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Die Aeglerungsbil-ung vor -em Abschlich. — Degrün-ele Besorgnisse in Deulschland. Preußen an das Sohenzollernhaus. - Charnderlain und -ie -rutsche Abrüstung. - Das Urteil -es Korridor-Schie-sgerichles. Die Vorarbeiten been-et. Freitag ««-gültige Kabinettsbildung. Paris. 23. Juli. Nachdem Poincarö heute abend dem Präsidenten der Republik über den Stand seiner Be ratungen Bericht erstattet hatte, erklärte er den Vertretern der Presse, er habe seine Beratungenbeendet. Morgen »erde er seine Vorschläge sitr die Zusammensetzung des SaLinetts mache«. Seine Entscheidung werde er morgen vor» mittag tressen. Poincars hat im Lause des Tages Bartho«, Briand und Albert Sarrant empsangen. Ueber dt« Stellungnahme der parlamentarische« Kreise zu den Bemühungen Poincars» um die Kabinettsbildung berichtet Havas aus den Wandelgängen der Kammer: Eine ziemlich große Zahl von Parlamentariern der Mitte und der Rechten stimmen trotz ihrer persönlichen Sympathie für Poincars mit den Abgeordneten der Linken in den Wünschen.überein, daß Poincars die hervorragendste Persönlichkeit des kommenden Ministeriums werbe, daß ihm jedoch ei« Politiker als Ministerpräsident ,«r «eite stehen soll, der an den letzten Kabinettskämpsen nicht beteiligt gewesen sei. Die Radi, kalen sind außerdem der Meinung, baß die Auß « npolittk Frankreichs die Richtung behalten müsse, die ihr Herriot und dann Briand in Locarno gegeben hätten, insbesondere in dem Augenblick, wo Frankreich mit Amerika Abkommen ab- zuschließen habe. Um den von den radikalen Abgeordneten ge- äußerten Besorgnissen zu begegnen, scheint Poincars gewillt zu sein den LiukSelemente« in dem von ihm beabsichtigten Mini- sierium der nationalen Einheit eine weitgehende Vertretung zu gewähren. Deshalb hat er sich sofort die Unterstützung BriaudS als Minister d«S Aentzer« sowie die Mitarbeit Louis Barthonö gesichert. Außerdem hat er sich bemüht. Albert Sarrant sür sein Kabinett zu gewinnen. Sollte ihm letzteres gelingen, so wäre ein entscheidender Fortschritt in den Verhandlungen zur Kabinettsbildung eingetretcn und die Zusammensetzung des neuen Kabinetts könnte dann im Lause des morgigen Tages ferttggestellt werden. lW. T. B.) Aur noch 8 bis S Mlnlsker. Paris, 23. Juli. Die Bildung deS Kabinetts Poincars schreitet rasch vorwärts und dürste noch heute abgeschloffen werden. Poincars beabsichtigt, ein Kabinett nur aus acht oder neun Mitgliedern zu bilden und die Posten der Staatssekretäre abzuschasfen. Dieses Kabinett würde sich aus vier oder fünf Abgeordneten und vier Senatoren zusammensetzen. Die Zusammensetzung d«S Kabinett» wird nach Mit teilungen von parlamentarischer Seite voraussichtlich folgende sein: Ministerpräsident und Finanzminister: Poincars, Kricgsminister: Painlevs. Die Bezeichnung des KricgS- ministeriums soll durch de» Name«: Ministerium der natio nalen Verteidigung ersetzt werde«. Dieses Ministerium soll das Ministerium deS Krieges, der Marine sowie auch Las Untcrstaatssekretariat für das Flugwesen umfassen. Das Ministerium der Landwirtschaft und der öffentlichen Arbeiten soll zu einem Ministerium der nationale« Wirtschaft zu- sammcngefaßt werden. ES ist dem Abg. Louis Marin an- gebotcn worden, der jedoch noch nicht endgültig ,«gesagt hat. Das Ministerium deS Inner« hat der Abg. Schramek bereits angenommen. Für das Ministerium deS Answärtigen werden Bart