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Dresdner Nachrichten : 04.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-04
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.07.1899
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Seite SIS Belletristische Beilage zu Leu »Dresdner Nachrichten". ALker^kei Hie I^crrrerrrVett. Merkspruch: Klug zu reden ist oft schwer. Klug zu schweigen meist noch mehr. Im Sonnenschein. Ueber dem Ausstellungspark liegt goldiger Sonnenschein. Auf den Blättern der alten Ahornbäume, drüben zwischen dem blüherrden Rothdorngezweig. allüberall schweben hellglitzernde Sonnenfünkchen. Gar sich und berauschend düstet der Flieder und bunte Falter schwirren hin und her. Drinnen aber in den Räumen der Kunstausstellung — welch' ein Wogen und Drängen! Graziöse Backsischlein. die in ihren Hellen Sommer- Leidem wie Libellen hin- und wiederschwebeu, mit forschenden Augen die neuen Kunstwerke musternd, mn vor allzu modernen Gemälden schämig zu erröthen — Kritiker mit strenger Miene und einem Notizbuch!, in welchem sie emsig kritzeln. Dann wieder Provinzler, die ihre Blicke verständnchlos von dem in ihrer Hand befindlichen Katalog zu den verschiedenen Kunstwerken schweifen lassen. „O. diese Hitze!" so stöhnt es hier und da. Die Kunst enthusiasten schauen sich entrüstet um — heiß ist es aber dennoch I »Komm' Schwesterchens so wendet sich der junge Baron v. Dreieichen, eine elegante Erscheinung in der kleidsamen Uniform des Forstmannes, an seine zierliche blonde Begleiterin. „Ueberlassen wir diese Raume den Verehrern moderner Kunst — und freuen wir uns lieber an der Frühlingspracht dort draußen!" Damit legt er den Arm um die Taille des schlanken Mädchens, und Beide treten hinaus in den wundervollen Park. „O. wie köstlich!" Der junge Forstassessor hott tief Athem und blickt mit strahlenden Augen um sich. »Blauer Himmel, und grüne Bäume — »ungelehrt will mir's nun einmal gar nicht gefallen!" Leichtfüßig schreiten die Geschwister dahin, der lunge Mann heiter Plaudernd, das Mädchen still, in sich gekehrt. »Was ist Dir doch, lieb Schwesterlein." so unterbricht Baron Horst plötzlich seinen munteren Rwestrmu, »bist mir in letzter Zeit immer gar zu trüb und kopfhängerisch. Kenne meine wilde Hummel, die mir früher bei den dümmsten Jungenstreichen assistirte aar nicht wieder." Jka siebt zu dem Bruder auf — eine Thräne glänzt in ihrem blauen Auge. »Hast Tu." so fragt sie leise, „hast Du lein Bild gesehen?" Des jungen Mannes Stirn umwölkt sich leicht. »Ralf Haagen's »Waldeinsamkeit meinst Du?" Dann fährt er fast traurig mit seiner ein schmeichelnden Stimme fort: »Schwesterlein, einziges, kannst Du denn diesen Menschen nicht vergessen? Sieh. wie würden Vater und ich uns freuen, wenn Du des Grafen Eversberg Werbung annähmest. Er ist ein Edelmann Vom Scheitel bis zur Sohle, nimmt eine hervorragende Stellung bei Hofe ein — welch' eine glänzende Zukunft winkt Dir an seiner Seite, Du geliebtes, thörichtes Kind!" Jka schüttelt mit wehmüthigem Lächeln das Haupt. »Was kümmert mich die- Alles. Glaubst Du wirklich, daß man durch Glanz und eitlen Schimmer glücklich werden kann? Nein Horst," so fährt sie leiden schaftlich fort, „nimmer kann ich des Grafen Frau werden — denn — ich — liebe Ralf Haagen. schon fest jenen Tagen, da er auf Dreieichen weilte, um mich zu malm. Und. Horst, er liebt mich wieder. Nur hatte er noch nicht dm Muth, beim