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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.09.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050929015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905092901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905092901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-29
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.09.1905
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-e. »«» r» - >8-^ in noch viel höherem Grad« fördern. Wir nehmen an. daß man in London ebenso denkt, nnd hoffe», durch die Schaffung eines politischen Gegengewicht- den Kabinetten von St. JaineS und Tokio, diesen wahren, selbstlosen Friedensfreunde«, ein« Freude bereiten. Die„Birshewija Wjedonwsti" nennt den Vertrag Manifest, das bald Asien unter die Vormundschaft Englands und Japans stellt. Die Pariser Presse sucht dagegen dem .B. T. zu folge fast einstimmig Rußland über die Wirkung des Vertrags zu ''«rühmen, der nur Deutschland benachteilige. indem er eine even tuelle Ausdehnung Deulichlandv in Schanlung unmöglich mache Berlin. (Priv.-Tel.) In der am Mittwoch veröffentlichten londoner Depesche über de» Bündnisvertrag z wische England und IaPa n war der Inhalt des 8 6 unrichtig um- ichriebeii. Er besagt in seinem jetzt brieflich hier eingetroffenen Wortlaute folgendes: ..Was den augenblickliche» Krieg zwischen Rußland und Japan anbetrifft, so wird Großbritannien fortfahren strikte Neutralität zu wahren, wenn nicht eine andere Macht oder andere Mächte an den Feindseligkeiten gegen Japan teilnehmen solchen Falle wird Grobbritannien Japan zu hi ^ tollte». I» einem Hilfe kommen und mit diesem gemeinsam den Krieg führen und den Frieden im gegenseitigen Einverständnis mit Jcrvan schließen, Dieser Teil des am 12. August' abgeschlossenen Vertrags vezoc snh also nur auf den inzwischen beendeten Krieg. Für die Zukunf gilt lediglich die Bestimmung des 8 2. wonach die Verpflichtung zu sofortiger BundeSvilfe bei jedem nicht provozierten Angriffe t» Kraft tritt, auch wenn dieser nur von einer einzigen Macht an einen der vertragsschließenden Staaten ansgefnhrt wird. London. Der „Standard" schreibt: Es ist eine mißver ständliche Auffassung, wenn man anttimmt, der britisch-japa n i s ch e Vertra g sei feindlich gegen Rußland. Ebenso ist es reine Fiktion, ihn antideutsch zu nennen. Wir vermögen nirl einzusehen, inwiefern irgend em berechtigtes Interesse Deutsch tands dadurch betroffen würde. Der Vertrag ist keine Bedrohung des Pachtverhältnisses in Kiantschon oder der Stellmm. die Deutschland in Schantnng einnimmt. Er läßt de» Besitz Deutsch tands ini fernen Osten unberührt nnd hat keine Bestehungen au' etwaige Bestrebungen der Berliner Regierung in Kleinnsien. Berlin. sPriv.-Del.s Trotz der wachsenden Mehrein nahmen ans der Branntwein-, Bucker- und Stempelsteuer wird der Voranschlag für den Reichs-Etat pro 1906, wie ver lautet, mit einein starken Defizit bezw. mit einer starken Ver mehrung ungedeckter Matriknlarbeiträge abschließen. — Milte Oktober findet in Berlin eine Konferenz preußischer und bayrischer Regierungsvertreter wegen Fortsetzung der Main kanalisation statt. Berlin. (Priv.