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Dresdner Nachrichten : 04.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-04
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.07.1899
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Dpes-irev Nachpichten. Nr. L83. Seite 2. »» Dienstag, 4. Juli L89S Städter« beim Kaiser Nikolaus nachgelucht, in welcher sie eine die Pnlandklche Frage betreffende Adresse überreiche» wollten, die von über 1000 Gelehrten und Künstler» aus Frankreich, England, Lesterreich-Unaarn, Deutschland, Italien, Belgien. Schweiz. Dänemark. Schweden-Norwegen unterzeichnet ist. Eettinje. Prinzessin Jutta von Mecklenbnra-Strelitz kommt mir ihren Eltern am 25. Juli in Antivari an. wo am 26. ihr Alebertrttt zum griechischen Glauben slattfinde» wird. Am 27. Juli At die Ankunst in Cettime fcstgestellt, Es iverdcn große Vor- 'bcrcitungen hiersclbst getroffen. Dschibuti. Leontieis ist vom NeguS Menelik zum Gouver neur der Aequatorialprovinz Aethiopicn ernannt worden. Gleich zeitig ist die Soeiätä »uonxiiiv dos peovinevs soquatnrinleo anerkannt und deren Gebiet um die Dedschaz-Provinz vermehrt worden. Die Berliner Börse zeigte heute ein wenig freundliches »Gesicht. Der Ausweis der Reichsbank über die Bewegungen der Konten in der letzten Jnniwoche ergiebt eine ziemlich bedeutende Inanspruchnahme der Mittel und eine Ueberschrcitung der steuer freien Nolenrcierve um rund 110 Mill. Mk.; man hegt deshalb Besorgnisse wegen der ferneren Gestaltung der Geldverhältnisse. Das Geschäft war äußerst beschränkt. Neuere Nachrichten aus Herne, welche aus eine endgiltige Beilegung der dortigen Unruhen .schließen lassen, wirkten beruhigend, so daß die Kurse wenig ge drückt waren. Bergwerke waren noch am lebhaftesten, Kohlen- werthe höher. Von Banken waren Diskontogescllschaft befestigt aus neue Unternehmungen der Gesellschaft. Von Jndustriepapieren waren namentlich Norddeutscher Llohd lebhaft und besser. Von fremden Renten Türken sest und Spanier weichend. Kummer lebhafter gehandelt und 10- Proz. höher. Die Börse schloß fest. Privatdiskont 3V» Proz. — Der SpirituS-Markt verkehrte m fester Haltung; 70er 41,50 Mk.. also unverändert. Termine aus Deckungen 20 Pfg. niedriger. An der Getreide-Börse wurden bereits am Frühmarkt bei mäßigen Umsätzen Weizen und Roggen um 50 Pfg. besser bezahlt. Weiterhin trat eine Be festigung namentlich für Roggen ans die Meldungen über schweres Unwetter in Rußland ein. Hafer ruhig und behauptet. Nach Ermittelung der Ecntralnvtirungsslelle der preußischen Landwirth- »haftstäniinern wurden bezahlt in Berlin: Westen 162,5»», Roggen 151, Hafer 147 Mk.: Stettin-Stadt: Weizen 160,5c», Roggen 14!.», Hafer 135 Mk. — Wetter: Regen; Westwind. grauNurc a. M. (Schlich.) aredit Ll8.ua. DiSconio N>7,Si>. Dresdner Bank —. Staatsbahn —Lombarden 93,30. Laurahütte —Ungar. Gold — Portugiesen 26.20. Fest. Paris. I9öllhr tirachrnittagS.) Nente 101,00. Italiener 95,52. Spanier 60.90. Portugiesen 26,90. Türken 22.05. Türkenloose 127,60. Ottomanbank 666,00. Staatü bahn 747,00. Lombarden 167,00. Träge. Paris. Produktenmarkt. Weizen per Juli 20.16, per Novbr.