Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.06.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030611023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903061102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903061102
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-11
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
iriau»M5Mry 5H-rm Dieses Blatt Wirt» de» Lesern' von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt, während es die Post« Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgedühn ir»«d»«rN»chr>chIe>i kstckeinen «„,«,» > dlk B»»ick«r ,n und der nückli«» ilmasbung. Etrquuou durch riacur Boten .„„imiMonsr, enotit. erkalten Blatt an tUcclie»lauen, die au)Sony. oder>üeiertao-lolaen. twei reitausaabeu «dendd und ««reeud'juoelteUt., irutt alter Artikel u. Ortainal- .lunae» nur mit deutlicher leiia»aavei..Dredd Nachr. » tUlüINa., «achtriialiche Lpuorsr. an«»rücke dieiden unberumicktiat: «verlaust, MalmitriMc werde« nickt aukdewadrt. Lelearanim-Adrelle: »achrichte» LreSde» Keg^LLrTSeL 18LS Vertag von Kiepsctz L Reicliardt. önrei'gen-calls. »lnnabme von «nkündlaiinaen bi» nachmiitas» » Uiir Lonn und veieitas» nur Marieulnabe s» van ii bi» '/,i Ukr Tie l ivaliiseGruud- eeile <ca. » Silben» 20 P»,.. An. kitndisunsc» aul der Prwatteilc Keile 2S Pl, : die rlvalltae Zeile als »Ein- aelandt" oder au» Tertiale so Pis gnNummern nach So»»- und Neicr- taaen I> der, rivalliar Grundiellen so. «0 de». «0 und so P»a nach de. londerem Tari». AnLivärtlse Aut- träae nur seaen Lorausdezadluns. Beleadlätter werben mit lo Ll,. berecknrr. N«r»ldreta»»ch1iib: «Mt I «r. 11 und Sk. rosa. V»me»-Ii«<len8tokkv, V»men-?elvrmen, vAwvn-H»veI«eIi8, Vamvn-Mtv, vsmen-kneltsüelt« sovis Kilo I0U«'is1vN-^U8I'U8llMg8-H»'ti!lSl io xrösstor ^nsvnlll ömpkioillt. «Uv». HevkIK LU8 Ural, -4vI»Iv5»M«tr»8»« 28, pari. uu6 I. Llnxs. I Neuest Drahtberichte. Hosnachrichten, Wahlbcwegung. Gcrichtsverhandlunge». Bei den Toten bon Palermo. ^ DülllltkAlÜA, II. Neueste Drahtmeldungen vom 10. Juni. Kiel. Das erste Geschwader unter dem Befchl des Prinzen Heinrich nahm heute nach seiner Rückkehr von der UebungSfahrt im Atlantischen Ozean auf der hietigen Förde gröbere Manöver und Angriffsübungen vor und tras um 11 Uhr IS Minuten im Hafen ein. Linden a. Ruhr. Auf der Zeche Baakermulde sind bei der Einscchrt zur Frühschicht 3 Bergleute in die Tiefe gestürzt. Alle 3 sind tot. Krossen (Oder). In Scbwirze bei LoberSberg ermordete der Landwirt Laude seine 77jährige Mutter durch Erdrosseln mittet- einer Schnur im Bett. Die Ermordete stand im Aus gedinge und war vom Täter oft misibandelt worden, wofür dieser bereits Gefängnisstrafe erlitten hatte. Laube wurde verhaftet und ist geständig. Eannstatt. Heute nacht ist die MontierungSwerkstätte der Darmlerschen Motorwagcnsabrtk völlig abge brannt. Budapest. Der „Magyar Szo" veröffentlicht ein langes Interview mit einer Persönlichkeit, die die Intentionen der maß gebenden Kreise in der auswärtigen Politik am gründlichsten kennt. Auf dre Frage nach der Wirrung der ungarischen Obstruktion auf die auswärtigen Verhältnisse lautete die Antwort folgendermaßen: Den Acnßerunaen der Presse sei su entnehmen, daß die Obstruktion in den befreundeten Staaten schwere Bedenken erweckt. Kroatien mache gegen Oesterreich mobil, die italienische Jrrcdenta gegen Oesterreich. Die italienische Irre- denta sei besonders gefährlich, »veil man niemals sicher sei, ob die Irredenta die italienische Regierung nicht noch zwingen werde, aus dem Bündnis auszutreten und sogar Oesterreich-Ungarn gegen, überzutreten, lieber die Mittel befragt, normale Verhältnisse herzustellen, meinte der Gewährsmann des Magyar Szo". die Opposition