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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020525029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902052502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902052502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-25
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
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An- tlindiannaeu aui derPrivailciie s?u-. L« Via: die Livallia» eiciie ois .Eingeiandt" od»r aui TexlieUe ea Pia In Nummern nach Soun und ge»r> lagen l- de». LivaNiae l8>und»eilen 3v. «o be,. «, und «o Big. nach bcionderc», Tarif. AuöivärNae Auiträae nur gegen Borausbetabiung. Velegbiälier werden in» io Ll». berechn«. Ll'llttSl'tlgS ülimslll lioell LPSi'lSl'lisulisitsn in ilslitseksil II. Sklgl. p ll Uaooa IlrmiMll' 20, LUVLVürvll. Zti-Ssig Eg Nrm. susrksvl'llsnMli dilügö pl-sirr«. v- « VHHZI»,« ^ lLnn»b l",nk>6r t'ormLllonre^u^wliutt^ von^tt!i»un^8-^inijvbUl»Kvn. Ok'SZllsn, Viotoi'issli'. 20. »M» tzperrikIMl? llavttvu-^Iöbvl. »MM» Nr. 142. hvttsstl: Die Jrirde»sverha»d>»ngen in Süd-Asrika. Novelle D)ahlder!chtc. Hvfuachrichten. GcweihauSslcllung. Bereu, für valcrlüiidiiche Jeslipiele, GerichtSverhaiibluiigen Beim Priisideiuen Krüger. Sonntag. 2S. Mai 1902. Neueste Drahtrneldmrgen vom 24 Mai. Die AriedenSverhandlttttgen in Südafrika. Pretoria. Tic Ergebnisse der Zusammenkunft der Buren in Bereeniging enttäuschten »ach der englischen Reuter-Meldung insoiern, als eine ofscnbare Entscheidung nicht erreicht werden konnte. Die Transvaalbure» betonen die Nolhwendigkett, die Friedensbedingungen Englands anzunehmen, lehnen es aber ab, für sich allein ein Abkommen mit der britischen Regierung zu wessen und die Freistaatburen auf diese Weise den Kampf allein weiter führen zu lassen. Es wurde beschlossen, daß die Haupt- sichrer der Buren sich zu Kitchener begeben, um ihn von dem Er- gebiiiß der Beralhuuge» zu unterrichten. Wegen des unent schiedenen Charakters dieser Miltheitung wurde im Allgemeinen erwartet, daß die Feindseligkeiten ivieder eröffnet werden würden. Jedermann war daher erstaunt, das, die Delcgirten sich noch immer in Pretoria befinden. Es wird deshalb verinuthct, das; die FriedenSausslchten nicht ganz hoffnungslos sind. London. Der Kriegsminister hielt bei einem Banket eine Rede, in der er ausführte, es würde über seine Pflicht hinaus- gehen, wenn er aus den jetzt vor sich gehenden Austausch von Mitlheilungen eingchcii wollte, welcher, wie man hasse, das Vor spiel zur Uebergabe der im Felde stehenden Buren bilden werde. Die Regierung sei so entschlossen wie je und werde eine Be seitigung von Schwierigkeiten nicht erkaufen mit der Aufopferung von irgend etwas, das der dauernden Sicherung des Friedens in Südafrika dienen könne. London. Der „Standard" schreibt: Der gestrige Minister rath dauerte 2 Stunden. Nach demselben fand eine Sitzung des KabinetSausschusses statt. Darauf hatte Chamberlai n eine Unterredung beim König. Alle Minister verlieben London. Chamberlain reiste nach Birmingham ab. Alle anderen Blätter dagegen melden, Chamberlain sei in London geblieben. London. Der Korrespondent d«S „Standard" in Pretoria meldet vom 23. d. M: Ich bin jetzt in der Lage, mit gröberem Nachdruck von Aussicht auf einen baldigen Friedensschluß zu sprechen, als es mir bisher möglich war. Man nimmt an, das, ein endgiltiges Abkommen entworfen ist,^ und man hofft, daß dasselbe unterzeichnet werde. — Wie dem „Standard" aus Durban telegravhirt wird, bezeichnen die „Marihburg Times" die Meld ung als unrichtig, dah der Gouverneur von Natal ermächtigt worden sei. Namens der Kolonie der Flotte die Herstellung eines Kreuzers als Gabe derselben anzubietcn. London. „Daily Telegraph" meldet: