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emch nach rin Paar hundert Schritten ein. War di« jetzt die Handlung de« Paul eine leicht zu sühnende, da es sich nur um «inen geringen Forstdiebstahl handelte, so wurde jetzt ein wei terer und schwerwiegender Schritt auf der abschüssigen Bahn de- Verbrechens gethan. Der Verfolgte wendete sich nämlich, als er an der Jacke gefaßt wurde, um, und wehrte seinen Verfolger von sich mit der Säge ab, deren er zur Ausführung des Diebstahls sich vorher bedient Ixttte. Er giebt zu, dieses Abwehren dadurch bewerkstelligt zu haben, daß er mit der Säge nach dem Nachwachter schlug und demselben dadurch eine Wunde oberhalb des Auges zufügte, die die Behandlung durch einen Arzt nothwendig machte und noch eine zu sehende Schramme zurückgelassen hat ; ein bleibender Nacktheit für die Gesundheit ist nicht entstanden. Nach dem Schlage mit der Säge entstand ein Ringen und Balgen und Paul vermochte sich auch schließlich zu befreien, da die Kräfte des Nachtwächters in Folge bedeutenden Blutverlustes sanken. Ny terer hatte aber Paul erkannt und zeigte ihn am nächsten Tage an. Der Angeklagte gesteht auch zu, daß er deshalb Nebscher geschlagen und mit ihm gerungen habe, um nicht von demselben arretirt und zum Ortsrichter gebracht zu werden. Staatsanivalt Roßtäuscher beantragt die Bestrafung wegen be sonders ausgezeichneten Diebstahls und Widerlegung. Adv. Hänel tritt der Staatsanwaltschaft insofern entgegen, als die Widersetzung Folge des besonders ausgezeichneten Diebstahls, also nicht mit besonderer Strafe zu belegen sei, zudem sei in Berücksichtigung zu ziehen, daß die Verletzung als eine geringe betrachtet werden könne. Das Urtel lautete aus l Fahr und 6 Monate Zuchthaus. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Mc>r ! gen Freitag, den 27. Mai, finden folgende EinspruchSvcrhand lungstermine statt: Vormittags 9 Uhr. Rügensache Johann Friedrich Richter's in Dölzschen wider- Earl Friedrich Nidwig Sandig in Potschappcl. — 9' Uhr, Nügcnsache Fnedrich Wi! Helm Böhme's wider Amalie Auguste vereliel. Liedscher in Pot schappel. — 9j Uhr wider Georg Adolph Tischer, wegen Be IrugS uird Unterschlagung; Vorsitzender: GerichlSralh Eberl. Berlin, 25». Mai, Nachmittags. Der Reichs:-:g l>ar heute in der Echlußabstimmung das Strafgesetzbuch befiniri - angenommen. Ebenso wurden die Gesetze über die Gotthards bahnsubvention und die Actiengescllschafren angenommen. Gr.n v. Bismarck kündigt an, daß der Schluß des Reichstags morgen Mittag 1 Uhr stattfinden wird. (Dr. I. Paris. Man liest in dem zu Marseille erscheinenden „Peuple": „Es wird uns folgendes, schon mit vielen Unter fchristen versehenes Schriftstück mitgelheilt. Sobald die ver schiedenen zu Marseille in Umlauf gesetzten Exemplare mit wenigstens zehn Tausend Unterschriften bedeckt sind, werden wir das Original an den gesetzgebenden Körper, eine Abschrift davon an den Kaiser, die Minister und den Senat einsenden, damit es Ihnen, wie es im Gerichtsstyl heißt, kund und zu fisten gctharr werde: „An den Kaiser, die Minister, den ge «ctzgebenden Körper und den Senat. Wir Unterzeichneten "Ar beiter von Marseille, ohne Arbeit, meist Familienvater, oder Stütze einer Familie, legen hiermit gegen den Vorwurf des Undanks Verwahrung ein, der uns bezüglich unseres Stimmens mit Nein, gegen das Pü'biscit, d. h. gegen das Kaiserreich, gemacht werden. Wir haben in der Thal nicht nur als Bür ger, sondern als aufrichtige und überzeugungstreue Republila ner gegen das kaiserliche Reguim Protest erhoben ; cs geschah das unsererseits auch deßhalb, weil wir, Dank dem Regimi-, nicht im Stande sind, durch unsere Arbeit Weib und Kind und unsere betagten Elteni zu ernähren. 