Volltext Seite (XML)
.b) Junge Rose von Carl Reinecke. Junge Rose, lieblich entsprossen, Duftest so süss, duftest so hold, Junge Rose, leuchtest von holder Scham übergossen, Glühest und funkelst wie schimmerndes Gold. Junge Rose, halb nur erschlossen, Blickest so keusch, blickest so rein, Junge Rose, strahlst von des Abendlichts Gluth umflossen Herrlich im lichten, im himmlischen Schein. Junge Rose, reizende hehre, Deck’ mit dem Laub dein zartes Rot, Junge Rose, dass nicht des Sturm’s Gewalt dich versehre, Früh dir bereitend wohl grausamen Tod. Erich Herrack. c» Der Nussbaum von Robert Schumann. Es grünet ein Nussbaum vor dem Haus, Duftig, luftig breitet er blättrig die Äste aus, Viel liebliche Blüthen stehen d’ran; Linde Winde kommen, sie herzlich zu umfah’n. Es flüstern je zwei zu zwei gepaart, Neigend, beugend zierlich zum Kusse die Häuptchen zart. Sie flüstern von einem Mägdelein, Das dächte die Nächte und Tage lang, Wusste, ach! selber nicht was. Sie flüstern, sie flüstern, — Wer mag versteh’n so gar leise Weis’? Flüstern von Bräut’gam und nächstem Jahr, Das Mägdlein horchet, es rauscht im Baum; Sehnena, wähnend sinkt es lächelnd in Schlaf und Traum. Julius Mosen. d) Morgenlied von Franz Schubert. Eh’ die Sonne früh aufsteht, Wenn aus dem dampfenden Meer Herauf und herunter das Morgenroth weht, Voran fährt mit dem leuchtenden Speer: Flattern Vöglein dahin und daher, Singen fröhlich die Kreuz und die Quer Ein Lied, ein jubelndes Lied. Was freu’t, ihr Vöglein, euch allzumal So herzig im wärmenden Sonnenstrahl? Wir freu’n uns, dass wir leben und sind, Und dass wir luft’ge Gesellen sind. Nach löblichem Brauch durchflattern wir fröhlich den Strauch, Umweh’t vom lieblichen Morgenwind Ergötzet die Sonne sich auch. 'M.