Man ist im Allge meinen der Ansicht, dah der Meinungsaustausch zwischen Pretoria und dem Kolonialamt noch so weit vom Abschluß entfernt ist, dah Balsour am Montag im Parlament keine bestimmte Er klärung wird abgeben können. — „Standard" erfährt, die Situa tion sei günstig für den Frieden. Die Burenoclegirten hätten keine Forderung erhoben, die die Ausopscrung eincS der vitalen Grundsätze bedeuten würde, auf denen die englische Regierung bestehen müsse. Ter Anspruch auf Unabhängigkeit ist als hoff nungslos fallen gelassen worden, und die Dcleairtcn begnügten sich damit, die Fragen der Amnestie, der Compensatio» und einer repräsentativen Regierung aufzuwerfen. Mehrere mit diesen Fragen in Beziehung stehende Punkte von Bedeutung, sowie andere wichtige Punkte wurden, wie der „Standard" hört, dem Kabinet unterbreitet und die Ansicht der Minister nachher in einer Depesche niedergeleat, die vom Kabinetsausschuß verfaßt wurde. Die Frage der Amnestie liegt im Wesentlichen in der Hand des Königs. Bezüglich einer repräsentativen Regierung könne nicht wohl etwas abgemacht iverden, bevor in Bezug aus die Föderation der Kolonien in Südafrika irgend ein Fortschritt gemacht sei. Keine Einzelheit weise indessen ein unüberwind bares Hindernih für eine baldige Erklärung des Friedens auf. , London. Wie „Daily News" erfahren, haben die Buren die sofortige Bewilligung der Selbstverwaltung gefordert, und in dein Falle, dah sie nickt gewährt werde, das Recht verlangt, sich mit ihren Staatsoberhäuptern zu berathen. Sie verlangten ferner die Amncstirung der Aufständischen in der Kopkolonic und ihrer Häuser und zur Wieder-Errichtung ihrer Farmen ohne einschränkende Bedingungen gegeben werden solle». Die englische Regierung soll darauf geantwortet haben, der Zeitpunkt des Eintritts der Selbstverwaltuiig könne noch nicht festgesetzt werde». Die Aufständischen sollen mit Aus nahme der gemeine» Verbrecher nickst behelligt werden. Die Führung von Feuerwaffen zum Schutze gegen die Eingeborenen werde gegen Erlaubnißschein gestattet: die Eingeborenen sollen de» Weihen nicht gleichgestellt sein. Das Parlament werde um Darleihung der zum Ausbau der Häuser und zur Neuerrichtung der Farmen nöthigen Kapitalien ohne Einschränkung ersucht werden. Metz. Gestern Abend 8>ch Uhr fuhr der Kaiser zum Grafen Häselcr. Dieser hielt zunächst dem Kaiser Vortrag. Gegen 9 Uhr begann die Tafel, an der der Kaiser Statthalter Hohenlohe und aus dem Kaiser!. Gefolge General v. Plessen, Oberhof- marscholl v. Lyncker, Oberslallmeister v. Wedel, der Ches des Militärkabincts Graf Hülsen-Häscler, der Gouverneur von Metz, Generalleutnant v. Stößer, die Herren des Generalstabes und der Bezirkspräsident Gras Zeppelin theilnahmcn. Gegen Vz12 Uhr begab sich der Kaiser nach dem Bezirkspräsidium, wo er für diese Nacht Wohnung genommen hat. Mainz. Heute früh fuhr am hiesigen Binaer Thor ein mit Backsteinen schwer beladener Wagen, dessen Bremsvorricht- ung versagte, in einen von Finthen kommenden Lokalzug. Zwei Wogen des Lokalzugcs entgleisten. Zwei Personen wurden schwer, mehrere leicht verletzt. Budapest. Ungarische Delegation. Stefan RokowSky (Bolksparteij richtet eine Interpellation an den Minister des Aeuhern darüber, ob eS aus Wahrheit beruhe, dah zwischen dem Grafen Bülow und dem Mnister Prinetti bei bereu Begegnung in Venedig endgiltige Vereinbarungen Hinsicht- lich des Dreibundes getroffen sind, und ob es wahr sei, dah unter den Bedingungen derselben die unveränderte Aufrechterhalt- ung des italienischen Handelsvertrages, insbesondere die bekannte Weinzollklausel, enthalten sei. Ferner wünscht Rakowsky zu wissen, ob der Minister bereit sei, den Text des Dreibundvertrages mitzutheilen und. wenn dies nicht der Fall sei. den