möge mit politischer Besonnenheit ihre Forderungen formulieren, sodaß man mit ihr verhandeln könne. Eine Rs gicrungskrisis werde keine Lösung bringen, v. Szcll stehe unter ollen ungarischen Staatsmännern am meisten mit der Oppo sition in Fühlung: würde die Opposition erkläre», daß sic einer anderen Persönlichkeit die Zugeständnisse machen werde, die sic v. Szell verweigert, so wäre erwiesen, daß mit der Opposition keine sachlichen Ziele verfolgt werden. Lissabon. DaS amerikanische Geschwader verließ heute Lissabon und begibt sich nach Norden. London. Die Blätter bemerken, wenn auch die gestrige Debatte im Unterhause dazu gedient habe, die Luft zu klären, so sei doch die MekmgSverkchiedenheit im Schoße des Kabinetts, die gestern enthüllt wurde, so bemerkenswert, daß dteKrisiS tn der Politik sich eher verlchlimmert. als vermindert bade. Ein sofortiger Appell an das Land werde nicht für wahrscheinlich an gesehen. Viele begeisterte Anhänger des Freihandels in der konser vativen Partei seien der Ansicht, daß dem Kolonialministcr nichts anderes übrig bletbe, als seine Entlassung zu geben. Dte Bedeu tung der Gefolgschaft Chamberlaiiis lei, wie sich bei der gestrigen Besprechung ergeben habe, unerwartet gering. Die Vertreter des Bankwesens im Unlerhauie seien säst einstimmig gegen ihn und bisher lei nicht ein einziger Politiker ersten Ranges zu seiner Unterstützung ausgetreten. Erfahrene Parlamentarier erklärten in den Wandelgängen, daß eine solche politische Situation nicht bestanden habe seit der denkwürdigen Spaltung der Liberalen bei der Homerulebill. London. Der Sekretär der liberalen unionistischen Ver einigung in Birmingham hatte sich unter Bezugnahme auf den Vorichlag, daß, wenn es erforderlich sein wollte, Vergeltungs- zolleaufausDeutichland cingeführte Waren gelegt werden, an Ehamberlain gewanot und in einem Spezialfall um Auskunft eriucht. Als Beispiel waren elektrische Maschinen gewählt worden. Ebamberlains Sekretär hat ihm nun folgende Antwort erteilt: Eham- berlain schlage nicht vor, auf deutsche Maschinen lediglich deshalb irgend einen Zoll zu legen, weil sie billiger seien als englische: nur wenn sich herausstellte, daß für die Ausfuhr deutscher Maschinen irgend eine direkte oder indirekte Prämie gewährt werde, sei er durchaus »neigt, einen entsprechenden Zoll zu erheben. Der Minister werde sich i» jedem Falle an Eobdcns Prinzip vvm freien Warenaustausch zu natürlichen Preisen halten. Demgemäß werde er, wenn er von irgend einem Artikel einen Zoll erbebe, dadurch nicht notwendiger- weise irgend einem anderen Fabrikanten einen Anspruch aus Zoll schutz einräumen. Wen der Minister finde, daß die Deutschen ihre Erfolge aus rechtmäßige Weise erzictlen, würde er cs den ein- zelnen Fabrikanten überlassen müssen, hcrauszusinden, wie die Deutschen es machten, und wie sie oie Deutschen mit ihren eigenen Waffen schlagen könnten. Athen- Infolge von Gerüchten, daß die Genehmigung des Koriiitben-Monopols durch die Kammer verschoben sei. herrscht lebhafte Aufregung im Peloponnes. In mehreren Orten fanden Versammlungen statt, die stürmisch verliefen. Man be fürchtet Zwischenfälle, wenn der Vertrag nicht in einer demnächst eiittuberuteiide» außerordentlichen Session genehmigt wird. Delycinnis erklärte gestern in der Dcpiitiertenkammer, daß der Verirag nicht zurückgezogen sei und sprach die Hoffnung aus. daß die Ruhe nicht gestört werden würde. Die Negierung ergriff die notwendigen Maßnahmen. Betgrad. Die auswärts verleiteten Meldungen von einer bevorslehcnden Aufrührung der TTronsolgeangcleaenheit, sowie von beabsichtigten Verleihungen von Titeln und Würden cm Mitglieder der Familie der Königin beruhen, wie von zuständiger Seite mttgeteilt