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Paul Bender entworfen, mit Nuhbaummübeln mrd Mar- nwrkamtn. Gegenüber. also jenseits der Halle der Stadt Dresden, hat Heinsius v. Mayenburg einen Komplex üppig anSgestatteier Wohnräume ungegliedert: »Tic Be hausung eines Kunst freundes", eine glänzend gelungene Idee des bekannten Architekten, der neuen Pro fessor Heinpel ein grobes Verdienst an dem Gelingen deS Dresdner HauscS hat. Salon, Ankleidezimmer. Bad und Zubehör, BtbliothekSzimmcr in der Architektur eine« Turmgcmackia sind mit Raffinement ausgestattet und ein gerichtet! die Möbelstrma Wickler und die InstallationS- firma Berg haben die Gedanken ManenburgS in einer Art zur Tat umgesetzt, mit denen der Künstler zufrieden sein kann. Interessant ist, daß die Möbel zum Teil von Käufern, einem Amtsrichter und einem Schlos,Herrn, für die Dauer Ser Ausstellung zur Verfügung gestellt worden sind. Ein mit feinem Geschmack gestaltetes Herrenzimmer deS Architekten Pietzsch schlicht diese Ztmmerslucht ab. Alle Aussteller bis aus einen einzigen Architekten, der erst im Juni seine Objekte ablicsern wird, hatten den für die Voll endung festgesetzten Termin ringehalten. Die Stadt Dresden hat 27-Mt» Mark für das Haus bewilligt, die A u s st c l l » n g S l c i t » n g gab 7000 Mark dazu. Den hervorragenden Platz verdankt das Dresdner Haus einem Zufall: er war ursprünglich für die Ausstellung der Stadl Leipzig bestimmt, wurde aber daun frei, als in der Rctonhallc der Stadt Leipzig ein ständiger AusstellungS- palasl erwuchs. Der Erfolg des Dresdner Hauses ist nicht zum mindeste» der Einigkeit unter den Dresdner Kiknstlcrn zuzuschrciben, um die sich, wie verlautet, Professor Erlwcin sehr bemüht hat. Danach ist es ihm gelungen, die sechs Ä ü n st l e r v e r e i n e: Archi tcttcnverein. Bund deutscher Architekten, Kunstgenossen- schast, Kunjtgcwerbrvcrein, Künstlcrvercinigung und Zunft, unter einen Hut zu bringen. Diese Vereinigung stellte den Grundsatz aus: Aus der Iba mub Dresden entweder würdig und tonangebend oder gar nicht vertreten fein. Dies kan» nur durch geschlossenes, einiges Vorgehen aller Dresdner Künstlerkorporationen und durch ttebung strengster Selbstzucht möglich gemacht werden und nur in einem eigenen -Haus! Angesichts dieses erfreulichen Zusammenschlusses bewilligte die Stadl den e>wähnten statt lichen Zuschub: die immerhin noch schmierigen Organisa- tionsfrageu wurden von Professor Erlivein, der auch die Hur» leitete, i» einem, wie man vorgestern in Leipzig ver nahm. alle Teile befriedigenden Sinuc gelöst. Mochte die Einigkeit der Dresdner Künstler auch weiterhin zum Ruhme der Stadt so Hervorragendes schassen und wirten wie das DrcS 0 n e r Haus in Leipzig! -- Frankreich aus der Vugra. Die Vorlage der fran zvsischen Regierung wegen eines Kredits von 49» 50» graues für die Teilnahme Frankreichs an der Leipziger Ausstellung f ü r das V u chgewcrbe und die graphischen Kü n st c im Zähre l9t4 ist zur Annahme gelangt. Zn der Begründung wurde betont, das? cs iin unmittelbaren Zuteresse Frankreichs liege, auf dieser Ausstellung in würdiger Weise vertreten zu sein. Die Regierung will keine» besonderen Ansstelliiiigskoiii- wissar ernennen, sondern die Organisation der srauzösischen Abteilung einem Ausschüsse von Fachleuten überlassen, die unter der Leitung eines vom Handelsmiuister zu erncnnen- dcu offiziellen Vertreters Frankreichs stehen. Die franzö sische Abteilung