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^ 908 - Ullerlet für die Frauenwelt. Lantchen Unverzagt. Bon Ella Lindnrr. Gi« hieß in der ganzen Familie «Tantchen Unverzagt!" freilich, getauft war sie nicht aus diesen Namen, sondern im Kirchenbuch stand fein säuber lich: „ Eva Gertraude Lienhard," aber das batte man beinahe wieder vergessen, denn kein Mensch im ganzen Hause nannte sie Eva und noch viel weniger Gertraude; wenn sie gerufen wurde, so rief man eben „Tantchen! Tantchen Unverzagt!" Wie sie zu dem Namen gekommen war? Das kam von früher her, von damals, als sic noch ein. Bob» >var, solch' ei» rosiges, paus- bmkigeS Babl), das just die ersten Geh versuche machte. Everl loollte nämlich an- sangs aus keinen Fall das Lausen erlernen, warum, konnten die Eller» nicht ergründen. Sie »insrten sich eben mit der Tatsache be gnügen. daß Everl eine unüberwindliche Abneigung gegen das Stehen auf eigenen Füßen hatte. Kein Zureden hals, kein schmeicheln. Das Everl zog bet jedem Versuch, den man i» dieser Weise unter- nahm, die drallen Beinche» empor, anstatt sie hübsch fest aus die Mutter Erde zu sehen, da ließ man denn endlich das Probieren sein. „Gut Ding will Weile lxiben," tröstete die Großmutter, „eines Tages wird es von allein kommen!" Und sie hatte recht, wie alle Großmütter. Ganz von selbst sing das Everl an. Es richtete sich eines Tages an dem alten Lehnstuhl lang sam in die Höhe und schaute dann mit er- ichrockcnen Augen um sich. Jedenfalls war es selbst erstaunt über die Ungeheuerlichkeit seines Beginnens. Bald aber bekam cs Blut. DaS eroberte Terrain begann unser Kleinchen zu interessieren, und die blanken Mossingnägel rings um den Polsters,!; schienen seine vollste Anerkennung zu finden. Es beguckte und befühlte sie eingehend, hielt dabei ein rätselhaftes Selbstgespräch, das sich bald wie Brummen, bald wie Krähen anhörte, und versuchte zuletzt, eines der Glitzerdingerchen herauszuziehe». Bei dieser Äraftanstrengung verlor es jedoch daS Gleichgewicht und setzte sich ziemlich unsanft aus den Boden. Diese Niederlage kam so überraschend, das; Everl nichts Besseres wußte, als von neuem z» erstaune». Nachdem cs sich nun aber genügend über den unerwarteten Fall gewundert hatte, was natürlich mit offenem Mäulchen ge schehen war, begann cS wiederum sein geist volles Selbstgespräch, und wiederholte da bei sein voriges Tun. Da cS nun bald genug einsah. daß der Glitzernagel unver rückbar fest saß, wagte es ein Schrittchen, und noch eines, um aus die andere Seite des Stuhles zu gelange». Jedenfalls hoffte es. dort mehr Erfolg' zu haben. Tie ganze Familie hatte dem Kleinchen belustigt zu geschaut. und als cs nun. unter Brummen und Krähen, mit den rosigen J-ingern alle die Nägel untersuchte und schließlich sogar die beiden einzigen Zähnchen dazu nahm, die e- besaß, da Lob es der Vater lachend aus den Arm und sagte: „Du bist ein rechtes Tantchen Unverzagt?" Jubelnd griffen die andern den Namen aut und von diesem Tage an tvar und blieb Everl „Tantchen Unverzagt". Aber cS bemühte sich auch, seinem Name» Ehre zu mack>e». Nicht eher ruhte es, bis sich wenigstens eines der gelben Glitzevdinger aus dem Polster löste. Nach langem Zerren und Bohren und Rütteln tvar das endlich gelungen, und Everl vermeinte nun wahrscheinlich, daß solch' Nägelein «in besonders guter Bissen sei: denn nachdem es seine Beute von allen Seiten beguckt I-atte, schob es dieselbe slugs in den Mund