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Dresdner Nachrichten : 02.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188601028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-02
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.01.1886
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w., , w«I8e feriwilli» ob« gezwungen daran denken. Soldat zu Äiden. GeivohnÜch iss zioch aus trüberer Zeit uer die Ansicht verbreitet. Gewöhnlich ist nvch and trüberer Zeit her die dlnsicht verbreitet, daß der Jnsaicknst den leichtesten und derArtillerift den Irhivecsten Dienst habe. In Wirklichkeit verhalt eS sich, aber jetzt gerade um, gekehrt, ivenn man allein de» Feld-Artilleristen out dem I»tonte« eisten Veraleichen will. Schwerer denn Beide hat eS ziveisello» der Fuß Artillerist, Wie der Jnsanterist trügt dieser Gepäck und Ge» imhr, hat Marsch., zu mache» wie dieser, außerdem mit dem 'chwerslen Material zu hantiren und bei Armiruiias- und syela, nerungs-Nebiiiigen Arbeiten auszusühre». welche die Einsetzung aller vraste veilanaen. Der Feld-Artillerist dagegen hat es leicht. Zwar sind die Stoße, die er von dem Geschütz, sei cs aus den Achs sitzen oder aus der Protze sitzend, erhält, wenn „Arjillerisün aussitzen" kominandirt worden ist und die Batterie sich über Sturzacker «c. hinbewegt. nicht übel, immerhin ist aber ja wie bekannt, »schlecht ,e>ahre» immer besser wie gut getauten." Ein Gewehr tragt der Feld-Artillerist nicht und das Gepäck kann entweder an der Pros oder am Geschütz, resp. am Munitionswagen befestigt werde». Ans dem Marsche besindet sich der Jnianlecist n»d Llißartillerist in dichten Kolonnen und sie haben beiondecS durch Lüaub und Aus dünstung zn leiden. Der Fcldartillerisl dagegen marschirt, in der Geniel lehrst nnr weniger ^enie einer Geschützbedienung, wach oder l nts neben dem Geschütz, kann »»gehindert schreite», auch rchleclite Steilen des Weges umgehe» und ist ppin freieren Luftzug niiiaebcu, >vas dei großer Hitze gewiß von »ennenSwerthem Vor, ihcil isi. Bei der Beweglichkeit des lienligen Gefechts werden enornie Ansprüche nn die Leiilnngsläl'igkeit der Jasanleric gemacht und in diesem Falle dürste sie den schwersten Dienst haben. Aus der an deren Seile gewährt der Dienst des Artilleristen und dcS Pioniers die denkbar größte Abwechslung. Ecsterer lernt reiten, fahre», Ge nhützetzerziren. Pistolenschießen, Stranchardeit und Herstellungsardeit anssichre». Batterien und Geschützeinschnitte bauen rc. und hat wichet:sich mir wenig mit dem lanaweiliacn Nachtdienste zu thun, welcher kür den Insanterislcn eine Harchlveschältianna bildet. Der Kavaleriedienst dürsie bezüglich ieinec ischwerc in die Mitte zwischen den Dienst der Infanterie und denjenigen der Feld-Artillerie zu legen sem, während der Dienst der Pioniere, welche sich r» Mineure und Pviiloneure unterscheiden, zwar als ein interessanter, aber zu gleich auch als ein recht schwerer bezeichnet werden muß. Neuer dings soll nun auch die Kavalerie zur Ausführung eines Thesis deS Bionierdleniies herangezogen werden, indem diejenige Kaoalerie. welche >m Zerstöre» von Eisenbahnen und Telegraphenleitungen ansgebildet ist. auch eine allgemeine Ausbildung im Pivineedienst erhalten wird, um bei größeren Reilu»ter»eh»miigeil unabhängig er technische» Waffe zu sei». Diese Ausbildung wird sich aus " ^ .