Grund onzu- geben, weshalb der im Interesse des Friedens geschlossene Bcr- trag nicht veröffentlicht werde. Endlich fragt der Interpellant, ob es wahr sei, dah die österreichisch-ungarische Monarchie und Italien über eine eventuelle Besetzung Albaniens oder die Fest setzung der türkischen Interessensphäre Verhandlungen gepflogen haben. Paris. Der „Figaro" meldet halbamtlich, Graf Lamsdorss und Delcassv hätten sich in ihren Unterredungen vergewissert, dah Frankreich und Rußland bei allen Angelegenheiten ihr gegenseitiges Einvernehmen zur Anwendung bringen und die am politischen Horizont stehenden Fragen zu ihrem Vorthcfl regeln werben. Rom. Der päpstliche Jnternuntius im Haag Tarnasji ist heute früh hier gestorben. Madrid Der „Heraldo" meldet aus Lissabon: In Aveiro wurde während der Prozession der Bischos von Coimbra, als er den von der Prozession zu nehmenden Weg abändern wollte, von der Volksmenge mit Steinen beworse» und gezwungen, in einem Wogen unter dem Schutze einer Abthcilung Kavallerie in die Kirche zu flüchten. London. Die „Times" mcldcn aus Schanghai: Der britischeGeneralkonsul in Nanking hatte dieser Tage eine Unterredung mit dem Vicekönig, in der dieser erklärte, er sei bereit, seinen Widerstand gegen den Plan betr. die Regulirung des Schang-Pu-Lauss auszugeben und einen chinesischen Vertreter zu der Kommission zu ernennen, vorausgesetzt, dah die Konsuln Namens ihrer Regierungen dem Taotai von Schanghai die förmliche Zu- sicherung geben, dah die protokollarisch feslgestclltcn Beiträge ihrer Staaten entrichtet werden. Petersburg. Die „Birschcwija Wjedomosti" schreiben: Die Rede Kaiser Wilhelms in Kürzel ist eine von den jenigen, denen beschicken ist, überall nur sympathischen Wieder- hall zu Wecken. Abgesehen von ihrer großen politischen Bedeut- »ng bietet sie ein besonoeres Interesse dar, da sie die originelle Persönlichkeit des Monarchen des Nachbarlandes wiederspiegcst. Mit besonderem Vergnügen wird die Rede in Rußland gelesen werden, da sie so gut mit den schönen vielversprechenden Tagen der französisch-russischen Einigkeit harmonirt. Petersburg. Der Kaiser, die Kaiserin, die Kaiserin- Mutter, der Grohsürst-Thronfolger und Präsident Loubet fuhren von Zarskoje Ssclo nach Petcrhos und von dort zu Wagen nach dem Kriegshafen. Nach Begrüßung der dort versammelten Großfürsten und Minister und nach Abschreitung der Front der von dcni Gardc-Grenadierrcgimcnt zu Pferde gestellten Ehren wache begaben sie sich an Bord der Kaiseryacht „Alexandria", die alsbald von Kronstadt abdampste. Bei Annäherung der „Alexandria" gab „Cassini" Salutschüsse ab. Die „Alexandria" ging beim „Montcalm" vor Anker. Präsident Loubet fuhr mit seinem Gefolge in einem Kutter zum „Montcalm". Balo darauf begaben sich der Kaiser, die Kaiserin und die Kaiserin-Mutter, der Großfürst-Thronfolger, die übrigen Großfürsten, die Minister und das Gcsolge an Bord des „Montcalm", der die Kaiserstandarte und die französische Flagge hißte. Sodann fand ein Abschiedsfrühstück statt. Nach dem Frühstück geleitete Loubet die Majestäten an Bord der „Alexandria" und kehrte nach herzlicher Verabschiedung zum „Montcalm" zurück. Kurz nach der Abfahrt des „Montcalm" dampfte die „Alexandria" um 4,20 Uhr nach Peterhof zurück. Vorschl Minis: ausgesprochen hatte. Belgrad. Die Session der Skuptschina wird heute Nach mittag durch Königlichen Ukas geschloffen werden. Bukarest. Bei der gestern erfolgten feierlichen Nagelung und Uebergabe der neuen Fahnen hielt der König folgende An sprache: „Die alten Fahnen haben in Euren Reihen geflattert und Euch den Weg gezeigt, der zum Siege sührt, als Symbol des Eides, den die Soldaten dem Vatcrlande und dem König geschworen haben. Von Kugeln und vom Sturm zerrissen, getränkt