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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 31.03.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270331011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927033101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927033101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-31
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 31.03.1927
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Ar. 152 Seile 4 — »Dresdner Nachrichten* — Donnerstag. -1. Mär; 1-27 Oerlliches und Sächsisches. Stne gemeinsam» sächsische Aktton in Berlin Der sächsische Gesandte in Berlin. Dr. Gradnauer, hat mit den in Sachse» gewählten Abgeordneten fast aller Parteien eine gemeinsame Besprechung ab gehalten. in der insbesondere die Krag« erörtert wurde, wie die bevorstehende» Beschlüsse des Parlaments, die sür Lachse» ein« Schädigung bedeuteten, in letzter Ltnnde verhindert oder geändert werden könne». An dieser Besprechung waren in erster Linie die sächsische» Abgeordneten der Regierungs» koalition beteiligt, da ja die entsprechenden Streichnngs- und AenderungSantrüge vom Interfraktionellen Ausschuß der Regierungsparteien beschlossen worden sind. 100 Millionen Mark» aus -er Auswerlungs- sieuer. Dem Landtag ist soeben, wie schon berichtet, der Entwurf eines Gesetzes zngegangen, durch de» das sächsische Gesetz über den G e l d e » t w e r l u n g s a u S g l e i ch bei be b a u t e n Grundstücken abgeändert wird Tie Erhöhung der Aitt» wertungSstener für den Wohnungsbau wird es erlauben, be reits aus den Erträgen der Ansivertnngsslencr den Umfang des Wohnungsbaues 1020 zu erreichen und damit den Krie- denSwohnungsbau eines Jahres voraussichtlich sogar zu über schreiten. Tenn volle 10 v. H. der FriedenSmiele» machen einen Betrag von 00 Millionen Mark aus Tie sür den Wob- nungSbau zur Versügiing stehenden Erträge der Answertungs- steuer erreichen also im Rechnungsjahr >027 den Betrag von hundert Millionen Mark. Nimmt man die TurchschnittS- beihilfe für eine Wohnung aus 0000 Mark an. so können dem nach im Jahre 1027 bereits aus dem Ertrage der Wohnungs- baumittel — ohne Zuhilfenahme von Anleihen — 10 OVO W v h- nungen erstellt werden. Skakberakunqen im K ushalkaus*chuf; ^ Es stand zunächst daS Kapitel Landtag zur Beratung. Dabei wurden auf Antrag der Linksparteien verschiedene neue Beamtcnstellen beschlossen, z. B. ein stellvertretender Direktor, Landtagöamtmänner und andere. ES wurden auch höhere Lummen sür Reparaturen öeö Aufzuges genehmigt. Bon üeutichnationaler Leite wurde erneut der Grundsatz der Spar samkeit empsohlen. Zum Kapitel 00. Technische Hochschule Dresden, verlangte -er deutschnativnale Bertreter, daß der Etat des Pädagogi schen Instituts Dresden im EiatSkapitel Hochschule ge sondert dargestellt würde, damit ein lleberblick über die Konen -«S Instituts ermöglicht würde. Die Regierung erklärte sich be reit, in einerErlänternngSspaltedesKapitelSdieseKosten im ein zelnen aufzusühre» und ziisammenznstellc» Ein sozialdemo kratischer Antrag, die Theolvgieprvsessur an der Hochschule zu streichen, wurde abgclehnt. Ueber Kapitel 02, Ltaatsleistungcn an die evangelisch- lutherische Landeskirche, berichtete der dentschnationale