Vater um mich zu werben. Sobald er sich einen Namen gemacht. Erfolg und Wohlstand errungen, dann wollte er wieder kommen. . ." Der Baron seufzt leise. »So steht es also, Schwesterlein? Nun — einen Namen hat er jetzt wohl — seine Bilder werden von der Presse sehr gut beurtheilt — armer Eversberg. »Ist zwar auch ein ganz netter Junge, dieser Haagen — aber doch immer nur ein bürgerlicher Künstler " „O, mein Bruder, was fragt ein liebendes Hen nach Rang und Namen?" Jka siüstert's mit bebenden Lippen — da — die Beiden sind eben an einer Biegung des Weges angekommm — erblicken sie plötzlich vor sich eine schlanke Mäiiner- gestalt. Dm weichen Kimstlerhut keck auf das lockige Haar gedrückt, leuchtenden Frohsinn in dm schönen Augen, so steht Ralf Haagen vor dem überraschten Geschwisterpaar. Tief zieht er dm Hut, verbeugt sich mit Anstand und küßt der jungen Baroneß die Hand. Tann wendet er sich zu Horst. »Welch' groxe Freude, Herr Baron, Sie hier zu sehen! Darf ich fragen, ob der alte Herr v. Dreieichm Sie begleitet hat? Denn, Herr Baron, ich muß mit Jbrcm Herrn Vater sprechen, und zwar ein kühnes Wort — sein strahlender Blick trifft die reizende Jka — „ich möchte ihn um mein Lebensglück bitten. O. mem hochverehrter Herr Baron, dürft' ich doch aus Ihre Fürsprache rechnen!" Baron Horst sieht dem Künstler in das hübsche, freimüthige Antlitz, dann senkt sich sein Blick tief in der Schwester glänzende Äugen — und sein Wider stand ist gebrochen. Er drückt dem Maler die Hand. „Brachen Sie mein Schwesterlein glücklich. Vater ist mit uns gekommen, er envartet uns drüben beim Musikpavillon. Von der Eisenbahnfahrt zu sehr ermüdet, wurde er bald desLerumwanderns überdrüssig. Lassen Lie uns gleich hinübergeh'n. Tann können Sie schließlich noch heul' Ihr „kühnes Wort" anbringen." — Das traulichste Plätzchen hat sich der alte Baron Leo v. Treieichcu ausgesucht. Der mächtige Ähornbaum, an dessen Stamm der runde Tuch lehnt, spendet erguickenden Schatten, und von drüben her tönen die munteren Weisen der Militärkapelle. Vor sich im Eiskübel eine Flasche Kaiiersekr, aus der er von Zeit zu Zeit mit zufriedenem Schmunzeln sei» Glas füllt, behagt es dem alten Herrn hier ganz besonders. Ta nahen die Drei. Baron Leo erkennt sofort den Begleiter seiner Kinder. Als gewandter Weltmann begrüßt er den jungen Künstler in verbindlichster Weise, bietet ihm einen Platz am Tische, und lenkt das Gespräch mit einigen höflichen Bemerkungen auf Ralfs neuestes Bild. „Sind ja wirklich ein Künstler von Gottes Gnaden, lieber Herr Haagen. Die Zeitungen sind des Lobes voll über Ihr dort drinnen misgcftclltcs Bild. Werden wohl einen Preis erringe» — und das bei Ihrer Jugend ! Ein schneller Erfolg — sreut mich wirklich außerordentlich, mein bester.Herr Haagen." Ein heißes Roth färbt des Künstlers Wangen. „Wie glücklich machen mich Ihre freundlichen Worte, Herr Baron! „Ja — ich bin mit Hilfe meiner über Alles geliebten Knnst nun wirftich kein armer unbedeutender Pinseler mehr, rannen Namen Hab' ich mir erwortcn. und durch Verkauf meiner Bilder auch schnöden Mammon genug, um anständig leben zu können. Nur ein? febl! noch zu meinem vollen Gluck " Wie war's nur so schnell gekommen, daß Ralf dem alten Baron sein innerstes Herz offenbarte? War's der perlende Champagner, mit welchem Baron Leo immer wieder die Gläser füllt — war's die wonnige Frühlingslust oder der flimmernde Sonnenschein, was chm diesen Muth