-Tel.I Bei dem gestrigen wolkenbruch artigen Gewitterregen ist ein Teil der sehr abschüssigen Ehaussecslrciße in Brietz in den neuen Teltow-Kanal hinab- gestürzl, der nun frisch ausgebaggert werden muß. — Ein Mähriger Klempner versuchte hier, seiner Braut auf offener Straße mit dem Rasiermesser den Hals zu durchlchnei- den, weil sie sich von ihm trennen wollte. Das Mädchen ist lebensgefährlich verletzt: der Täter entslok. Kiel. lPrio.-Tel.s Die Beleidigungsklage der ehemaligen Kammerfrau der Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein, des Fräuleins M i l e W S k i i» Eharlottenburg, gegen die zeifin ist nicht zum Abschluß gelangt. Längere Vergleich« Handlungen scheiterten. Tas Gericht beschloß Vertaguiij den Gewährsmann der Prinzessin, den nach Korea aokomman- diertcu Leutnant Eichhorn, kommissarisch darüber zu vernehmen, ob der Inhalt des Briefes der Prinzessin mit seinen Angaben übereinslimme. Jena. lPno.-Tel.) Während eines Gewitters schlug gestern nachmittag der Blitz in den bekannten Fuchs türm auf dem Hcusberge und entzündete ein dort besindliches Holz- und Kohlenlager. Nachts ist der Turm vollständig ausgebrannt Koburg. sPrio.-Tel.j In Neustadt bei Koburg ist die große Holzwollefabrik von Gebrüder Toenn issest heute nacht vollständig niedergebrannt. Gotha. In der heutigen Sitzung des gothaischen Land tages kam eine Interpellation über die Fleisch not zur Be sprechung. Minister Richter erklärte, daß eine Fieischnot nicht existiere, sondern nur eine Fleischteueriiiig, die auf die vorjährige Fullernot zurückzuführeu sei. Er sei bereit, etwaige im Bmides- rate unternommene Schritte zur Behebung der Teuerung zu unterstützen, doch sprächen grvye Bedenken gegen eine Oeffniing der Grenzen für ausländisches Vieh. Bamberg. jPrw.-Tel.j Die Hauptversammlung des Gesaiittvereins deutscher Geich ichks- und Älterlunis- Vereine in Bamberg, die von 120 Teilnehmern aus allen Gauen Deutschlands besucht war, beschloß, 1906 in Wien und 1907 in Mannheim zu tage». Für später wurden Worms und Lindau in Borschlag gebracht. M ü ii ch e ii. Heute mittag 2 Uhr wurde durch den Prinz- regenien der L a nd t a g e r ö s s n e t. In der Thronrede heißt eS: Die unverkennbare Besserung der wirtichafllichen Ver hältnisse hat es möglich gemacht, trotz des Rückgangs einiger Einnahüiequelleir und abermals gesteigerter Ansorderungen, eine Erhöhung der direkten Steuern zu vermeiden. Da jedoch be trächtliche Erübrigungen aus früheren Jahren nicht mehr zur Beringung sleheir, mußte zur Deckung einmaliger Ausgaben die Ausnahme eines AnlehenS in Aussicht genommen werden. Die Thronrede kündigt dann die 'Verbesserung der Einkommens- Berhäliistsse zahlreicher Kategorien von Beamten, sowie im Siaaisdienste beschäftigter Arbeiter an: ferner werden Denk- ichriflen über die Reform der Steuergesetzgebung, über die Errichtung einer Zentralstelle für Handel und Gewerbe, sowie die wiederholte Einbringung deS Dassergesetzes ange- kundigi. Weiter werden eine Denkschrift über die Erwerbung der ptälzischen Eisenbahnen und andere Entwürfe auf dem Ge biets der Verkebrsverwaltung angekündigt. lieber die Schäden, welche durch die Elemeutar-Ereiguisse einige Bezirke der Pialz mit umfassendem Wein- und Tabakbau erlitten haben, Baterlande walten! R a t i b o r. Das Schwurgericht verurteilte den 21jäh- cigen Bergarbeiter Franz Kodura aus Nadoschau. weil er zur Zeit deS Ausslandes im Rnbuiker Grubenvereine zweimal Dynamirpalronen gegen das Haus des Berginspektors Benisch geworfen hatte, zu 4 Jahren Zuchthaus. Pose». lPiiv.