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Genfer Vorbereikungen für Deukschlan-s Aufnahme. - Eine bayrische Abfuhr für Levi. — Poinearö über -ie Kebung -es Frankenkurses. Dr. Kölling weich! dem Druck. Magdeburg, 8. August. Wie die Tclegraphen-Union erfährt, hat der Oberstaatsanwalt auf Gruud des Gutachtens des Sachverständigen Metzger und der a» die Braut vo« Schröder gerichteten Briefe ein Zweifelsverfahreu gege« Schröder, uud-war wegen Mordes ein« geleitet; Landgcrichtsrat Dr. Kölling hat einen Ge» foudhcitsnrlanb beantragt und auch erhalte«, de« er wahrscheinlich am Donnerstag antreten wird. Das IuflizminiNertum schweig! sich au». Berlin. 8. August. Das prenßstche Jnsti-minifterin« de» »ahrt «och immer über das Ergebnis der gestrige« Berhand» limgen -wischen dem Ministerium des Inner« nn» dem Justiz» Ministerium in der Magdeburger Angelegenheit Bert ran» lichkeit. Wahrscheinlich haben die Minister sich dahin ge einigt, daß zunächst mit dem Oberlandespräsidenten vom Naumburg Fühlung genommen wird, um festzustellen, ob ein dort gegen den Magdeburger Untersuchungsrichter Dr. Kölling eingeleitetes Disziplinarverfahren Erfolg haben wird. Das, dieser Versuch irgendwelche Aussichten hat. ist sehr zweifelhast. Selbst sehr weit linksstehend« Juristen sind der Ansicht, daß die preußische Negieruung besser getan hätte, rechtzeitig einzulenkcn. Der Anlersuchunasrtchker hält an seiner Ans- sassnn« seit. Berlin, 3. August. Der „Berl. Lok.-«»».* berichtet über eine Unterredung, die der Korrespondent deS Blattes in Magdeburg mit dem Landgerichtsrat Kölling hatte. Aus die Frage des Korrespondenten, weshalb der Unter- tuchungsrichtcr bisher gegen Schröder nur ein Verfahren wegen Diebstahls und Raubes geführt habe, ant» «ortete Kölling: Wenn wir von vornherein Schröder mitgeteilt hätten, daß gegen ihn ein Verfahren wegen Mordes schwebe, dann würde es uns nicht möglich gewesen sein, Näheres über die Ermordung Hellings von ihm zu erfahren. Lediglich ans taktischen Gründen wnrd« bis setzt gegen Schrö der noch kein Bersahre« wegen Mordes oder Mordbeteilignng cingelcitct. Dies ist aber nur eine Formsache. Schröder ist verloren! Ganz unabhängig aber davon ist die Frage, ob Schröder einen Raubmord aussührte. oder ob er den Mord voll bracht hat. »meinen ihm gegebenen Auftrag aus- zufübren. Ich habe gestern und vorgestern verschiedene Vernehmungen vorgenommen, zum Teil auch Ermittelungen außerhalb Magdeburgs angestellt. Alles, was ich er mittelt habe, veranlaßt mich, an meiner These sestznhalte«, daß es sich bei der ganzen Angelegenheit nicht nm einen Raub, mord, sondern «m einen Mord aus Anstiftung handelt. Dr. Kölling erklärt weiter, er könne über die Unterlagen, auf Grund deren sich diese seine Ueberzeugung erheblich br'iärkt lmt, selbstverständlich keine Auskunft geben, er be sitze aber schweres und neues Material, durch welches das Netz um Haas immer fester gezogen werde. DaS alles be stärke ihn in seiner Ueberzeugung «nd mach« es ihm zur Pflicht. «iS Untersnchnngsrichter seine Untersuchung fortznführen, auch wenn die Untersuchung der Landcskriminalpolizei, die ohne jede Fühlungnahme mit ihm ersolge, zu einem andere« Ergebnis -u kommen gezwungen sei. * Diese offenbar kurz vor seiner „Beurlaubung* gemachten Ausführungen Köllings beweisen, daß der Untersuchungs richter allen Grund hatte, von der Richtigkeit seines Vor gehens überzeugt zu sein, und