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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050908025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905090802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905090802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-08
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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Lon» und Neiertaab nur Dtarienlnake A von II bl» '/>! «dl Ile I Ivaltiae Bru»d> reite ica » Silben) »> Pt« . «a- fündiaunaen auf der Privalieit« Zeile rsPt« . die 2lvaltiaeZeile aulLert- teile so Pia . als (iinaeiandl Zeile so P>a tt» Run»,er» »ach So»», und Keiertage» i ivalligk Brund«il« so Vis . aui Privaiteiie so Pia , Llvaluac Zeile aui Lerliciie und al» timaciaiidi so Pis. Aasivartiae Aui > trage nur oeaen Boraurbezatilu»». Belcadiatier werde» mit r<>V1«. berechnet. Nernivrechauichlud: «uu 1 «r. U und «r. »»»«. «r. S4». Äinkl: ^>»-,2.-^ s°l.-^ j Freitag. 8. Lcpteuilier 190.'». VoriLtiff u 8tüek 50 Ittg allen ^potlwkon, vragoiico uuä Darlümerieo. Neueste Drahtmel-nngeu vom 7. Septbr. Zur Choleragefahr. Hamburg. Die Medizuralbehörde hat beschlossen, auch noch an der Oberclbe vor dem hiesigen Hasen eine Kontroll - >ta t i o n s ü r d i c a n k o m m e n o e n o b e r l ä n d e r H a h r - zeuge einzurichten, die mit einem Gcsundheitsaufieher besetzt wird und unter Aufsicht des Hasenarztes Dr. Nackt steht. Dort sollen sämtliche oberländer 'Fahrzeuge revidiert und ihre Mann- schaffen, sonne etwa auf den Fahrzeugen ivohnende Familien der Schiffer auf ihren Gesundheitszustand untersucht werden. Bromberg. In Wal ko Witz und Romanshos i.ffreis Czernikows ist in je einem Falle Cholera bakteriologisch sestgestellt worden. Königsberg i. Pr. Bei der Arbeiterin Lange aus Aarnikei m. die letzten Sonntag ins Krankenhaus zu Rajten- bera eingeliescrt worden ist. ist amtlich Cholera sestgestellt morden. M a r ie ii w c r d e r. Die „Neuen Westpr. Mitteilungen" melden, dos-, in Schillno gestern ein Flößer unter cholera verdächtigen Erscheinungen erkrankt und bald daraus gestorben ist. Auch ein zweiter Flößer ist cholcraverdächtig erkrankt. Marokko. Paris. Ministerpräsident Rouvier empfing gestern mittag den deutsche» Botschafter Fürsten Radolin und hatte eine halbstündige Unterredung mit ihm über verschiedene Einzel heiten des Konserenzprogramms. P aris. Rouvier wird heute den Geheimen Legations, rot Dr. Rosen empfangen. Paris. Ein Mitarbeiter des „Echo de Paris" hatte eine kurze Unterredung mit dem gestern hier eingelrofienen Geh. Lsgationörat Rose. Dieser soll dabei erklärt haben, seine Mission nach Paris zeige, wie sehr die deutsche Regierung den Wunsch hege, eine möglichst schnelle Erledigung der noch übrigen einzelnen Schwierigkeiten in der Marokkofrage zu er- zielen. Er hotte, daß man angesichts des beiderseitigen Wunsches nach einer raschen Lösung zu einem Einvernehmen gelangen werden — Zur Lage in Rustland. Tiflis. Der Statthalter hat dem Generalgouverneur oop Baku Fadejew die Weisung erteilt, mit Hilse eines aus Tiflis entsandten SchützenbataillonS in energischster Bdeise gegen die Au s st ä n ü l s ch c n vorzugehen. Hiermit wird die Lage in Baku als sehr ernst