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Dresdner Nachrichten : 28.08.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192608282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-08
- Tag 1926-08-28
-
Monat
1926-08
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.08.1926
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Sonnabend. 2S. August 1S2S — »Dresdner Nachrichten" — Nr. 40Z Seil- r Der Schiedsspruch im Ruhrbergbaukonslill. täglich en nur erfolg, an. schafl mlsslo» :strige, «: Da» deutsche 'N, u« gliche», wurde deuten, neun ,, bge. rn und la wische Kreisen erklärt, ing des rast ab! icn deS n trag r sran. ch eine ! slawi- welche glaubt, (T.-U.) »asl. l»»si die n Aus. heran, edanert, mardett k.E. ive der n« des deutsche pflegten rbclten, >custaat. , (wtb.) I ^ergisch nannten ster dci n Scheck erhalten lg einer der IM bei der II Sevv« >en. r Seit« dass fich m einen «ch seine sei bet >en. er m Geld- ratitchen o n Schl, nie ge« ou Schl, er ohne tg eine» sofort rde, dah habe er >ark, sie die Me- Icrdingi dem da- geschenkt IS seine ltbraucht. ttonal« »dachte? ozialisti« 5. Sev« worden. >nk. erdlgung zn Z»> rational« Polizei » siele« n schwer blanke» nomine». ngora. ttSgericht worden. wird i» Abdul wr Per« türkische n. Abdul > Grenze r letzte» neu. Et ul Kadir Die gecherwerbSrrbe lehnen ab. vierprozentige Erhöhung der Mindcsllöhnc. Else«, 27. August. Nach dreitägiger Verhandlung fällte der ln der Lohnfrage des Ruhrbergbaues eingesetzte Schilds. auSschuß unter Vorsitz des Schlichters, OberlandcsgertchtsratS Jütten, folgenden Schiedsspruch: I. Die znrzeit geltende Lohnordnung läuft unter Berück» flchttguna de» gestriacn Tetlabkommen» ab 1. September 1»L« »etter. Hiernach betragen 1. die Schtchtlöhne für de» Zimmer- Hauer 7Z0 Mk., 2. der Lohn für Angelernte «>,«i8 Mk., 8. der Lohn für Ungelernte 8,88 Mk., 4. der Lohn dev Vollbauers tm Gedinge soll lm Durchschnitt 8,4» Mk. betragen, 8. die anderen Löhne werben nach den vorgenannten Sätze» tu der bis- hertgen Weise geregelt. II. Die Lohnordnung kann erstmalig am l. April zum W. April 1027 und von da an jedesmal mit einmonatiger Frist gekündigt werden. IH. ErklärungSsrist: 28. August, 1 Uhr, gegenseitig und gegenüber dem Schlichter. Die Zcchenvcrbünde haben sofort die Ablehnung deS Schiedsspruchs ausgesprochen. Zu dem gestern für de» Lohnstreit tm Nuhrbergbau ge- fällten Schiedsspruch, der eine 4prvzc»tige Erhöhung der Mindest löhne vorsieht, erfährt WvlssS Westd. Pro» vinzialdtenst von zuständiger Stelle folgendes: Die 4proz. Lohnerhöhung ist rund gerechnet der Antcil, um den der der zeitige vcrgarbeiterlohn, an der jetzigen Teuerung gemessen, hinter dem Friedcnölohn znrücksteht. In der Begründung wurde betont, daß die Loge tm Bergbau sich von der Lage in anderen Industrien wesentlich unterscheidet. Zu den Bcffe- rungSansätzcn, die auf der sogen. Nationalisierung und auf allgemeinen wirtschaftlichen Gründe» beruhen, kommt hier als entscheidender Moment die Auswirkung des eng lischen Streikes hinzu. Diese werde auch bei dessen vielleicht baldiger Beendigung »och weiter svrtdaucrn. <?