soll sich nicht daraus beschränken, die Pro dukte der einschlägigen Zudustriezweigc vorzuführen, eS sollen auch Vorträge mit Projektionen nnd mnsikalischc Aufführungen veranstaltet werden, um aus der Leipziger Ausstellung die besten Werke der französischen Schriftsteller und Komponisten bekanntzugeben. Meistner Kirchen- und Pastoralkonserenz. Rach einem Gottesdienst mit Predigt des Herrn Pfarrers Franke in Schöneck und Kollekte snr den allgemeinen Kirchensonds im erneuerten Don? trat an? Dienstag die Konferenz zu Meisten vormittags ttt Uhr unter überaus zahlreicher Teilnahme zur zweiten Versammlung zusammen, der als Ver treter des Ministeriums des Kultus nnd öffentlichen Unter richts Herr Geheimer Schulrat Tr. Müller und als Ab gesandter des Evaugeltsch-luthcrischeu LaudeskonsistoriumS Herr Geheimer Kvnsistorialrat Dr. K o h l s ch ü t t c r, sowie ferner u. a. auch die Herren Bürgermeister Dr. A y. Meisten und Rektor Professor Tr. P ö s ch e l von der Fürstciischulc Et. Afra beiwohnten. Rach gemcinsamcm Ehvralgesang charakterisierte der Vorsitzende Herr Geh. Ktrchcnrat Pros. 1). H c i n r i c i - Leipzig in einer Vcgrüstungsrcdc die Meistner Konferenz als eine »her ein halbes Jahrhundert -alte Stätte des Austausches der Meinungen der Zeit nnd der gegenseitigen Verständigung. Danach stellte sich der In haber des rcligionsgeschichtlichen Lehrstuhls zu Leipzig, Herr Professor l). Süderblom der Konferenz mit einem Vor trag über die sogenannte natürliche Religion und die R e l i g i o n s g e s ch i ch t e vor. Ten zweiten Vortrag hielt Herr Superintendent Dr. Lehmann in Nreibcrg. Er behandelte das Thema: „Was hat daS G e d ä ch t n i S s a h r ll>13 dem christlichen Volke zu sagen?" Beide Vorträge fanden gebührenden Beifall. Es folgte schlicsttich noch ein Vortrag Sr. Magnifizenz Herrn Oberhvsprcdiger ktOr. Dibclius in Dresden über: »Unsere Liturgie nach ihrer Bedeutung und trach ihrer gegenwärtigen Gestaltung in den Normen .x, sj n n d E". Er führte in der Hauptsache fol gendes aus: Die weitverbreitete Tcilnahmlvsigkeit gegen über dem liturgischen Teil des Gottesdienstes hat ihren tiefsten Grund in dem mangelnden Verständnis für die Be deutung der Liturgie. Es gilt in jeder Gemeinde das Be wusstsein zu beleben, daß man im Hauptgvttesdicnst nicht üur Erbauung durch die Predigt suchen, sondern auch an der gemeinsamen Anbetung, wie sie in der Liturgie sich dar- ftellt, rnit Bekeiintnisfreudigkeit teilnehmcn sollte. Die Er reichung dieses Zieles ist auf anstcrvrdentliche Weise, durch Predigt oder Vortrag oder gedruckte Bitte, zu erstreben. Es -entspricht dem Eharakter der gemeinsamen Anbetung, das? man an der ganzen Liturgie, einschliesslich des GlanbcnS- ltcdcs, um den Altar geschart, stehend sich beteilige. Das seit 190» für die liturgischen Gesänge in Sachse» vvr- g.eschriebcne clc-tempore-Systcm hat, so hoch man auch seine musikalischen Schönheiten bewerten mag, in de» Gemeinden sich so wenig ctngclcbt, das? namentlich an Festtagen viel- ach der Gesang der Rcsponsorien den evangelischen Grnnd- ätzen zuwider dem Ehor überlassen bleibt. Zum Schlust rxgte der Redner au, das? sich die Meistner Konferenz darüber -erklären möchte, ob nicht die Rückkehr zu grüsterer Stetig keit Ser liturgische» Gesänge innerhalb des Ktrcheusahres erwünscht ist. Diese Erklärung soll eventuell dem Evan gelisch-lutherischen Landeskvnsistvrinm unterbreitet werden. Unter besonderer Eharaktcrisiernng