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Nr. ISS Seile 2 Donnerstag. 21. April 1S27 den wichtigste» strategischen Plätzen untergebracht seien. Dort witrden sie das Werk der Rache, so heißt es wörtlich, vor» bereiten. Das deutsch« Element wllrüe, gestützt aus die mo. ralische und materielle Hilfe des Reiches, das polnische Wirt» schaftsleben untergraben, indem eS immer weitere Arbetto- werkstätten beherrsche» wiirde. Der im Hinblick aus die schwebenden deutsch-polnischen Verhandlungen besonders lehr reiche Aussatz in dem polnischen halbamtlichen Blatte schließt init der kategorischen Horderung: „Wirtschaftliche und staat liche Rotwendigkeiten diktieren uns ein ganz anderes Pro blem als das, was uns die Deutschen aufzwingen wollen: Nichtzulassung deü deutsche» Elementes. Be- schrankung der gegenwärtigen Kräfte des Deutschtums in Polen. Ohne zur Gewalt zu greisen, wird das Programm der Stärkung des Pvlentums in Schlesien, Posen und Pom- merrlle» ausgeführt aus dem Wege der Evolution, snstcmatisch und siegreich. Das ist unser Standpunkt, von dem es keine — «Dresdner Nachrichten" — Abweichung auch nur um «tu Jot« gtht. Da» müßte endlich auch die deutsch« Diplomatie wissen, um sich unnötige Täu- schunge» und Kompromittier»»»««» zu ersparen. Ein ratio. neller Handelsvertrag- Ja! «der niemals einen Vertrag, der eine »nsiedlnng von Deutschen zuläßt." Wenn daS in der Tat die Meinung auch der Warschauer Regierung war«, dann müßte» die neueingeleiteten deutsch-pol- »ischen Verhandlungen lebhaft bedauert werden, weil sie in »veiten interessierten Kreisen unnötig« Hoffnungen erwecken. Man will nach diesen Auslassungen nicht nur kein Rieder. lassungSrecht gewähren. sondern das vorhanden« Deutschtum noch weiter ausrvtten. Bei einer solchen Parole ist gar nicht ausdenkbar, wie da Verhandlungen mit einiger Aussicht aus Erfolg geführt werden solle»». Läßt die Warschauer Regierung von einen» solchen Standpunkt nicht ab, bann ist ein End« de» Wirtschaftskrieges auch in seinem dritten Jahre nicht zu er- warten. Oerltiches und Sächsisches. Zwei wtchttge Neuerungen lrn Nraflpvsl- Reiteoerketzr. Velbch«st»ng der Zehu-Fahrlen-Kanen. — Uusallversichmrung der Reisende». Die in einigen Oberpostdirektionsdezlrken prodemetse eingeführten sogenannten Zehn-Jabr1««»Ka»teil haben sich bewährt. Das ReichSpostministerium bat daher die Beibehaltung dieser Einrichtung unter einheitlichen Be- dingungen genelrmigt. Die Karten berechtigen zu zehn Fahrten tn»erl>alb von zwei Monaten und sind übertragbar. Die daraufhin eingeräumtc Fahrpreisermäßigung von 2» v. H. wird in »veiten Kreisen der Bevölkerung die aus häufigere Benutzung von Kraftpostlinien angewiesen «st. mit Genugtuung begrüßt werden. Roch «ine ander« Neuerung i„, Kraftvostretsevrrkehr wird amtlich bekanntgegeben. Das ReichSpostmintstertum lnit zugunsten aller Rettenden, die die Kraftposten benutzen, eine Unfallversicherung ob- geschlossen. die für den Reisenden den Vorteil hat. daß die Geltendmachung von Ansprüchen nicht von dem tm Prozeß oft schwer zu erbringenden Nachweis des Verschulden» abhängig is» und für Unfallfvlgen der Hübe nach al» zeUgemäs, anzusprechendc Entschädigungen vorgesehen find. Die Neuerung füllt einen Fortschritt gegenüber der bürgerlich- rechtlichen und vostgesetzlicben Regelung dar. Die Reisenden, die bei Benutzung eines fremden Kraftwagens vielfach gar