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Zn Nr. I1Ä. Sonnabend, den SL. April. RiVO H. Der Schinken. „'s Ivärn doch keene Drichinen drill»,: sein", meinte der Seifensieder Löffelholz, der sich gern ei» bißchen an seine» Milnienschen rieb, am Stammtische z» dem privatisierende» Kirchtnrm- spitzenvergolder kippche», dem die Kellnerin ge rade eine» Teller mit delikatem rohen Schinken, Rutter »nd Rrot vorgesetzt hatte, „Z, was Sie wohl gloobe», Seefensieder, — Drichinen, gar keene Schbnr, heitzntagc, wo alles bis uffs Dipfelchen »nlersncht iind gepriest werd, von der klcensten Diele Ziinmt nnd dem lsalben Liter Milch bis zum greeßten Mchsen. Heechstens is emal enne Leberworscht ä bißchen sauer ge- worden, das is aber ooch kce ivunder; den» 's is ia jetzt mehrschtendheels bloß noch Semmel drinne, de Lebern liegen immer weit von den Märschten weg. Na, nnd so nffgeweechte Semmel, die geht leichte ieber. Zn enner Ivorscht kan» mer ooch »ich drinne schlecken. Aber sonsten, a la bonähr, grade bei der Fleeschbeschan werd mit enner Grindlichkeet vorgegangcn, die großartig is, das kann ich Sie sagen. Zch iveeß es ans Lrsahrnng, denn ich habe selber emal so enne Geschichte dörchgeinacht. 's is zwar schon enne lange Meile her. Damals schtand der alte Behmsche Rahnhos »och »n ich war ennes scheencn Dags da nausgebnmmelt, uni meinen Detter ans Nenihardsgriinnie abzeholen. Er kam ooch richt'g mit dem Zuge an, mir ge nehmigten geschwinde noch ä Teppch'en „nd machten »ns dann nff'n Iveg in de Schladt. M'r ivar'n aber noch „ich halb leber'li Iviener Platz weg, da ka»l nns e schtädtischer Schteierbeamter nach- gcloofen nnd fragte, ob mir was schtcierbarcs hätten. Zch gnckte den Mann von oben bis »»teil an — wissen Se, wenn ich jemanden von oben bis unten oder von unten bis oben angncke, dann Hab' ich en Rück wie der scelige Rlicher und sagte zu '», wie er nns denn bis vor den Lahn- hos nachloofen könnte, er geheerte doch bloß in de Bahnhofshalle. Mei Vetter aber, dem gleich 's Herze in de Hoseii fällt, wenn er schon bloß was von Gbrigkeet hcert, machdc schnell seine Daschc uff »nd sagte: „Rn ja, enne Schpeckseite und enne Magenwurscht Hab' 'ch, die nehln 'ch aber mit nach Rantzen, ich iebcrschlage hier bloß en Zug. Das wäre ganz egal, mecnte der schtädtische Schteierbcamte, die hädden nachher in Reistadt wieder rückversteiert werden missen, oder wie er sich ausdrickle, vorleifig wäre das Schteicrhinder- ziehung und mir soliden emal mit ins Riro komme». Da war nn «lischt dergcgen zu machen. Mir gingen also mit, cs gab enne lange Ver handlung und 's Lude vom Liede war, daß mei Vetter die Schpeckseide nnd die Magenwnrscht vcr- schtciern und en Dhalcr Schtrafe 'zahlen mußte. Nu kennen Sc sich emal meinen Zorn denken. Mic ich bloß als Residenzler vor meinem Vetter daschtand. Der kannte doch so was gar »ich. Ich hadde mir aber den Schteicrmann genau an geseh'n, nn dachdc, den wcrschte Dir schon bei hassender Gelegenheet emal koosen. Under Tausenden hält' ich 'n ransgckennt, er hatte jo en richt'gen Zschariothbart. L paar Ivocken sckipäter machte ich mit meinem Kegelklub enne Ricknickbardhie i» den Tharandter Iväld. Meine Frau hadde enne dicht'ge Ducke pikante Lcmmchen mitgenomllieli und ich noch zwee Paar Frankforter Märschtche» eingepackt als giesse de Resistenz. Mir sein nämlich noble Leite l» nllsern Kegelklub, von del> .tsraliksortern blieben e Paar übrig, weil die Rrieder soviel lnithadden — bei so en Ricknick wird nämlich alles zur be liebigen Rediennng »ff 'n Disch des vaterlands niedergelcgt — und richt'g, ivie mer heemkamen, schtand mei Freind mit dein Judas Zschariothbart wieder in der Dalle. Zch gilig gleich »ff '» zu und sagte ganz heeslich: „Heernsc, hier hält' ich etwas Fleeschivare z» verschteirrn." Neis aestarnischtc Sonetten jekigon !xoiiiidiör Dim-zge,, in Dreisen. Das Ich (Niste Ex.nnen. viel Lnäes wirä cle» Kinäern jelxt gelebkt. was ihnen »it/.lich is licr'sch ga»?.e Leben; Nicht bloss aills viele wissen gebt <ia; Lchlrebcn, Nee ooch äas Können is sehr rchlark begehrt. Nie INäliche» schäcllt man lrieb schon an äcn herä. Im Kochen ihnen (lnäctrichl ?.u geben. Vas!s clas allerbeste Lerne» eben will mehr als manche anclre Weisheit wert! 2u clem kxamen gehn mer mit tzcrgniegen. wenn man etwa uns lreincllichst cingelaäe» 8um krielungs.Kochen, -Hachen oclcr -tzraäen. 