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Dresdner Nachrichten : 08.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188606085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860608
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-08
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.06.1886
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erkannte Bedürfnisse de« Kirche mit neu« ^ Stände zu treten. Schnridi-Bautzen ist für die AuSs während Pfarrer Lehmann rin Geich lieber schildert die kindlich« Nachlaße des Leipziger D da» Kirchenrrgimenh dielen, Kreise sein beionderr- wenden zu wollen. Konffstorialpräsident v. Berlepß die Gründe auseinander, die gegen den Erlaß sprechen. Kultusminister ». Gerber lügt seinen obige berichtigend hinzu, bah in der Periode 1870/71 der des Staates fttr kirchlich« Zwecke nur 273,888 Mk. er jetzt die Hove von I !61.648 Mk. erreicht sich also Verslrbcnfacht hak. Prof. Dr. Kuiibe-Leipzig hält an der Forderung eine-Gesetzes fest. Ohne dasselbe leien die jetzigen Gnindiätze ein Körper ohne Wirbelsäule. Ziemlich erregt ivcndet er sich dann gegen einen Ar tikel der „Leipziger Zeitung", welcher seinen bekannten KirrhenzuchIS- lelbührLnv k " ' St t» . ^ ng". welcher se antrag gebührenv kritisirt chatte. Er nennt den Ari unangemessen, ohne jedoch sich die Müke zu gebe», auch nur einen Punkt desselben zu widerlegen, und bittet das Kirchenregiment, zu erklären, welche Stellung eS dazu eumähme. Dr. v. Gerber kvn- statirt, das, dem Kultusministerium da» Recht zn einer zwangs weisen Auspfarrung bereit» zustehe, daß c» aber noch irie davon Gebrauch geinacht habe. DaS Kircheuregiiiient werde überhaupt nicht zu Zwangsmitteln greifen, b. Berlepsch erklärt, daS Kirchen- reaiment sei nicht in der Lage, jede einzelne Korrespondenz der „Leipziger Zeitung" zn vertreten. Dr. Fischer: Die Presse habe daS Recht und die Pflicht, die Stimmung im Lande wiederzuaeden. Wenn also die „Leipz. Ztg" einen Artikel gebracht, der den Beifall des Herrn Pros. Kuiitzc nicht gesunden, müsse er sich daS eben ge fallen lasse». Er müsse übrigens konstatlren, daß der Antrag Kunde im Lande tieie Erregung hervorgemsen habe. Nachdem Sup. Noth und Sup. Ackermann sich im Smne des Ausschusses aiisgesprochrn, ivird ein Antrag ans Schluß der General-Debatte angenommen, wodurch die Shnode auf die Anslührungen der ca. zehn angemeldeten Redner verzichten zu wollen ausspricht. An der Spezialdebatte bet heiligten sich Sup. Schelle. Prot. Kuntzc, Dr. Riiling, Sup. Ackermann, Präsident v. Berlepsch und Sup. Groß mann. Tic Aiisschußanträgc werden schließlich gegen 1 Stimme des Prof. Kuntzc angenvniincn, desgleichen ein aus der Mitte der Simode gestellter Antrag: das Kirchenregiment um baldige Herbei führung der Auspfarrung der größere» Militärgemeindcn unter Anstellung besonderer Mililärpsarrer zu ersuche». — Ans die Tagesordnung der heutigen letzten Sitzung der Svnode wurde auch ein Antrag des Herrn Alberti gestellt. Terielbe dürfte besonders in Radeberg sehr interessiren, wo der An tragsteller von seiner früheren Tüchtigkeit an der Spitze der ver krachten Eiseiibahnbedartsgesellschait Saxonia her noch in frische», Andenken steht. Man hat es überhaupt i» Radeberg mit anßer- ordentlicher Theilnalnne anigenounnen, daß Herr Alberti, nachdem er sich von seiner Nervenkrankheit so rasch erholt hat, das Ehren amt eines Stmodalen mit so viel Eifer ergreifen konnte. — Ter Schluß der Landessvnode ist auf Mittwoch Vormittag 10 