nicht wisse», welche ungünstige Stellung sie bei Unfällen gegenüber dem Kraftfahrzeughalter haben, werden es be grüßen. daß sic i» de» Genuß des ihnen von der Deutschen Reichspost gewahrten Rechtsschutzes z>» sehr günstigen Be dingungen treten. Sin bemerkenswertes Jubiläum in der sächsischen Industrie Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Wagner ln Zittau, der heute am 21. Avril seinen 7«. Geburtstag feiern Kann, begeht am gleichen Tage das Jubiläum seiner 50sährtg<n Ge schäftstätigkeit. Schon mit 20 Jahren trat Friedrich Wagner in die noch kleine väterliche Webereisirma Wagner L Co., OlberSdvrs, ein Besonders in den Wer Jahren erlebte die Firma eine» imgeahiilen Aufstieg durch Einführung der Merzerlsatio» rein baumwollener Gewebe. Friedrich Wagner gründete IW», zusammen mit Otto Moraö, die offene HnndelSgesellschast. von i»ll an Aktiengesellschaft Wagner k M oraS, die schon nach kurzer Zeit neue, eigene und groß zügige Fabrikanlagen schassen konnte. Die Firma Wagner »r Co. kaufte dann noch eine eigene Färberei in Reichenau, während die Firma Wagner L Moras die frühere Schmittsche Baumwollspinnerei in Zittau mit sich verrtntgte. Beide Firmen übernahmen dann eins der größten Lausitzer Tcxtil- untcrnchmcn, die Firma Hermann Wünsche- Erben in Ebersbach mit Filiale» in Eibau und Schlraisivalde. 1823 wurde das Werk gekrönt durch den Zusammenschluß aller drei Firmen unter dem Titel .Fiereinigte Lausitzer Textilwcrke A k t t c n g c s r l l s ch a s t". Die Firma, der der jetzt Siebzigjährige als oberster Leiter vorsteht, beschäftigt gegenwärtig mehr alö WM Arbeiter: es laufen 3800 Webstühle. lliiiiOO Spindeln und mehr als 700 Hilfsmaichtnen in den ver schiedenen Spinnereien und Webereien. Friedrich Wagner ist noch Inhaber der Keramischen Werke in Elba»». Der Jubilar, der noch sehr rüstig ist, bekleidet eine große Zahl Ehrenämter. Verschiedene Stiftungen und das große Olberödorfcr Alten, heim verdanken ihr Entstehen dem jederzeit sozialein Empfinden des Jubilars. Besserung -er Lan-elsbilanz im März. Die reine Warenausfuhr um 86 Millionen gestiegen. Berti», 2l. April. Der deutsche Außenhandel zeigt im März 1827 im reinen Warenverkehr einen E i n s n h r n b e r i ch u h non 2 1 t Millio n e n 2! e i cb S in a r k gegen 33» Millionen ReichSuiark im Vormonat. Die Einfuhr in» reinen Ware n- verkehr ist im Mär» gegenüber dem Vormonat nur un wesentlich — um » Millionen Reichsmark — znriickgcgangen. Die Einfuhr an LebenSniiiteln zeigt eine Abnahme um 25 Millionen Reichsmark, die Einfuhr an Rvhstvsscn und Fertigwaren dagegen eine Zunahme, und zwar entere um » Millionen Reichsmark, letztere »in» 7 Millionen Reichsmark Vei der W a re » auss » hr ist dagegen eine beträchtliche Zu- »ahme «estzustelleii: JnSaesami ist die reine WarenauSsubr um 86 Millionen Reichsmark aestiegen An der Zunahme sind alle Gruppen beteiligt, und zwar die Lebensrnittel mit -l Millionen Reichsmark, die Rohstoffe mit 23 Millionen Reichsmark und die Fertigwaren mit 59 Millionen Reichsmark. Curiius über die Wirtschaftsbeziehungen zu Italien. Mailand. 