> Im Juli wurde die beste MongtSförderung des RekordjabreS jglg überschritten. Im August haben sich diese Juli-Ergebnisse biS jetzt noch verbessert. Der Bergarbeiter bat daher A n - spruch aus den Frlcdcnsrealloh». Der Antrag, an der sogen. Randzechenklauscl etwas zu ändern, wurde als zurzeit untunlich abgelchnt. » Diese Stellungnahme erscheint reichlich optimistisch, da sie ausschließlich die Punkte anführt, die auch die Bergarbeiter »ur Begründung ihrer Lohnforderungen angeführt haben. So richtig eS ist. daß die in diesen Monaten erzielte Mehr leistung auch zu einer höheren Bezahlung führen müßte, so darf hierbei doch nicht übersehen werden, daß die Mehr- leistung in starkem Maße durch die natürlich mit großen Kosten für die Bcrabctrirbc verbundene Neueinführung von maschinellen Einrichtungen bedingt ist. Auch hinsichtlich der hier geäußerten Zuversichtlichkeit, daß die durch den eng lischen Kohlengrbciterstrcik gegebene Konjunktur auch nach Beilegung dieses Streikes anbaucrn werde, sind Zweifel am Platze. Gewiß sind seit Beginn deS englischen Streikes die Haldcnbcskkinde erfreulich zuriickgegangen: aber erst in diesen Tagen hat das Nuhrkohlciisnudikat darauf hingewiesen, daß diese AnSlandslikferiuigeii sehr unter dem Drucke der sbc- sonder» polnischen) Konkurrenz gestanden haben und baß die hohen Transportkosten diese Lieferungen »um Teil zu Zu- schußgeschästen machten. Außerdem dürfte die Konjunktur mit dem Ende dcS englischen Streikes, das doch wohl nicht mehr allzu fern sein kann, nicht nur ebenfalls ihr Ende finden — tm Gegensatz zur Wolfsschen Auffassung über eine Fortdauer der Konjunktur nach dem Streik: sondern dann wird erst recht ein verschärfter Konkurrenzkampf gegen die englische Kohle entbrennen. Aus solchen Ucberlegungen heraus dürsten die Zechenverbände den Schiedsspruch sofort abgclehnt haben. Beilegung des Loknslreites im oberschiesisqen Erzbergbau. (Durch F u n k s p r u ch.) Glciwltz, 27. August. Die Schlichtlnigsverhandluirgen über die Löhne tm Erzbergbau endeten mit dem Ergebnis, daß ab 18. August l»2(! die bisherigen Löhne eine fünspro-zcn- tige Erhöhung erfahren. (W. T. B.) Die ausgesteuerten Erwerbslosen. (Durch F » nkspruch.I Berlin, 27. August. In gewerkschaftlichen Kreisen wird damit gerechnet, daß bis Ende dieses Jahres mehrere 1ÜVÜN8 Arbeitslose anü der gesetzlichen ArbcitSloscn-Fürsorgc a»S- schcidcn werden, da sic länger als 82 Wochen die gesetzliche Unterstützung beziehen. Die ausgesteuerten Erwerbslosen werden im allgemeinen der kommunalen Wohlfahrtspflege überwiese». Gewerkschaften und Kommunen sind nun darüber beunruhigt, daß die Fiuanzkraft zahlreicher Gemeinden für Unterstützung der ihrer Fürsorge anheimfallenden Erwerbs, losen nicht auSrcicht. Wie das „B. T." mitteilt, beantragen daher die Gewerkschaften und zahlreiche Kvmmunalverbände die Bcrlängcrung der Arbcitslosen-Unterstützung über die bisher gültigen 62 Wochen hinaus. Wieder deutsche Schisfahrl nach Togo und Kamerun. (Durch F u n k s p r u ch.) Hamburg, 27. August. Mit dem Inkrnsttreten deS deutsch-sranzVsischcnHandelsvertrages werben der deutschen Schiffahrt wieder die Häsen der unter dem französischen Mandat stehenden Teile von Togo «nd Kamerun geöffnet, nnd damit wird cS endlich wieder mög lich, mit deutschen Schissen nach diesen bisher Deutschland ver schlossenen Häsen zu reisen und Güter zu verladen. In