hou »nd Briand genannt. Das Justizministerium soll Albert Sarrant übernehmen, gleich zeitig mit der Leitung der elsah - lothringischen Angelegen heiten. Sarraut soll ferner Vizepräsident des Kabinetts werden. Als Schatzministcr sowie Minister -es Ssscntlichcn Unterrichts werden der Abg. Bokanowski und der Senator Georges Levgues genannt. Die Bildung des Kabinetts verläuft jedoch nicht ohne Widerstand. Die Sozialisten stehen dem Kabinett völlig ablehnend gegenüber, aber auch bei de« Radikal-Sozialisten «nd einem Teil des Zentrums ist man von Poincars keineswegs begeistert, weil er nach seiner politischen Vergangenheit nicht geeignet sei. an die Spitze eines nationalen Ministeriums zu trete« Man würde es sür richtiger gehalten haben, wenn er sich mit einem Ministcrposten begnügt hätte. Brian- als Außenminister? Herriot zieht sich in de« Schmollwinkel zurück. Paris. 22. Juli. Die Opposition gegen das Kabinett Poincars wird aus sämtlichen Sozialisten, Kommunisten und einem großen Teil der Radikalen bestehen. Auch ein Teil dir gemäßigten Linken ist mit der Wiederkehr -cs früheren Präsidenten der Republik unzufrieden. Um die Mittagsstunde hat Poincars Briand empsangen «nd eine lange Unter redung mit ihm gehabt. Wahrscheinlich wird nicht Bartho« souderu Briand das Ministerium des Acnstcre« übernehmen. Eine Deputation der radikal-sozialisttschen Partei hat Herr tot auf.,«fordert, die Kandidatur -«» Präsidenten der Kammer wieder zu übernehmen, aber Herriot hat entschieden abgelchnt. Poincars wird ein Ermächtigungsgesetz oorlegen, das wahrscheinlich weiter geht als das von Caillaux. Paul Bonconr erklärte nach Schluß seiner Unterredung mit Poincars aus die Frage, ob ihm die Mitarbeit in dem neuen Ministerium angeboten worden sei: „Ja! Aber daS kommt sür mich nicht in Frage, weil ich aus einer Reihe von Gründe« nicht annehmc« kann!" tW. T. B.) v Perek Lammerprösi-enk. Paris. 22. Juli. Bet der Kammerpräsidentenwahl erhielten bei der ersten Abstimmung Peret 197. Boniffon 138 und Bonyffv« 118 Stimmen. Vierzig Stimmen waren zersplittert. Vtzt der eudgülttge» Abstimmung erhielt Peret 237 Stimme» n«h vonyffo« 31L Stimme«. Damit ist Peret zn« Kammer präsidenten gewählt. lT. U.) Die Berliner Presse zum Kabinett Poincare. Berlin, 32. Juli. Die bevorstehende Bildung deS Kabinetts Poincars wird von derBerltner Presse ausführlich besprochen. Die „Kreuzzettung" hebt den festen Willen und die Führernatur PoincarsS hervor und meint, ein Führer dürfe Opfer verlangen und diese würden ihm willig gebracht werden, während sie dem »Genossen" verweigert würden. Wen« eS auch diesem Ministerium der „nationalen Einheit" nicht ge linge« würde, das französische Bolk aus de« Wirrsalen hcraus- znführc». so bliebe nur «och die Diktatur übrig. Ter .Lokal- Anzeiger" erhofft von der Mintsterpräsidentschaft Potn- carsS nichts gutes für Deutschland und befürchtet, daß die Versprechungen Briauds nicht eingchalten würde« Was bisher trotz Locarno und trotz des deutschen Anticham- briercns in Genf nicht wahr geworden sei, daß Deutschland von Frankreich als gleichberechtigte Macht anerkannt würde, werde unter Poincars bestimmt nicht wahr werden. Die „Tägliche Rundschau" meint, man brauche wohl Deutschland nicht zu sagen, wer Poincars sei. Unvergessen sei die seindselige Politik, die dieser dem Deutschen Reiche gegen über getrieben habe. Aber auch Poincars könne sich nicht ohne