Ubr festgesetzt. Um 11 Uhr findet in der evange lischen Hotkirche der Schlui',-Gottesdienst statt, bei welchem Herr Hvfpredlger Tr. Riiling die Predigt hält. — Gestern Nachmittag empfmg die hiesige Firma Rnbly u. Co. Bankstraße, die Vertreterin des großen We,»Hauses I. Palngyah n. Sohne in Preßbnrg, von dort die telegraphische Nachricht, daß soeben >12 Ubr Mirrags) Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich A n g u st das Geschält mit einem Besuche geehrt und sich die ge lammten Kellereien »ngesehcn habe. — Se. kgl. Hoheit Prinz G e o r g bezieht seit Jahren von dieser Firma Werne: Prinz Fried rich Anguit war es daher bei gelegentlichem Besuch Pießbnrgs von Jniercsie. die Keller und Lager des Lieferanten kennen zn lernen. — Ter mir dem I. Juli in Krall tretende neue Te te il r a p h e i! - G e b ü h re »laris iür den inneren deutschen Ver kehr befeirigt die bisher bestehende Grundtaxe iür Telearamnie: er ist also der reine Worttarft, bat aber noch die Beschränkung, daß jedes Telegramm mindestens 00 Ps. kostet, wie niedrig auch die Werna hl icin möge. Abgesehen von dieser Beschränkung wird für das Wort .Taxwert) eine Eehühr von 6 Pf. erhoben: die Geiannnt- gcbirhr wird »olhigeniallS aus cme durch 5 tlieiibare Psenniginmnie. nach aufwärts abgerundet. — Eine Vergleichung nnt dem jetzt be- ' stehenden Tarif möge hier folgen. Es wird erhoben für Tele gramme : — Bon Lut»«»kir luS. Hab« di würfe fm» n Terrasse' — Der nt« de« verkehrt > b« K« »che in die von " für da» Dauptportal der siaur« de» Petrui und eg errungen. Sämnitliche Ent- agsgrbäud, wf d« Brühl'sch« Is verkehrlen au razlige. auf der Ziiue ebenfalls t tre-sden, rb«so b r entwickelte ittranig z« ein „-.„.c Linie in jeder barandte, in i^erLichtung 4. — Gestern Nachmittag bavarirte ein« große Braunkohlen» zille vor der alten Brücke und kam infolge dessen zwischen den vierten und fünften Brückenpfeiler zu liegen. Um das Fahrzeug wieder flott zu machen, mußte mit brr Entladung desselben vorge- gaiigc» werden. — Am Sonnabend wurde «ln diesige» Diensmlädcken in daS GtadtkrankenvauS gebracht, welches sich scheinbar durch Phosphor zu vergiften versucht hatte. Erst gestern ist die Acrmste, die Liebeskummer zu dev, verzweifelt« Schatte getrieben, nach schweren Leiden gestorben. — Die diesjährig« Weinblüthr — nicht zu verwechseln mit den Gescheine», Angenansätzkii nnd Tcklubchenaniätzen — in den kgl. Doma nial wein bergen trat dieses Jahr etwas zeitiger ein als im vorigen Jahre rmd hielt damit die mittlere in unieren Lagen und in unserem Klima beobachtete Zeit inne. Die erst« Blüthe in den Pillnitzcr Berge», d. i. diejenige Lage, welche zuerst kommt, wurde am äl. Mai beobachtet; die erste Blüthe in der Hoflößnitz am 1. Juni und in Cossebaude Ende voriger Woche. Bi» letzt sieht die Rebe vorzüglich, nur wird bis zum Abblühen noch viel warme» Wetter gewünscht, de» Wurmes wegen. — Jene sächsischen und schlesischen Viehhändler, welche Jahr aus Jahr ein die Märkte von Dresden, Leipzig, Chem nitz rc. mit Schlachtvieh versorgen, haben vor wenig Tagen kür ihren bereits im Spätherbst v. I. zur Wahrung ihrer Interessen gegründeten Verein vom Ministerium des Jnncm das Recht einer juristischen Person zugesprochen erhalten. Der Verein, weicher z Z. 110 Mitglieder zählt, bezweckt u. A. auch, allen bei Viehtrans- vortcn uiio beim Viehhanveln überhaupt nicht selten vorkoinmcnden Uebelständen möglichst abzuhclfen. Wie bedeutend der Handel mit Schlachtlhieren namentlich >n> Laufe des