Be tracht kommen die Haupthafenplähe von Togo bzw. Kamerun, Lome und Tuala, die wieder in den Fahrplan der deut schen Afrikalinien (Woermann-Linic, Deutsch-Ostafrika-Linte, Hamburg-Amerika-Ltnte, Afrika-Linie und Hamburg-Bremen- Afrtka-Ltnte) ausgenommen sind: diese Plätze sollen zunächst monatlich einmal angclauscn werden. Lome wird zuerst durch den Dampfer „Wakama" der Woermann - Linie, der am IN. September Hamburg verlässt, und Dnala durch den Dampfer „Arnsricd" der Hambiirg-Bremcn-Afrika-Lintc, der am 18. September Hamburg verläßt, angclauscn werden. Die soztqle Arbeit -er Kirche. Ei« internationales Forschungsinstitut aus der Beruer Kirchenkonscrcnz beschlossen. ver«, 28. August. Die Konferenz tritt heute in die Be ratung über die Errichtung eines internationalen Instituts siir christlich-soziale Forschung ein, in dem die praktischen Auf- geben deS kirchliche» Zusammenschlusses ihre erste große Aus wirkung finden sollen. In der Aussprache kamen die Redner der verschiedensten Nationen zu Worte. Die englischen Bischöfe berichteten in eindrucksvoller Weise über ihre Beob achtungen während der letzten Wirtschaftskämpfe, wobei von allen Seiten die Notwendigkeit einer energischen Aktion anerkannt wurde. Einmütig wurde darauf die Errichtung deS Instituts b c- schlossen. ES soll der Mittelpunkt für die Zusammenarbeit aller sozialen christlichen Organisationen in den verschiedenen Kirchen der Welt sein, die wirtschaftlichen Probleme wissen schaftlich untersuche» und die Grundsätze für den praktischen iozialen Dienst der Kirche ansstellen. Sein Sitz soll Zürich sein. Mit dem internationalen Arbeitsamt in Gens soll enge Fühlung genommen werden. Zum Direktor des Instituts wurde der weit Uber die Grenzen seines Landes hinaus be kannte Schweizer Pfarrer Dr. Adolph Keller ernannt, der die ersten Vorarbeiten cinlcitcn und dabei durch einen Stab von Sachverständigen auS allen Ländern unterstützt werden soll. sT. U.) Der Luftfahrt-Kongreß besichligl Tempelhos. Der Zcntralslughasen schlechthin vorbildlich. Berlin, 27. August. Die Delegierten der International Aer Trafstc Association (Iata) waren heute mittag einer Ein ladung der Berliner Flughafen-Gesellschaft gefolgt, den Berliner Zcntralflughafcn Tempelhos zu besichtigen. Zu Ehren der Gäste waren die Gebäude der Deutschen Lufthansa mit den Fahnen sämtlicher an der Sitzung teilnehmender Länder geschmückt. Nach der Begrüßung der Gäste zeigte Direktor Wronsky von der Deutschen Lufthansa den Kongreß teilnehmern verschiedene neue Typen von Luftfahrzeugen, wobei besonders die Albatros-Schlgfwggenmaschtne An erkennung fand. Den Gästen wurde» dann auch die neuen, noch nicht in Betrieb genommenen Niesenhallen deS Zentralflughafens gezeigt. Hierbei nahm der General, sekrctär der Iata Jonkccr von der Holländischen Fluggesell schaft daS Wort z» einer kurzen Rede, in der er darauf bin- wicS, daß die Einrichtungen dcS Berliner Zentralflnghafens schlechthin als vorbildlich zu bezeichnen seien. Wenn heute der Luftverkehr in Europa schon eine gewisse Popularität er langt habe, so sei dies nicht zuletzt ein Verdienst der Deutschen Lnfthgnsa und ihrer Leitung. Berlin, 27. August. Die ParlamentSfrakttonen der Deutschen BolkSpartei sind zu einer Tagung