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Dresdner Nachrichten : 20.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190108200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19010820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19010820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-20
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.08.1901
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Neueste Drahtmeldungen vom 19. August * Daris. Eine Note der „Agence Lava»' besagt: Der Kaiser von Rußland wohnt auf Einladung de- Präsidenten Loubet dem Manöver bei Reim- bei. Bei Dünkirchen wird der Kaiser, ehe er an Land gebt, mit dem Präsidenten Loubet der Parade des Nordgeschwadrr» beiwohnen, da- beauftragt ist, den Kaiser bei seinem Eintreffen in den französischen Gewässern zu begrüßen. Lagergeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser sandte an den Kaiser von Japan ein Telegramm, in dem er seinen Dank für den dem Grasen Waldersee bereiteten Empfang au-spricht. Der Kaiser von Japan dankte sür die gütigen Worte und fügte hinzu, der Besuch Waldersee'» habe ihm Freude bereitet. Da» Kaiserpaar machte Montag früh in Wilhelmshöbe einen Ausritt. Später nahm der Kaiser die Vorträge des Kriegs- minister» und der Ehest» des Generalslabs und deSMilitärkabinetS entgegen. Der König und die Königin von Württemberg trafen in Wilhelmshaven ein. Sic wurden empfangen vom Eh cf des MarinekabtnetS v. Sendcn-Btbran. dem Admiral Thomle», dem Biceadmiral Büchse!, sowie von württembcrgischen Würdenträgern Die Königin von England, die am 17. August auf der Nacht „Osborne" in BrunnSbüttelkovg eintraf, ist gestern Vor mittag 10 Uhr durch de» Kaiser Wilhelmkanal »ach Kopenhagen weiter gefahren. Die Ursachen der Ungnade, welche 189t den Grafen Waldersee traf und dessen Entfernung aus seiner Stellung als Ehef de» Generalstabes unter Ernennung zum koinmandirendcn General in Altona veranlaßte, werden in der „Bresl. Ztg." wie folgt dargestellt: Der ehemalige Instrukteur des Prinzen Wilhelm, wie Graf Waldersee cS gewesen, ist dem jungen Kaiser gegenüber „ach dessen Thronbesteigung offenbar .allzu weise" ausgelretr». Bei einem KriegSspirl, an dem der Kaiser theilnahm, und bei dem sich Differenzen in Fragen der Taktik erhoben, Sicherte Kaiser Wil helm, die Debatte beendigend, kurz und bestimmt: .Ihre Aufgabe, mein lieber Graf, war weder richtig gestellt, noch richtig gelöst!" Entscheidend aber war die Tharjache, das; Gras Waldersee bei den schlesischen Manövern im Jahre 1800 die Korpsführuiig des Kaisers glaubte einer scharfen Kritik unterziehen zu müsse», welche dadurch »m so enwfindlicher war. daß sie in Gegenwart des Kaisers von Oesterreich und des Königs von Sachsen geübt wurde. Ter Kaiser hatte damals, wie erinnerlich, gewaltige Reitcrattacken inscenirt, bei denen einige 70 Schwadronen gegen einander ritten, und diese Attacke lchien dem Grasen Waldersee als strategisch verfehlt. Die „Schles. Ztg." veröffentlichte unmittelbar nach jenen Manövern einen -a- gezeich neten Artikel, in dem sehr sachlich, aber nicht minder deutlich der gleichen Meinung Ausdruck gegeben wurde. Dieser Artikel ver stimmte an maßgebender Stelle so. das; eine Untersuchung nach dem Verfasser lenes Artikels eingeleitet wurde. Diese Untersuch ung ergab zwar kein sicheres Resultat, aber kurz darauf wurde General v. Boguslawski. der bekannte Militärschriststcller. zu lener Zeit Kommandeur der 21. Infanterie-Brigade, jcdcnsalls alS der Verfasserschaft verdächtig, zur Disposition