Abg. Siegelt und begründete die Einstellungen mit dem Hinweis auf die Aendernngen, die durch Gesetz vom Jahre 1020 zwang» läufig eingetreten sind. Diesen Verpflichtungen könnte sich die StaatSregierung nicht entziehen. Er wünsche, dag die Negie rung erneut in die Verhandlungen mit der Landeskirche über Ablösung der LtaatSleistungen cinireten und dieselben be schleunigt zum Abschluß führen möchte. Ein diesbezüglicher Antrag wurde angenommen. Da der allsozialistische Vertreter bei der Abstimmung über daS Kapitel fehlte, wurde daS Kapitel bei Stimmengleichheit 10 zu 10 abgelehnt, ebenso er folgte die Ablehnung des Kapitels 00, Katholische Behörden, über das der obengenannte Abgeordnete berichtet halte. Zum Schlug wurde das Kapitel Forstliche Hochschule in Tharandt behandelt. Das Elskerbad im Kaushalkarrsschutz. Im Saushaltausschug L wurde aus Grund der kommu nistischen Anträge, die im Plenum gestellt wurden, das Kapitel Elsterbad nochmals behandelt. Abg. Dr. Lchmnicke beantragte, der Gemeinde Elster den von ihr gewünschten Platz zum Schulhausneubau kostenlos zur Verfügung zu stellen: ferner den Sportplatz auSzubaucn und daS Krankenhaus dem Krankenstist Zwickau als Zwciganstalt cinzngliedcrn und ans- zubauen. Ganz besonders trat er für die Umstellung deS Bades in ein VolkSbad ein. Leine Ausführungen waren teilweise so abwegig, das, sie vom Ausschuß kaum beachtet wurden. Die Regierung wies nach, daß schon jetzt alles getan wende, um minderbemittelten Erholungsbedürftigen sinanziellc Vorteile nach jeder Richtung zu bieten. Der Charakter des Bades dürste aber nicht durch kommunistische Agitationen ver wischt werden Die Vertreter der bürgerlichen Parteien stellten sich aus den Standpunkt der Regierung. Der durch eine Z u s a l l s m e h r h e i t in der vorauSgegangc- nenAusschußsitznngaiinenvmmcnckommunisti- scheAntrag wegen U m st e l l u n g zu e i n e m V o l k S- üade wurde abgelehnt. Ebenso wurde der Antrag auf Anglieberung des Krankenhauses an das Krankenstift Zwickau abaelehnt. Dagegen wurde «in Antrag Dr. Kästner an- genommen, der besagt, der Gemeinde Elfter weitgehend bet der Beschaffung eine» Schulhausplatz«» rntgegenjutommen. Die Kommunisten selbst änderten den Antrag Schmtnck«, be- »ttgltch der geforderten kostenlosen Ueberlassung, ab. indem Ne nach der «»»spräche beantragten, den Bauplatz zum Selbst. kvstrupr«i» zur Verfügung zu stellen. Bel» Sapllel 6 «asserwrlschaflltche Lekrlebe wurden dt» Etnstellungen im Hauöhaltöplan genebmtgt. Aba. Bcra <D^N> verlangte von der Regierung genaue Auskunft Uber die Verträge mit de» Sächsischen Werken, und regte weiter an, daß dem Landlag eine Denkschrift übermittelt wird, über die gesamten Absichten und Pläne der Regierung hin- sichtlich -er Wasserwirtschaft. Weiter verlangte er in der Denk schrift eine genaue Gegenüberstellung der Gesamtkosten sür die bereit» erbaute» W isserkrastanlagen und Talsperren mit den laliächlich erzielte» Rentabililätüberechnirngen. Er wünschte ferner, daß die im Vertrage mit den Sächsischen Werken ent- lmltcne Frciblcibebesttminniig Uber den jeweiligen PachiprciS unter alle» Umständen angcpaßt werden müsse an die ent- sprechendcii Strompreise, die die Säclstiichen Werke ihren Ab- nchmern berechnen. Ministerialrat