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Dresdner Nachrichten : 14.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189307142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18930714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18930714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-14
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.07.1893
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6. f. Mvroläi, lokann-ksongsn-^Nvv l7 »»<1 No,k»-,n--- ru «c>, !»>, I<«, »2» Pf». a»>i k»k«s. !M»vrLlvL88or, In < prerimkirk 189:4er b'ülluiiq ru Oriqinnl-kreinvn. k r « in p 1 v rnvvnüunzx in'n Illtox nack nncst nuvnlirln. ILttiil^I. Ir«, INv8<lvn, <s « a »r « »11» an. />, Jnxüzeen >m,I llo-ivn killt 8t<-I> xri-iv.t«-'- I-azrnr » ^VNIl. irniimv. I » Iiii'N-5. >i< Ii«<!. ? vre^Ieiiei VvrlliekvIllUß8-^U8lLtt von VUo Süttusr, <u»» 1 «ül>i?g?f' Silbcrkrisi». Hvsnachrichten. Das sächsische Militälkonlingcnt im NacktragSelatz Amtliche Betamftmnchungen. Johannissest im Frei- > 1 1 ^,,1» maucerinstitut. Avreise der Ferienkolonisten, Gerichtsverhandlungen. Tagesgeschichte. i .»-»-» Voltttfche«. .Nach Golde drängt, »n, Golde hängt doch Alle-!" DaS Wort Gretchens im Haust scheint auch ans dem Gebiete der Währ ungspolitik zur ausschließlichen Wahrheit zu werden. Das Silber ist gerichtet und vernichtet. Alles grrist zum Golde DaS Gold beginnt seine Alleinherrschast anzutretcn Das „goldene" Zeit alter wird zur vollen Wirklichkeit. Indien, das Bollwerk der Silberleute, das letzte der sür den Weltverkehr bedeutenden Länder, wo sich noch das Silber gegen die Stürme deS Marktes als Wertbmessrr bisher behauptet hatte, Indien hat capitulirt. Durch die Schließung der Lilbermünzstätte» sür die sreir, unein geschränkte Prägung und die Vorbereitung der Goldwäbrnng in Indien ist in der Silber und Währungsiragc eine Entscheidung von nie dagewrsencr Bedeutung gefallen Jedermann suhlt die Bedeutung deS Ereignisses. Niemand aber vermag vorerst die volle Tragweite desselben zu ermessen. Das Echo des indischen Kanonen- schlagrs mußte sich mit Nothwendigkrit vor Allem dort vernehm bar machen, wo sich direkte Interessen an daS Schicksal des Silbers knüpfen. Die Produktionsstätten des Silbers und deren Absatz stellen die Länder, i» welchen das Silber heule noch als Werthrnaß sungirt, und ihre Geschäftsfreunde, die Betriebe, welche Silbervorrathe zu halten genöthigt sind, mußten den Stoß zu nächst gewaltig empfinden. In der That ist denn auch der Silber- markt und der Markt der aus Silber fundirten Werthe mächtig erschüttert worden. Bis zu Beginn der siebziger Jahre hatte ii» ganzen Jahr hundert, hauptsächlich durch die sich ausglcichenden Produktions verhältnisse beider Metalle, dann auch durch gesetzliche bez. ver tragsmäßige Festlegung, vornehmlich in der lateinischen Münz union, Silber und Gold im Werth von l : 18'/? gestanden, d. h. 18'» Pfund Silber hatten den gleiche» Welch wie ein Pfund Gold, was einem Silberpreis von etwa 01 Pence (>i.) die Unze in London entsprach. Seit einigen zwanzig Jahren aber ist der SilbechreiS gefallen, aus verschiedenen Nisachen; wegen geringeren Verbrauchs zu Münzzwecken, indem Deutschland und aridere Län der zu der Goldwährung übergingen, und indem anderwärts, in den Staaten des lateinischen Münzbundes, Oesterreich-Ungarn:c. die unbeschränkte Ausprägung von Silber zu Kurant,zeit» einge stellt wurde: ferner wegen des abnehmenden Silberkonsums in Ost