dargestellt. Gestern abend erneuerten sich die Unruhen in verstärktem Maße. Die Ausständischen beschossen das Haus des Generalgouverneurs. In Balachany erwies sich die Trnppenzahl als zu gering. Die Soldaten mußten feuern. In der Stadt wütet bei heftigem Sturm eine furchtbare Feuersbrunst. Petersburg. Ein Telegramm meldet, daß die Naphta - quellen in Belachany und Romani ausgebrannt seien, wahrend in Bibieibat der Brand noch wütet. Im ganzen sind 40 Navhtaquellen der Firma Nobel vernichtet worden. Die in Petersburg anwesenden Naphta-Jndustriellen haben beschlossen, den Kaiser zu bitten, energische Maßnahmen gegen die gantz Rußland bedrohende Krise infolge der Katastrophe in Baku an- zuordnen. Zum FriedenSschluk Tokio. Die ganze Nation ist sehr verstimmt über daS Ergebnis der Friedenskonferenz. Keineswegs gierung neue Mittel zu gewähren. Diese versiige jedoch auf olle Fälle über beträchtliche Geldquellen und werde sich Voraussicht- lich ohne große Schwierigkeiten aus der Affäre ziehen können. fonen. Man sagt den Fall des Kabinetts Mtsura voraus. Die Kurse an der Börse sinken. Man fürchtet, daß eine Periode finanziellen Stillstandes und ungünstiger Entwicklung des Handels bevorsteh«. Ein hervorragender Bankier äußerte, die Regierung werde vielleicht versuchen, eine neue innere Anleihe aulzunehmen; aber infolge der allgemeinen Enttäuschung sei cs möglich, daß das Publikum nicht geneigt sein werde, der Re tz o mb urg v. d. H. Um lOtztz Uhr traf der kaiserliche Sonderzug mit dem K a i s e r und der Kaiserin unter dem Geläute sämtlicher Glocken der Stadt hier ein. 'DaS Wetter ist schön. Am Bahnhose waren anwesend: Der K r o n p r i n z und die Kronprinzessin, sowie die bereits hier eingetrofsenen kaiserlichen Prinzen und Fürstlichkeiten, darunter auch der Kronprinz von Griechenland. Der Kaiser schritt die Front der Ehrenkompagnie ab und nahm den Vorbeimarsch entgegen. Hierauf fand großer militärischer Empfang statt. Unter den jubelnden Zurufen des überaus zahlreichen Publikums fuhr als- »ann das Kaiserpaar zum Schlosse. Dort folgte dann der große Empsang für die Spitzen der Zivilbehördcn ocr Provinz. Hamburg. Die „Hamb. Nachr." veröffentlichen ein von gestern datiertes Prioottelearamm, wonach die an der par- I a m c n 1 a r > s ch e n S t u d i e n s a l^r t beteiligten Abgeord neten in der am unteren Lause des ^-anoga, ungefähr 60 Kilo- mcter non der Küste gelegenen Regierungs- und Missionsstalion Edea lKamerunj eingctrofscn sind und sich sämtlich wohl be finden. Maloja. Hier versammelte sich gestern abend die dritte internationale Gletscher-Konferenz, die von Professor Neid einberuseT worden war. Es waren Vertreter Dänemarks, Deutschlands, Englands, Italiens. Schwedens, der Schweiz und der Vereinigten Staaten erschienen. K o n st a n t i n o P e l. Nach Erhebungen der Konsuln tour- den beim Brande inAdrianopei 1350 Häuser, 300 Ge- schästsläden, 13 -Schulen, 6 Kirchen. 