-Febr. 21,45. fest. Aüböl per Juli 50.26, per Januar-April 52,75, ruhig. Spiritus per Juli 12,75, per Januar-April 37,75, fest. Amsterdam. Produkten-Bericht. Weizen per November—, per März—, geschüftSloü. Roggen per Oktober 144,00 per Märj —. London. (Produkten-Bericht.s Weizen träge, Mehl ruhig aber stetig. Runder Aai-5 sest. gemischter amerikanischer ruhig. Hafer mwerändert. Von schwimmendem Getreide Weizen träge, Gerste fest, gemischter amerikanischer Mais fester. — Wetter: Bewölkt. Oertliches und Sächsisches. — Se. Maicstät der König trns gestern Vormittag halb I I Uhr von Pillnitz im Rcsidenzschloß ein und nahm die Borträge der Herren Stcnilsministcr und mehrere militärische Meldungen entgegen. Nochmiltags 2 Uhr crtheiltc Se, Majestät der König etwa 100 Herren vom Eivil Audienz. Sie statteten dem Monarchen ihren Tont ob für die ihnen zu Theil gewordene Standeserhöhnngcn, Ordensverleihungen :e. — Zu der Königlichen Tosel im Schlosse zu Pillnitz, die gestern Nachmittag 5 Uhr stattfand, waren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Jhre Ezecllenzen der Königs Preußische außer ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Wirll. Geh. Roth Graf Tönhoss, der König!, Bäuerische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Siaatsrath Freiherr v. Niethammer, der Kaiser!. Rustische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Geh, Rath Baron Wrangel. sowie die Herren Staatsministcr Execlleiizcn Tr. Schnrig, v. Metzsch, General der Jnjanterie v. d. Planitz und v Watzdorf, — Ihre Mmestät die Königin beehrte gestern abermals die Deutsche KnnstanSffellung mit ihrem Besuche. Begleitet war Ihre Majestät von der Hofdame Iran Gräfin Reuttner von Weyl, Herr Professor Kießling und Herr Kommerzicnrath Halm hatten die Führung Ihrer Majestät übernommen. Während Ihre Majestät den Lenbach-Saal in Augenschein nahm, besichtigte die Frau Gräfin Ziinftirchci» mit dem Hvsfräulcin von Naundorfs, die eben falls der Kunstansslcllung in» diese Zeit einen Besuch abstatteten, die Cranach-Abtheiluiig, Gemeinschasllich wurde sodann der kleine und große Berliner Saal in Augenschein genommen, Ihre Majestät bekundete häufig ihr lebhaftes Interesse an mehreren Bildern, Sodann nahm die hohe Frau die Gemälde der Hamburger und der Weimarischcn Säle, ferner den Keinen Saal der Era»cich-A»S- stcllung und tüiislgcwerbliche Gegenstände in Augenschein. Be sonderes Interesse bezeugte Ihre Majestät den Goldsachen von Carl Rvthmüller. Zinn Schluß besichtigte die Königin die Bild werke der großen Halle. Hier gefielen vor Allem die Marmor- grnvpe von BegaS „Pan und Nymphe", ferner die Bronzcgruvpc von Ludwig Caner „Durst", das Grabmal Schweighvfer's von Robert Diez und der Sarkophag für Kaiser Friedrich von Nein hold BegaS Gegen 1 Uhr verließ Ihre Majestät die Königin wieder dre Kunstausstellung und stellte einen nochmaligen Besuch in Aussicht, — Ihre Käiserl. und Königl, Hoheit Frau Prinzessin Friedrich August beehrte die Frisirsalons von Scholich n. Werner, Hvfsrisenre, hier, MoSezinSkvstraßc 5, Hotel du Nord, mit ihrem Besuche. — Ihre König!, Hoheit die Frau Herzogin-Mutter von Genna traf gestern Vormittag nebst Suiten von Pillnitz im Rcsidenzschloß ein und empfing daselvst den Königl. italienischen außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter in Berlin. Generalleutnant Grasen Lanza di Busca. Execllenz, Nachmittags 1 Uhr besuchte Ihre Königl, Hoheit das Grüne Gewölbe und daran anschließend die Königl, Hossilbertämmer. — Se, Majestät der König hat genehmigt, daß der Kvmmer- zicnrath B l ü th »er zu Leipzig de» ihm von Sr, Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Osmaiiic-Orden 3, Klasse nnnchme >md trage. — Se. Maicstät der König hat dem juristischen Sekretär beim Apostolischen Bicariate im Königreiche Sachsen. Bezirtsgerichts- Aisessor n, D. Franz Binccnz Maria Poland in Dresden, den Titel und Rang als Hofrath in der vierten Klasse der Hofrang- Ordnniig verliehen, — Dem Amtsgcrichtsrctthe Gustav Moritz Einil Oben aus in