asien. hauptsächlich aber wegen enormer Steigerung der Silber produktion bei sich gleichbleibender, zeitweise sogar verminderter Golbprodultion. Uni das Linken des Silbrrprcises zu hindern, tras vor allen Staate» die nordamcrikanische Union die weitgehend sten Maßnahme». Die sogenannte Bland-Bill von 1878, welche zumeist im Privatinlerrsse der großen amerikanischen Silberminen- besitzcr durchgeietzt wurde, verpflichtete den Staat, die Unions- regicrung. jährlich sür mindestens 24 Millionen Dollars oder etwa 100 Millionen Mark Silber anzukausen und in Silberdollais aus- zuprägen: das Sherman-Gesetz von 1890 verdoppelte sogar diese staatlichen Zwangsankäuse. Zugleich bemühten sich in erster Linie die Amerikaner, internationale Vereinbarungen zur Hebung dcs Silberwerthes herbeizusühren; alle diese Versuche scheiterten voll ständig, die internationalen Münzkongresse in Paris, Köln und Brüssel blieben absolut erfolglos. Trotz der amerikanischen Silber- gesetzgebung siel der 1890 kurze Zeit bis über 50ck. gestiegene Silbcrpreis wieder unter 40. Dabei mußte jeder halbwegs Ern- sichtige überzeugt sein, daß die enormen staatliche» Silberkäufe seitens der Vcrcini„tcn Staaten-Rcgiernng nicht mehr lange an- dauern konnten, daß in Indien, das bisher die größte natürliche Silberkoniumtion ousgcwicsen und wo demgemäß die Silberent- werthung am meisten wachsende wirthscbastlichc Nvthstände hervor- gcrusen, eine durchgreifende Aenderung bevorsteheu mußte. Indien ist nun mit einer durchgreifenden Reform vorgegangen und die amerikanischen Unionsstaatcn müssen unmittelbar folgen. Präsi dent Elcveland hat den Kongreß der Vereinigten Staaten zur Ab schaffung des Silbergesetzes auf den 7. August berufen. Infolge der indischen Maßnahmen fiel Silber von 38 bis unter 30 Pence, um sich dann um einige Pence wieder zu er holen. Wie tief der Preissturz bei der Aushebung der Sherman- Akte gehen würde, ist nicht abzusehen. Doch lassen sich nach den „Münch». N. N." aus de» bisherigen Verbraiichsziffcrn immerhin Schlüsse ziehe». Von der Silberproduktion der Welt, welche in den letzten Jahren etwa IV» Millionen Kilogramm im Werthe von etwa 000 Millionen Franken betrug, konsumirte Indien jährlich etwa 180 Millionen, also den vierten Theist Tic RcgicriingSkäufe in den amerikanischen Unionsstaatcn abiorbirtcn feit 1890 jährlich etwa 230 Millionen Franken. Mit der Aufhebung bez. Beschränk ung der indischen Silberprägung und der amerikanischen Sherman- Akte sind also etwa */-> der Welt-Silbrrprodnktio» in Frage ge stellt. Außerdem existirt die Gefahr, daß auch daS im Staatsschatz kn Washington aufgcstnprlte Silber im Betrage von fast 2 Milliar den Mark nach Abschaffung des Sherman-Gesetzes wenigsten- zum Thcil aus de» Markt kommt und den SilberprclS weiter drückt So wird vielleicht der Silberpreis, der jetzt nur noch etwa die Hälfte de- früheren beträgt, auf ein Drittel des letzteren herab- sinken. Eine wirksame Grenze wird dem Preisfall nur geboten, wenn die Ueberprvduktion an Silber aushort, wenn ein großer Tbcil der Silberminen den Betrieb elnstellt, weil er die Kosten nicht mehr deckt. Die Silberentwerthnng trifft natürlich am härtesten diejenigen Staaten, deren Geldwesen noch auf Silber basirt ist. und sodann solche, welche einen groß.» Vorrath von Silber in Besitz haben oder Viel Silber hervorbrinaen. Nach dem jetzigen Silbervrriie in London zu 33<I die Unze hat sich eine Entwerthung des Silbers »m 40 Prozent