seiner Darlegungen als private und nicht amtliche Aensternngen betonte U. Dibelins, das? der Versuch der Agende von 190» gescheitert sei nnd -an es bei der dreigestaliigen Liturgie nicht mehr bleibe» könne. Einzelheiten der Abänderung solle man nicht erörtern. Ter Vortrag fand oft Zustimmungsnuterbrechungen. Rach längerer Aussprache fasste die Konferenz einen Vcschluh im Sinne des Referenten, woran? die Konferenz geschlossen rvurdc. — Der Evangelische Bund hielt Montag, de» 2». Mai. in den „Drei Raben" einen stark besuchten Vereinsabend ab. Vorsitzender Pfarrer v. B l a n ck m e i st e r gedachte in der Begrüstung der Berliner Festlichkeiten vom 2k. Mai und beS Geburtstages des Königs, des volkstümlichsten Herrschers, Len Sachsen besessen habe. Den Vortrag hielt Pfarrvikar Holzer aus Kloster g rab über: „Die Geschichte der dortigen evangelische» Gemeinde". Auf Grund deS MajestätSbrieseS hatten sich die Älostergraber 1818 ein evangelisches Gotteshaus gebaut. Sic waren olle bis auf einen euangeitsch geworben. Die Kosten de- Baue- wurden wesentlich durch eine Kollekte bestritten, die Johann Georg 7. in Sachsen angeordnet hatte. Diese erste evange lische Kirche ist am 12. Dezember 1617 durch bewaffnete Klosterleute von Osiegg unter persönlicher Ansühryng deS Prager Erzbischofs LoheltuS zerstört nnd eingeäschert wo» den — das Fenerzetchen zum Dreißigjährigen Kriege. Drei Zahrhundrrte später lebte in Klostergrab der Protestantis mus wieder ans. Seit >902 steht dort die neue evangelische Kirche, eins der ersten Wahrzeichen der evangelischen Be wegung, durch welche nunmehr 7klliM Oesterreicher dem Glauben Luthers zugesülirt worden sind. Lange hat man in Klostergrab nach der Brandstätte der ersten evangelischen Kirche gesucht. Die Ueberlieserung berichtet, das, sie „hinter dem Vräuhausc" gestanden habe. Zn diesem Frühjahre be gann man dort zu graben und sttest ans wohl erhaltene Mauern. Dank der Bemühungen des VerschönerungS- vcreinS sind nunmehr sämtliche Mauern ansgedcckt und die gewaltigen Schuttmassen aus dem Kirchcninnrrn weg geräumt. Die Kirche bildet ein Rechteck von 28 Metern Länge und >1 Metern Brette. Die Altarseite des non West nach Ost gerichteten Gotteshauses ist achteckig geschlossen. Die > Meter starken Mauern beweisen, dast es ein hochragender Bau gewesen sein must. Der Turm mnst seitlich angelegt gewesen sein. Die Nebcrltescrung. die berichtet, die Kirche sei wie dir zu Värenstetn bei Annabcrg gestaltet gewesen, scheint recht zu haben. Interessant ist. dast die Um fassungsmauern bis zu -.'s- Metern über der Erde erhalten sind: nur die den Altarranm ninschlicstcnden Mauern haben die Zerstörer völlig bis aus den Grund vernichtet. Von heiligen Geräten und Gefästen fand sich keine Spur,- die Kirche ist vorher von der Osscggcr Klostcrmannschast aus geplündert und alles Kostbare wcggeschasst worben. Ter hochinteressante Bericht fesselte die Hörer lsts zum Schlüsse. Zn der Besprechung wurde der Fund der Kirchenrnine, von welcher Photographien anSlagen, als ein für die Geschichte höchst bedeutsames Ereignis bezeichnet und der Wunsch ge finstert. ein Dresdner Architekt möchte sich mit dem Van- werk beschäftigen und der Lcsfcntlichkeit eine fachmännische Beschreibung liefern. — DaS Lchlnstwort "sprach Pfarrvikar R c i in a n n ans Trebnitz in Böhmen. - Der Sächsische Mühleuverband trai gestern vor mittag unter dem Vorsitze deS Herrn Mühlcnbesitzers F c si n e r - Knautkleeberg