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^ 33. Jahrgang. Autt.46.VOV Exempl. Mter-L MvriMM»i> I.WWM. LIM HV1I»«Ii «M» »tra«-« IV, II. und HI. Lt. vomlao« ULvk nsu«8ton krrriaor LüdoUon in pracktvollsa ^bsväkLrdon. Lo»tumv> aut XVunLclr naed Haas». Vorssnär naek auswärts prompt. Dresden, 1888. «or,rn - ^rirnrammr. «»«»Ion, L.1. Jan. iGeirelde- iu,r»>. Spirittip pr. 100 Llk. 100°/, eill. !x> M. Berbeana-oadaabe »er Januar 17.80, «vril-MnI50,40, Mai- Junt k.1,»», do.7uM. Januar 10,20, Mat.Juni —, Itloancn Ja».-geb>. >>5."U, plprtlMat >10,00. Mai-Juni Uiitbol 'ltpril-Mat 48,00. ^ Ä,' i6»i »nisatzloS. — Wetter: Sepr trtipe. SirtN». 21. Jan. iGetrctdem., «-iw» u»v.. toro 181-,88, Mai 170,50, Juin-Juti 174.50. >-invilgk» unorräudcri, loco t00 III ^ AprÜ-Mai 120.00, JuniJuIt >24.00 Poinmrrlche, Hascc ,oco >02 >02 Äüb°l...'>u»erä0ac.l, Januar 48.00. PIPlN-Mai 48,0». Spjiituo matt, loco oiinr gast vccslcucr: 08.0», »Nt (50 Mark- lloasnmiicucr 40.10, mi> >70 Mark' irousnmftcnc, 11,2» April Mai 00,00. Petroleum loco perca'tt >10-,. Lin« Lartl« Ktzill8vj<l. kvMN86!!irmv für Damen n. Dorre» mit dovlivlorrrmtsn 6riffou. 8tüok 8 Hark. 8 kvloxautsll HV»I«VI»I»»«88er»8»v Vollkommonstorselbsttbätixer, xvräusoklosor n» i i 1 Lsrnsproeli- ^n»»l,In>4«« «r. «Ivo. kroapeets zrratis u»,I sraneo. ' 18,0««» «lüvlt In» «edrnavl». Lurt LÄNÄUS. rL.'L"'.«-r. Hiiirv LIlI ZI.I.MMM-II. Z Uar ^rcobi, „ „ Ä vninlno« in vorris/sl. ^usw.altl für Herren und vamen. 8 K ^utträ^s »aelr auswärts werden prompt ekt'eetuirt. M « V«I«pI»on Nir. 38». L s <älalvrtv!8tra»-8v 2 part. und erste LtaM. Ilieattzr-«. UMtzii-KsMr«!!»« I. li«»KW LsrtdL Ltrsn§, 8kI>I«Wtr. 24, II. Herr» N«k-I-»iiiIit«r Muff, Alvlnvm «Itvn Lnko ffvtrvu xrlksst« 8LndvrIrvIt uud 74evurate88v. klinkllitltv Nosoixuilx nuek »U8w!irt8. Vomiiio« In seliwnrr und eoulvnrt. Ticustag, Äd Jmuiar. lüllieu-!'' Russische Friedensversicherunaen, neue Wehrvorlage, Florentiner Zwischenfall, preußische Finanzen, Streiks. Holnachrichten. l Fpttjjt». Landtag, Trichinenschau. Reblaus in der Lößnitz, Gottesdienst in der Trinitatisparochie, Lchrerevnferen;, „Einilia Galotti."! i/emniwortlicher Redakteur für Politisches 0». ikmll vte rev I» Drerden ES verlohnt sich kaum noch, nachdem die friedliche Kundgebung desEzarc» wirkungslos verpufft ist, auf die FrledcnSäußerungen der luisischcii Presse noch näher ein,»gehen. Zumal wen» sie mit so cigenthumlichen Auslassungen verseht sind, wie ei» nenerlicher Arti kel des bekannten russischen Sprachrohrs, des Brüsseler.Nord". Ta man nämlich In Rußland sehr erstaunt ist, daß Europa trotz dc.S c,arische» ssriedenswortcS sich deS Mißtrauens gegen die rus sische Politik nicht entschlage» kann, so kehrt man dort den Svieß upi, klagt Oesterreich au, eS trachte uacb der Alleinherrschaft über die Balkauhalbinfel und verlangt von ihm die Wiederbcrnusgabe von Bosnien und der Her,egowina. Es wird da recht viel u»nä- Ihiger Staub ansaewirbest. nm die einfache, klare Lage zu trüben. Und wenn die russischen Blätter mit der Miene gekränkicr Bieder männer sich in der Bcthenernng der friedlichsten Absichten crichvps- tc», werden sie doch keine» rechten Glauben finden, solange es Rußland nicht beliebt, seine Truvvenansammlnugen im Westen riick- aangig zu machen, sowie greif- und brauchbare Vorschläge wegen fried licher Beilegung der bulgarischen Wirren beranSzubringen. Solange der ',>ricdensv»»d der