1 Synagoge und 1 Moschee vernichtet. Menschen kamen nicht zu Schaden. OertlicheS uuv Sächsisches. Dresden, 7. September. —* 2e. Majestät der König hat sich heute früh nach Moritzburg begeben, um den vom Kynologffchen Verein ver- anstalteten Prüfungssuchen aus Reichenbcrger Revier beizu wohnen. Hieraus fand ein« Hochwildjaqd aus Langcbrucker Revier statt, von wo der Monarch nachmittags nach Pillnitz zurückkehren wir-d. —* Anläßlich der größeren Truppenübungen wird König Friedrich August in der Zeit vom 11. bis 13. September in Warmbad bei Wolkenslein, am 19. und 20. auf Schloß Erd- mannsdors und am 21. bis mit 23. September in Tharandt Quartier nehmen. Am 11. September begibt er sich vom Manövergelände aus nach Marienberg zum Besuche der Stadt. Dort findet eine Huldigung aus dem Markte, sodann der Besuch der Spielwarenfabrik von Bi. Gottschalck und darauf ein Aufenthalt mit Imbiß im Rathaus« statt. Von Marienberg aus besucht Se. Majestät die Stadt Wolkeii stein und trifft abends im Manöverquartier Warmbad ein. Nach den Truppen übungen am 12. September stattet der Monarch am Nachmittag der Stadt Annaberg einen Besuch ab. Hier wird zunächst eine Huldigung auf dem Markte stattfinden, der sich ein Besuch der Hauptkirche und sodann ein solcher der Fabrik des Stadt rats Carl Schmidt anschließt. Von Annaberg begibt sich der König nach B u ch h o l z. Nach einer Huldigung der Stadt findet hier der Besuch der Präqanstalt des Kommerzienrats N. Kunze und ein Aufenthalt im Waldschlößchen statt zur Einnahme eines Imbisses. Gegen 8 Uhr abends wird der König von Annaberg aus ins Manöverquartier Warmbad zurückkehren. 'Nach den Truppenübungen am 16. September wird auch die Stadt Wils druff dem Monarchen eine Huldigung darbringen. —* Ihre Königlich« Hoheit Prinzessin Mathilde kam vorgestern abend in der 6. Stunde in Begleitung einer Hofdame mittelst Geschirrs, das sic selbst kutschierte, in Copitz an. Auf der Lohmener Straße verließ die Prinzessin den Wagen, um einen Spaziergang zu unternehmen: sie erschien in letzter Zeit wiederholt in Copitz und benutzte dabei u. a. auch den Burglehnpsad zur Abendpromenadc. —* veute, Donnerstag, fand die Beförderung von Truppenteilen des 19. Armeekorps iml der Eisenbahn in das Mcmöverqelände statt. Abgesehen von der auf stark ansteigenden Strecken notwendigen Doppclsührung. Ivaren hierzu insgesamt 11 Sonderziigc notwendig. Zur Einschiffung.kamen in Leipzig die Infanterie-Regimenter IW und 107 nach Dederon. Waldkirchen. Niederwiesa und Chemnitz, in LciSnig das 2. Bataillon des 179. Infanterie-Regiments nach Mittweida, in Döbeln das 139. Insanterie-Regimeitt nach Mitt- wcida, in Plauen das 134.. Infanterie-Regiment nach Annaberg. in Zwickau das 133. Infanterie-Regiment nach Zschopau, in Wurzen das 1. Bataillon des 179. Insanterie-Regiments und in Riesa zwei Kompagnien des 22. Pionier-Bataillons nach Franken- berg und endlich in Chemnitz einige Kompagnien des 104. In fanterie-Regiments nach Pockau-Lenaeseld. Die Truppen waren bis in die NachmittaaSstunden an ihren Zielpunkten angelangt. —* Das Ticnslgeväude der hiesigen Kaiserlichen Ober- Postdirektion wird mit einer Niederdruck-Tampsheizungs- anlagc unter Berücksichtigung neuester Erfahrungen versehen und ist deren Ausführung der hiesigen 1873 gegründeten Firma Dresd ner Zentralheirnngssabrik Louis Kühne, welche eine bedeu tende Anzahl derartiger Anlagen für Behörden, industrielle Unter nehmungen und Private im In- und Auslande ausgefühlt hat. übertragen worden. —* Der