letzten Jahrzehnts in Sachsen geworden, dürste aus der Thatsache erhellen, daß in Dres den allem annähernd 15 Millionen Mark, in Leipzig, Ehcinnik und einigen anderen größeren Provinzialstädteii etwa 20 Mill. Mt. zusammen alljährlich durch die Händler unigesetzt worden. An der Spike des Vereins flehen die Großhändler Gustav Ockert. Adolph Bischosf, Baumanu-Meißen, Schneider - Riesa, Nitzschc- Tresden u. A. ni. — Vor einigen Tagen erregte vor einem Hause der Kurtürsten- straße das stürmische Benehmen eines jungen bekannten Kün st- ters großes Aussehen und veranlaßte einen großen Meuschcn- auflauf. Der phantasiereichc junge Mann hatte bei dem dort be absichtigten Besuche nicht das gewünschte Entgegenkommen gefunden nnd sich zn ganz gefährlichen Drohungen hnireißen lassen, sodaß kt die Herzuholuna behördlicher Organe dem widerlichen Treiben ein Ende machen mußte. Fortsetzung be» lokalen Lheile» Seite ». Worlcn Itt't vomi. Juli KN 4 v. 12 Worin» jetzt!8 4 vom 1. Juli 8N z 3 «.0« 14 90 - t 40 . . 15 95 - . SO- 5, 45 » 00- 16 100 . - inn- 6 50 « 00» 17 105 . - >» ', > 7 55 . «0. 18 110 . . no- 8 1:0. 00. 19 115 - . nn- - » , , » 00. 20 120 . . IS».; 1'» 70 » 00 - 21 125 . . Nil». 1L 70. 20 170 . » 180 < 1^' ' * 80 - » 75 > U. s. W ' l7> Tcr neue Tarif ist also für Telegramme von 2 bis 7 Worte bedeu tend Ibeurer, für Telegramme von 8 Worten gleich hoch, von !> bis 10 Worte elwas billiger, von 10 bis 20 Worten wieder gleich hoch und für Telegramme mit über 20 Worten ein wenig tbenrcr. — Ter bisherige Tarif, welcher Telegramme zu 30, :!5, b> Pi. :e. zn- tzeß, war in diesen niederen Sätzen zn billig nnd deckte nicht die Kosten für die Beförderung der Telegramme. Nach dicicm Gesichts- l punkte ist der neue Tarif voll gerechtfertigt, nnd ivird derselbe auch die zur Bestreitung der Verwaltung erforderlichen Kosten anfbringen. Für Telegramme mittlerer Lange «8—20 Worte) ist ferner der Tarif ^entweder gleich hoch oder billiger ibei I" Worten sogar 10 Pi.» nnd für längere Telegramme tritt eine kleine Erböhnng ein. In welchem Berbältniß die Telegramme von der Erböhnng oder Ermäßigung getroffen werden, mag ans folgender Tabelle hervorgeheu. Im Jahre 188r hatte» durchschnittlich von IM anfgegebencn Telegram men im ReichS-Postgebicte 0.5 Proz. bis 5 Worte, 45,2 Proz. von 0-0» Worten, 20,2 Proz. von 11—15 Worten, 10.3 Proz. von !0—20 Worten, 4 Pro.;, von 21-25 Worten, 1.8 Proz. von 20—30 Worten, 3 Proz. über 30 Worte nnd im Durchschnitt hatte jedes Telegramm 11.74 Worte. Hiernach ist zn ersehen, daß der neue Tauf üir die größte Mehrzahl der Telegramme gleiche Taxen oder Ermäßinimgen gegen den jetzigen Tarif icslsetzt und mir stir die kurzen Telegramme diejenigen mehrcrhöhten Taxen fordert, welche zur Deckung der VerwattiiiigSkostcii erforderlich sind. — Mit der Em'Minmg des neuen Tarifs sind übrigens noch mehrere wesent liche Nenernugen und Erleichterungen verbunden. — Gemäß einer Bekanntmachung der kaiscrl. Ober-Postdircktion werde», soweil die zur Verfügung stehenden Mittel es gestatten, auch die nach dem 2. Mär; und noch im Laufe dieses MonatS ein gehenden Anmeldungen znm Aiischlnßgn die 2 t ad t - F e r ns p re ch- E >:: r icd l u n g noch im Laufe des gegenwärtigen Etatsjahrcs zur Ausführung kommen. Wer bald cmgcichlosscn sein will, beeile sich daher. — Sonntag, den 6. Juni fand, wie alljährlich die von mehr als IM Theilnehmern besuchte Verjammmtuna s ä ch s rscher G h m - >i a s i a l l e h r e r in Meißen statt. Tic Verhandlungen