und biß wacker darauf herum. Doch der Genuß schien den gehegten Er- Wartungen nicht zu entsprechen, denn Everl spuckte nach einiger Zeit de» Nagel mit einem nicht mißzuvcrsteheiide» „äh" wieder aus und erhielt im selben Angenblick von der ansmerksa», gewordenen Mutter noch eine» derben Fingerklaps dazu, über dessen eigentliche Bedeutung es sich jedoch nicht recht klar loerden konnte. Weil cs nun aber „Tantchen Unverzagt" war, so wurde bei der ersten besten Gelegenheit — trotz der gemachten schlechten Ersahrung — das .Herausziehen und Kosten eines Nagels von neuem probiert. Eine ähnliche Ausdauer besaß Everl auch in bezug aus das Abreißcn von Bändern und Knöpfe». Freilich per- jnchte eS dann mit ebensoviel Ausdauer, aber kbcniger Erfolg, dieselben wieder an- zupasse», und sie konnte tiesunglucklich teuszen. wenn solch' ein Kuops, der redlich- sten Bemühungen spottend, durchaus nicht wieder anwachse» wollte. Viertelstunden- lang konnte Everl sitzen und die Enden eines zerrissenen Bandes zusammenlxrlte». mit drollig betrübter Miene erwartend, daß es wieder ganz werden möchte. Im Warten leistete „Tantchen Unverzagt" überhaupt Hervorragendes. Es wurde nie ungeduldig, sondern vertrieb sich inzwischen die Zeit mit einem jener inhaftreichcn Selbstge spräche, die sich nach und nach immer weniger wie Brummen und Krähen an- hörten, dafür aber mehr an die Ansdrucks, weise irgend eines halbwilde» Volkes er- i,inerten. Everl hatte nämlich sein eigenes Wörterbuch. «Fortsetzung folgt.» Im Traum. Du bist im Traum bei mir gewesen Und wolltest meine Seele laben, Du sprachst von jener Welt, die lauge. Ach, lange schon ich hob' begraben! — Tn sprachst von jeneui Glück, das nimmer. Ach, nimmermehr mir nun begeanet! Du bist im Traum bei mir gewesen Und hast i»l Unglück mich gesegnet! Theodora Hering. Stillte Erschein» Gegründet 1880 W täglich M«. ÄT- Freitag» den 2tt. September. 1VQL Sybold von Eck. - Roman von Ursula Zöge von Mantensscl. <(!. Fortsetzung.» Machdruck verboten.» Mechthild aber hob in erregter Abwehr die Hand: „Verzeih', Berndl, aber erzähle mir nichts. Ich mag nichts davon hören. Heule nicht, vielleicht viel später mal. Er ist da, — mein Kind ftt gekommen, und weiter mag ich jetzt nichts wissen. Ich ivill, daß das, was jetzt »och Illusion ist, Wirklichkeit wird. Ist will alles zu vergessen suche», und er muß auch vergessen, völlig, uuwiedeebnugiich . . .!" „Liebes .Herz" — warnte er, doch sie legte ihm de» Finger nui die Lippen. jal> ihn bfttcno au und lehnte den Kops au seine Brust. Da ließ er sie schweigend gewähren. Der Kleine Halle mit den alten Bauklötzen euieu Turm gebaut und da»» mit große!» Gepolter umgcwvrsen. Jetzt warf er einige Steine energisch beiseite „Damit hat schon euim-al ei» Junge geipielt," sagte er. „und die da hat c> ganz kav»t gemacht Wer ist der unartige Schlingel grweie«?" Ter Majoraisherr lachte. Er erkannte da > Spielzeug seiner Kuab> iizert:.,Na. errate mal. wer der Junge geive'en ist!" „Weif; nicht" „Der Papa selbst isi's gewe'eu," lagte Mechthild ichuell Der Klei»-' ichüitelte den Köpft „Js nicht wahr. Vater hat >ne was kapul machen. Vater tvar immer gut, darum 'hat ihn liebe Gott in Himmel nomineu ' „Und hat Dir nun einen neuen, lieben Papa geschenkt," siel sie ein „Mag leinen Papa. Will zu meine» Vater in Himmel." „Sieh mal an, Bo», daS ist ei» schöner Vrnminkretje!, und bei kan» nngcn. Ten wird Maina Dir setz« ausziehe»." „Kann ich selber