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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.08.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090825029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909082502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909082502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-08
- Tag 1909-08-25
-
Monat
1909-08
-
Jahr
1909
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Drer-irev RaHvtchteir Mittwoch, LK. August 1v«i» Nr. LÄks worden. Die übrigen 203 Gesuchfteller sind abgewiesen worden, weil sie de» für die Unterstützung gestellten Voraussetzungen nicht entsprachen. —* Die Stelle de» HauSinspcktvrS im neuen Rathaus« ist dem Bauführer Hcinse beim Rathausba» übertragen worden. —* Verbot des Vrauntweinausschauks in städtische» Kantine«. Der Dresdner Vozirksverein gegen de» Mi si nnlich geistiger Oietränke Imtte angeregt, die in städtischer Verimrltung desindlichen eia nt inen einem gemeinnützigen Ga >tda u s r e f v r ni v e r e i n zu überlassen oder wenig» slens den Ansictiank ovn Schnaps in diesen Kantinen zu untersage» und die Kantinenwirte zur Verabreichung guter und billiger alkobvlsreier Oietränke anznhalten. Hierzu sind die beteiligten Gc-schüsts-stellen und der An »ich uff für die StandeSvertretung der Schafsucr und Führer der Straßen- labn gtchork worden: auch hat der ArbeiterauSschuh der Gruppe I< der Straffenbahn sich gegen den SchnapSver- schank auSciesproche». Der Rat beschloß, von der Verpach- lnug der Kantine» an einen gemeinnützigen ElasthanS- refvrmverei» abzusehen. jedoch möglichst, soweit nicht die Pachtverträge mit den Kantineupächtern entgegenstehen. den Branntweinversärantk zu verbiete» nnd die Kantinen» Pächter zugleich anzntialten, dasi sie auch alkoholsreie Ge tränke zu mäüigen Preisen sichren, und beim Abschlüsse neuer Pachtverträge schlechthin aiC das Verbot d e s B ranntweinauö s cha n k S zuznkvmmen. -* Bogenschützen nnd Vogelwiesendrand. Die Pri- vi legierte B vg e n sch ii tz e ng e s e l l s cha f t zu D r e S d en hat. wie bereit» mitgeteilt. tUOOO Mark für die durch Sa» Feuer aus der V^eliviese Geschädigten bewilligt. ?lufferde»i I»t die Ge-sellschast den Verzicht resp. die 'Rück erstattung evn P tätige Id er» in -Hohe von 8800 Mark nach den Vorschlägen des Vorstände» genehmigt. Wie der ge- schüftSfichrende Vorsteher. Herr Stadtverordneter Schulze, in einem ausführlichen Referate darlegte, sei die Oiescll- übirst mit der Veioklligung dieser Summe bis an die o> r c n z e ihrer Lei st u ngssähigkeit gegangen, da ihre sinanzlelle Lage eine noch höhere Belastung gegen wärtig nicht zutaffe. Im allgemeinen ist die Meinung ver breitet. Vak die Dresdner BvgeusclnitzeugeseUschast äußer en denltcch wohlhabend sei. Sie hat jedoch ihr hauptsächlich ste» Kapital in dem ,Reitplätze für die Dresdner Vogelwiese sestgelegt »nd seinerzeit für den Ankaus desselben die Sninme von IW000 Mark bezahlt. Da» Terrain liegt in der .Hauptsache im Hvchwassergebicte der Elbe nnd ist des halb znm gri'ftten Teile nicht betiniungSfähig. Im günstig- neu Falle würden sich später bei dem weiteren Ausbau der Hochuicrstraffe von dem ganzen Terrain höchstens 12 Bau- nelte» verlausen laffen, die jedoch ebenfalls bereits mit n',000 Mark Adjazentenbeiträgeil belastet sind. Sluherdcm hai die Gesellschaft d>tnn umh die .Kosten für 000 Meter Skraffenbau auszubringe». D>tS «Grundstück selbst ist scrner noch mit einer amortisierbaren Hypothek von 02 0i»> Piark belastet. Ein weiteres Wertobiekt der Gesellschaft iit ihr .s»veniar, bestehend aus dem Gold- und