-. . -- . ^ Erlernung des Dienstes . H,mnvvcr ab- ' von der , Lager- und Brückenbauten erstrecken und zur Erlernm alliährlich eiii Lehrkursus beim Mililär-Reiünsütul gehalten >verden.>. — Vor Kurzem hat der Schriftsteller Ebeling zwei in Sachsen bekannte Persönlichkeiten, K»aw und Brühl, in einem lehr leieuswerlhcn Werke geschildert. (Leipzig dei Theodor Fritsch.) Air entnehmen dieiem Buche die folgende Schilderung desBrnlii'- schen Palais m Dresden, lim dieses Palais zu errichten, hatten dreizehn Häuter fallen müssen. Die riesigen Boaeil'enstee der Hanptsronle gingen aus die Elbterrasse, über die sich der Garten erstreckte. Wim Hiera» hohen Namenstagen5«M sardige Lämpchen zwilchen de» Hecken und Baumgängen ichimmerlen. glaubte da» am User versammelte Volk ein Märchen aus Tausend und einer Nacht zu erdlicken. „Brühl wohnt wie ein König und der König in iemeni Schlosse wie em Minister", hat ein Ne»enser am Hose zu Preis erzählt. Die Leive» oes Volkes unter vieler Vernhweit- » düng, die ungeheure» Stenern, die meist in rohester Welle erhoben wii sen und Vie iverlhlv'en Kassenscheine, die der erfinderische Brühl amerligcn ließ, bat Ebeling ans'uhrlicher geschilvcrt. Wer sich zu murren unterfing, erhielt den Abschied ober körn ans den ^ "A Königilein: der Zufrieden- aber ward mit einem öffentlichen Amte A belohnt, wvaß nach dem Tode des Mmlllers Sachsen uiid Polen mit Beamten „voii Brühl's Gnaden" überschwemmt waren. Als . ber Leipziger Proiessor Gottsched und seine Gattin Dresden und N dei, Grawn Brühl besuchte», fanden sich WO. nach Anderen sogar »d-Ä ^ dienende Personen in diesem Palais, Das Buch „Vie de <^> Brük'l" führt sechs Haushoimeister, zivötf Kamuierdiener. vierzehn -x Pagen, zevn StaUmciiler. nnndert Diener in Livree und vier - Z Kanmierinnker rwn aiienr rlidel an. die der Ministecili ani dem N Wege zur .waust»>.wlle die Schleppe trugen. Das Kückenv-rional —bestand ans vierzig uns das der Kmidilorei und des Weinkellers s aus 90 Personen. Brnhl hielt sich auch eine eigene italienische Sängcrttnppe, die er zuweilen mit aus Reisen nahm; in seiner Kapelle, die lhi» täglich eia Ständchen bringen mußte, waren allem zwanzig Geigcillvieler angejtcllt. Leine Erlanchre Excellenz. wie Brnhl titiilirt ivnrde, führte die Gottsched's selbst durch das PalaiS. Bor der Pracht, die er ihnen erschloß, standen sie wie gevienvet, Wände und Decken der größten Säle waren von Meißener Porzettanmosack, die Säulen von Mariiwr und reich vergoldet, die Paneele mit blauem Sammet betonet, der Lieblmassarve ber Ministerin. Ans den Fußböden wechselte das kniistoollste Geliucl mit den kostbarste» Teppichen ab. Ueberall die seikeiistea Uhren, die stündlich ein Lied ertönen ließen, riesige Pagoden ans Elfenbein und Gold, Automaten m Gestalt von Hunden uns Vögeln, welche zue bestimmten Zeit an zu lausen und zu fliegen singe», über jeder Tbüre prangte das Wappen Brühl's aus massivem Silber. Die Bibliothek, W.000 Bände stark, war in einem Thurm untergebracht. Jedes Buch war ur Saffian »ut Goldschnitt gebunden und hatte als Lesezeichen ein bereits, farbiges Band, welches unten mit einer kleinen Elienbein- kugcl beschwert und oben mit einer Rosette aus Perlmutter verziert war. Aus dieiem Thnrnie trat man in die Bildergalerie. Dieselbe erhielt ihr Licht durch das gläserne Dach, und Goktiched's erstaunten nicht wenig, als sich plötzlich das weiße GlaS über sime» in blaues und dann in rotheS verwandelte. Ihr Führer hatte heimlich ans zwei Knöpie i» der Wand