gestellt. Graf Waldersee soll sich in Hannover von einem Vertreter des .Echo de Paris" haben interviewen lassen. Der Grus äußerte sich angeblich überaus sympathisch über die französischen Truppen in China und soll u. A. bemerkt haben: „Ich glaube nicht mehr an die Möglichkeit eines Krieges zwischen Frankreich und Deutschland. Die Zellen haben sich sehr geändert." Ferner erklärte der Marschall, er sei überzeugt, daß die militärische Aktion in China ihre Früchte tragen werde. China sei gezwungen, sein Land dem europäischen Handel zu öffnen. Tie Boxervewegung werde gänzlich verschwinden. Waldersee rühmte die vollständige Eintracht, die zwischen den französischen und den deutschen Soldaten in China geherrscht habe. Der Kaiser, der ihn über sieben Punkte befragt habe, habe sich äußerst befriedigt gezeigt. (Eine Bestätigung des Gesagten bleibt abzuwartcn.) Der Hamburger Dampfer „Kiautschou" hat 28 Offiziere und 064 Mann des 4. Osta sia t i s ch c n Infanterie-Regi ments in Bremerhaven gelandet. Tic mit dem Dampfer „Straßburg" ani 18. August in Bremer haven eingetrossencn o st a s i a t i i ch c n Truppciithcile werden, da auf dem Truppenübungsplatz Döbcritz bei der 2. Gardc-Jnfnnterie- Brigade mehrere Ruhrfällc vorgekommen sind, nach dem Uebungsplatz Munster behufs Auflösung überführt. Da Töberitz mit Truppen der Ehinaexpedition noch nicht belegt gewesen ist, ist eine Ucbertraguna der Krankheit durch diese auf die anderen Truppen ausgeschlossen. Nach der „Köln. Ztg." wird der deutsche Militärattachö in Konstantinopcl Ma>vr Morgen demnächst von seinen! Posten abberufen werden. Die Frage der besseren Regelung der Kinderarbeit, namentlich auch in der Hausindustrie, wird nach der Annahme unterrichteter Kreise ebenso wie den Bundesrath auch den Neichs- sch^istM seinem nächsten ArbcitSabschnitt ziemlich bestimmt br- Ueber die leider vom Reichstag und Bundesrath erfolgte An nahme der Gewerbegerichtsnovcllc erhalten die gesetz gebenden Körperschaften des Reichs in dem neuesten Bericht des sozialdemokratischen Parteivorslandes an den Parteitag eine sehr deutliche Quittung. Die Herren Bebel und Singer machen die Genossen darauf aufmerksam, daß mit der nun erfolgten Acnderung des Gewerbegerichtsgesetzes die Wahlen zu den Gewerbegerichten eine noch erhöhte Bedeutung erhalten. Mit anderen Worten, sie ermahnen zu noch schärferer Agitation und damit zu weiterer Aus dehnung der sozialdemokratischen Propaganda. Die gesetzgebenden Faktoren ließen sich von dem Gedanken leiten, daß die Gcwcrbe- gerichtSnovelle mit zur Herbeiführung des sozialen Friedens dienen würde. Die Sozialdemokratie zeigte sofort nach Annahme deS Gesetzes, daß sic die ihr mit der Novelle gelieferte Waffe recht energisch zum Umsturz der bestehenden Ordnung in Anwendung bringen werde. Als die Gegner der Novelle auf diele Eventualität als sicher aufmerksam machten, wurden sie nicht gehört. Sie haben aber trotzdem wieder Recht behalten. Man braucht blos den neuesten sozialdemokratischen Geschäftsbericht mit einiger Aufmerksamkeit durchzusehen und man wird finden, daß überall, wo die Sozial demokratie auch nur entfernte Hoffnung hegt, für die Partei etwas herauszuschlagen, mit der Propaganda in Rath und That ein gesetzt wird. Prcßvraane werden geschaffen, schon bestehende er weitert. nicht rentable unter Umstanden mit ganz bedeutenden Mitteln unterstützt. Die Versuche, in die Gemeindevertretungen Parteianhängcr zu bringen, werden imnicr mehr erweitert. In den Distrikten, in welchen die Sozialdemokratie nicht