am 4. und 8. September nach Sigmaringen eingcladcn. Keine Aen-erung -er Streiklage in England. London, 27. August. Uebcr die gescheiterten Besprechungen zwischen den englischen vergarbeitersührern und Mitgliedern der Negierung am Donnerstag gibt Reuter an Hand des SihungSprotokollS noch folgende Einzelheiten bekannt: Der Bericht über die Sitzung zeigt ganz deutlich, daß die Berg- arbettervertreter den Wunsch hatten, die Gewinnung neuer Unterstützungsgelder durch die Regierung durchzu setzen und so einer Verlängerung der Arbeitszeit und jeder Herabsetzung der Löhne während der für die Durchführung der Vorschläge der Kohlenkommissio» erforderliche» Zeit spanne aus dem Wege zu gehen. Churchill wies wieder holt daraus hin, daß eine wettere Unterstützung nicht gewährt werde und auch nicht einmal zum Gegenstand einer Bespre chung gemacht werden könne. Er erklärte, die durch die Ein- stellung der Kohlenförderung verursachten Kosten betrügen nur ein Zehntel der Verluste, die man in Ansatz gebracht habe, da das Land sich in einer unerwartet günstigen wirt schaftlichen Lage befinde. Mit alleiniger Ausnahme der Schwerindustrie sei England völlig in der Lage, noch für ge raume Zeit unter den augenblicklichen Bedingungen durch- zuhaltcn. Der Vorsitzende des Bergarbeiterverbandcs, Smith» übte Kritik daran, das, die Regierung die BcrgwcrkSbcsitzer durch die Entsendung von Polizetkrästen in die Kvblciigcbiete und durch die Organisation der Einfuhr auswärtiger Kohle unterstütze. Er fügte hinzu, die Bergarbeiter seien in der Lage, de» .Kamps noch fortzusetzcn, und deutete an. dast die augenblicklich von den Bergarbeitern befolgte Politik, einem Ersaufen der Schächte vorzubeugcn, eine Aenberung rrsahrc« könnte. Der Arbettsministcr wies daraus hin, dass die Berg arbeiter Ihren ursprünglichen Standpunkt ansrcchterhaltcn und keine Konzessionen zu machen bereit seien. » DaS Ministerium beS Innern erklärt, eS bestehe nicht die Absicht, Truppen zur Nusrechterhaltiing der Ordnung in die Kohlenbczirke zu entsenden oder das Scheitern der Verhandlungen zum Anlass zu nehmen, die Notstandsarbeiter zu ersetzen, die unter Umständen von der Streikleitung aus den Gruben abberufen werden sollten. Tie polizeilichen Vor kehrungen hätten sich alS ausreichend erwiesen. Nach den vorliegenden Meldungen hätten die vorgcfallenen Nuhe- störungcn keine ernste Bedeutung. Allerdings sei cs not wendig gewesen, rasch dagegen cinzuschreiten, da wahrschein lich sonst die Unruhen sich auSgebrcitet hätten. Zurzeit sorgt Polizei in der Umgebung der Bergwerke für Aufrcchtcrhal- tung der Ordnung. (W. T. B.) Der gehobene Kreuzer „Kin-enburg" erneut gesunken. Der bei Scapa Flow versenkte Kreuzer »^Hindenburg", der nach drei Monate langer Arbeit von den Engländern gehoben worden war, wurde von einem heftigen Nordwest sturm gegen ein Dock geschlendert. Dabei wurde er so schwer beschädigt, daß er sofort unterging «nd eins der Tancherboote mit sich riß. Das spanische Tanger-Memorandum überreicht. Paris, 27. Aug. Der Quai d'Orsay teilt amtlich mit, daß Spanien eine Zirkularuotc an Paris, London, Nom und Washington geschickt hat. in der cs seine Tangcrsordcrnng offiziell präzisiert. Diese Forderung läuft daraus hinaus, daß Spanien ein