gedrückt. Durch einen kunstvollen Mechanismus, der hinter dieier Wand verborgen lag, waren nun die farbige» Gläser ans ninnerksichen Vertiefungen heraus und genau vvr das weiße Glas geichoben worden. So erschienen jetzt die Bilder nacheinander in blauer und rothcr Beleuchtung. In allen Hauptstädten Europas hielt Brühl Agenten. d,c ihm Ge mälde kaufen mußten. Einst kam ei» Engländer und bot ihm eine große Summe für seine Galerie. Doch statt der Antwort sprangen auf einen Wink des Gebieters Bediente herbei und warte» den John Albions zur Thüre hinaus. Die Gottsched's wurden weiter in einen langen, ichinnlen Saal geführt, der statt der Möbel nur —*A>lgend« Lylvi jlnGt'g -j lteo. s«en bnrcl »>nd Leid Buche der Zuku» >wl, ilnden zu,», ßn. Sie singen öergäng »iten Viel Line» lese» schon. Diel Sck- » - ßt kein Kopfweh r ne „uch'. — . pathetisch Der Monde, die nun entfloh». Der Menschensreund am St. Sylvester Spricht: Laßt Euer Hoffen mal sein, 8ns GlaS die Zitrone, dann preßt er, Thul Rum «st Zn«r darein. Und bragt und prägt und kredenzt vle Den Mensche», beim NeuiahrSschmauS Und trinkt zu aMeitigem Wöhle Mit „Prpsit Neujahr" sie aus. — Wer die Ausstellung seiner Eanarien und Er ölen besucht hat. welche der Verein Ccmaria 1 vom ). bis 4. d. M- in den Räumen deS Helvia'sche» Etndlissenienttz abhält, wird staunen über die Größe und Vielseitigkeit dieser Ausstellung. Der Prä- miirungssaal, in welchem man aus 900 Kehlen edler Känarien die santten. zarten und unendlich langen Rollen in allen Modulationen zu Gehör bekommt, ist geschmackvoll dekorirt. In dem Hintergründe sieht man von Blumenflor umgeben die Büsten von König Albert Königin Carola und Prinz Georg. In der Mitte des Saalei stehen sehr kostbare Käsige in Schnitzarbeit, sowie Bassin» mit Gold fische» und Geianaskäslen. In einem Nebeniaale sind ca. 400 Ber- kaut-vöael ausgestellt, von welchen di« besten Sänger zu der am 4. d. M. stattfindenden Aerloosnng angetanst werde». Die ü ersten Preise der Lotterie werden vvn den PrämiirungSvögeln ange- worben. I» diesem letzteren Saale sind auch »och eine Kollektion von 90 Stück Donipsaflen (Gimpel) ausgestellt, »velchc folgende eingelernte Lieder in Walzer und Polka Pfeilen : Wik die Blümchen draußen zittern, Blau blüht ein Blümelci». Wir winden Dir den Junqsernkraiiz, In einem kühle» Grunde :e. Diese Vögel bereiten de» Besuchern der Ausstellung besonders viel Spaß, dieselben pleiten diele Lieder in einem so gleichen Tempo, daß man, wen» es der Platz dazu erlaubte, darnach tanzen konnte. Wer den Wunsch hegt, sich einen dieser Dompfaffen anzuscbafsem hat jetzt die beste Gelegenheit. Es gehört bekanntlich zu den Seltenheiten, daß sich Jemand der großen Mübe unterwrrst. diese Thiere aus einen Stand punkt zu bringen, den man säst den Heistungen eines vcrnilnstiaen Geschöpfes aleiwstellen nuichte. In einem weiteren Saale befinden sich schließlich noch ca. 1500 Stück Exoten. Hier sind die größten und kleinsten Vögel zu sehen, welche von Afrika. Amerika. Asien und Australien nach Europa importirt werde». Darunter sind 65 größere zahme und vielsprecvende Papageie», von welchen mehrere Exemplare in keinem zoologischen Garte» Deutschlands lebend zu sehen sind. Das Enlree von 30 Vt, ermöglicht eS weiteren Kreisen, die interessante Ausstellung zu besuchen. — Das i st aber frech! Dieser Tage drang einer aus dem Geschlechre Reineke am Hellen Tage in de» großen Hot des Ritter guts