im Wcisten Saale der „Drei Raben" zu seiner diesjährigen ordentlichen Hauplucr- s a in m l ii n g zusammen, die ans allen Teilen Sachsens sehr gut besucht war. Zn seiner VegrüstungSausprachc tuest der Vorsitzende die Vertreter des sächsischen Mnhlengewerbes herzlich willkommen und bedauerte, das? sowohl das König liche Finanzministerium, als auch die Dresdner Handels kammer keine Vertreter zu den Verhandlungen entsandt hatten, obwohl die Müllerei in Sachsen ein nicht zu unter schätzender wirtschaftlicher Faktor sei. Dankbar gedachte der Redner dann des hohen Interesses, das Le. Majestät der König jederzeit dem sächsischen -Handel und der Industrie cntgegcngel'racht habe. Er schloss seine Ausführungen mit einem Hoch auf den König. Rachöem der Redner noch den im letzten Jahre verstorbenen Mitgliedern des Verbandes ci-ien Rachrui gewidmet hatte, erstattete Herr General sekretär Otto Krüger den Geschäftsbericht über die Vcrbandstätigkcit im Jahre >912. Die Mitgliedcrzahl be trug am Schlüsse deS Jahres !9l2 354. Die hauptsächlichste Tätigkeit des Verbandes habe sich auf die Erörterung wirt schaftlicher Fragen erstreckt. Hierher gehöre besonders die Llusiing der Getreide- »nd Mehlsracht, eine Forderung, die mit wenig Ausnahme!? von alten sächsischen Müllern er hoben werde. Der Verband werde auch in Zukunft an dieser Forderung sesthalten und den sächsischen Eiicnbahn- rat erneni dafür zn gewinnen suchen. Auch die Kontin gentierung der Mehlerzengiing gehöre mit in den Kreis der wichtigsten Fragen für das Mnhlengcwcrbe. Zw letzten Geschäftsjahre sei in dieser Angelegenheit nichts geschehen, doch werde die Frage fortgesetzt vom 'Verbände im Auge behalten. Der Bericht wurde nach einer tnrzeii Debatte genehmigt. Die Wahlen wurden glatt erledigt, woraus Herr Generalsekretär Krüger noch Bericht über die bis herigen Mastnahmen des Sächsischen Mühlenvcibnnües zur Stufung der Getreide- „ u d M c h l f r a ch t er stattete. Daran schlossen sich Referate -es -Herrn F c st n e r üb-;r S c lb st h i l s c b c st r c b ii n g c n und des Herrn Oberingcnicnrs Zoll Dresden über den heutigen S t a n d der G e t r c i d c s ö r d c r n n g nnd -Lagcr n n g imit Lichtbildern). — Der Gemeindeverband für das Elektrizitätswerk „Elbtal" hielt am Mvniag abend unter Vorsitz des Herrn Gemcindevvrstands Rehseld eine Verbandsvcriainniliuig ab. in welcher dieser n. a. mitteilte, dast sich die fraglichen Akten, die in dem Streite mit der Stadt Dresden, von Wich tigkeit sind, nunmehr gefunden haben. Aus ihnen geht hervor, dost die Abgabe von Strom zu K och - und Heiz- zwecken von vornherein beabsichtigt mar. Tie Akten werden dem Königs. Oberverwaltniigsgericht cingcrcicht werden. Ter Vorsitzende gab an der Hand von Zahlen ein Bild, wie sich das Werk im Laufe der Jahre entwickelte nnd wie es vorwärtsgeschritten ist. Der Hanshaltplan schliefst mit einem tteberschust von 72»0 Mark und wurde genehmigt. Tic ZghreSrechnung wurde mit 210 50» Mark Einnahme und 174 35S Mark Ausgabe richtig gesprochen. — Das Eorps Alemannia, die älteste Korporation der hiesigen Tierärztlichen .Hochschule, feiert, wie bereits inir- getcilt, sein 5 0. Stiftungsfest. Die Festlichkeiten be ginnen am 29. Mai mit E m p s a n g s a b c n d ans der KvrpSkneipe, Moritzstraste 1, 2. Am Freitag den 30. Mai findet Tagcsball im Konzertsaale des städtischen Auo- stcllungsvalasteS statt. Sonnabend vormittag veranstaltet der A-H.