Silberichatze, der SltnefftiaUe. den werwollen Rüstungen nsw. Dieses In ventar hat wohl sür die Gesellschaft selbst einen ganz be deutende» Wert, der jedoch bei einer eventuellen 'Lteranßc- rnng nicht erzielt werden würde. Die Gesellschaft verfügt dann noch über ein Prümien-StiftungSkapftal in Höhe von 2"000 Mark, das jedoch unangreifbar tit. da seine Erträg nisse satznngSgemäß für die Prämien beim grvffen Vogci- schieffe» Verwendung zu finden haben. Das Baroer- inögen der Ge'scllsckmit besieht in einem Essektenkonto im 2!vmiiialwerke von 40 500 Mark 142000 Mark Kapiiatwerts, sowie in einem Bankguthaben von etwa ooo Atark. Durch die Bewilligung der Summe von lOOOO Mark, durch den Ausfall von 8800 Mark Platzgeldern und nach der Deckung SeS eigenen Brand/chadenS der Gesellschaft, sowie nach der Bezahlung der bis jetzt noch anffensteheiidcn groben Rech nungen sür die diesjährige Dresdner Vogelwiese dürste sich dnS Bar vermögen der Gesellschaft ans nngesühr d i e H älft e r e d n z iere n. Diese übrigbleiben-e Summ' ist eine notwendige Reserve resp. ein Vetri.'bSk«ipital sür die Gesellschaft nnd ihre Unternehmungen. Jedes Jahr können neue und erhöhte Ansprüche an die «Silbe bezüglich der Ausgestaltung der Dresdner Vogelwiese herantreten, insbesondere iit dies sür daö nächste Jahr bezüglich des Feuerschutzes, der gröberen Ausdehnung der Wasseranlagen nsw. mit Sicl>erheit zu er»»neu. Deslmlb ist eS nvtwcn- oig, dah die Gesellschaft über ein entsprechendes Betriebs kapital verfügt. Die Gewinne der letzten Jahre können nur alS eine ganz bescheidene Verzinsung des in dem Areale der Gilde reitgelegten Kapitales gellen, ll. a. wird krnoentS habe deshalb nicht ober erfolgen können, »veil nach den Satzungen der Gesellschaft zwischen dem Lage der Einladung »nd der Abhaltung der Versammlung eln ge wisser Zeitraum liegen muffe und weil, wie bereits be merkt. ein Umfang deS «Schaden» sofort liach dem Brande überhaupt nicht festgestellt werden konnte. Der angerichtete Schaden habe eS notwendig gemacht, dah die Gesellschaft einen Teil ihres Vermögens für die Abgebrannten opfern müsse. Die Verfügung über da» Gesellschaft-Vermögen siehe jedoch ausschließlich dem Generalkonvent zu. der erst dann zusammentreten könne, wenn er statutengemäß rin- berusen worden sei. Der Vorstand selbst habe nur das Recht, über Beträge bis zü 300 Mark verfügen zu können. —* Für die Brandgeschäbtgte» auf der Vogelwiese hat derAuSschutz de» 7. Deutschen Bundesschiebens in Hamburg, der bereits 5l>00 Mark zu dem gleichen ^Zwecke gespendet hatte, noch öOOO Mark gestiftet. —* Wegfall von Sonntagsztigeu. Die vorwiegend dem AnssliigSverkehr während der Sommermonate dienende» Sonntagszüge: früh 3 Uhr 45 Min. von Dresden Hbf. nach Scknnidau: abends 0 Uhr 35 Min. von HvHnstein l-Dächsischc Schweiz) nach Kohlmühle, abend» 1l Uhr 35 Mi», von Kolilmühle »ach Hohzistein «Sächs. Schweiz): abends 0 Uhr 30 Min. von Mügeln bei Pirna nach BurkhardStvalde- Maxen, abend» 7 Uhr 30 Min. von Burkhards>walde-Maren nach Mügeln bet Pirna: abend» 7 Uhr 80 Min. von Geising- Altenberg nach Mügeln bei Pirna und abends ll Uhr 30 Min. von Mügeln bei Pirna nach Gcistng-Altenberg verkehren nächsten Sonntag, den 3d. August, zum letzten Male in diesem Sommer, — Der Zelleschc Weg darf nach Verfügung der König lichen Polizeidirektion wegen seiner geringen Breite nur in einer Richtung befahren werde». Mehrere Fuhrwerks- besitzer haben deshalb beantragt, den Zelleschen Weg uner wartet des banplanmäffigen Ausbaues in der Erstreckung von der Mockritzer Straffe bis zum Sedanplatz derart zu verbreitern, daff Lastgeschirre