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w. Fahrgang. AS 18« «»»dianschrlNi »«chrichl«, »r«»»«. V«rnIpr»<d«.Samm»Inu»m,,r. 28 241. Nur >ür Nachtg«IprSch»i 20 011. D-zug-.E-bühr NLLAttLlLt"«, g« Auftelluug ftrt Aau» >H0 Work, odn» PoNruNelIuna»g«düdr »t»,«>»»»»«» >0 PI«»!,. w«rd«n nach Goldmark v»r«chn»I dl» linIvaMa« 30 mm dr»üe Dl« An-etg,n w«rd«n noch Goldmar« t>»r»chn»> dl» lintpama» 30 mm dr»ve Anzeigen-Preise: L°Ä'-°n^.n >L' Ä«' a»k«rda>d 200 Pia. On»rl»na»dudr >0 PI«. Au»w. Nu'lrSa» a»a»n D»rau»d»»aril. SchrMIrituna und AaupIgelchdftiN»!!,: NlartenNral,« 38 42. Druck u. vrrtaa oon l>le»ich L 2l»tch,rd> in Drr»d»n. PoMchrck.ckonlv 1088 Dr»»dr». Nachdruck nur mll d«,illch»r Q»»l>»nanaa>>» l.Dr»»dnrr Nachr - ,ulilMa Unmrlanq,» SckrUMUck« w»rd.n nicht -lutv.wohrt. Sie Schwierigkeiten des Abriiftungsprobiems Die grundsätzlichen Gegensätze zwischen Frankreich und England. Das Aegierungsprogramm -es Kabinetts Avereseu. — Die -eulsche Lufthansa eröffnet ihren Flugverkehr. Keine Aebereinstimmung zwischen Cecil und Boncour. London, S. April. Wie der diplomatische Korrespondent de- »Daily Telegraph" meldet, hatte Briand nach seiner Unterredung mit v. Hösch eine weitere Besprechung mit dem englische» Botschafter. Der Korrespondent sagt, daß diese Unterredung sich weniger mit den vorher zwischen Briand und dem deutschen Botschafter berührten Fragen beschäftigt habe, als vielmehr mit dem Programm der Ent» «affuungskonferenz, die am 18. Mai zusammen treten soll. Bisher hätte« LordCeeil und Paul Bonconr, i die Hanptdelegierte» bei der Abrüstungskonferenz, keinerlei Uebcrcinstimmung in den Hauptfragen deS Programms Herstellen können. VS sei unwahrscheinlich, daß der von Lord Eecil im englischen Kabinett eingereichtc Bericht und der Sachverständigcn-Aus- schuß eine Annäherung des Standpunktes beider Länder bringen werden. In diesem Zusammenhang müßten auch die Vorschläge beachtet werden, die die amerikanischen Botschafter Houghton und Gibson wahrscheinlich nach Europa bringen würden, Anstcrdem bestünden zwischen England «nd Frankreich allgemeine Gegensätze. In Paris habe man stets den Gedanken begünstigt, England und Frankreich sollten vor fed«r internationalen Konserenz eine Verständigung über alle Fragen Herstellen. Diese Methode eigne sich jedoch nicht für die BSlkcrbundsverhandlungcn. wo die an geschnittenen Fragen frei und offen ohne Vorurteil debattiert werden sollten. Im übrigen würde ein englisch-französisches Uebercinkommcn ein englis ch-a merikanischcsUeber- einkommen anSschlicsten «nd gerade in dieser Hinsicht be stünde zwischen dem amerikanischen Standpunkt und der im englischen Reich vorherrschenden Anfsasinng eine grosieWesenS- »erwandtschast, sowohl deS Geistes als auch der Interessen. Noch lange keine Abrüstung! London, 8. April. Bevor sich das Unterhaus über die lvsterferien vertagte, hielt P o n s o n b n. der frühere Unter- staatssekrctär des Auswärtigen, eine bedeutungsvolle Rede über die Abrüstungskonferenz, bet der er betonte, England sei verpflichtet, ein vollständig bewaffnetes Frankreich gegen Deutschland und umgekehrt zu verteidigen, wenn der Locarno- Pakt in Kraft trete, die Abrüstung aber keine Fortschritte wache. Wenn Deutschland im September Bundes- witglted werde, dann würde der Völkerbund ihm die Gleichstellung mit den anderen Nationen sichern und jede Unterscheidung zwischen den Alliierten und den früheren Feinden abschasfcn müssen. Deutschland müßte die Erlaubnis erhalte«, sich in gleicher Weise zu bewaffnen wie die anderen Mächte, was ! unmöglich sei, oder die Mitglieder des Völkerbundes «übten ihre Rüstungen sofort ans den gleichen Stand s herabsetzen wie Deutschland. Eine dieser beiden Lösungen > sei unbedingt notwendig. Der Vertreter des Auswärtigen Amtes. Looker Lamson. antwortete, bah man nicht