begannen Vormittags 11 würdigen Lt. Uhr in dem neuen prächtigen Schnliaalc der ehr Aira nntcc Leitniig des Rektors der Fürstcnsclmle Peter. Ten Hanplrwrtrag hielt Prof. Tr. Eecliger, welcher über die neuesten Angüsse aus das Gtiiiinasium sprach und dabei in eingehender Wciie die oft wenig lauteren Kampfmittel beleuchtete, durch die von gewisser Seite das Grnnnasium in der öfscntlichen Meinung herabzuictzen versucht werde. Tie Versammlung erklärte einstimmig, daß sic Einspruch erheben müsse gegen eine derartige Kamphueüe, unter welcher der gute Ruf der deutschen Schule leide und erklärte es sür wünschenswerth, daß gegenüber derartigen Ent stellungen die öffentliche Meinung über die jetzt im Ghinnnsinin gc- handhabte Methode, namentlich des Sprachunterrichts, ausgeklärt werde.^ Tcr mit begeistertem Beifall auigenommenc, ans gründ licher Sachkenntniß bernhcndc Vortrag wird durch den Truck ver- osicutlicht werden. Nachdem noch Tr. Schmidt einen kürzeren Vortrag über cme wünichcnSwcrtbe Aendernng in der Perthcilnng des Geschichtsunterrichts gehalten halte, ging man zu dem gemein samen 2A'ah!e j,,, Gasthose zur Sonne über, welches auch Geh. Schulrath Tr. Vogel mit seiner Gegenwart beehrte. — Wir erhalten folgende Zuschmt: „Körner-Denkmal, Gntzkow- Tenkmal. Otto-Denkmal. Vcnusgrnppe — diese vier Kunstwerke werden uns in Balde aus der kurze» Strecke von wenigen Hundert Schritten entgcgeirtrctcn. Ist diese „Versammlung" von Denkmälern nicht etwas zn viel? Hat Dresden nicht noch andere Plätze, denen ein derartiger Schmuck recht wohl zu gönnen ist? Würde sich so z. B. nicht der Lindcnau-Platz mit seinen prächtigen Anlagen »nd ,»folge der nächsten Nachbarschaft der Gutzkow-Straße bortresslich eignen für das Gutzkow-Denkmal? Noch wäre cs Zeit, den Vätern der Stadt diesen wohlgemeinten Vorschlag zur Erwägung zu unter- — Am bevorstehenden Pfingstfest und zwar an beiden Feier tagen wird wiederum in allen Kirchen eine Kollekte stir den allgemeinen Kirchenfond veranstaltet. — An, 1l. d. begeht die .Heimbürgin der Leipziger Vorstadt. Frau Juliane verw. Fickler, ihr 4«M>rigcS Amts-Jubiläum TageSgeschichtk. Deutsches Reich. Der Kaller traf am Sonntag per Extra zug auf der Station Wildpark zum Stittnngsfeste des Lchr-Ins.- Bataillons ein, welches beim Neuen Palms bei Potsdam stattfand. Tein Feste wohnten ferner bei: Der Kronprinz, die Kronprinzessin nebst Töchter», die Aroßherzogin von Baden, der Erbprinz und die Erbprinzen»! von Meiningen, die Herzogin Wilhelm von Mecklen burg mit Tochter, Prinzessin Wilhelm nebst dem ältesten Sohne, sowie die Prinzen von Hohenzollern, Baden nnd Mecklenburg. Uni 12 Uhr fand Gottesdienst un Freien statt, welcher voni Doniprediger Nogae abgehalten wurde. Beim Speisen der Mannschaften brachte der Kaiser einen Toast auf die Armee, General von Pape einen solchen ans den Kaller ans. Um 1'/« Uhr fand ein Liner von 144 Gedecken im Grottensaal statt. Der Kaiser begab sich sodann vom Neuen Palais nach Babelsberg. Erzbischof Linder empfrug an demselben Tage, an welchem er benn Kaller und beim Kultusminister eine Audienz gehabt hatte, dre polnische Fraktion des Abgeordnetenhauses, welche ihm ihre.Hochachtung erwies. — Daß die Geistlichen der evan gelischen Kirche sich durch die Behandlung^ welche die Würden träger der kalhvlllchrn Kirche an höchster Stelle ersahre», einiger maßen gedrückt fühlen, ist nur zu natürlich. Wie der Botschafter einer sreniden Großmacht hat der Erzbischof Linder seine seieilicbe Ausfahrt am