verbreitet Wo werden ständige Wanderredner und Agitatoren unterhalten, ein AuSstand cintritt, mischt sich die Sozialdemokratie ein, wenn sie ihn nicht vorher angezettelt haben sollte. Den Arbcitersekrctarintcn wird eine immer steigende Aufmerksamkeit gewidmet u. s. w. Und während die Umsturzpartei in dieser Weise eine immer weitere Agrtatjonsthätigkeit entfaltet, während ihr, wie der letzte Bericht ergiebt, auch nach einer vorübergehenden Phase der Ebbe jetzt wieder reichlich Mittel in die Kasse fließen, bemühen sich noch die gesetzgebenden Körperschaften des Reichs, deren Agitativnslrast zu stärken und zu erhöhen. Diese Förderung der Sozialdemokratie sollte füglich unterbleiben, wie denn überhaupt aus iede staatliche Einrichtung Verzicht zu leisten wäre, mittelst deren die Sozial demokratie Einfluß gewinnen könnte. Soweit solche bestehen, wie in den Krankenkassen und Gewrrbegerichten, sollten Versuche an- gestellt werden, zu anderen Grundlagen zu gelangen, bei denen der sozialdemokratische Einstuß gebrochen oder wenigstens zurück- gedrängt würde. Es ist schon schlimm, daß in Folge des Fallen- lassenS deS Sozialistengesetzes der kleine Mann einen Unterschied zwlschen der Sozialdemokratrc einerseits und den übrigen politischen Parteien andererseits nicht mehr zu ziehen gcnörhigt rst. Aber wenn man auch noch direkt die sozialdemokratische Propaganda be günstigt. wie durch die GewerbegerichtSnovellc, dann muß der Wellen der Umsturzpartei blühen. AuS dem letzten Bericht ihres PaireivorstondeS spricht denn auch eine Ucberhebung. die am besten zeigt, welche Erfolge bisher mit der Theorie von der Mauserung der Sozialdemokratie erzielt worden sind. In ostdeutschen Blättern wird angeregt, nach Ablauf des jetzigen OuinauennatS ein Gesetz zu schaffen, daß für solche Soldaten, die durch mangelhafte Kenntnlß der deutschen Sprache ihre Ausbildung verzögerten, ein dritteSDienstjahr festgesetzt werde. Bis- her habe die Zahl der deS Deutschen nur mangelhaft kundigen Soldaten ständig adgenommen. Die neuerdings gegen die deutsche Sprache mit besonderer Schärfe einsetzrnde polnisch« Wühlerei lasse aber besorgen, daß in Zukunft mehr deS Deutschen nur mangelhaft kundige Polen in da» Heer eintreten werden. Vom Standpunkt de» militärischen Dienstbetriebes aus erscheine sür diese Leute eine längere Ausbildung nicht ungerechtfertigt, und eS läge in einer solchen Maßregel auch insofern keine Ungerechtigkeit, alS die jungen Leute, die heute mit 18 Iabren die deutsche Sprache nicht aus reichend beherrschten. dies lediglich ihrem eigenen bösen Willen oder Denen zuzuschreiben hätten, die für ihre Erziehung verant wortlich seien. Die Wiederwahl des Stadtraths Kaussmann zum Berliner Bürgermeister ist, wie eS heißt, durchaus gesichert: man glaubt sogar »ach dem „B- T." annebmen zu dürfen, daß sie vielleicht mit Stimmrneinhelligkeit, mindestens aber mit überwältigender Majorität erfolgen werde. Die Fraktion der neuen Linken und die Fraktion Laugerhans werden geschlossen für Kaussmann stimmen, ebenso die Sozialdemokraten. Auch die Fraktion Sptnvla dürste diesem Beispiele folgen, jedenfalls gedenken die Mitglieder dieser Partei, die Knuffmann ihre Stimme nicht geben möchten, bei der Wahl sich mit weißen Zetteln zu bethriligru. sodaß die Wiederwahl ohne Widerspruch erfolgen dürste. Ob Stndtrath Kaussmann die Wiederwahl annehmen wird, das ist eine andere Frage, über welche die Meinungen aetheilt sind. Einerseits meint man, daß er angesichts eines solchen Wahlausfalls der Annahme sich nicht wird