wird, auf müßiger Erfindung. Ectinje. Eine große Anzahl Melissvren von Hotti »nd Grubi griffen ein an der Grenze gelegenes Blockhaus des türki- scheu Militärpostens a n, töteten mehrere Soldaten, zündeten das Blockhaus an »nb flüchteten mit ihren Familien und ihrem Bich nach Montenegro. Die montenegrinische Regierung bat die Pforte, die Flüchtlinge begnadigen und ihnen die Rückkehr in die Heimat gestatten zu wollen. Santiago deEbile. DaS Abgeordnetenhaus nahm einen Gesetzentwurf an. der fremden Versicherungs- Gr i ell s ch a s t e n Lasten und Beschränkungen auterlegt. U 0. sieht das Gesetz die Hintellcgung von 20 000 Pfund Sterling als Garantie vor. Pretoria. Der gesetzgebende Raad nahm heute einstimmig den Antrag an. den TingaanS-Tag der Buren als Feier tag mit in die Liste der öffentlichen Feiertage aufzimehmen. Die holländischen Mitglieder dankten den übrigen herstich für dieses Zeichen von Entgegenkommen und sagten, dietz nütze mehr, als alle Reden über eine Aussöhnung. JohanneSbu-g. Nach den Berichten des Ausschusses für eingeborene Arbeiter sind für April ungefähr 9:j00 ein geborene Arbeiter eingestellt worden, von denen 600 in Baberton angrworben wurden. 1600 wurden, nachdem sie die Bedingungen, unter denen sie angenommen waren, erfüllt hatte», entlassen. SimonStown. DaS Schiff der hier eingetroficnen deut schen Südpolar/Lxpedition Gautz" zeigt außen Spuren vom Jcstsitzen im Eise. Auf der Ausreise von Kapstadt legte die „Gauß" bei der Kergueleninsel an. wo die Gesellschaft ßu Lczpd ging. Am 14. Februar wurde Treibeis angetrossen/"««» am 22. Februar aus 66stß Grad südlicher Breite unl 90 Grad östlicher Länge war das Schiff vom Eis eingeschlossen. Das ncuentdeckte Kaiser Wilhelms II.-Land war, mit Ausnahme eines erloschenen Vulkans, mit Eis bedeckt. Die Expedition lag hier fast ein Jahr im Eise fest und die Mannschaft bezog Winterquartiere. Zu dieser Zeit wurden viele wissenschaftliche Untersuchungen aus- geführt. Als die Winterquartiere schließlich geräumt wurden, zeigte es sich, daß die Jahreszeit schon zu sehr vorgeschritten war. Die Weitcrsahrt wurde durch furchtbare Schneestürme und die Dunkelheit erschwert. Das Schis» ging nordwärts und verließ die E»sregion am 6. April. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 10. Juni. —- Ihre Majestät die Königin-Witwe empfing heute vormittag 11 Uhr in der Villa Strehlen Herrn Oberbürgermeister Geh. Finanzrat a. D. Beutler in Audienz. —* Sc. König!. Hoheit der Kronprinz begab sich gestern nachmittag mit mehreren Offizieren »ach Zittau. —* Die für das Königreich Sachsen bestimmten Wahl- zettel-Umschlüge, welche ^ctzt zur Versendung gelangten, trage» aus der Vorderseite als Ltempelausdruck nicht, wie kürzlich berichtet wurde, de» Reichsadler mit der Umschrist „Wahi- Umjchlan", sondern das Königlich Sächsische Wappen mit der Umschrist „Königreich Sachsen — Ministerium des Innern". —In der gestern abend vom Wahlausschuß der verciincstcu OrdnungSparteie» nach dem an der Siricstner Straße belegcncu „Fürslenyos" eiiibcrusenut Versammlung für national- gesinnte Wähler, die von ihrem Leiter, Hcirn Stadtverord neten Bezirksdirektvr Ahlhclm, mit einem dreifachen Hoch auf Kaiser Wilhelm »nd König Georg eröffnet wurde, entwickelte der Kartellkandidat, Herr Pastor Reichel, sein Programm. Ein leitend stellte Redner an die Spitze seines sünsviertelstündiaen Vor- trag» die Erkenntnis „Deittschlciitd über alles in der Welt . Damit sollte noch nicht gesagt sein, daß in unserem Vatcrlande alles w. wie wir es wünschten, sei, sondern er erkannte in seinen Aus führungen an, daß es Mängel gebe, die mit vereinten Krusten aö- zustclleii seien: zu ihnen gehöre, daß vielen unserer deutschen