Palais gehalten, und chm zn Ehren ist später vom Kaiser, am folgenden Tage vom Ktzmp.rnizen ein größeres Tiner veranstaltet worben. Vom Neuen Palais bei Potsdam ist er dann direkt nach Friedrichsrnh gefahren, um dem Fürsten Bismarck seine Aimvanling zn machen. Damit vergleiche man »nn einmal die Anspruchslosigkeit, mit der etwa die Ernennung eines neuen evan gelischen Generaliupcrinlcndenten anilritl. Tw Erklärung des polnischen Abg. Szuinan» »n preuß. Abge ordnetenhaus«: lautet: Ich will materiell von Neuem in die Tis- kussion nicht eiiitrctcn. Ter Abg. Wmtdhvrst hat ja schon richtig gesagt, daß Beschlüsse, die schon im Voraus sestgestcllt sind, selbst Enget im Himmel nicht nnistoßcn winden. Was mich bestimmt, das Wort zn ermellen, ist der Wunsch, solgende Erklärung abzn- gebcn : „Mit dcr Massengnsweisung der Polen, welche nichtpreußiiche Unierthaiien sind, nnk> dem damit in Zusammenhang stehenden An trag Achenbach ist ein Shstem von Vvrlggc» manglirirt worden, welches >cme Spitze gegen die polnische Nalionglität richtet. Eine Begründung ans Rechtsgrnndsätzen oder zwingender Noth ist nicht gegeben worden, im Gegnitheü verstoßen dien Vorlagen alle gegen die Gnindiätze des EhustenthnmS, der Humanität und der wahrrn Kultur, des Völker- nnd Vcrtragsrcchts. Im Namen der Humanität und Gerechtigkeit, der natürlichen, wie der gesetzlichen, legen wir gegen dieses und alle sogenannte» Polciigeietze Verwahrung ein und erkläre», daß wir an den göttlichen nnd Vertragsrechten, welche die Erhaltung unserer Nationaiitüt gewährleisten, in ungebrochener Treue sestholten und Niemandem das Recht zugestehen, uns diese Rechte zu nehmen, und daß, insofern diese Vorlagen und alle sonstigen Maßnahmen diese unsere Rechte zn vernichtcn geeignet sind, nur denselben den gesetzlich zulässigen Widerstand leisten nnd Alles thnn werden, was zur Erhaltung und Wiederherstellung dieser Rechte geeignet ist. Diese Vorlagen werden sicher schlimme Folgen haben und Unfrieden stiften. Tie Verantwortung für diese Folgen fällt aus Diejenigen, weiche sie ohne Noth hcrauibeschworen haben. Tas Urtheil. weiches die Geschichte stillen ivird, ivird nicht zn unserem Nachtheire aus'alien. Wir werden in diesem Kample aus- harrcn, bis wir sterben". (Beifall bei den Polen). Das ist sehr ichön gesagt, verschweigt aber die Hauptsache, aus die Alles an kommt, nämlich, daß die Polen seit Jahren in der Stille einen sehr wirksamen Untcidrnckiinasfrieg gegen die Tcntschcn führen, daß sic dabei sehr vorsichtig zu Werke gehen, aber dabei so viel Erfolg er zielten. daß es jetzt die höchste Zeit geworden ist. daß die Deutschen sich endlich znm Schutze der eigenen Natlonalilat auirassten. Welche T »ranne» nusere fortschrittlichen Demokraten sind, mag daraus hervorgehen, daß die Berliner „Bollszcilung" die Ausweisung des Grasen von Paris nicht nur, sondern sänimliichci Prinzen als eine „Wohlthat für das Land" empfiehlt. Wenn »nn Herr von Puttkamer unter Angabe irgendwelcher Gründe die Herren Hold- hcim und Genossen ausweisl und die „Volksztg." unterdrückt, so dürfen diese Herren sich auch nicht beklagen. lieber die bayriiche KrisiS wird der „N. Fr. Presse" aus Mün chen Folgendes geschrieben: Das Defizit der königlichen Kabuiels- kassa beträgt 6 Millionen Mk. und ist das Resultat der kopflosen un chl Hof >m Graswnngthal und der Palast aus Herrenchiemsee hatten der Kabiiietskasja im (stanzen eine Schuld von 13'/» Millionen Mk. anigebürdet. Von dieser Summe waren 7'/c Millionen, die