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chm au< dm tiefen Schachte zu Lage gefördert. Elfterer hinter« läßt eine trauernde, mittellose Witt«« und zwei noch unerzogen« Töchter, von welchen die eine blind ist, und jetzt am Grabe ihre« BaterS stehen und weinen, weil sie ihre« Ernährer« beraubt find. Der zweite Unglückliche ist unverheirathet und der einzige Sohn eine« bemittelten Gut-befitzrr«. — Bericht der Productenhandel«.Börse zu DreS- d en, den 10. Mai 1861 Mittag« 2 Uhr. Witterung: warm. Geschäftsverkehr: weichende Tendenz. Weizen wenig Umsatz, weiß 77—81 nach Qualität, böhmisch 77 bez., gelb 70 — 74 nach Qualität, böhmisch 72'/». — Roggen niedriger 49 —51V», loco ^ 51V» Brf., Mai 5V Brf. u. bez., 4SV» Geld. Mai-Juni 49V»! bez. u Brf., Juni-Juli 49V» Brf. u. bez, 49V» bez. u. Geld,! Juli-August 49V» Brf., 49V« Geld, Seplbr.-Octbr. 50 Brf., 49V» Geld. — Gerste 38—42. — Hafer, niedriger. 24-27 nach Qualität, loco 24V« bez. u. Brf., Mai 24V» Brf., 24V« Geld, Mai-Juni 24V» Brf., 24V« Geld. Juni-Juli 24V« Bis.. S4V» Geld, Juli-August 24V« Brf. u. bez, 24V« Selb, August 24V« Brf., 24V. bez. u. Geld. — Erbsen 45 — 55 nach Qualität. — Wicken 39 — 42 nach Qualität. — Kukurutz 44 bis 45V, nach Qualität. — Oelsaaten, Rap«, Juli-August 86 Brf. — Schlag-Lein, ohne Angebot. — Kleesaat, ohne Angebot. — Oel, 12V» Brf., Sepibr.-Ocibr. 13 Brf. — Spi- ritu«, 19 Geld. Tage-geschichte. Dre« den. am 9. Mai. Ein «rzübler Umstand ist'« für einen Menschen, der dem Geschlecht« nach unbedingt zu den Män nern gerechnet werden muß und noch dazu vermöge seiner hohen Stellung einen bedeutenderen militärischen Rang «innimmt, wenn ihm eine« der ersten Erfordernisse de« Manne-, der Math abgeht. Dieser Mangel bringt jetzt, wie die Zeitungen sagen, den Prinzen Napoleon, Vetter de« Kaiser-, in «ine verzwickte Lag«. Da hat ihm der Herzog von Aumale in der jüngst von un« erwähnten Flugschrift: »Briefe über Li« Geschichte Frankreich«' solche Anzüg lichkeiten gesagt, daß nach den unter so hochgestellten Personen herrschenden Begriffen von Ehre ihm nicht« übrig bleibt, als den Sohn de- ehemaligen König« Loui« Philipp zu einem Zweikampfe, zu einem Duell herau-zufordern. Fünf zu Rathe gezogene Ge- nerale haben diesen Au-spruch gethan, und Marschall Randon, der Krieg-minister, Hai dem Kaiser vorgestellt, Prinz Napoleon müsse sich schlagen, sonst müsse er, der Krieg-minister, den Kaiser bitten, jenem kein Eommando mehr zu übertragen, weil die Offi zier« sich weigern würden, unter ihm zu dienen. Das ist nun ein erzböser Handel für den Prinzen Napoleon, der, wie die Zei tungen sticheln, keine-weg- zu den Helden der Tafelrunde gehören soll. Zwar wäre er in der Krim gewesen und Hab« sich Sebasto- pol angesehen, sei dann aber schleunigst wieder nach Pari« ver- duftet. Schon damal« sollen ihn di« französischen Krieger, denen ihr ärgster Feind Muth nicht absprechen wird, orainte äv piomd, d. h. Furcht vor dem Blei, Bleiangst, genannt haben, woraus vielleicht abgekürzt sein Spitzname »Prinz Plon-Plon' geworden ist. Eben so hätte er im italienischen Krieg« vor 2 Jahren ein Eommando über «in Armeecorps gehabt, aber sein Pech es ge wollt, daß er während der Schlachten bei Magenta und Solse- rino da« Kriegsmaterial de- kleinen Herzogthum- Parma hätte inventiren müssen. Wa« soll nun der Unglück-Prinz thun? Schießt oder haut oder sticht er sich mit dem Herzog von Aumale. so ri-kirt er, zumal Aumale ein famoser'Pistolenschütze sein soll, sein Leben, ri-kirt, ein Loth Blei oder einig« Zoll kaltes Eisen ver- dauen zu sollen; stellt vielleicht di« Fortdauer der napoleonischen Dynastie in Frage; fordert er seinen Beleidiger nicht, so bringt er sich um Ehre und Reputation. Schlimme Wahl! — Hat aber auch «in Mann Uebnsluß an Muih, und «s geht ihm in seiner Stellung die Weisheit, die ruhige, besonnene, avseitige Heber- legung und Erwägung der Umstände ab, so thut er sich und Andern Schaden. So in diesen Tagen Meister Garibaldi Wa« für einen Heidenlärm verführt« dieser kürzlich auf dem italienischen Landtage! Da sollte Alle-, wa- in Italien Waffen tragen könnte, bewaffnet, Oesterreich so schnell al« möglich in Venrtien, Istrien und Dalmatien angefallrn, selbst da« französische Eorp«, da« Rom besetzt hält, wenn «< nicht gutwillig abzöge, mit Gewalt au« Ita lien geworfen werden! Langsam! Weil der Mann dat an alle« Enden und Ecken gründlich unterwühltr, von bestochenen