'Nie war unter den Arbeitenden das Elend so groß, nie unter den Budget Per schlingern, den Privilcgirlen des Eapitals und der Industrie, der Virus so überschwänglich. In keiner anderen Zeit waren die "Abgaben so drückend, befanden sich Handel und Schifffahrt in einem so bedauernswerthen Zustande als heute. Da unsere Abstimmung eine Erklärung nothwendig zu machen scheint, so «rtheilcn wir hiermit eine solche aus sreimüthigc und bündige Art. Wir lenken damit die Aufmerksamkeit der plebiscitären Negierung aus unsere Noth. damit man. wenn ivir einst, wie vor Zeilen unsere Brüder in Lyon. gezwungen sind, auf unsere Fahne die Worte zu schreiben-, „Durch Arbeit leben oder un Kamps sterben", nicht von uns sage, wir hoben das Kaiserreich nicht über eine Sachlage aufgeklärt, die nicht andauern kann ohne Gefahr für uns selbst und die Gesellschaft." Königliches Hoktheater, Donnerstag, am 24. Mai. Rosenmüller und Finke. Original Lustspiel in fünf Mten von Br. Carl Töpfer. — Timotheus Bloom, — Herr- Ferdinand Dessoir, als Gast. Wenn cs schon die Aufgabe des LustspicldichterS, des ko mischen Dichters überhaupt ist: das Nichts zu einein Etwas herzustellen, im kindischen Spiele den Ernst, im Unsinne den Sinn, im Unverstände die Idee nachzuweisen und heraussühlen zu lassen, wenn er den Schöpfer im Kleinen spicken soll, das heißt: aus Nichts eine Welt schaffen, so ist gewissermaßen der darstellende Bühnenkomiker an gleiche Verpflichtung gebunden. Letzterer hat hier ein großes, ein weites Feld vor sich, das ihm nicht selten Gelegenheit zu Uebcrschreitungen bietet. Der wahre Künstler aber, der außer einer glühenden Phantasie sich noch der inneren Technik bewußt ist, welche Jean Paul die gött siche Besonnenheit, den Griffel der Genialität nennt, dieser wird den Güthc'schcn Ausspruch: „In der Begremung zeigt sich erst der Meister" bei allen seinen Darstellungen auf recht zu erhalten suchen. Diese schönen Eigenschaften gaben sich auch in der dritten Gastrolle des Herrn Dessoir kund. Er spulte den Groß läufmann Bloom, ein Eharattcr, der im Gelobesitz nur seinen Gott findet. Sein Vaterland ist die Factnra, seine Kirckze die Börse, sein Altar das Cchreibpult, das Hauptbuch seine Bibel, die Ctrazze sein Gesangbuch. Er traut Niemand als den, EourSzetlel und dennoch stecken in diesem lebendigen Kaffeesack hier und da Pfefferkörner der Satt,re und oes Humors, vor züglich in Momenten, wo sein alter Buchhalter Hillermann von dein Staatüschuldschein des Sarkasmus einen Coupon abrcißt und wohl noch das Agio hinterdrein giebt. In solchen Augen Micken fand der geschätzte Darsteller Citronen auf ätamtfchatka und Gokdgruden in einer Steppe, wo er da« Monopol de< Humors auf eine Art an sich riß, daß selbst die spleensüchtig sten Denker und Kritiker der doppelten italienischen Buchhal tung ihm in sein „Sollen und Haben" eine neue Creditanlage des Beifalls eintragen mußten. Ein Hauptvorcheil Dessoirü liegt in seiner Mimik; sie ist ein Zitteraal, der Alles in Be wegung setzt ; in seinem Schweigen liegt eine Bercdtsamkeit, die sich ein Jeder notiren möchte, der darauf ausgeht, an der dramatischen Börse Geschäfte zu machen. In diesem Punkte ist er ein wahrer Rothschild, wie ebenfalls in seiner ganzen Komik, wo das Zünglein der Goldwaage sich nie zu weit über biegt. Man erwartet mit Spannung die Scene, wo er wieder ! erscheint, un, die vielleicht unterdessen gefallenen Staatspapiere aus dem dramatischen Rialto wieder zum Steigen zu veranlassen. Wir wollen nicht alle die Goldadern verfolgen, die sich ladyrinthisch durch seine Darstellungen verschlingen und das ! Publikum zur Lust des Lachens in holtz'in Grade reizen. Mit dem Grubenlicht in der Hand hinabzufahren in die feuchten, oft von giftigen Dünsten erfüllten dramatischen Bergwerke, wo man nicht selten auf Stufen tritt, denen man parteiische Bio tive unterlegt, ist überhaupt ein schlimmes Ding. Zieht ein mal Einer aus