drei mitteleuroväischen Reiche besteht. liegen die Machtverhältnisse z» ungünstig stir Rußland, als daß es einen Kneg ohne die Gewißheit des Unterliegens beginnen könnte. Auch weiß alle Welt, daß die Kricasvorbereitungen des schwerfälligen Nußsands noch zu weit zuriick sind, als daß es vor etlichen Jahren losschlagen konnte. Darum ist »ach wie vor ei» Kriea in den nächste» Zellen nicht wahrscheinlich. Des Friedens aber wird Europa auch nicht recht froh. Beabsichtigt dies Rußland, so erreicht es dies allerdings. Nur soll es sich nicht cinbilden, die wirklichen Jriedens- niächte mit seinen wohlfeilen Jriedensbetbcucriinaen einschläfern zu können Diele sind außerdem darauf berechnet, Stimmuna kür eine neue npsische Anleihe zu machen. Wie würden sich die Pan- slavistcn die Docke voll lachen, wenn das einfältige Westeuropa ihnen abermals Dnndcrtc von Millionen zn Kriegßvorbereitnngcn vorslrecktc. damit Rußland, wenn Alles fertig ist. über die durch billige ttiriedcnsworte genarrten Nachbarn niit ansgehobener Mailst hcriallcn koinitc! Rein, io naiv ist man nirnends mehr. Wohl besteht auch in Rußland eine Friedenßpartei. sie hat ihre Vertreter m hohen Stellungen, ihr Danpt ist der Czar: für die russische .ciiedensuartei ist aber die mächtigste Stütze der Hinweis aui die Wachsamkeit. Stärke und Entschlossenheit der europäischen ffrie- deiismäckllc. In letzterer Beziehung läßt eS Dentschland an Nichts fehlen cS läßt es sich ioaar ein newaltiqcs Stück Geld kosten. 8 Millio nen Mark jährlich wird Deutschland künftig mehr nnsbringen, um die Kriegslnst seiner nnnihigen Nachbarn zn dämpfen und sie zum ^ricdenlialte» zu zwingen. Denn aui so hoch, ans 2D Mill. Mk. veranschlaat nian jetzt die einmaligen Kosten der Durchführung der »eueii Welwporlaae. Ihre genaue Summe häncst noch von dem Vortrag ab, den der nach Berlin zurückgekelirte Reichskanzler dem Kaiser Wilhelm ballen wird. Man behauptet, wabl nicht obne guten Grund, daß Fürst BiSinarck auch die finanzielle Seite der militärische» Forderungen dem Kaiser darsegen wird. Im Friibjabr bat der Reichstag !M> Millionen für die Vermebrung des siebenden Heeres, Nciianichafsnnaen und sonstige militärische Maßregeln be willigt: der ietzige Reichstag wird auch nabe an 250 Mill. zur Ein- slcidu»a und Bewaffnung der Landwehr 2. Aufgebotes und des Landsturmes bewilligen; endlich muß es aber doch damit genug sein. Die Militärverwaltung beruft sich aus das Bedürfnis?: dem hat der Reichstag freudia entsprochen und wird es demnächst wieder thun. Ab-r wenn die Militärverwaltung naturgemäß den rein militärischen Gesichtspunkt in de» Vordergrund stellt, so ist es mit der vollen Anerkennung von dessen Berechtigung dock, nickst abgeiha». Unva- triotilch ist keineshills das Verlangen, daß sich auch die Militär verwaltung nur an> das schlechterdings Unabweisbare zu beschränken babe. In dieser Richtung darf man wohl annehmen, daß Fürst Bismarck nicht blos als General der Knvalerie. sondern auch als Reichskanzler, als allein verantwortlicher Ncichsbeamter, seine Stimme erhebt. Der Streitfall zwischen Italien und Frankreich, entsprungen ans einem geringsüflinc» Prozeßhandel in Florenz, ist durch eine weite Nachgiebigkeit Italiens geschlichtet worden. Die Franzosen haben allen Grund, sich des Erfolges ihres Ministers Flourcns zu neuen. Nur die Radikalen murren, weil der Friedensrichter in Florenz nur auf einen anderen