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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050422013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905042201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905042201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-22
-
Monat
1905-04
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1905
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Seine dem Zaren überreicht« Denkschrift über die Notwendigkeit der Kirchenreform in Rußland blieb unberücksichtigt, denn Niko laus II. stimmte der Ansicht Podjedonoszcws bei und wies das Verlangen nach der Kircheiircform ab. Den unmittelbaren An laß zu seiner Demission dürste jedoch die vor kurzem erfolgte Auslosung des Wirtichastiichen Rates und die Einsetzung einer Bauernresormkonserenz unter Goremykin sein. Der auf gelöste Wirtschaftliche Rat war eine Schöpfung Wittes. Er führte das Präsidium in dieser für die Bedürfnisse der Land wirtschaft in Rußland wichtigen Kommission und verstaub es, die hervorragendsten Fachmänner aus diesem Gebiete um sich zu vereinigen. Die Auslösung der Konferenz und die Ein setzung einer neuen Bauernrcformkommission überraschten Witte völlig. Am 13. d. Mts. fand unter seinem Vorsitze die übliche Sitzung der Konferenzmitglieder statt, in der die Fragen über den Austritt der Bauern aus der Gemeinde und über das Erbrecht der Bauern in Beratung gezogen wurde». Die Sitzung wahrte bis 11 Uhr nachts. Tags daraus aber erschien die Kaiserliche Order über die Auflösung der Wirtschaftlichen Kon ferenz unter Witte und die Einsetzung einer neuen Bauern- resorinkommission unter Gorcmykin. Diese Umstände dürften den Präsidenten des Minislerkomitccs zu seiner Demission be wogen haben. Außer der Nationalen Fortschrittspartei' in Moskau, der alle gemäßigten Konservativen und Liberalen zuznstreben scheinen, entsteht dort auch ein Verband Gleich- gesinnter aller Stände, ebenfalls aus dem Boden der Erhaltung der Selbstherrschaft und des Erlasses vom 3. März, jedoch mit der Ausgabe, die auf die Einführung einer Rubland fremden Staatssorm gerichteten Versuche zu bekämpfen: auch die Ultraliberalen jeder Färbung streben eine Vereint- gung an. Die Berufsverbände sollen sich zu einem Zentral- vcrbande unter dem Namen Oswoboschdenijc (Befreiung! ver- einigen. Das Programm enthält die bekannten weitgehenden politischen und sozialen Forderungen. Der englische Botschafter in Petersburg ist aus längeren Urlaub nach London abqereist. In englischen Kreisen erblickt man darin den Beweis, daß die Beziehungen zu Rußland gegen- wärtig ganz regelmäßig seien. Taqesncschichte. Zur Reife des Kaiservaarcs. Aus Giardini, den 20. April, wird gemeldet: Ter Kaiser und die Kaiserin verblieben heute an Bord der „Hohenzollcrn". Das Wetter ist schäm Aus Italien wird gemeldet, daß Kaiser Wilhelm auf seiner Mittelmecrfahrt auch Venedig besuchen werde. Marokko. Aus Paris wird bestätigt, daß Deutschland in der Marokko-Frage aus der Einberufung einer inter nationalen Konferenz bestehe, was eine arge Ent täuschung Hervorrust. Bisher widerstrebte Delcasso entschieden einer solchen Konferenz. Seine Stellung gilt als arg erschüttert: es wird sogar eine allgemeine Ministerkrisc befürchtet. ener Konferenz der Gewerkschastskarielle von Rheinland und .estjalen am Sonntag ausgesuhrt wurde, ungünstig. Nach dem damaligen Stande wurde nach Köln von 23 auswärtigen Brauereien ringfreies Bier geliefert. 