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So««ade»-, 17. Dezember 1927 I-kotel Lsüevue HS»stirn>1t«g-T»« rnit t<onr«rt. tzcktttng- unet /^t>»nck-7«k«i im Tsennnnon-S»«' nn «1»r Lid«. Ssknmit« vornatirn« Tr»k«lrnu»I><. K«»t»L>« «i XonG«rsn»»Iinm«r. ItlIlWoek unü 8oni>3dsn6 LllSllllllMillieiül «, »» s^l so 011 A-zugs-S-büh, AnMig«--Preiie: ->n»«rkall> »»vll «rd«n na« <-»Id«arl> der»chn»> di« enoo » q»»»Lri» o> > aqxnliall' o> ' >la Hz^i».«»bliö ltiNw, mid S«mvIa»IchSft,N»I»! «orte Morienstrak« SS »2 vrwk ». B«rla, van u»««iw » ««tch.r»« in Dr»»d«n PoKichech-KonIo 10SS Dr«»»«» Nachdruck nm »» dm»«ich», O»»ll»»an,«I>, .Dr»»dn»i Siochi.'' mläNi« Unmrlana,, SchnttWch» wrr»n> mchi auid»«adk<. Wskltlm »er!« Parin «Nett». kadseftsetzllllg der Tributsumme gefordert. - Ae PriorttStrfrage bei Auslandsanleiheu. Slellungnahme zu allen Einzelheiten der deutschen Finanz- und Anleihewirlschast. Berlin. lö. Dezember. Der Bericht de» Reparation», «geuiea wurde streit«» nachmittag itberreicht. Der eigentliche Bericht, der in «ch« Kapitel zerfällt, nmsaßt 172 Seiten. ES kommt dann hinzu ein Anhang mit statistischem Material sowie der bekannte Brielwcchsel zwischen Parker Gilbert und NeichSregiernng, so das, der Gesamt bericht im englischen Text insgesamt 2»ö Seite« »nrr saht. I» »er Einleitung wird scstgeftellt, daß der Plan «nd die Uedertragung normal snnktioniere«. ES folgt bann «ine Schilderung der Entwicklung der l>sse»t liehen Ftnanz. und Kredttgebarun« in Dentschland, ,vie eS seinerzeit auS dem Memorandum be- kanntgeworben ist. Diele Entwicklung, erklärt der Reoara- tionSagent, brachte eS mit sich, am 20. Oktober ein Memorandum der deutschen Regierung zu übermitteln, dessen Veröffentlichung im beiderseitigen Elnverneh'n:» zu. lammen mit der Antwort der ReichSregierung beschloss.» wurde. Gilbert erkennt an, das, die Regier mg inzwischen «genügende" Schritte zur Besserung der Lage unter» nommen hat. Es hat sich hierbei nur »m stragen der Ftnanz. Politik der Ftuanzverivaltung und nicht um stragen per sönlichen SharakterS oder persönlicher Verhältnisse gebandelt. Die Beziehungen zwischen der Negierung und der DaweS- Organisation leien tatsächlich nach wie vor ..dnrch den Geist sreundschasilichcr Verständigung" gekennzeichnet. Kapitel 1 handelt von der Verwaltung des Plane». ES wird die loyale Lieferung der Reparationen betont und kon- fintiert, daß drei neue staktoren im dritten Reparationslahre eingetreten seien, nämlich 1. da» Hinzukommen der amerikanischen Besatzungskoste« »n jährlich öd Millionen, 2. die Herabsetzung de» belgische« Anteil« non 8 «ns IX Prozent, «nd 8. die Herabsetzung der itollenische« «n» ser- bische« Quote ans ie 1» Prozent. Kapitel 2 bandelt von der Tätigkeit des Transfer» komttee». Der Generalagent betont, daß eine scharfe Trennung zwilchen innerer und äußerer Uebertragung be stes,«. Diese Unterscheidung dars aber nicht überschätzt werden. Beide Probleme seien tatsächlich eng verwandt. Das Transfer habe immer größeren Einfluß auf -le innere Wirt» schaftSpolitik. Die TranSkersumme« belaufen sich l« d. Reparation»- iahre au» 1.28 Milliarden RM. gegen 1.17 Milliarde« Reichsmark i« 2. ReparntionSjahr«. Der Anteil der Uebertragung in fremder Währung betrug Iv.t.'