entziehen können, andererseits ist man der Meinung, daß Herr Känssmann sich an einer solchen ehrenvollen Vertranens- kundgebung genügen lassen und die Wahl nicht amiehmen wird. Zur Bsschofskonferenz sind in Fulda eingeirosicn: Kardinal-Fürstbischof Kopp-Breslan, die Erzbischöfe von Köln. Freiburg. die Bischöfe von Trier, Münster. Limburg. Rothen burg. Osnabrück, Mainz, Eulm. Hildesbeim. Ermland und Pader born. Die Sitzungen der Konferenz beginnen heute Vormittag. Die bereits kurz gemeldete ergreifende Scene im Prozeß v. Krosigk in Gumbinnen, bei der der Angeklagte Hickel an das Sterbelager seines Kindes gerufen wurde, schildert ein Stimiiinngsbericht folgendermaßen: Ein Zwischenfall, wie er mit gleich wuchtiger niederschmetternder Tragik von der wildesten Phantasie nicht erdacht werden kann, unterbrach den etwas schleppend gewordenen Gang der Verhandlungen. Monoton flössen die Vernehmungen der Zeiinen dahin, ans den litlianiichen Dra gonern waren nur mit allergrößter Mühe die Wahrnehmungen herauszuholen, die sie in der Unglückszcit gemacht haben wollten. Um das Geschick des degradirten Marten riehen sich schwere Wolken zusammen, und obwohl das Beweismaterial in keiner Weise sich geändert hat, ist die Konstellation doch eine ungemein trübe und düstere. Da wird dem VerhanklungSführer ein Briefchen übergeben, man sieht, wie er zusammenschrickt, er unterbricht sofort die Verhandlung und bringt den Brief znr Verlesung. Frau Hedwig Hickel. die Gattin des zweiten Angeklagten, bittet in schlichten, aber fiehcntlichcn Ausdrücken den Gerichtshof, ihrem Manne zu gestatten, sür einen Augenblick sein Kind, welches im Sterben läge, besuchen zu dürfen. Niemals habe ich einen Man» bitterer und härter gegen den aufsleigenden heißen Thiäneiistrom ankämpfen !el>en, wie den blassen Man», der sein eigenes Kind noch nie gesehen hatte, weil es während seiner Untersiichnnflshast geboren war. Der Gerichtshof aab der Bitte natürlich sofort statt: mit seiner militärischen Bedeckung wurde er an das Dodeslagcr seines sterbenden Kindes geführt: er schluchzte bitterlich. Niemand im Saale konnte sich dem ergreifenden Eindruck entziehen, und nie mals ist auch wohl etwas Ergreifenderes gcicheben. Als wie dieser schwergeprüfte Mann in die Arme seiner blonden, thränen- überströmenden jungen Gattin sank, sie sprachen so gut wie nichts, Beide standen so sehr unter dem Eindruck der traaiichcn Thatjache, daß der Vater unter dem schweren Verdacht des Mordes zum ersten Mal an das Bett seines sterbenden Kindes geführt wurde. Der alte, im Dienst ergraute Wachtmeister Marten, in dessen Wohnung das todtkrankc Kind lag. konnte seine Rührung und seinen Schmer; nicht bemcistcru, beiße Thränen rannen über sein wetteraebräuntes. militärisches Gesicht. Noch ein Kuß. noch ein langer Blick ans die Wiege der Kleinen — dann trat die unerbittliche Gerechtigkeit wieder in ihre Rechte. — Ferner sind noch folgende Einzel heiten über die Vernehmung des Gerichtsherrn Generals v. Alten nachzntragen: Der Zeuge erklärt aus Befrage»: Ich kam am 28. Januar in die Kaserne und versuchte, die Herkunft der Patronenhülse zu ermitteln. Ich suchte deshalb nach Patronen Hülsen derselben Anfertigung. Es wurde mir mitgetheill. daß Marten an dem Mordtage Nachmittags in der Reaimcntskammer gearbeitet, dort Schnaps getrunken habe und ichließlich mit seinem Schwager Hickel fortgegangen sei. Ich ließ den Letzteren rufen und durchsuchte die Wohnung Hi'ckel's, iand aber nichts Ver dächtiges. Nun ließ ich mich von Hickel, der bis dahin noch »n verdächtig schien, den Weg führen, den er von der Regimciits- kammer zur Wohnung des Wachtmeisters Marten gegangen war. Hickel gab an. daß er sich 1", bis 20 Minuten in der Wohnung mit seiner Schwiegermutter unterhalten habe. Frau Marten sagte nun, sie sei an dem betreffenden Tage leidend gewesen und hätte sich deshalb mit Beiden. Hickel und ihrem Sohn, nicht unterhalten können. Da Beiden ihr Zustand schon bekannt war. so hätten sie sich auch weiter nicht ciufgehaktcn und seien weagegangen. Mir siel nun der Widerspruch auf zwischen den Angaben Hickcl's und seiner Schwiegermutter. Zur Rede gestellt, meinte Hickel, er könnte auch früher weagegangen sein. Ich fragte, was er mit seiner Schwiegermutter gesprochen habe. Hickel antwortete, wovon man sich unterhält. Ta erst stieg in mir der erste Verdacht aus. daß Hickel an der Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk betbeiligt sein könne. Ich beauftragte den Regimentskommandeur, Oberstleutnant v. Winterfeld, nachzusorschen, ob Hickel im Stall gewesen sei. v. Winterfeld ließ den Rittmeister v. Treskow Nachforschungen hierüber anstellen. Treskow berichtete, daß nach »einer Ueberzeugung Hickel unbrtheiligt sei. Das war der erste Eindruck Treskow's. Daher schied für mich die Schuld Hickel's aus. Als ich aber später erfuhr, daß der Alibibeweis Hickel's mißlungen sei. gewann ich die Ueberzeugiliia. daß er mich beloaen habe. Prä». : Ezccllenz haben die Ermittelungen nicht in der Eigenschaft als Gcrichtsherr. sondern als militärischer Vorgesetzter angestellt? v. Alten: Jawohl. Verth. Horn: Hat Hickel, als Epccllenz ihn über die Zeitdauer seines Aufenthalts befragten, überlegt oder sofort militärisch kur; geantwortet? v. Alten: Er antwortete sofort, kurz militärisch Hickel: Darf ich dazu auch eine Bemerkung machen? Präs.: Dazu baden Sie das Recht. Hickel (zu Erccllenz v. Alten): Als Euer Excrllenz mich fragten, habe ich die Zeit nicht überteat. Ich war wegen der Haussuchung zu aufgeregt und antwortete raich. Präs.: Sie geben also zu, Hickel, gesagt zu haben, daß Sic sich 15 bis 20 Minuten aufgchalten hätten? Hickel: Ich erinnere mich, daß Hellem mich fragte. Was ich antwortete, ist mir jedoch entfallen. Man ist als Soldat verpflichtet, den Vorgesetzten raich zu antworten. Erst später überlegte ich mir das. Präs.: Ist Euer Excellenz in der Wohnung Hickcl's Etwas anfaesnllcn? P. Asten: Mir fiel aus, daß die Wohnung einen außergewöhnlich aufgeräumten Eindruck machte. Ich saatc deshalb noch: Hickel. Ihre Frau hält gut Ordnung. Später fiel mir ein, daß, obschon die Wohnung einen außergewöhnlich aufgeräumten Eindruck machte, doch alle Behältnisse osten standen Präs.: Das Ehepaar Hickel war jung vcrhcirathet. vielleicht ist die große Ordnung daraus zuiückzuführrn. v. Alten : Gewiß, ich will damit auch nichts be haupten. Hickel: Excellenz werden meine Wohnung imnicr auf geräumt finden. Meine Frau hält ans große Ordnung. Zeuge v. Asten wird hierauf vereidigt und entlassen. Oesterreich. Der ehemalige Minister und Nbgcordnclc Kaizl ist auf seinem Soniiiiersitz Miskowitz bei Sobieslau schwer erkrankt. Die Acrztc bezeichnen »einen Znsland als hvstnungslos. Araukreich. Die Frage der zwei- oder einjährigen Dienstzeit wird in der Wintcrseisio» den Senat beschäftigen und daher wird sie schon jetzt lebhaft besprochen. Ein ungenannter Mitarbeiter der »France militalre", eines Fachblattes. das dein Krieasministrr nahe steht, bekämpft die von dem Senator de Montcbello vorgrschlageiie und vertbeidigte einjährige Dienstzeit für