220 Wirtsckiastcn und Flaschenbierhänd.er Hallen das Plakat der Kartellkommisswn. , «Hier wird boykoitsreieS Bier verzapft!" ausgchängt Diele t-e- IckMe stellten aber lange nicht alle ringsrcien Wirtschaften dar. ( Fast alle von dem womsituierten Publikum sregueutiertcn Lokale Kölns bezögen nämlich auswärtiges Bier, da das Kölner Fabrikat von sehr gcnnger Qualität sei. Die Ringbrauereien von Köln und Umgegend, auf die sich der Boykott erstreckt, seien fast durchweg aus das Arbeiterpubliknm angewiesen. So weit sich am Sonntag übersehen ließ, war der Beschluß, am 28. April 50 Prozent aller organisierten Brauereiarveiler in Rheinland und Westfalen ausznsperren, fast überall insoweit zur Durchführung gelangt, als in folgenden Orlen den Berbands- : Mitgliedern zum 28. d. M. gekündigt wurde: Düsseldorf, Elbe» seld-Barmen, Krefeld. Dortmund, Hamm: Hagen. Unna, Essen ! Mid Umgegend, Duisburg, Beeck, Bochum. Hörde. Iserlohn, 'Solingen, Mülheim a. Ruhr: dazu kommen noch die schon im vollen Kampfe stehenden Städte Köln, Kalk und Mülheim a. Rh. 'Reagiert haben die sozialdemokratischen Organisationen auf die Aussperrung in Düsseldorf. Dort haben, dem „Lokal- Anzeiger" zufolge, deren Angehörige in sämtlichen Brauereien die Arbeit nledergclegt. Frankreich. Nach den neuesten Dispositionen wird das Gambetta-Denkmal in Bordeaux am Dienstag nach Ostern enthüllt werden, an weicher Feier Präsident Lonbct in Begleitung von fünf Ministern teilnimmt.' Italien. Allenthalben nehmen zahlreiche Eisenbahn- beamte den Dienst wieder auf. Ter Posldienst nach Indien vollzieht sich regelmäßig, der nach Sizilien fast in normaler Weise. Türkei. Der Oberkommissar von Kreta, Prinz Georg, eröffnete die Tagung der Kammer, legte in der Eröffnungs rede die Schritte dar, die er behufs Herbeiführung der Ver einigung Kretas mit Griechenland bei den Garanticmächtcn getan, und gab die Antworten dieser Mächte kund. Der Prinz sprach sich weiter gegen Revolten mit Wassengeivalt ans und erklärte, er werde alle Reformen sanktionieren, die ibm aus ge setzlichem Wege unterbreitet würden. Nach der Abfahrt des Prinzen nahm die Kammer einstimmig eine Resolution an, in der die Vereinigung Kretas mit Griechen land votiert und Prinz Georg unter dem Ausdruck absoluten Vertrauens der Kammer zu ihm gebeten wird, dieien Beschluß de» Mächten zu übermitteln. Die Deputierten leisteten den Eid aus den König Georg und die Hellenische Verfassung. (Wiederholt.! Serbien. Der Kabinettschef Nenado witsch suchte um die Enthebung von seinem Palten nach, weil man ihn an geblich in Regierungskrcisen verdächtigt habe, Indiskretionen begangen zu haben. Dentschcs Reich. lieber die vorläufigen Reise- und militärischen Dispositionen des Kaisers teilt die „Neue mst.-pol. .Korr." folgendes mit: Auf der Rückkehr aus dem Süden wird sich der Kaiser zunächst nach den Reichs landen begeben und einen kurzen Aufenthalt bei dem Grasen Görz nehmen, um dann am 20. Ami in Potsdam wieder ein- zutresscn. Am 29. Mai beabsichtigt der Kaiser, wie alljährlich, die 1. Garde-Infantcrie-Brigade. zur Erinnerung an ihren Vor beimarsch vor Kaiser Friedrich III. im Schloßpark zu Eharlotten- bnra im Jahre 1888, selbst auf dem Truppenübungsplätze Döoeritz zu exerzieren; am 9. Juni wird er dort persönlich die Garde-Kavallerie-Diviston exerzieren. Tie Frühjahrs- Paraden in Potsdam und Berlin sind