Oederan wnrdc bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Ritterkreuz 1, Klasse vom Albrechtsorden verliehen, — Der Schaffner bei dcrSlaalSeiscnbahnverwaltnng Friedrich Adels M üller in Dresden erhielt das allgemeine Ehrenzeichen, — In der hiesigen rn s s i»ch e» G es a nd ts ch a ftSkir ch c fand ani Sonntag Vormittag iin Anschluß an die Liturgie an läßlich der Geburt der Großfürstin Maria ein Tedenm statt, welchem das Geiandtichasspersonal beiwohnte, — Um denjenigen nativnalgesinnten Deutschen, welche ge legentlich ihrer bevorstehenden Soinmcrreiscn die Absicht haben, das Grabmal des F ü rsten Bi s m arck in Jricdrichsrnh zu l ejnchen, Klarheit zu verschaffen, unter welchen Bedingungen und Verhältnissen dies möglich ist, haben wir an die Schloßverwaltung daielbst eine diesbezügliche Anfrage gerichtet und darauf folgendes Schreiben erhalten: „Fricdrichsruh. 1, Juli 1890. Ans Ihr ge fälliges an die hiesige schloßvcrwaltuiig gerichtetes Schreiben vom 29, v, Mts, theile ich ergebenst mit. daß der Zutritt zur Grust- tapclle dem Publikum bisher noch nicht hat freigegeben werden lönnen (wegen mangelhafter Austrocknung des Baues u, s. w,). 'Nach erfolgter Freigabe, deren Zeitpunkt sich heute noch nicht be stimmen laßt, wird »regen des beschränkten Raumes stets nur eine geringe Zahl bon Personen aus einmal hinein gelassen werden können, cs wird sich daher empfehlen, nicht zu zahlreich zu kommen. Einigen Vereinen iit, ans vorherige Anfrage, der Zutritt bisher gestattet worden, doch auch nur tu kleinen Gruppen auf einmal. In vorzüglichster Hochachtung Ihr ergebenster Tr, Ehrpsander." — Amtsgcri ch t, Tie am Donnerstag ansgesetztc Urtheils- verkündung in dem Nachspiel zu dein Löbtauer Land- fr i e d e n s b r u ch - P r o z c ß gegen den verantwortlichen Redak - tcnr des „Vorwärts", August Jacobe», den verantwortlichen Redakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung". Karl Bcner und den Verleger eines in Dresden und Umgebung verbreiteten Flugblattes. Ernst Lienicke, fand gestern Mittag statt. Es wurden ver- nrtheilt wegen Beleidigung: Lienicke zu 1 Monat Ge- sängniß. Jacobe» und Bc«cr zu je 2 Monaten Gcfängniß. Tie Kosten des Venabrens haben die Angeklagten zu tragen. Der Tenor des UrtheilS ist im „Dresdner Journal" und in der „Säch sischen Arbeiterzeitung", betreffs Jacvbeh's auch im „Vorwärts" bekannt zu geben. Die noch vorhandenen Stücke des von Lienicke verlegten Flugblattes, sowie der Stummer» 39. 40. 41 und 42 der „Sächsischen Arbeiterzeitung", und der Nummern 39. 41 und 43 des „Vorwärts" sind unbrauchbar zu machen. Strafschärfend fällt bei der Strafabmessung inS Gewicht die Grundlosigkeit und Schwere der Beleidigungen gegen Beamte, die in Erfüllung ihrer Dienstpflicht handelten, die allen Anstandes entbehrende Form der beleidigenden Aeußerungen. die intensive Verbreitung derselben, die Fortsetzung der Beschimpfungen und die Vorstrafen der An geklagten : zu Gunsten der Angeklagte» sprach, daß sie sich in einer ge wissen Erregung über das nach ihrer 'Ansicht harte Urthoil im Löbtauer LandsriedenSbrnch-Prozeß befunden babe» mögen, daß ihr Mit gefühl gegen die Verurtheilten rege geworden sei und daß sic von einer gewissen Verbitterung gegen das „Dresdner Journal" wegen seiner sonstigen Haltung gegen die Sozialdemokratie erfüllt ge wesen sein mögen. Aus der urthcilübcgründnng ist weiter hervor- zuheben: Die Angeklagten haben zum Theil eingcräumt, die be leidigenden Aeußernngen ihrer Form »ach gekannt z» haben, Be»er und Jacobe» haben unter Ablehnung der Nennung der Verfasscr jener