2l. April ReichswirtschastSiiiinister Dr. CurtiuS, der die Mailänder Messe besucht, gewährte einem Korrespon denten der römischen Zeitung „Tribnna" eine Unterredung, in der er seine Eindrücke über seinen Aufenthalt in Italien schilderte. Der Minister sagte u. a., daß die glänzenden Fortschritte der italienischen Industrie Italien einen lebhaften Warenaustausch mit allen Ländern ge stalteten. Hierzu gehöre insbesondere Dentschtand, das gegen wärtig der stärkste A b n e h m e r italienischer Er zeugnisse sei. Er hoffe auch, daß die internationale» Besprechungen gelegentlich der WirtschastSkvnfereliz Erleich terungen schaffen wurden, die dem Warenaustausch zwischen beiden Ländern zugute komme» werden. Wiedereröffnung der deutschen Bibliothek in Mailand. Mailand, 21. April. Gestern nachmittag wurde in Gegen wart Dr. Enrtins' die kleine deutsche Bibliothek wieder eröffnet. Auslösung -er Danzlger Messe-AG? Danzig. 20. Aprtl. Der AnfstchtSrat der Danzlger I n t e r » a t t o n a l e n Messe-A. G. hat beschlossen, am 11. Mai eine Generalversammlung abznhalten und den Aktionären dle Auflösung der Danzlger Internationalen Messe-A. G. zu empfehlen. Die Gründe hier'ür 'legen in der wirtschaftlichen Spannung zwilchen Deutschland und Polen. Infolge dieser Differenzen mußte «n den letzten Jahren die Danziger Mustermesse auSfalleii. sTU.) Ueberslelgerle Preise im Daustossmarkl. Energische Abwehrmaßnahmo« des Berliner Magistrats. ID u r ch Funklpruch.1 Berlin, 20. April. Der Magistrat hat sich in seiner heutigen Sitzung mit den Preissteigerungen ans dem Berliner Baustosf- markt beschäftigt und der Meinung Ausdruck gegeben, daß in den gegcnwärligen Baustosspreisen bereits eine Ueber- steigerung scstgestellt werden müsse. Er hat den Bau- kommiffar der Stadt Berlin bevollmächtigt, dringende Vor stellungen bei der Reichs- und Ltaatsregiernng zu erheben und sofort Verhandlungen aus Senk n n g der Preise einziilettcn. Im Falle eines unbefriedigenden Ergebnisses dieser Verhand lungen werde der Magistrat weitergehende Maßnahmen er greifen und diejenigen Betriebe und Unternehmungen, die an den übersetzten Preisen fcsthieltcn, von jeder AnstragS- ertcilung für die nächsten drei Jahre auszuschlicßcn. tWTB.s Streik der Berliner Droschkenchausseure. Berlin. 20. April. Die angcstellteii Berliner Droschken- chansscurc haben heute nachmittag in einer sehr stürmisch ver laufenen Versammlung den Beschluß gefaßt, die Stellung nahme des ReichSarbeitöministerinmS zu dem Antrag ans Verbtndlichkeitöcrklürung deö ergangenen Schiedsspruches nicht mehr abznmarten. sondern sofort in den Streik zu treten und am DonnerStagmorgen die Arbeit niederzulegen. » Berlin, 21. April. Heute morgen sind 5000 Kraftdroschken- führer in den Streik getreten, nachdem sie bereits gestern teilweise die Arbeit eingestellt hatten. Die Verfolgung der mexikanischen Bänder. CalleS glaubt an einen politischen Racheakt. Mexiko, 21. April. Die letzten Schätzungen der bei dem Eisenbahnüberiall in der Nähe von Guadalajara Gelöteten schwanken zwischen 100 und 180. linier den Ueberlebcndcn befindet sich der Vizepräsident der Bane vf Mexiko. General Carrillo berichtete, daß er bei seinem Eintreffen an dem Ort des UebcrsaUS noch die Schmerzensschreie der eingc- schlosienen, in den Flammen umkommende» Menschen Hörle. Präsident Calles führt den Uebersall ans den Rachtzug Guadalajara—Mexiko Eit» aus einen Racheakt der Revolunonäre zurück und ordnete die Entsendung eines großen Truppenkontingents zur Verfolgung der Vanditen an. -» Neuyork, 21. April. Wie der amtliche amerikanische Funkspruch meldet, bietet die Stelle, an der der nach Merikv City unterwegs befindliche Elsenbahnzug von