für den 30. und 31. Mai anaesetzt, die Herbst parade des Gardekorps auf dem Tempelhoser Felde für den 4. September, nicht für den,2., wie zunächst bestimmt worden war. — Die sonst vor dem Kaiser am Tage der Schlacht von Groß^Hörschen — dem 2. Mai — abgeholtenc Besichtigung der drei Bataillone dcS 1. Garde-Rcgi- ments und des Lehr-Jnfantcrie-Bataillons auf dem Bornsledter Felde bei Potsdam iindet diesmal vor dem Gcneralfcldmarschall v. Hahnke statt, den der Kaiser besonders mit seiner Vertretung beauftragt hat. Zur Vorbereitung der Rer chssinanzr «form meldet die „National!. Eorr.": Der Staatssekretär des Neichs- schatzamtS, Freiherr v. Stengel, benützt seinen Osterurlaub, um durch persönliche Fühlungnahme und Rücksprache mit den ihm aus der Zeit seiner früheren Ämtswaltung als bayrischer Bundes bevollmächtigter in Finanzsachen näher bekannten maßgebenden Persönlichkeiten und Kreisen in München eine Erleichterung seiner Aufgabe insoweit zu erzielen, als die Regierung des zweit größten deutschen Einzelstaates das Zustandekommen der geplan ten Steuerreform fördern Hilst. Dem Kaiserlichen Kommissar und Militär-Jnspekteur der freiwilligen Krankenpflege, Fürsten zu Solms-Barutb, ist nach stehendes Schreiben des Kommandos der Schntztruppe : sür 2 ü dWest a fri ka zugegangen: „Kommando der Schutz- truppe. Windhuk, den Ä>. März 1905. Euer Durchlaucht! Es ist mir ein Bedürfnis, im Namen der mir unterstellten Truppen für die zahlreichen Spenden zu danken, die als Li e b e s g a be n auS dem Vateriande gesandt werden. Neben der Verpflegung den Truppen von Zeit zu Zeit zugesührt, soweit es die großen Transportschwierigkeiten zuließen — von denen man sich im all gemeinen m der Heimat wohl noch keine ganz zutreffende Vor stellung macht — sind sie dem einzelnen eure ausmuntcrnde Freude, «in Beweis, daß seiner in der Ferne gedacht wird. Sie werden daher stets willkommen sein, und ich hoffe, daß es immer mehr und mehr gelingen wird, trotz der sich entgegenstellenden Hindernisse, auch den vordersten Spitzen in reichlicherer Weise, als «S bisher möglich war, diese Gaben zuzufnhrcn. Auch für di« Hilsstätigke-it des Roten Kreuzes und der ihm angegliedcrten Vereine, sowie der Ritterorden, Ivelche die Versorgung und Pflege der Verwundeten und Kranken wesentlich unterstützen, möchte ick hier aufrichtigst danken. Es würde mich sreuen, wenn den Gebern im fernen Vaterlande von diesen mich und die Truppe beseelenden Gefühlen Kenntnis gegeben werden könnte, gez.: v. Trotha, Generalleutnant." — Dieser Dank dürste nicht verfehlen, die für unsere Truppen so erwünschte Hilsstätigkeit erneut anzuregen. AuS Berlin wird offiziös Mitgetellt, daß Handels- Vertragsverhandlungen zwischen Amerika und Deutsch land oder auch nur Vorbesprechungen über solche bisher nicht stattgefunden haben. Es ist möglich, daß der Botschafter, Frei herr Speck v. Sternburg, mit Interessenten darüber in unver- kindlicher Form gesprochen hat, und daß daraus die bekannte Meldung der Londoner .Morning Post" entstanden ist. — Die deutsche Botschaft in Washington bestätigt, wie telegraphisch von dort gemeldet wird, daß bisher mit Rücksicht aus di« Stellung- nähme de» BundessenatS alle Vorverhandlungen betreffs des Reziprozitätsvertraoes unterblieben sind. Speck von Sternburg konferiert demnächst persönlich mit dem Kaiser. Die Lage der boykottierten Brauereien im Kölner Vraverrrltreit wäre, wie dem .Vorwärts" infolge in der Kunst und Wissenschaft. t Besser in der Kreuzkircde am Sonnabend vor Obern, nach mittags 2 UM: Nach eilsteilenbem Orgelvormiel: Sclüukchor aus der N.'altväuS-Baffion von Job. Seb. Bach sUr Orgel übertragen, so!!