vom Blut der Helden, haben die alten Fahnen ihre Pflicht erfüllt: sie werde» im Thronsaale neben der Stahlkrone ausbewahrt als sichtbares Zeichen für die künftigen Generationen und als Erinnerung an die Krieger, die den rumänischen Staat befreiten. Ich habe den Re gimentern und Bataillonen, die aus den Schlachtfeldern Bulgariens gekämpft haben, neue Jahnen gegeben. Mein glühe»- der Wunsch geleitet diese Fahnen. Mit ihnen vertraue Ich Euch die Ehre des Vaterlandes an, für die wir bereit sein müssen, unser Leben zu opfern. Es lebe Meine theure Armee!" Der König nahm sodann eine Parade über die Truppen ob. Washington. Im Repräsentantenhaus- brachte Stephens sTexass eine Resolution ein, in der erklärt wird, Amerika könne von keiner auswärtigen Nation eine Statue annehmen oder aus einem össentlichcn Platz errichten, die einen Kaiser, König, Fürsten oder Machthaber darftclle, der über irgend eine Nation geherrscht habe oder herrsche. New York. Eine Depesche aus Santiago de Chile meldet, daß das Abkommen zwischen Chile und Argentinien betr. die Abrüstung zu Stande gekommen sei. Viktoria. lBrit.-Columbia.s In einem Kohlenbergwerke bei Fernst iBezirk Kootenays fand eine Explosion statt, bei der 170 Personen umgekommen sind, nur 30 wurden gerettet. Die Betroffenen sind meistens Ausländer. Kimft und Wissenschaft. t*Wochen-Spiclplan der Königlichen Hof- lhcater zu Dresden. Opernhaus: Sonntag: „Die Glocken von Corneville". Montag: „Lohengrin". Dienstag: „Die Ab reise", „Aus dem Maskenball", „Die Nürnberger Puppe". Mitt woch: „Martha". Donnerstag: „Der Rattenfänger von Hameln". Freitag: „Mignon". Sonnabend: „Hans Heist ^ Folk " - - - - .Die kunger — Schauspielhaus. tstng". Sonntag: Sonntag: „Ohne Mittwoch: „Ohne Consens"; „Madame Edouard". Donnerstag: 1. Abend Moliöre-CycluS: ,,Der Misanthrop"; „Die gezierten Frauen". Freitag: „Johannisseuer". Sonnabend: „Die Hochzeits reise"; „Der letzte Brief". Sonntag: 2. Abend Moliörc-Cyelus: »Tartüff"; „Ter eingebildete Kranke". f* Mittheilunaaus dem Bureau der König!. Hofth catcr. Die Ausgabe der Abonnementskarten zu dem im Schauspielhaus? stattsindciiden Molivre-Cyelus erfolgt Montag, den 26., und Dienstag, den 27. Mai, an der Tageskasse des Schauspielhauses von 10 vis^l Uhr. Gleichzeitig werden — und zwar bis spätestens Beim Präsidenten Krüger in Utrecht. I« den Togen der studentischen „Räuber".Ausführung in Utrecht war eS mein sehnlichster Wunsch, den Präsidenten Krüger zu seyen und möglichst auch zu sprechen, und obgleich ich kaum hoffen durste, diesen Wunsch erfüllt zu sehen, bat ich dennoch schriftlich um eine Audienz, zum Zwecke, dem Präsidenten meine Ehrfurcht und Verehrung persönlich auSsprechen zu dürfen. Ich besorgte den Brief selbst an seine Adresse. Nicht weit, etwa zwanzig Minuten von Utrecht entfernt, wohnt er, in einer herrlichen Allee uralter Linden, aus der Mastbaan, die über 1000 Meter lang, in sechsfachen Reihen einen grünen Gürtel von seltener Pracht bildet. Vor dieser erhabene» Naturschönhcit machte sogar der Mordsinn des Sonnenkönigs Ludwig XIV. ehrfurchtsvoll Halt, als er sengend und raubend durch Holland aus seinen ausdrücklichen Befehl wurden diese herrlichen laiime aeschont. Hinter diesen ziehen sich setzt Villen und Wo neu hn- seincs Landes träumt. Es ist ein kleines, einstöckiges Haus mit fünf Fenster Front, einem kleinen Vorgarten, in dein die Flaggen Transvaals und des Oranjcfreistaatcs traurig hcrnicderhängcn, triefend von Nebel und Regen, gleichsam >» Thränen getaucht, i» Tbräncn der Armen, Unglücklichen dieser Länder, über die Habsucht und Gier nach Gold io unsagbares Elend gebracht haben. Tiefe Ruhe, fast Todtcnstillc lag über dem kleinen, fcnsterverhangcneii Hause, als ich mit einem Strauße