2u koste» gibt er äabci unä /.» riechen will von äem lormelkrame rvirll erlösen lins sonst en Heller voll — kxanlenklössc». „Mas denn?" nieent er »nd nahln sei Rüche! raus. „L paar Frankforter Ivärschtchen" — damit präsentierte ich ihm das 6m'p»8 iloln-ti. Das (Objekt wäre zu kleene, gab 'r mir zur Ant wort und ich gilig meiner Mege. Zeh hadde aber doch meine Pflicht getan. Seine Pflicht muß m'r ieberhaupt imnicr dhnn, und ehrlich muß m'r ooch sein, wenn's ooch schwer fällt. Mieder e paar Machen schpäter fuhr'» mer, das heeßt ich und meine Frau und mei Dnnd, mit '» Schiff »ach Lonstappel und schbazierten über die Reideckmiehle und Klipphanseii »ach Milsdrnff. Zn Klipphanseii hing vor'», Gasthos enne Reihe delikater Landschinken — der Mirt >nar nämlich zu gleicher Zeit Fleescher — das Pfund z» so pseiiiige. Da sagte meine Frau: „Dnnnerlitzche», Gustav, hier nehm' 'mer eenen init, in der Schtadt verlange» se ausgewogeil zwee Mark for 's Pfund, da Henne» m'r ja gar »ich besser dhnn. Also Kon, m'r koosten en Schinken und schleppten das zehnpfündige Schwcinevärtel ieber Milsdrnff nach Dresden. Pflichtschuldigst suchte ich in der Halle nach dem Schteierbcamten, den ich ooch glicklich fand und machte meine An zeige. Diesmal warsch e anderer. Der gab mir eil roten Zeddcl »nd sagte, ich müßte da dermit »nd mit dein Schinken uff's Schauamt geh'» zur Ilntersnebnng. Am nächste» Morgen, es schlug gerade »eine a» der Kreuzkärche, war ich ooch schon uff'» Sä'anaml. „Sie wünschen?" „Ln Schinkeii hätt'ch hier mitgebracht l" „Ivo deii» her?" „Ans Klipphanseii l" „Zn Thüringen?" „Ree, ans Klipphauscn. Missen Sc denn nicht, wo Klipphause» is, — draußen bei Milsdrnff." „Deii missen Se nntersuchen lassen!" Rn eben, dcsdcrwegen bin ich ja gerade hier." „Gehen Se mal dort hinein!" Ich kam nn in e großes Zimmer. Dort schtand in der Mitte e langer Disch mit enner Schicferplatte, 's konnte ooch enne altersgrau gewordene Holzplatte sein — na, das is ja ganz egal, und drnm rum schtanden vier Herrn, die sich sehr freindlich unter hielten. Dienstlich schien es nicht zu sein, denn se feixten emal ieber's andere laut aus, meine Menig- keet war vor der Hand Luft. Lrscht als ich mit meinem Schinkcnbee» sehr energisch uff de Platte kloppte, guckte sich eener um und fragte, was ich wollte. „Den Schinken soll ich untersuchen lassen." „Schön, na da geben Se mal her!" Rn nahm der Herr 'n Messer und fing an, an meinem Schinken riiinznbitzeln. Zck kriegte schon enne Heidenangst, denn ich dachte, er werde mir so e halbes ptnnd oder e ganzes von meinem Schinken weglchneiden, er nahm aber bloß zwee kleene Splitter, »ich greßer wie e Fingernagel, um 'n Knochen rum raus, tat se in enne Rlechschacbtel. machte die zu nnd sagte, ich sollte hier e bißchen warten. Dann verschwand er dorch de Dhicre. lind Gustav wartete, fünf Minuten, zehn Minuten, enne vürtelslnndc, beinahe enne halbe, dann kam der Herr wieder und mcente, der Schinken wäre gut. Drauf »ahm er enne große Spicknadel, zog Rindfaden durch »nd fädelte e rundes Stickchcn Rlei an. „Mas machen Sc denn da?" srng ich sehr be scheiden. „Line Llombe mache ich an den Schinkeii!" „Zu was denn? Li, Herrjeses, ich verkoofe doch den Schinken »ich, den esse ich alleene mit meiner Frau." „Ganz egal, eine Rlombe muß d'ran. So, jetzt sind wir fertig!" „Sehr schön! " Zch »ahm nun meinen Schinken, wickelte ihn sauber ins Papier und machte mich auf den Mcg »ach Hanse. Aber ich war noch nicht über den