Konservative Verein zu Dresden hielt gestern abend 8 Uhr im ,,Wiener Garten" eine starkbesuchte Versammlung unter dem Vorsitz des Professors Dr. Gravelius ab, in welcher zu nächst Herr Amtsgerichtsrat Tr. Kraner über die Frage: „Ist die zweite sächsische Sländekamincr ogranreundiich und Industrie- feindlich ?" sprach. Ein Blick auf die Zusammensetzung der Kammer müßte den Vorwurf der Jndustriesemdlichkett wider legen. Bon der Gesamtsteuerleistuna entfiele von vornherein der größte Betrag auf die Großstädte, und auch die Kleinstädte seien den ländlichen Bezirken noch überlegen. Aus die Wählcr- klassen verteilt ergebe sich jür die erste Abteilung 44, die zweite 38, die dritte 22 Prozent Steuern. Von hier aus könnte man den Schluß ziehen, daß von einer einseitigen Vertretung agrarischer Interessen nicht sie Rede sei. Hierzu komme, daß die Wähler scheinbar recht wenig Gewicht aus die Ausübung des Wahlrechtes legen. Für den sächsischen Landtag haben nur 36 Prozent der Berechtigten an der Abstimmung teilgenommen, gegen 83 Prozent bei den Reichstagswahlcn. In Preußen, wo bie Wähler wäh rend des ganzen Wahlaktes anwesend fein müßten, sei die Bc° teiligungszisser allerdings nur 18 Prozent. Im Grunde sei die Forderung, daß die Industrie in der Kammer stärker vertreten sein müsse, wegen ihrer größeren Steuerleistung nicht unberech tigt. Im Reiche, bez. im Reichstage, liege die Sache anders, da hier für die Wahl nicht die Steuerleistung maßgebend sei. Auch die Behauptung, daß die Gesetzgebung der Kammer agrarisch oder gar stark agrarisch gefärbt sei, rönne nicht aus recht erhalten werden. Als agrarisch könnten nur bezeichnet werden die Gesetze betr die Schutzimpfung. Milzbrandent- schädigung, Zuchlgenosscns'chasten und SchlachtDlehversicherung, issenschaste fangen seien. Von 1880 ab sei für die Technische Hochschule die Summe von 14,5 Millionen bewilligt worden. 1861 betrugen die Aufwendungen für die Universität 1,8 Millionen. 1901 6,6 Millionen, ebenso für die Volksschulen 3 bezw. 17 Millionen. Man betrachte ferner das Oberverwaltungsgerichtsgesetz: in diesem sei ebensowenig eine Spur von agrarischem Einfluß zu entdecken, wie im StaatShaushaltsgesetz. Also sei der Vorwurf des Agraricrtums ebenso töricht wie der Vorwurf, den die Sozialdemokratie gegen die „Bourgeois" richte. Sie möchte nur angeben, welche geistige Arbeit sie auf diesem Gebiete ge- leistet habe. Einen weiteren schweren Vorwurf habe man gegen die Kammer erhoben, nämlich den der unvernünftigen Finanz- gebarung. Ties besonders im Punkte der Zivilliste, des Para graph 19 des Ergänzungsslcuergesetzes und der Eilenbahn bauten. Die Eiscnbahnbau-Vorlagen wurden sämtlich eiu- stimmig angenommen bis auf zwei: Chemnitz—Wechseiburg und Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hok« theater. Im Opernhause geht Sonntag, den 10. Sep- tember. die Oper „Tose a" von Puccini mit Frau Abendroth und den Herren Burrian und Scheidemantel in den Haupt partien in Szene. — Im S ch a u s p i e l h a u s e wird wonn abend, den 9. September, die fünsaktige Tragödie „Gygesund sein Ring" von Ir. Hebbel mit Frau Salbach als Rhodope. Herrn Wiecke als Kandaules und Herrn Wierth als Gyaes aus- gesührt. Sonntag, den 