-Berband deS Korps eine Festsitzung auf der Korpskneipe, und nachmittag vereinigen sich die Alemannen mit ihren Damen zu einer Sonderfahrt mit Dampfer nach Meisten, wo nach Besichtigung der Albrechtsburg ein Kränzchen im „Hamburger Hos" stattsindct. Sonntag den 1. Juni ist Frühschoppen aus dem Kvnigl. Belvedere und abends 7 Uhr F e st k o in in c r s im Konzertsaale der Ausstellung. Den Abschlnst der Festlichkeiten bildet die althergebrachte Autofahrt nach dem idyllischen Liebstadt, wo feuchtfröhliche Kneipe ans dem Markte steigt. — Sächsische MissioiiSkoiiferciir. Ten Vortrag hei der Jahresversammlung der Lachs. Missionskonserciiz am 2. Juni in Annabcrg über „Welt m issivn n n d W c l t k n l t n r " hält nicht Snp. v. Evrdcs ans Leipzig, sondern Pros. Lie. Dr. Reinhard. Pastor in Hambnrg. - Die Bedienung im neuen Italienischen Dorsche«. Ans die unter vorstehende»! Titel in Rr. 112 unseres Blattes veröffentlichte Zuschrift der Landesverivatlung des Genfer Verbandes der Hotel- und Restaurant-Angestellten in Deutschland sSitz Dresden) sendet uns der Rat zu Dres den folgende Erwiderung: „Die Zuschrift gibt richtig an, dast die elektrischen Speiseanfzüge von der Küche nach dem Erdgeschos? naa? der Vetricdseröffniiiig mehrfach nicht fniiklioniert Häven und dast hieraus LchnNerigkeiten bei der Bedienung der Gäste znrnckznführen gewesen sind. Diese Mängel sind inzwischen behoben, so das? zu hoffen steht, dast in Zukunft ähnliche Schwierigkeiten nicht entstehen. Sic sind in der Hauptsache darauf zurückzuführen gewesen, dast die völlig neuen, dem Bedienungspersonal nicht völlig ver trauten Apparate sofort einem übermästig starken Betriebe, wie ihn die ersten Tage nach der Eröffnung brachten, ans gesetzt werden mustte.i. Aehnlichc Anfangsschwierigkeiten sind auch tu anderen groben Etablissements zu beobachten gewesen. Nicht richtig geht aber jene Zuschrift davon aus, das? beim Bau des Etablissements keine Fachleute des Hotel- und RestaurationSgewerbea gehört worden seien nnd dast deshalb die Wirtschaftaankagc de« Praktischen entbehre. Bei Bearbeitung der Pläne sind vielmehr ständig zn allen Fragen des künftigen Betriebs Sachverständige hinzu- gezogcn wurden. Auch haben die Pläne überdies dem Pächter norgclegen, der sie von seinem VeitrauenSmanne, einem Facharchitekken, der mit einschlägigen Bauten in ganz Deutschland vertraut ist, hat prüfen lassen. Hieraus dürste zu entnehmen sein, dast die Annahme, fachmännische Be. ralung habe der Planung gefehlt, der tatsächlichen Be gründung entbehrt." — Schwurgericht. Unter Ansicht»» der Ociseiittickleit wird gegen die 1883 in Weistcr Hirsch geborene Kellnerin und Wirtschafterin Elisabeth Gertrud R i ck n s ch wegen KindeStötung verhandelt. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Zustizrat Petri, die Vrriridigung ,„1iri Rcch^anwalt Tr. Siiicntel. Die R. ist Mutter eines drei- jährigen Kindes, das sich in Radebrrg in Pflege beslndci. Sie wird beschuldigt, zu Dresden in der Rächt zum I >. Marz ihr uneheliches Kind in oder unmittelbar nach der Geburt vorsätzlich, ober ohne Ucbrrlcgung getötet zu haben. Tie Verhandlung mußte vertagt werden, um weitere Zeuge» zn laden. — Zn der zweiten Verhandlung hat sich der tn-,7 in Meisten gcbvrcnc, daselbst wolinciide Arbeiter Kurl L rhma n n wegen i ch w e r c n Raube s » n d ver s n ch - tcn Mordes zu verantworten. Die Anklngebehördc ist durch Staatsanwalt Zustizrat Petri vertreten, die Vcriei. dignng hat