abrüstcn könne, solange die Na tionen voll Argwohn betrachteten. Die Beseitigung dieses internationalen Argwohns werde erst gelingen, wenn der Völkerbund beweise, das, er cs mit der Abrüstung ernst meine, und wenn er mit gutem Beispiel vorangche. Der britische« Regierung sei es ernst, und Lord Cecil gehe nach Genf, um einen bestimmte« AbrüstnngSpla« zu befürworten. Man dürfe Sie Hoffnungen allerdings nicht zu hoch spannen, erwarte aber. Last etwas Wesentliches ans dieser Vorkonferenz hcrvor- vehen werde. Wenn der Bericht der Vorkonferenz vorliege, werde er an den Rat und daun an die Versammlung des Völker bundes gehen, was aber wahrscheinlich nicht vor September nächste« Jahres sein werde. Wenn dann Uebrreinsttmmung erzielt sei, werde eine Abrüstungskonferenz nicht nur die Grundsätze, sondern auch die Art und Weise, wie sic aus- geführt werden soll, besprechen. Tschlischerln über -ie Abrüstungskomödie. Moskau, 6. April. Am Abend des 2. Oster feiertags gab der russische Volkskommissar deS Auswärtigen, Tschttscherin, den in Moskau befindlichen Vertretern der ausländischen Presse eine ausführliche Uebersicht über den Standpunkt der Sowjctrcgicruug znm Völkerbund «nd über die politische Weltkonstellation. Di« Sowsetregierung habe wiederholt er klärt, daß sie die Einladung zu einer AbrüstungS- konferenznichtannehmen könne, wenn die Konferenz auf schweizerischem Gebiete stajtftnde, obwohl sie grundsätzlich bereit sei, an alle« Aktionen teilznnehme«, die der Eelcichterung des Nüstungtzsoches bienen. Tie Einberufung der Vorkonferenz unter Bedingungen, -ie eine Teilnahme der Sowjetunion auSschlicßen, zeige deutlich, daß die Mächte keine ernsten Absichten znm Abrüsten hätten, und -aß die ganze Konferenz «ine ^Komödie Der Völkerbund habe bisher nicht bewiesen, daß er fähig fei, ernste politische Ausgaben zu lösen, so habe im vorigen Fahre die englische konservative Negierung versucht, den Völkerbund zur Isolierung der Sowjetunion auszunutzcn. Locarno habe dieselbe Rolle spielen sollen, wie vor einem Jahrhundert die sogenannte heilige Allianz. Das Ergebnis der letzte« Tagung des Völkerbundes habe z« dessen völliger Diskredi tierung geführt. Obwohl -ie übrigen Delegierten der Nd- aincrikanischen Staaten gegen das Vorgehen Brasiliens pro testierten, habe dieses Land doch di« Sitzung gesprengt. Es lei sehr fraglich, ob die Situation im September besser lein werde als im März. Chamberlain versuch« in Europa die Rolle eines Diktators und Schiedsrichters zu spielen. Sein Endziel sei die Bildung einer Einheitsfront gegen die Sowsctnniou gewesen. Die inneren Gegensätze der europäischen Staaten habe er aber nicht überwinden können. Für Frankreich bedeute Locarno, daß statt direkter Berstälrüigung mit Deutsch land England nun den Schiedsrichter zwilchen de» beiden Ländern fpielcn werde. Die von Briand geäußerten Befürch tungen. daß die Sowsetregierung etwas gegen ein« solche An näherung habe, entbehre jeder Grundlage. Jetzt nach dem Krach von Genf set der Weg zur direkten Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland frei. Briand könne be ruhigt sein. Die Sowsetregierung würde einer direkten Bcr, ständig«»« zwischen Frankreich und Deutschland warm« Sym pathien eutgegcnbringe». Es sähe tu einer solchen An näherung den Weg zur Befriedung Europas, ohne daß eine außerhalb -es Kontinents stehende Macht zur Beherrschung des Kontinents gelange. In Amerika bekämpfen sich zwei Anschauungen: Die eine, daß die politische Stabilisierung Europas Vorbedingung für die Kreditwürdigkeit und die Erfüllung der finanziellen Verpflichtungen gegenüber Amerika fei, die -weite, die mehr und mehr an Oberhand gewinne, daß eine Abschwächung der Einheit Europas das Eindringen amerikanischen Kapitals er- leichtere. Der gegenwärtige Prozeß werde daher zu einer wirtschaftlichen