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Dresdner Nachrichten : 09.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192401095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-09
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.01.1924
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L.....aoch. S. Januar 1SL4 — vre»-a«r Nachrichten -- Bedelltuvgsvolle Aeudermlgen der Strafrechtspflege. Derzichl aus Schössen- un- Geschworenengerichke. kTralitmelduna iinl«rer«erlt»»er V «v r»k t l e l t u n a > Verl in. 8. Januar. Die augrkündigte Verordnung Lber dt« Gerichtsverfassung und Strasrechtspslege ist heute t« StetchSaesetzdlatt «ervsseutlicht worden. Sie ist vou auster- ordentlich nieittragendcr Bedeutung. Die neuen Vorschriften treten z« verschiedenen Seiten in «rast. ZuuSchst sind für die Zeit vom 15. Januar bis ül. März Rotmahregelu auacordnct, deren wichtigste der Verzicht aus Echdsse» und Geschworene ist. In dieser .seil sotten Schössen zn Strafsachen nicht zugezogen werden, sondern der Amts« richter soll allein entscheiden. Die Schwurgerichte sollen sort. Die ihrer Zuständigkeit gehörenden Lache» gehen an die Strafkammern. In Prioatklagesachen ruht das isiersahren. Die Berufung bei Uebcrtretungen und Vergehen ist aus geschlossen, wenn aus Freispruch oder Geldstrafe erkannt war. Am 15. März treten weitere Bestimmungen In Kraft, die eine Erleichterung für das Berfahren bedeuten. Wichtig ist, das, vvn diesem Loge an auch da- LegalitätS- prtuzip durchbrachen wird, da Uevertretunge» nicht mehr verfolgt werden falle», wenn die Schuld dcö Täters ge ring und die Folgen seiner Tat unbedeutend sind. Von» 15. Februar ab entscheiden die Senate der Oberlandesgerichtc, die bisher fünf Mitglieder umfaßten, i» der Besetzung vvn drei Mitgliedern. Ban, I. »>lp»il ab tritt eine völlige Neu ordimng der Strafgerichte ein. Die Llraskaininer erstinstanz licher Gerichte verschwindet. In erster Instanz entscheidet künf tig entweder der Amtsrichter allein vder das Schöffengericht oder dasSchivuigerichr. Berufungsgericht gegenüber demAmts- richter ist die kleine Ltraslnminer. gegenüber dem Schössen- vertcht die graste Strafkammer. Tie Revision teilt sich künftig zwilchen Oberlandesgericht und Reichsgericht und ist im wesentlichen nur eine Revision gegen die Urteile der Schwur gerichte und der Strafkammern. Riesige Ausdehnung des Killerprozesles. Mituchen. 8. Januar. Fm Hitier-Prozeß sind die Zeugenvernehmungen in den letzte» Tagen beendet worden. Der Untersuchungsrichter wird noch im Laufe dieics Monats bcu Antrag au das Landgericht I stellen auf Erössuung des Sauptvcrsahreus gegen Hitler und Genossen wegen Bersuchs des Hochverrats. Der Prozeß gegen Hitler und 22 Mit- beschuldigtc wird frühestens im März zur Abur teilung kommen. Ob Ludendorss mitangcklagt wird, erscheint fraglich, da die Zeugenaussagen günstig für die Ludcn- dorsfschc Behauptung tanken, er habe an keinen Vor bereitungen teilgenommen. München, 8. Fan. Blättermeldunaeu zusvlge nimmt die ilntersuchung Uber den Htiler-Ludenoorss-Putsch einen un geheuren Umfang an. Bis jetzt sind gegen über 10» Personen Anklagen erhoben worden. Berlin, 8. Jan. Gegen die Begründer der vom preustiichen Minister des Innern verbotenen Gros,deutschen Arbeiter partei, de» gegenwärtig tu München wohnenden Oberleutnant ! a. D. Rvßbach und den dentschvölkifchcn Führer F ähren- Horst, ist das -Hauptverfahren wegen Gründung einer ver botenen Bereinigung eröffnet worden. <W. T. B.j Eine Aeichslayskandldalur Ludendvrffs? «Eigner Drahtbertcht der «Dresdner Nachrichten".! Berlin, 8. Inn. Die Frage einer