Rechtsanivntt Zustizrat Dr, Knust übernommen. Dein wegen Körperverletzung vorbestraften Angel tagten wird brigemcssen, am Rnchinittagc des I Marz aus einem öffentlichen Wege zwischen Kajchka und Schletta, mit einem Revolver bewcissnel, dem Vorarbeiter Heule ans 'Reu Mohlis unter Anwendung von Gewalt 2»5 Marl der Firma Teichen in Meisten gehöriges Geld weggenommen. gleichzeitig auch den Henke mit Vorsatz und Ueberlegiing zn tüten versucht zn haben. Ter Angel tagte ist im allge meinen geständig, behauptet aber, entgegen eine», frühere» Geständnis, dast er de» Henke nicht habe tüten, sondern nur widerstandsvnsähig habe machen wollen, L.ti mann verheiratete sich Pfingsten >012 und halte damals an »00 Mark Schulden. Ta die aus Abzahlung entnommenen Möbel wieder abgehetzt wurden, kehrte seine Ebesran wieder zu ihren Eltern zurück, so dgst sich L. in keineswegs glän zender Lage befand. Bis zum 13. Februar arbeitete ei in den Tonmcrkcn zn Schictta und lernte dort de» Vor arbeiter Henke kennen. Dieser hatte alle Sonnabende bei der Meistner Bank aus Rechnung der Firma Teichen einen gröstcrcn Betrag abznhebcn und je nach Bedarf de? Lübne an die einzelnen Tonwerkc zu übcrbringen. L. hatte non diesen dienstlichen Gänaen .Henkes erfahren und beichlos?, den Geldboten zu beraube», nachdem cs ihm nickt gelungen mar, in Dresden Arbeit zu finden. Da Henke dem L. kör perlich an Kräften überlegen ist, lauste L. am l-.Februar einen Revolver, fest entschlossen, davon bei dem Ravbaniatlc Gebrauch zu machen. An demselben Tage schon beabsich tigte L. die Tot ciiisznsührcn nnd begleitete den .H. von Meiste» nach den Tvnwerken zu. Zur Ausführung des Raubes fehlte es ihm damals aber an Mut: er beichlos? jedoch, am 22. Februar zur Tat z» schreiten n»d lauerte -em -H. in der Rähe des späteren Tatortes ans. -H. kan? jedoch nicht nnd entging vorderhand dem verbrecherischen An schläge. Rin? war Lehmann seit entschlossen, den Raub au? nächsten Sonnabend, den 1. März, ansziisühren. lim ganz sicher zn gehen, stellte er sich ans dem Heiniichsplave in Meisten aus und wartete ans H. Dieter erichieii zur be- stimmten Stunde, erhob ans der Meistner Bant eine a-ü- stcre Summe nnd lieferte den gröstten Teil davon in der ^ Vrückenscheiikc zur Lohnzahlung ab. L. wartete, bis H. wieder ans der Brückenscheiikc herausknin und eilte dann - die Nossener Strnste entlang voraus, um in einem Wäld chen zwischen Schletta »nd Kaschka den Henke zn crwaile». ^ Er liest den ahnungslosen Mann vorübericlireiten, folgte V, ihm ans dein F»s?e nach und gab aui ihn hinierrücis mehrere Rcvvlverschüsse ab, bis die Waue versagte. .Heute erhielt einen Schuf? in de» Kops, lunndle sich trotzdem um und enlris? dem L. den Revolver, nachdem er von L. noch einige Kolbcnschläge ans den Kops erhalten hatte. Run 2-! zückte Lehmann das rairheiimeiicr und nach ltzindlings avi?»> -H. los, der an und für sich schon nicht mehr Widerstands fähig war. Lehmann enteis; dem Opfer einen Beutel mit" ^ 2«5 Mark und crgriss die Flucht. Unterwegs »ergrub e: ce," 2tl Mark im Meistner Ltaitzpark. konnte jedoch schon am LS Abend des nämlichen Toges in Reisten lesigeuoiiiiiien ^ werden. De» Rest des geraubten Geldes trug er noch bei sich. Ans die -Hilferufe des überfallenen -Heule eilten 5.