-n zur AuffnMung kommen: I. Totenfeier, Kantate für Salotninmen, Ebor, Orchester und Orgel <op. 89, Nr. 4 MS Nr. 9) von Heinrich v. Herzogen- derg. 2. Sovianaiie „Ist tzZott sür uns, wer kann uns schaden?" und Lchlußchöre aus dem „Messias" von G. F. Händel. Die Soli baden über nommen dte Königl. Kamniersüngeri» Frau Erika Webckind und der Königl. Bayr. HofopcrnsSnger a. D. Herr Aibtn Scholz. Am I. Feiertag, srüb »'/, Ubr, im Gottesdienst« der Kreuzkirche wird die Kantate für Ebor, Solostimmen, Otcbester und Orgel „Ter Herr ist wabrbaflig ausernanden" von §. L. Drobisch <INNS—54) aiifgelübrl und mü'ags ' .12 Uhr in dem Gottesdienste der Sophicnkirche die Schluhchöre aus dem „Messias" wieder holt werden. s Motette in der Frauenkirche Sonnabend den 22. Avril, nachmittags 4 Uhr. t. „ChrlsMS am Kreuz", 2. Sab aus dem Orgelkonzert „Ostern" von E. A. Fischer i 2. „Nun schläft in Josephs Garten", ach>- stimniiger Ebor von Ediiard Handrnck: S. Zwei Sologesänge für Bariton mit Orgelbcglcitiing: a) „Auf Golgatha", Szene (Rezitativ und Arie) von M. Ueberle, v> „Herr des Gebens, Jesus Christ," geistliches Lied von Jo hann Wolfg. Franc!: 4. „Auferstehung", Jmvrooisatio» sür Orgel: S. Alt- kirchlicher Oster-Jniroilus sür Chor: „Wir wollen alle fröhlich lei» in dieser österlichen Zeit," von Michael Praeiarins. Die Gesangssoli bat Herr Opernsänger Gustav Flicke übernommen: Orgel: Herr Organist Aisred Holtiiiger. 1' Der Bildhauer Leopold Armbruster stellt das große Relief, dos er auf Grund des Parthenon-Frieses für das Kaiser!. Museum der schönen Künste in Moskau ausgesuhrt hat. in seinem Atelier, Münchner Straße 13, vom 23. April (Ostersonntag) an auf 14 Tage ans. ß Robert Volkner, der neue Schanspicldircktor der Ver einigten Stadttbeater zu Leipzig, hat am 19. d. M. als „Hamlet" seiner schauspielerischen Tätigkeit vor dem dichtbesctzten Neuen Theater einen offiziellen Abschluß gegeben. Tie gleichnamige Shakeipearesche Tragödie ging in einer vorzüglichen Aufführung in Szene. Von Anbeginn an herrschte eine festliche Stimmung, die bis zum Schlüsse anhielt. Als sich der Vorhang nach dem letzten Akte gesenkt hatte, kam es zu einer Ovation^ die wohl dahin zu deute» ist, daß das Leipziger Publikum die Sym pathien, die es dem Talsteller entgegcndrachte, auch aus den Direk tor zu übertragen bereit ist. Immer wieder ries man den ans seinem Schottsplelerberns Scheidenden vor die Rampe, und erst nach geraumer Zeit verließ das Publikum den Znschauerranm. Herrn Volkner sind bei diesem Anlaß zahlreiche Kränze und Buketts über reicht worden. b Ein interessantes „Don Juan "-Experiment be- reitet die Wiener Hosoper vor. Direktor Mahler hat die Absicht, das Mozartsche Werk in zwei verschiedenen Aus gaben einzustudieren und diese an zwei aufeinanderfolgenden Abenden zur Darstellung zu bringen. Die erste Fassung wird die sein, die die Oper bei ihrer Uraufführung am W. Oktober 1787 in Prag hatte, wo sic sich den ersten jubelnden Erfolg holte und die Ursache ward, daß Meister Wolsgang mit einem lebenslänglichen Iahresgehalt von 800 Gulden zum Kammer- komponistcn Kaiser Josephs II. ernannt wurde. In primitivster Ausstattung wird an diesem Abend