Sorger sagte diese Denk- ichrift zu. Ueber d en Bau der Talsperre Kriebfletn gab der RegiernngSvertreier an Hand von Plänen und ge naue» Unterlagen ein Vild über die Notwendigkeit der Er richtung der Talsperre. Die vom LandeSverein Sächsischer H e i m a t s ch u tz in Form von Eingaben vorgebrachten Be denken zerstreute er. indem er daraus hinivics, daß die vom Heimatschntz betgebrachten Gutachten sachlich nicht haltbar seien. Bezüglich her Erhaltung des ZschopanialeS als Natur- stäilc wies er daraus hin. daß leider durch die durch Draht seit Fahren vorgeiiomviene Absperrung der schönsten Gebiete im Zschopautal ohirchi» niemand in den Genuß dtser Naturschünheit kommt. Die Talsperre selbst sei erforderlich, um die Hoch wassergefahr zu Kämmen, unter gleichzeitiger Verfolgung wirtschaftlicher Gesichtspunkte. Von kommunistischer Leite wurden die üblichen AgilationSanträge gestellt, deren An nahme eine erhebliche Verteuerung, wenn nicht gar eine Unterbindung ähnlicher NolstandSarbeitcii nach sich ziehen würde. Die kviiiiniiiziikiicheii Anträge wurden vom Ausschuß nach den Erklärungen der Regierung für erledigt erklärt. Gesetzentwürfe im Rechlsausschutz. Der RechiSansschliü des Sächsischen Landtages beschäftigte sich in seiner Sitzung am Mittwoch zunächst mit der Vorlage, den Entwurf eines A n l e i h c g e i c tz c S betreffend. Der Eittivurs wurde eine»! Antrag Dr. Eberle iD.-N.j entsprechend dahin geändert, daß die Ermächtigung der Regierung sich be zieht ans eine Anleihe von 100 Millionen Mark einschließlich von 00 bereits auf Lchatzauiveisuiigeii geliehenen Beträgen. Daraus folgte die Beratung über den 'Antrag Arzt, die Gebührenordnung der Aerztc n » d Zahnärzte betreffend mit dem Verlangen, cs möchte der Abzug von 20 Prozent, der den Krankenkassen jetzt gegenüber Sen Acrzlen wegen deren Arztrechiinngeii znsteht, auch in Zukunft bestehen bleiben. Abg. Dr. Kretschmar begründete eingehend das Ver langen der Aerzte ans Beseitigung dieses Abzugs. Tie Be seitigung sei zwar nicht aus der Not eines großen Teiles der Acrzteschait geboren, sondern sei ein Gebot der Gerechtigkeit. Aber die Notlage unterstütze die Beseitigung. Er gab aiiSjühr- lich statistisches Material bekannt. Tie Vertreter der Sozial demokratie und der Kommunisten stellten sich hinter den An trag Arzt und dies tat schließlich auch der altsvzialistische Abg. Bethke. Ein vom Abg. Pagenstccher gestellter Vermittlungs- aittrag, der für eine gewisse UcbergangSzcit den Kasten Er leichterungen verschaffen sollte, wurde abgelchitt n»d sodann der dl n t r a g A rzt ans A n f r e ch t c r h a l t n n g des Ab zugs mit 11 zu 10 Stimmen ci n g e n o m m e u. Die Beratung der zahlreichen Anträge wegen der Aendernng des Gesetzes über de» G c l d e » I iv c r t » » g S - a u s g l c i ch bei G r n n d st ü ck e n, über den Schutz der Mieter bet der Lockerung der WohnuiigSzwaiigSwirtschgst, über Freigabe der gewerblichen Rä u m e und der gleichen wurde mit 11 zu 10 Stimmen vertagt, bis zur Be ratung der soeben neu an den Landtag gelangten Vorlage Nr. 12 über den GcldciittverinngSgnSglcich. In der NachmittagS- sitznng wurden die von Abg. Dr. v. Fumettt u. Gen. gestellten Anträge, betr. bestimmte Äufwertiingöfragen, erörtert. Lun» Lode