BölkerbnndSmandat über Tanger verlangt. Weiter drückt die spanische Negierung den Wunsch auS, daß die Frage der Annexion Tangers oder wenigstens eines VölkcrbnndsmandatS für Tanger mit der Frage der NatS sitze verknüpft werde. Da zwischen der Tangerfrage nnd der bevorstehenden Völkerbundstagung in Genf ange sichts der Stellung Spaniens im Völkerbund eine natürliche Verbindung bestehe, könne, wie c- in der Note weiter beißt, es nicht Wunder nehmen, wenn Spanien in der letzten Zeit eine außerordentlich starke diplomatische Tätigkeit entfaltet hat. —> Dem „TempS" zufolge ist die französische Negierung gegenwärtig mit der Prüfung dieser Note beschäftigt. Das Blatt wendet sich dann scharf gegen die von einer deutschen Agentur verbreitete halbamtliche Darstellung, in der gnge- deutet wird, daß es möglich sei, Spanten für seine Nachaicbig- keit in der Frage der Ratssihe mit einem Mandat von Tanger zu kompensieren. Die Frage von Tanger dürfe in Genf unter keine« Umständen angeschnitten werden und die Prüfung der spanischen Note darüber könne von den interalliierten Kabinetten auch im Rahmen der bestehenden Verträge vor- gcnommen werden. Ponsol Oberkommlsfar für Syrien. Paris, 27. August. Wie amtlich bekannt wird, ist der Afrika- und Orient-Referent im französischen Außenministe rium, Ponsot, zum Olbcrkvmmissar von Syrien ernannt worden. (T.-U.) Paris, 27. August. Wie HavaS aus FcS gemeldet wird, hat A b d e l K r i m in Begleitung seiner Familie heute Fes verlassen und ist nach Casablanca gebracht worden, (rvtb.) Sind Darwins Theorien überholt? Von Dr. Hermann Budzislawski. ES ist eine in Laicnkrctsen weitverbreitete Ansicht, -aß die Fähigkeiten, die sich die Eltern im Lause ihres Lebens angecignet haben, aus ihre Kinder vererben. Als Beispiel werden häufig Familien von Musikern angeführt, bet denen besondere Talente vom Vater auf den Sohn vererbt wurden. Auch die Wissenschaft hat lange Zeit diese These vertreten. Man erinnerte z. V. an die Familie Bach, in der sich die musikalischen Begabungen ciußcrordenllich häuften und die während dieser Generation fast alle Kantorcnstcllen in Thüringen inne hatte, so daß man eine Zcitlang das Wort Bach alS gleichbedeutend mit dem Mort Kantor gebrauchte. Auch die Wiener Familien Mozart und Strauß haben das musikalische Talent offenbar vererbt. Tic italienische Maler- samtlie Tizian ist ebenfalls durch viele ihrer Mitglieder be- rühmt geworden. DarwtnS Ruch über die Entstehung der Arten schien die theoretische Lösung des Problems zu bringen. In seiner sogenannten Pangeneits-Theorie führte er ouS, daß die gesamten Organe jedes Lebewesens an der Bildung der Keimzellen, aus denen sich die nächste Generation bildet, gleichmäßig beteiligt sind. Wenn nun ein Mensch im Laufe seines Lebens besondere Fähigkeiten erlangt hat, so sührt dies automatisch zu einer stärkeren Ausbildung deS betreffenden menschlichen Organes, z. N. der entsprechenden Partie tm Gehirn, in der das musikalische Talent verankert ist. ES ist eine selbstverständliche Folge, daß die Keimzellen deS betreffenden Individuums von der besonderen Entwick lung dieses Organs beeinflußt werden und das neue Lebe wesen von vornherein Fähigkeiten mttbringt, die die Eltern sich erst erarbeiten mußten. Ein