weiteres über die internationalen Abmachungen hinwcg setzen. Die „Deutsche Allgemeine Zettung"gidt Poincars nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn er sich erheblich um fassendere Vollmachten gebe« lassen würbe, als sie Briand—Caillaux erstrebt hätte« Eventuell dürfe er auch nicht vor der Auflösung der Kammer zurückschrecken Das „BerlinerTageblatt" hält PoincarsS Chancen für gut. wenn er die Absicht, eine wirkliche Koaltttons- regierung zu führen, schon in der Zusammensetzung seines Kabinetts kundgeben werde, und wenn er seine eigene Wirk samkeit im Ministerium nur aus die des Finanz- Ministers beschränken würde. Eine Rückwärtsrevidierung der Außenpolitik, die nach Locarno geführt habe, befürchtet bas Blatt nicht. Die „Bosstsche Zeitung" meint, Poincars, dessen Machtstreben keine Grenzen kenne, werde sich die Macht, die er jetzt erhalten habe, nicht beschränken lassen. Lösch am Quai -'Orsay. Uebcrreichung der Germersheimer Note. Paris, 22. Juli. Der deutsche Botschafter v. Hösch hatte heute eine längere Aussprache am Quai d'Orsay mit dem Generalsekretär Berthclot. Bei dieser Gelegenheit händigte v Hösch dem Generalsekretär eine Abschrift der Note über di, Germersheimer Vorgänge aus, die heute von dem Rheinland kommissar an den stellvertretenden Vorsitzenden der Inter alliierten Nheinlandkommission gesandt morden ist. Französische Untersuchung in Germershelm. GermcrShcim, 22. Juli. Dienstag nachmittag traf hier der französische Oberkommissar in der Pfalz, General Douchy, auS Kaiserslautern ein, um über die Vorgänge am Kriegertag neue Erkundigungen anzustcllcn. Gegen ^0 Uhr fand in der Kommandantur eine Aussprache statt, die eine Stunde dauerte und zu der die Bürgermeister Schmidt und Harz, der Bezirks amtmann Neuß, sowie der Vorstand Best des ÄricgerverctnS berufen waren. Wie verlautet, sollen auch die an den Bor> kommnissen am Kriegertage beteiligte» Chargen der Germers, hetmer Bcsatzuvgstruppen zum Verhör geladen worden sein Konzentrierung -er srarnöjtschen Besahungs- gerichte. Mainz, 22. Juli. In der allernächsten Zeit schon wer- den sämtliche im besetzten Gebiet noch bestehenden sranzösi- scben Kriegsgerichte ausgelöst und zu einem Haupt- militärgertcht znsammengeschlosien, " Trier sein wird. dessen Sitz Mainz oder Poincars als Aeller! „Nieder mit Herriot! Es lebe Poincars!" Mit diesem Ruf begrüßte die vor der Pariser Kammer versammelte Volksmenge die Kunde von dem Sturz des 48-Stundcn- Kabinetts Herriot. Nichts ist kennzeichnender für die Ver worrenheit dieser Tage und die Selbstverständlichkeit der mit dem Namen Poincars sich anbahnenden Lösung als diese elementaren Ausbrüche der Volkssttmmung, die Pfuirufe und Prügel für dt« Krisenmacher, die Ovationen für die Vor- kämpfer L«S Kabinetts -er nationalen Einheit. Schneller als es die schlimmsten Pessimisten vorausgesagt haben, hat Herriot sein Schicksal erreicht. „ES hat mit einer Gemeinheit be gonnen und mit Gelächter geendet." Diesem Urteil deS Oppositionsführers der Radikalsozialtsten, Franklin Bouillon, über seinen eigenen Partetchef bleibt nichts hinzuzusetzen: höchstens di« Feststellung, daß mit diesem schmählichen Aus gang die vollkommene Zertrümmerung des Kartells besiegelt und die Unfähigkeit der Linken zu einer Regelung der Finanz frag« entschieden ist. Mit dem Kabinett Herriot nnd -em Politiker Herrtot ist da» konsequent parlamentarische System in Frankreich