licht Genug, er hatte bei dein alten Herrn um die Hand seiner Tochter ungehalten und — dessen Jawort empfangen. — Baron Leo wundert sich jetzt selbst darüber. Wie tonnte er sich nur so überrumpeln lassen? Einen Eidam wünschte er sich wohl lauge, doch hatte er diese Rolle stets in Gedanken dein Junker v. Eversberg, dem Sohn seines Freundes, zuertheilt. Freilich, gut hat's dieser Schlingel, der Haagen. auch verstanden, ihm das alte Soldateu- herz zu rühren! Ort und Zeit zur Werbung konnte ec gleichfalls nicht passender wählen, denn — wenn die strahlende Sonne Alles ringsum vergoldet, dann fühlt sich Baron Leo so froh und frei, daß er Niemandem etwas abschlagen kann. „Machen Sie mein Hergenskind glücklich." Weiter hatte er nichts gesagt. Nun füllt er von Neuem die Gläser, um das Brautpaar hochleben zu lassen. — Der Flieder sendet seinen betäubenden Tust durch den Park — goldener Soimenglan; liegt über den Bäumen und Somrenglanz fluthet hinein in zwei glückliche junge Menschciiherzeu. Frida N-Ilik. Flatterrose, Flatterrose, Warst so fest am Stad gebunden! Heule hängst Du frei und lose: Hat der kecke Wind gefunden Meines Göttchens schönste Zier. Trieb sein leichtes Spiel mit Dir? Doch wenn sich Llatterrssc. Traue nicht dem süße» Kosen! Kommt er schmeichelnd Dir zu nah'. Wird aus ihm oft Sturmestoien, Und entblättert liegst Du da! Halte fest Dich, Röslein roth. Sonst Verderben naht und Tod l zwei Angen neigen Ueber Dich, herzinniglich, Sagen: „Wärest Du mein eigen, Lieben wollt' ich. schützen Dick!" — Tann laß pflücken Dich oh»' Sorgen: Bist an treuer Brust geborgen! — Herrnine Häbler. Silbe,i-Nätbsel. Nus folgenden 17 Silben: an. bürg. ei. ei. eu, er. eis, ge. he, i, le, Ion, oft, r, ro, tou, uni, sind si Wörter in folgender Bedeutung zu bilden: 1. Blume, 2. alterthümlicher Gebrauch. 3. Stadt in Preußen, 4. Stadt in Frankreich, 5. Name in einen, bekannten Trauerspiele von Grillparzer. 6. Metall. Die Anfangsbnchstaben von oben nach unten gelesen ergeben einen berühmten Dichter, die Endbuchstaben, gleichfalls von oben nach nuten gelesen, eines seiner Lieder. rrätbsel - Lck e. Feder Mensch hat cs im Munde Und Du, lieber Leser, auch! Streiche weg die erste Silve Und häng' eine Münze d ran. Zeigt sich ein berühmter Mann. F-itz Ccharii. Vom Ersten gab's in, deutschen Land Gar viel zu alle« Zeiten, Im Walde auch läßt Tu den Blick An ihm vorüberglcitcm. Das Zweite wird zur Sommerszeit Mit Kühlung Dich erlaben Und beut auch sonst gar Mancherlei An wundervollen Gaben. Das Ganze nennt manch' alt' Geschlecht. Manch' bober Herr sein eigen, Und bist Tn se bei ihm zu Gast, Wird cr's mit Stolz Dir zeigen. Ä. ». Sind die nachstehend angegebenen Wörter richtig unter einander gestellt, so ergeben die mittelsten Buchstaben ein Großherzoglhum in Denffchlaud. 1. Buchstabe. 2. Stadt an der Donau 3. Wichtiger Schlachteiiort 4. Deutsche Kolonie in Afrika. 5. Großherzogtbum in Deutschland. 6. Land in Asien. 7. Ein Vogel. 8 Dbci! des memchlichcm Körpers. 