-Tel.» Die Frau des Arbeiters Marschall in Milrowana-Goslin ermordete ihre beiden ^« und 2 Jahre alle» Kinder, indem sie ihnen BrennspiritnS einflößte. Die Frau ist dem Trünke ergebe», ihr Mann verbüßt eine Gefängnisstrafe. Äattowltz. lPriv.-Tel.s Die Dampskesselfabrik W. Fitzner in Laurahütte hat ein Unterseeboot im Gewichte von 36 000 Kilogramm an die Germania-Werft nach Kiel ab geliefert. W i e n. Der Geschwaderchef des Wintergeschwaders, Konter admiral Piet ruckt, ist heute nacht gestorben. Pari s. lPriv.-Tel.s Der König der Belgier über- trua das Eigentum seiner Liegenschaften in Beaulieu und Vinefranche an der Riviera dem königlichen Leibarzte Dr. Tbiriar, der ein großes Sanatorium dort zu errichten gedenk» Die Prinzessin von Koburg und die Gräfin Lonydy haben vorläufig kein Rechtsmittel, diese Veriuögens-Neberlraguiig zu verhindern. Paris. lPriv.-Dcl.) Der Ge»eralko»»ilissar des Kongo Gentil. gegen den de Brazza vor seinem Tode so scharfe An griffe gerichtet hat, ist i» seiner Wohnung i» Paris schwer er krankt. Geiitil, der seit langei» leberleidend ist, war gestern de» ganzen Tag über bewußtlos. R o m. Die „Agensta Stefans" meldet aus Mailand : Der Minister des Aeußeren Tittoni ist nach Baden-Baden abgereist, wo er den Reichskanzler Fürste» Bülow besuchen wird. Mailand. jPrio.-Del.s Tie Sammlungen für Ealabrien haben allein hier 800000 Lire ergeben. Neapel. lPriv.-Tel.s Die vulkanische Tätigkeit des Beiuvs ist noch in der Zunahme. Aus dem Hauptkrater werden glühende Massen unter donnernder Explosion RXPMeter hoch geschleudert. Einem kleineren Krater, der sich bei Somma geöffnet hat, entströmt die Lava mit einer Schnelligkeit von 1 Kilometer in der Stunde und ergießt sich in das darunter befindliche Atrium. Neapel. Tie Blätter melden über die Verwüstun gen, die der Wirbelsturm in der Provinz Eajerta angerichtet hat. folgende Einzelheiten: Bäume wurden entwurzelt, von den Landhäusern wurden die Dächer weggeweht. Durch die enorme Menge Regen wurden die Felder und Wiesen in Seen verwan delt. Der Ort GrazzanLs« ist schrecklich « D>« Mauern der Häuser erhielten Riffe. Großer Schaden wurde auch in Pignataro und Vrezza angerichtet. Ein Bauernhaus wurde in derMitte auSeinanderaeriffen. EinePerfonwurde aeO und «ine große Ainahl Menschen verletzt. Di« telraraphiichen Verbindungen mit Süditalien sind wiederhergestellt. Die Eisen bahn. von der drei Kilometer zerstört waren, ist wieder brtriebs- fähig. VortSaid. Die Sprengung deS Dampfer- „T ha - t o in" fand beute vormittag 9 Uhr 50 Min. statt. Der Kanal bat nicht ernstlich gelitten. Der Püßwasserkcmal ist intakt ge- blieben. Wahrscheinlich werden die Wracktrile in vier Tagen fortgeräumt sein. <S1ack,ttz eingehend« Drvelcda« beNnden kleb Wett« 4.H »itgenommen worden. .M. K«»n iie.eo >»«,« n-ni a. D. Stoecker au«'Berlin über den „Kampf der inneren u»,.e, Mission gegen die Unzucht". Beim Betreten des Podiums wurde P»rU>»t»Ien —. «»taupN«. v«r>». i» Uhr n-chmNtag.z R.itt« SS.7». NiaU.nek «»,»». «»,ni« «,». n«u« PoriuaNW, ,»,D. luiiific Nnitih«) »l.I». eiirlknlost vn»> manbaut INÜ.