alle Diejenigen, die in einem Jahre die volle militärische Ausbildung erlangen können. Mit der ciiiiährigen Dienstzeit könne man allerdings ein noch größeres Kontingent von Soldaten aufbringcn, aber die absolute Zahl der Kämpfenden sei durchaus keine Bedingung des Sieges. Im Jahre 1870 habe Deutschland allerdings mehr Soldaten gehabt, aber der Sieg sei vor Allem dem Umstand zuzuschreiben, daß eine Nation i» Waffen einem Berufs Heere gegenüber stand. In einem wichtigen Punkte jedoch stimmt die „France militatre" mit dem Projekt Mvntebrllo übrrri». Beide verlangen einen festen Kern von 200000 Mann, die freiwillig über die obligatorische Dienstzeit hinaus in der Armee bleiben. Nur darin gehen die Projekte auseinander, daß die „France militaire" zwei obligatorische Dienstiahre fordert, während sich Montcbello mit einem begnügt, io weit die KriegStüchtigkeit in dieser Zeit er reicht werden kann. Im „Eclair" jpricht sich sodann -Senator de Montfort gegen jA>e Acnderung au», welche die bestehende drei jährig« Dienstzeit antastet. Da- Militärgesetz von 1880 sei noch zu neu. um leine Probe vollständig gemacht zu haben, drst ----- ....... Aus da» ritte Dienstjahr zu verzichten, sei eine Verwegenheit, da noch Niemand habe Nachweisen können, daß Frankreich ohne die größten finanziellen Opfer die nötdigen Unteroffiziere finden werde, die schon jetzt der Zahl nach nicht genügen Kurz vor den Kammer- Wahlen die Frage der Verkürzung des Militärdienstes zu diskutiren sei um io gefährlicher, als die Wahlpolitik ohnehin darauf dränge, die Militärlasten zu erleichtern und die Landesvertheidigung außer Auge zu lassen. Auch Montsort wünscht einen testen Kern von Wtederenaagirten. aber verbunden mit der dreijährigen Dienstzeil genügen ihn» 25000 bis 80000 Mann, was das Budget nicht zu sehr belasten würde. Ter Kriegsiiilnlsler Andrä hielt am Sonntag auf einem Banket i» Auzonne eine Rede, in welcher er u. A. sagte: Ein Prätendent hat erklärt, daß die Politik geaen die Solidarität de» Offiziere nichts ausrichten könne. Das galt mir. Derselbe Prätendent hat sich nicht gescheut, Briefe an Korpskommandante» zu richte», i» welchen er diese sür seine Zwecke anzuwerbeii such» Die betreffenden Kvrpskommandaiiten haben sich beeilt, mir diese Bliese rlnziiseiiden. Das beweist, wie großes Vertrauen man zum Heere haben kann. Zwischen dem Ministerium und dem Erzbischof von Paris. Kardinal Richard, ist ein Konflikt ausgebrochcn. Es Handel! sich »in die Besetzung des Psarrerposlens an der Mndelcinc an Stelle des Abbo Hertzog. Es ist dies die wichtigste Pfarre von Paris, weil in deren Sprengel der Clnst-e Palast gehört. Die Negierung weigert sich, zur Ernennung des Abbü Bröo», welche» der Erzbischof prälentirt, ihre Zustimmung zu gebe», weil die klerikale Presse lange, bevor die Meinung der Neniening über die Berufung Bräon's an die Madeleine eingeholt worden war, die Ernennung als vollzogene Tbntsache hinslellte. DaS Ministerium will seine Autoritäk durch derlei Publikationen, welche von hoher klerikaler Seite ansgeheii. nicht schmälern lassen. Abbö Brövn ist ein Bruder des Hanplmanns Brson, welcher Mitglied des Kriegs gerichts in Reimes gewesen und für die Freisprechung Dreyfus' gestimmt halte. Bei der Deplitirtcnwahl in Ehülon lnr Saöne siegte der Sozialist Bonders gegen den progressistijchen Kandidaten. Erster« erhielt 118l5. Letzterer!