vorläufig erledigt. Der hitzigste Vorkämpfer der reinen Demokratie wurde zn ihrem Totengräber, indem er vielleicht — aber auch nur vielleicht — Gutes wollend, -aS Böse schuf. Man kann ausnahmsweise -em „Vorwärts" bei- pflichten, -er angesichts der französischen Pleite wieder ein- mal den Splitter im Auge des Nächsten sieht und resigniert feststellt: „Was jetzt kommen wird, ist nicht gerade erfreulich für die französische und für die europäische Demokratie. Einst- weilen herrscht ein wirres Durcheinander und die wilden Kundgebungen vor der Kammer könnten sogar ge deutet werden wie Las Wetterleuchten des Faschismus, der überall dort und immer nur dann sein Haupt erhebt, wenn die Demokratie versagt!" So wurde Herriot, und das ist die Tragik seines Schicksals, zum Schrittmacher und Steigbügelhalter seines grimmigsten Feindes Poincars, dessen Schatten über all den Ver handlungen dieser Krisenwochcn geschwebt hatte. Nachdem er sich zweimal versagt hatte, einmal Briand und dann Herriot, weil er eS ablehnt«, auf schwankendem parlamentarischen Boden, mit gebundenen Händen sein« schon stark umstrittene Autorität aufs Spiel zu setzen, ist jetzt nach -er Diskreditie rung aller Politiker von Rang durch die Ereignisse der letzten Tage seine Stunde gekommen. Der Weg zur Macht ist ihm mit Vorbedacht bereitet worden. Schon als Herriot an die Kabinettsbildung ging, wurde in der Presse der Ruf nach einer überparteilichen „Regierung der nationalen Einheit" laut. Die Lage des Landes wurde mit den schlimmsten Krisen- zciten des Krieges verglichen und, ebenso wie damals, eine Zusammenfassung aller nationalen Kräfte durch einen be währten Führer verlangt. Der Präsident der Ncparations- kommission, Barthou, verweigerte Herriot seine Mitarbeit mit der Begründung, baß nach seiner Neberzeugung die gegen wärtigen Schwierigkeiten nur durch die Bildung eines „öffent lichen Wohlfahrtsausschusses" behoben werden könnten — ein Hinweis auf die erfolgreichen Methoden der französischen Revolution — und daß er in einen solchen parteipolitisch nicht behinderten und von einem starken Mann geführten Aus schuß einzittreten bereit sei. Gleichzeitig hatte in der Kaiiimcr der republikanische Sozialist Morinaud eine aufsehenerregende Adresse herumgehen lassen, in der er Unterschriften sammelte für die Bildung einer neuen „Gruppe der öffentlichen Wolil- fahrt" mit dem alle Erwartungen übcrtrefscndcn Ergebnis, daß in kurzer Frist 230 Abgeordnete sich zur Verfügung stellten. Ohne Saß der Name ausdrücklich genannt wurde, deuteten alle diese Anzeichen auf Poincars hi,,, und so blieb dem Präsidenten der Republik nach der Abstimmungs niederlage Hcrriots gar nichts anderes übrig, als den „Vater des Krieges" zu rufen und ihn mit der Regierungsbildung zu betrauen. Nachdem der Weg durch die Fehler der Vorgänger so schön geebnet und eine parlamentarische Mehrheit bereits vorbereitet ist, dürfte die Ausstellung des „Burgsricdens- kabinettS" selbst für Poincars keine allzu großen Schwierig keiten bereiten. Da er der Rechten sicher ist, ist er aus taktischen Gründen bestrebt, bas Hauptgewicht seiner Regierung auf die Mitte zu legen und auch bet der gemäßigten Linken einige Anleihen zu machen. Eine möglichst geringe Zahl der bestimmenden Mitarbeiter soll die Handlungsfähig- keit der Regierung verstärken, dt« selbstverständlich auch wieder weitgehende vomnacht«» vom Parlament »erlangen wird.