—. Siaawda«» —Lomdaeden —. g«ft. »a»»«» SS Septembe». »«td « «arren ,r KUo,r. »7»0 vr. MI«». Sllder in Uacren ,e. KUoar. SS.bv «r. S4.«r ». vre»»» rs. September. Baumwolle üv.rs. Sebr ruhig. Uro»uN«nmaret. »,r Ltpibr. »L.io, »», »ovimvir-getruar rs.ra. Neri» S^irttu« ,«r Se»>«mbn. !>7 »o, «er 2<uMLr-»prN »«,»«, flau. «üdtN „r 2«piemd>r «S,7», per Ja»uar-«pril «l,—, stetig. OertticheS und Sächsisches. — Se. Köiiigl. Hoheit Prinz Johann luchte die Ausstellung von 'Handzeichnungen . >»i Kunitsaion Ernst Arnold. Wilsdruffer Straße 1, zu wieder- eor deutscher '«stier iede holten Malen — Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde beabsichtigt, nach Ablaus des Trauerjahres um ihren verstorbe nen Vater eine schon längere Zeit geplante Reise nach Italien Mitte Oktober dieses Jahres anzutreten. — Herr G. Müller. Inspektor des Bade? Augustusbad bei Radebelg, wurde vom Deutschen Kaiser zum Ehrenmitglied des NationoldaiikrS mit Patent vom l. September 1905 ernannt. Lynar. Schloß Lindennu, nnd Franz Gras von Metternich-Herdringen trafen hier ein und stiegen im „Europäischen Hof" ab. — Im ersten Halbjahr 1905 erhielten in Sachsen 145 Mit glieder freiwilliger Feuerwehren und 11 Vcrussfeuelwehr- mäimer das Königliche Feuerwehr-Ehrenzeichen verliehen. — Gestern früh ist in Pirna, wie bereits kurz mitgeteilt, der bekannte Vuchdruckerei-Jnhaber, Herr Kommissionsral Julius Eberl ein, Besitzer des „Pirnaer Anzeiger", ge ikorben. Der Entschlafene, der in den letzten Jahren wegen Krankheit sich mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben zurück gezogen hatte, war am 14. August 1841 in Dresden geboren. Er erlernte hier in der Offizin der „Dresdner Nachrichten" die Buchdruckerkulist und übernahm später den „Pirnaer Anzeiger", oen er zu einem angesehenen Provinzblatte auszu- gestnlten verstand. Auch im öffentlichen Leben, viele Jahre war er Stadtrat, entwickelte er eine ersprießliche Tätigkeit. . — Heute mittag 12 Uhr erfolgt die feierliche Grund steinlegung des neuen Rathauses. Die Vor bereitungen dazu wurden gestern beendet. Ter aranitne mächtige Grundstein hat die Form eines Mühlsteins und ist so weit ge höhlt, daß die von Pirner u. Franz gegossene Bronzetafel ein- geftigt werden kann. Der obere Teil des Steines, der als Deckel die bronzene Tafel umschließen wird, hängt an einem starken Balkeiigcrüst in der Schwebe- Vor diesem Gerüst isl ein Zelt mit einer das Dach überragenden KölligSkrone errichtet worden. Ringsum ist zunächst ein mehrere Meter freier Platz >ir die Hammerschläge ausübenden Herren geschaffen worden. Von drei Seiten wird dieser Platz umrahmt von steil empor- teigendcn, grün und weiß ausaeschlagenen Tribünen, die 1300 Personen Raum bieten. Die beiden Zugänge sind zu beiden Seiten mit Fahnenmasten und Fichtenbäumchen flankiert. — Zur Personentarisresorm wird in der „Magd. Ztg." ausgcführt: „Gegen die Tarifresorm im Personenver kehr sind bisher hauptsächlich zwei Bedenken geltend gemacht worden: DaS eine betrifft die Erhebung eines Zuschlages für die Benutzung von Schnellzügen, das andere die Abschaffung des Freigepäcks. Hinsichtlich des erstcreu hat der Eisenbahii- uiini>ter schon wiedecholt die Versicherung abgegeben, daß nur Züge mit erheblicher Geschwindigkeit, die - dem Fernverkehr