«l80 Stimmen. Die kurzsichtige Scheelsucht der Franzosen hat wohl noch selten in so unsinniger Weise gegen das eigene Interesse gewütbet wie augenblicklich in der Befehdung des Norddeutschen Lloyd. Seitdem diese Geiellschaft die berühmten Schnelldampfer ihrer Amerika-Linie unter Vermeidung englischer Häfen in Cherbourg anlaiifcii läßt, bat letzterer Platz für den Handelsverkehr eine Be deutiiug gewonnen, die in Havre und Bvrdeauz mit wachsendem Neide wabrgenommc» wird. Aber nicht allein Cherbourg, jonderii auch Paris und Frankreich überhaupr ziehen Nutzen aus der Neuerung, welche allwöchentlich zahlreiche Reisende der begütertsten Klasse aus Süd- und Westdeutschland, sowie aus Italien und der Schweiz niit besonderen Eilzügen znr Einschiffung bcsördern und umgekehrt die Mehrzahl der reichen Nankecs veranlaßt, ihre Dollars geradenwegs nach Paris oder Nizza zu tragen, anstatt, wie früher, einen Tlieil ihres Reisegeldes in England zu verausgaben. Tic französischen Tampfergesellschastcn freilich, die erst durch das Bor gehen des Lloyd ans die bevorzugte Lage von Cherbourg aiismerk »am gemacht werde» mußten, sahen den crsolreichen Wettbewerb der Deutschen mit Mißvergnügen, denn ihre eigenen Landsleute gewöhnen sich bereits daran, in Cherbourg einen unserer Reichs- postdampser zu besteigen, anstatt sich in Saint-Nazairc »'der le Havre ans de» veraltete» und beständig von Unfällen heim- geslichteii Booten der Kompagnie Transatlantiguc cinzuschiffen. Von Seiten dieser überflügelte» Konkurrenten wird denn auch seit Jahr und Tag gegen den Norddeutschen Lloyd gehetzt. Neu und überraschend ist die Erscheinung, daß sich jetzt in Cherbourg selbst eine feindselige Bewegung gegen die deutsche Gesellschaft ent wickelt. Den Anstoß dazu gab der iiiibcrcckstinte Eigennutz der Chcrbourgcr Lootien. die ihre gänzlich überflüssigen Dienste von den deutschen Kapitänen zurückgewiese» iahen und ihrer Verstimm ung jetzt in „patriotischen" Alarmriiscii Ausdruck geben. Das hat bereits die Folge gehabt, daß das französische Gericht erkannt hat. die Looliengcbührcn seien in jedem Falle z» zahlen, auch wen» die Dienste der Lootien gar nicht i» Anspruch genommen würden. Die Eherbviirger scheinen nicht zu bedenken, daß der Norddeutsche Lloyd schließlich Cherbourg lange nicht so sehr braucht, wie die Cherbouraer ihn. In Paris wurde eine 50 Jahre alte Fra» aus Cherbourg bcrhastct. welche am Vormittag im Justizministerium niil einem Revolver, welchen sie verborge» hielt, erschiene» »vor. Sie erklärte sie wolle den Justizminister Monis tödte». Tie Verhaftete wird von Aerzten auf ihre» Geisteszuslaiid untersucht werde». -Holland. Obgleich kaum ei» halbes Jahr icst dem Einzug des Prinzen Heinrich der Niederlande an der Seile von ..on8 >Vi>Iom1ontje" in der Hauptstadt des Landes verflossen ist, kann man mit Fug und Recht behaupten, daß der Prinz schon jetzt in alle» Kreisen populär ist. Zuerst allerdings war viel, sehr viel an dem Prinzen zu bemängeln, z. B. die Pickelhaube, die kerzengerade Haltung, die kurzen militärischen Bewegungen, der mangelnde Schnurrbart und dann seine Jugend. Einen grauen Bart brauchte er ja gerade nicht zu haben, aber . . . niiii ja. . . . io . . Was sür „so" wußte man eigentlich nicht nnzugcbc» Merkwürdig, daß der Prinz aus solche Anznpsnngen absolut nicht reagirtc. Er kam nicht im Sechsspänner wöchentlich wenigstens einmal uni die Gunst der Amsterdamer buhlen: er lud sich — Wunder über Wunder! — nicht zu Gaste bei der Firma Trvog stoppe! u. Eo. oder bei Minjhccr Abraham ,.m Effekten": er bei zog lei» Gesicht nie zn einem süßlichen Lächeln, wenn bei der Tesilircour ein Patrizier an ihm vorbeizog . . . ,,'n moi'lcrva.'irchzra