vor zwei Jahren mit der bahriichcn Htzpothckenbank, mit der süddeut schen Bodenkreditbank und mit der konigl. Bank in Nürnberg ab geschlossene» Anleihe», welche die Agnaten durch ihre Unterschriften garantirt hatten, gedeckt wurden. Die Banken zahlten aber damals thatiächlich nur 5hr Millionen, während der Rest von 2 Mill. bis 1. Juni 1885 rcicrvirt blieb. Seit jener Zeit sind »un nicht allein diese zwei Millionen ausgebrancht, solidem neue Schulden von 6 Mill. gemacht worden. Die Schuldenlast der ersten zwanzig Regic- rnngsiahrc des Königs Ludwig II. — er siiccedirte bekanntlich seinem Vater am 10. März 1864 — betnig also rund nur 6 Millionen, während ui den letzten zwei Jahren Schulden von säst 8 Millio nen angchänst wurden. — Was die in letzter Zeit von den Agnaten unternommenen Schritte betrifft, so verlautet über dieselben Fol- acndcs: Der au» den Prinzen des Kgl. Hauirs bestehende Kronrath der jt gut _ Ken Gei daS seiner Li trat verfasst» Aden, den Kamme« 5nig» inr veiterflihi eines solchen Besch- Luitpold die Regent , ich« Spezialisten laus veobachlet und über abar-gebe» daben. sollt« de« König« a beträgt, nlvc eine A Prinz Luiwotd für ML erhalt« und mit i» zwei Jahren dir «vtill. betrag« ,. bezahlt werden. Der König habe keine Ahnung von dies« machungen gehabt, und man habe mit einem d'ait «rcoompli an ihn brrantreten wollen. Früher soll der Finanzpla» derartig gewesen sein, dntz dem König 2 Mill. jährlich bleiben und 2.28I.OM Mk. durch drei Jahre zur Schuldenzablung verwendet würden. Während dieser Zeit Fällen alle Bauten zz^ ruhen und dürfen k^nie neuen >iß Ist nun, ie Entschei auSzusprechen. Auf < mmern HLtte dann,^ , soll«. Drei berühmtepsocknatti- Jrrenärzte) soll« den König znsland das traurigste Gutachten anzirlle Arrangement betrifft, io illistc^ die alljährlich 4,231.044 Mk. ocxi nie Arrangement veirinr, die alljährlich 4,231.044 s! Mion Mk. ansaeietzt wrrd n keiner Funktion« al» Regent 350,6^, Rest von ungefähr 3 Million« sollten betragenden Schulden der KabinetSkaiia Ahnung von dies« Ab- ,e von einer Million offen seiner Funktion« m Rest von ungefähr . ... .. ill. detrcigendcn «schulden der KabmetSka Schulden kontrabirt werden. Aber e» aelang mung deS Königs zu diesem Projekt zu erlangen, ji daß der Ausbruch der Krisl» nahe bevorsteht und da, ... duna in wenigen Wochen erfolgen n»is. Prinz Viktor Navoleon ist in München emgetroffen und nach Konsiantinopel abgcreist. Bei den letzten Gewittern schlug der Blitz in einen dem Ritter gutsbesitzer Geiger in Mortnna (Weslprenßen) gehörigen Schaistall, oer im Augenblick in Hellen Flamm« stand: 450 Schafe sind ver brannt. Der Nacht-Kourierzug Berlin-Köln ist mit deni Zuge Bremen- Haiiiiover bei Seelze (zwilchen Hannover und Wunstors) zusammen- gestoßcu. Es sollen mehren: Personen verwundet sein. Der Hamburger Postdampfer „Rio", welcher am 4. Juni früh auS Hamburg nach Südamerika abaegangen war. ist am 6. wieder zurückgekchrl. Derselbe war bei Nordenich mit drin Schlepper -Kronprinz" in Kollision gcrathen, wobei der „Kronprinz" sank. Die Mannschaft desselben wurde noch durch de» „Rio" gerettet- Letzterer löscht die Vorderladung, um den Bugschnden über Wasser zu bringen und zu reparirrn und wird vvrauSllchilich seine Reise alsbald wieder antrelcn können. Die Gemeinde Rheinbrohl (Rhein-Prov.) hat — znm vierten Male — das Schauspiel eines Glockeiislreites gesehen. Ani Befehl des Bürgermeisters Conrad wurden trotz Protestes des Kircbcnvor- standes zur Beerdigung