Pmnewch ein. um sich einen Truthahn zu stehlen. Ter Diebstahl gelang dem dreiste» Fuchs, er blieb Sieger über das immerhin kräftige Thier, konnte sich aber seiner Beute nicht lange erfreue», da sie ihm durch ein hinzugekoiniiieiies Kind avgeiagl wurde. — Wie bereits in der Tvnnerstagsnnminer gemeldet ivnrde, verunglückte in der Brauerei W a l d > ch lö ß ch e n ein Krilner- schmied bei der Reparatur eines Brunnens. Die Sbersenerwchr- iiiann Schmidt II. und Brandmeister Hermann bewerkstelligten mittelst des neue» Patent-RauchapparatcS die Rettung desselben. Der Apparat besteht ans einer Vorrichtung, die vvr Mund und Naie gebunden wird und verschiedene sehr kunstvoll angebrachte Lagen vvn Jiltrirstosfe», Salicvlwaite :c. entbält; beim Durchgang durch dieselben wird die Lust genügend vvn allen fremden Stoffe» gereinigt, imi als Athemlust zu dienen. Der Patcnt-Ranchapparat bewährte sich auch in dieiem Falle vollkommen. Am Grunde dcS Brunnens wurde der Bewußtlose anigcinnde» und mittlest Steiger- guncs nach oben befördert, was mst besonderen Schwierigkeiten verknüpit war, da bei der Enge der. Brnnnenröhre em Feuerwehr mann vor, und der andere hinter dem Verunglückten kommen mußte. Es wurde» mit dem Verunglückte» eine halbe Stunde lang Wiederbelebungsversuche „nt künstlicher Athmung veranstaltet, die schließlich «oest von Erfolg gekrönt wurden, r — Zur Verwunderung der Bewohner der Lößnitz wurden dieser »Tage zwei dortige Einwohner, em Gras ScNdew > tz »ad ein ac- fwisser Ziegler, plötzlich in Halt gcnommc». Tie Sache macht dort uni so mehr Aufsehen, weil Niemand weiß worum! >— "—-Der neulich in Meerane von socialdemokratischer Seite im Geheimen mittelst Flugblattes betriebenen Dtinvnnratw» folgte am 29, December «ine ossene. die indessen zu unliebsamen Folgen nicht sübrte. Es winde der am 2 Weibnachtsteiertag verstorbene Restaurateur Johann Ebner beerdigt, der als langjätiriges Mitglied des Stadtverordneten-CollegiumS, als estriger Anhänger der wcial» demokratischen Partei und als Dissident dort allgemein versönlich bekannt war und dessen Leichcnbeaängniß au« diesem Grunde viel seitige Ausmerkmmteit erregte. Es hatte sich eine große Anzahl socialdemokrotischer Parteigenossen eingrsunven. weiche sich in dem Geiolge insofern durch Abzeichen bemerkbar machten, als sie einen Tdeil ilirer rotkcn Taschentücher aus den äußeren Brusttaschcn ker- voizogen, reiv- rotbe Halstücher unigcthan hatten. Auch von aus wärts, besonders von Crimmitschau, waren mehrere Parteigenossen bei diesem Begräbnis« anwesend, so daß gegen 300 Personen, unter ibncn auch viele Frauen, orfie«ell daran theilnahnien, während viele Neugierige sich vor dem Friedhose »nd an den betreffenden Straßen ausgestellt hatten, Ta jedwede Betheilignng der Kirche ausge schlossen war, erfolgte die Einsenkung des Sarges i» die mit grü nem Reisig ansstaisirte Gnstt ohne weiteres Ceremoniell. Einer der Soctaldemokralen iegte sodann am Grabe einen Kranz nieder mit der Bemerkung, daß der Reichstagsadgeordnete Bebel denselben sende, doch als er in seiner Ansprache sortiahren wollte, wurde er von dem Leichenbeslatter unterbrochen und zur Rilke gemahiit. Der Reichstaasabgcoronete Stolle aus Gesa» übergab ebenfalls unter kurzer Ansprache „iin Name» vieler Freunde" erneu Lvcbeer- eschah von dessen Bruder. Feier verlief ohne jeden rr-2 — Sv/) -chränke ans Poliwiiderhvlz entmelt. Hier waren in 600 kostbaren kränz mit farbiger Schleife; ein Gleiches Hube 1500 Mappen die Kupferstiche auibewahrt. Tan» kam in drei überfüllten Lälen das Naturalienkabmet. Ans dieiem gelangte man in das Theater, von da in den Mnsiksaal und daraus in die Garderobe Sr. Erlauchte» Excellenz, die eine ganze Flucht großer und kleiner Gemächer in Ampruch nahm. 500 seidene, sammetne, gestickt Trauer- und Hauskleider. 