der Urne des Beifalls das große Loos, so will Jeder, der halbwegs eine» Einsatz gemacht, den achten, odee Viertelantheil am Gewinn haben. Die alte renommirte Firma: „Rosenmüilcr und Finke" erthcilt uns Ans trag, die Papicr schcerc in die Hanv zu nehmen und die wohlverdienten Pro eente für Jeden abzuschneiden. In erster Reihe die Herren Winger, Jauner und Meister, so wie die Fräuleins Ulrich, Gninand und Al Ir am. Jedes 2<>,G»0 Thaler von dem großen Loos de» Beifalls. Die Herren Kramer. .Koder stein. Walther und Fräulein Onanier Zehntausend. Die Herren Weiß und Marchion, Major und Hauptmann von der Schüyengilde. einen Treffer von Fünftausend, die Herren Wilhelmi, Hagen, Hcrdold, Seiß und Fischer hundert Thälerchen ^ und die Herren Spies und Btülier ihren Einsatz. Wer's nicht glaubt, kann in der General Liste Nachsehen, denn mehr zu geben geht nicht, das hieße im Sinne des Titels von dem ! Stücke handeln, das »wegen in Scene gehl: „Viel Lärm um * Ein übler Scherz. Ein ob seiner Feigheit ziemlich bekannter Thealerdneeior erhielt neulich den Besuch eines I» dividuums, das ihm ohne alle Einleitung sagte: „.Herr Dircetor, ich spiele in bcwundcrnswerther "Weise die Vcrräther und biete ! Ihnen meine Dienste gegen eine monatliche Gage von IOOO Francs an, ist's Ihnen recht?" — „Meine Truppe ist ganz vollständig", rief erstaunt über so viel "Vermessenkeil, der Director aus, „wenden Sie sich an einen Anderen." Der Unbekannte langte einen Revolver aus seiner Tasche hervor, richtete den Lauf nach dem Kopfe des DircctorS und sagte: , Ich versichere Sie, Herr, daß Sie einen Künstler brauchen, welcher "Vcrräther rollen entsprechend zu geben versteht." — „(Kauz sicher, ganz gewiß!" erwiderte der entsetzte Direclor-, „welcher- Art sind Ihre Bedingungen?... Ich habe nichts zur Hand, um Ihr Engagc ment zu entwerfen. Ich werde meinen Bedienten herbeitäuten." — „Unnöthig, ich habe schon das Engagement ausgesetzt-, sie haben es nur zu unterzeichnen." — Unser Mann fügte sich seufzend. — ,Fetzt", begann der Unbekannte wieder, „werde ich Sie um eine Monatsgage als Vorschuß ersuchen." 'Auf das schnellte der unglückliche Direclor von seinem Fauteuil cnipor und schien sich auf die Glocke stürzen zu ivollcn, aber der ma gische Revolver lam wieder zum Vorschein und benahm ihin sofort dieses Gelüste. — „Ich werde Ihmm einen Bon geben, auf dem sic bei meinem Kassie die Stimme erheben können." — „Wie pfiffig! Die würden mich verhaften lassen, bevor ich mein Geld cinkassirt hätte ; schauen Sic doch in Ihrem Portemonnaie, in Ihrem Schreibtische nach, cs wird sich wohl ein armscliger Tausendcr finden." - Dem Unglücklichen lagen schwere Schweiß tropfen auf der Stirne ; er wußte nicht reckt, ob er träume odcr wach sei; die unheimliche Gestalt seines Besuchers ließ aber in dieser Beziehung keinen Zweifel auskommen; er ergab sich sonach in Geduld und legte einen Tausender nieder. — „Sehr vcr Kunden", sagte sodann der Unbekannte. „Erlauben Sie jetzt, daß ich Ihnen Hände und Füße bindc, um mich in aller Sicher hcit entfernen zu können." Gleichzeitig nahm er aus der Tasche seines Obcrrocks ein Packet Stricke hervor. Der Director ächzte, schloß halb die Augen, wie ein zum "Altäre geführtes Opfer und fügte sich dein Wunsche des künftigen Mitgliedes seiner Bükme, welches nach beendeter Operation sich so schnell wie „täglich aus dem Staube machte. Noch an demselbigen Abend, nach dem er bei dein Polizeicommissär des Viertels die Anzeige ge macht hatte, erhielt unser Imprcsar einen Brief, dem ein Tausender beigeschlossen war und welcher lautete: Lieber Herr! Ich wollte sehen, wie weit Ihre Poltronnerie reicht, und bin jeyt ganz erbaut in dieser Beziehung. Verzeihen Sie den un schuldigen Spaß Ihrem ganz ergebenen Alexis Ni. * Auch eine Geschichte vom großen Loos. AIS vor