dienen, mit Zuschlag belegt werden sollen, so daß voraus sichtlich ein großer Teil der jetzigen Schnellzüge hiervon be> freit bleiben wird. Ob und inwieweit das zur Folge haben wird, daß die Schnellzüge ohne Zuschlag allmählich zu be- ckileunigten Personenzügen herabgedrückt oder die Schnell züge mit Zuschlag zu Kurier- oder Expreßzügen befördert wer sen, muß natürlich der Zukunft Vorbehalten bleiben. Ein unter scheidendes, auch in den Fahrplänen zum Ausdruck zu bringen des Kennzeichen für diese beide» Arten Schnellzüge wird wohl cwählt werden müsse». Vielleicht nimmt man bei dieser Ge egenheit Anlaß, die häufig zu Mißverständnissen führende Be Zeichnung „Personenzug" für langsam fahrende Züge überhaupt zu beseitigen. Ein Personenzug ist im Gegensatz zu einem Güter- oder Biehzuge jeder der Beförderung von Personen dienende Zug. Nimmt man die allgemeine Bezeichnung für die Spezies, so verwischt man deren Charakter. Zwar sino wir durch den langjährigen Gebrauch an den Ausdruck gewöhnt, der Erfindungsgabe unserer Fahrplantechniker dürste es indessen nicht allzu schwer fallen, für „Personenzug" einen bezeichnen deren Ausdruck zu ersinnen, was wir hiermit der Beachtung emvfehlen. Die Aushebung des Freigepäcks ist für viele eine noch weit unangenehmere Neuerung, als die Ein nicht nur für ern auch für solche, die Eisenbahn das resvektable Gewicht von 25 Kilogramm an Freigepäck gewährt, 'ind die Abteile in der Regel vollgepfropft bis an das Wagen- dach. Meist sind es bessere Koffer und Taschen, die der Reisende der unsanften Behandlung durch das Eisenbahnpersonal und der entstellenden Beklebung nicht gern aussetzt und des halb lieber bei sich behält. Dieter Zustand wird zweifellos noch unleidlicher mit dem Tage, an dem das Freigepäck aushört. Die Eisenbahnoerwaltung wird sich vor Mißbrauch nicht schützen können, selbst nicht durch energische Maßregeln, oder die in Aus sicht genommenen Frachtsätze müssen namentlich für weite Strecken noch erheblich ermäßigt werden. Dem auf einer Zwischenstation einsteigenden Reisenden wird eS noch mehr als bisher erschwert werden, sein Gcväck in dem schon auf der Ansangsstation mit Gepäck vollgesüllten Abteile unterzubringen. Eine weitere und für die fiskalischen Einnahmen empfindlichere Folge wird die sem, daß Reisende mit größeren Gepäckstücken zur Vermeidung der Fracht in die vierte Wagenklasse übergehen werden, wo sie das Gepäck bequemer unterbringen können." — 33. Kongreß für innere Mission in Leipzig. Die öffentliche Abendversamnnung, welche die Veranstaltungen am Mittwoch in imposanter Weise abschloß, und von etwa 2500 Personen besucht war, wurde von Herrn Senatspräsidenten am Reichsgericht Tr. jur. T r c p l i n - Leipzig nach gemeinsamem Gesänge mit einer Ansprache eröffnet. Redner forderte zu energischer Be- ämpfung der Trunksucht und Unsittlichkeit auf. die im Inter esse der Fortentwicklung und der Erkaltung der Kulturchöhe des deutschen Volkes besiegt werden müßten. Nach dieser gehalt vollen Rede sang der Leipziger Mannerchor in künstlerischer Vollendung unter der Direktion Wohlgemutbs „Fürchte dich nicht" von Earl Lieber und A. v. Othegravens Spruch „Eisen hat dir Gott gegeben" und dann sprach Pastor Iosephson aus Klein- Oschersleben über den „Kampf der inneren Mission gegen