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Dresdner Nachrichten : 22.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189901221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-22
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.01.1899
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Radikalismus und Sozialdemokratie haben augenblicklich einen einigermaßen schweren Stand, insofern es sich um die Mittel zur künstlichen Aufrechterhaltung einer oppositionslustigen Stimmung handelt. Die alten Schlagworte, als da sind: „Reaktion", „Lunker- und Polizeiregiment", „Militarismus zu Wasser und zu Lande" haben ihre Zugkraft verloren und rütteln den ehrsamen Fortschrittsphilister kaum noch aus dem Nachmittagsschlüschen auf, während gleichzeitig die verständigeren „Genossen" für die „graue Elends-Theorie" und den „großen Kladderadatsch" nur noch ein überlegenes Lächeln haben. Angesichts dieses Standes der Dinge cmpsinden die Führer des Freisinns und der Sozialdemokratie das dringende Bedürfnis nach einer Auffrischung der alten radikalen Scharfkantigkcit in den Reihen ihrer Anhänger und sind zu dem Zwecke daraus verfallen, die Statistik zu Hilfe zu nehmen, um an der Hand tendenziös gruppirter Zahlen den Unmuth der „Steuer zahler" aufzustacheln und so die „breiten Schichten der Bevölkerung" vor dem nach radikaler Ausfassung abscheulichen Laster einer durch schnittlichen Zufriedenheit zu bewahren. Ganz aussichtslos und ungefährlich ist dieses Beginnen nicht. Was aus statistischem Wege Alles „bewiesen" werden kann, wenn man nicht sachlich verfährt, sondern die Daten für eine bestimmte Absicht zurechtlegt, lehrt folgendes drastische Beispiel: Ein Arbeiter verdient jährlich 500, ein Handwerker 2000, ein Fabrikant 10,000 Mk. Rach einiger Zeit verschiebt sich in Folge allgemein günstiger Erwerbsverhält- nissc das bisherige Verhältniß derartig, daß nunmehr der Arbeiter jährlich 2000 Mk. verdient, der Handwerker 1000 und der Fabrikant 20,000 Mk. Offenbar befinden sich dabei alle Vetheiligten außer ordentlich wohl und eines Jeden Lage hat sich materiell gebessert. Gleichwohl ist der tendenziöse Statistiker in der Lage, fornicll den Nachweis zu führen, daß der hoch emporgckommcne Fabrikant, der zweifellos von den Dreien das weitaus beste Geschäft gemacht hat, im Grunde genommen in eine schlechtere Lage gerathen ist. Dieses erstaunliche Ergebniß wird heransgcrechnct mittels der Fest stellung, daß von dem Gesammteinkommen der Drei früher der Arbei ter 1, der Handwerker 16 und der Fabrikant 80 Proz. bezogen hatte, während jetzt auf den Arbeiter 7,7, auf den Handwerker 15,4, auf den Fabrikanten aber „nur noch" 76,0 Proz. des Gesannnkeinkommens ent fallen. Lr^a — der Fabrikant ist zu beklagen, denn sein Einkommen hat nicht prozentualen Schritt gehalten mit der Steigerung des Gc- sammtcinkommens! In ähnlicher geflissentlicher Weise, nur in umgekehrter Richtung, verfährt die freisinnige und sozialdemokratische Presse bei der Schilderung des „Steuerdrucks", unter dem angeb lich das deutsche Volk zu seufzen hat. Da wird ganz genau be rechnet, um wieviel Pfennige ein Hering bestellen wird, wieviel der „erbarmungslose" Staat von dem Salze nimmt, das zu einem Mittagsmahl verwendet wird re. Das Alles wird weiter verarbeitet zu einem „Nachweise", was der Staat der zu einer gewissen agitatorischen Berühmtheit gelaugte» „fünskövsigen Arbeiterfamilie" an Steuern im Jahre abzwackt, und in der Gegenüberstellung er scheinen dann die grandiosen Millioneiiziffern der öffentliche» Lasten. Da heißt es. die Marine brauche jetzt 200 und das Landheer M Millionen Mark mehr und diese Summe» würden zum größten Theile den Arbeitern, den kleinen Leuten, die kaum des Lebens Nothdurst von ihrem Einkommen befriedigen könnten, durch eine „unerträgliche" Anziehung der Steuerschraube abgeprcßt. Die nationale Presse muß diesem Treiben gleich von vorn herein durch den Nachweis der wirklichen Verhältnisse cntgcgen- treten, um zu verhüten, daß die falsche Lehre der radikalen Propheten sich in weiteren Kreisen der Bevölkemng zur Legende auSbildet, Die zweckpolitische Statistik der freisinnig-sozialdemo kratischen Koalition fälscht deshalb den wahren Thatbestand, weil sic Dinge miteinander in Vergleich setzt, die aus ihrem organischen Zusammenhänge herauSgerissen sind und daher in solcher isolirtcr Form einen Vergleich überhaupt nicht znlassen. Wer ein richtiges Bild von der Einwirkung der öffentlichen, insbesondere der mili tärischen Lasten auf die Erwerbskraft und de» Wohlstand des Volkes geben will, der darf nicht nach echter freisinniger Pfcnnigfuchscr- manier die Preisdifferenz zwischen einem versteuerten und einem nichtverstcuerten Hering herausrechnen, sondem muß die entsprechen den öffentlichen Lasten und das Nationalvermögen in anderen Landern sowie das Einkommen und die Lebenshaltung der Ge- sammtbevölkerung zum Vergleiche heranziehen und darnach die Be- nrtheilung bemessen, ob das deutsche Volk unter einem unbilligen Steuerdruck leidet oder nicht. Zur Aufklärung über die hier in Frage kommenden Verhält nisse, soweit es sich zunächst um die Kosten der Landesverteidigung handelt, leistet schätzenswerte Dienste die seiner Zeit auf Ver anlassung des Reichsmarineamts zusammengestellte „Uebersicht über die Ausgaben für Flotte und Landheer und ihre Stellung im Haushalte der wichtigsten Großstaaten". AuS dein dort zusammen- getragencn, sorgfältig bearbeiteten Material ergiebt sich, daß für militärische Zwecke im Jahre 1607 ausgegeben haben: die Ver einigten Staaten von Amerika 923 Millionen Mark, Groß britannien 797. Frankreich 763. Rußland 758. Deutschland W Millionen Biark. Demnach steht Deutschland in dieser Reihe erst an fünfter Stelle, während die freisinnig-sozialdemokratische „Statistik" Deutschland an zweiter Stelle marschiren läßt. Weiter beträgt der Kopfaufwand für LandeSvertheidigung und Schuld für das gleiche Jahr in Frankreich rund 41, in Großbritannien 33, in Italien 27, in Deutschland 18>/ü Mk. Es geben demnach mehr als Deutschland aus für die bezeichucteu Zwecke Frankreich 122. Groß britannien 77, Italien 44 Proz. der deutschen Kopfausgabe. In ein besonders Helles Licht wird die Gunst unserer Finanzlage gerückt durch einen Vergleich der Kopfausgabe für sog. „unproduktive Zwecke" iLandcSvertheidigung und Schuld) mit der Gesammt- kopsausgabe für die staatlichen Anforderungen. Es beträgt nämlich bei einer GesammtkopsauSgabe für 1807 von rund 30 Mk. in Deutschland, 33 in Oesterreich, 65Vs in Frankreich. 36Vs in Italien, 45 in Großbritannien, lOH's i» Rußland, 26 in den Ver einigten Staate», die Kvpfausgabe für unproduktive Zwecke in den genannten Ländern der Reihe nach 18>/r, 17. 41. 27, 33, 9>/s, 15 Alk. oder 47'/-. 50'/-. 63. 72'/-. 72'/-. 51. 58 Proz. der ge lammten Kopfausgabc. In säinmtlichcn Staaten entfällt also ein größerer Prozentsatz der Gesammlansgabe aus die unproduktiven Zwecke als in Deutschland. Die Differenz beträgt In Frankreich 15.6 Proz., in Großbritannien sogar 25,3 Proz. Ter Anthcil der militärischen Anforderungen re. der Geiammtausgabe ist also in diesen Staaten um ein Sechstel bez. ein Viertel höher als in Deutschland. Dieses ist der Fall, obwohl die Geiammtausgabe jener Staaten wie ihre Kopfausgabe diedeutsche weit übertrifft, und zwar in einein Maße, das das Verhältniß des beiderseitigen Volks wohlstandes übersteigt. Das richtige Relief erhalten die Vcrglcichsziffern über die militärischen Lasten erst durch die hinzukommenden Daten über den stets wachsenden nationalen Wohlstand Deutschlands, wie sie in den Ergebnissen der Einkommensteuer und in der Sparkassenstatistik niedergelcgt sind. Das Gesammteinkommen der physischen Personen in Preußen wird kür 1808 ans 10,660 Millionen Mark berechnet. Es betrug 1803 0881 Millionen, ist also in dieser Zeit um rund 780 Millionen Mark, d. b. um 7 80 Proz. gestiegen, während die preußische Gcsainmtbevölkerung sich nur um etwa 6 Proz. ver mehrt hat. Demnach hat das Einkommen der physischen Personen einen nicht unwesentlich größeren Zuwachs erfahren als die Ge- sammtlievölkerimg. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Sparkassen bücher in Preußen seit 1883 mehr als verdoppelt. Auf je 100 Ein wohner entfallen bereits 23 Bücher mit einer durchschnittlichen Einlage von je 650 Akk. Inzwischen dürfte die fünfte Milliarde der Einlagen bereits überschritten sein. Dadurch wird bewiesen, daß der wirthschaftliche Aufschwung der letzte» Jahre aus den Haushalt der breiten Masse der Bevölkerung äußerst günstig ein- gcwirkt hat und daß das Einkommen in günstigerem Verhältniß gestiegen ist, als die etwaige Bertheuerung der Lebensmittel. Angesichts solcher zahlenmäßigen Nachweise zeigt sich das radikal-sozialdemokratische Gerede von dem „armen" Deutschland in seiner ganzen Haltlosigkeit. Wir können uns nach alledem unseren „Steuerdruck" — in allen anderen Großstaatcn ist er höher — immerhin noch gefallen lassen, in richtiger Würdigung der hohen Leistungen, die dafür als Entgelt geboten werden. Ins besondere die militärischen Ausgaben ermögliche» cS uns. unsere Arbeit in Frieden zu verrichten und die deutsche Kultur und das Ansehen des deutschen Namens unter sicheren! Schutze in alle Laude zu tragen; sie bewahren uns von den in Wahrheit un erschwinglichen Opfern an Gut und Blut, die uns ein Krieg kosten würde. Im klebrigen werden die nationalen Vertreter der deutschen Völker allezeit dafür emstehcii, daß die Kraft der Steuerzahler nicht weiter in Anspruch genommen wird, als unbedingt nöthig ist. Ferilschretb- and Aernsvrech-Bcrtchte vom 21. Januar. Berlin. Reichstag. Eingegangen ist das Bankgesetz. — Die Beralhung des Etats des Reichsaints des Innern wird bei dem Titel „Staatssekretär" fortgesetzt. Aba. Ezar„ linski (Pole) beschwert sich über die Handhabung des sozial politischen Gesetzes in der Provinz Posen, namentlich über die Rentenbcmeffung der bei Unfällen Verunglückten. — Aba. v. Vicl - h a b e n (Resormp.) wünscht angesichts des anstrengenden Dienstes der Feriisprech-, Post- und Telegraphengchilnnnen eine dienstliche Unterstützung derselben bei Erkrankungen und wendet sich sodann gegen die Bäckerciverordnung im Gegensätze zum Abgeordneten Hitze. — Abg. Dr. Wiemer (stets. VolkSp.) entnimmt den Aeußernngen des Abgeordnete» Heyl zu Herrnsheim, daß dieser mit seinen Freunden für die strikte Aufrechterhaltung des Koalitionsrechts ein- tretcn werde, sodaß die geiamnite Linke. in dieser Frage einig sein würde. Redner verbreitet sich sodann über die i» der Oeynhausener Rede in Aussicht gsstellten Strafbestimmungen zum Schutze der Arbeitswilligen, worauf ihm der Präsident bemerkt, daß Allerhöchste Aeußcmngeil. die authentisch bekannt geworden seien, hier nicht zum Gegenstand der Kritik gemacht werden dürften. Redner führt ferner auS, daß das in Auslicht gestellte Gesetz ein Angriff auf die Koalitionsfreiheit der Arbeiter sein werde, empfiehlt die gesetzliche Anerkennung der Berufsvercine, sowie den Ausbau der Gewerbe ordnung, eine weitere Ausdehnung des Gewerbc-Jnipektorats und eine Bessern»» der Arbeiter-Ausschüsse. Er erklärt weiter eine Regelung der Verhältnisse der ländlichen Arbeiter für nothwendig; gewiß sollte die Sozialreform nicht überstürzt werden, aber hier handele es sich um euren Stillstand. Man spreche von nervöscni Dilettantismus in der sozialpolitischen Gesetzgebung, aber habe nicht dieser