bah er lediglich pflichtgemäß gehandelt hat. Da das preußische Justizministerium sich offen, bar von der Aussichtslosigkeit eines Disziplinarverfahrens gegen Kölling rasch überzeugt hat, muß die Ausschaltung KöllingS auf dem Wege seiner „Beurlaubung* auf einen Druck zurückgeführt werben, für den keine sachlich-juristischen Handhaben gegeben sind. Diese faule Kompromißlösung in einer Frage, die jedes politische Kompromiß unbedingt nn- möglich machen müßte, stellt die Ocsfentlichkcit vor die immer auffälliger und befremdender zutage tretende Frage, welches Interesse der preußische Innenminister und der Magdeburger Obcrpräsident an einer Aenderung in der UntersuchungS- kt'hrung eigentlich haben. Der Reichslag soll eingreisen» Magdebnrg. 8. August. Landgerichts rat Refchk « hat an den Reichstag uns bi« Retch»r«gternug folsenH« Eingabe abgefandt: An den Reichstag lbzw. die NeichSreglerungi wende ich mich in meiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender -es BezirkSverbondes Magdeburg des Preußischen Richtervereins gemäß Artikel 126 der Neichsverfassung. De« Reichstag bitte ich, nach Artikel 15 «nb 102 der Neichsverfassung einzugreise« -um Schutze der Rechtspflege «nb zur Wahrung »erUnabhängigkeitdcr Richter, weil einem Richter in Magdeburg, dem die Führ««« einer Boruntcrsnchnng nach dem Gesetz obliegt, von den Verwaltnngsbchörden anher, ordentliche Schwierigkeiten bereitet werden. Dadurch entsteht die Gefahr, baß die Klärung der Angelegen heit unmöglich gemacht wird. Aus die in der Presse der letzten Wochen eingehend erörterte« Vorgänge nehme ich Bezug. Wer is! Dus-ors? Berlin, 3. August. Unter der Ueberschrift: ,HSer ist Busdorf?" veröffentlicht die .Liergisch-Märkische Zeitung" eine Charakteristik des von den preußischen Behörden nach Magdeburg gesandten Kriminalkommissars Busdorf, in der es heißt: Es wird nicht mehr bestritten, daß es Hörstng gewesen ist. der das Eingreifen der Berliner Kriminalpolizei in den Magdeburger Fall herbeigeführt hat. was ihm bei seinen freundschaftlichen Beziehungen zu Severing nicht allzu, schwer gewesen sein wird. Herr Severing hat für derartige Fälle einen Intimus zur Verfügung. DaS ist der Krtminalkomissar Busdorf. An seinen Namen knüpfen sich äußerst merkwürdige Geschichten, über die folgendes der Ocfsentlichkcit mitgcteilt ivcrdcn muß: Busdorf war früher Unterbeamter, der, wie die Berliner Polizctbeamten- schaft weiß, nicht imstande war, die Wachtmeisterprüsung abzu legen. Er ist nach der Revolution infolge seiner Beziehungen zum Minister Severing und infolge seiner Mitgliedschaft bei der SPD. Polsszeikommissar geworden. AlS solcher gehörte er zwar der Einbruchsstreife an. wurde aber auf Ver anlassung des Ministers Severing ständig seinem Dienst ent zogen, um Spezialaufträge politischer Natur für den Mini st er zu erledigen. Für Herrn Hörstng war der Magdeburger Fall natürlich ebenfalls ein Fall politischer Art. ES wird hoffentlich einmal zu einer öffent- lichen Feststellung darüber kommen, welcher Art diese Spe-ial- aufträge gewesen sind. Jedenfalls steht fest, daß es einen Kriminalassistenten gibt, der Busdorf bei Erledigung solcher Aufträge zugeteilt war, der aber bei den von Büsdorf über nommenen Aufträgen nach einiger Zeit sich veranlaßt sah, seine amtliche Mitwirkung zu verweigern. Vielleicht ist für Busdorf die Tatsache, daß wir von diesen Vorgängen Kenntnis haben, ausreichend Veranlassung, sich