ungefähr 5)0 Jahren zu Hamburg die Lotterie bestand, wozu nur ganze Loose zu einem nicht allzuhohen Preis aus gegeben wurden und der Gewinn des großen Looses 40,000 Thtr. betrug, kam der merkwürdige Fall vor, daß der große Hauptgewinn bis zum letzten Zichungstag und bis auf die zwei letzten Nummern im Rade blieb. Eine der Nununcrn war also die glückliche, sie traf das große Loos, während die andere als Niete verbleiben mußte. Die Directicm zog in Er wägung, ob man nicht die Loosinhaber zu einen: Ausgleich ver anlassen wollte. Sie wurden bald ausfindig gemacht; eS war ein Kutscher und eine Köchin. Der Lvttcricdirector sagte: „Lieben Leute, jetzt steht's Ding auf der -Klippe, jetzt heißt cs: Rücken oder Schneide, Wurst oder Schale! Ich rathc, Ihr lheilt freiwillig den großen Gewinn, da lzat Jeder Etwas!" Die Köchin willigte sofort ein; nur nicht dcr Kutscher, er sagte: Ne! Alles oder gar nischt! — Dcr Director versuchte nochmals die Güte und sprach: „Wißt, noch Etwas; heirathct Euch, da bleibt's Geld doch auch zusammen!" Tie Köchin blickt den Kutscher an, sie ist durchaus nicht abgeneigt, der Kutscher aber, ein Dickschädel sonder Gleichen, will nichts von einer Verheirathung wissen; Er sagt: „Ich Hab' schon Eeenc! es soll gezogen werden!" — Nun denn, vorwärts! rief der Director. Dcr Waisenknabe greift in das lllad und — die Köchin gewinnt da« große Loos. Allgemeine Freude, nur der Trotzkops kann nicht daran Theil nehmen. Am andern Tage, al« Christel, Hanne-Marthe oder Dorothea im Bewußlsetu ibrrö Glückes schwelgt, kommt der Kutscher und fragt, ob die Eule, von wegen der Heirath noch so gesinnt sei wie gestern. Die Köchin sagt: Nein! dieses nicht! Lücnn Sie aber hier bleiben wollen, meinetwegen, denn ich werde bald einen Kutscher ge brauchen. * Religiöser Irrsinn. Ein merkwürdiger Fall von Selbstverstümmelung ereignete sich kürzlich in Ost - Lampeter Townschip, Lancaster Eounty Nvrdamerilai. Jacob Harnisch, ein 1?jähriger Sohn von Benjamin Harnisch, bei seinem Vater an der Lstseite der Strasburg und Millport Turnpeikstraße, nahe dem Midway - Wirthühaus wohnhaft, hieb sich in einen» Anfall von religiösem Irrsinn kaltblütig den linken Fuß mit einer Axt ab. Wie es scheint, war sein Gcmttth seit einiger Zeit mit religiösen Sachen befaßt und er brachte seine Muse stunden mit Bibcllcscn zu. Vor Kurzem Morgens arbeitete er wie gewöhnlich auf der Brauerei, und am Mittag spannte er seine Pferde aus und fütterte dieselben. Während die Fa milie beim Mittagessen war, ging er nach dem Holzhof, zog seine Stiefeln und Strümpfe vom Fuße ab, legte denselben aus einen Block und nach drei schweren Axthieben trennte er den selben von seinem Körper. Darauf nahm er den abgehackten Fuß und warf denselben 12 Fuß weit von sich weg und setzte sich dann gemülhlich auf den Block und beschaute sein ver stümmcltes Bein. Seine Mutter, welche nicht ivcit von ihm entfernt war, sah seine Bewegungen, hegte aber nicht den ge ringsten Verdacht auf seine Absicht, bis eS zu spät war, die selbe zu verhindern. Sein Vater war sogleich herbcigerufen, und als er seinen zu Tode blutenden Sohn mit ansah, fn»g er ihn, warn», er diese That beging. Er erwiderte, daß er dieselbe begangen habe in Ucbcreinstimmung des Heilands, wck cher sagt: „So aber dritte Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. — Es ist dir bester, saß du zum Leben lahm oder ein Krüppel eingehest, denn daß dit zwo Hände oder zween Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen." Aerztlicher Beistand wurde sogleich hcrbeigeschafft und alles Mögliche gethan, daS Leben lxs ge tauschten jungen Mannes zu retten-, aber sein Blutverlust war so groß, daß er bald nach der Ankunft der Acrzte verschied. Vor seinem Tode sagte er einem der Acrzte, daß es ihn nicht gereue wegen dem, was er gethan, denn er glaubte zu der Zeit, daß er recht gethan habe. * Keine Dinte mehr. So klingt die Loosung einer neticn Erfindung, die in einer gewöhnlichen, broncirtcn Stahl feder besteht, mit welcher man ohne Weiteres schreiben kann, wenn man sie einfach in reines Wasser taucht. Diese Feder, welche in der Papierhandlung von Klicmt auf dcr Marienstraße im Porticns zu haben, schreibt im tiefsten Schwarz, kostet nur 15) Pfennige und hält mehrere Wochen aus. 