die Trunksucht bezw. gegen die Trinksitten". Der Redner schilderte den direkten und indirekten Kampf der inneren Mission gegen den Volksfeind durch die zahlreichen Herbergen zur Heimat, die Vereinshäuser, die christlichen Familienabende und Volks feste, die Mission an Kellnern, Schiffern usw., die Missions- literatur, die Missions-Kongresse und -Versammlnngen. die zahl- reichen dementsprechenden Petitionen und endlich die Errichtung von Trinkerasylen, deren erste» Direktor Engelbert in Duisburg n den 80er Jahren de» vorigen Jahrhunderts überhaupt in der Welt gründete. Weiter entrollte der Redner ein Bild dessen, was die innere Mission heute im Kampfe gegen den Alkohol tut. Zum Schluß kam der Vortragende auf die Blau- kreuzoercinsarbeit im Deutschen Reiche zu sprechen und hob be sonders hervor, daß dieie Vereine iedem Menschen sein Glas Mer und Drin in EH,,« gönnen, daß st, aber um de, Liede und Barniberziakeit mit armen Trinkern willen, die nur durch volle Enthaltsamkeit gerettet werden können, den Alkohol vollständig meiden. Zu der vollen Enthaltsamkeit mLffr bei der Trinker- rettung aber auch noch dt« religiöse Stärkung kommen, ohne di« k'ne Hilfe für die Dau«r nicht möglich ist. Redner schloß mit den Worten: Hindere nicht und belächle nicht di« Bestrebungen gegen den AlkoyolisinuS, sondern fördere und pflege sie. Schonen Sie Ihre Kinder, hüten Sie sie vor dem Alkohol! Machen wir in unserem persönlichen Leben den entschiedensten Erwst mit unserer Mäßigung gegenüber dem Alkohol. Nicht streiten, ob Mäßigkeit oder volle Enthaltsamkeit, sondern gemeinsam« Arbeit gegen den gemeinsamen Feind. " " " ' ' r noch einige Feind. Nachdem hirraus der Männer- höre gelungen hatte, sprach Herr H^prrdtger der Redner mit langanhaltendcm Beifall begrüßt und führte dann auS, daß eS die größt« Notwendigkeit sei, durch Talen gegen die Unzucht zu reden in einer Zei^ wo alles redet, und zwar größtenteils in schamlose, Weise. Weiter polemisiert« der Redner gegen die Münchner „Jugend" und erwähnte dabei besonders die angekündiate Nummer «In nackter Schönheit". Wenn in Deutschland nichr energisch gegen die Uusittlichkrit : ge- nke» kämpft werde, so werde man bald hier sittlich noch tiefer sinken als Frankreich und Italien, welch erstereS wenigstens noch seine Gloire, welch letzteres noch sein bißchen Anmut habe. Nie habe sich die Unsittlichkeit frecher hervorgewagt in Schrift und Taten als heutzutage. Der Staat tue zwar manches zur Bekämpfung der Unsittlichkeit: ober die Abschaffung der staatlich konzessio- nierten Unzucht lSittenkontrollej müsse energisch gefordert wer- den. lZustiinmlinasrufc.j Die organisierte Unzucht in jeder Form müsse staatlich bestraft werden. Die Schleier von der Unzucht wegzureißcn, sei eine Pflicht der Volksrettung, eine Arbeit der inneren Mission an Mann und Weib, am ganze» Volke. Die innere Mission lei im Kampfe gegen die Unzucht sei i der getreue Eckart des deutschen ' .. «t.. Volkes gewesen und werde es .. g gemeinsame Gesang vcs „Ein feste Burg ist unser Gott" bildete den Schluß de» Abends. ' Die gestern vormittag stattgehabte zweite Hauvt- versammlung beschäftigte sich nach Bekanntgabe der Am- Worten des Kaiserpaares und des Königs Friedrich August mit dem Thema „Die Verantwortung der besitzenden und