10. September, gelangen außer Abonne ment Schillers „Räuber" zur Aufführung. Die Rolle des Karl Moor spielt hier zum ersten Male Herr Blankenstein. Ein Mann, von dem einst viel die Rede war, der ober der jüngeren Generation kaum noch als ruhmwürdia in Er innerung sein dürste, Karl von Hcigel, der Hofdichter Ludwig II. von Bayern, ist vorgestern zu Riva am Gardasee im Alter von 70 Jahren gestorben. Die literarische Laufbahn Heigels begann 1863 in Berlin. Cr war damals erst 28 Jahre alt und hatte doch schon eine Reihe von glücklichen Jahren hinter sich, die ihm einen guten Fortgang seines Schriftsleller- lebens zu sichern schienen. Eine Zeitlang war er als fürstlicher Bibliothekar tätig gewesen; dann ging er mit dem Neffen seines Gönner-, des Fürsten Heinrich zu Carolath-Beuthe». auf Reisen. Nun wollte er sich, wie das „Berl. Taqebl " mitteilt, in Berlin «in« Stellung gründen, die ihm die Möglichkeit freien Schaffens -eben sollte, und trat als Leiter des .Feuilletons in die noch eilte bestehend« Frauenzeitung „Der Bazar" ein. Eine frucht- «re Tätigkeit aus allen Gebieten begann damit — er ichrieb unter einem werblichen Pseudonym sogar Modeberichte für sei» führte ihn rasch in den Mittelpunkt der künst- gesellschaftlichen Bewegung der Residenz. In Berlin hatte er auch seinen ersten Erfolg auf der Bühne: mit dem Drama ,,Marsa", daS für Fanny Jancmschek geschrieben war »nd zu irner Zeit durch seme fast brutale Dramatik manche Anhänger, aber auch manche Bekäinpfer fand. Heute ist das Stuck vergessen. Vergessen ist auch das bürgerlich« Schauspiel »Freunde. vergessen d»e historische Komödie «Iosefwe Bona- ! — und en und parke", die Possart Gelegenheit zu seiner berühmten Napoleon- Maske gab. Alle diese Stücke waren talentvoll, aber ein wenig zu sehr aus Glanz gearbeitet, der über die innerliche Leere auf die Dauer nicht hinwcgzutäuscheii vermochte. 1878 ging Heigel nach München, wo er die Gunst des jungen Bayernkönigs errang, dem er die Stosse zu historischen Dramen umarbeiten mußte, die den Sinn des Herrschers gerade bewegten. So ent- standen „Die Memoiren der Markgräsin". „Die Hohenstaufen m Schwangau". „Der Herzog von Burgund", „Die Aufführung der Esther in St. Ctzr , die alle in de» bekannten Separat- ' ellu Vorstellungen zur Aufführung gelangten und dem Dichter von seinem Könige Lohn und Ehre, von der Welt der Literaten aber mitleidige Geringschätzung einbrachten, die freilich nicht immer berechtigt war. da selbst in den schwächsten Arbeiten dieses Genres immer noch ein gut Teil poetischer Kraft zu spüren Ivar. Erheblich Besseres hat Heigel als Romancier geleistet Hier kamen ihm icin flüssiger Stil und sein geschmackvolles Fabulier-Talent sehr zu statten. In den letzten zwei Jahr zehnten lebte er fast ausschließlich in Riva, ziemlich zurück gezogen und verbittert. Die letzten Freuden bcicherte ihm die Feier seines 70. Geburtstages, bei der sich manche seiner alte» Freunde an ihn erinnerten. Auch ein Glückwunich des Prinz- Regenten ging ihm zu, der dem Hofpaetcn von einst bewies, daß man ihm auch an allerhöchster Stelle nicht vergesse» hatte. Der Tod war ihm eine Erlösung oo» langer Pein. Körperlich durch schwere Krankheit gebrochen, seelisch durch die