V»n ProeNvr Boehmer Während die akademische und kirchliche Welt noch um die beiden früh vollendeten Theologen Karl GIrgensohn und <arl Holl trauert, trifst sie ein »euer unersetzlicher Verlust. Wie schon kurz mitgetetlt, erlag Heinrich Boehmer. der Lei», »wer Ktrchenhistoriker, erst 58 Jahre alt tn Bad Nauheim einem Herzschlag. Mit ihm geht ein Wissenschaftler von größter Bedeutung, ein wakrhast deutscher Menlch, ein rechter lutherischer Christ von »nS. Schon der Primaner, der ltW das Gymnasium zu Zwickau mit der Eins absolvierte, be rechtigte zu hohen Erwartungen. Als akademischer Lehrer war er in Bonn, Marburg nnd zuletzt in Leipzig tätig. Seine in zahllosen Aufsätzen, Artikel» und kleinen Schriften ver. streute» Werke »engen von seiner sachlichen, ttcfgrabenden, »ictlwdtsch etnimndsreien Forscherarbett, die auch außerhalb seiner Fakultät, ja seiner Konsessiv» rückhaltlose Anerkennung fand. Seine beiden größeren Schriften „Luther Im Lichte der neuern Forschung" und „Der junge Luther" haben das neue tiefe Verständnis für den Reformator wesentlich erschlichen helfen Immer beklagenswert bleibt es, daß er sein Leben», ziel, die Fortsetzung der Hanckschen Kirchcngeschlchte Deutsch. landS bis zum Augsburger Nellglonösrieden >555. nicht er. reicht bat. Nun müssen fremde Hände versuche» a» lein Lobenswert die ordnende Hand zu legen, wozu sich der rast, lvS tätige Man» niemals Zeit nahm. Der Gelehrte war aber auch als Lehrer von bedeutender Wirksamkeit. Trotz aller wissenschaftlichen Filigranarbeit, die immer wieder sei» reiches Wissen und seinen unermüdlichen Forschcrdrang enthüllte, fand er immer die große Sniilhele und zog ans dem überwältigenden Material eindrucksvolle Folgerungen. In seinem Seminar erzog er die Ttiideiitcn z« gewissenhaftem O.ucllcnstndi>l.n. Vor allem lag eS ihm am -Herzen, die jungen Theologen mit seinem geliebten Doktor MarttnuS, de» er wie kein zweiter kannte, vertraut zu machen. Darüber hinaus war Heinrich Boehmer stets bemüht, lein reiches Wissen tn de» Dienst tetner Kirche zu stellen. Lange Jahre ael>örtc er dem Kirchenvvrstand der Leipziger Thoma». kirche als rühriges Mitglied an. Kürzlich erst bortel ihn da» Konsistorium in die Lnnode. tn der er sich energisch gegen den Abbau des humanistischen GiimnasinmS in Sachsen wandte In zahllosen Vorträgen und Artikeln diente er den großer kirchlichen Verbänden und den Kirchenzctlungen. Auch tn Dresden hat er mehrfach vor einem großen, dankbaren Publi. kum gesprochen ko aus der Akademischen Woche vorigen Jahre» und gelegentlich der letzten Snnode. Allsonntäglich konnte man ihn in der Thomaskirche oder NntverNtätSktrche aus seinem Platze sehen. Diesen Eindruck hinterlicßen seine ganz seltenen persönlichen Bekcnntnisie im Kolleg oder im Einzel, gespräch mit seinen Schülern. Wo er nur konnte, ketzte er sich für ein lebendiges, lutherisches Christentum ei«. Kirche und Universität, Freunde und Schüler beklagen sein frühes Dahin- schciden aufs tiefste und wissen die Wett um eine wahrhaft deutsche, christliche Persönlichkeit ärmer. Ift. Generalausfperrung in der denk chen Zigarren- Industrie? Wie die Tabaksachschrist »Zigarren, und Zigaretten» Spezialist" lDreSdeitt meldet, bat die deutsche Zigarren- industrte den vom