Artikel zugegeben, daß sie von dein Inhalt derselben Kennt lich hatten, Lienicke dagegen hat bestritten, vor dem Erscheinen des Flugblattes dessen Inhalt gelaunt zu haben, er habe nur in der Sitzung eines Komitees, das sich zur Unterstützung der Familien der im Löbtauer Prozeß Verurtheilten gebildet hatte, seine Einwilligung zur Verlcgerschast erklärt. Ob er bei der Ver breitung thätig gewesen ist. ist nicht erwiesen; jedenfalls hat er die Verbreitung des Flugblattes nicht verhindert und dadurch dessen Jnhalt gebilligt. Der Einwandrer Unzuständigkeit des Dresdner Gerichts in Bezug ans die Sttasversvigung Jaeobctt's ist ab- znweijcn, da der „Vorwärts" hier in Dresden in vielen Exeni- plarcn gelesen wird»!) Ferner ist bestritten worden die Nechtswirl- jamkcit der am !>, März dS, I, vom Königl, Ministerium des Innern erhobenen Anklage mit der Behauptung, daß die mit der Schristleitung des „Dresdner Journals" betrauten Personen nicht Beamte im Sinne deS 8 >90 des Reichsstmsgesetzbuches seien. Stach diesem Paragraphen ist die Voraussetzung iwthwendig, daß Beleidigungen von Beamten vorlicaen, während diese i» ihrem Berufe thätig waren Stach h 3,9 des geltenden Gesetzes ist für die Beamtcneigenjchast Voraussetzung, daß die betreffenden Personen zum Dienst angestellt sind Es ist glcichgiltig, ob die Anstellung auf Zeit oder Lebenszeit, ob sie unter dem Eid oder nichtcidlich geschieht. Es ist durch Zeugen erwiesen worden, daß die Beamte» des „Dresdner Journals" eidlich als Staatsdiener in Pflicht genommen worden sind. Weitere Voraussetzung der Be- aintcneigenschaftcn einer Person ist, daß sie im Dienst des Reiches oder eines der Bundesstaaten angestellt ist und daß sie berufen ist. zur Herbeiführung der Zwecke des Staates thätig zu sein. Da cs vfsciilundig ist, daß das „Drcsdn, Jonrn." vom sächsischen Staat herausgcneben und vom Königl. Ministerium des Innern verwaltet wird und die Mittel zur Erhaltung desBlatteS vom Landtage bewilligt werden, so ist das „Dresdner Jonrn," als ein den Staatszwecken dienendes Organ anznschcn und darum sind auch die zur Bc- arbeitnngdesJnbalts dieses Blattes verwendeten Personen als Bcamtc zu betrachten. Wenn ein Staat eine Zeitung beransgiebt, s» geschieht dic-S aus dem Grunde, in einer dem Zwecke des Staates dienenden Weise wirksam sein zu können, er verfolgt damit einen höheren Staatszwcck und solche Wirksamkeit gehört zu den Ausgaben deS Staates. Die vom Staat zur Bearbeitung deS Blattes ver wendeten Personen haben die ihnen übertragenen Geschäfte dem Zweck der Sache gemäß zu vertreten, und wenn auch keine dies bezügliche schriftliche Vereinbarung vorlicgt, so wird ihnen doch eine dahin gehende mündliche Anweisung erihcilt, ja es muß svgar aiü selbstverständlich gelten, daß sie bei ihren Geschäften in ciner dem Staatswohl dienlichen Weise zu verfahre» haben. Sie sind Beamte nicht mir betreffs des amtlichen Theils. sondern a u ch in Bezug aus den nichtamtlichen Theil des Blattes, denn gerade dieser Theil der Zeitung dient den Staatszweüen, Wenn nun von diesen Beamte» behauptet wird, in einem unter ihrer Mit wirkung veröffentlichten Artikel seien Lügen. Fälschungen, Tänsch- nngcn :c. vorhanden und gegen sie selbst die Ausdrücke wie „Journal- sälicher" u, s, w, gebraucht werden, so sind sic in Bezug aus ihren Beruf beleidigt worden, denn diese Acnßerungen enthalten schwere Ehrenlrüiilungen, Schon der Form nach sind alio Beleidigungen in den inlrinlinirten Ariikeln der sozialdemokratischen Presse ent halten, aber auch in Bezug ans die tbatsächlichen Behauptungen ist der Beweis der