der „Don Juan" in Szene gehen, olS reine Gesangsoper, genau nach der Autogrnphen- Partitur Mozarts, die gelegentlich der Säknlarfcier im Jahre 1837 in Paris als ,,L6ition mockölo" im Druck erschien und deren Original sich nn Besitze der berühmten Gesanasmeisterin Viardot-Garcia befindet. In der von Mozart festgesetzten Reihenfolge erscheinen bei dieser Gelegenheit noch einmal sämt liche Nummern, alle von Mozart selber geschriebenen Rcziiative werden gebracht werden, dazu der Originaltext Da Pontes. Am daraussolgenden Abend erscheint dann die zweite Fassung: Mozarts Meisterwerk als Prunkoper in glänzender Ausstattung, in neuer Bearbeitung und neuer Inszenierung. Die Freunde des „Don Juan" werden so zu entscheiden haben, ob ihnen der alte Mozart in historisch-pietatvoller Aufmachung oder in dem einem modernen Geschmack angepaßten neuen Rahmen lieber ist. Die Wiener Hosoper aber ist um ein neues und aus alle Fälle eigenartiges OperiExperimcnt reicher. f- Das Zufluchtshans für invalide französische Schauspieler, eine Stiftung von Eoguelin rund, ist nunmehr in dem ehemaligen Kloster kant-aui-vamss, in der Nähe von Conilly-Saint-Gcrmaiii eröffnet und bezogen worden. Es ist ein großes Gebäude mit monumentaler Architektur und dahinter liegendem geräumigen Garten. Ter linke Flügel ist für die Männer, der rechte für die Frauen bestimmt. Im Gebäude be findet sich auch ein Billardsaal, Badezimmer und großer Speise- Jcdcr Pensionär hat sein eigenes Zimmer mit einem eisernen stell, einem Tische, einem Faustenil. zwei Stühlen und einem Toilettentisch. Augenblicklich befinden sich 19 Pensionäre in Streit mehr gebe». Wer seine Weisheit aus dem Kalender niminß Hai schon längst von Frühlings Anfang gesprochen, und wer Oster» als den richtigen Termin belrachlct, ist gieichfalld von seinem Dasein mnimeln: überzeugt, und wenn's auch draußen stürmt und regnei: die Osterglocken läuten doch den Frühling ein! Hörst Jhr's, wie die Amseln lustig pfeifen, trotz alle» Kälte, seht Ihr die bunten Frühlingsblumen im Grase, riecht Ihr den süßen Dust der Hyazinthen, den der Wind uns aus dem Garten zuträgt'?! Es >st Frühling geworben. Gewiß und wahrhaftig! Es war auch die höchste Zeit, daß der Winter ging: der Kohlen'vorrat im Keller ist erschöpft, in der Villa ist die Zcnlralheizung eingestellt — wer friert, trinkt Giühive'u oder legt sich ins warme Bett: die Petroleumlampen brennen trübe und drohen mit Streike», auf der Treppe ist der Glüh strumpf kaputt, und weil der sparsame Hauswirt keine Miene macht, einen neuen anzuschafien — der Sommer ist ja Kalo da, wo die Treppenbeleuchtung eingestellt wird —, so muß es der Mieter dem bekannten und berühmten Maultiere nach machen, von dem cs heißt: „Es sucht im Nebel seinen Weg!" Der Winter hat ja auch seine guten Seiten, aber diesmal war er entschieden zu lang, und darum Hai ihn die Menschheit gründ lich satt. Die Zeilen, wo man sich ungern von einer süßen Gewohnheit trennte, lind vorbei: jetzt heißt cs irur: Etwas Neues! Wie unermüdlich haben unsere Vorfahren ein wichtiges Ereignis besprochen, von allen Teilen beleuchtet: welch tiefe Eindrücke machte bei ihnen ein cinsachcs Vergnügen, eine künst lerische Darbietung. Jetzt ist das ganz anders geworden. „Das ist ja alles schon dagewcsen!" heißt cs. „Wer wird noch oo.i solchem abgedroschenen Thema reoen! Tie Geschichte ist ab getan und 'damit basta!" Eine Flut von Musik ist