600 Schlströcke. 200 Paar Schi, ,Ebeling führt 2000 Paar Schuhe und l500Paar Stieiel an) Perrücken. 30 Hute, 139 Hnttederu, 47 Pelze, 3000 Paar Spitzen- mawchelken - das las der Führer den erstaunten Leipzigern aus dem Garderobcbuche vor. Ferner waren noch n. A. vorhanden: 843 Tabaksdosen. 200 Packte Sch»upstabak, 102 Taschenuhren. 29 Svazrerstöck. 87 Brillantriiige. 67 goldene und silberne Riech fläschchen n»d 2W Flacons mit wohlriechendem Wasser. Auch in den Ställen konnten sich Gottsched s kaum satt iehen. 300 Pferde, arabisches, Hannoveraner und inecklcnbnrger Geblüt, stoßen aus Mormorknvven. Nicht weniger Interesse flößte dem Prosessoc und 'einer Gattin die Konditorei und der Weinkeller ei». Die Straß burger und Pariser Pasteten, die Chokolade ans Wien, die Konfi türen aus Venedig und Rom wurden in silbernen Gesäßen ver wahrt und in de» Weiickllern, die sich unterhalb des Palais bis zur Terrasse erstreckten, lagen die Stücktässer neben und auseiiignder. Ter Führer zählte über Hunderte der feinsten Sorten aus. Brühl's gewöhnlichster Tischwein, der Lacrvma, wurde selbst seinen Dienern gereicht. Die Leipziger hatten vollauf Gelegenheit, sich von den Daselstenden Seiner Erlauchten Excellenz zu überzeugen. Svenlen sie niit ihm »nd iemer Gemahlin allem, so wurde» dreißig Gänge aistgetragcn War aber »ur noch em Gast zugegen, so käme» gleich noch zehn Schüsseln hinzu und waren lecns Gäste geladen, so schlossen die Gänge erst mit dem sechszigstcn ab. Einmal führte Brühl bei Tafel eine kleine Komödie vor den Gottsched's auf. Nach dem Tischgebete, welches er selber sprach, befahl er, alle silbernen Schussel und Teller nach jedem Gange zum Fenster hinaus und in die Elbe zu werfen. Natürlich Halle er vorher unter dem Wasser Netze ausspannen lassen. Dann ging es in Brühl's Begleitung nach Mvritzliurg; die Kutsche war rosoroth und mit lechs Pferden bespannt. In Pillnitz, wohin der König das be rühmte Paar in einer vergoldeten Gondel fahren ließ, machte ein Kaninierheir die Honneurs, aber die aiigeiiehmste Ucberrajchung ivnrde Gotiiched's vor ihrer Rückkehr nach Leipzig z» Theil, Auf dem Brühl'icken Hauslheater führte eine erlauchle Gesellschaft eine Komödie der Gvtt'chedm a>st- .D.«- Hausfranzösin." -7 «Mt» lb der , irren geborene thuiiisperachen denHad'H« stchck Mädchen Ist der B»i eines falschen Namens «ersone» branstragt, kain die «enamste a Bäckermeister JunghanS glaubwürdigster Weise vor, Gpringer in Blasewitz geschi Empfang zu nehme», da ganz ihren Besuch angesagt habe. Um tbe des Kuchens zu lMimmc«:. Nannten >1 4» M. istKst !ln» dt« An« der jedoch ni tt bleibend zu gerej in vier esrhnldigt. u» in , ,la«de war. « »führen Da»lb,i e». sowie der Nen""- em Vvrgrbem ^on dr ^ UWWk". re», welche sie verzehrte. » >c»stfirt und in größter Eile lu lasewitz, schwindelte demselben sei von der Flascbenbierhänd eine größere Quantität Küche uuvermnthct eine Kassee-Gesell iäcker »och mehr zpr He te stk poch meh irdenen Jlr^cbern und Bäckern und br MHe gäbe des Kuchens zu pestmtmcc, peilellle Ilk