Wahrheit völlig mißlungen, AnS dem Artikel des „DreSdn. Jonrn," ergiebt sich mit Teuilichkcit. daß er nicht als eine Begründung des Urtheils in lenem Prozeß angesehen werden will. Ans den gerügten Weglassungen rcsp. den Zufügungen in die in der Hauptsache avgedrnckt'e Anklageschrift ergiebt sich nicht, daß die mit der redaktionellen Bearbeitung betrauten Beamten ihre Pflichttreue verletzt bätten, cs ist auch nicht erwiesen, daß die Beamten etwaige Unrichtigkeiten gekannt Hütten, Es lag kein Grund vor, die Beamte» wegen einiger unerheblicher Unrichtig keiten in der geschehenen Weise zu beleidigen und zu beschuldigen. Und wenn die Schristleitung des „Drcsdn, Journals" am Schlüsse des bercgldn Artikels aus die Sozialdemokratie als die eigentliche Urheberin der bedauerlichen Exzesse in Löbtau hinwies, »o erfüllte sie nur ihre Pflicht, den Staatszwecken zu dienen, nämlich ans die Gefahren hinznweisen, die dem Staate durch die Sozialdemokratie drohen, Ter Rechtsschutz des 8 193 konnte den Angeklagte» nicht zugcbilligt werden. Wenn auch das Recht der Presse nicht an- getastct werden soll, wirklich bestehende Mißstände zu rügen, ja sogar mit sachlichen Gründen einer Rechtssprechung, die für weite Kreise von großem Interesse ist, entgegenzutrcten, so können doch jene Erzeugnisse der sozialdemokratischen Presse nickt als solckcn Zwecken dienliche angesehen werden. Wollten sic Unrichtigkeiten darthnn, so konnten sic eine sachliche Darlegung ziehen, sie ergehen sich aber in ganz haltlosen Behauptungen und Schmähungen, so daß angenommen werden muß. daß diese der eigentliche Zweck iencr Artikel waren, und damit ist die erlaubte Grenze für das Recht der Kritik der Presse überschritten worden. — Das Königl Ministerium des Innern hat das Königl, meteorologische Institut zu Chemnitz beauftragt, ein Ver fahren auSzuarbciten, durch »reiches es möglich ist, die Be obachtungen der Witterung in Lachsen mehr als bisher den prak tischen Zwecken der Industrie und Lcnwwirthschast nutzbar zu machen. Nach Ansicht des Instituts ist nur eine wirklich nutzbare Verwendung der Aufzeichnungen auch für die Hochwasser-Meldungen erst dann möglich, wenn es gelingen sollte, die täglichen Meldungen der Niederschlags- und Tcmveratnr-Äcobachtungen von einer ge nügend große» Zahl von Stationen zu erhalten; cs hält darum eine Vermehrung von Stationen für solche Aufzeichnungen für nöthig. — Das Ministerium des Innern hat abermals in einer Verordnung entschieden, daß der Gebrauch einer fremden Sprache in Versammlungen, die sich mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigen, sobald nachtheilige Folgen etwa für den Staat dadurch entstehen könnten, nicht zu gestatten und die Abhaltung solcher Versammlungen zu verbieten bez. thatsiichlich zu hindern sei, — Erinnerung an das frühere Po st wesen. Bei einem Spaziergang über die Königin Carola-Brücke von Altstädtcr Seite aus kommt man am Ende der König Albcrt-Sttaße, da. wo einst die Infanterie-Kaserne sich befand, an eine Reihe statt licher Häuser, deren mittelstes ein großer Thurm ziert, von wo ans unzählige Telephondrähte nach allen Richtungen auslaufen. In den Parterre-Lokalitäten, sowie in der 1. bis 3. Etage befindet sich hierielbst ein Postamt mit Telegraphen-Bureau, wohl eines der schönsten, welches die Stadt aufzuweisen hat. An verschiedenen Briestästen befinden sich die Aufschriften: Briefe für Dresden und Vororte, Briefe nach auswärts, Einwurf für Drucksachen. Die inneren Einrichtungen lassen für die Postbchvrde, als auch für das daselbst verkehrende Publikum nichts zu wünschen