Posten verletzt, womöglich gar be fördert, nicht aber gerügt oder bestraft Warden ist. Wie immer be glückwünschen und bewundern sich die Franzosen auch bei diesem Streite mit dem Auslande wegen ihrer angebliche» Mäßigung und staatsmänniichen Besonnenheit. Die übrige Welt hat von dreien Tu genden Nichts bei de» Franzosen bemerkt. Leidenschaftslos ist es doch nicht, wenn man droht, Frankreich solle die 25V.0M Italiener, die i» Sndirankreich. besonders in Marseille, ihr Vrod verdienen »und den Franzoirn 200 Millionen Arbeitslöhne rauben" über die Grenze jagen und Alles dies—wegen einer Prozeßbagatelle! Ruhig kann man eine öffentliche Erörterung kaum nennen, wenn die Presse eines Landes das andere auf's pöbelhafteste beschimpft, verhöhnt und als außerhalb aller Civilisation stehend brandmarkt, blos weil dieses Land nicht gleich z» Kreuze kroch! Die radikale und sozialistische Presse von Paris ist eben eine Geißel ärgster Art. Gegenüber ihren Wuthansbrüchen hat die italienische Presse außerordentliche Ruhe und wirklich staatsmännilche Gelassenheit beobachtet. Uns Deutschen konnte es »nr ganz recht sein, daß die Italiener bei diesem klein lichen Florentiner Streilfall klar erkannten, wie die Franzosen über sie denken und wessen Italien sich von Frankreich zu versehen hat. Der Grundton der französischen Acnßcrnngen war der, daß Ita lic» grenzenlos undankbar gegen Frankreich und überhaupt ein »nlergeordnetcs Reich sei, das einfach nach der Pfeife des mächti gen Frankreich zu tanze» habe. Ta ist cs denn den Italienern rccht deutlich wieder vor die Seele getreten, wie Napoleon 1859 den italienische» Krieg nicht sowohl zur Befreiung Italiens, sondern zur Befestigung der napolconiscben Herrschaft geführt und daß er eigentlich cm Protektorat Frankreichs über Italien erstrebt hat, welches nur rin Anhängsel Franrreichs werden sollte. Alles, was Italien Frankreich schuldete, bat es durch Abtretung der Provinzen Nizza und Savoyen bezahlt. Jetzt ist es zur Großmacht herangewnchscn, Dank der Unterstützung Deutschlands. Von Frankreich haben die Italiener nur Eins z» erwarten: Zurückstoßnng in ein Dienstmann-Verhält» »>b zu Frankreich. Dagegen aber empört sich jedes italienische - . .. Italienern gezeigt, wo Bcrathung drehte sich hanptiächlich >,m die Verwendung dcr Ucbcr- schüsse; man nunmt an, daß der Vorschlag des Finai,zi»i»lsters, die Genieindelaslen durch Zuschüsse zu dein Schulwesen zu erleichtern, durchdrirrat. Denn rhre Verwendung zu Stcaßenbauzwecken ginge nur den Landwirthen, besonders den Rittergütern zu Gute, die in Preußen ja noch manche Vorrechte genieße». Es entspricht der Gerechtigkeit, nicht ihnen, sondern vor Allen den Gemeinden, den Lehrern, die StaatSüberschiisse zuflicßen zn lassen. Ferner wird auch den Ptarrgcistlichen ein Posten von 740,000 Mk. lährlich zulallcn und die Staatsbeamten erhalten cnie recht annehmbare Aufbesse rung ihrer Gehalte, da sie von dennelben nicht mehr 6 Mill. Mk. als Verträge zu den Wittwen- und Waisenpensionskassen abgezogen bekommen. Die Beschwerde des sozialdemokratischen Abaeordneten Frohnie über die Berichte der Fal>r>ki»spektoren hat die Aufmerksamkeit aus die Streiks gerichtet. Frohme wollte es nicht Wort haben, was die Fabrikinspektoren behaupteten, daß einzelne Streiks von außen her durch die Agitatoren in die Arbeiterschaften getragen und die Arbeiter in die Streiks verwickelt wurden. Nicht bei