msn!" Statt dessen hörte man von Anforstiingcn in mageren Heidestrichcn, die er befohlen hatte und häustg besichtigte, von Besuchen, die er einigen laiidwirlhschastlichcii Mustcrwirthschasten machte, von stundenlangen Ritten in glühender Hitze, denen militärische Inspektionen folgten und dann auch von »einen Be suchen in Amsterdam. äVat 'n nioiürvaarclia- man! Er kam nicht im Vier- oder Sechsspänner: der bürgenneisterliche Landauer ge nügte ihm völlig. Und dann . . .! er trug nicht einmal eine Uniform. Ein Deutscher, ein Obotrite. ein niederländischer Genera! und Admiral und . . . und . . . nicht in Uniform' ..Xeo. »oo. ö.i's morkrvaaräizr!" Und der ..»»ilw in polstielc" sah sich Alles io genau c»>. die Schiffswerften, die Schiffe, die Hafcnanlagc». die Arbeitgeber und die Arbeiter. Ja, die Arbeiter: er sprach sogar mit ihnen, nicht gesucht, nein, jo wie der Mensch zum Menschen spricht, dessen Tbu» er würdigt. So recht in innige Berührung mit der öffentlichen Meinung kam der Prinz aber Hoch erst ge legentlich »eines iüngsten Benichs in Amstcrdam am 12. August, der i» der Hauptsache dem Schützensestc des-Vereins „ElaudinsEivilis' galt. Zuvor bcsichligle der Prinz das städtische Schlachthaus, wo man auf den Besuch absolut »ich! vorbereitet war. Als die 'Vieh händler und Metzger davon hörten, ließen sie Handel Handel sein und verstärkten die Reihen bluttger und stalldnttcnder Gestalte»», die dem Prinzen begeisterte Hochs zuriesen. Vo» den Schar» schützen ans dem Schießplatz wurde der Prinz begreiflicher Weste mit Jubel emvsangcn. Ein freundliches Lache!» spielte um die sonst so energisch geschlossenen Lippen des Prinzen, als er die Büchse in der Hand hielt, nin den ersten Schuß ans IbO Meter ahzugeben. Zwölf Kreise, das Maritimm, wurdrn angewiesen. Allgemeines Bravo. Jedermann war entzückt von dem frei müthigcn Auftreten des Prinzen, der sich so »aiw zzöno nnier den Schützen bcweglc und sür Jeden ein freundliches Wort hatte Zwölf volle Stunden hat Prinz Heinrich den Amstcrdamerii und den Sehenswürdigkeiten der Stadl gewidmet, ohne eine Spur ooa Ermüdung zu zeigen. Wo er erichicn. gewann er die Herzen, dies verkünden die TageSblätter mit Freuden. Die Königin Wilhelmiiia und Prinz Heinrich bearbeit »ich am 28. August nach Oldenburg, um der Tante ver ningstaeborenen Prinzessin beizuwohne», deren Palbin die Königin ist. Die Rück kehr nach Schloß Lov erfolgt an, 2«>. August. Asien. Nach den ,,'aimrS" winde in Peking der Tezt des F ri cd e nsl> r o t o k o l l s amtlich den chinesischen Bevollmächtigten übermittelt. Li-Huiig-T>cha»g sandte hierauf den Gesandten zugleich mit der Empfangsbestätigung eine Note, in der er noch einige Einwände erhob. Die Gesandten erwiderte», daß sie es ablebnen. die Angelegenheit wieder zu eröffnen, dn der Tept als cndgillig anzusehcn sei. Die chinrstlchen Bevollmäckstiaten hoffen, daß sic von Singanfu aus zur Unterzeichmmg des Protokolls ermächtigt werden, und daß diele sodann am Sonnabend erfolgen werde. Afrika. Im „Bnrenfreund" giebt ein Bureiikämpsr.. Alrp van Sandrnbcrgh, folgende Schilderung des Helden- und Sübnr todcs des ehemaligen deutschen Offiziers v Brüiewitz: „Unter den deuttchcn Offizieren, mit denen ich die Eine Halle. Schulter an Schulter zu kämpfen, wird mir als treuer Kamerad, als un- eijchrockener. stets dienstbereiter KriegSmann der Leutnant v. Brüsrwiv stets unvergeßlich bleiben. Und nicht nur mir. Dresdner Nachrichten. Nr. 2S<». Seite 2. »M Dienstag. 2«. August 191»t
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