^ einige in der Rähe des Totvrtcs beschäftigte Arbeiicr des»»^. Rittergutes Oberjahna herbei, denen -H. den 'Rainen desEZ Räubers nennen konnte Henke wurde nach dem tüiidlichen ^ » Krankenhauic in Meisten gebracht, wo der behandelnde Arzt Tr. Beck 2» Schnst-, Stich-, Schnitt- und Ristwiiuden an Kops. Hals und Schulter Henkes sestsiellle. Trotz der teils schweren Verletzungen ist -H. völlig wiedcrhergestelli worden. Staatsanwalt Zustizrat Petri hält die Anilage «U vollständig gnsrccht, während der Verteidiger Zustizrat L! Knvll dafür eintritt, das? in dem vom Angeklagten gegen ^ Henke gerichteten Angrissc neben schwerem Raube »ui vcr- tz» snchtcr Totschlag als erwiesen angenommen werden könne. Lehmann wurde iedoch qcmäst dem Wahlspruch der Ge schworenen niltcr Ausschluss mildernder Umstände im Sinne der Anklage für schuldig befunden und vom Schwur gericht zu t 2 Z ahrcu Zuchthaus. 10 Jahren Ehren- rechls.verlnst nnd Zulässigkeit der Polizeianssichi verurteilt. Das Gericht berücksichtigte als strafschärfend die Schwere der Tat und den Umstand, dast Lehmann es auf die Ver nichtung eines Menschenlebens abgesehen habe. Rur einem besonders günstigen Umstande sei es zu danken, dast er seine Absicht nicht erreichte. Sin idealer Finanmogramm. Professor Tr. G. v. Schanz in Würzburg und Pro fessor Tr. Julius Wolf in Berlin lassen ncncrdings im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart eine neue Zeit schrift, „F i n a n z io i r t i ch a i t l i ch e Zeit s r n g e n", er scheinen, in der Stellung genommen werden soll z» allen aktuelle.» Fragen ans dem schwierigen Gebiete der Finanz und Wirtschastspolitit. Das soeben erschienene erste Hesl ist ausichliestlich dem gegenwärtig im Mitlelpunttc des Znteresses stehenden Reichssiiianzprobtem gewidmet: einer der hcrvvrragendsten Steuer- und Fiiianzpvtitiler, der Senalsprästdenl am prenstischen Oherverwalningsgeiicht Tr, Ltrutz. gibt unter dem Titel „Reichs- und L a n d c s st e » e r n : m H i n b l i ct ans die D e ck n n g der W e h r v v r k a g e n" eine erschöpfende und überaus wert volle Behandlung dieses wichtige» Themas. Der Aussatz ist meisterhaft nach Form »nd Zubatl. Mit teidenschasts- lv>er Uilparteitichleit »nd zivingender LvgU wird der Weg eins dem Gestrüpp und dem Irrgarten gefahrvoller Partei politik gewiesen. Das -Heft gehört in die -Hand aller derer, die berufen sind, ans diesem schwierigsten Gebiete unseres öffentlichen Lebens mitziiarbeiteil. Wir versage» »ns für heute, ans Einzelheiten einzngehen. und ivvllen lediglich die lapidaren Schlnstthesen des Aussatzes hier wiedergebe». Sic lauten: 1. Z in allgemeinen: l. Das notwendige Reben- einanderbeireheii vvn selbständigen Eiiizelstaaleii und eines Staatenstaates wachi eine Teilung der Steiicrgeivalt zwischen beiden nach Steiierarten erforderlich, die der übe? geordnete Staatenstaat nicht einseitig ohne Rücksicht auf die Interessen und Verhältnisse der Einzelstaaten vornehmen daZ- 2. Dje bei dieser Teilung gezogenen Grenzen haben Einzelstaaten wie Ltaatenstaat gewissenhaft z» beobachten. Bei steigendem Bedarf hat jeder von ihnen zunächst Deckung dnrch weitere Ausnützung des innerhalb dieser Grenzen liegenden Ltenergebictes zu suchen. Erst wenn sich dies für ihn infolge vollständig"» Abbaues seines Stcucrgcbicteü al4 unmöglich erweist, sollte der Stgakcnstaat dessen Erwetze rillig aus Kosten der Einzckstaatcn anstrebcn. Dabei hat er aber diese Erweiterung auf densenigen Teilen des Stencrgrbietes der letzteren zu suchen, die für deren Stcucrgebiet im aonzen am wenigsten wesentlich sind, vvn ihnen am ehesten entbehrt werden können.