9. Buchstabe. Zwei Silben siud'-S: Tu triffst sic an Bei Kirche» und bei Brücken, Auch löuncu sie in Kimstter'S Hand Tie Herzen all' entzücken Als Watten werden sic genannt. Auch oftmals durch die Post versandt. Ä v G Als Knabe hat wohl Feder gern Mein Erstes 'mal gespielt Mit meinem Zweiten ward zuerst Das Feuer einst erzielt: Jetzt dient das Ganze meist dazu. Nun ratbc, lieber Leier, Du' — « v e« Belletristische Beilage lkHncWHncht Wegrurndet 1856 ^ Erscheint jede« sH» Mösl«. Dmnsl» »i vmt« I»'«. »8. Dienstag, den 4. Juli. 18«» Die Schule der Armuth. Roman von Arthur Zapp. (Fortsetzung, Im nächsten Moment wurde ihm auch schon, noch ehe er sich recht be sonnen hatte, die Thür vor der Nase zugeschlagen. Auf der Straße hatte der betrübt Heimkehreude eine Begegnung, die ihn mit neuer Hoffnung erfüllte. Leutnant von Hauenthal kam ihm entgegen. Ihn würde er auwrechen, ihm sein Anliegen vortragen. Aber als Franz Jawer nun mit dem Hut in der Hand an den Leutnant herantreten wollte, runzelte dieser mit einer eisig kühlen Miene die stirn. sah starr gerade aus und eilte, sein Tempo beschleunigend, an den verdutzt Dastehenden vorüber, als ob er ihn gar nicht bemerkt hätte. Gänzlich darniedcrgeschlaaen und muthlo-S kam der zwei Mal indirekt Ab gewiesene zu Hause an. Doch Frau Jawer gab die Hoffnung noch nicht mif. Sic trieb den Klcinmüthigen an. sich an seinen Schreibtisch zu setzen und als Franz Jawer sich stöhnend an die Stirn faßte und erklärte, keine vernünftige Zeile schreiben zu können, diktirte sie ihm selbst zwei volle Seiten, in denen sie einen iehr bestimmten, energischen Tou anschlug. Prompt am nächsten Morgen kam die Anwott. Der Herr Barou hatte sich sehr kurz gefaßt. Er schritt»: „Herrn Rentier Jawer, hier. Ich verweise auf die schriftlich zwischen uns firirte Abmachung mit dem Bemerken, daß ich nicht verfehlen werde. Ihnen den Betrag nebst Zinsen au deni Fälligkeitstermin, also nach einem Jahre, zurückzuzahlen. Zu einer früheren Zahlung kann ich mich zu meinem Bedauern nicht verstehen. Ergebenst Baron von Hanenthal, königl. Forslm. a. D." Angesichts dieser kaltherzigen Rücksichtslosigkeit, die nicht einmal einen Ausdruck des Mitgefühls hatte, wurde Franz Jawer wieder von der Wuth gepackt. Aber schon bei seinen ersten Schimpsreden unterbrach ihn Frau Hulda streng. „Laß das, Franz! Das ist unwürdig. Damit ist uns nicht geholfen. Wir werden auch so fertig werden. . . An demselben Tage, in der Abendstunde, erschien ein unerwarteter Besuch. Es war der alte Vetter Ferdinand, der nach seiner Art langsam schlürfend in seinem alten abgeschabten schwarzen Anzug das Wohnzimmer der Familie Jawer bettat. Als Franz Jawer den Eintretcnden erkannte, stieg ihm die Rifthe der Scham, der Verlegenheit und des Aergers in's Gesicht und noch ehe der sich schwerfällig vorwärtsbewegende Alke ein Wort geäußert hatte, riet er ihm bitter entgegen: „Kommst Du. Dich an unserem Unglück zu weiden? Tu Vast recht, jetzt kannst Du über uns triumphiren, jetzt sind wir arm. noch Vitt ärmer als Du. Tn hast doch wenigstens Deine Stellung, Dein festes Ein kommen, wir haben gar nichts — nichts. Jetzt lache nur, freue Dich. Trine Prophezeiung ist in Erffüllnng gegangen, schneller als Du wohl selbst ge dacht hast." Der Alte war bis dicht an den Sprechenden herangetreten. In seinem alten verrunzelten, verwitterten Gesicht war von Schadenfreude und Spott nicht das geringste zu bemerken. Im Gcgentheil, es zuckte etwas wie Schmerz um den faltigen Mund und jetzt legte er seine dünne, zittrige Hand aus die Schulter des Vetters und sagte mit einer Stimme, in deren Don Dheilnahme und Betrübnis; sich mischte: »Tu irrst, Franz. Ich bin nicht gekommen, um Dich zu verspotten und mich herzlos über Dein Unglück zu treuen. Schon Deiner armen, unschuldigen Familie wegen könnte ich nicht so handeln. Welchen Grund habe