vollzogen Diese großartige Entwerthung greift sehr tief auch in die deutschen Geldvcrhältnisse und den Silber- brrgban ein. Der Silberumlaus dcs Deutscheu Reiches wird aus ra- 400 Millionen geichätzt. Nach dem neuesten Ausweis über die in den deutschen Münzstätten stattgehabten Ausprägungen waren an Silber >«'»3,848.279 Nil ausgeprägt Auf dieser Sunune ruht jetzt ein Verlust von nahezu 200 Millionen Mark. Ei» Thaler hat jetzt eine» Werth von nur 1,02 Mk. Tie Verhältnisse im Silberbergban beleuchtet ein Bericht des „Mansf. Bergb." in nachstehender Weise: „Wir dürse» die Verhältnisse nicht bemän teln, noch verschleiern, es muß offen und rückhaltslo; die Wahr heit gesagt werden. Bleiben die jetzigen Silberpreisc sortbeslchcn oder verichlechteru sie sich, wie es vorauszusehen ist, noch mehr, w ist umer altberühmter Mansselder Bergbau nicht mehr lebensfähig und alle Schächte und Hütten müssen geschlossen werden. Wo her soll die immer neigende Zubuße, mit der gearbeitet werden nniß, genommen werden? Wir haben eine entsetzliche 'Aussicht vor uns. lieber kurz oder lang werden, wenn diese PreiSveihält- nisse fortdaucrn, sämmtliche Mannschaften brotlos, die Beamten müssen entlassen werden, die Geschäftsleute, vnndwerker unv Gartenbesitzer verlieren ihre kauskrästigc Kundschaft. Tie Geniein den kommen um ihre Abgaben, welche die Gewerkschaft und ihre Angestellten leisteten, und der Staat büßt Millionen von Steuern und Eisenbahnsrachten ein." Schwierig ist die Lage der zur lateinischen Münzurrion ge hörenden Staaten. Hier wird die so lauge hinansgeschobene Li quidation. d. h. die Znrücknahnic der von jedem einzelne» Lande ausgeprägten Fünfsrankenstücke, deren wirklicher Werth jetzt etwa die Hälfte beträgt, unverineidlich werden. Dieicuigen Mitglieder der Union, welche bei der Ausprägung Maß gehalten haben, wer den ihre Ausprägungen großentheils als Scheidemünze inr eigenen Lande wieder benutzen können, während der Verlust an dem ein- z>,schmelzenden Rrste nicht allzu groß sein wird. Uebler sind Italien und — am schlimmsten — Belgien, daran, welche, nament lich letzteres, weit über den eig>.nen Bedarf hinaus dcs Präge Gewinnes halber silberne Fünfsrankenftücke auSgegeben und in der ganzen Münzunion in Umlauf gesetzt haben. Italien soll etwa 300 Millionen Francs. Belgien aber mit setncn 0 Millionen Ein wohnern 500 Millionen Francs in derartigen Münzen geprägt haben. Davon kan» Belgien, wenn die Liquidation eintritt, nur einen geringen Thcil ini eigenen Lande verwenden, s» daß ihm ein Verlust von mehreren Hundert Millionen Francs droht. stieben den direkten Verlusten, welche den Staaten anS der Entwerthung ihrer Silbermünzen und -Vvrräthc entstehen, welche Verluste allerdings so lange latent bleiben und nicht fühlbar wer den, als diese Münzen grsetzliches Zahlmittcl bleiben können, bringt der Preisfall des Silbers indlrikt »och empfindlicheren Schaden. Wie jetzt Indien und »ach seinem Vorgang weitere osiasiatischc Gebiete die Einführung der Goldwährung vorbeieitcn, so werden auch andere Staaten zur Ordnung ihres Geldwesens die Gold währung anstreben müssen. Dadurch wird erheblich vermehrte Nachträge nach Gold entstehen, und da die großen Staatsbanken, die Bank von England, die deutiche Rcichsbnnk rc.. zur Wahrung ihres Goldbestandes gegen starke Goldentziehnngen nur das Mittel der Diskonterhöhung haben, d. h. der Hcrauiietznng des Zinsnißes, der bei der vorzeitigen Zahlung von Wechseln berechnet