Aufregungen eines langwierigen Prozesses niedergedrückt, sehnte wohl schon seit langem der vergessene Dichter das Ende eines Lebens herbei, das so verheißungsvoll begonnen hatte, aber ihm im ferneren Ver laufe neben manchem Enolge eine Fülle schwerer Enttäuschungen und reicher Bitternis gebracht. f* Zu unserem Artikel: „Zeremoniell am Hoflager wettlllischer Fürsten bei der feierlichen Investitur mit dem hcchen englischen Orden vom blauen Hosenband e" wird uns geschrieben: ,,Im Kleiderzimmer sl.j des Histo- rischen Museums sind die Kostüme zum Hosenbandorden aufbewahrt worden, die Johann Georg IV. König Friedlich August II. und König Albert trugen. Am vollständigsten ist das letztere erhalten." iinagig iuniiiviiicreii. ^»ounric uno igsfrendig der Zukunft entgegcnseheii. er beängstigendes Gefühl der Freude Ke Menschen, die sich freuen ? Mau ^re Zeiten, weil friedliche doch anzunehmeu, daß die . Schenkung einer Volks- Alls Moskau. Moskau und derFricden. DcrLöweistlos! Das Blutvergießen hat endlich ei» Ende. Der Frieden ist proklamiert. Man sollte meinen, daß ein Freudentaumel die Bevölkerung des Landes ergreifen müßte, das satt zwei Jahre lang sich widerwillig der Schrcckenslicrrschast des Krieges gebeugt hat. Tausende und Abertausende von Familien hat die Friedens botschast von Angst und Sorge befreit: nicht mehr mit bangender Furcht, hoffnungsvoll »nd des nicht allzu seme» Wiedersehens froh kann man oer Lieben im fernen Oste» gedenken. Das Ge- schäftslcbe» wird, vom lähmenden Druck befreit, sich wieder heben und in früherer Weise regelmäßig funktioniere», Industrie und Kunst können wieder liofsiningssrendig Alles das muß ja ein schier auslösen. Aber wo sind die sieht sic nicht Bessere Zeiten, leichtere Zeiten, weil friedliche Zeiten, stehen uns bevor, denn es ist doch aiiznr zwei großen Ereignisse der letzten Tage. Schenki Vertretung, wenngleich fürs erste i» beschränkter Form, und der Jriedcnsschlnß. a»cb die innere Ruhe des Landes bis zu einem gewissen Grade wiederberstellcn werden Aber Ivo sind die Menschen, die sich darüber freuen ? In Moskau wenigstens scheint es keine zu geben. Zum äußersten erregt durch die erhaltene Be stätignng der anfangs gerüchtweise verbreiteten Friedcnsnachrichtcn eilt man aus die >Ltraßc. Das in solch eilicin Augenblick nur allzu verständliche Mitteilnnasbcdursnis treibt einen hinaus. Mn» erwartet Szenen zu erblicken gleich denen, die sich beim Friedensschluß 187l in den Straßen nicht von Berlin, sondern von Paris abspiclien. Fremde Menschen sinken sich in die Arme, man tauscht Händedrucke ans, redet, diskutiert, beglückwünscht einander Denn wichtig ist doch vor allem die Tatsache des Friedensschlusses als solche Außerdem steht ini speziellen Falle, das ist nnzweifelhatt. die Mehrzahl der Bevölkerung Rußlands den erlittenen Schaden im fernen Osten völlig fremd um» ver ständnislos gegenüber Was bedeutet Sachalin für uns? Einen Ort der Schrecken. Man srcnt sich am Ende gar, ihn losaewor- den zu sein. Doch auf den Straßen der zweite» Residenz ließ sich nichts von dem beobachten, was man zu sehen erwartet hatte — nicht eine spontane Frcudensäußerung, weder bei« «vzelnen uock
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