bedeutsames Experiment, daS diese Ansicht zu stützen scheint, hat kürzlich der englische Professor Mac Dougall vor einem sachverständigen Publikum beschrieben. „Ich hatte mir eine Anzahl weißer Natten verschafft, die Ich in zwei Gruppen teilte", so erklärte der Professor. „Die ln der einen Gruppe verteilten Ratten wurden darauf dressiert, ein« be stimmte Aufgabe zu lösen, während die andere Gruppe zu AergletchSzwccken diente. Ein Wasserbehälter, der an beiden Enden von kleinen Plattformen überhöht war. biente al» Schauplatz des Versuches. Die eine Plattform war mit ctner elektrischen Leitung verbunden, so daß die Raiten, wenn sie ou» dem Wasser aus die Anhöhe hlnanfkletterten, einen sanften, warnenden elektrischen Schlag erhielten. Außerdem war die Plattform mit einem elektrischen Licht auSgestattet. Tie andere Erhöhung entbehrte jeder elektrischen Einrich tung, so baß bte Ratten ohne Hindernis zu ihr gelangen konnten. Mein Experiment sollte dazu dienen, festzustcllen, ob die später geborenen Generationen der Ratten die Schläge auStcllendc Plattform eher vermelden würden als ihre Ahnen. Ich verfüge setzt über die siebzehnte Generation von Natten, und meine Versuche haben mich überzeugt, daß in der Tat die später geborenen Generationen die Tendenz geerbt haben, die gefährliche Plattform zu vermeiden und beim Ausstieg ans dem Wasser die elektrizitätsfrcie Erhöhung zu wählen. Jede meiner Natten batte bald durch die Erfahrung begriffen, dast die beleuchtete Plattform eine Gefahr war, die man vermeiden müsse, und sie suchte deshalb nach kurzer Zeit schon die andere auS. Ich konnte dann bet Versuchen mit den späteren Generationen fcststellen, dast die Sprößltngc der trainierten Natten die durch die Erfahrung der Ahnen ge wonnene Kenntnis viel schneller t» der Praxis verwerteten als die Sprösslinge der Tiere, die nicht für Liesen Zweck trainiert waren." Die Ausführungen deS Professors Mac Dougall wurden von den gelehrten Zuhörern scharf kritisiert, denn sie wider sprechen dem zurzeit herrschenden Standpunkt, daß die Lehre Darwins von der Vererbung der erworbenen Eigenschaften irrig sei. Die moderne Zcllcnforschnng hat zu ganz anderen Ergebnissen geführt. Der deutsche Professor Weibmann hat vor ungefähr 2g Jahren den Satz von der sogenannten Kon- tinuität dcS Keim plaSmaö ausgestellt. Dieser Satz besagt, daß nicht der gesamte Körper des Erwachsenen an der Bildung der Keimzellen beteiligt ist. Wird ein weibliches Ei befruchtet, so entwickeln sich auS ihm zwei verschiedene Arten von neuen Zellen: die Körpcrzcllcn und die Keimzellen deS neuen Lebewesens. Die Körperzcllen können nur den Leib deS Individuums anfbauen, sind aber nicht fähig, der Fortpflanzung dienende Zellen aus sich heraus zu erzeugen. Vernichtet man die für die spätere Fortpflanzung bestimmten sogenannten Geschlechtszellen clneS Embryo-, so ist der Körper nicht mehr ln der Lage, sic zu ersetze». Die Ge schlechtszellen jedes Wesens staitimcn also direkt von den Ge- schlcchtSzcllen seiner Vorfahren ab: biologisch betrachtet ist der gesamte übrige Organismus nur eine sterbliche AuS- schetdung der in gewisser Weise unsterblichen Geschlechts- zellen. Sie allein pflanzen sich fort, nicht der ganze Körper. Daraus folgt nun, daß