machen und mag keine Mama haben Will zu Mutter und Matzi und Mietzi ' „Tau» wolle» wir Eitcubahu unele»," jaa.» Mechthild. Das tvar ein glücklicher Gedanke. In der abermaligen »ebcrzcuguua. Hof; es nun nach Hanie ginge, ließ er heb ans einen Diwan letzen, mn Kipen and Deckei, umgeben und schlief nullen im Jpiel ei». Mechthild saß vor ihm uns wandte kein Auge von ihm. Claus Berndt verließ das Zimmer Er sah ei» Bei» tvcnig enttäuscht aus Das galt nicht so sehr dem »instand, daß das Kind all ihre Aufmerksamkeit gefangen nahm, sondern ihrer Erklärung, nichts von alledem, was er ihr erzählen wollte, hören zu wollen Das tat ihm leid Für die fast krankhafte Ausschließlichkeit ihre! Gefühle hafte er kein Verständnis. Desto begieriger tvar Dante »lrike, alles zu erfahren, was er in jenem fernen, sagenhaften Schloß erlebt habe. Ob er den Fürsten gesehen? Dl) Fräulwn Laura von AUmoser, Elisens Schwester? Ob die Witwe großen Schmerz zur Schau getragen? Ob sie wirklich so schön sei? Die gute Tante wandelte in dem langen, oui einer Seite mit Fenstern versehenen Gang hin und her und wartete hier, bis der Nesse aus Mechthilds Zimmer zurückkam. um ibn sogleich geheimnisvoll flüsternd zu fragen: „Berndt, wie war cs denn?" „Es war sehr er'chntternd," sagte er. „Ja, ja, ich sah Dir's gleich an. Du siehst förmlich angegriffen aus. Erzähle, ich bitte Dich!" „Womit soll ich ansangen? Das Unglück war aus dem Hofe geschehen, das heißt, cs hatte in den Nenn- und Marställe» des Fürsten, die ein Viereck bilden, gebrannt. Das Haus des Stallmeisters, ein sehr cinsaclies Haus mit einem kleinen Vorgarten, schließt dies Viereck oben an der einen Seile ob. Das Feuer soll angelegt gewesen sein — wahrscheinlich der Racheakt eines aus dem Dienst entlassenen Bereiters. Fahrlässig keit tvar ausgeschlossen. Vetter Erich hat, so wurde mir versichert, musterhafte Disziplin gehalten. Er leitete die Lö'charheilcn beim Brande und dank seiner Energie ist memaiid umgekoiuiuen und auch kein Pferd verbrannt. Aber bei der Rettung zweier in einer Bodenkammer schlafender Siallbnrjchen wurde er selbst von einem brennenden Balken getrossen und lebensgefährlich verletzt. Doch soll er bis zuletzt bei Bewußtsein getvefcn sein und bestrebt, seine Frau ans das Schlimmste vorznbcreitcn. daß eS sie nicht allzu plötzlich traf." „Nun, und sic? Sic?" „Sie war schon krank, als das Unglück geschah — jetzt ist ihr Zustand hoffnungslos." „Hoffnungslos?" — wiederholte Tante Ulrike — „hast Du sie also gar nicht gesehen?" „Doch. Nachdem das Begräbnis stattgsfun.de» halte, ließ sie mich bitten, z» ihr zu kommen, und in meiner Gegenwart fand die Dause deS jüngsten Kindes, eines Knabe», statt, am Bett der Mutter, welche dalag, bleich und still, mit einem überirdischen Glanz in den Augen, — mit ibrer Seele kaum noch aus Erden." Ulli! aller ^rt, 6or§üIl>L8to LLoz»r»i »lurv» vou U-A »r»»»«in»8«I»invi» ,m«I I2Ivk1i uuiolorvi» 8A8lvi»8, sowie ZUviLlrvIvAvi» V«I» uml V«I» Ittlti'cm seimeil, saeli^omitss mul IlilliZ'st aus ^ Dl?888l8I?, L1MjMt8-6686ll8cIM M ^I»UVU8«I»V 8tr»88v SS. ^vri»8p» vvltvi' Ailr. S6LV. AAliMlir km 8eo Mi-. 2. kekv MylMi-.'« MMllM). VelopI»«» I, 428S. LI61V6 2vvin§6i'8t,rri886 Xr. 8. relopliou 4nit I, Xi. 82. ^KL8Li»I»i7r»n8 vom HvvrMjjxuntzs«!» vi»1»vl»8tvr »vis io Kv8lvr Flu88l»1tu»2 m l UIvkvrtüIiiunAvn u»vl> Ortvi» ,lv8 In- uuit ^K»8l»u«r«8 2U »vN«L«n ^rvL8vu. 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