gebildeten Stände für das sittliche und religiöse Leben unseres Volkes". Das einleitende Referat hierzu gab Geh. Kirchenrat Professor Dr. Lemme-Heidelberg. Er betonte, daß das Interesse an der sozialen Frage die Aufmerksamkeit für sittliche und religiöse Noi- stände beeinträchtigt hat und daß die Meinung, daß materielle Wohlfahrt die geistlich-sittliche Normalität begründet, ein Irrtum ist. Die Verantwortung für das sittliche und religiöse Lebe» hafte in erster Linie bei den Vertretern der Kirche und des Staates und in zweiter Linie bei allen Menschen. Die ein- seitige Verfolgung materieller Interessen mache zu geistiger Führung unsälstg, dagegen begründe der Bssitz nicht nur die äußere, sondern auch die ethische Fürsorge für diejenigen, die ihn tragen Helsen. Begünstigung uyd Pflege aller erhaltenden und bauenden Organisationen zur sittlichen und religiösen Förderung sollten die Besitzenden und Gebildeten als ihre Hauptaufgabe ansehcn. In diesem Geiste unterbreitete der Referent der Versammlung eine Anzahl Leitsätze zur Diskussion. Nach Be endigung derselben sagte der Vorsitzende, Herr Präsident des Rcichsversicherungsamtes Gaebel, die Erwägung bezw. Erfüllung der gegebenen Anregungen zu und schloß mit einer Ansprache den Kongreß. Nachmittags fand ein Schluhgottesdienst statt. — Die „Sächsische Industrie", das Organ des Verbandes Sächsischcr Industrieller, bringt in der letzten Nummer folgende Kiliidgkbiiiig der Verbandslettnug: „Nachdem in der Vorstands-Sitzung vom 26. August d. I. die Neuaufnahme vo» 253 sächsischen Industriebetrieben erfolgen konnte, sind in der kurzen Zwischenzeit abermals 84 industrielle Firmen dem Verbände beigetreten, denen nur zwei Austritte von Mitgliedern gegenüber- slehen, sodaß ihm jetzt über 2«>Oo industrielle Betriebe mit mehr als 250000 Arbeitern als Mitglieder angehören. — In Magdeburg fand vom 24. bis 26. September die 10. ordentliche Haiiptversaniliiluiig des Verbandes selbstän diger öffentlich er Chemiker Deutschlands statt Ans dieser berichtete u a. Dr. Thiele-Dresden über die „Einwir kung physikalischer Faktoren auf Bakterien". Wie Referent aiis- führte, haben angestellte Versuche ergeben, daß Bakterien durch elektrische Ströme nicht nbgetötet werden können. Licht hingegen vermag diese Lebewesen schon in sehr kurzer Zeit zu vernichten <7»/e bis :iO Minuten!, wenn die Bakterien sich m Medien befinden, die ultraviolette Strahlen nicht absorbieren. Wird die Wirkung dieser Strableii ganz oder teilweise ausgeschlossen, lo kan» selbst mit der 50fachen Belicytungszeit keine Abtvtnng erreicht werden. Von der Gegenwart von Sanerswss ist die Abtötung nicht abhängig. — Dr. Schniitz-Dnmviit, Dresden, brachte sorcnse Reminiszenzen auS Transvaal von seiner dortigen Tätigkeit als Leiter des Staats laboratorinms her. Neben Mord- und Notznchtsfälle» standen die eigenartigen Vergiftungen durch die Heilpflanzen der Ei» geborenen im Vordergründe. Redner streifte zum Schluß zwei Vergiftungen, welche sich ans Infektion mit Gregarinen erklärten Dr. Jonscher-Aittan konstatierte zur „Safranbeurteistmg", daß deS LutberliedeS viele eine nocy wett unangeneymere vceuerun fnhruiig des Schnellzug-Zuschlags, und zwar diejenigen, die Gepäck mit Pich fuhren, sondern die ohne Gepäck reisen. Schon jetzt, wo