N e i ch s a r b e i t S m i n i st e r i u m ge fällten Schiedsspruch, der eine zehnprozentige Lohnerhöhung Vorsicht, abgclehnt. da eine derartige Erhöhung nicht tragbar ist. ohne den Konsum zu gefährden und damit zu großer Arbeitslosigkeit zu sü'ren. Der RcichSverbaud Deutscher Ziaarreiihi'rst''llsr beschloß daher die Gcncralaiissperrung. d. h., die Kündigung der Arbeitnehmer am 2. April zum lg. April. Bctrofft-n werden etwa 125 000 Arbeitnehmer. Einigung in -er sächsischen Texiilinduslrie. Nach dreiwöchigen Verhandlungen ist zwischen den Ver tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in freier Verein barung eine Einigung über den sür den 81. März d. I. von beiden Teilen aiisgckündigteii Mgitteltarif für die sächsische Textilindustrie znstgiide gekommen. Der Eintguiigsvcrtrag ist in Chemnitz von beiden Teilen unterzeichnet worden. Da» neue Abkommen gilt bis zum 80. November 1028. Die zuriiekgeseylen weiblichen Vehrkräske. Die demokratische Landtagsabgeordnetc Frau Dr. Ul ich. Veil hat i,n Landtag folgende Anfrage gestellt: Die Lberstildieiidirektorstellc an der Staatliche» Höheren Mädchenbilduiigsanstalt in Dresden lMarschner- straßej ist neu zu besetzen. Dem Vernehmen nach ist wiederum keine weibliche Lehrkraft für diesen Posten in Aussicht genommen. Tie Regierung wird um Auskunft darüber ersucht, warum sie wiederum gezögert hat. die pp» ihr selbst in der Denkschrift zur Neuregelung des höheren Schul wesens vertretenen Grundsätze praktisch zur Anwendung' zu bringe». Der Gesamtauflage vorliegender Nummer liegt ^Renners Wodebiatt", di- Sausze iung des Modehauses Renner. Allmarkl, bet. lanSreise zu einem Vortrag eingeladen. Außerdem sind weitere Borträge bisher vorgesehen in Berlin iHerrenhauSj, Frank furt a. M.. Freiburg lBreiSgauj, Hamburg, Karlsruhe, Mün chen sowie in Basel. Bern und Zürich. Auch die Uraufführung des Dramas „Ein ganzer Mann" von Uiiamuno wird in Ver bindung mit seinem Ausenihalt in Deutschland stattsiiiden. Zu einem Rundsniikvortrag wurde Uiiamuno von der „Stunde der Frankfurter Zeitung" aufgesordcrt. s Die Nransführung von Beethovens Hoher Messe. Die Neunte Sinfonie und die Hohe Messe von Beethoven, heute seine bewundertstcii und volkstümlichsten Werke, waren zuerst ob ihrer enormen Schwierigkeiten verrufen. Insbesondere an die Aufführung der „Messe" wollte sich kein Ehorverci» heranwagen. So kommt es. daß mir, wenn mir nach der Ur- auffllhrungsstätte dieses Werkes fragen, nicht ans eine der großen Musikzeittralcn verwiesen werden, sondern aus ein ehe mal» sächsisches Dorf, die heutige böhmische Wcberstadt Warnsdorf. Der Tatkraft des dortigen Lehrers und Chorregens Johann Vinzenz Richter war es Vor behalten. Beethovens -Hohe Messe aus der Taufe zu heben. Dieser Lehrer Richter, dessen ganzes Wesen im Aciißeren wie tm Benehmen jedem Respekt einflößte, wagte die Uraufführung unter Mithilfe von Musikfreunden aus Sachsen, und zwar von Zittau und Löbau und solcher aus den nordböhmischeii Nachbar orten. Es war sür die damaligen Zeitverhättnisie ein un geheures Unterfangen, in einer Provinzgcmcinde Beethovens grandioses Werk urauszuftihreii. Lehrer Richter aber setzte die Aufführung am Kirchemeste des Jahres 1830, am 29. Juni tn der WarnSdorser Dekaiialkirchc