ich Dir gegeben, daß Du so schlecht von mir denkst? Ja. freilich, ich habe Dir gewünscht, daß Du auch einmal in Nvth und Ar- mnth genetbest. Aber damals sprach der Zorn, der Anger aus mir und nicht die Verminst und die ruhige Ucberlcgnng. Verzeihe mir, Franz, und vergiß die häßlichen Worte! Ich bedauere Dich, von Herzen bedauere ich Dich. TaS kannst Du mir glaube». Es ist ia ein so furchtbares Unglück, das nun über Dich^und die Deinen hineingebrochen ist. Also Alles hast Du verloren, Alles ?" Franz Jawer nickte mir seiner dumpfe», trübseligen Resignation, währnd Frau Hulda sich schon erhoben hatte und mm für den gebrechlichen Alten einen Ltnhl hcranichob. Vetter Ferdinand daiftte und setzte sich und begann von Neuem mit 'einer dünnen, klanglosen Stimme: „TaS timt mir ia so leid, so furchtbar leid. Mein Gott, was soll denn nun aus Euch werden? Schade, schade, daß^nun der Fritz nicht hier ist, der würde Euch doch mit ich habe sie Euch auch gleich nsitgcbracht, damit Ihr auch ieht. daß Euer alter^Vctter und Enkel rzerdinand noch ein Her; sür Euch b rin Stich läßt. Herrgott, wir Armen niii'sen sa einander beistehen, ^olch' ein Reicher weiß sa gar"isicht, w:e einem armen »at und Euch nicht Zusammenhalten und uns Teufel, wie »nscreinem, zu Mnthe ist." Der Alte knöpste mit seiner zitternden Hand seinen langen iadenisi,einigen Gclirock ans und begann, in der Vnistlanhc hernmmgmdtt» Sclie,! len.bleien ,<ranz Jawer's Angen, schon straffste «ein Gen in, ftben hob ein M'G . de: Erleichterung seine Brust und seine Hände zuckten, bereit, die angeborene Hilfe in Empfang zu nehmen. Aber Frau Hulda Kat entschlossen dazwischen und ihre Hand aus den Arm des gutmüthigen Alten legend, sagte sie abwehrend: »Laß nur. Ferdinand l Wir danken Dir von Herzen und es macht uns glücklich uru» freut unS recht herzlich, daß Du so viel Antheil an unserem Unglück nimmst und imS so edelmüthig beistchen willst. Aber annchmen könne» wir Dein An erbieten nicht. Es wäre ja gewissenlos und schändlich von unS, wollten wir Dich Deiner mühseligen Eriparnisse berauben. Dü bist selbst nicht aus Rosen gebettet und bist alt und kränklich. Tu wirst Deine Noth- groschen selbst gebrauchen. Wir sind ja noch alle kräftige und jung genug, um für uns selbst sorgen zu können. Es wäre ja eine schände, wenn wn uns nicht selbst ernähren konnten, wir vier gesunden Menschen. Wir müssen eben arbeiten, Ferdinand, wie Du, wir muffen arbeiten, . . 5. Kapitel, Den zweiundzwanzigjährigen jungen Leutnant Helmuth Jawer hatte da ss jäh über seine Familie hereingebrochene Unglück ebenso kovttoS mrd kletn- müthig gemacht, wie seinen Vater, Er hatte zwar das Bewußtsein, daß das plötzliche Ereigniß. das seinem Vater sein ganzes Vermögen mit einem Schlage geraubt hatte, seiner Zukunft eine andere Wendung geben würde und daß ü kür ihn an der Zeit sei, irgend etwas zu ihm:, um oen Folgen deS schweren Schicksalsschlages zu begegnen, aber er hatte nicht die moralische Kraft «rd die Energie, sich zu einer entschlossenen Handlung aufzuraffen. In einem Zustand dumpfer Ergebung ließ er die Dinge an sich berankommeu. Als es in der Stadt bekannt geworden war, daß durch den schmachvollen Zusammenbruch des Bankhauses Arnsberg u. Sohn am meisten die Familie Jawer betroffen worden war. begann sich eine ganze Anzahl von Rechnungen und heftigen Mahnungen über den armen jungen Offizier zu ergießen, war sein Konto bei den verschiedenen