allen, aber doch bei manchen Streiks ist denn doch die Beobachtung gemacht worden, daß sie von den leitenden Agitationsstellen veranlaßt werden. Wollen die Arbeiter nicht mitmachcn. io werden sie in Acht und Bann gethan, d. h. aus den Werkstätten hinausgeärgert und es wird ihnen sogar mit Ausschluß aus den Kranke»- und Altcrskassen der Gewerkveremc gedroht. Wir können deshalb nicht ernsthaft genug darauf dringen, geeignete Organe — gewerbliche Schiedsgerichte — zu schassen, welchen die Regelung von Differenzen zwischen Arbeitern und Ärbeilgebcrn übertragen wird. Nämlich nicht blos Lohnstreitigkciten des Einzelnen, wie das jetzt schon in Sachsen geschieht, sondern wir verlangen die Ausdehnung ihrer Be fugnisse zu gewerblichen Eiiiigungsämtcrn, um überhaupt den Aus bruch von Streiks nach Möglichkeit zn verhüten. Solche gewerb liche Einigungsämtcr werden gewiß nicht alle Differenzen zn nlllei- tiacr Befriedigung schlichten können, allein doch die große Mehrzahl derselben. Unsere Kriininalgcrichte schaffe» ja auch nicht alle Verbrechen aus der Welt; allem ihr Nutzen für die öffentliche Sicherheit wird doch von Niemand bezweneit. Ebenso zweifellos würden Gewerbcgerichte, bei denen Arbeiter und Arbeitgeber ver treten sind, sehr viel zum sozialen Frieden beitragen können. Je größer die Zahl der Menschen wird, welche in ihrer ganzen Existenz von andere» abhängen, desto mehr tritt die Nothwcndigkeit hervor, daß öffentliche Organe geschaffen werden, welche dieie abhängigen Volksklassen vor Ausbeutung durch dicienigen, von denen sic ab- ' sind, schützen. hängig -renefte Telegramme »er..Dresdner Ra»r." vom 22. Jan. Berlin. Concurrcnz zur politischen Gewalt treten könnten. Epnern rügt, daß die Scchandlung ein Effekten- und SpeknlatwnSgeschäit be treibe. Graf Limburg-Minnigervde (cons.) für Beibehaltung der Sceliandlung. Berlin. Das „Tageblatt" meldet: Mackenzie begicbt sich Ende nächster Woche behufs Exstiroation des abgestorbenen Knorpels im Halse des Kronprinzen nach San Remv; dann erfolgt eine ärzt liche Consultation. Die Umstoßung des November-Gntachtens (Krebs) ist wahrscheinlich. Tie Berliner Börse begann schwach auf ungünstige politische Nachrichten. Nur nir deutsche Bahnen bestand rege Frage und feste Tendenz. Banken waren nachgebend, aber still, ebenso österreichische Bahnen und Bergwerke. Von fremden Renten waren Russen und Ungarn schwächer. Später trat eine allgemeine Befestigung in Folge anhaltender Gcldflüssigkeit und besserer Pa riser Notieungen ein. Besonders waren ansländischc Fonds be festigt. Das Geschäft belebte sich. Nur Renten blieben still. Kassaverkehr und deutsche Bahnen waren fest und besser, öster reichische sehr still, Banken abgeschwücht, Bergwerke lest, für Industrien bestand regeres Interesse. Deutsche Fonds waren fest, österreichische Prioritäten ziemlich behauptet. Privatdisko.it Ipr Prozent. »rank fort 0. M.. 21. Ja». Credit 215°/,. »taattNiadn >72-.,. -am- borden 670.. Galizier —. Egdittcr 74,1». 4»roc. Unaar. Goldrente 78,M. ivtöconlo >87,00. 80er illusscu —. HandclSg. —. Laura —. Behauptet. Wten, 21. Januar. Credit 270,>0. StaatSdadu 214,50. Lomdardcu 8t.25. Nordwkstb. >51,75. Marknoten 62,25. Nna. Credit 271,25. ffest. V artS. 23. Januar. ,Sck>l>>»., «eutc 81.27. «»leide 107,82. Italic»» 04.32. StaatSbadn 410,00, Lombarden >82,50, da. SriorUitteu . Spanier 87,00. CaOPicr 171,12. Ottomanen 503.75. Piene Anleihe —. Türke» —. Still. Lon » o », 21. Januar. Barm. >1 Uhr l» Min. Sousol« >V2>/,. 