durch und die Zeitgenossen urteilten, daß dieser vollständigen Ausführung daS Prädikat künstlerisch im besten Sinne des Wortes zuzuerkcnnen sei. Auf der Partitur, die sich noch tn WarnSdorser Privat besitz befinden soll, sind die Namen der Mitwirkenden ver zeichnet. Man liest da: Leiter Johann Vinzenz Richter. Die Soli sangen eine Maurers- und eine Tischlerstochter aus WarnSdors, Telzer und Julie Eger, die Tenorrolle Fabrikant Neumann. Baß Gastwirt Richter und Schneider Müller auS St. Georgenthal. Der Sängerclwr zählte vierzig Personen, darunter auch Pius Richter, ein Sohn des Chorregenten, der spätere Wiener Hofkavellmeister Igestorbcn dortkelbst am 18. Dezember l808j. Das Orchester hatte 28 Streicher und 19 Bläser mit Pauken und Orgel. Die meisten Musiker stellte -aZ sächsische Zittau unter Leituna des Milttärmusikkapell- Melkers Sucbanek. Orgel Eitenhändler Klaus aus Settendorf. Die großen Violtnsolis Fabrikant Ohmann und Sckulakhtlsc Tandler. Cello Färber Menzel und Stadttürmer Schwarz bach au» Löbau i. Sa. Die Ausführung verlief bis aus einen verfehlten Orchestereinsatz beim Credo glänzend. Niemand wußte aber wohl damals z» schätzen, welch gcw..ltlge »insika lisch? Großtat man geleistet hatte. Der musikbegeisterte Schul meister Richter starb am 12. August >858. Die Partitur samt Angabe der Mitwirkenden befand sich lange Zeit im Stadt museum von Warnsdorf. — dl. s Der Deutsche Sängerbund veranstaltet in Zukunft jedes zweite Jahr tn Nürnberg eine „Tängerwochc", diese soll den deutschen Tonsetzern sür daS Gebiet der Männcrchorliteratur neue Anregungen zum Schassen geben. Au alle deutschen Ton setzcr ist deshalb ein Ausruf ergangen, Werke sür begleiteten oder unbeglcttetcn Mannerchor zu schreiben. Dieser Ausruf hat erfreulicherweise regen Veisall gefunden, denn nicht weniger als 1835 Werke sind dem MilsikanSschuß der 1. deutschen Säiigerwoche zugcsandt morden. Von diesen Kompositionen sind nun 02 Werke von 58 Tonsetzern aiiögcwählt worden, die von 27 Vereinen in Nürnberg zum Vortrag gebracht werden. Die<1. Säugerwoche findet i» der Zeit vom 2. bis 4. Juli 1027 statt und nnisaßt sechs Konzerte, teils mit. teils ohne Orchester. Sehr erfreulich ist, daß sich aus Sachsen drei Vereine bereit gefunden haben, die 1. Säiigerwoche zu beschicken. Es sind dies der Nicöeliclie Mannerchor. Plauen i. B., der Chemnitzer Orpheus und die Dresdner Quartettvereinigung. Außer den genannten Vereinen beteiligen sich von größeren Vereinen noch der Erfurter Mäiincrgciangvcrcin. der Sckmlersche Mannerchor, Frankfurt a. M„ die Lehrergesangvcreine von Kassel und Nürnberg, der Mannergesangverein Liederhallc, Karlsruhe, und die Liedertafel, München-Gladbach. s Bolkskunstkongrcß in Prag. Die vom Internationalen Institut sür geistige Zusammenarbeit eingesetzte Kommission für Volkskunst beschloß, den nächsten Internationalen Kongreß tm Frühjahr 1028 tn Prag abzuhalten. Eine Slu-ienreise nach dem Auhrgeblet und -em Rheinland. Die chemische Abteilung der Technischen Hochschule veranstaltete zu Beginn der Osterferien unter Leitung der Professoren Geheimrat Foerster, Erich Müller. Dtetz, Stein- köpf »nd Lotternioier mit iingesähr 150 Studierenden eine Bc- lchruiiaSreise ins Ruhrgcbiet und nach dem Rheinland. Die