Beamten und Generalen verrathene und verkauft« Königreich beider Stellten in 4 Monaten mit Freischaaren umgestürzt hat, meint er wohl, -> mit seinen Rothhemden di« Welt erobern zu können? Wa« wäre denn am Bolturnofluß geworden, wenn Eialdini nicht rechtzeitig mit Massen piemontefischer, regulärer Krieger tingetroffen wäre, um Garibaldi und sein« Freischärler au« der Patsch« zu ziehen? Capua, Gaeta, Ancona rc. find auch nicht von Freischärlern ge nommen worden. Macht e« auch dem Herzen des kühnen Frei- schaarenführer- Ehre, daß er sich auf demselben Landtage seiner Freischärler annahm, die Eavour hin und wieder wohl zu wenig berücksichtigt, wohl gar Roth hatte leiden lassen, so war doch der Name »Südarme«', den er seinen Haufen beilegt«, gewiß zu stolz, so war seine Forderung, die von ihm in der Eile und Noth zu Offizieren gestenipelten Freischärler ohne Weitere« mit ihrem Range in die reguläre Armer ausgenommen zu wissen, ohne Zwcifel zu ausschweifend, al« daß e« der Armee und Italien Nutzen gebracht häite, sie zu gewähren. Mit Mühe und Roth gelang e«, den Hitzkopf zu begütigen und chm begreiflich zu machen, daß nicht alle seine Freischärler Helden oder doch wenigsten« brauchbare Krie ger gewesen, daß Italien mit der halben Welt anzubindrn nicht im Stande und noch lange nicht, einmal in der Verfassung sei, mit Oesterreich anzubinden, am allerwenigsten mit Freischaaren allein und ohne Hilfe Frankreich«. Muth ist wohl gut, aber « muß ihn Weisheit leiten. — Manne-muth und Manne-klughett vereint macht aber doch immer noch nicht den rechten Mann, die« sehen wir an dem Minister Eavour. Wer will diesem Staats mann« Muth absprechen? Er hat den Riesen ged anken, au- Sar dinien ein Königreich Italien zu machen, nicht blos gefaßt, son dern ihn auch au-zuführen gewagt und mit einer Umsicht, Be harrlichkeit und Ausdauer, die man bewundern muß, bisher glück lich fast ganz zum Ziel« geführt. Wa« di« auSgrfeimtest« List, die vollendetst« Heuchelei, Falschheit und Verstellung de« gelungen sten Italiener- — und da« will etwas sagen! — nur zu ersin nen, erlisten, »lauern, erschnappen vermag, da« hat Eavour ge leistet. Die Gewebe der kühnsten und schlauesten Plane wußte er anzuzetteln und meisterhaft zu vollenden, und wenn noch au« Ita lien «in einiger, selbstständiger Staat wird, so hat die neunhäu tige Staatskunst diese« geriebenen FeinfuchseS mehr dazu gethan, al« da« Dreinschlagen Garibaldi'«. Aber diesem Manne von Muth und Verstand fehlt — da« Gewissen. Davon ist bei ihm auch nicht die geringste Spur zu finden, er hat es gänzlich an den Nagel gehangen. Wenn bei den Jesuiten der niederträchtige Grund ätz gilt, daß der Zweck di« Mittel heiligt, so ist Eavour Ober meister über di« vollendetsten Jesuiten. Er scheut kein.Mittel, und wäre es noch so schlecht, um sein Ziel zu erreichen. E« heißt zwar, einen praktischen Staatsmann dürfe man nicht mit der Elle messen, die man an die Sittlichkeit anderer Leut« anlegt; allein schlecht bleibt schlecht, handle schlecht, wer da wolle. Der ehrliche, unkluge Garibaldi ist un«, trotz seine- professionellen Um stürzen«, immer noch weit lieber, al« dir grundgescheibte Eavour, und geht Jener einmal auf seinen Freischaarenzügrn so oder so zu Grunde, so wird sein Volk und di« Welt ihn wegen seine- ehrlichen, muthigen Streben- und Wirken« in achtungsvollem An denken behalten, während Eavour, selbst wenn ihm sein Werk gänzlich gelingen sollt«, in gleiche Linie mit dem «ilften Ludwig von Frankreich gestellt, höchsten- von gewissenlosen Politikern ge priesen und al- Muster verehrt, von jedem rechtlichen Mann« aber mit Mißachtung genannt werdrn wird. — (B. A.) Berlin, 9 Mai. Go ist es denn wirklich so! Der Mann, der hier zwölf Jahre lang die erste Polizeigeigr spielte; der dir Seele de- Hinckeldey'schen Polizeiregiment« war; der sich ungestraft so ziemlich Alle« erlauben durfte; der ob seiner Willkür und sei ner brüsken Anmaßung verhaßt war, wie selten Jemand, der aber, unter der Aegide der ihm Vorgesetzten Behörden, schuß- und hieb fest schien gegen die Angriffe der öffentlichen Meinung, — dieser Polizei-Oberst Patzke befindet sich jetzt auf schmählicher Flucht und die Justiz verfolgt ihn al« einen gemeinen Verbrecher. Der Steck brief lautet außer auf Fälschung von Quittungen und Registern auch auf Unterschlagung anvertrauten Gute«. Die Strafe, wenn Patzke vor den Geschworenen erschiene und dieser B-rbrrchtN und