einer protestantischen Frau, Wittwc Jlciche, alle Glocke» geläutet, nachdem unter Bedeckung der Polizei die Thüre zum Glockenthurme mit einem Nachschlüssel geöffnet war. Berlin ist sür das Ausland die politische Wolisichlncht, in der alle Freiknacln gegossen werde». Welch' narrische Ansichten selbst inspirirte Blätter desselben dabei ihren Lesern anitiichen, zeigt wieder einmal die oifstiöse italienische „Agence Stesani", das Organ des Grasen Nobilant, durch solgende Capuzinade: „In den Berliner politischen Sphären kommcntlrt man vielfach das Faktum, daß der Kaiser und der Grvßhcrzvg von Bilden beim Grasen de Lannai, — gespeist. Darin erblickt man ein Eceigniß von großer polilisrbcr Tragweite. Die Möglichkeit eines östeireichisch-nissstchen Krieges, wobej JlalienS Haltung große Wichtigkeit hätte, scheint indessen »och iem. obwvbl die Beziehungen der beiden Staaten nicht ganz zusrlkdciistelleiid sind." In Breslau wurde am 5. Juni Abends bemerkt, daß das Balkenwerk unter dem Kupserblechmaiitcl der Thnrmspitze dcr Krenz- kirche in Brand gcrathen war. Plan bermnthet, daß das Feuer durch den Blitz entstanden ist, welcher während des heftigen Ge witters in der Nacht vom Donnerstag znm Freitag in die äußerste Thnrmivitze eingeschlagen hatte. Tie Fencrwehr arbeitete angestrengt an der Löichnng des Brandes, die ihr bis znm Abend des 6. Jimi auch gelang. Eine Liebcstragödre hat in Soiingcn nach Schluß des Gottes dienstes Schrecken und Bestürzung erregt. Aul ein junges Mndchcn wurde — beim Verlassen der Kirche — von einem inngen Manu, dessen Licbcsanträge von dem Mädchen znrnckgewiesen worden waren, ein Rebolverschuß abgeseuert, der die Getroffene nidcß glücklicherweise nur leicht verwundete. Darauf richtete der Wahn witzige die Waffe gegen sich selbst und tödtete sich mit einem Schuß in den Kops vor den Angen des die Kirche verlassenden Publikums. Oesterreich. Der Wiener Ncichsrath bewilligte 150,000fl. zahl bar m lOJahresraleu zur planmäßigenRestaurirnug der BurgKamlcin in Böhmen. Ter deutichböhmiirhc Abg. Siegmund meinte dabei, daß der böhmische Landtag den Beschluß gefaßt habe, die Pläne, welche Lberbanrnth Schmidt für die Restaurilniig der BurgKarislein vor- gelegt hat, ergänzen zn lasse». Man habe dies wahrscheinlich nur deshalb getha», weil Oberbailrath Schmidt ein Dentschcr sei nnd man dieicn durch einen Ezcchen ersetzen wollte. Für die Ezechcn handle eS sich in dieser Frage nicht sowohl um die Ncstaurirung der Burg Karlstci», alS um die förmliche Wiederherstellung der Köniasbnrg als Illustration ihrer staatsrechtlichen Anschannirg. Bei der Burg Karislcin kommt inSbeiondere o>e Krenzknvelle in Frage. Diese Kapelle lei mit böhmischen Hnlbedclilemen geschmückt. Dazu seien reizende Rclieis ansgeinhrt nnd dieie mit einer Goldplatma bedeckt. Fast alle Inest seien mit dem denijchcn Reichsadler geziert. Es sei zn fürchten, das; man dieie» deutschen Reichsadler entlcrne nnd dniür den zweischwäiizigcn böhmische» Löwen hinsetzcn werde. Er nnd seine Gesinnungsgenossen haben durchaus nicht die Absicht, einer Rcslanrnnna der Burg cnkgencnznlreten, da ja auch dcntiche Künstler an derselben mitgcwrrkt haben nnd dieselbe vom dcutschrn Kaiser Karl IV., welcher die dcntiche Universität in Prag gestistct habe, erbaut worden sei. Nur dagegen sei er, daß aus dieser deutschen Kaiserbnrg ein czcchiirher Monialvatsch errichtet werde mi sst zu eincnr czechischen Wallfahrtsort werde und daß sie das Ge präge alter dentschcr Kirnst verliere. Ungarn. Leutnant