. Prozent, der Nest entfällt aus Sachlteserungen usw. In Kapitel 2 wird «tue kurze Ueberslcht über die Be» richte der Kommissare und Treuhänder gegeben. Insbesondere wirb der Bericht des EisenbahnkommissarS be handelt. Es wird auf die Steigerung der Ausgaben der Ver» mügensverwaltung hlngewiesen. dt« für die Reichsbahn >027 annähernd öüv Millionen betrugen. Solange ein sorgfältig erwogenes Programm sttr dteke Ausgaben nicht durch Be triebseinnahmen finanziert werden kann, könne sich dt« Reichs bahn durch kurzfristige Bankkredite bei der Ver- kchrökrcditbank, bei der Retchsbank oder bet großen Privat- banken helfen. Rach Schilderung der Bemühungen, die Vor zugsaktien l»27 am Markt nnterzubringen. empfiehlt Gilbert solgendeS Vorgehen: 1. Zusammengehen oo« Reichiddahn «nd Reichs bank bei der Inanspruchnahme de» inlLndischen Kapital marktes»' 2. Znrückdrängnag »er bisherigen Tendenzen be züglich der Sffcuiliche« Kredit» und «eldauSgabengebarnng; L Reorganisation der stinanziernngSmethode» der Reichs bahn selber. Wen« diese» nicht znm Erfolg siihr, «nb die Krage einer AnSlandSemissio» entstehen sollte, hält der ReparationSogen» besondere SrSrternugen mit der Reparationskommiillon »egen der VrioritLten- srage ktir notwendig. Kapitel 1 Handel« vom HanShnl«. Die moderne Wirt- schalt brauche «Nissiges Kapital, da» von der Inflation ver nichtet worben sei. Die allgemeine Herstellung der stabilen Währung ietze aber auch wohlgeordnete Finanzen voraus. Der Generalagent nimmt zu der Krage de» «»»gleiche» der Haushalte vdn Reich. Ländern und Gemeinden in der üblichen Weise Stellung und meint, die Haushalt« im gegenwär tigen und verflossenen Jahre seien nicht ausgeglichen ge. wesen. Das gelte auch für die Länderhanshalte. Der große Anleihededars für die Gemeinde st na uzen taffe wenig Zweise«, »aß »leie Gemeinde« Ader ihre Mittel »eled« habe». Ter Haushalt des Reiches für das nächste Jahr weis« dagegen .anerkennenswert« Fortschritte" auf. namentlich im Bruch mit der bisherigen Tradition der außerordent- lichen Ausgaben, die auf Anleihe genommen werben. .Ernst- haste Anstrengungen" seien also unternommen worden. Seine Bemerkungen über den Han »halt saßt der Generalagent dahin znsammen, daß die ständig steigen de« AnSgaben setzt znm HSchste« Punkt seit »Sr Stnbililiernng geführt hade« und daß die «indrnckS- »allste Tatsache die beständige Vitalität der Ein nahmequellen sei. Die Hanptausgabe sei ««««ehr eine bessere A « S g a de k o »t r»l te. Er weift ferner auf die Dringlichkeit der essekttven In- angrissnahme der Rattonaltsterung und Reform der ösfent liche n Verwaltung hin. Auch die Finanz- ftattsttk der Länder und Gemeinden habe Fortschritte gemacht. Ihre lausenden Haushalte scheinen besser ausgeglichen, als die früheren, die Defizite im ordentlichen Haushalt seien klein geworden. Im außerordentlichen betrügen sie etwa Sk>0 bivilüv Millionen Reichsmark. In Kapitel S über die Sssentliche Schuld wird di« Ge- samtk^ulb der öffentlichen Körperschaften in Dentschland im ganzen mit 11 Milliarde« Reichsmark angegeben, wovon 8.Ü8 Milliarden Reichsmark ans da» Reich. 1.1 Milliarde» ans die Länder «nd 1.8S Milliarden aut die Gemeinde« entsallen. Die langfristige« AnSlandSoerschuldunge« der Länder »nd Gemeinde» betrage« bis Oktober d. I. 1^ Milliarde«, die lanasriftiaen Inlandsverschuldungen N.8S Milliarde«. Mit de« kommnnalanleihe» eraeben sich 2.SS Milliarden, davon entsalle» ans die Länder 27-L »nd ans die Gemeinde« Da» ». Kapitel behandelt die Beziehungen zwischen Kredit und Währung. Der Generalagent «eint, daß bei der Aufnahme non AnSlandSanleihe« Znrllckhaltnng bei Ländern nnb Gemeinden, aber auch bei