sivch mehr Küche, den Nachmittag und machte die Sache sehr pressant, woran die verlangte Krüge Backwgare auch ausachändigt »ugrde. Na Die ganze dem Mnsikdirecwr Stolle, störenden Zwischenfall. — Seit dem Jahre 1585 wurde von dem am 22. Sri 1515 gegründeten Grminasrunr in Freibcrg zu Ehren des ember utz- ^ Kre > vergzu Ehren des Schn Patrons St. Gregvrius der mit Musik verdunvene Gregorius-Um- gang gehalten, der erst in unserem Jahrhundert auigebooen wurde. Aiwealsiiigilmzuge der „Curridaner" bestanden aber bis jetzt weiter, wenn dieselben auch mehr und mehr beschränkt wurden. Das Singe» vor den einzelnen Bürgerhäuser», bei dem die jungen Sänger ost dem rauhen Winterivetter ausacsetzt waren, ist längst abgeschafft worden. Jetzt besteht aber in Jreibcra die Absicht, die Ssiljznmzügk der Chorjchüler vollständig aliznichMn, wogegen der daß der kirchlich , .. . ichasfc Vorstand des dortige» Alterthumsveeems, Herr Stadtrath die verlangte Krüge Backwgare auch ausgchändigt wgrde. Na die Persönlichkeit der jugendlichen Schwindler!» iestgestellt wuc. , kolgte deren Vorführung zum Gemeüwevorstand in Lau begast. ! „t gegenüber sie sich den Namen Fiedler beilegte und bis m'S klemsteD noch weitere solsche Angaben macht«. Die kleine Abettteuerii als Geburtsort GrvtzrölirSdors an und als sie daselbst hinbes werden sollte, aab sie der Wahrheit die Ehre und nannte aus s Wege ihren rechten Namen. Wege» Betrugs wird die Sch. Tage» Getängniß. sowie wegen Angabe eines falsche» dkm» einer zweitägiae» Haststrcste vernmieilt. Erstere Strasve, gilt durch die Untersuchungshaft als verbüßt. — Als gewerbo..».g>uc Taschcndiebin versuchte die verehel. Cigarrciialbciteri!! Angusie Pauline Ohnedorf, 1849 zu Frelberg geboren, mit ziemlich glücklichem Erfolg ihr Heil. Die Angeklagte saßt« Posta vor Schauläden, welche viel von Neugierigen und Käufern betrachtet wurden und verstand eS mit vielem Geschick auS den offene», ziemlich husten angebrachten Taschen der Damenpaletot« Portemonnaies mit Geld heimlich wrgzusübitze». Wenn »un auch durch die Mvde-Thorhcit der Versuchung zum Diebstahl viel freier Spielraum bewilligt ist, kommt nebenher die außerordentliche Frechheit in Betracht, und so trifft die Angeklagte eine Gesammtstrase von 2 Monaten und 3 Woche» Gefäiianiß, wovon 3 Wochen als durch die Unterluchungs- hast für verbüßt gelten. — Schon mehljach wurde der lMhngc Friedrich August Ernst Zimmermann mit harten Freiheitsstrasen belegt, indem er daS7. Gebot ötters rgnoriete. Eine Bahnarbciters- eheirau wurde durch ihre» Mann zum Äebnrtstaar mit einer hübschen Taschenuhr beschenkt, welche aus dem Geschäfte von Zimmermann'S Baker stammte. Der grenzenlose Leichtsinn und die Genußsucht dcS Angeklagten waren die Veranlassung, daß er ohne jeglichen Anttrog der Beschenkten einen Besuch obstattete mit« dem Vorgehen, die Uhr bedürfe noch einer kleinen Reparatur, die er noch ausstihren wolle. Nachdem ihm die Uhr eingehändigt winde, versetzte Z. dieselbe für 13 Mk. den Pfandschein verlauste er tür 4 Mk. und verschleuderte das Geld in liederlicher Gesellschaft. In Gemäßheit der vielfachen Vorstrafen trifft ihn diesmal die cmpfnid- liche, aber gerechtfertigte Strafe von 4M'v»aten Gesängniß, wovon 2 Wochen als verbüßt gelten. — Wege» thätlicher Beleidigung seiner Ehefrau, mit welcher der 1839 zu Warschau geborene Kauf mann Jakob August Rauscher in der gemcinsihastlichen Wohnung eine eheliche Differenz