mexikanischen Banditen überfallen und verbrannt wurde, ein grauen haftes Bild der Zerstörung. Der Angriff aus den Zug. in dem sich etwa 60» Reisende befanden, wurde von ZOO wohl- auSgcrüftcten Banditen vollsührt. nachdem der Zug zum Ent gleisen gebracht worden war. Die Passagiere versuchten, sich durch die Fenstcr aus dem brennenden Zuge zu retten, wurden jedoch von einem Schnellfeuer der Banditen empfangen. Alle Personen, die nicht mehr fliehen konnten. wurden in die letzten Wagen gedrängt, die bann mit Oe! nbergvsien und in Brand gesteckt wurden. Tic Tochter des Ervräsidenten Obregon wurde aus dem Wagen gezerrt und erschlagen. Der mexikanische KriegSministcr bat persönlich mit einer Savallericabteiluna die Verfolgung der Banditen ausgenommen. Nach den letzten Meldungen befürchtet man. daß die Zahl der Toten LOO übersteigen wird. lT. U-) Die Kochwasserkakaslrophe im Mississippi- Gebiet. Neuyork, 2t. Avril. Nach den letzten Meldungen aus dem Hochwajsergebiet des Mississippi steig» die Flut noch imme . Die Zahl der Obdachlosen betrügt 70 000. Die Be völkerung flieht in die höher gelegenen Ortschaften. In der Stadt Dukes am Weißen Mississippi steh» baö Wasser schon über vier Meter hoch. Das Hochwalleracbiet hat setz» eine Auö, dchnung von nahezu 100 Meilen. Anch der Arkankas- Flnß hat die ganzen ttscrgebicte unter Walser gesetzt. Die Fluten sind bereits in die Stadt Littlr Noch cingcdrnngen. Im ganzen sind setz« bei einem weiteren Steigen des WasscrS 75 Städte bedroht. Die Zahl der Todcsopscr der Wirbelstürme betrüg« nach neueren Meldungen 117. sT. U.) —* Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, der, wie gemeldet, in Neuyork clngetrosien ist, hat sich nach Amerika begeben, um das dortige Wirtschaftsleben zu studieren. —* BerkehrSunsall. Dienstag gegen 8 Uhr nachmittags wurde in der Laalhausener Straße ein 62 Jahre alter Arbeiter von einem Ehemniyer Motorradfahrer umgcsahren und hierbei durch einen Bruch de» linken Unlerlchenkcls schwerverletzt. Er wurde von Ltraßenpauanten nach seiner Wohnung gebracht. Der Motorrad» sabrcr sowie sein Sozius hatten, ohne sich um den Verletzten zu be mühe». ihre Fa'nt lortgcieyt. 0«» ««-Kl« VVaaning Iil)v Del von a»t>r. «»»ntng-ruip, Lolland seit Iadrbunderten empsoklen bei; i» ,»b«NNch l» d»n It»,l»,I,«,. Es trägt in schmaner Schrift die -al-llnierschrift Man verweigere alles andere! Bille aus ich »Ode» und in der Apoibebe vorzeigcn l Bestandteile: 01. xerebint. »uller. comp. FrühjahrsaussleUung im Sächsischen Kunstverein. i. „Bon Ingres bis Cüzanne." Tie Frühjahrsausstellniig im Sächsischen Kunstverein ist sehr reichhaltig: sie besteht aus einer ganzen Reihe von Sonderausstelinngen Dresdner Künstler, einiger Auswärtiger und einer Gruppe von 88 Aquarellen und Zeichnungen französischer Meister des 1». Jahrhunderts aus dem Besitze der Albertina in Wien, ziiscnnmengefaßt unter dem Titel „Von Ingres bis Cszanne". Der Direktor der Albertina. Professor Dr. Stir, bat diese kost bare Sammlung aus den Beständen und Ncnerwerbnngen usammengestellt und übrigens anch 32 davon in einem Buche, as den gleichen Titel wie die AilSstcllungsgrnppe trägt, tm Verlag von Anton Schroll u. Co. tu Wien veröffentlicht, wo die Kunstwerke in einem der vollendeten technischen Ver fahren von heute getreu und künstlerisch vorzüglich wteder- gegeben sind. Etwa ein Jahrhundert französischer Kunst