Durchdringung Europas durch Amerika führen. Averescus Aegierungsprogramm. Kebung -er Landwirlschasl besonders beton!. Bukarest, 6, April. DaS Regiel-ungsprogramm AvcreScus besänftigt sich mit folgenden Punkten: Einmal wird die Re gierung, wie schon betont, die Heranziehung anSländi- fche» Kapitals mit allen Mitteln zu fördern versuchen, sodann läßt sie siä, eine Steigerung der l a n d w i r t s ch a st richen Produktion angelegen sein. Eine Anglcichung der Gehälter der öffentlichen Angestellten an den Te-ue. rungSindex ist vorgesehen. Ter Entwertung des Lei soll auch im Ausland mit allen Mitteln cntgcgcngctreten werden. Weiter ist vorgesehen Revision der Rodencnteignnng: Er ziehung -er Dorfbevölkerung zu rationeller Landwirtschaft: Modernisierung -er Wirls<>>aftsmeth»den im Ackerbau: Modi fizierung der Zollgebühren: Sicherung der freien kulturellen Entwicklung ohne Rücksicht auf Rasse und Religion: Hebung 'der Kultur der Landbevölkerung,- UntcrrichtSrcsorm an den Universitäten und Mittelschulen; Lösung der Minderheiten frage unter dem Gesichtspunkt, daß eine Verbesserung der Lage der Minderheiten das Land nicht schwächt, sondern stärkt; Armeercform,- Erneuerung der Beziehungen zu Ruß land im Sinne einer Verständigung beider Staaten. In Len Oste rausgaben der Presse äußern sich di« neuen Minister »och im einzelnen über die Ausgaben ihrer Ressorts. Ackerbairministcr Garoslid kündigt einen radikalen Abbau der Ausführbare nnS deren gänzliche Beseitigung bis zum -Herbst dieses Jahres an. Der Generaldirektor des P o st - wcscns verspricht Automatisierung des TelephonbctriebeS tn -er -Hauptstadt und Vermehrung der Verbindungslinien tm Lande, wofür er aber einen Mehraufivand von 800 Mil lionen Lei in Anspruch nimmt. Der I u st t z m i n t st e r kielst seine erste Ausgabe in -er Verbesserung -eS OvIlprozeßrechiS. Tie für Len dlngenblick wichtigste Aufgabe fällt dem Finanz minister zu. der tn Paris und London die von TituleScn ein- gcleitcten Anleiheverhoudlungen zum günstigen Abschluß bringen will. Die näheren Angaben über das Wirtsäiafts- prograntin bezeichnen eine Eriveiterung der Agrarreform, weitere Aufhebung exporthindcrnder Verwaltungsmaßnahmen, Vermehrung des EiscnbahnbaueS durch Heranziehung des Privatkapitals. Kre-ttgewährnng au dte Landwirtschaft, vor allem durch Schaffung eines landwirtschaftlichen Kreditinstituts, als besonders dringend. lT. UI Demission des Kabinetts Pasiisch. Belgrad, li. April. Eine amtliche Mitteilung gibt nun mehr die Demission des Gosamt-kablnctts Pasitsch' be kannt. Nach den schweren Konflikten mit der Naüitsch Gruppe war die Stellung Pasitsch' unhaltbar geworden, so daß der Rücktritt des greisen Staatsmannes keine Ueberraschung mehr bedeutet. lT.-U.) Minister „a.D.". Wer erfand ihre PcnstonSansprüche? I« der demokratischen »Königsberg«:! Hartungschen Zeitung" sNummer 182 vom 81. Märzj spricht der Reichstags abgeordnete Brodaus über die auffallend« Erscheinung im parlamentarischen Deutschland, daß im Reich und in de» Ländern die Zahl der gewesenen Minister seit No vember 1918 die zweihundert bereits übersteigen dürfte. Er sagt: »Deshalb wird von einer großen Bedeutung die Frag«: wie steht es mit den P e n s i o n s b e z ü g e n der ge wesenen Minister? Der Fall Schiele hat der staunende« Oessentlichkett gezeigt, daß das arm gewordene Deutschland in der Auswerfung von Pensionen an zurückgetretene Minister ungemein freigiebig ist. Herr Schiele hat nach dem Inhalt seines Schreibens an das Neichsministerium des Innern, in dem er dte Ueberwcisung der Pensionsbezüge kür einen mild tätigen Zweck meldete, mit einer Pension, die er gar nicht braucht, selber nicht gerechnet: er ist offenbar selber überrascht gewesen darüber, -atz ihm nach nur neunmonatiger Tätigkeit als Minister wegen der zwingenden Notwendigkeit" der