etwas aus der Oeffentlichkett zurückzuziehen. Wallrais Mahnruf an -ie Stu-enteu. Leitsätze für ein deutsches Ausbavv'-rramm. Bonn, 3. August. Anläßlich des Deutschen Studententages hatte die deutschnationale Studentenschaft zu einem Empfang eingcladcn. wobei der deutschnationale Abgeordnete Exzellenz Wall ras eine Ansprache hielt, in der er u. a. auSsührte, die Räumung der Rheinland« dürfe nicht als ein Ersol« der deittschcn Politik ausgesaßt werden, sonder« als Einlösung eines längst fälligen Versprechens. Täglich sühre nnS die Enlcnie vor Augen, daß ohne Macht kein Recht sei. Die Kenntnis des Versailler Vertrages sei im deutschen Volke viel »u wenig verbreitet. Wen« sich jemand weigere, den im An- denkcn an die Toten gehißte« alten Reichssarbe« die Ehre zu erweisen, so sei das der Höhepunkt der Regrisssverwlrrnng. vei dem zu schassenden Reich» e h r e n m a l e für die Toten der Weltkrieges sollten neben schlichten Worten deS Gedenken» «ahnende Worte -,u di« künftigen Geschlechter stehen. In dem Sarkophag solle und dürfe aber der Gedanke der Wehrhaftigkeit nicht eingesargt werden. Auf den parlamentarischen Betrieb eingehend, betonte Wallraf die Notwendigkeit gröberer Befugnisse für de« Reichspräsidenten, damit dt« Regierungen nicht jedem parla mentarischen Windhauch znm Opfer fallen könnten. Scheide- inann habe uns »,var seinerzeit die Freiheit verheißen, aber heute müsse man sich unbegründete Haussuchungen gefallen lassen. Wallraf ging dann auch auf die Versuche deS früheren Reichskanzlers Dr. Wtrth zur Zusammenfassung der Re publikaner ein und erklärte, daß man das Trvmpetensignal von Josef Wirth nicht überhören dürfe. Die kleine» Gegensätze der Rechtsgruppen müßten hinter de« große» Ge danken Christentum «nd Vaterland znrückstehen. Gerade die Studenten dürsten nicht der Resignation anheimfallen, di« viele Kreise unseres Volkes ergriffen hat. Der Geist müsse Geltung behalten, der in den Worten zum Ausdruck komme: „Das Hans mag verfalle«, was hat «S den» für Rot — der Geist ledt -» n»S alle« «nd »nsere Bnrg ist G-ttl* „Dir Republik ist uichk gefährdet." Im allgemeinen kann man nicht sagen, -aß die immer auf denselben Ton gestimmten Reden Dr. WirthS Sie vkl« Druckerschwärze wert wären, die in der Presse des Zentrum» und der sonstigen Linken darauf verwendet wird. Dr. WirtH ist ein unruhiger Geist, der seine kurze Glanzzeit als Reichs kanzler nicht vergessen kann und danach dürstet, wieder »« politischem Einfluß zu kommen. Die Befriedigung diese» Ehrgeizes glaubt er dadurch erreichen zu können. Laß er sßtz ein republikanisches Sprungbrett zurechtgezimmert hat, »o» dem aus er sich bei Gelegenheit mit einem kühnen Satze wieder nach oben zu befördern gedenkt. So hatte er jüngst wieder einen Kamps, und Mahnruf zur Sammlung aller republikanischen Kräfte -um Zwecke der Abwehr Monarchist-, scher Nachtgesprnster veröffentlicht. Dem ersten Aufruf tst sehr rasch ein -weiter gefolgt, der sich nochmal» gegen »t« „reaktionäre Idee deS Bürgerblocks* wendet und den Reich», tag als reif zur Auflösung erklärt: e» handle sich nur noch barum, für di« Neuwahlen „die scharfe politische Frag«, stellung* zu finden. DaS ist in der Tat eine schwierige Auf gabe, besonders wenn sie in dem Sinne gelöst werden soll, daß di« Wahlen eine Zusammensetzung des Reichstage» ergeben, auf Grund deren ein Mann wie Dr. Wirth sich wieder Hoff, nung auf einen hohen