wird, so kann aus der jetzigen SilberkrisiS eine schädliche Verlbcuerung des Kredits für Handel und Industrie entstehen. Oesterreich-Ungarn, bekanntlich mit der Regelung seiner Valuta beschäftigt und zur Einführung der Goldwährung noch weiteren Goldes bedürftig, kann durch die verschärfte Silverkrijc eine» nnangenchmen Auf schub und eine Vcrlheuccnng seiner großen »innzpol,tische» Reform erleiden, wenn auch die Summen, welcve letztere bereits als ge scheitert bezeichnen wollten, jedenfalls zu pessimissiich sind. Nicht »ur die Wertbpapiere der direkt und zumeist von der Sitbelkrise betroffenen Staaten, wie vornehmlich die amerikanische», havcn unler derselben zu leiden und die Inhaber am Eouric schmerzliche Verluste gehabt — der Eourssland der an der New-Aorter vvrse am meisten gehandelten Papiere ist von 1892 ans >893 von >709 Millionen Dollars auf >427 Millionen, also um 282 Millionen Dollars oder weit über I Milliarde Mark gesunken! — sondern das einmal rege gewordene Mißtrauen wendet sich auch grae» die Obligationen solcher Länder, welche, ohne Silberwährnng zu haben, doch nicht ur geordneten und sicheren Wähnuigsvcrhält- iiisien sich befinden, wie das u. A. bei Italien der Fall. Vom wissenschaftlichen Standpunkte, äußert Tr. Arendt, einer der bekanntesten Wortführer der bimelalistischen Auf fassung in Deutschland. ist das Experiment, das wir jetzt er leben, von höchstem Interesse — es ist eine Art Vivisektion — ob Indien und ob England nn» nicht noch viel schlechter fah ren. wird sich zeigen. Jedenfalls steht das eine feft — die Zeit der halben Maßregeln ist vorüber, mit Palliativen kann ntckus mcbr erreicht werden — entweder die Welt will und kann das Silber ganz fallen lassen oder sie muß das Silber wieder voll zu Ehren bringen. Heule erscheint es Vielen gewiß zweifelhafter als je, ob das letztere möglich oder wahrscheinlich ist, aber diejenigen Goldwährnngsmänncr. welche sich noch einige Klarheit deS Urthcils bewahrt, dürfte vor der Größe ihrer Erfolge grauen. Die Pinie- tallisten, welche diese Entwickelung als nothwendigc Folge der Ab lehnung ihrer Vorschläge vorausgesagt, sehen der Zukunft sieges- sicherer als ie entgegen. Tie Katastrophe des Silbers ist nun da und damit der Augenblick gekommen, wo der Wendepunkt der Ent wickelung eintritt. Die Versumpftina der Währnngssmge ist zn Ende, das „goldene Zeitalter" itt Wirklichkeit. Die „Halbwilden Ostasien»" sind zwar nicht, wie Bamberaer >876 propbezeitr. des Silbers überdrüssig geworden, aber sie sind aus Verzweiflung über die Folgen der'europäischen Goldwähnmgspolitik zu diesem äußer, sten Schritt getrieben. Was Wird nun der „fernste Osten" China- Japan. was wird Mexiko thnn? Wird man dorr überall die Aechtnng de» Silber? mitinachen? Und wie wird's, wenn die amerikanische Silberbill fällt?" Fernichreib- »nd -criisprtch-Verichte vom !3 Juli. Berlin. Reichstag Eingegangen: Nachtragsclat, An- leihcgeictz — Abg. Oiann (nt., begründet die von ihm eingcbrachte Interpellation, „ob nicht angesichts der bedancrlichen R.ftbstaiidcS in Betreff von Fntler- und Slrenmitteln, welcher in veiichiedenen Theilei, von Tenlsckiland verricht, von der geplanten Avvaltnng von Manövern in dieie» Lanvrskheilen abgesehen werden kann" Mit Rücksicht ani die Cholera hat man Manöver ansiallen lasse», und bei der Cholera-Epidemie habe c> sich »in einen minder schweren Rothstand gelinudelt als bei der jetzigen Futternoth. Er glaube nicht, daß das