An rechnung von Militär- und Krirgsjahren ein »klagbarer An spruch" aus Pension zustehen soll, wi« es in einer amtlichen Anslasiung hieß. Wenn nun auch keineswegs alle Minister Petrsivn beziehen, so steht doch fest, daß dt« Zahl der Minister- psnftouär« bereits ein« erhebliche ist. und daß -ie Bestim mungen, nach denen Ministerpensionen auSgeworse« wende«, nicht zeitgemäß sind; sie entsprechen nicht der Stellung der Minister im parlamentarischen System und bedeuten bei dem starken Verbrauch an Ministern, der diesem System eigen ist, eine viel zu große Belastung für die Allgemeinheit, die vor allem für einen armen Staat auf die Dauer nicht erträg lich ist." Wir sind in diesem Punkte ganz der Ansicht des demo kratischen Abgeordneten Brodaus. Und deshalb sei dte Frage gestattet: Wer hat eigentlich dte Pensionen der Minister »a.D.* erfunden? Darauf lasten wir auch einen Demokraten Ant wort geben. In Pirmasens in der Pfalz erscheint die „Pirmasenser Bttrgerzeitung". die den Untertitel trägt: „Pfälzer Demokrat. Parteiamtliches Wochenblatt der Deutschen demokratischen Partei, Landesverband Pfalz.* Dieses Blatt brachte vor wenigen Wochen einen Artikel, der sich mit den Sorgen des Einzelhandels beim Preisabbau be faßt. Da heißt es dann auch: »Es spricht jedermann vom Sparen, wo man das Problem aber praktisch aufaßt. stößt man auf Widerspruch. Machen wir trotzdem einen Versuch: In den schwarzen Novembertageu 1918 kehrte Se. Exzellenz Gehetmrat v. Payer, der letzt« Vizekanzler des alten Regimes, tn seine Stuttgarter Heimat zurück, setzte sich an seinen Schreibtisch und fertigte eine Ein gabe an die neuen Machthaber ab. man möge ihm für seine stark einjährige Tätigkeit als Vizekanzler die übliche Pension auszahlen und ihm dabet seine etwa 49sährtge RechtsanwaltS- praxtS, als tm Staatsdienst zugebracht, anrechneu. So geschah es, Herr n. Payer bezieht das schöne Sümmchen von 3 9 999 Mark als Ruhegehalt bis an sein seliges Ende. Dies Bei spiel machte Schule: Herr Febrenbach. des neuen Reiche- anderer Kanzler, läßt sich ebenfalls seine Advokatenzett als Dienstzeit anrechnen und bezieht nun für seine kurze Zeit als Reichskanzler dte Vollpension. Dies sind nur zwei Beispiele, die Liste kann fortgesetzt werden. Hier dürfte der Hinweis auf die westlichen Republiken angebracht sein, wo abgegangeno Minister keine Pension beziehen. In Dentschlanb laufen abeN tausende solcher Leute als Pensionäre herum, während da« werktätige Volk mit Steuern geradezu erdrückt wtrdl* Wir haben dem nichts HInzuzufttgen. Nur finden wir eß nicht schön, daß gerade ein demokratisches Blatt den demo« kratischcn Führer v. Payer so verpetzt! Lck. Der Ssrerrelchische IuNizminisker a. D. Klein Wien, 6. April. Der Rcchtslehrer «nd frühere Justi» minister Dr. Franz Klein ist gestorben. Der Tod Kleins bedeutet den Verlust eines -er be- dentcndstcn Männer des alten Oesterreichs. Sein Name ij9 vor allem mit der großen Reform -es Zivils Prozesses verknüpft, die er als Justtzminister Anfang dev »9er Jahre durchführt« und mit der sich damals Oesterreich ai, die Spitze der modernen Gesetzgebung stellte. Der Geist diese- (tzcsetzgebnngSwerkes hat bahnbrechend auch ans die Gesetz gebung anderer Staaten gewirkt. Nach dem Zusammenbruch -es alten Oesterreichs mar Klein einer der ersten, der erkannte, -atz der Anschluß an Deutschland allein die politische un wirtschaftliche Rettung des verstümmelten Landes sei. Er tat alles, um b-«esen Anschluß vorznberetten und trat vor allem für die Angleti^nng des gesamten Rechtes zwischen den deutschen N rüde rl ändern ein. Klein genoß svwv-hl in Oesterreich, als auch in Deutschland >"ne hervorragende Verehrung. Stockholm. 8. April. Einer der ersten Großindustrieller Schwedens, Dr. h. c. Jalma Lonbbohm, ist gestern in, 71. LcbenSsahre gestorben. tW. T.B.)