1871er Buffen 02'/,. Italiener 01'/,. Lombarden 7>/.. Kon». Türken 13'/«. tproc. knnbirte Amerikaner 128',. 4pror. Ungar. Goldrente 77'/«. Oefterr. Gold» reute 87. Brcu». Consol» 105. Eghpter 71'/., Neue Sghpter 100'/,. Garant. Eghpter >01. Ottomandank >»>/,. Suez-Actieu 82'/,. Spanier 86'/,. — Stim mung: Jest. — Wetter: Milde. Amsterdam, 21. Januar. Produkten iSchlu»,. Welzen »er Mirz 102, per Mai —, behauptet. Boggen per März 105, per Mai 101, steigend. London. 21. Januar. iPraduktc») Sä,ln». Getreide ruhig, Weizen Käufer zurückhaltend, gibst zn >/, Sck,. für englischen Weizen, fomle für >/. bi» »/, Sch. für fremden Welzen gegen vorige Woche dllliger, Mehl ruhig, Mai» °i, Sch, gewichen, Berste fester, Hafer stetig. — Weiter: Milde. ivarl« »Produkten). 73. Januar. iSckiub.» Welzen »er Januar 2S.M. »er Mai-Augult 24.30. ruliia. knirltuS »er Januar 48.2s, »er Mai-August 47.70, matt. NübLI »er Januar 55.75. »er Mai-August 65.80. weichend. Herz. Der Florentiner Zwischenfall bat den Italienern gezeigt, ihre wahren Freunde sitzen. Wir Deutschen können mit seinem AuSgang zufrieden sein. Der preußische Landtag verwandte zwei Sitzungen zn seinen Bndnctberathiingen. Es ist zu beklagen, daß die günstige Finanz lage Preußens den Anlaß abgicbt, die Reform der direkten Steuern iEiickoninicnstcncr) abermals auf die lange Bank zn schieben. Tic Reichstag. Das Hans ehrte das Andenken des heute verstorbenen Abg. Waidow-Neitzenstein (cvnicrv.) durch Er beben von den Plätzen und wählte an Stelle Tröndlins Metzer- Jena (nat.-l.) zum Schriftführer. Alsdann ward in dritter Lesung die Vorlage betreffs Einführung der Gewerbeordnung in Elsaß- Lothringen niit der Resolution Henneberg auf cinheitlichc Regelung der Dainvfkcssclgesetzgcbung für das ganze Reich angenommen. Hierauf ward die Berathung des Etats des Innern beim Rcichs- versichcrungsamt fortgesetzt. Abg. Vaumbach wünscht die Einfüh lung von Organen zur Vertretung der Interessen der Arbeiter den Berufsgrnossenschaftcn gegenüber. Die Berufsgenosscn- schaften-Verwaltung sei im Durchschnitt zu thener. Die Vcrwaltungs- kosten übmchritten durchschnittlich die Enischädiguugskosten. Jeder einzelne, Nnsall, der von den Berussgenoffenschaste» behandelt worden ist, verursachte 260 Mk. Vcrwaltrmgskostcn. Staatssekretär von Bötticher findet das Ergebnis; im Gegenthcil als über Er warten günstig. Las-Umlageverfahren bringe es mit sich, daß die Unfallkosten steigen, während die Verwallnngskostcn sich gleich blieben, ja verminderten. Die Privatgescllschatten hätten höhere Verwaltungskosten als die Bcrussgcnoffenichasten. Auf die An frage Banmliachs, ob das Alters- und Jnvaliditätsgcscg noch in dieser Session zu erwarten sei. crwiederte der Staatssekretär, er wünsche dringende Beschleunigung, könne aber den Termin »och nicht angebe». Es handelte sich um einen der wichtigsten Theilc der Sozialreform, die indeß damit noch nicht abgeschlossen sei. Die Wittwen- und Waisen-BersorgunaSvorlage habe bisher überraschend günstige Aufnahme gefunden. Die Absicht, den Qnittnnasbüchcrn den Charakter von Arbeitsvüchern zu geben, liegen der Regierung sehr fern. Dieselbe sei bereit. Garantien dagegen, soweit als möglich zu schaffen. Die Schaffung besondererOffizialinnndatare iürtdic Arbeiter- Interessen sei nach Baumbachs Wunsch schwerlich durchführbar. Abg. Barth (frei!.): Die Privatversichcrungsgesellschaftcn seien mit den Berufsgenossenschaften nicht zu vergleichen, weil elftere mich mit zahlreichen kleinen Unfällen zn thnn hatten, die den Kranken kassen zu übertragen seien. Abg. Grillenbergcr beschwert sich über die Behandlung der Arbeiter seitens der BerussgcnossenschastSvor- ständc und verlangt nähere Bestimmungen zur Beurtheilmig solcher Unfälle, die nur eine theilweise Beschränkung der Erwerbsunfähig keit zur Folge haben. DaS Bcrussgenosscnschaftssvstem sei ein ganz Verkehrtes. Die Berntsgenossenschaften seien schlimmer als die Privat-Versicherungs-Geicllschaftcn. Die ganze Altersversiche rung erscheine nach der Festsetzung der Altersgrenze von 70 Jahren nur als Manöver zur Eiiisührung der Arbeitsbücher auf Umwegen. Staatssekretär von Bötticher legt das Hauptgewicht auf die Jn- validitätSversicherung. Der cnverbsunfähigct Arbeiter bedürfe der Versorgung, nicht derjenige ältere Arbeiter, der sich noch ganz leicht erhalten kann. Er bitte die Angelegenheit zn unterstützen, positive Vcrbesserungsvmschläae zu machen, politische Hinter,zcoanken aber bei Seite zu lassen. Abg. Walirktz (nat.-l.) und Gamp (Rrichöp.) vertheidigen die Bcrnssgcnossenschaftcn gegen die Angriffe Baiim- bachs und Grillciibcrger. Das Kapitel Rcichsvcrsichcrungsamt ward angenommen. Bei den rininaligen Ausgaben (Diäten ffir die Neichskonnnission zur Entscheidung für Beschwerden ans Grund des Sozialistengesetzes) wirft Grillcnberger der Regierung vor, in Angelegenheit ocr Schließung der Kräckerschen Druckerei in Breslau ihre Pflicht nicht gethan zn haben. Der Etat des Innern wird ange nommen: morgen Reliktenbeiträge. — Das Abgeordnetenhaus »ahm eine Reihe Einzel-Etats an. Minnigerode kcmstatirte, daß die kleineren Staaten durch Vermehrung der preußischen Lottcrieloose veranlaßt worden seien, ihre Lotterien zu rednziren, was er mit Ge- nugtbuung begrüße. Regiernngsieitig wurde niitgethcilt, daß die Nachfrage nach Loosen bereits letzt wieder größer sei, als die Zahl der Preußische» Loose. Beim Etat Scehandlung tadelte Mctzcr- Breölan die Mitwirkung der Scchandlnnaan der russischen Emis sion 1885, wodurch Dentschland eine Milliarde russischer Papiere ausgenommen habe. Finanzmil,istcr Scholz bestreitet letzteres, er klärt aber, daß er den Fehler gerügt und dafür gesorgt morden sei» daß sich derselbe nicht wiederhole. Zur Aushebung der Seehand- lnng könne er die Hand nicht bieten, weil sie den Staat unab hängig mache von den großen Finanzmächte», die sonst leicht in Lokales und Sächsisches. — Heute früh begicbt sich Se. Majestät derKön i g mittelst Extrazngcs vom Böhmischen Bahnhos ab zur Jagd auf Prctzicyen- dorier Revier. Abends halb 6 Uhr findet die Jagdtafel im Königl. Resideiizschlosse statt. — Se. Majestät der König nahm gestern Vormittag die üblichen Vorträge der Herren Staatsministet und Dehärtcniezltschcss entgegen. — Ihre Maj. die Königin besuchte gestern Mittag in Be gleitung der Hofdame Gräfin Einsiedel die aus hiesiger Chcmnitzcr- siraße gelegene Astzlstiftung für erwachsene taubstu nr m e Mä d ch e n. Ihre Majestät war über die neugeschaffencn Räume und die gesunde Lage des vor Jahresfrist übcrgcsiedelten Taubstnmmen- Ashls erfreul und verkehrte in bekannter leutseliger Weise niit den taubstumme» Mädchen, besichtigte deren Arbeiten eingehend und sprach vielfach Anerkennung