sich ohne Gefahr -es Iulam men stoffes ausweichen können. Da die beteiligten Anlieger die Abtretung des erforderlichen Lande» ablehncn und die Voraussetzungen der Enteignung nicht gegeben sind, sieht der Rat von der vorläufigen Verbreiterung ab. Dagegen soll die endgültige Herstellung alsbald nach Feststellung des Bebauungsplanes erwogen werden. - * Der Ronnenflug in der Dresdner Heide hat bist,er zu ernsten Besorgnissen noch keinen Anlaß gegeben, und eine direkte Gefahr besteht vorläufig nicht: der stärkste Fing ist auf dem UllerSdorfer Revier zu erwarten. ES wird daher mit allen verfügbaren Kräften der Kampf gegen den Schädling unserer Waldungen ausgenommen. Gute Dienste leistet hierbei der von der Stadt auf dem Wald- schlöffchen gufgestellte Fang appa rat. In der Lauff- nitzer Heide, ivo -er Flug stärker ist, werden auch mit bestem Erfolge Leuchtfeuer angewendet: ebenso wirk sam hat sich auch das Sammeln der Falter erwiesen. — lieber die Verbreitung der 'Rönne in den sächsischen P r i o a t f o r st e n wurde,, ans der kürzlich hier tagen den Versammlung des Vereins für Privatforstbcamtc Deutschland» interessante Mitteilungen gemacht. Im Gegensatz zu der aus der letzten Tagung des Sächsischen ForstvcreinS ausgestellten These, daff der Kampf gegen den Schädling mit allen Mitteln aus der ganzen Linie den Schiden wesentlich vermindern kann, wurde auf dieser Versammlung die Meinung laut, -aff die befallene» älte ren Fichtenbestände verloren sind. Im Neschwitzer Fo r st e Imben am letzten Sonnabend 40 Schul.kindcr 3800 Roiliienivkibcheii gesammelt. Lehrreiche Beobachtungen sind ans dem Reviere Putzkau in der Lausitz gemacht worden. Dort lmt man mit dem bekannten Saxonia-Appa- rat am 20. August in 5 Stunde» 150 000 Ronnensalter ge fangen: am Tage darauf aber keine Abnahme bemerkt, sondern mit de», gleichen Apparat 4M- bi» 500 000 Falter gesangen, wovon et,im drei Viertel mit Eiern besetzte Weibchen waren. Traurig sieht es im Kloster-Marien- th a l c r Walde au», der bekanntlich von allen sächsischen Revieren zuerst mit befallen worden ist. In diesem etwa 800 Hektar groffen Forste sind seit dem 1. Oktober 1M8 bis jetzt infolge der Rvunenkalamität trotz starker Leimun gen der Stämme etwa lOOOM Stämme verschiedenster Bonität, 28 000 Kubikmeter Schlcifholz und 16 »M Raum meter Vreiiiiholz zum Einschlag gekommen. 'Reuerdings werden besonder» starke Kahlsrüße an den Neiffeabhänge» beobachtet. Ans dem K o tt m ar-Rcv i er findet sich in kräftigen Fichteiibeständc» ein Kahlfraff von etwa 25 Hektar AnSdehnnna- An Lärchen hat man an verschiedenen -teile» unzählige 'Ronneiiraiipen abgclcfen, dagegen zeigte aber der Abschluff «de» Jahres IMO eine» ganz bedeutende»! sich- baff die Kiefer der Kalamität widersteht. Bei de» bc- Verlnst verzeichne». In seiner einleitenden Ansprache wies der repräsentierende Vorsteher, Herr Stadtrat Weigandt. daraus hin. daff die Bogenichützengciellsthast deSlmlb nichl sofort lwbc eingreisen können, weil ei» lleberblick über den Umfang deS angcrichtete» SckiadenS noch nicht vorhan den gewesen sei. Die Meinung, daff die Gesellschaft so ausserordentlich reich sei, kann jedenfalls nur dadurch ent standen sein, daß sie allerdings in den letzten 12 Jahren allein für vaterländische nnd wohltätige Zwecke >8- bis! r6 000 Mark ausgebracht lmbe. Die viele» Vorwülffe. die ^ man der Gesellschaft besonders in der Preffe gemacht lxrbe. seien nicht am Platze gewesen, den» sowohl der Vorstand I als auch die königlichen und städtische» Behörden seien! wivrt zur Stelle gewesen, »m nach Möglichkeit einzngreise» sallenen Lärchen sind