mililärische Jiiterene an den Manöver» ein so eminentes sei. daß dagegen dieser Nothsland zurücktrrten müßte. — Preuß. Kriegsminister v Kaltenborn Stachan : Von dem Augen blicke an, da die Nachrichten über die Fnllernoth eintraien, ist die preußische Regierung dieser Frage näner getreten Sie ist an' Ersatz der Slreumjttcl bedacht gewesen und hat die Füllung der Straßburger Magazine mit Fleiichvorräthen anaeordnck, wozu das Vieh in Gegenden mit Futtermangel ansgekauft wird. «Beifall.i Die angeltest len Umfragen über einen ilicilwcisen Ausfall der ! Manöver lantelen dahin, daß der Zeitpunkt nach nicht gekommen iei, eine mit Rücksicht ans die nvihige Ausbildung der Mann schaften io bedenkliche Maßiegel zn beschließen. Dagegen sollen alle Vorkehrungen getroste» werden, dmnit durch die Manöver der Nolhnand nicht verschärft werde. Sa werden u. A. Masserwagen mitgcsiihrt «Heiterkeit), selbstverständlich nur inr die Fiißlnippen. nicht z»»i Tränken der Pferde. Das ist eine Maßregel, die von den betheiiigten Behörden «ehr zweckmäßig nachtet wird. — Abg. Brockmaun (Eenlr.) betont die Noihwendigkeit des Wegfalls der Manöver in der besonders durch die Futternoth schwer heimgesuchten Rbeinoroviiii. — Abg. b. Frege Ikon« ) begrüß! Vas Eintreten der Ngtionalliberalcn >ür die landwirthschaftlicheii Forderungen nls die Mvrgeiirölhe einer neuen Aera. (Heiterkeit.) Tie Futternoth tri!! glückliche,weise nicht überall in gleicher Schärfe auf; der Wunsch, daß in de» Gegenden, in denen sie verricht, die Manöver beschränkt werde», ist wovl berechtigt. Es ift dringend nöthig, daß namentlich dem kleinen Landwirtli sein Viehbestand erhalten bleibt; nach dicicr Richtung muß Alles geschehen, was geschehen kgnn. (Bri/ost,, — Bundesbrvallinächiigter Gciicrallcnln v. Fnnck: Die Militärbehörde gebt allenthalben im Einvernehmen mit den Eivil- behördcn vor. damit »beigst den Verhällnist'en Rechnung getragen werden kgnn. — Abg. Burger lEeiftr.) spricht die bringende Bitte «aus. daß in den Gegenden mit Futternoth die Manöver gnsfgUen. Wenn günstigeres Wetter eintritt, sv entsteht die Gefahr, daß das. was dann noch wächst, niedergetreten wird. — Abg. Krvber iVolksp.l verlangt Ausfall der Manöver in Mittclsranken, wo ein? Futter noth herrsche wie nie zuvor. -- Abg. Köhler'Rcformv.) führt ans, daß die Banern »ntcr den augenblicklichen Verhältnissen die Last Ser Cinguarlicrung nicht tragen können. — Bauer. Kriegftninister v. 'Ascl> ertlärt, daß in Bauern auf die Nothlage Ihunlichil Rück sicht werde genommen werden. — Abg Tr. Schoenlanl «So;.) ist von den Erklärungen des KriegsministerS nicht befriedigt. Die Erleichterungen, welche derselbe antündigte, mögen solche sür das Militär sein: sür die Bevölkerung enthalten diese kleinen Maßregeln keine ncnneuZwcrthe Erleichterung — Abg. Tr. Oian» ist gleichfalls von den Erklärungen deS preußischen KriegsministerS nicht befrie digt, die de? bäuerlichen Kftegsmin,slers seien »mio dankenswerther Abg. Franck oft.) bittet um Einstellung der Manöver in Baden. — Abg. Schnaidt <Vp.) um Einstellung derselben in Württemberg — Abg. Küvn Onz.) verlangt Aushebung der Manöver im Jntercsft dcs Kleingrundbesitzes: der Großgrundbesitz bube allerdings kein Interesse daran, daß die Manöver niilerbleiben. — Würltemb Kricgsministcr Schatr v. Schvtlenstein erwiederl, daß die Militär verwaltung bemüht sei, Ounrtierlasten von den Gegenden iernzu halten, die von der Futternoth betroffen sind. — Abg Gras