Volks- genossen noch immer das richtige deutsche Nationalbewusstsein fehle. Wer einmal nach Frankreich komme und in der Arbciter>nel> 11m- schau nach der Bewertung ihrer Nation halte, der werde selbst vom letzten und geringsten Arbeiter den Rus hören, Frankreich über alles. Das Nationalbewuhlscin wird leinen Ausdruck finden in dem unbedingten Eintreten für unsere Wehrkraft in der bisherigen Form, weil nur das Heer »nd die Flotte für den Schuh des Vater landes brauchen. Das Wort „Unsere Zukunft liegt aus de« Wasser" wollte nur sagen, daß Flottenpoiitik getrieben werden müsse; geschehe dies nicht, dann läge unsere Zukunft im Wasser. Ein weiterer Mangel sei die Zerrissenheit und Uneinigkeit der nationalen Parteien. Referent hält cs nicht für gut, wenn es nur eine Partei gäbe, sondern läßt den Satz gelten, wo Kamps ist, da ist auch Leben: aber angesichts der Vaterlandslosigkeit eines Teiles unseres Volkes müssen die naticmalgcstiiisten Männer die Losung ausacben: „DaS Vaterland siebe über den Parteien!" (Bravo!) Daß die nationaffoziale Partei das Kartell m dem Wahlkampfe so wenig unterstütze, bedauert Redner, er gibt aber doch die Hoffnung nicht am. daß deren Anhänger in den entscheidenden Stunden wohlwollender über das Kartell denken werden. Ein Mangel sei es ferner, daß viele Wünsche und Forderungen, die aus der Arbeitcrwelt gestellt wurden, noch nicht erfüllt seien. Berechtigte Wünsche zu erfüllen, sei er bereit: es gäbe aber Leute^ die glaub ten, daß sic durch den vor Augen gemalten Zukunstsstaat ein Paradies auf Erden bekommen. Allezeit wird in der Welt Arbeit geleistet werden müssen, und die Zeit, in der ein Schlemmer für einen Ehrenmann gehalten wird, werde nicht kommen; es dürfe aber die Arbeit nicht hinauslauscn auf eine Schinderei. TieÄrbeits- zeit sei zu verkürzen, soweit sie verkürzt werden kann. Hierbei streift Redner das Kapstel der Frauen- und Kinderarbeit, der ebenfalls noch Mängel althaften: nicht sei er einer von denen, welcher mit jeder Frauen- und Kinderarbeit brechen, sondern er halte dafür, daß es Arbeiten gäbe, die nur von Frauen geleistet und auch solche, die von den Kindern ausgezeichnet geliefert würden. 2lli die Stelle zurückgedrängter männlicher Arbeitskräfte seien weio- liche getreten, die noch dazu miserabel bezahlt würden. Singer, der sozialdemokratisckie Reickstagsabgeordnete, war mit einem ge wissen Rosenthal assoziiert, der seinen Arbeiterinnen die schlechteste Bezahlung gewährte und — wie gerichtlich fcstaestcllt — es aus gesprochen hatte, daß die Geschöpfe zur Ausbesserung ihrer Lage dem menschenunwürdigen, sittenlosen Erwerbe nachgchcn sollte». Mit diesem Manne löste Singer auch dann noch nicht sein Ver hältnis, als ihm der wahre Charakter seines Kompagnons be kannt geworden war. Um die Ucbelstände ans der Welt zu schaffen, die die männlichen und weiblichen Arbeitskräfte berühren, wird cs notwendig sein, daß man das Koalitionsrccht nach staatlich geordneten Grundlagen ansvaut. 'Den Unsummen von Opfern fordernden Streiks muß durch die Vermittlung von EiiiigiliigS- ämtern voraebeugt werden Vorbildlich sei die Organisation im Buchdruckgewcrbe. Herr Pastor Reichel zeigte sich als ein vor trefflicher Kenner der Arbeiterverhältnisse, denen er Verständnis Kunst und Wissenschaft. Mitteilungen aus dem Bureau der Königl. Hob iheater. Um eine irrtümliche Angabe des Theaterzettels der am vergangenen Sonnabend in letzter Stunde eingesetzten Oper „Der Troubadour" zu berichtigen, wird mitgeteilt, daß in dieser Vorstellung Frl. Schäfer die Parste deS Azucena gesungen hat. - Shakespeares „König Heinrich VIII." erscheint, wie ange- knndiat, Mittwoch, den 17. Juni, zum ersten Male auf der Bühne des Schauspielhauses. Die