an dem Großstädter vorübcrgerauscht, er hat eine Menge Künstler und Künstlerinnen gehört, sehr große, milteimäßige und auch recht unbedeutende, aber die Einzelheiten sind ihm bereits entfalle::. Hat die Dame eine Arie aus „Fidelio" oder aus „Don Juan" aesuncen'? War das Klavierkonzert von Beethoven oder von Mendelssohn? Wer kann sich das merken! Ta will jetzt einer >»> Frühling vom Theater reden. „Ja, ja," sagt der andere. „Im Winter ist das ein ganz nettes Vergnügen, aber im Lom- mer, wenn die Bäume blühen und dre Lerche singi, geht man nicht gern ins Schauspielhaus, man denkt nicht mehr au Trauerspiele, wo eine Grencltat aus die andere folgt und nichts als Gram und Jammer dem Publikum vorgcsührt wird. Der Frühling ist ein viel aktuelleres Thema." Die Jugend hol im Winter fleißig getanzt: sie hat sich verkleidet und unter der Maskenhülle allerlei Schabernack getrieben. Auch das ist vorüber und wird nicht mehr erwähnt. Das Bogclschießenm Knödelheim und die Kirchweih in Wnrstelbocs waren ja reizende Feste, die den Vor sichern unendliche Mühe gemacht und den Vergnügungsausschiiß monatelang beschäftigt haben, aber nachdem sic vorüber, sind die Vereinsmitgliedcr sofort zur Tagcsvchnung überaegangeii und reden nicht mehr von den gelungenen Scherzen. Jetzt treuen sie sich bereits ans die große Dresdner Woche der Vogelwiese, und wer genug (steld hat, um eine Reise nach Oberbaycrn zu riskieren, wird sich im Hochsommer eine echte ländliche Kirchweih anschen, wo das Torf nicht bloß auf Leinwand und Pappe gemalt ist, sondern leibhaftig dasteht, wo sich die Leute im Ernst raufen und zanken und nicht bloß so tun, und wo nicht wie im Bnllsaalc ein spaßiger Dorsbüticl die ärgsten Krakchler in ein sehr sideles Ge- sänmris führt, wo eS Wein zu trinken gibt, sondern wo eiir inailwer bayrischer Gendarm auf der Bildslächc erscheint und der Bader stundenlang zu ln» hat, um die nn Eifer des Gefechts ge schlagenen Wunden zu verbinden. Hier Scherz und dort — Ernst. Auch die leiblichen Genüsse, die der Winter mit sich bringt, sind uns langweilig geworden. Wer denkt jetzt an Weihnachtsstollen und Pfcsscrlnchen? Tempi vssssti! Wer oft in Gesellschaft war, hat vorläufig genug von Rheinlachs und Rindslende, und freut sich über die einfachen Genüsse der häuslichen Tafel, bis ihn nach' einiger Zeit wieder die Sehnsucht nach den Fleischtöpfen Aegyp tens ergreift. Seine teure Gattin hat, schlau wie Evas Töchter nun einmal sind, seine Stimmung benützt, einen Masseneinkauf an Kraut, Kohlrüben und Kartoffeln gemacht und spricht von der wohltätigen Wirkung der vegetarischen Lebensweise angesichts der enorm hohen Fleischpreise, und daß ein Salzhering ebenso gut schmeckt als der im grünen Rhein gefangene Salm. Der Mensch ist nun einmal ein veränderliches Geschöpf! Das beweist er tag täglich, aber durch diese Eigenschaft gibt er seinem Dasein Reiz, und weil die Anlagen verschieden sind, entsteht durch Wechselwirkung erst die Anregung, die jeder brnncht. Wie gut ist's, daß nicht einer genau jo spricht und handelt wie der andere. „Du hast nicht das, was andre haben, und andern mangeln Deine Gaben. Aus dieser Unvollkommenheit entspringet die Geselligkeit" bat Geliert gesagt. Es gibt schweigsame und redselige Leute, die sich in Gesellschaft miss glücklichste ergänzen. Wen» jeder am liebsten znhört, so nimmt die Unterhaltung einen sehr matten Verlauf, und wenn alle gleichzeitig