mit dem Bespritzen von verdünntem Kupfervitriol nnd bei Fichtendickiingen mit dem Bespritzen mit wafferlöSlichem Karbolineum mit der Holderschen Spritze Erfolge im Kampfe argen die 'Rönne erzielt wor den. >),, verschiedenen Annshauptmannschasten klagt man, daff im sogenannten Bauernwald«: noch immer nichts gegen die Kalamität geschieht, während an anderen Orten der Kampf ganz entschieden ausgenommen worden ist. So und z. B. alle Waldbcfitzer der Amtshauptmannschaft Pirna zu Maffnghmen gegen die 'Rönne gezwungen worden: sic erlmltcn hierbei zwei Drittel der Kosten als Staatsuntcr- siiitzuiig zurückvergütet. —* Reues Hotel auf Weiffer Hirsch. Eine Berliner Baugesellschaft — Parkhotelg-ciellschaft — beabsichtigt an »nd de» Fortbestand der Festwiese im Interesse de, Fieran- Stelle de» ParkhvtelS auf Weiffer Hirsch, da» ange «en zu sichern. Die sofortige Einberninng des General- - känU und niedergerissen werden soll, ein neues erstklassige» Hotel zu erricht«». Zu dt«sem Zweck« «weilten in letzter Zelt wiederholt mrhrere Direktoren und Architekten der Ge sellschaft «hi«r. Der Bau, der mehrere Millionen Mark erfordern soll, hat den Gemetnderat bereit» beschäftigt. Er konnte indeff nicht antaehetffen werden, da d«r Plan wage« seiner Groffzügigkett der «dortigen Bauordnung nicht «nt- sprtcht. Die Gesellschaft ist nunmehr aufgesordert worden, einen neuen Bauplan einzureichen, der sich den Baubestim mungen und der Landschaft am Weißen Hirsch mehr an- pafft. Wen» dieser neue Bauplan vom Gemeindeamt be ziehungsweise der Amtshauptmannschaft genehmigt sein wird, dürfte alsbald mit dem Ban de» neue» Hotels be gonnen werden. — Rach der groffärtigen Entwicklung, welch« der »Weihe Hirsch" namentlich roährend der letzte» IN Jahve genommen hat, tst «S nur zu natürlich, daff Projekte, wie «das vorerwähnte, entstehen. Nicht nur als Kurort, sondern als Erholungsort ersten Range- ist der W«ihe Hirsch mit seinem herrlichen Hinterland und bei der Näh« Dres dens, welches einem roohlhabenden Publikum alle Ver gnügungen, Kunstgenüsse und Zerstreuungen der Grohstadt bietet, wie geschaffen. E» erscheint geradezu unbegreif lich. daff die Verwirklichung eines solchen Projekte» fp lauge aus sich ivarten läfft. —* Bemerk«»»»»»»«, von d«r Lnndesverktmmlnng der sächsischen Sozialdemokratie. Die diesjährige Landesverjamm- lung der sächsischen Sozialdemokratie trat Sonntag abend in Zittau zusammen. Die eigentlichen Verhandlungen begannen Montag früh unter Leitung von Lipinski im Gewerkschafts- Hause. Es waren 63 Delegierte, darunter eine Dame anwesend. Bon der Reichstagsfraktion waren anwesend Geyer-Leipzig und Noske-Lhemnitz. Den Parteivorstand vertrat Molkenbuhr. un, ersten Punkt der Tagesordnung „Organisation und gitation" referierte Sindermann. Er gedachte zunächst der im verflossenen Jahre verstorbenen Parteigenossen, speziell des Abgeordneten Eoldstein-Zwickau, deren Andenken die Ver sammlung in der üblichen Weise ehrte. Er betonte, dah die Parteiorganisation in Sachsen um 2700 Mitglieder zuaenom- men habe, so dah demnächst die Hunderttausend erreicht sein werde. Dcmgemäg hätten sich auch die Finanzen gehoben, so dah eine Mehreinnahme von 47 000 M. zu verzeichnen sei. Scharf zu tadeln sei aber, dah die Erhöhung des Wochen bei träges an die Partei aus 10 Pfennige noch nicht überall durchaesiihrt worden sei. Wenn die Erhöhung in den armen Wahlkreisen möglich gewesen sei, so müsse sie auch in den übrigen eingesührt werden können Man dürfe nicht überlegen, ob man einen Beschluh der Landeskonferenz ausführen wolle oder nicht, sondern man müsse ihn einfach ausführen. In