übrig. Unwill kürlich erinnerte ich mich bei Besichtigung dieses Gebäudes an die Posteinrichtnng in der Neustadt vor ungefähr 40 Jahren. Es klingt ^vie ein Märchen, wenn man die damaligen Verhältnisse mit den heutigen vergleicht. Damals gab es für die Stadt Dresden nur ein einziges Postamt, und zwar in der Altstadt am Postplatze, von diesem, dein Hofpostamte, war zur Erleichterung der Brief- austragung in der Neustadt aus der Schmiedegasse in dem kleinen langen, jetzt noch stehenden Gebäude bei dein Bataillons-Büchsen macher Trachbrodt eine Stube ermiethet worden, wofür dieser zugleich noch für Heizung und Beleuchtung jährlich zwölf Thaler erhielt — damals waren ja auch die Einkünfte der Post bedeutend geringer denn jetzt! — Täglich um 7 Uhr stich fanden sich im.Hos- vostamte sechs stramme Briefträger in ihren citronengelben Uni formen und blauen Hosen ein, uni zunächst die am vergangenen Tage eingenommenen Postgelder abzuliefern und dann die Briefe ihres Bezirks zu sortiren und von hier aus zu bestelle». Die weiteren Austragungen erfolgten von der SckuUcdeaaffe ans, nach- > dem ein Postbote vom Hosvostamt in einem großen Briefsack dw für die Neu- und Antonsladt etngcaangenen Briefe überbracht hatte und derselbe im Beisein aller Briefträger geöffnet und geleert» auch alle Briese sorgfältig durchgezählt und sortirt worden waren. Diese sechs Briefträger hatten täglich vier Austragungen und dabei oft sehr große Touren, da selbst auch die Antonstadt von ihnen besorgt wurde. Die längste Tour war selbstverständlich auch die einträglichste, diese hatte der älteste Briefträger inne. Das Ein trägliche dieser Stelle lag darin, als der Briefträger sür unsrankirte Briese, die damals vielfach vorkamcn. auch noch außer dem Porto drei Pfennige — den sogenannten Briefträger-Dreier — zu ver langen hatte, welchen er behalten konnte. Fast alle größeren Ge schäftshäuser erstattete» die Portobeträge monatlich an die Brief träger, welche von diesen einstweilen verlegt wurden und wofür sie dann bei der Zurückerstattung ein Douceur erhielten. Der Briefträger-Dreier mußte später an die Postbehörde abgegeben werden, bis er zuletzt abgeschafft wurde. Das tagsüber erhobene Porto wurde ani anderen Morgen an das Hofpostamt abgeliesert. Auch das Briesmarkcnsammeln war zu damaliger Zeit sckon Mode und wenngleich es noch nicht als Sport betrieben wurde, so be laßen die Briefträger damaliger Zeit doch schon sehr schöne Samm lungen, die sie ans die billigste Weise verstärken konnten, da ihnen die Marken von den Briefempfängern gern geschenkt wurden. Ta das Verkehrswesen damaliger Zeit noch ei» sehr einsacheö war und die Ncnstädter Briefträger täglich vier Mal die Neu- und Antvn- stadt durchliefen, sc, bildeten diese gleichsam ein Konsortium für die neuesten 'Neuigkeiten, denn alle Vorkommnisse in der Stadt er- sichre» diese zuerst und wurden durch sie dann unter dem Publikum verbreitet. — Briefkästen gab es ansungs keine, sondern die Briefe mußte» bei Kansleiitcn, die Postannahmestcllen inne hatten, ab gegeben werden, erst später kamen i» sehr beschränkter Anzahl hölzerne Briefkästen ans. Was die Packele anlangt, so mußte Jedermann dieselben in der Altsladt beim Hosvostamt abholen oder cinfgeben. Das Ausstichen des Briefträgers »vor zu damaliger Zeit ein leichteres als jetzt, denn die gelbe Uniform konnte man Straßen weit heraiissinden. Wenn man nun heutigen Tages bedenkt, daß 21 kaiserliche Postämter mit vielen hundert Briefträgern nöthig sind, um den Postverlchr der Stadt Dresden aufrecht zu erhalten, wovon allein 9 Postämter ans