gehabt, erwirkte derselbe eine Geldstrafe von 50 Mk. — Amtsgericht. „Ein Titel muß sie erst vertraulich machen" sagt Mephistopheles im ganst zum Schüler in Bezug au» die Weiber. Dieier Ansicht schien der Gärtner "Albert Oswald Seifert ans Briesnitz ebenfalls nicht abhold zu sei», als ersieh in einem hiesigen Restaurant „Herr Jiispeklor" üüstire» ließ. Im Januar 1885 konnte er eine Zeche der Kellnerin Auguste Menzel nicht begleichen und dieselbe wurde dem „Herrn Inspektor" bereitwilligst creditirt. Unter dem Vorwände, eine Reise nach Königsbrück vvrzubaben. ließ er sich von der sreundliche» Bier schenkenden Hebe »och ein Darlehen vvn 3 Mk. geben, mit der Versicherung seinerseits: „Menge» bring' ich es wieder!" Morgen kam der Herr Inspektor jedoch nicht wieder, er zog eS sogar vor. sich bald ei» Jahr lang von der betr. Wirth- schast ier» zn halten. Nun riß selbstredend der Geduldsiade» der Kredit- und Darlehen - Spenden», sic stellte Recherchen über die Personalien des Herrn Jnspcttors an, der bald als Herr Seifert ans Bricßiiitz ermittelt ivnrde. Nachdem der Genannte ei» gerichtliches Billel-Doux über diese Affaire empfangen, hatte er nichts Eiligeres zil thu», als leine Schuld in der Höhe von 6 Mk. zu enüichten. Die Sache konnte dadurch aber nicht rückgängig gemacht werden, da die Kgl. StaatsanwciMchast hiervon Kcnntiiiß hatte. Ans Be frage» des Herrn Vorsitzenden, weSlialb S. so lange Zeit sich nicht in der Restauration habe scheu lassen, crwiederte der Angeklagte: „Ich kan> deshalb nicht, weil der Wirth glaubte, ich pvnssire das Mädchen!" Nach den Ergebnissen der Beweisaufnahme war jedoch kein wahres Wort an dieier Behauptung. Wegen Betrugs in zwei Fälle» wird der ..Herr Inspektor" ohne Amt zu 6Tage» Geiaiigniß verurtheilt. — Die bisher nnbeslraste Köchin Johanna Henriette verw. Gottsehick, welche zeitweise in der hiesigen „Centralhalle" be schäftigt war. konnte der Berüichrma nicht widerstehen, zu ver schiedenen Malen mehrere P,und Kalbfleisch aus der Küche heimlich mitgehen zu lassen. Diese widerrechtliche Annexion lukullncher Waarc hat die Angeklagte mit einer Woche Geiängniß zu verbüßen. — „Ich habe kein Nachtquartier, arretirc mich, Du Lumo l" redete der schon viel'nch vorbestrafte Maurergeselle Karl Wilhelm Lau, 1853 geboren und kam» der Gcsangenanstalt entlassen, am Abende des 17. Dez. einen Nachtwächter an. Seinem Wunsche wurde allerdings entsprochen, ihm jedoch wegen Beamtenbeleidigung »och eine Gesüngnißitrnfe von 3 Tage» überdcm zudikürt. — Der 18jährige Kellner. Karl Albi» Plöttner. trotz seiner Jugend bereits einmal wegen Diebstahls vorbeslrast, machte sich der Unterschlagung und deS Diebstahls schuldig indem er eine geruiidenc goldene Nadä an sich behielt und eine Taichenuhr seines Gr- ßvaters aus dessen Pulte entwendete. Für diele Delicte wird eine isesäugnißskase von 3 Tagen ausgeworscn, welche durch die Uiitersuchiingslialt als ver- bnßt gilt. cuo»e,»r»„„ »«« 1. Ja». <v,r,«r«er »»L 0«k»rvisolt. w»a«r,»« Nr. IS, l »I,r: 7LS viNNw.. t grfN«ieu. rnerm,«ktr»,ra»h »ach «e»»«ur. »««„rratn,! böchfle: 1 «r»d Wärme. »Irdrtifte: L',. Sro» «tltt. vedeck«. WM»: «kd-WInd. Eldhvve in Dresden. 