Restaurants, in denen der Leichtst« sobald es gegen das Ende des Monats ging, anschreiben zu lassen Ta war sein Cigarrenhändler. sein Wein- und Likörliefewnt, Schuhmacher und andere Geschäftsleute und Handwerker, die dem einzigen Sohn des reichen Rentiers bereitwilligst Kredit gewährt hatten. Auch ein paar kleine Wechsel und Ehrenscheine, auf die der Leutnant bei gelegentlichen Spiel- und Wettverlusten baares Geld geliehen hatte, da er me mit semer Zulage ausgekommen war. näherten sich ihrem Fälligkeitstermin. Alle- in Allem erreichte Helmuth Jawer's Verbindlichkeiten den Betrag von nahezu dreitausend Mark, eine Bagatelle, deren Bezahlung Franz Jawer sicher nicht ernstlich verweigert hätte, wäre er noch im Besitze seines frühere» Reichthums gewesen. Jetzt aber, als Helmuth eines Tages in seiner Bedrängniß seinem Vater ein offenes Geständniß ablegte, schlug bitter eine zornige Lache auf. „Dreitausend Mark!" fuhr er wüthend aus. „Die soll ich bezahlen? Bist Du nicht recht gescheitst? Soll ich vielleicht das Geld stehlen? Ober soll ich unser bischen Hab und Gut, was uns geblieben, verkaufen, um Deiue Schulden zu bezahlen? Nicht einen Pfennig bezahle ich für Dich, nicht einen Pfennig!" „Aber Papa," stöhnte der Leutnant gaiiz bleich, „bedenke doch meine Carriere, meine ganze Zukunft steht auf dem Spitt! Wenn ich nicht bezahle, dann —" „Na. dann?" „Tann werde ich entlassen, mit schlichtem Abschied entlassen." Aber Franz Jawer zuckte sehr unbewegt, fast gleichgiltig die Achteln. „Meinetwegen. Ich wünschte. Du hättest den bunten Rock > nie aiigczogen. Er ist a» Allem schuld, an unserem ganzen Unglück." Vergebens war alles Bitten und Flehen des Leutnants, selbst seine Dhräncn vermochten nichts ausznrichten. Franz Jawer wiederholte nur immer: „Ich habe selber nichts mehr. Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Mir gicbt auch keiner 'was, mögen Deine Gläubiger sehen, wie sie zu ihrem Gelbe kommen." Auch die Mutter konnte nicht Helsen und so schwer es ihr auch wurde, sie mußte ihren Sohn seinem Schicksal überlassen. Und so geschah das Gefürchtete und doch Unvermeidliche. Die Wechsel und Ebreilickeine wurden dem Regimentskommandeur präsentitt Das Ehreu- gerichtsvcnahren wurde anhängig gemacht und das Resultat war: Helmuth Jawer wurde der Verletzung der Slandcsehre für schuldig befunden und für Unwürdig erklärt, dem Offizierskorps länger anzugehören. Er wurde mit > Schimpf und Schande ans der Armee entlassen und das Recht, die Offiziers- ! uniform zu tragen, wurde ihm entzogen. Attmlich wie sein Vater in der ersten Zeit seines Unglücks gethan, atz helmuth Jawer zu Hause, fassungslos sein Unglück beklagend, muthlos ^ iammend und weinend, unfähig, sich ans eigener Käst aufzurichtcn und sich mit seinem Gttcksick abzunnden. Als er zum ersten Male in der schlichten ftivükleidnng insging, hatte er die Empfindung, als sei er plötzlich ein ganz Anderer geworden, als sei er plötzlich von hervorragender Höhe in die Tiefe gestürzt. Der Niml'ns. den ihm seine Uniform verliehen, war von -ihm genommen. Niemand sah ihm bewundernd nach und begrüßte ihn ehrfurchts voll, wie ehemals. Auch seine früheren Kameraden nahmen keine Notiz mehr von ihm: sie gingen starr, hoctnnnthig an sinn vorüber, offne ihn zu grüßen. Jnr sie bcdentelc er nichts mehr, in ihren Augen war er entehrt und 'hre- ' Umgangs »'"verth geworden
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