Regierungsposten machen könnte. Ge wiß darf nicht verkannt werde«, daß eine konsequente Werbv arbeit vor und hinter den Kulissen im Wirthschen Sinne ihr« Gefahren hat, aber Herr Wirth überschätzt sich doch gewaltig^ wenn er über die vermeintliche Wirkung seine» ersten Auf. rufeS in einem radikaldemokratischen Berliner Blatte urteilt- „Mein Kampfruf gegen Bürgerblock und Nechtsblock, in de» die Parteien der Mitte nichts als Anhängsel und Aschenbrödel und damit Prügelknaben der Rechten wären, hat gezündet. Wie i« einem gestörten Ameisenhaufen rennen soziale «nb politische Reaktionäre wild durcheinander, di« in somme», licher Ruhe davon träumten, die Früchte jahrelanger Wühl, arbeit gegen die Republik einhetmsen zu können.* Das ist denn doch eine groteske Ueberspannung de» Selbstbewußtsetns» über die man nur lächeln kann. Dr. Wirth ist für die Rechts parteien, di« er als Reaktionäre und Republikfeinde zu ver dächtigen beliebt, wirklich nicht ein so furchtevweckender Riese» daß sie vor ihm wie die Hasen davonlaufen sollten, wen« er seine gewaltige republikanische Keule schwingt. Biel inter. essanter und beachtlicher als da», was Herr Dr. Wirth sagt» ist das, was ihm das führende Organ deS linken Zentrum», flügcls, die „Germania", darauf erwidert. Schon da- erste, mal lehnte das genannte Blatt die unruhigen Ideen de» Herrn Wirth ab. aber noch recht sanft und nur in Form eine» freundschaftlichen Rippenstoßes, der durch di« Blume bedeute« sollte: .Halte doch endlich den Mundl" Da indessen diese zarte Mahnung nichts fruchtete. ' so wurde die ,/Germania* das zwettemal erheblich schärfer und deutlicher. Bor allem zerstörte sie unbarmherzig die ganze Grundlage der Wirth schen Agitation durch die unumwundene Feststellung: „Die republikanische Staatsform ist heute nicht ««. fährbet." Der Kampf gehe nicht mehr um die Republik als solche, sondern um ihren inneren Ausbau. Damit ist durch die monarchistische Revolutionslegenbe ein dicker Strich gemacht worden von einer Stelle, auf deren Urteil gerade wegen ihres ausgesprochenen LinkscharakterS besondere» Ge wicht gelegt werden muß. Mittelbar liegt darin die Bestäti gung, daß das Wort Dr. HcrgtS: „Wir nehmen den Staat wie er ist", als vollgültige Münze auch von jedem einsichtigen und ehrlichen Parteigänger der Linken bewertet werden muß. Von diesem Standpunkt aus kommt da» Zentrumsblatt in der von ihm weiter aufgeworfenen Frage, wie da» ge- sicherte republikanische deutsche Wohnhaus im Inner» au», gestattet werden soll, zu einer entschiedenen Zurückweisung der von Dr. Wirth erstrebten einseitigen radikalen Möblie- rung. Der Grundsatz wird direkt kür falsch erklärt, baß nur mit der Linken und immer nur gegen die Rechte regiert werden müsse. Das ist durchaus konseauent. nachdem einmal das Zugeständnis gemacht worden ist, daß die Rechte ver« fassungstreu ist und keinerlei Anschläge auf die bestehend« Staat»form im Busen trägt. Die „Gernsttnia" geht sogar noch weiter und weist Dr. Wirth darauf hin, baß gerade die Sozialdemokratie durch ihr Verhalten beim Volksentscheid gegen die Republik gearbeitet habe: nach recht» hin aber sei auch für den Republikaner eine Verständigung mit de» Schichten der Bevölkerung möglich, die zwar sozial und demo kratisch denken, aber denen auch heute noch der monarchische Gedanke al» ein ideale» Ziel und alS die Verkörperung der nationalen Idee vorschwebe. Da» sind alle» recht interessant«