Einstudierung des selten gegebenen Werkes ist schon vor einigen Jahren, als der Königsdramen- ZykluS beschlossen wurde, festgesetzt worden b* August Bungerts Schluhtragödle der Odyssee -Odysseu-'Tod" mit dem Vorspiele „Penelopes Abschied" wich im Königl. Hofvperiiliause erst im Herbst erstmalig in Szene gehen. Damach wird die Odyssee im Zyklus gegeben werden. s* Der Dresdner OrphenS gibt Donnerstag, den 25. d. M.. ein großes Konzert im „Linckeichen Bade". Selbst verständlich gelangen hierbei die vom OrphenS tm Frankfurter Wettstreite arstmgenen PreiSchöre zur Aufführung. Dte Nachfrage nach Eintrittskarten ist bereits lehr lebhaft: das erklärt sich sehr einfach daraus, daß viele den berüchtigte» Meßmecschen Chor zu hören gespannt sind. Jedenfalls dürfen die Orphelven überzeugt »ein, daß dte Dresdner ihnen alle Sympathien entgegeu- brtngen werden, die sie für ihre mutige und opserberetlwilltge Ver tretung der Dresdner Sänger in Frankfurt in reichstem Maße verdienen. Geh. Justizrat Pros. Dr. Albrecht Hänel, der bekannte Stacitsrecktslebrer und Parlamentarier, Senior der Juristenfakultät in Kiel, feiert heute den siebzigstcn Geburts- tag. Seine Vaterstadt ist Leipzig, wo sei» Onkel, ein be rühmter Romanist und Handschristenkenner, und sein Vater als Professor der Medizin lebte. Nach dessen Tode vermählte sich seine Mutter 1837 mit Heinrich Laube. Hänel begann nach dem Abschluß seiner Studien 1858 seine akademische Laufbahn in Leipzig, wurde 1860 Professor in Königsberg und ist seit 40 Jahren Ordinarius in Kiel. In SchleHvig-Holstein war er Mitglied der LandeSpartci und beteiligte sich an der Erbsolgesrage durch mehrere Schriften, sowie durch Mitarbeit an der beim Bundestage ein- gereichten „Nachweisung des Erbrecht« Herzog Friedrich VIII. auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein" l186SI. Noch der Ein verleibung der Herzogtümer in das Königreich Preußen wurde Professor Hänel dort Mitbegründer und Führer der liberalen Partei. Diese entsandte ihn seit 1867 in das Abgeordnetenhaus sowohl wie in dm Norddeutschen und dann m den Deutschen Reichs tag. In beiden Parlamenten bekleidete er zeitweise das Amt eines Vtzcprcffidenten. Er gehörte der deutschfreisinnigen Partei, nach deren Spaltung der Freisinnigen Vereinigung an. Tizilianische Reisebriefe. IV. Bei den Toten von Palermo. > Welt ab von dem Gewühl der Stadt, an der Strada di Piedemonte, liegt ein kleines, unscheinbares Kloster: Convento de Capuccini. Jeder Palermitaner schüttest sich bei diesem Namen, den Fremden warnend, das Kloster zu betreten; aber gerade darum sticht inan es auf. Auch ich gehöre zu denen, die viel zu sehen und zu erfahren sich bestreben, nicht um bloß mitreden zu können, sondern aus Jntereffe. sich ein «genes Urteil zu bilden und das Menschendasein in allen seinen Möglichkeiten und Un möglichkeiten auszukoslen. So stand ich denn auch bald an jener stillen Pforte, an der mich und meinen Freund ein ernster Kapuziner empfing, dem man nicht erst sein Anliegen vorzutragen brauchte; er erkannte unsere Absicht, ohne uns zu fragen, und winkte einen jungen Mönch heran, der eine kleine Lampe zur Hand nahm. Diesem folgten wir. Bald standen wir vor einer hohen Tür, die der Mönch öffnete. Eine breite Treppe lag vor uns, in dichtes Dunkel ge hüllt. Nachdem der stille Führer eine Fackel entzündet, ging er mit schlürfenden Sandalen die Treppe hinab' wir folgten stopfen den Herzens. Ein trockener Modergeruch schlug uns entgegen; in der Perspektive eines langen Ganges siel durch ein klemes Fenster der Schein des Hellen Sommertages in den dunkle» Korridor, ohne uns erkennen zu lassen, was dieser enthielt. Als aber unser ernster Begleiter die Fackel hoch emporhielt, und