Veränderungen deS Körper» ohne jeden Einflust ans die Beschaffenheit der Nachkommen sind. Niemand glaubt, baß die große Zahl der Kriegsbeschädigten verkrüppelte Kinder erzeugen müsse. Nicht allzu selten aber hört man von Laien die Ansicht, daß bet einer durch mehrere Generationen regelmäßig geübten operativen Entfernung dcS Blinddarmes die zukünftige Menschheit ohne dieses lästige und überflüssige Organ geboren werden würde. Auch dies muß nach dem Satz von der Kontinuität -er Keimzellen falsch sein. Eingriffe in den Körper sind mit wenigen Ausnahmen ohne Einflust auf die Beschaffenheit -er zukünftigen Genera tion. Es gibt aber immerhin Einwirkungen aus den Körper, die auch die Fortpflanzungsorgane verändern. Chronische Alkoholiker haben bekanntlich eine degenerierte Nachkommen schaft. Ebenso sind die Kinder von Snphilitikcrn oft minder wertig. Der Alkohol und das Sypbilisgist dringen durch den ganzen Körper und vergiften auch die Geschlechtszellen. Auch Nöntgcnstrahlen, Bleivergiftung und einige seltenere Erscheinungen können zu Veränderungen der Geschlechtszellen führen. Hier handelt eS sich nicht um Ausstrahlungen des GeiamtorganlSmus auf den Fortpflaiizungsapparat. sondern vielmehr um mechanische oder chemische Zerstörungen, die zu DcgcncrationSerschcinungcn führen. Wie soll man nun die offensichtliche Häufung bestimmter Eigenschaften in einzelnen Familien erklären? Woher kommt cS. Laß die Krupp und Siemens so viele begabte Techniker und Ingenieure stellten, und dast anderseits in vielen Fällen psychische Minderwertigkeiten, wie Schwachsinn oder Ver brechertum, immer wieder auftreten? Die Lösung des Problems liegt darin, dast nicht bestimmte Eigenschaften als solche vererbt werden, sondern nur die Veranlagung, eine gewisse Eigenschaft zu erwerben. Die musikalische Veran lagung ist gut erblich. Damit ist aber nicht gesagt, dast in sedem Milieu icder mustknllich Veranlagte auch musikalische Leistungen vollbringe. Bet den Bachs z. V. sorgte stets die Famtlientradition dafür, baß die musikalische Veranlagung ansS höchste entwickelt wurde. ES gibt sicherlich mehr ahn- lich hochbegabte Familien, nur weiß man es nicht: man hat sie noch nicht entdeckt, und da ihre Talente nicht in der richtigen Umgebung entwickelt werden, vererben Ne ihre Ver anlagung unbemerkt von Generation zu Generation. Der Einfluß der Umgebung ist meist entscheidend. Verbrecherisch veranlagte Personen können unter günstigen Umständen und dnrch sorgfältige Erziehung vor einer Entfaltung ihrer nn- sozialen Eigenschaften bewahrt werden. In dieser Kraft der Umgebung dürfte auch eine Erklärung für das Rattcncxpcri- ment deS englischen Professors zu finden sein. Auch Tiere können eine „Familicntradition" haben: auch dort lernen die Jungen von den Alten, und die erfahrenen Natten haben sicherlich ihre übermütigen Sprösslinge vor der elektrischen Plattform zu warnen gewußt. Die Möglichkeit, eine der artige Intelligenzstusc zu erreichen. Ist für alle Natten gleich grost: nur findet sich kein Lehrmeister. Soll nun die Menschheit bedauern, daß seder einzelne wieder von vorn ansangen muß zu lernen? Gewiß ist der Aufstieg der Menschheit durch die Tatsache, daß erworbene
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