Concert für Pianoforte (Nr. 2, Emollj, componirt und vorgetragen von Herrn Capellmeister Carl Reinecke. Lieder mit Pianoforte, gesungen von Fräulein Schmidtlein. a) Gertrud’s Lied aus Wolff s „Rattenfänger von Hameln“ von F. von Holstein. Immer schaust du in die Ferne. Wie die Wolken flieh’n, Wie am Himmel goldne Sterne Ihre Bahnen zieh’n. Und die hohen Wipfel locken Dich bergauf, hergab; Knahe mit den braunen Locken, Nahmst den Wanderstab. Hat ja nimmer dich gelitten In des Vaters Haus, Stürmtest fort mit raschen Schritten. An dem Hut den Strauss. Sprachst zu mir mit Händedrücken: „Kind, die Welt ist weit“, Und ich gah dir his zur Brücken Weinend das Geleit. Rosen hab’ ich dir gebrochen, Wie der Dom auch sticht: Was beim Abschied du versprochen, O vergiss es nicht! Ach, verweht sind Wort und Lieder Und verrauscht das Glück: Brauner Knabe, kehrst du wieder An mein Herz zurück'! b „Mit Myrthen und Rosen“ von Robert Schumann. Mit Myrthen und Rosen, lieblich und hold, Mit duffgen Cypressen und Flittergold Möcht’ ich zieren dies Buch wie 'nen Todtenschrein Und sargen meine Lieder hinein. O könnt’ ich die Liebe sargen hinzu! Auf dem Grabe der Liebe wächst Blüm lein der Ruh’. Da blüht es hervor, da pflückt man es ab, Doch mir blüht’s nur. wenn ich selber im Grab. Nun liegen sie stumm und todten- gleich, Nun starren sie kalt und nebelbleich. Doch aufs Neu’ die alte Gluth sie be lebt, Wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt. Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut: Der Liebe Geist einst über sie thaut; Einst kommt dies Buch in deine Hand, Du süsses Lieb im fernen Land. Hier sind nun die Lieder, die einst so wild Wie ein Lavastrom, der dem Aetna ent quillt, Hervorgestürzt aus dem tiefsten Gemüth Und rings viel blitzende Funken ver sprüht ! Dann löst sich des Liedes Zauberbann, Die blassen Buchstaben schau’n dich an, Sie schauen dir flehend ins schöne Aug’ Und flüstern mit Wehmuth und Liebes hauch. Heinrich Heine.