die eine weit größere Färbkrast. Derselbe Vortragende führte aus. daß derjenige Bestandteil des Weinessigs, welcher keinen Zweifel darüber läßt, daß wirklich ein vergorener Most vorliegt, nur das Glyzerin ist, wovon für den einfachen Weinessig im Durchschnitt 0.10 Gramm zu fordern seien. — An die Versammlung schlossen sich mehrere Fabrikbesichtigungen. — Der geschäftsführende Vorstand des Sächsischen Gastwirtsvcrbandes sSitz Leipzigs beschäftigte sich in einer außerordentlichen Sitzung, zu der auch die Vorsitzenden aller Verbandsvcreine einacladen waren, mit der Erledigung der auf dem Zittaucr Verbanvstage angenommenen Anträge. Nach dem erstatteten Berichte ist zu dem die Fleischteuerung betreffen den Anträge den Verbandsvereinen die Aufforderung zugegangen, die Speisenprcise zu erhöhen. Wegen des Manoms an weib lichem Dienstpersonal ist eine Eingabe an die sächsischen Handels- und Gewerbckammern, sowie an die Jrauenvereine in Vor bereitung, und endlich zoll eine Zusammenstellung der in Sachsen erhobenen LustbarkeitS- und ähnlichen Steuern erfolgen. — In dem Schaufenster der hiesigen Königlichen Porzellan-Niederlage, Schloßstrahc. sind jetzt einige kostbare, reichgeschiiiücktc Service und prächtige Kurfftgeqenstänvc beionders ausgestellt. Sie werden demnächst als Gewinne der von dem unter dem Protektorate des Königs siebenden Landes vereine für Wohlsahrtseinrichtiingen zum Besten sächsischer Staatsbeamten, deren Angehörigen und Hinterbliebenen veran- staltelen Wohltätigkeitswtterie neben zahlreichen anderen schönen und praktischen Erzeugnissen erster Wahl unserer Meißner Manufaktur zur Verlosung und alsdann an die glück lichen Gewinner in der Königlichen Porzellan-Niederlage zur Ausgabe gelangen. Die Ziehung dieser Lotterie findet vom 9. bis 11. Oktober dieses Jahres statt. Der Hauptvertrieb der Lose ist dem hiesigen Königlichen Lotteriekollekteur Herrn Adolph Hessel, An der Kleuzkirche Nr. 1, übertragen. Lose zu je 1 Mk. ind nur noch an den mit entsprechenden Hinweisen versehenen Verkaufsstellen zu haben. Die Ziehungsliste wird wenige Tage nach beendeter Ziehung in unserem Blatte veröffentlicht werden. — Der „Ausschuß für Errichtung eines Schiller.Denkmals in Dresden" wird seine Tätigkeit für das Winterhalbjahr damit aufnehmen, daß der Schrift- suhrer dieses Ausschusses, Herr Nealgpmnasiol-Oherlehrer Dr. Thümml er, am 14. Ortober bei Kneift einen Bortrag über: „Schiller-Denkmäler in Deutschland" halten wird. — Di« nächste Sitzung des Arbeitsausschusses findet Sonnabend nach mittag 6 Uhr im „Restaurant Kneift" statt. — Dir wissenschaftliche Verei„iguno..KoKmo»". he in engster Beziehung zum Jlluiniiiaten-Orden steht, hielt am Dienstag in de», Ordeiishnuse zu Blasewitz, Kaiser- Allee 18. ihren ersten Vortragsabend ab. zu dem ein größerer Kreis vo» Zubörern geladen war. Herr Schriftsteller Georg Schade sprach einleitend über die Ziele des Vereins „KvSmoS", der eine Hochschule der Bildung und des Wissens sein will, und verlas die gedruckten Statute». Daraus hielt Herr Schriftsteller Leopold Engel einen durch zahlreiche scharfe Lichtbilder illustrierte» Vortrag über „Die Entwicklung de» menschlichen Geistes von, Urmenschen bis zu den ersten Kulturvölkern^ Er
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