Frühlingsblüthen dort anlangte, um mit diesem meinen Brief abzugeben, denn einen Blumengruß wollte ich dem alten Manne »»tbringcn, der hier eui^am, ohne Vaterland, ohne Familie, ein traurig schmerzliches Leben führt. — Auf meinen Brief erhielt ich schon Nachmittags Antwort, in dem ein Herr E. I. Bok vom Dienste des Präsidenten Krüger in meinem Hotel vorsprach, um mir die freudige Mitthcilung zu machen, daß der Präsident mich am nächsten Tage empfange» wolle. Es sei, meinte er, eine seltene Auszeichnung, da der Präsident fast Niemand zu sich läßt und ganz zurückgezogen lebe; ich solle die Audienz daher vorläufig geheim halten. Der folgende Tag brachte goldene Sonne. Gegen Mittag fuhr ich bei der Villa „Oraujelust" vor, ein Name, de» der frühere Besitzer diesem Hause gegeben; jetzt hieße cs wohl besser „Oranjeletd". Die Stimmung war gegen gestern vollständig verändert: Alle» lachte, was gestern zu weinen schien; lustig flatternd bauschten sich die Fahnen der Burenstaatcn, leuchtend prangten die Farben von Transvaal blau-weiß-roth mit dein grünen Onerstreifen, ein Zeichen blühender Hoffnung; die Taxus- Hecken glänzten wie frisch gestrichen, goldene Sternenblumcn lachten in ungezählter Menge aus dem saftigen Rasen. Herr Bok empfing mich, führte mich durch ein kleines Warte- zimmer, ,n dem mehrere Besucher neidische Blicke mir nach sandten, als ich mit ihm in dem „Kantor" verschwand. Dieser kleine Raum mit mehreren Schreibpulten, Stößen von Zc>'ungcn. aufgehäuftcn Schreibereien, war sonst kahl und öde — nur von der einen Wand ichautc das ernste Antlitz des schwarzen Dcwct, des „Ungreisbarcn", aus einige schreibende Herren herab, von denen einer mir sogleich eiitgcgcnkai» Es war Herr v. Blocnsoten. der Staatssekretär, ein liebenswürdiger, vornehmer Mann mit jugendlichem, ungemein sympathischem Gesicht und weißem Haar. Der Präsident, bedeutete er mich, würde mich gleich cinpsangen, ich könne ganz unbefangen mit ihm sprechen; als Dolmetscher wolle er an meiner Seite bleiben. Nur vier oder fünf Herren wären in seiner Umgebung: Herr v. Leyds sei nicht anwesend; das Gespräch müßte ich beginnen, denn der Präsident würde mich nicht zuerst anrcden. Während ich mich noch näher insorniirc» wollte, erschien ein Bote, der sich zum Staatssekretär wandte. Sogleich nahm mich dieser bei der Hand mit den Worten. „Kommen Sie, der Präsident will Sie sprechen." Wir gingen über einen kleinen Korridor, der das „Kantor" mit dem Empfangszimmer verbindet. Herr v. Blocnsoten öffnete die Thür - ich stand vor Paul Klüger, dem Staats-Präsidcntcn der Südafrikanischen Republik. Was für ein cigcnthüinliches Gefühl erfüllte mich in bi'esim Augenblick! Nicht Befangenheit, auch »ich! Angst, nein, ein Gefühl »»begrenzter Verehrung und Liebe, wie man es für einen guten Vater, für eine herrliche Mutter empfindet. Die mächtige Gestalt, groß und breitschulterig, saß hinter einem großen Tische, der in der Mitte des Zimmers stand: ans diesem cm kostbares Lesepult aus Bronze, ans dem die ausgeschlagcne Bibel ruhte. Der Präsident kam mir einen Schritt entgegen, bot »nr die Hand und blieb hochausgcrichtet stehen. So denke ich mir einen Patriarchen des Alten Testamentes, eine» Abraham, einen Jacob, cmcn Helden, zu dem ein ganzes Volk in Bewunder- »ng und Verehrung ausblickt. dos seinen Worten blindlings ver- trank, allen seinen Lehren folgt, ihm getreu ist bis in den Tod. Nun mußte ich reden, und leicht flössen mir die Worte von der Lippe, kamen sic doch aus der Seele. Aufmerksam gemacht vom Staatssekretär, bot er mir eine» Stuhl an. Wir setzten !chE' der Präsident m,r gerade gegenüber, so daß ich ihm voll in s Auge schauen konnte. Er hat ein gutes, treues, ab« müdes
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