'Namentlich be quem ist diese Erfindung für Reisende, die soinit des Dinten- fasses vollständig entbehren und mit einigen Tropfen Wasser dec Bier, oder Liqucur sich begnügen können. * Ein stummer Freund. In einer der theuersten, Logen von Booth Theater in Newyork fiel vor einigen Tagri^ eine bekannte Dame der Domi-monclo mit einem fcingcklcideten ältlichen .Herrn auf, der an ihrer Seite saß, ohne mährend der ganzen Vorstellung auch nur ein Wort zu sprechen. Die Dame trug einen Brillantenschmuck, besten Werth Kenner auf KO,000 DoU. schätzten. Alle Blicke waren nach der Loge gerichtet. Einer der reichsten Dandics der Stadt stattete in dcr Loge seinen Besuch ab und wagte es, ohne sich um den stillen Gast zu kümmern, die Dame zum Souper einzuladen. Die Ein ladung wurde angenommen unter der Bedingung, daß der fremde Herr nicht gcnire. Da die kleine Equipage von Ma damc nur zwei Plätze hatte, so ersuchte diese den mysteriösen Begleiter, auf dein Bocke neben dem Kutscher Platz zu nehmen. Dies geschah ohne jede Einwendung. In einem fashionablen Spcisehause setzte sich der Unbekannte ganz ruhig an den Tisch, immer ohne einen Laut von sich zu geben. Hier mußte rnd lich das Rüthscl gelöst werden. Die Dame erklärte ihrem neuen Freunde, den sie wohl mehr ihrem Brillantschmuck, als ihrer schon etwas verblühten Schönheit zu verdanken hatte, der stumm« Gast sei Niemand anderes, als ihr Juwelier, von dem sie den kostbaren Schmuck für den Abend geliehen. Derselbe hatte die Bedingung gemacht, der ersten Vorstellung beizuwohnen, um die Mietherin nicht einen Augenblick aus den Augen zu ver lieren. Es war nicht das erste Mal, daß der Juwelier, ein großer Theaterfreund, einen ähnlichen Eontract abgeschlossen hatte. Ein Platz in der Loge zur ersten Vorstellung war immer die letzte Clauscl des Miethscontracteö. Dem jungen Dandy blieb nichts anderes übrig, als einen Bürgschein für die Diamanten bis auf den nächsten Tag auszustellen, sonst wäre dcr vorsichtige Geschäftsmann wohl heute noch auf de« Posten. * Opfer des Meeres. DaS Cchiffsbureau in Paris giebt folgendes Verzeichnis, über Schiffsunglückc auf der S« im Jahre IN>9: in diesem Jahre gingen 2612 Seeschiffe ver loren; darunter 15)9 Dampfschiffe. Die Ursache der Verun glückung dieser vielen Fahrzeuge war folgende: 128 wurden« Grund gesegelt; 189 condcmnirt; 1281 strandeten; 214 wur den von der Besatzung verlassen; 400 sind auf offener E« gesunken; 80 find verbrannt; 4 gingen unter in Folge <A plosian; 21 winden durch Eisberge zerstört; 219 gingen aus unbekannten Ursachen unter und 167 werden vermißt. Mit Rücksicht auf die Natioircn waren die verunglückten Schiffe folgendermaßen vcrtheilt: 1172 Engländer, IW Amerikaner, 279 Franzosen, 201 Norddeutsche, 101 Holländer, 105 Nor weger, 20 Italieirer, 48 Dänen, 28 Ocsterreicher, 86 Spanier, 5)2 Schweden, 30 Russen, 18 Griechen, 11 Portugiesen, 2 Belgier, 4 Türken, 5 Brasilianer, 6 Ehilenscr, 11 verschiedene Nationen und von 214 weiß man nicht, welche Flagge sie führen. * Die von der deutschen Kolonie in Konstantinopel gegründete Bürgerschule für Kinder aller Konfessionen erfreut sich eines so schnellen Gedeihens, daß bereits ein vierter Lehrer hat angestellt werden müssen und die Kolonie nun beabsichtig ein eignes Gebäude für die Schule zu erbauen, wozu in Zeit von 8 Tagen 18,000 Thlr. zusammengebracht worden find.