den vankier» gesehlt habe. Hinsichtlich der Kontrolle der öffentlichen Anleihe- volittk sei die Antwort der ReichSregierung aus da» Memo- randum de» Generalagenten von Bedeutung. Im 7. Kapitel über Le» Außenhandel stellt de« General agent seft. daß Dentschland noch für einiae Zeit anSmärttge Anleiben benötige, «»bei er anch ans die Ausgabe der Glän- bsgerlänber Dentschland» in brzng ans di« Ausnahme dent- scher Exportware» binwcist. Nach einer eingehenden Schilderung der wirtschaft lichen Entwicklung in Deutschland schildert der General agent in seinen Schlußfolgerungen die Verantwortung, die dem TranSserkomitee. dem Reich und der ReichSbank hin sichtlich de» TranSker« obliegt. Der Deutschland ge- währte TranSserschutz seihst setze vorau». daß Deutschland alles in seiner Macht liegende zur Erleichterung des Transfer» tue. Dabei sei Vorsicht bei der Ausgaben- und Anleihegebahrung geboten. Die Erklärungen der Regie rung und ihre Antwort zum Memorandum bilden eine Grundlage zu weiterer praktischer Erprobung und die bisher crgrtsscnen Maßnahmen der stinanzresorm sind ermutigend. Beim Urteil über die Lage müsse auch die Schwäche des TranSferschutzlnstemS berücksichtigt werden. Die Ungewißheit der Höhe der dentschen NeparatiouSschuld führt überall, so bemerkt schließlich ber Generalagent, zur Unterdrückung der normale« Initiative und der im eigenen Interesse Deutschland» liegenden Reformen. Das von den Sachverständigen vorgesehen« Schutzsystem ist nur Mittel zum Zweck gewesen, nämlich «in dringende« Gegen- wart«problem zu lösen und Transfer-Resultat« zu erzielen. Der einzige Weg hier,» ist »ie endgültige Festsetzung der dentscheu ReparationSschnld «ns einer adsolnte« Bast» ohne Tra»«fersch»tz. Ueber den Zeitpunkt dieser Festsetzung haben die Lachverstän- btgen natürlich nichts gesagt. Wir leben noch in der Der- such» zeit. Wettere Erfahrungen sind nötig Da» Ver. trauen, der wesentlichste Faktor zu rlner gegenseitig befrte- digrnden Sndrcgelnng, besteht bereit». Aber keine» der großen Probleme kann nach Meinung de» Generalagenten dauernd gelöst «erden, bevor Dentschland nicht vor die endgültige Ausgabe gestellt ist, unter eigener Verantwortung, d. h. ohne ausländische Aussicht und ohne TronSferschntz» -» Handel». Die Anttlmmlgkerlen in -er bayrischen Koalition und -as Zentrum. In Bayern spielen sich zurzeit politische Vorgänge ab, die au» zwiefachem Grunde über die weiß-blauen Grenz, pfähl« hinaus Interesse erwecken: einmal» weil sich in dem seit mehreren Jahren gut bürgerlich regierten zweitgrößten deutschen Lande hinter den Kulissen Einflüsse geltend zu machen scheinen, die ein Wtedcrherandrängen ber Sozialdemo kratie zur staatlichen Macht erkennen lassen, und zum andern, me» die bayrischen Ereignisse in das Gebiet der Zentrums- Politik im Reiche hinüberspielen. Tatsache ist. daß sich zwischen den bayrischen Deutschnationalen und der Bayrischen Volks. Partei ein heftiger KoaltttonSkrieg entspannen hat. der nach einer Erklärung des »Bayrischen Kuriers" eine .gerichtliche Klarstellung des gesamten Sachverhalts" zur Folge haben soll. Der Streit ist veranlaßt worden durch scharfe Angriffe de» genannten leitenden Organs der Bayrischen DolkSpartei gegen den deutschnationalen Justizminister Dr. Gürtner. dem der Borwurf gemacht wurde, baß er in dem Hitlerprozeß iw Jahre lS24 seine amtliche Autorität in unzulässiger Weise zu gunsten der damals Verurteilten eingesetzt habe. Außerhalb Bayerns wirb man baß erstaunt sein, daß eine so alte Ge- schichte, wie der Hitlerprozeß. über die doch nun endlich GraS gewachsen sein müßte, und die heute die Oeffentlichkeit gar nicht mehr interessieren kann, urplötzlich wieder auS der Ver senkung hervorgeholt wird. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß in München seit einiger Zelt unter ausgesprochener Teilnahmloslgkcit des übrigen Deutschlands ein parlamenta rischer Untersuchungsausschuß tagt, der den Hitlerprozeß wie- ber auLgcgraben hat. Die Beratungen dieses Ausschusses haben zu Aussagen von Zeugen geführt, die zur Unterlage der gegen Dr. Gürtner erhobenen Beschuldigungen gemacht wurden. Die Deutschnationalen haben die Angriffe ent schieden zurückgewiesen und in die Hintergründe des Vor stoßes hlnrtngeleuchtet durch die Erklärung, daß die Ein- berufung des Ausschusses auf ein sozialdemokratisches Manöver zurückzuführen sei, bas von vornherein den Zweck verfolgt Hab«, die Koalition — Bayrische BolkSpartei, Deutschnattonale und Bauernbund — zu sprengen. Sie fordern daher die Einstellung ber wetteren Tätigkeit -es Ausschusses, da dieser nur zu Nutz und Frommen der Sozial, demokratte arbeite: von der Bayrischen BolkSpartei hänge eS ab. zu entscheiden, ob dieses schmähliche Schauspiel weiter, geführt werden solle oder nicht: sie allein als die stärkste Partei Hab« es sederzeit in der Hand, die »ersetzende Tätig- keit -es Ausschusses weiterhin zuzulassen oder zu beendigen. Die Bayrische BolkSpartei scheint aber nicht gewillt zu fein, da« deutschnattonale Verlangen zu erfüllen. Ihr eingangs genanntes Organ bezeichnet .ein solches Zugeständnis an die Sozialdemokratie" als »außerordentlich bedenklich", weil mau dadurch .ja geradewegs zugebe, daß man et« schlechte» Ge- wissen habe", daß es .Dinge gebe, die man verschweigen mülle": die Bayrische BolkSpartei werde der Linken diesen Gefallen nicht tun. Aus der ablehnenden Haltung der Bayrischen Volk». Partei zieht di« deutschnattonale Presse den Schluß, daß e» sich in der Frage des Untersuchungsausschusses um ein zweck, politisches Zusammeiispiel zwischen recht» und links handle, bei dem sich am politischen Horizonte ein« Koalition zwischen der Bayrische» BolkSpartei und der Sozialdemokratie ab. zeichne. Die .Münchener Neuesten Nachrichten", die eine ge- mäßigte demokratische Richtung vertreten, sind ebenfalls der Meinung, baß die fortgesetzten Reibungen in der Koalition, für die der Ausschuß einen verhängnisvollen Nährboden bilde, nicht den Eindruck beS Zufälligen machten. Auch ber Ministerpräsident Dr. Held soll «n einer koalttionSsihung, l« der man sich vergeblich um die Schlichtung des Streites be. mühte, dem FraktionSvorsttzenbrn Dr. Wohlmuth wegen ber nicht genügenden puptllarischen Sicherheit der Bayrische« BolkSpartei gegenüber der Sozialdemokratie ernst« Bor, Haltungen gemacht haben. An Durchsichtigkeit läßt dt« Politik der Bayrischen BolkSpartei jedenfalls zu wünsche« übrig. Sonst wäre «S dych nicht möglich, baß der Abgeorb. nele Schlitteubauer den Gedanken, die Sozialdemokratie zur Negierung mithcranzuzirhen. zur Erörterung stellt, während ber Abgeordnete Schäfer erklärt, daß von einer Koalttton seiner Partei mit der Sozialdemokratie gar keine Red, sein könne. Dazu kommt, baß ber.Bayrische Kurier" neuerding» die Möglichkeit eine» Zusammenarbeiten» mtt der Sozial, demokratte eingehend erörtert und dabet zu dem Ergebnis gelangt, das staatliche Zusammenwirken mit -er große«