Lim- bura-Stirum lkons.): Bei den vom preußischen Kriegsminister in Aussicht gestellten Maßnahmen, alk Magazinvervslegnng nnd dergl. sei eine Bruachthcilignng des kleinläiidlichc» Besitzes ausgeschlossen Darauf wird die Debatte geschlossen. -- Hieraus wird in dir- zweile Bcratbimg der Militärvvrlagc ein getreten — Abg. Graf Homvesch verliest als Vorsitzender der Fratlivn des Ccnlrums eine Erklärung desselben, durch welche die Ebaraltcrisining der Partei als einer demokratischen durch den Reichskanzler znrürkgcwicsen wird. Das Centn»» ttetc sür die Rechte der kaiholstchen Kirche, sür die Erhaltung des föderativen Charakters de? Reiches rc. ein. stehe nlio ans konservativen Grundsätzen. — Reichskanzler Gras Eaprivi: Ich freue mich dieser Erklärung, werde aber, bevor ich mein Urtbeil mvdifizire, die weitere praktische Eniwickcliing der Dinge abirartcn. (Heiterkeit). — Abg. Tr. Lieber (Cciftr.) sucht seine Kölner Rede, ans welche der Reichskanzler bei der ersten Lesung Bezug genommen habe, zn rechtfertigen. Das Centn,,» sei eine wirklich treue Partei und müsse sich gerade deshalb gegen eine Ukbenpanniing des Imperialismus und des UnilarismiiS wenden. Der Reichskanzler glaube, es drehe sich Alles um ihn, während er sich ielbcr gedreht hat. Erhandele damit nach großen, aber schlechten Muster». DaS Ecntnim stimme gegen die Vorlage, weil die Lasten für das Volk nnen'chwinglich leien »nd weil damit der erste Schritt zur Pollen Durchführung der allgemeine» Dienst pflicht grthan werde. — Reichskanzler Gra, Eaprivi« Ich werde wenigstens in der Kürze dem Redner über Win Seine Rede ent hielt ein nnersreuliches und ein erfreuliches Moment: unerfreulich war die Behauptung, daß mein großer Vorgänger mir ein schlechtes Beispiel gegeben habe, erfreulich war, das; er im Gegensatz ,» dem Inhalt seiner Aschafsenvurger Rede königstrene Gesinnung be kündete. „Donk vour la r> « " Ich hoffe, daß Dr. Lieber an dieser königstrenen Gesinnung festballen werde — Abg Beckb «Ho'pitanl der jreis. VolkSP.) spricht gegen die Milftärvorlgge, durch welche das System dcs Militarismus weiter gefördert und dem Volke nn- rrschwiiigliche Lasten anscilcat würde». — Abg. Zimmcrmann (antis.) erklärt Namens der antisemitischen Rcsormvariei deren Zu stimmung zur Vorlage, nachdem der Reichskanzler zugcsagt babr, daß von einer Erböbung der Brau- und Branniweinstener keine Rede mehr sei »nd daß die Börscnsicner anders und einträglicher gestaltet n-erden solle. Dieses Vcriprechen sei bindend und cs sei zu erwarten, daß cs voll und ganz gehalten werde. Meine Freunde wollen nicht durch ihre Stimme Ablehnung der Vorlage lwrbei- iübren. weil daraus wirthschaftliche Rackfthrile erwachsen iind nnser Ansehen im AnSIandc herabgesetzt werden könnte zBeisall). — Abg. Gras Mollke (Rp ) tritt mit einem patriotischen Appell sür die Vorlage rin. -- Nachdem Abg. Dr. Lieber wiederholt leine königstrene Gesinnung als über jeden Zweifel stehend, betont hatte, wurde abgestimmt. Tie namentliche Abstimmung ergab 198 Stimmen für. 187 Stimmen gegen L 1 der Vorlage, der die Fricdenspräsenzstärkc ans 479,229 Mann seststestt. K 1 ii» somit anaenommen. Dafür stimmen Konservative, ReichSvartci, vtnlioitnllibcrale, freisinnige Vereinigung, deutsche Reiormparkei und Polen, sowie von den Wilden Graf Herbert Bismarck. Prinz PfiuiS's "LÜl-'k «iuscrmilch. LA. tlrrsdiicr Wolktkki (tzebr. Pfund. VaudurkSr. 7S.
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