Dilettantismus vielmehr das Margarinegcsctz. das Börsengesetz. das llmsturzaesetz u. s. w. geschaffen? (Widerspruch rechtst Ter freiheitliche Ausbau unseres Reiches lasse viel zu wünschen übrig. Die Ncchtsgarantieen, von denen der Staats sekretär gesprochen habe, würden noch sehr vermißt, sie seien nicht einmal vorhandeil für einen Bundcsfürstcn, dem nach Ueber- zeugung weiterer Volkslreise Unrecht geschehen sei. — Abg. Schrempf (kons.s: Tie Tbätigkcit der Sozialdemokratie ist Schuld daran, daß die soziale Gesetzgebung in s Stocke» gerathen ist. Alles, was geboten wurde, bezeichnest die Sozialdemokratie als nichts, als »»zureichend, und wenn das Gebotene dann zurück- genomme» werde» sollte, entstand großer Lärm wegen der Ver kümmerung der Arbeitcrrechte. Tie Sozialdemokraten verlangen von uns Besserung der Arbeiterverhültnisse, aber sie wollen selbst daran nickt Mitarbeiten. Au) die kleineren Handwerker übt die soziale Reform einen höchst uachthciliaen Einfluß aus; diese Leute sind heute schlechter daran als die Arbeiter. Alle Reformen sind mir ans dem Boden der bestehenden Ordnung anszuführen, darum ist auch der Schutz der Arbeitswilligen nothwendig. Wir wollen nicht, daß der Arbeiter ein Sklave des Kapitals sein soll, aber wir wollen ihn noch weniger zum Sklaven des sozialdemokratischen Znkunftsstanis machen. — Abg. Dr. Oerte! (kvni.) wendet sich egen die Bnckcreiverordiniiig. Er wolle gar nicht die Aufhebung crselben besilrwvrstn, bosfe aber, die Regierung werde sich selbst über zeugen. daß die Durchführung derselben unmöglich ist, sie würde den mittlcren Päcstrcibetrieb rumsten und ein Spionir- und Denun- ziriysleni Hervorrufe», das unerträglich werde» müßte. Uebngens ist die Bäckerciarbcit nicht so übermäßig anstrengend. Bei Erien- bahnarbeilern und Müllern hat man eine längere Arbeitszeit zu- geslanden und sie damit begründet, daß die Arbeitszeit kerne un unterbrochene Arbeitstbätigleit bedinge. UcdrigcuS lassen wir in allen Arbeiterfragen mit uns reden, io namemlich über Arbeits ämter u. s. w., nur wünschen wir. daß zwei Grenzen inne gehalten werden: Erhaltung unserer Stellung aus dem Weltmärkte und Erhaltung des Mittelstandes. — Abg. Prinz zu Schönaich- Carolath lwildlib.) fragt an, welche Stellung die Regierung gegenüberdenHaushaltnngs-»nd Kochschulen einnehme, die unter dem Protektorat der Großberzogin von Baden und unter Förderung des Fürstbischofs von Breslau eine segensreiche Wirksamkeit entfalten, indem sieden Heranwachsenden Mädchen Gelegenheit dazu geben, die- jenigenKcnntniffe zuerwecben. die sic befähigen, das Hans dem Manne lieb und werth zu machen. — Staatssekretär Gras Poiadowsky: In der Postverwaltung werden 4600 Frauen beschäftigt. Charakte ristische Bcrniskrankheistn sind nicht beobachtet worden, nur 25 Prozent der Postbcamtinnen haben den Dienst aufgegeben, 50 Pro zent von ihnen, um zu Heimchen. Tie Regierung betrachtet cs als ihre Aufgabe, den Erwerbszweig der Frauen zu erweitern. Aas die Zulassung der Frauen zum Studium der Medizin an langt, >v in die neue Studicnveroroiiung in Vorbereitung, wodurch diese Frage geregelt werden wird. Tie neue Seemannsordnung ist ebenfalls sestgcstcllt. doch ist cs zweifelhaft, ob sie dem Reichs tag. der bereits itark mit Arbeit belastet ist. noch in dieser Tagung zügelst» wird. Was die Bäckerciverordnung anbelangt, scheint es allerdings, als ob das angestrebte Ziel bester durch eine Minimal- ruhezeit zu erreiche» ist, doch hat die Sache den Bundesrath noch nicht beschäftigt. Tie Regierung steht nach wie vor aus dem Boden der kaiserlichen Erlasse. Daß diese nicht den Zweck verfolgt haben, die Sozialdemokratie zu einer Rcformpartei oder zu einer Re gierungspartei zu machen, leuchtet wohl ein. Die Reichsverdrossen- yeit dürste ^um nicht geringen Theil