1. Januar. Mittags: 162 Seat, unter o. lach, sich öffentlich ansipricht, indem cr daraus Hinweist, altehnvürdiae Brauck aus verschiedene milde Stiftungen gesinnter Männer und Flauen geoniudet ist. die sich einst durch Len frommen Gesang der Jreiberger Cnrrendancr erbaut kühlten. — Aus einem nur Wenige» angenehmen absonderlichen Fahr- ^ . g wurden bei Neudörichen' von 2 Männern aus einem Fischerkahne eingeholt, welche ihr Boot verließe» und auch noch auf der EiS- tascl Platz »ahmen. Bei den Fischerhäusern wurde letztere angelegt, »ni zerkleinert in den Eiskeller geschasst zu werde». — In Leipzig wurde ein Kolporteur ausgegriffen, welcher eine größere Anzahl von Neujahrskarten mit anstößigen Abbil dungen bei sich führte. Letztere wurden mit Beschlag belegt. — Ein frecher Gauner in Leipzig tras einen eben zugereisten " ' -- - - - § Verhältnissen, loß ' Dienstkliccht, erknndigte sich nach denen naiv und händigte dem Betrüger 40 Mark all-, leicht verdienten Summe verschwand. In Löbau verkündete der sofort mit der . am Sylvester Nachmittags die Sturmglocke den Einwohnern der Stadt, daß noch am Schluffe deS chen sei. Es brannte ' M'sttaak , . ^ . Schluff Jahres Jener anSgebrochen sei. Es brannte die 20 Minuten vor der Stadt gelegene Simon'scbc Textilfabrik vollständig nieder. Ur sache» sind zur Zeit nach unbekannt. ragesqeschtchte. Am zweiten Feiertag sind in Berlin in verschiedenen Stadt- geaenden 11 neue Bicrhallen von der Berliner Bierhallen-Aktien- gesellschaft eröffnet worden. Der Verein Berliner Gastwirthe hat olle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Eröffnung dieser Lokale zu binlertreiben. Er hat insbesondere die dortigen Brauereien gezwungen, dieBicrlicscruna kür diese lästigen Konkurrenten zu verweigern. Erreicht wurde mit dieser Agitation »ur, daß die Gesellschaft sich »ach Magdeburg gewandt und mit dortige» Brauereien Verträge abge schlossen hat. — Ei» belgischer Unternehmer, ein Herr Procope, wird demnächst dort in Arbeitervierteln zwei Speijcanstalten nach'Pariser Muster emrichte». Gegen Erlegung vvn 5 Ps. wird jeder Besucher dieser Lokale das Recht haben, eine lange Gabel in einen großen Kessel zu tauchen und irgend ein Stück der darin aufgesammcltcir Herrlichkeiten, ein Stück, einen Krebs, einen Gänsemagen oder — gar nichts zil ergattern. Wer zwei oder mehrere Male sein Glück „Gabrl-Hazard" versuchen will, muß zuvor je 5 Ps. neu erlegen. Ob dieses nicht sehr appetitliche Spiel bei unseren Arbeitem ebenso viel Glück haben wird, wie bei den Parisern, bleibt abzuwarten. Jrdeiüalls zeigt diese» Unternehmen von Neuem, wie sich auch die ausländische Spekulation immer mehr der deutschen Hauptstadt zuwendet. ; Einen der Beachtung werthen Vorschlag zur Reform der Ziickerffcuer macht die „Nnt.-Ztg.". Sie schreibt: Unter den ob waltende» Verhältnissen, bei der jeder Aenderung deS Besteuerungs- systenis widerstrebenden Haltung der Regierung und dem Üeber- wiegen agrarischer Interessen im Reichstag, wird man sich kaum der Hoffnung hingebcn können, einen neuen Steuer-Modus durch setzen zn könne», lieber die Nothwendigkrit, die Reichseinnahmc aus der Zuckerstcner wieder herzustellen, ist jedoch alle Welt einig; und wir möchten deshalb einen Vorschlag zur Erwägung, stelle», der lediglich dieses Ziel aus dem Wege der ledigen Material- oder auch etwas weniger, dergestalt »u kontingentiren, daß die scheu Zuckrrprodnzenten unter der Voraussetzung der Vvrarbei- > des der Berechnung zu Grunde liegenden Minimums von irn. für jenen Ertrag als Grsammtheit ausznkommcn habe». die Regierung könnte unmüqlich diesem Bor den! tUNl Mil Wir sollten meinen. <>
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