spiegelt sich in dieser Auslese intimer Aeußerutigen der be rühmtesten Meister der Maleret, die, so nahe uns noch die letzten der Reihe gestanden haben, bereits historisch wirken. Der ganze Entwicklungsgang nicht nur der französischen sondern der europäischen Kunst ist von diesen Blätter» abzu lesen. Ihre Betrachtung führt uns noch ein Stuck näher an die Wurzeln des Werdens als die fertigen Kunstwerke, denn in den unmittelbaren Niederschriften der Hand init Bleistift, Kreide, Feder und Aauarellvinsel ofsenbart sich der schöpferische Geist in seinen Ursprüngen und Anfängen. ES ist der unvergängliche Reiz und Wert der Handzeichnungen großer Meister, den Charakter des Künstlers so unverstellt und ungeheuchclt zu verraten wie das die Handschrift für den Graphologen tut. Und dabei zeigt sich das große Wunder, daß die kleinste Aeußerung des Künstlers, der Charakter hat, und mögen das nur ein paar hingehauchte Linien sein, die individuelle Eigenart besitzt. Ein paar Tierstudien von Delacroix, die Umrißlinie einer i» sich gcschnieaten Katze etwa, lassen das ganze Temperament dieses Darstellers der Angenblicksbeweguitg erkennen. Was Ingres zeichnet, trägt das Merkmal der klassisch geschlossenen Form und bekundet des Malers Trieb zur Schönheit und Harmonie. Der spitze Bleistift gibt eine Fein heit der Linie und der leichten Schrasscn her. die das saubere Bildchen als fertiges Kunstwerk erscheinen läßt. Wie anders der skizzenhaften Impressionismus von Delacroix, der in gtner Gruppe kämpfend verbissener Raubtiere einen Wirbel von suchenden Linien losläßt, aus denen sich die Form heraus- bildct, oder der auch im schwarz-weißen Blatte sein malerisches Sehen, leinen Drang zur farbigen Wirkung nicht verleugnen kann. Bei ihm ist dies alles Stiidtenmaterial. und mit Be wunderung siebt man. wie der große Maler schon i» einer Pastell'kizzc mit dem Problem ringt, einen „Svnnciidurch- brnch" überm Meere in seinem Nuancenreichtum farbig zu bewältigen. Aguarclle zur vivinn eomsckin. lavierte Feder zeichnungen von Reitern, Tieren, Blume» bekunden den Ernst der Vorarbeit zu berühmt gewordenen großen Werken.— Tann Da umterl Fast wie eine Synthese zwischen Ingres und Delacroix wirkend! ^n der Halbfigur eines sungcn Mäd chens von einer Peinlichkeit und LebenSwahrhcit. die an unfern Menzel gemahnt und das zarte Werkchen deö Bleistiftes zum geschlossenen, sertiae» Knnsiivcrke macht, und dann wieder die sorglose Skizze, die durch Erhaschen einer flüchtige» Be wegung die seelische, innerliche Regung festznhaltcil sucht, wie das bet dem „Ringer" der Fall ist. der, den Schauplatz seiner Taten verlassend, zuriickblickt und mit dieser Kopswendung sein ganzes Jnnciilebc» ofsenbart. Constantia G u y S erregt mit zwei Aguarcllcn mehr kulturelles alö künstlerisches Interesse: die Damen t» der Tkeaterlogc sind ein niigcmet» lebendiges Stück sn'N'ösischcr Gesellschaft nm 1850. Welche andere Welt bei Millet, der auch in der Zeich nung Maler und Bekenner tsi. und den Bauer, Aehrcnleser, Hirten als einen Teil heimatlicher Natur empfindet und dar stellt, schon in der Skizze warmtönig und kräftig, vielfach zum Bilde abgerundet. Während bei Millet die Landschaft nicht selbständig wirkt, holen Corot. Thüodore Rous seau, Troyon.Daubigtiy schon im graphischen Blatte alle Poesie der Stimmung aus der Natur und zaubern mit ein paar weichen Strichen und verfließenden