die'Neustadt entfallen, und trotzdem die Briefaiislragiiiig für viele Bewohner immer noch nicht früh zeitig genug erfolg!, daß fortwährend hochbepackte Postwagen de» Verkehr vermitteln und Postlarrcn alle Stadttheile durchfahre» und daß selbst das Fahrrad eine große Rolle in der Postbesördcr- img bereits spielt, so muß inan staunen über den ungeheucre» Aufschwung, den das Postwesen in dieser verhältnißmäßig immer noch liirzcn Zeit genommen hat. Heute hat Dresden nahezu 400,1)00 Einwohner mit circa 11,000 Grundstücken und einige» 60,000 Wohnungc» und unwillkürlich denkt man daran: wie wird der Verkehr in abermals 40 Jahren beschaffen sein? --Döbeln, 3, Juli, Der „Sächsische Ncuphilo« lo g cn-Vcrb a nd", der die meisten Lehrer der »eueren Sprache» im Königreich Sachsen, sowie viele Freunde der neueren Philologie als Mitglieder nmsaßt, hielt gestern (Sonntag) in Vcr Aula des hiesige» Königl, RenlgmunasinmS seine 3, Hanpt- versam m l n n g ab. Die Versammlung zählte etwa 55 Herren niid 3 Damen, Als Gäste waren n, A- der hiesige Bürgermeister Herr Thiele und der Königl. BezirkSschnlinipektor Herr Schulrat!) Mushaclc zugegen. In seiner Begrüßungsansprache wies der Vervandsvorsitzende. Prof. Dr. Hartninnn-Lcivzig, ans die Aus gabe der neueren Philologie hin, mit den Mitteln, welche die jremdcn Sprachen an die Hand gebe», bcizuiragen zu der all gemeinen Bildung, wie sic unsere Zeit dcü Weltverkehrs und der zugleich mit Erstarkung des Nationalismus Hand in Hand gehen den Entwickelung des Internationalismus erheischt. Indem dir Philologie in die fremde» Sprachen eiiiführl, lehre sie, der Eigen art der Völler sich bewußt zu werden. Rektor Pros, Dr. Niihl- mann-Döbeln hieß die Versammlung willkammcn und übermittelte Grüße des Herr» Geheimraths Tr. Vogel vom Königl. Kultus ministerium. der in Folge des Gumnasial-Jnbilänins in Reichen- bach abgchallcn war, der Versammlung beizuwotnien. Sodan» erstattete der erste Schriftsichrer, Dr. Kaßmcner-Lcivzig, Bericht über die umsaiigreiche Dhätiglcik des Verbands im verflossene» Jahre. Der Verband ist von 230 ans 255 Mitglieder gewachsen. Tic Thaliache, daß 5 Franzvicn dem Verbände angchören, gab dem Schriftführer 'Anlaß, daraus binzinveisen, daß die Franzosen in neuerer Zeit crsrcnlichcr Weste sich mehr und mehr den deutsche» Neuphilologen aiischließen. Neu entstanden ist ein Ortsvercin der Neuphilologen in Chemnitz (bisher bestanden solche nur in Dresden und Leipzig), neu gegründet ist auch ein baperischer Neuphilologen, verband mit zunächst >2! Mitgliedern. Bcmerkenswcrch ist be sonders, daß der Jahresbericht mehr praktischen Sprachgebrauch und Ermäßigiing der Zahl der schriftlichen 'Arbeiten o» den Real schulen wünscht. Interessante Punkte waren ferner die Mittheilung«» über den internationalen Briefwechsel, über den im Verbände nen- bcgri'liidetcn Wohmingsnachweiü (welcher den Zweck hat, junge» Ausländern, die zum Studium der deutschen Sprache nach Sachse» kommen, heiznstehen), »her den Stellennachweis, Pensions- nachweis :e. Bei der seit 1897 in Leipzig bestehenden Ccntral- stelle für inlernaiivnalcn Briefwechsel, welche den Zweck hat. Zog- iinge deutscher Schule» mit Zöglinge» französischer Schulen durch Briefwechsel zu verdinden, waren im ersten Jahre 1455, nn zweite» 1999 deutsche und 185 sranzösische Schüler angemeldct. Der Jahresbericht wurde beifällig ausgenommen und genehmigt. ES hielt daraus Pros. Dr. Dost-Döbeln einen interessanten Vor trag über „die Psiegc der neueren Sprachen in Sachsen". Redner gedachte des wirtbschastlichen Aufschwungs Deutschlands seit