Mennhardt, welcher dieser Tage bereits zwei Duelle bestand, icblng sich nenerdings mit dem Oberleutnant Pflanzer, welcher leicht verwundet wurde, und mit dem Oberleut nant Schrenter. der emc so gefährliche Wunde im Untcrlcibc er hielt, daß an seinem Auskommen gczweiselt wird. Mcnhhardt er hielt von Schrenter bloS eine leichte Verwundung am Halse. Men»- bardt wird nach diesen vier Duellen »och einige ausiechten müssen, zu welche», w>e es heißt, Baron Edclsheim leine Einwilligung gab. In Pest wurden am Sonntag wiederholte, jedoch unbedeutende Versuche gemacht, die Knndgebniigcn gegen den Gciieml Jantzki zu wiederholen. Letzterer war jedoch bereits von Fünskirchen direkt nach Wien abgerctst. Tie Straßen waren durch Militär tbeitweise abgeiverct: eine zahlreich anigehotene Polizcimacht verhinderte über all größere Ansammlungen. Doch sind mehrere Personen verwun det und 31 verhaftet worden. Zahlreiche Schaufenster wurden zer trümmert. Fraiikrcicst. Die Franzosen selbst bereiten — wie das „Jour nal des TebalS" versichert—der Beruhigung Tonkings die größten Schwierigkeiten durch ihre Brutalität gegen die Eingeborenen. Die Gesinnung, welche die französischen Kolonisten beherrscht, bade sich ani einem Bankcie gezeigt, welches die ftanzösische Kolonie in Saigon zn Ehren Paul Bert's veranstaltete. Paul Bert, der Gencr»l-Rcsidcnt Frankreichs in Annain, hielt eine Rede, die zn sieben Achteln mit stnriniichem Beifall ausgenommen wurde „Ais er aber", so erzählt der Berichterstatter, „von unserem Verhalten gegen die Annamiten zu sprechen begann, aus die Nothwendigkcll binwies, sic gerecht zn behandeln, sie gleichzeitig mit — uns reich werden zu lassen, „ältere Brüder für sie zu sein", bemächtigte sich Verblassung der Anwesenden. Diese artete in eisige Kälte aus und bei den Worten: „ältere Brüder" langten sich einige zwanzig Europäer ihren nahestehenden annamitischcn oder chinesischen Bo» herbei und versetzten ihm eine schallende Ohrfeige: „DaS stir die Brüderlichkeit!" In Algerien beklagen sich vernünftige Beobachter über ähnliche brutale Unklugheitcn der Kolonisten. Paris. Der 10. Jahrestag des Todes des Kaisers Maximi lian wird diesmal nicht am 19. Juni begangen werden, da die Psingstzeit keine Todtenmessen gestattet. D agegen wird Len Mora, der alte, mächtige Minister Mexikos, eint Messe für die Seelenruhe seines Souveräns nächsten Freitag in der St. Augustin-Kirche cc- lebriren lassen. — Ani Freitag folgte in St. DenrS eine sehr an dächtige Menge dem Sarge des AbteS Napt, alter Generalvikar von Straßburg n. s. w. Von deni im Jahre 1807 Geborenen sagte einst Fürst Bismarck: „Dieser Mensch hat uns mehr Schaden zu- gefügt, als die Garnison von Straßburg." Infolge des Frankfurter Friedens forderte dre preußische Negierung vom Bischof von Straß burg die Ausweisung des alten GencralvikarS, weil er zu sehr mit den Franzosen liebäugelte. Er wurde deshalb auS dem Elsaß ver bannt. den er nicht wieder zu sehen bekam. — In der Nacht znm Freitag wurde in der Passage Threrrü die 84 Jahre alte Matratzen macherin Esther Bonjour von ihrem Geliebten, einem Belgier, der : Frau und Tochter verlassen hat, ermordet. Der Mörder wie Ovsrr waren Beide deni Trünke ergeben. — Am Freitag Abend seine sein wurde der Leichnam eines 53jiihrlgcn Mannes, Namens Emile Du- montier polizeilich aufgehoben Derselbe war bo» Viktor Pirndo». Lebaudv. durch 2 Revolverichüsse icr, po , dem Chef des Hüttenwerkes
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