Leipzig und Dres den sei dieser Beitrag bereits erreicht, es sei auch schon ein Extrawahlsonds in Angriff genommen, um den finanziell schwächeren Kreisen beispringen zu können, lieber behörd liche Mähren elungen gegen die Sozialdemokratie sei dem Zentralkomitee kein Material zugegangen. Daraus dürfe man aber ja nicht etwa schlichen, dah es in Sachsen in dieser Beziehung auherordentlich gut bestellt sei. Im Gegenteil. Troff der Versicherungen des früheren Ministerpräsidenten Grafen Hohenthal, es solle keine Nadelstichpolitik getrieben werden, kümmerten sich die Verwaltungsbehörden gar nicht darum, son dern gingen ganz offen gegen die Arbeiterorganisationen vor. Der Redner erwähnte ergänzend, dah wie im ganzen übrigen Reiche so auch in Sachsen eine Organisation der Land- und Waldarbeiterorganisation gegründet worden sei, um diese, die noch unter der Gesindeordnung stünden, gegen den Terrorismus der Grohgrundbesiffer zu schliffen. Zum Schluss kam Redner aus die Tätigkeit der Arbeiter Sport- und Gesangvereine zu spreche». Diese seien im letzten Jahre vielfach danach angetan gewesen, die Arbeit der Partei zu hindern. Wo aber grohe Arbeit Vorlage, wie z. B. Organisation sür die Landtagswahlen, da mühten selbstverständlich ihre Zwecke zurücktreten und die Mitglieder dieser Vereine sich zunächst den Zweiten der Partei zur Verfügung stellen. In der Diskussion wurde von verschie denen Seiten betont, dah selbst Beamte der Partei der Erhöhung des Wochenbeitrags auf 10 Pfennige widersprächen, weil sie einen Rückgang der Mitgliederzahl dadurch befürchteten. In dem Schlußworte bezeichnet«: Sindermann es als sehr merkwürdig, dah selbst ein Eewerkschaftssekretär vor der Erhebung des 10 Psg.-Wochenbeitrages gewarnt habe. Der Bericht wird dann zur Diskussion gestellt. Auf eine Beschwerde wegen des Mangels eines Parteiblattes in Plauen i. V. erwidert Dele gierter Sindermann-Dresden, dah wegen der hohen Kosten davon abgesehen werden müsse. Die Zittauer Druckerei mit Grund stück koste zum Beispiel 200 00«! M., überhaupt seien die Kosten eines eigenen Blattes weit höher, als sich die meisten Partei mitglieder träumen liehen, und in Plauen, wo etwa 11000 Abonnenten sein mühten, wären nur gegen 7000. Auch im näch sten Jahre wäre, wenn sich nicht Partei-Einnahmen und Abonnentenzahl wesentlich heben würden, nicht daran zu den ken, Anträge auf Aendernng der Prehorganisation einzubrin gen. Don einer Abstimmung über die Frage des Wochenbeitrags wurde Abstand genommen, die Meinung der Versammlung deckte sich mit den Ausführungen Sindcrmanns. —Alsdann erstattete der Delegierte Braune den Kassenbericht. Die Gesamteinnahmen der sächsischen Partei sind demnach auf 404 278 Mark gestiegen. Die Kassenbestände haben sich voti 67 000 auf 107 000 Mark er höht. Der Kassenabschluh des sächsischen Zentralkomitees ver zeichnet 20 000 Mark Einnahmen und 17 000 Mark Ausgaben, so dah ein Kassenbestand von rund 3000 Mark zu verzeichnen ist. Es folgten dann die Beratungen über einzelne Anträge zum Organisationsstatut. Gegen eine Stimme wurde der Antrag an genommen, wonach der Parteivorstand beauftragt werden soll, den Mindestbeitrag für die Partei im Organisationsstatut ein heitlich sür ganz Deutschland auf 10 Psg. pro Woche festzusetzen. — Den letzten Punkt der Verhandlungen bildete eine Aussprache über das Wahlprogramm der Partei. Referent hierzu v* Der Ehemniffer Museums- und Theater-Neubau. ,)n wenigen Tagen werde» die Heiden neuen Ehemnitzer RepräsciitativnS'bauteli, das M u i e u m und das T h ea t e r, festlich eingeweiht un» ihrer Bestimmung übergeben wer den. Schon