Neichstagskanbi- datur des Generals L u d e n d v r ff, die durch ei» Bc- grüstiingotelegramm des für die kommenden Wahlen in Bauern und im Reiche gebildeten völkischen Blocks an den General ausgerollt worden war, ist. wie vvn unterrichteter Seite mitgeteilt wird, »och nichi völlig geklärt. Es haben in dieser Beziehung in den letzten Tagen und auch heute wieder holt Besprechungen mit Geiicral Ludendorss stattgcsiinde», ohne das, sich dieser zur Uebernahme der Reichslagötandidalur entschlief,cn konnte. In den heutigen Besprechungen sollte die endgültige Entscheidung des Generals fallen. Ein Teil der völkischen Führer sielst es jedoch nur sehr ungern, das, man den berühmte» Heerführer des Weltkrieges in ei» Parlament abordnen will. Bevorstehende Auflösung des bayrischen Landtages. München, 8. Jan. Aus der Kreisversammliing des Bäu rische» Bauernbundes zu Augsburg wurde mitgeteilt, die Aus lösung des Landtages werde bis längstens zum 29. Januar Tatsache werden, denn die anderen Parteien hätten das grösste Interesse an der Auflösung nur dem Referendum. «W. T. B.) Die deulsch-russischen Verhandlungen. >D r >, I> t m e l d u >i g uuierecÄcrtiuer L ch r i s t l e i t n n g.l Berlin. 8. Jan. Bon zuständiger deutscher Leite wird rnil- geleiit, das, die Verhandlungen der deutschen Regierung mit der Sowjctregierung zum Ausbau des Rapallo- Berlrages nach ihrer Wiederaufnahm- im Herbst des letzten Jahres bis in die letzten Tage wciter- ge führt norde» sind. Die bisherigen Verhandln iigeu haben sich mit dem Konsulalsivesen. der Seeschiffahrt, der Rechtshilfe, dem Rachlastwcsen, der llebcrnahme von Staats-' angehörigen der beiden Teile und der Auslieferung von Ver brechern besaht und habe» im allgemeinen einen günstige» Verlaus genommen. Für die weiteren Verhandlungen, die dadurch unterbrochen waren, dast einige Mitglieder der russi schen Delegation nach Moskau reisten, ist i» Aussicht ge nommen, sie zunächst in Berlin sortzusetzen, die 'Avichlußvcr- handlunge» aber in Moskau zu führe». Aomnrurrislischer Mitzkrauensanlrag gegen das Kabinett Heidt. Im Landtage ist folgender Antrag eingegangen: Der Landtag wolle beictuiesten: Das Kabinett Hrldt hat nicht das Vertrauen des Landtages. Unterzeichnet ist der Antrag non Bertz und nenn Mit gliedern der kommnnistischcn Fraktion. Dieser Borstos, der Kommunisten gegen die Koalitions regierung war mit Sicherheit zir erwarten. Erfolg kann er freilich nur haben, wenn ans,er den sozialistischen Dissidenten und den Deulschnakionalen noch ein halbes Dutzend Mitglieder der bürgerlichen Koalition dafür stimmen, was kam» au- zunchmen ist. Aus jeden Fall beweist aber der Antrag die grimmige Feindschaft der Kommunisten gegen Sir Koalilions- soMisten.' ' ' Ein schöner bürgerlicher Erfolg in Thüringen. Berlin, 8. Jan. Rach schwierigen Bcrhandlungen ist die Einheitsliste der bürgerlichen Parteien in Thüringen nunmehr zustande gekommen. Es ist gelungen, die Beratungen sür die Einheitsliste des Bürger- bundes, des sogenannten Ordnnngsbundes, in den vier Wahl kreisen völlig zu beenden. Dieses Ergebnis bedeutet einen vollen Erfolg der bürgerlichen Parteien in Thüringen und ist der Bereitschaft aller Gruppen zu danken. Mit diesem Erfolg ist gemeinsames Handelns dev Bürgerblockes bei den künftigen Wahlen zur Gemistheit geworden. Der Schiedsgerichts-Prozetz -er belgischen Deportterlen. Paris, 8. Jan. Bor dom deutsch belgischen Schiedsgericht wird seit gestern, wie bereits bericluet, ein Prozest verhandelt, den z e h n Be Igicr gegen die ü e u l s ch r R e g i e r n n g angestrengt haben. Es handelt 'ich um Arbeitslose, die 8»»—« »oöck»»»»»«»«»» D»«ai»mst.