aus. — Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich August unternahm am Sonnabend Nachmittag in Begleitung seines Adjutanten, Hauptmann Frciherrn v. Wagner, die erste Ausfahrt nach seiner Wiedergencsiing in den Großen Garte» und am Sonntag Nachmit tag den ersten Spaziergang. Nachmittags bctheiligte er sich an der bereits gestern erwähnten Famitientasel im Palais auf der Langestraßc. — Der Oberschaffner 2. Kl. bei der Staatscuenbahnverwaltung Nud. A h r in Leipzig erhielt das Albrechtskrcuz. — Es ließ sich voranssehcn, daß die Wahl des Dr. mcd. Minckwitz zum Abgeordneten des 7. landl. Wahlkreises von frei sinnigen Blättern in ihrem Sinne ausgebcutet werden würde. Demgegenüber wiederholen wir nochmals vic unS von zuverlässig ster Seite zilgegangene Mitthcilnng, daß Dr. Minckwitz durchaus aus dem Boden der Partei Schreck-SIarkc-Streit stchc und mit dem Berliner Freisinn nicht das Mindeste gemein hat. — Landtag. In der gestrigen Sitzung der 2. Kammer führte die Vorbcrathuiig über das seinem Hauptinhalt nach bereits mitgetheiltc Decrct betreffs der Veräußerung und den Erwerb von Grundstücken bei den Landespfleg-, Straf- und Besserungsanstalten zu einer Debatte über die Gefängnißarbcit. Stach einer ans der Jvnriialistentribüne iiiiverständlichcn Bemerkung des Abg. Kockcl bemerkt Abg. Geyer (Soziald.). der Zweck der Vorlage sei offenbar ausschließlich der, dem Großgrundbesitz durch die Verdingung billiger Arbeitskräfte ans den Gefängnissen einen Vorthcil zu wenden zn wollen. In den Motive» zn der Vorlage vermisse cr eme Erklärung, worin den» die „vvrthcilhaftcn Känfanerbictungen" bestünden. Wenn die Agrarier dem Decrctc ihre Zustimmung gäben, zeigten sie, ebenso wie bei der Berathung über die Herab setzung des Zinsfußes der Landescultiirrentcii, daß sic in ihren Zielen uneinig seien. Abg. Uhlemann constatirt, daß in dem Teeret weder die Rede von billigen Arbeitskräften, noch vom Groß tzriiiidbcsitz sei. In der Finanzdeputativn )V, an die das Teeret zu überweisen sei, würde genug Gelegenheit sein, seitens der Regie rung die nöthigcn Erläuterungen entgegen zn nehmen. In dennelben Sinne äußert sich Abg. Wehner. Abg. Geher bleibt jedoch dabei, daß aus dem Teeret dlc von ihm getadelte Tendenz zu erkennen sei. Abg. v. Oehlichlägel meint, wenn Abg. Geyer der Verhandlung über die Landeskultliirenten aufmcrtiam gefolgt wäre, lv hätte er ohne alle Zweifel erkennen müssen, daß die Lnndwirthc in der Hauptsache alle einig gewesen wären, und daß man nur über die einzuschlagenden Wege eine Uebcrcinstiminnng nicht habe herbeilühren können. Daß die Sozial demokraten für seinen damaligen Antrag gestimmt, habe ihn im Grunde genommen unangenehm berührt und er hoffe, daß die Landwlrihschast in Zukunft auch ohne deren Hille gedeihen werde. Auch über den vorliegenden Fall hätte sich der Abg. Geyer besser orientircn können. Die in, landwirthschaftlichen Betriebe beschäf tigten Gefangenen mußten beaufsichtigt werden, könnten demnach nicht emzeln an klcmcre Besitzer verdingt werden. Er wünsche nicht, daß s,cy die Großgrundbesitzer durch Reden wie die des Abg. Stolle cibha cn ließen ihre Dienste auch künftig dem Staate an- zuhietcn. Was die Vorlage selbst anlange, so glaube er. daß es vielleicht besser sei, das fragliche Grundstück jetzt nicht zu verkanten. Aba. v. oollmar erklärt, die Bemerkung des Vorredners über die Udsllmmmin der Sozialdemokraten bezüglich der ^andesknlturrcntcn