Min,, von Leipzig Bayrischer Bahnhof nachts 12 Uhr 35 Min. absävrt, w sid vom 2. Dezember ab dreimal wöchentlich», und zwar Mittwochs, Sonnabends und Mon tags von Verona über Mailand nach Cannes weitergesührt, wo die Ankunst abends 9 Uhr 25 Min. stattfindct. Demnach erhält der am 1. Dezember abends Io Uhr 15 Min. von Berlin ab fahrende Zn« erstmalig Fortsetzung nach der Riviera, Von Cannes erfolgt die Abfahrt des Erpreßzuges erstmalig am 3. De zember sDonnerstag! abends 8 Uhr 28 Min. und oann dreimal wöchentlich, und -war an jedem Dienstag. Donnerstag und Sonnabend. — Nächsten Sonntag, den ersten Advent, findet in der hiesigen Dreikönigskirche durch Herrn Oberkonsistor'alrat Super intendent v. DibeliuS Kirchenvisitation statt. — In der gerichtlichen Untersuchung gegen den Frauenarzt Dr. Planer ist es inzwischen zu einer weiteren Verhaftung gekommen, und zwar ist die Festnahme der 23jährigcn Diensb verson Luise Klingbeil verfügt worden. — Im Gemeinnützigen Verein, der vorgestern seinen vrltten dieSwinlersichen Vortragsabend im Stadtverordiieten- SitziingSsnale veranstaltete, sprach Herr Professor Dr. Adolf Schmidt. Obe-arzt am Friebrichstävter Krankenhaus», über .Medizinische Wissenschaft. N a tu rb e iI m e th o de und Kurpsuschectum". Zweifellos ist das Thema ein aktu elles. was auch schon der zahlreiche Besuch bewies, diiizu trat die Sachsichleit, mit der der Voktrngciide die Fragen behandelte. Es sei, so führte er auS. Mode geworden, ehe man zum Aizt gehe, sich die Frage vorzulegen, zu wem man gehen wolle, ob zum Mediziner, Nalurhestkund gen oder Kurpfuscher: letzterer Ausdruck werde vermieden, man rede vom Magnetiseur rc. Wer nun ge glaubt haue, daß der Vortragende als Arzt mit den Wtdeisochrrn eine gttuidliche Abrechnung halten würde, der hatte sich griäurcht: denn er hielt sich siet von ledrm Jniereisenstrelt. Die Wissenschaft der Medizin sei eine angewandte Wissenschaft und verhalte sich analog der Technik zu den exakten Wissenschaften, Der Laie be denke nicht, wenn er ein Gebäude oder ein anderes Ergebnis der modernen Technik lebe, aus welch' kompliziertem Wege daS zu stände gekommen iei und welche Kenntnisse m den exakten Wissen« 'chasten erforderlich wnren, um den Ausbau eine» solchen Gebäudes zu schassen. So gehe es dem Laie» auch gegenüber der Medizin: er ieke nur die Eisolge oder Mißerfolge des Arzte». Die Medizin war zunächst eine Ersahrungswissenschaft, «It von der Renaissance- zeit an wurden selbständige Forschungen vorgrnonunen. Dan» trat wieder ein großer Zwischenraum ein. und erst vom Ende des 18 JahihundertS datiere die Wissenschaft der Krankheiten vom menichsiche» Körper. Eine Methode folgte der anderen, was aber baupstächsich de» Arzt zu einem ittchsige» mache, da» sriErtahlung und Menschenkenntnis Die Jorisch>it,e. welche wir de, Medizin veidankien. zeige die zunehmende Volksgesiindheir: die Sterblich- keitSziffer ist seit ihrer Einführung bedeutend gesunken: Hand in Hand mit ihr hat dir Chirurg,« gute E,folge gezeitigt, Alles könne mit de, Naturh«Umechod« nicht kurim werden, Ebenso mk
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