Schlagschatten entzückende Landschaften hervor. Eine Abenddämmerung von Corot, eine Meeresküste von Daubignn, ein Feld mit weiden den Kühen von Troyon — das sind ein paar Meisterwerk- chen, die mit einfachsten Mitteln die ganze »cne Landschafts- nialerei mit ihrem unendlich verfeinerten Naturgefühl vor- wegnehmcn. Blei und Kohle sind als Illusion der Farbe verwendet Es ist von höchstem Reiz, zu sehen, wie auch der malerische Impressionismus, der doch so ganz eine Farben- techntk war, ans die Zeichnung nicht verzichtet, die vielmehr dein Gemälde vorarbeitet, wenn auch nicht mehr mit der formumgrenzenden Linie, sondern mit den Gegensavwirki»»- ge» von Schwarz und Weiß. Daß sich eine so spiegelnde, glanzlicbende, an Email erinnernde Maltechntk wie die Renoirs tn der Zeichnung („Sitzendes Mädchen") so gleich artig graphisch offenbaren kann, ist erstaunlich. Renoir ist außerdem tn seinen Akten ein Meister der Andeutungen »nb des sparsamste» Striches. Dieselbe Kunst als graphische» Im- presslviliomiio verraten die Pastelle von Stsley und die Krcidelandschaften von Pissarro. Weniger charakteristisch ist Manet vertreten, der aber mit einem unvollendeten Blnmcnstück in Aguarctt in die Geheimnisse seines Schaffens schauen läßt. Eine Rütclzeichnung von Toulons e-L autrec stellt mit skizzenhafter, aber anodrnckSsicherer Lintenkunst eine Fischverkänferin, einen echt französischen T»v. dar. DegaS hält Balletteusen, seine LiebliiigSgeschöpse. und Jockeis tn Mvmcntbilderit einmaliger, ungewöhnlicher Bewegungen fest. Eine andere Funktion erfüllt die Zeichnung bet den Bild. Hauern, non denen hier Carpeanx mit KomposttionSent- wiirfen und Rvdin mit einem Entwurf zum „Sisyphuk" sowie ein paar der bekannten leicht getuschten Aktstndten ver treten ist. So gelangt man iiber Puvis deChavanneS, dessen Stnbienblätter ebenfalls nur als Entwürfe zu großen Werken Geltung haben, und Foratn, Signac, Gau guin zu Eozän ne, der zwar einmal geäußert hat: „Die Linie existiert nicht," aber doch hier als Zeichner auftrttt, der im alte», guten Sinne die Form »mrctßt und ihre Plastik mit zeichnerischen Mitteln heranSarbeitet. So hat man einen Gang durch die Entwicklung der französische» Kunstgeschichte des 10. Jahrhunderts gemacht, der die Erkenntnis des Kiinst- lerischen und der Persönlichkeiten bereichert und den ästheti schen Genuß dcS Belanschenö schöpferischer Kräfte am Born- guell deü Werdende» bereitet, dank einer erlesenen Samm- liing von künstlerischen Kostbarkeiten, wie man sie so selten versammelt findet. Ilr. Felix Zimmermann. Kunst und Wissenschaft. 1* Mitteilungen der SSchsische« StaatSthcatcr. Opern haus. Sonnabend, den 28. April, außer Anrecht, „Die Hochzeit de« Figaro" von Mozart mit Waldemar Stacgeman». Clalrc Born, Angela Kolniak, Willy Bader, Viescl v. Schuch. Helene Jung, Adolph Schoepflin, Hann» Lange. Ludwig Enbisch, Julius Piittlitz, Snia Berger. Musika- ltsche Leitung: Fritz Busch. Spielleitung: Waldemar Staegc- man». Anfang 7 Uhr. Die Frist zur Einlösung der Opern°A„rechtSkarten für den vierte» Teil der Spielzeit 102627 lse fliiis Vorstellnngen der »leihe F und I!) läuft am Freitag, dem 22. Aprtl. nach mittags 1 Uhr, an der Anrechtskasse des Opernhauses sBestt- bül links, ab. Schauspielhaus. Sonnabend, den 23. April sAn- recht»reih« v), das Lustspiel: .Jugendfreunde" von Ludwig Fnlda. Spielleitung: Georg Klesau. Anfang XSUHr.