Hinreise nach Esten imirde unterbrochen durch Besichtigung der Kr>»ghlttte bei EiSleben, tn der das knpserhalttge Erz tn gc- waltigen Hochofenanlagen zn Kupferstctn verarbeitet und die dabei entstehende Schlacke zn Pflastersteinen gegossen wird, »nd den Besuch der Wartburg, der die allseitig« Bcgetstcrung der Teilnehmer erregte. Von Este» ans wurden die Dort munder Union, der Hörder Verein die Gute Hosftinngahlttlc in Obcrhanscn und Frledrtch-Alfred-Hütte lKruppj in Mcin- hauscn besucht zum Studium der Hochofenanlagen, der Sic- iilciiö-Martin- und ThomaS-Stahlherstcllung. der Walzwerke, endlich deS großartigen SlahlfvrschiiiigSinstituteö der Union, ivelchcs zu einem Forschungsinstitut der gesamten Stahl industrie des Rnhrgebletes anSgebcutt werden soll. Hieran schloß sich die Bcsichttgiing der Zinkhütten des Alten Berge» in Bcrgcborbcck bei Esten, welche über das mpdernste Ver fahren der Zinkgcwinnuiia in Muffelöfen verfügen. Die Werke Lothringen zeigten ihre Kokcrclanlagcn neuester Kon- strnktion mit anschließender Benzolgewiiinung auS dem Noh- tccr nnd Ammonsulsatdarstcllung, ferner ihre chemische Fabrik, welche daö älteste Verfahren zur katalytischen Verbrennung von Ammoniak zn Salpetersäure nach dem Patente von Wilh. Ostivald betreibt, mit allen Ncbenbctrtebcn z»r Gewinnung von Ammonsalpeter und Ammonsulfatialpetcr, Salze, die al» Düngemittel für die Landwirtschaft eine ungeheure Bedeutung besitzen und Deutschland «»abhängig von Chilesalpeter maclxn, da sie zum größten Teile ans synthclischcm Ammoniak dar gestellt werden, der seinerseits wieder nach dem Habcr- Boschschen Verfahren aus Luststickstvff und Wasserstoff ge wonnen wird. Der letzte Tag der Anwesenheit im Ruhrgcbiet brachte endlich den Besuch der Tecrperwcrtungsanlagen in Mcidcrtch bet Duisburg. Dort iverden In der Hauptsache aus phnsikalt- schein Wege, d. h. durch hvchaiiSgcbildctc fraktionierte Destilla tion alle die für die organische Großindustrie, namentlich die Farbenindustrie, so hochwichtigen Stpssc. wie Benzol, Toluol. Xylol, Naphthalin, Anthrazc» uftv.. Phenol »nd seine Homo logen in großartige» und vorbildlichen Anlagen aus dem Steinkvhlcnteer gewonnen. Die letzte Bcsichttgiing galt von Köln aus der I. G. Farbenindustrie, Werk Leverkusen. Diele» Werk zeigt besonders eindringlich die systematische Anordnung des Fabrikationsganges. Vom Rhein auS. aus den die Roh materialien dem Werke »»geführt werden, reiben sich land einwärts an die Anlagen zur Gewinnung der Schwefelsäure sznm Teil aus GlpSj, der Salzsäure usw., die Gebäude, tn denen die Zwischenprodukte dargestellt werden: urnd so steht man, je weltcr man sich vom Nl>etn entfernt, die stufenweise Veredelung der Produkte, bis man zuletzt die Packung der hochwertigen pharmazeutischen Präparate der verschiedensten Art. deren Herstellung allerdings In Elberfeld geschieht, be trachten kann. In allen besichtigte» Merken herrscht regste Tätigkeit und voller Betrieb. Man sicht deutlich, wie nach den schwere» »nd lähmenden Zelten der Ruhrbesetziing ein ge waltiger Aufschwung dank der energische» Leitung der Werke z» beobachten ist. et» ersrcnltchcS Zeichen sür et» Wieder- crstarke» der deutsche» Wirtschaft.
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