schwatzen, so entsteht die bekannte babylonische Sprachverwirrung. Wenn eine junge Dame die Gäste mit einem Liede erfreut, so rst das eine sehr angenehme Abwechslung: wenn aber sämtliche Anwesenden spielen oder singen wollten, dann wird die Sache bedenklich, und manchem fällt der Spruch ein: ' Rette sich, wer kann! Touz'aurs perckrix! hat ein Franzose ver- zweiflnngsvoll ausgerusen, als man ihm immer und immer «L L E s> 4» «r i ZK s rs «s s v» saal. Drincan zum ersten Male als Borsnßtänzerin austrat, gab cs eine allgemeine Sensation: wenn sich unsere jungen Damen ent schließen wollten, auf dem Balle ohne Strümpfe und Schuhe zu erscheinen, würde kein Mensch die Lache für merkwürdig halten. Es hat noch seltenere Moden gegeben. Dre erste Traumtänzerin hat Effekt gemacht, aber seitdem alle Mädchen, die aus den Namen Madcleine gelaust sind, rn der Hypnose tanzen, nimmt das Inter esse bereits ab. „Abwechslung ergötzt" bat ein alter Römer tiefsinnig gesagt, als man ihm statt Goldfasanen ein Gericht von Pfauenzrmgen servierte. Ich könnte den Satz auch lateinisch hin schreiben, aber ich tue es nicht. Lateinisch rst augenblicklich aar nicht aktuell, und das muß man als Zeitungsschreiber sein. Die Ostcr-Examina sind vorüber: die Professoren haben rbre Hefte beiseite gelegt und lesen zur Abwechslung deutsche Bücher, auch die Studentinnen im weiblichen Gymnasium stecken die Feder Vinters Ohr und rul>en sich von ihrem letzten lateinischen Extemporale aus. Wozu alio lateinisch reden? Russisch und japanisch ist jetzt an der Tagesordnung, und wer die Sprache der Marokkaner versteht, ist ae adezn zu beneiden, denn Marokko ist augenblicklich Trumps. Angesichts des bevorstehenden Gedenk- tagcs im Mai will ich einen AuSsprnch Friedrich Schillers on- führen: „Veränderung nur ist der Satz des Vergnügens", und mit dem heiteren Berschen des Märchendichters Änderte,i schließen, dessen 100jährigen Geburtstag die Welt erst kürzlich gefeiert bot: „Vergoldung vergeht — Schweinslcder besteht!" Vermischtes. ** DaS Urteil im Koblenzer S o l date n m i ß h a nd- lnngsprozcß, über dessen Verhandlungen bereits anssiih» sich berichtet wurde, ist gesprochen worden. Die sehr belastende Beweisaufnahme hatte ergeben, daß die drei Angeklagten Sergeant Müller, Sergeant Bins und Unteroffizier Kvslowski sich >n einer großen Reche von Fällen schwere Mißhandlungen von Rekruten zu schulden kommen ließen. Besonders brutal war der Fall Monichan. Der Angeklagte Müller hatte gewußt, daß dieser Rekrut wegen eines Bruchlcidens als dienstuntaugsicy ent- Männer 60 Jahre alt sem. Ernst und Scherz. Also der Winter wäre glücklich Überstunden, und der holde Len» ist tatsächlich eingrtroffeu! Darüber kann'S gar keinen 4 Monaten Gefängnis vcrnrieili, von der beantragten Degrada» tion wird abgesehen, weil nach den Zeugenaussagen Müller immerhin noch zu den besseren Unteroffizieren des Regiments gehört habe. Bins erhält wogen fortgesetzter Mißhandlung Untergebener 8 Monate 3 Wochen Gefängnis, sowie Degrada tion. Das Gericht nimmt es vci diesem Angeklagte^ cuS er wiesen an, daß er einzelne Leute über hundertmal mißhandelt habe. Der Angeklagte Koslowski wird unter Freisprechung von der Anklage.der Annahme von Geschenken wegen fortge ' tcr Mißhandlung und Beleidigung Untergebener zu einer sängms,träfe von ° Monaten vermteut. Auch « degradiert.
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