der Begründung des Reiches und betonte, daß man sich ebenso wie im Reiche, auch in England wohlbewußt sei, daß das industrielle Auf blühen Deutschlands und besonders Sachsens, seinen vorzügliche» Schule» und dem sremdjvrachlichen Unterricht mit ^nzuschreibe» ist. Redner bat sich der Mühe der 'Aufstellung einer Statistik über die Zahl der fremdsprachlich unterrichteten Schüler in den höheren Schulen. Handelsschulen und Volksschulen Sachsens unterzogen, worüber er Mittbeilniigen machte: darnach erhallen jetzt im König- reich Sachsen 42,150 LÄüler, das sind 12" a» der Bevölkerung, durch 906 Lehrer in 315 Schulen fremdsprachlichen Unterricht, Am meisten wird Französisch betrieben, Englisch hauptsächlich in den Textil-, Export- und JrcmdeuverlehrSbczirkc» (Erzgebirge, Chem nitz. Leipzig, Dresden). Eingehend besprach der Redner schließlich die Bewegung zu Gunsten der Eiiisühmng des Fraiuösisch und Englisch statt deS Latein an den Lehrerseminaren. Er hält die neueren sprachen als Pflichtfach an den Seminaren für ein Be dürfnis;, was er näher begründete, und begrüßte die vom Königl. Kultusministerium verfügte probeweise Einführung des französische» und englischen Unterrichts zunächst an drei Seminaren des Landes. Die inhastreichen 'Ausführungen fanden lebhafteste» Beifall. Die Versammlung genehmigte zum Schluß noch verschiedene Statuten- 'Acnderilngc», die sich ans den korporativen Anschluß des S. N. V- an den großen deutschen Verband beziehen. Nach der Versamm lung besichtigten die Theilnehmer die hiesige Stadt und nähme» dann im Hotel Gehre gemeinschaftlich das Mittagsmahl ein. Nachmittags folgte ein Spaziergang. — Am Sonntag hielt der Deutsche Färber-Bcrband seinen ersten VcrbanvStag in Chemnitz ab. Nachdem Vormit tags von 9 Uhr ab die Dclegirten-Versammlung stattgefundc» hatte, tagte im großen Saale der „Linde" von 11 Uhr ob die Hauptversammlung, die zahlreich von nah und fern, zun, Theil sogar aus Rußland beschickt war. Sie wurde eröffnet ourch eine Begrüßungsansprache seitens des Vorsitzenden des Ortsausschusses .Herrn Heim. Wilijch (in Firma Theodor Wiliich). in der cr ins besondere Herrn Bürgermeister Gerber als Vertreter der Stadt, ferner Herrn Justizrath Dr. Enzmann, Vorsitzender des Stadt- verordncten-Kulleginms, sowie Herrn Koinmerzienrath Philipp, Präsident der Chemnitzer Handels- und Gewerbekammer will kommen hieß. Hiernach ergriff Herr Bürgermeister Gerber das Wort, um den ersten Vcrbandstaa des Deutschen Färberei- Verbandes im Namen des Rathes und der Stadtverordneten will kommen zu heißen. Sodann begrüßte Herr Kommerzienrat!, Philipp als Vertreter der Handels- und Gewerbekammer die Ver sammlung. Schließlich rief Herr Hermann Friedrich (Vorsitzender des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen Interessen der Färbereien, Bleichereien und Druckereien von Chemnitz und Um gegend) den Erschienenen Worte der Begrüßung zu. — Alsdann folgten die Vorträge des Nahrungsmittel-Chemikers Herrn Tr. Trübsbach über „das Wasser und seine besondere 'Bedeutung für die Färberei" und des Herrn Ingenieur Gräfe von der Firma Alfred Gast, Sächsische Acetylengaswcrke, über „Beleuchtung in der Färberei", mit besonderer Berücksichtigung des AcetylengaseS. Den belehrenden Vorträgen wurde das lebhafteste Interesse cnt- gcgengebracht und den Herren Vortragenden großer Beifall ge spendet. An Einnahmen des Verbandes sind gebucht 4432,03 Mk., an Ausgaben 671,13 Ml., so daß ein Bestand von 3760,90 Mk. verbleibt. Nach den zur Kenntniß der Hauptversammlung ge-
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