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Neuntes ABONNEMENT-CONCERT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag, den 13. December 1877. Erster Theil. Friedrich Hölderlin. Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künstlerin Heilige Saiten. Nachtlied von Hebbel für Chor und Orchester von Robert Schumann. (Zum ersten Male.) Quellende, schwellende Nacht, Voll von Lichtern und Sternen: In den ewigen Fernen Sage, was ist da erwacht? Herz in der Brust wird beengt, Steigendes, neigendes Leben, Riesenhaft fühle ich’s weben, Welches das meine verdrängt. Schlaf, da nahst du dich leis’, Wie dem Kinde die Amme, Und um die dürftige Flamme Ziehst du den schützenden Kreis. Symphonie (Gmoll) von W. A. Mozart. Schicksalslied für Chor und Orchester von Brahms. Schicksallos, wie der schlafende Säugling, athmen die Himmlischen ; Keusch bewahrt In bescheidner Knospe, Blühet ewig Ihnen der Geist. Und die seligen Augen Blicken in stiller, Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben Auf keiner Stätte zu ruh’n; Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahrlang in’s Ungewisse hinab.