^>»»wWiäan»»W»»»»iiW>W währeuo des Krieges nach Dentichlaud transportiert worden waren, um dort in der Industrie »»d Landwirtsihast Verwen dung zu finde». Der Fricdensvertrag von Versailles machl das Deutsche R-.ich sür die gesundheitlichen und materielle» Schäden veraniwvrllich, die die Deportierten erlitten haben. «Ziffer 2 und 8 des Anh. 1 zu Art. 211.» Die hieraus sich er gebenden Ansprüche hat die belgische Regierung bei der Repa- raliansivmmiisivn angemcldel. die sie bei der Festsetzung der Entschädigungssumme in Höhe von 142 Milliarde» Goldmark b e r ü ek s i ch t i g t hat. Trotzdem tritt der Ver trcier der belgische» Arbeitslosen für weitere Ansprüche ein. D!e amerikanischen Sachverständigen. Paris, 8. Jon Nack, der „Ebieago Tribüne" ist mit dem amerikanischen Sachverständigen General Dawes auch sein Bruder NnsuS Da wes in Paris cingelrossen, den das Blatt als Bnogetiachverständlgen bezeichnet. Mit dem amcr! tanischen Sachverständigen Robinson, der dem Ansschnst sür Feststellung der denlschen AnsIandSguthabe» angehört, sollen als Wirtschaftssachverständige die Prosessvren Kenne rer von der Princetown-Nnipersität und Davis von der Sion- svrd-ltniversität in Kalifornien »ach Europa tvmmen. Mißlungenes Allenlal aus Kemal-Pascha. De» Täter entkommen. lti i g » e r T >' n d I b e r i ch t der „Dresdner N >' ch r i ch t e »"I Smyrna, 8. Jan. Gestern ist aus Ke mal-Pascha, der sich bekanntlich zur Erholung in Smyrna anshält, ein Attentat verübt morden. Am Morgen kam ein jnngcr Mann und bat, Kemal-Pascha zu sprechen, umer dem Vorwand, »atz er ihm einen eiligen Brief zu übergeben hätte. Die Gattin des türkischen Ministerpräsidenten bat den Besucher, einen Augenblick zu warten. Als sie sich zur Türe des Zimmers wandte, in dem sich Kemal-Pascha auihirlt, warf der Un bekannte eine Bombe in der Richtung aus Kemal - Paicha, der gerade die DU» geöffnet hatte. Seine Gattin morde verletzt, Kemal- Pascha jedoch nicht geirossc». Dem Täter gelang es daran«, die Flucht zu c r g >. c i s c n. Ar. S »sie L Oertliches un- Sächsisches. Der neue Minister sür Volksbildung Am 7. Januar begrüßte der neue Minister für Volks bildung Tr. Kaiser die Beamtenschaft seineck Ministeriums mit folgenden Ausführungen: Er glaube, mit allen Beamten einig zu sein i» der festen Absicht, seine Arbeit nach den Bestimmungen der Reichs und Landesgesetze durchzuführeii. Jiiucrbatb dieses Rahmens können freilich eine Anzahl von wichtigen Fragen verschieden aufgesaßt und nur nach Ermessen beantwortet werden. Die Richtlinien für solche Entscheidungen werde die Politik deck neuen Kabinetts vorschreibeu, das als eine Koalitivnsregie ruiig von dem Willen beseelt sein müsse, im Geiste der Ver ständigung und des Fortschrittes sür alle Volksschichten das Veste zu erwirken. Was insbesondere das Ministerium für Volksbildung angehe, so wolle er ausdrücklich seine Absicht betonen, die Ausgaben der Volksbildung ans dem Kampfe der politischen Meinungen hergnsznhebeu. Denn Bildung könne nicht durch Politik bestimmt werden, vielmehr sei sür diese ersr die Art und die Höhe der Bildung eines Voltes entscheidend. Im Namen der Beamtenschaft versicherte Ministerial direkt»»' Michel den Minister der aufrichtigen Absicht, ihn auf dem Boden der Landesverfassung nach bestem Können bei der Durchsührnng seiner Ziele zu niiterstütze». FeUisch lehnl bas Wlrlschaslsminislerium ab. Der Abg. Fel lisch hat dem Miiiisterprüsidcntcn Hcldk am Montag nachmittag milgcteilt, dast er nicht in der Lage sei, das Wirtschaftsmiiiisteriiini in dem neuen Kabinett zn übernehme». Fellisch gehört zu de» 15 Mitglieder» der sozial demokratischen Minderheit, die eine Unlerstützung der Koalition ablehncn. Die andcrweite Besetzung dcö Wiri- schastsministcriilins war bis gestellt »och nicht erfolgt. Sächsischer Ledenshallungsirrbex. Nach den Preisfeststellungen vom 7. Januar 1921 siirö vom Statistischen Landesamtc folgende Judexzisseru öer Lebens haltungskosten il914/l1 —li berechnet worden: Gesamt cnöex »für Ernährung, Beleuchtung, Heizung, Wohnung und Beklcidnugi 1179 Milliarden. Ge samt iudex ohne Be klcidung 1145 Milliarden. Am 29. Dezember 1924 betrug der Gesamtinöex mit Betlcidungstosten 1l7l Milliarden und ohne Be/lcidniigskosten >120 Milliarden. Bvm 29. Dezember 1924 bis 7. Januar 1921 sind mithin die Preise der bei dm Tenerungsstatistil berucksichligten Güter nm tt,1 bzw. 1,4 v. H. gesti e g e n. Dresdner Richkzahlen. Tie Dresdner Richtzahlen der Lebenshaltungskosten sin Ernährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung berechnen sich laut Milteilung des Statistischen Amtes der Stadt Dresden nach dem Preisstand vom 7. I a n uar 1 9 2 l ans das 1088 Milliardensache der Vorkriegszeit N9l4/11 — I», das sind 9,2 v. H. weniger als in der Vorwoche, wo das I99Nmilliardcnsache erreicht wurde. Der Rückgang wäre gröster gewesen, wen» sich nicht die Ausgaben sür Miete nm l12 v. H. erhöht, also mehr als verdoppelt hätte», während die Ausgaben sür Ernährung »m 2 v. H., für Heizung nnd Beleuchtung um annähernd I v. H. und sür Bekleidung um 5,5 v. H. gesunken sind. Daher ist auch die Nichtzahl ohne Ein- rechnung der verhältnismäßig nm meisten zurückgegangenen Bcklcihnngskvsten um ein geringes, nämlich um I Prozenl, gestiegen, vvm 1955- aus das Mi9-milliaide»sache. Pressekundgedung. Im Rahme» des i ü chsische n P r e s s ctagcs wird am Lvnuabeud, de» 12. Januar, mittags 12 Uhr, im Landtags gebüude eine P resset u u d g e b n n g stattsinöeii, an der sich neben den sächsischen Pressevertretern eine größere Anzahl nustcrsüchsischcr, n. a. etwa 15 ausländischer Journalisten, so wie zahlreiche Behörden und Körperschaften beteiligen werden. Ministerpräsident Heldt wird ein Referat über Staat und Presse, Finanzminister Dr. Reinhvld über die Presse im öffentlichen Leben der Völker und Landtagsabgevrductcr Dr. Schneider, Geschäftsführer im Neichsverband der deutschen Industrie, über Wirtschaftsleben und Presse halten. Außer dem sind noch Referate vorgesehen vam Reichsbankpräsidenteii Tr. Schacht nnd vvm stellvertretenden Vorsitzenden des ReichsverbandeS der deutschen Presse, Chefredakteur Acker m a » n, Berlin. Tie Dauer der Kundgebung ist auf 1^ bis 2 Stunden berechnet. Zur Teilnahme sind außer den gctzrde ncn Gäste» die Inhaber vvn Karten zum Festabend berechtigt. WMEWlWWWWW... ' D'H« Vogel» tz m LentrsI -HRsster Am Sarkophage -es Tulanchamon. Die neueste Entdeckung im Piiar,lanengrabe. Es ist bereits kurz gemeldet wurden, daß man nach müh samen Vorarbeiten nuninehr bis zn dem Sarkophag-' des Pharao Tutanchamon vargeärnngen ist und ihn vollkommen unberührt gefunden hak. Der Berichterstatter der „Times" entwirft von diesem großen Augenblick ein packendes Bild. Ein größeres nnd erlesenes Publikum hatte sich zu dieser „Premiere" versammelt: «Uni 4 Uhr stiegen alle in das Grab hinab. Es war ein Augenblick, den alle Teilnehmer nicht io bald vergessen werden. Lckvn zwei solche große Momente waren im vergangene» Jahr gewesen: der eine, als das Grab zuerst geöfsne, wurde nnd man den unerwarteten Blick aus die gehäuften Wunderwerke des Barziwwers harte, und der zweite, als die versiegelte Tür erbrachen winde und sich dahinter der große, vergoldete, blaue Faneiieeichreiii offen barte, der das eigentliche Grabziniiiicr verhüllte. Jetzl in dieser Schrein entfernt, nachdem er iv viele Jahrhunderte das Gcheimiits sorgfältta behütet. Noch ein grvßer Augen- blick, der größte vvn allen, erwartet die 'Ausgräber: wen» oer Teckel des Larkvpbages gehoben und »na» den König in aller Maiestät des Todes darin sehe» wird. Aber dieses letzie-Er iebnis wird uian geduldig abwarten müssen. Als wir durch das Vorzimmer ans den anaebrachten Trevvenstuscn in das Grabgemach hinabstiegen, da schlugen allen die -Herzen höher, denn wir sollten, wenn sich unsere Erwartungen verwirk lichten. Zeugen eines Vorganges sein, wie ihn noch kein anderer Mensch unserer Tage zu erleben Gelegenheit hatte. Wie auf Verabredung wrachen wir kaum, und wenn man sich etwas mitteilte, geschah cs im ehrfürchtige» Flüsterton. Wie wir Zv in dem engen Durchgang nach dem Grab gemach standen, glanzte vor uns der große vergoldete Schrein mit seinem herrlichen Schmuck vvn heilige» Zeichen und leuch tenden F-anenccn. Da die Ttt'en vor dem ersten Schrein ent fernt worden waren, so sahen wir letzt die Türen des zweiten Schreins in voller Ansochnnna vor uns, ,ia»z vergoldet, über Und über bedpckt mit eingeschintzten Reliefszenen, die Lstitanchamon in verschiedenen Stellungen der Götterver «hrung zeigten. Unten und oben war die Tür mit rtsenbeincr- »en Riegeln verschlossen, und i» der Mitte waren mit Gchnltr.cn Vronzebeschlägc befestigt, an denen das Lieael noch unberührt war. Sorgfältig wurden die Schnüre gelöst, die Nieges kaltgezogen, und die Türen össnetcn sich, um eine» dritten Schrein zu enthüllen, ganz ähnlich im Schmuck wie die beiden anderen, über und über mit Gold belegt, mit äbnlichcn Ebenholzriegeln verschlossen. Schnüre nnd Liege! nach in der ursprünglichen Lage. Sack Siegel in diesem Falle etwa« abweichend vvn dem gewöhnliche» königlichen Totensiegel, das das Wappen des Königs Tulanchamon zeigte uns die Darstellung eines Schakals, der über »eine Feinde triumphiert. An der Tür waren, aus dem Gold eingeichultzt. zahlreiche »lerlipindige Finnren van Gottheiten der UnienveU zu »eilen. Bei icdem folgenden Schrein wa» das Gold klarer nnd Heller, und da die einander folgenden Türen ossenstanden, ihre inneren Seiten mit Gold bedeckt wie die äußeren, so war das BUd glanzvoll, großartig, fast blendend in seiner Wir kung. Noä» einmal wurden die Riegel zurückgezogen nnd die Wappenschnur zerschnitten — dann waren die Türen des dritten Schreins geossnei, einen vierten Schrein freilegenö, der ebenfalls aus Gold ist. nur noch glanzender als der srnaere. Auch hier die Ebenholzrieael, aber kein ^iezr Nun waren zwischen uns und dem Herze» des Grabe-- >>> »och die Türen, die die Gestalten der Lchntzgöttinne» mit ans- gesireckten Flügeln zeigten, der eigentlichen Wächte,innen am Grabe. Der große Augenblick war gekammen. und »vir alle warteten mit höchster Spannung. Die Riegel der letzten Tür wurden beiseite gezogen, die Türflügel öfineleu sich langsam, und da stand, den ganzen Raum hinter dein vierten Schrein anssüllend und jedes Weiterschreileii versperrend, ein »»'geheurer Sarkophag von kristallhcllem Sandstein, unbe rührt, den Deckel noch fest a» seiner Stelle. 'An den Ecke», ii», plastischste» Re'ies modelliert, waren Gestalten der vier Schutzgöttilinen Isis, Nephihns, Reith und Lelk. auö dem Stein des Sarkvphages selbst heranSgehoucn, 'Arme und Flügel über die Leiten des Lartophages ansstreckend. Das -Hanptgesims zeig! einen Fries von Inschriften mit dem Wap pen des Königs, eine Bekräftigung dessen, daß cs sein Grab war und daß innerbalv des Sarkophags seine sterblichen llcberreste schlummern. Die mächtige und ivunücrnolle Arbeit, die prachtvolle Art des Schmuckes und der Skulptur, der strahlende Gla»z der goldene»» Türen und der Wände der verschiedene» Schreine, all das verschmolz zu einem groß artigen Eindruck i» dein mnstischen »nauvesarbenen Licht, das der elektrische Reslcttvr hinter u»S über die Szene warf. Alle Zweifel sind nn» behoben. .Wir baden den wirklichen Sarkophag gesehen, in dem der König begraben liegt, und »nüssen vorläufig zufrieden sein. Es wird nicht möglich sein, den Deckel cinporzuheben, bis die Schreine selbst entfernt sind, n»d das kann sehr lange dauern. Neber eines aber mag di« Welt beruhigt sein. Wenn der Deckel gehoben und die Mumie de» Königs aus ihrer Ruhe gestört wird, dann wer den die Ausgräber so pietätvoll wie mögltch zu Werke gehen, und nach der wissenschaftlichen Untersuchung wird der Körper mit den Grabe in Frieden gelassen werben. König Georg drückte Carter den Wunsch ans. daß dies geschehe, und so weit es in »einer Machl liegt, wird der Wunsch, der auch durchaus im Sinne des »»erstorbenen Lord Earnarvon ist, berücksichtigt werden." Kunst und Wissenschaft. Die Geschichle -er Sixtinischen Ma-onna. „Platz für den großen Raffael!" svll König August II i. von Sachsen, gerufen haben, indem er seinen Thrvnscsiel bei seile schob, als die Sixtinische Madonna, das höchste Ziel seiner Samnilerwünsche. endlich glücklich in Dresden gn gelang» war und im Krönungssaat ausgestellt wurde. Diese schrankenlose Verehrung iß dein Werke durch die Jahrhini derie erhalten geblieben, nnd wenn auch Modeiichtuiige» der Kunstgeschichte sich von dem Wert wie von seinem Schöpfer vorübergehend abivandtci», so ist die Sixtiua doch bis ans den heuligcn Tag das berühmteste Bild geblieben, über das so viel geschrieben und gegrübclt worden ist. wie über lein anderes Kniisuverl. In cinein kleinen Buck» über das Bild, das der Direktor der Dresdner Gemäldegalerie Hans Posse im Rahmen der Sammlung „Meisterwerke in Dies den" verössentlicht hak. sagt de» Gelehrte: „Der Weltruf de» Dresdner Galerie ist seit 1751 mit dem der Sixtinische» Madonna anss engste verbunden. Kann» eine andere Kunst schöpsnng hat durch die Wandlungen des GetchinackS gleiche dauernde Verehrung genossen. Kein Kunstwerk neuerer Zetten ist mehr zum Gegenstand eines schwärmerischen Knlms geworden. Denn sür einen der Hnnptvorwürsc, der seit der Begründung des christlichen GlanbenS im Mittelpunkte steh», sür das Thema der Madonna als Heilands»,»ntter und Mttl lerin, hat Raffael in der „Madonna di San Sisto" eine neue und übcrivälttgvnde Lösung gesunden, über die hinaus zngclangen menschlichem Wesen versagt zu sein scheint und die »ach Jahrhunderten noch gültig ist." August IN. hatte schon als Kurprinz aus einer italienischen Reise das Werl an seinem ursprünglichen Standort bcivundert. über dem Hoch altar von San Sisto zu Piaecnza, dem Benediktiner-Kloster, dessen Mönche das Bild bei de,,» berühmten Maler des Papstes bestellt hatten. In seiner reifsten Zeit hat es Raffael geschassen: es muß ein besonders glücklicher Augenblick auch für diesen gottbegnadeten Meister genisen sein, da ihn» das Wunderwerk gelang: es entstand ohne viel Vorarbeiten, »ins »nährend sonst von den meisten Bildern RassaelS Skizzen und Entwürfe vorhanden sind, ist uns nichts von Studien für dieses Bild erhalten, das wie «ine herrliche Vision plötzlich vor seinem GeisteSauge stand. Der Ankauf des Werkes »van. für den sächsischen Herrscher mit tausend Gchwtertakette« veiw dmrden. und erst nach lange» Jahren gelang eS chm 1.7«,
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