daher rühren, daß heutzu tage vom »Staate mehr verlangt wird. Auch empfindet es Mancher als lästig, wen» gegen den zu weit ausgedehnten Indi vidualismus eingcichritten werden muß. DaS erzeuge eine Stimm ung. die man auch ebensogut SlaatSverdrossenheit nennen könnte. Solche Leute beweisen nämlich, daß sie für den Reichsgedanken noch nicht reis sind. — Abg. Frhr. v. Stumm (Reichs».) bewert: einer Aenßerung des Abgeordneten Rocsicke gegenüber, der Abgang des Ministers v. Berlepsch bedeute gar keine Aendeniug in dem Gange unierer sozialvolitischen Entwickelung: für diese Wien nach ivie vor die taiierlichen Erlasse maßgebend. — Abg. Roes icke twildlib.) erwidert, die Entlassung von Berlepsch habe jedem Un befangenen den cingetretenen Kurswechsel bewiesen. — Abg. Schräder (steif. Vrg.) wünscht Zulassung der Frauen zu allen Vorlesungen. Die bisherigen Beobachtungen ließen hoffen, dan die Frauen tüchtige Aerzte stellen würden. — Staatssekretär Gm) Pviadowsky: Es iei beabsichtigt, Frauen, welche den gesch lichen Anforderungen genügen, auch zum Physitum ziizulassen. Mit Bezug aus die voir Herrn Rocsicke erwähnte Entlassung des Herrn Dr. Äödickcr sei ein Brie) dem Haust verlese» worben, worin der Passus enthalten sei: „Sie wissen ja, in welch' unglaublicher Weise ich auS meinem Amte gedrängt worden bin." Ans den Akten gebe hervor, daß Staatsiekretär Bötticher Herrn Bödicker, der sein Rück- trittsgeiuch mit nervöser Abspannung begründete, dringend au) forderte, zunächst einen längeren Urlaub zur Kräftigung seiner Ge sundlstit uachzuiucheii. de» er nachdrücklich zu nnteriuitzen bereit sei: trotzdem har Herr Bödicker sein Entlassungsgciuch aufrecht erhalten. — Weilcrberathuug Montag, vorher Juterpellation best. daS Weingesetz. Berlin. Abgeordnetenhaus. Erste Lesung des Etats. Abg^ Richter (steif. Volksp.): Im Reiche herrsche eine unablässige Steigerung der militärischen Ausgaben, auf der anderen Seite eine Sparsamkeit i» Bezug aus die wichtigsten Gebiete. Wir bekomme» keine Reform in Gitter- und Pcrsoneiitariseii. Der Finauzminisler sagt, mau müsse sich der Interessenten erwehren. ich möchte nur wünschen, daß der Minister sich der agrarischen Interessenten erwehre. (Beifall links.) Die Interessenten, welche eine Reform der Eiienbahntarise verlangen, ihn» das viel weniger im eigenen, als im allgemeinen Interesse. Die gute Finanzlage ist zum Theil, auch eine Folge der Steuerreform, die gerade die mittleren Klassen belastet. Zur Ergänzung der Gewerbesteuer wird jetzt ein Ausnahmegesetz gegen die Konkurrenz der Groß betriebe beabsichtigt, die doch gerade dazu dient, den Konsum der mittleren Klassen zu verwohlseilen. Die BcsoldungSverbesscr- migen der Untcrbeamten sind »ur ein Ausgleich für die Lebcns- mittelvcrtlstucrnng, auf die unstre ganze Politik im Reiche zugeschnitten ist. In den thcuercn westltchcn Jndustriedislrikten fällt diese Gehaltsverbcsscrnng nur sehr wenig ins Gewicht. Die offiziös an Stelle der Dienstalterszulagen empfohlenen Stellen zulagen dürften nur die Strcberei fördern, lieber die Verwend ung des Dispositionsfonds für Hebung des Deutschtlmms im Osten ist Auskunft zu fordern, wenn dieser Fsnds nicht den Cha rakter eines Revtiliensoiids annehmcn soll. Redner bekämpft ent schieden eine Uebertragung des WasscrvauwesciiS an das land- mirthschaftliche Ministerium, wodurch die Interessen des Handels standes zurückgesetzt werden würden und wendet sich gegen ge schäftliche Unternehmungen der LandwirthschastSkammem. Die schleswig-holsteinische Landwirthschastskammcr habe bereits einen Handel »nt Bier und Konserven errichtet: ebensolchen Geschäfts betrieb erlaubten sich sogar die vom Staate unterstützten Korn- hcmS - Genossenschaften. Tie Agrarier verlangten immer inchr,
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