die glimmende Glut sich in eine rote leuchtende Flamme verwandelte, die Wände rings erhellend, da standen wir einen Moment wie sestgebannt; unser Fuß konnte nicht weiter, ein Schauer durchsief uns eisiakalt. Wir befanden uns in einer grausigen Gesellschaft. An den langen Wänden, bis zu dem steinen licht- spendenden Fenster hinauf, waren in dreifacher Reihe überein ander — Leichen aufgebangl, die dem Besucher entgegenstarrten, mit jenem entsetzlichen Grinsen, das einem Lächeln ähnlich sieht, da eS die Zähne entblößt und die Lippen verschwinden läßt. Lang- sam nur konnten wir uns von dem gräßlichen Anblick er holen, der den Atem nahm, die Brust bedrückte. Unser Fackel träger bl'eb auf der untersten Stufe der Treppe schweigsam stehen: er erschien mit seinen bleichen, entsagungsvollen Zügen, »it den dunsten, schönen Auaen. wie ein Todesengcl, der uns ein führte in jenes Reich, von dem Dante singt: «Laßt jede Hoffnung, denkt Ihr einzugebcn!" Die Räume, die uns umfingen, waren die Begräbnis stätten der reichen und vornehmen Palermitaner, die sich bis vor 20 Jahren chier bestatten ließen, wenn man ein zwischen Himmel und Erde schweben als Bestattung bezeichnen kann. . ma» müßte sagen „aufhängen ließen", wenn dieser Begriff wieder nicht zu sehr an den Galgen erinnerte. Aber gerade das Bild der Ge henkten tritt uns wieder und immer wieder bei dem Anblick der so an den Wänden angebrachten Leichname entgegen, denn sie hängen wirklich mit voroebeugiem Kopse, mit gefalteten Hände». Man kann sich nichts Widerwärtigeres, Ekelhafteres und Ent setzlicheres denken, als die hier en masse wie militärisch neben einander Gehängten, in die bizarrsten Kleider gehüllt, in den mannigfachsten Verrenkungen der vertrockneten Gliedmaßen und dem Ausdruck der zusammciigcschrumpstcn Gesichter. Die Regie rung bat endlich diesem abscheulichen Gebrauche ein Ende gemacht, denn seit 1880 dürfen hier keine Leiche» mehr ausgenommen wer den. Die Luft hier unten ist ganz trocken und bewirkt, daß die Leichen einschrumpfen, in sich vertrocknen, aber nicht verwesen; 0 halten sie sich eine lange Zeit. Sie überdauern ganze Ge- chlcchter, denn ich sah an manchen dieser eiiigeschrumpsten Ge- taltcn, die ehemals Menschen tvare», einen Zettel oder eine kleine Tafel unter Glas und Rahmen, mit der Jahreszahl 1760, 1782. 1790. Es sst eine förmliche Konservierungshallc für Verstorbene geworden. Während wir langsam durch diese Versammlung längst Abgeschiedener schritten, erzählte unser priesterlicher Fackelträger: ^Die Leute, die sich hier begraben lassen wollten, taten dies vor ihrem Tode kund, oder die Angehörigen bestimmten diese Be lattungsweise. Man nahm dann die Leichen aus dem Sarge, legte ie in eine der steinen Scitenkammcrn, deren cs vierzig gibt" — >er Mönch zeigte uns so einen steinen, gedrückten Raum hinter einer schwarzen Tür — „auf eine Art Rost der alles Flüssige aus sängt; die Lust dörrt dann den Körper vollständig aus, so daß nur eine pcrgamcntartige braune Masse die Knochen überzieht, und nach einem Jahre waren sie so präpariert, daß man sie heraus, nehmen, ansteiden und aufhängen konnte. Man gab ihnen ein Täfelchen mit Namen, Datum des Todes und Geburtsjahres um den Hals oder in die Hände, und so bleiben sie hängen, bis die Posaune zum jüngsten Gericht rust!" Wir hörten atemlos dem Erzähler zu. Als dieser mein Entsetzen bemerkte, wollte er um» kehren, aber ick raffle mich auf, ihn bittend, uns weiter zu führen. Wir schritten tiefer, zu den tiefsten unterirdischen Totengewölben hinab. Lange, lange Gänge strecken sich rechts und link», alle mit aufgehängten Leichen gefüllt. Oester aucb steht ein Sara in den
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite