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7». Iahrgemg ZK 818 yreilag, IS. November 1927 Geqründel 1888 Vrabtanickritt- R«ck>ri>Iit»» D»,«d»n F«knwr,id»k - Sammelnummer Nur Ntr NaäNaeivrält,,! »o orr »»»> ">.»,» « Novemde, I^<!< de> mal. >wclmai>acr «mleUuna ,r»> van-i.io Ult> >21rvUrll -tzo>Ide»i«»vre>» >ür Mona November 1 Niarb ob»? VoNruNellunasaedüdr. Et»,«Inummer I» VIennta Di» Äu,eigen werden nach lSoldmark »»rechne' die »>niva>chge »o mm dreiir llnroirron-^r-oilr»' -?et>» e> V>a. >ür auewtrt. w via jsamilienanleiaen »nd Zlellenaemchk otin» zpieiie. )>a»a> li piq. au^erkald L Pia. die mm »reii» Xeklame,»,!» NO -via. '»»»rbnlb 'ddPIa Ha»»'»na»büi>» »iPta »ii«n- ilniiräa» acnen Pornuodeiabia 8ckrttll»tton» und ^auvigeichSilsIIell«: NIarientlrache -s »r Druck u. Derlaa von Vt«v>>y ck Neichard« m Dreeden Boiiicheck-Konlo iv»a Dreade» Nachdruck nur m» denlllcher Quelienanaabr .?N»4dnei Nnckr ' >»Id>kin Ilnnrrlnnai» Lckrolltnck» werden n>ch> auidewabrl. f-lolel Vellevus HIsLlyrnittsg-D«« rril» Konrsrt. tz/titrsc,- urict /<dscici-Tst«> irr, I'srrssssia-Lssl »ri clsr Lid« Lsksrarrts vorrasianrrs'vstsinriosik. kv»t»SIv udii Konksrvnrrlmmvr. Inkolgs 6k8 Iotsn5Ottntsg5 wikZ clsr versllrekattr - Advn«> aus krsltsg, 18. ktovvmdvr, VSk!sgt. Jer Reichskanzler gegen den Einheitsstaat. Amerika bedroht die deutsche Einfuhr mit MzuschlSgen. - Wieder ein Schulkonslikt mit Polen. Dr. Marx im Bayrischen Landsag. München, 17. Nov. Nach dem Besuch im Deutschen Museum fand sich der Reichskanzler Dr. Marx tm Ministe rium des Acustcrcn ein. wo eine Vorstellung des Gesamt- ininistcriums erfolgte und der Miiitsterpräsldeitt und der Reichskanzler kurze Ansprachen hielten. Bei der Benrüstnng des Reichskanzlers im Landtage durch das Präsidium und die Frakttvnsvorstänbc hielt der Laiidlagspräsidenl König s. ba » er eine Ansprache. Reichskanzler Dr. Marx erwiderte darauf u. a.. das, wtr alle ahne Unterschied der Parkeirichtung nur ei» Ziel hatten, nämlich, dem Pulke und dem Ltaalc zu dienen., und zivar icdcr nach seiner Aul- salluna. Die NeichSreglerung bcschästige sich mehr als ma» annchme. mit den Sorgen BanernS, zumal der bay rische Ministerpräsident datiir sorge. hast Bayern in Berlin nicht versteifen werde. Tie NcichSrrstiernnst wisse aych. welche Bedeutung ein Land wie Bayern mit seiner straften histori schen Vergangenheit und seinen grasten staatlichen und kul turellen Werten besitze. So lange die banrische Negierung nnb daS bstnrische Bolk den festen Willen zur Eigenstaatlichkeit haben, sei es lallch nnd unrichtig, Irgendwie zu versuche», andere Zustände hcrbcizufllhrcu. Die Ncichötrene mkistr in den Herzen alter Neichö- anacl'örlgen gestärkt weiden, nnd das könne nicht a»schehen, wenn ein diesem politischen Ziel entgegengesetzter Weg be- schiitten würde. Der Kanzler fuhr fort: Ich habe persönlich daraus gedrungen, dast tu die letzte Regieriingserklärmig bei Vorstellung der Rcichsreglerung vor dem Reichstage der Latz aut genommen wurde, dast ich es für unrichtig hielte, wenn man ans dem Umwege über iingnzlclle Mastnahmen d>e staat liche ^elbstänb'-'kest der Länder nntero-aben '"oste. Hi"rn-ck> habe ich auch stets gebandelt. DaS Wesentliche Ist doch, dast das Reich zusammrnhält. nicht durch äustere Mitttt sondern durch aemcinsameS ehrliches Streben und das Bcwusttleiu der Zusammengehörigkeit." Dr. Marr schloss seine Anssüb rungcn mit den besten Wünschen für eine erfolgreich" Arbeit der mühsamen nnd ooserbereiten Tätigkeit der bgyrischen Ne gierung z»m Wvhlc BgycrnS. Im Anlchlnst an den BegrüstnngSaki besichtigte der Reichs kanzler mit den Herren seiner Begleitung den Sitzungssggl der ehemaligen Rcichsralskaniincr und den Sitzungssaal des Landtages. Daraus folgte Dr. Marx In Begleitung des' Ministerpräsidenten einer Eiulgdung des R.ichc-gcsandien v Hantel zum Frühstück auf dessen Schloss Hcimhaulen. Im Lause des BormittagS hatte der Kanzler auch seine Karte beim Kardinal Fanlhaber, dem evangelische» Kirchcnvräsiden- ten I> Bcith und dem päpstlichen Nuntius abgegeben. Im Münchner Nathaule wurde der Reichskanzler mit den Herren seiner Begleiinng von den beiden Bürgermeistern und von Mitgliedern dcS Stadtratcö empfangen. Oberbürgermeister Scharnagl be- grüstte den Reichskanzler mit herzlichen Worten und bat ihn. sich in das liebenkbiich der Stadt cinzntragcn. Reichs kanzler Dr. Marr erwiderte, dast er sehr bedauere, nur so wciiiae Minuten uim Besuche deS RatbaiiieS und io wenig seit kür München zur Bcrsiigiina zu haben. Er kenne die Stadt und wisse, eine wie hohe Stellung München in kultu reller Beziehung riiintbmc. Die NeichSrcgieruiia werde nach Kräften den künstlerischen und kulturellen Bestrebungen München« entgeoenkommen. Am Nachmittag fand unter dem Vorsitz deS bayrischen Ministerpräsidenten lm Ministerium dcö Aeustercn die vor gesehene Besprechung zwischen der bayrische» TtagtSregicriiiig »nd dem Reichskanzler statt. I» de» Besprechungen wurden die daS Reich und Bayern bctrcssendcn aktuellen Fragen ein gehend erörtert. Befriedigung in der Bayrischen Voldsparker. München, >7. Non. In der Bolnischen-Volkspaitci- Korreipvndciiz wird heute erklärt, das ganze bayrische Bolk danke de», Reichskanzler sür die mannhasten Worte, die er mitten im Ansturm aus das bayrische Bollwerk im Hause der bayrischen Volksvertretung gesprochen habe. Es Hege eine Mahnung in diesem Konzlcrwort tso lange Bayer» am eigene» Staate scstlialte . . .1. die sich das bayrische Bolk zu Herzen nehmen sollte. Die klaren »nd verständigen Worte, die der Reichskanzler zur bayrischen Frage gesprochen habe und die ja nicht von der Ueberzcugung des Zentrnms- sührers zu trennen seien, würden sicher ihre a»«e Wir kung ans die bevorstehenden Pcrhandlnngeu zwischen der Banrischen Volkspartci und dem Zentrum ausüben und hoffentlich zu einem guten Abschluss beitragen. RUckreise des Konz'ers München, 17. Nov. Reichskanzler Dr. Marx trat mit den Herren seiner Begleitung nnd dem bayrischen Gesandten Dr. v. Pregcr heute abend die Rückreise nach Berlin an. Um die Sozialversicherung. Die im Leitartikel der Nr. 499 der „Dresdner Nachr." gemachten Anssührungen über die Zukunft der Kranken kassen haben das Mistfallen des Hauptvcrbandcs deutscher Krankenkassen erregt. Insbesondere die darin zitierte Aensterung des sozialdemokratischen Neichstagsabgeorbneten Dr. Moses über die Notwendigkeit der Eingsicderung der Krankenkassen in die sozialistische Bewegung scheinen dem Hauptverband „im Interesse einer sachgemästen Bericht erstattung" einer Richtigstellung zu bedürfen. Er schreibt »ns dazu, dast die Worte des Dr. Moses aus der Dussel, dvrscr Tagung des Verbandes nach dem nnkorrigiertcn Stenogramm folgendermaßen gelautet haben: „Man sagt, dt» moderne Arbeiterbewegung beruht aut brri Uiiutcn, der politischen Partei, den Gewerkschaften und den Ge» noflenschatten. Man Nbrrllebl dabei vielfach, bah noch eine vierte lehr Harke Läute die moderne Arbeiterbewegung trage« mühte, nämlich die Sozialversicherung, tn der im ge» wti>en Ttnne die ganze Arbcilrrllage mit ihren FamtUenange» härtgen organisiert ist." Dazu, so heißt cs weiter, hat der Vorsitzende deS Haupt verbandes deutscher Krankenkassen aus der Königsbergcr Tagung im Juli d. I. erklärt: „Es ist an sich richtig, daß die Sozialversicherung auch eine Organisation der Gesamt- arbciterschast darstellt, eine gesetzlich geschaffene Organisa tion. Insoweit kann mau den AuSsührungen des Herrn Dr. Moses zustimmen. Wenn er nun aber sagt, dast diese öffentlich-rechtliche Organisation eine Säule der modernen Arbeiterbewegung sein müßte, so ist daS ein Wunsch eines sozialdemokratischen Abgeordneten, ein Wunsch, den ein Partcimann haben kann, »nd der begreiflich ist. Es ist auch sein gutes Recht, diesen Wunsch zu haben. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, diesen Wunsch zu verwirklichen, und Herr Dr. Moses hat auch nicht als Vertreter des Hauptverbandes gesprochen. Herr Dr. Moses hat als Vertreter der sozial demokratischen RcichstagSsraktion gesprochen — als ihr Der- treter, ob auch tn ihrem Sinne, möchte ich sehr bezweifeln. Ich glaube, dast man andere Gelegenheiten hat, sür die Sozialdemokratische Partei Propaganda zu treiben, als eine solche Tagung. Daö ist aber Sache des Geschmacks »nd Sache des Temperaments, welche Gelegenheiten man benutzt. Wir müssen sedensalls erklären, dast die Rede des Herrn Dr. MoseS, die ja in ihrem wirklichen Text ganz anders lautet, als sie verbreitet wurde, nicht dem Hanptverband znge^choben werden kann. Wir müssen erklären, dast wir es bedauern, wenn in dieser Weise die öffentliche Meinung vergiftet wird." Wir stehen nicht an. von dieser Auffassung des Haupt verbandes im Anschluß an die früheren Ausführungen zu diesem Thema Kenntnis zu geben. Aber uns scheint, dast mit Unterscheidungen so spitzfindiger Art, die sich an Worte klammern und die tatsächlichen Verhältnisse nicht achten, die Wahrheit über die Zustände und die Entwicklung der Krankenkassen nicht mehr verschleiert werden kann. Diel überzeugender wäre es, wenn die Interessenvertretung der Krankenkassen die zahlreichen und wuchtigen Anklagen ent kräfte» könnte, die in der Oesfentlichkeit gegen die Finanz. Verwaltung«- und Bchandlnngspolitik der Kassen erhoben werden. Ob nun Dr. Moses gesagt hat. dast „nach Ein. fügiing des Hauptvcrbandcs der Krankenkassen in daS Ge bäude des Sozialismus der sozialistische Staat und die Uebernahmc wesentlicher Teile der Wirtschaft des zukünftigen Staates vorbereitet und gesichert seien", oder ob er seine Gedanken mehr allgemein dahin auSgedrückt hat, dast „als vierte Säule neben Partei, Gewerkschaften und Genossen, schäften die Sozialversicherung die moderne Arbeiterbewegung tragen müßte" — Im Grunde ist es das gleiche Wunsch- ziel. nur dast in der zweiten Fassung der Begriff deS Sozialismus etwas umschrieben und dafür an Stelle der Krankenkassen der weitere Begriff der Sozialversicherung ge- setzt ist. Es lohnt sich bei der Wichtigkeit der Sache nicht, um solche Worte zu streiten. Und es erscheint uns auch durchaus begreiflich, dast der Hauptverband, erschrocken über diese allzu freimütige Anwandlung seines W'rtk'ihrcrS iw Reichstage, die Notwendigkeit empfunden hat. in einer wohl- formulierten Erklärung davon abzuritckcn nnd in der Theorie wenigstens eine dünne Scheidewand zwischen seinem HanS und dem der Sozialdemokratischen Partei ans,„richten. Diese BorsichtSmastnahme kann aber die Oesfentlichkeit heute nicht mehr darüber blnwegtäuschen. dast seit langem die groben Krankenkassen »nd die Sozialdemokratie bis zur Uncrkenn. barkcit ineinander verfilzt sind. Englands Sberhaus tritt für Ungarn ein. l^air p!av für ein unierdrückles Land. Ungarn mnst daö Mitleid aller erregen. London, 17. Nov. Im Oberhaus« brachte heute Lord Newtou den ungarisch-rumänischen Optanten» Konllikt zur Sprache und fragte, ob cs den Tatsachen ent spreche, dast die rumänische Regierung eS nbgclehnt habe, sich den Eiiischciduilgen dcS nach dem Frtcdcnsvcrtrag von Tnanoii geschallenen Schiedsgerichtes zu iiiilcrwcrse». Er stellte lest, dast der Grundsatz Sustcrst gefährlich sei, wonach die Innere Gesetzgebung Bcrirägc umstostcu könne. Er biete eine gute Gelegenheit zur Beseitigung vv» Vertragsbestimmungen, und a n d e r c Nationen wäre» nur allzu bereit, ebensolche Maßnahmen aiiznwcndcn. — Lord Eushcndun antwortete für die Regierung und bedauerte die AiisroNnng dieser Frage, die Lord Newton bereits im Mat gestellt habe und die da mals mit dem Hinweis bcaiitwvrtct wurde, dast sic dem Völlcrb undSrat zur Entscheidung unterbreitet sei. Die Regierung sei auch heute nicht tn der Lage, irgend eine A ntmort z» geben. LordNnckmastcr beschwerte sich über die Nlchtbeantwortiing der gcstelltc» Frage und erklärte. Ungarn biete ein Schauspiel, das daS Mitleid aller erregen müsse. Ungarn sei durch den Friedenövcrtrag Glied um Glied ohne Berücksichtigung feiner Bedürfnisse abgerissen worden. Der Redner fragte, ob nicht der Völkerbund die BcsugniS Hobe, das von der rumänische» Regierung zurückgezogene Mitglied dcs gemischten ungarisch-ruinäntschen Schiedsgerichts zu er- setzen. Habe aber nicht der entsprechende BölkerbiindS-AuS- schuß erklärt, dast er dies nur tun werde, wenn die U »garn seine Auolcauna deS Gesetzes aniicbmcn? ES sei die Pflicht deS Völkerbundes, einen Schiedsrichter z« ernenne«, nicht aber der Nation, die vm de«, Scht-dörlchtcr bittet, Bedingungen ansznerlegen. — Lord Haldanc lArbeiterparteit bezeichnete e- ols wünschenswert, dast die britische Oessciitlichkcit über die mirk'iche Laae »nterrichtct werde. Lord Earson sKonserv.s erklärte. cS sei sehr enttäuschend, daß man sich in einer Frage, die die Nationalgcsühle der Un- -arn ausö tiesstc errege, mit einer Antwort vom vergangene» I Ma! begnügen müsse. Ungarn behaupte, dast. während die Rumänen die ihnen durch den Friedenövertrag zugcsallcnen > Länder behielten, sie die Durchführung des anderen Teiles des Vertrages ablchntcn. Die Ungarn wollen, dast daS vom Vertrag eingesetzte Schiedsgericht entscheidet. Wenn der Völ kerbund nicht ein Schiedsgericht unterstützen könne, so könne man daran zweifeln, daß er überhaupt etwas tun könne. Es habe der Argwohn bestanden, dast eS die Schwäche deS Völkerbundes sei, stets einer gröftcren Macht nachzngcben. Lord Earson verlangte von der Regierung bringend die Er klärung, dgst sic dafür sorgen werde, dast bei der Dnrch'ührnng dieser Verträge kair pinv angewandt werde, auch gegenüber dem Volke, dessen Gebiet ausgcliefcrt wurd". Ter Eindruck -er Lärmhenen im Unkerhaus. London, 17. Non. Tie gestrigen Szenen im Unterhaus waren heute allgemeiner Gesprächsstoff in den Wandclgängen deS Untcrhnuscs und tn den politischen Klubs. Während die Unruheszcnen allgemein verurteilt werden, gehe» die Meinungen über die Zweckmäßigkeit der Haltung der Regierung auscinnnder. In konservativen Kreisen ist man sehr zufrieden, dast Baldwin dem Druck der Linke» nicht nachgab. während im liberalen Lager die Stimmung dahin geht, dast die Arbeiterpartei eine gute Sache mit schlechten Mitteln verfochten habe. Ganz anders beurteilt wird die Politik der Regierung, die gestern zu den Lärmszencn Anlast gab. BIS weit Ins kon. servative Lager hinein ist man der Auffassung, dast die Ne gierung eine wenig glückliche Hand zeige «nd dast hcnte mit der Erklärung deS guten Willens die «»chivierigkeiteu i« eng lischen Bergbau nur schwer zu lösen sind. Neuer Dorstoy ver Arbellerparlei gegen Raldwln. London. 17. Nov. Im Unterhause erklärte Baldwin ans eine Frage MacbonaldS, infolge der gestrigen Ereignisse ivcrde er der Opposition keine weitere Gelegenheit zur Er örterung der Lage in der Kohlentndustrir geben.