jetzt hat man von den Schillingschcn Figuren, die in ihrer Vergoldung einst die Vrühliche Terrasse in Dresden zierten, die schützende» Vretterhäusche» wegge- nommen. Die Figuren präsentieren sich, nachdem ihre niit>ere Vergoldung entfernt worden in. in der gleichmäßig grauen Tvnuna des Materials «Sandsieini viel wirkungs voller als einst. Iw Theater ist alles fertig bis aus die 'Ausschmückung des Treppen1>a»seS, das durch die beiden in flachen Riiciwn angebrachten Marmorgruvven „Liebe und .swff". anSgoführt vom Bildlmner König, einen lünstleri- >cö:» Schmuck erlstrlt. TaS Holzwerk im Innern des Zu schauerraums. der drei Ränge hat, ist grautöniger Silber- alivrn. Tie Bühne ist 25 Meter breit und 10 Meter lies. Zur Erösfniingsseier wird ein Prolog, gedichtet von Proiessor Emil Walther, gesprochen werden, dann folgt die Ausführung von „LLallensicins Lager" nnd nach einer Pause der Festwiesenakt aus -den „Meistersingern" von Wagner. Während der Paine soll eine Lenerade der Ver eine aus dem Theaterplav stattnnden. Im Museum sind inns verschiedene Sammlungen untergebracht. Durch die liatnrivissenschastliche Sammlung, die sehr reich an Gesteinen ist. wird die Führung des Königs Herr Proscsior Tr. h. c. Sicrzel übernehmen: durch die Sammlung des „Vereins sür El>em»itzer Geschichte", die einige prächtige gotische, in Holz geschnitzte Kunstwerke, n. a. das sogenannte „Heilige «'Fab" enthält, wird Herr Baurat Gottichaldt führen: durch die Vorbildersammlung Herr Langhammcr, durch das ..Gewerbcmuscilm", das der Handwerkcrvercin ans eige nen Mitteln zusammengebracht und ,,, dessen Ausstellung der Werdegang des Materials, namentlich der Textil industrie, veranschaulicht wird, wird Herr Direktor a. D. Knorr führen. Die hervorragendste Ausstellung ist die de» Vereins „Kunsthütte" iFUHrung Herr Tr. med. Streu- bcli. in der im wahren Sinne des Wortes eine außer ordentliche künstlerische Tat für Chemnitz, wo die bildende Kunst bisher stets als Stiefkind behandelt wurde, geleistet worden ist. Tie Ausstellung wird bis Ende Dezember UM geöffnet bleiben, Bon der Cholera genesen. Tie Eindrücke eine» Ebolerapatientcn. die Stimmun gen. die er vom ersten Anfall der Erkrankung bis zur Ge nesung zu durchleben hatte, werden in einem Petersburger Blatte geschildert. Es ist ein Student, der unter der noch lebendigen Einwirkung des Durchlebten und DurHlittcnen erzählt: „Ich bin genesen! Sie können cs sich gar nickst vor- stcllen, was das für ein beglückendes Gefühl ist! Zweifel los hat jeder genesende Kranke in höherem oder geringe rem Grade dieselbe Enrpsindung. Aber der von der Cholera Genesende begrüßt die Befreiung und die Gesundung mit einem erregten, nervösen Enthusiasmus. Ich lag, an der Cholera erkrankt, im Botkin - Barackcnhospital. Tie Cholera bedeutet dem Bewohner Petersburgs TodeS- ichrecken: das bloße Wort macht ihm das Blut i„ den Adern erstarren. Jetzt kann ich mich auf alles, vom An fang bis znm Ende, besinnen. Ich wohnte in einem Zim mer zur Miete. Heute hin ich in eine andere Wohnung ge zogen. Und noch immer riechen meine Kleider ngch Tes- iniektion. Ich fürchtete die Cholera nicht: ich aff alles, Rohes und Ungekochtes. An jenem Abend hatte ich ein Kotelett und zwei frische Gurken gegessen. Ich wurde durstig und trank ein Glcr» Milch . . . TaS ist alles. Gegen lO Uhr abends fühlte ich mich unwohl. Ich begann einen schneidenden «Schmerz im Magen zu empfinden. Ich legte mich zu Bett, veränderte meine Stellung, die Schmerzen hörten nicht auf. Kalter «Schweiß trat mir aus die Stirn . . Ich ries die Magd . . . Dunkel erinnere ich mich der Be stürzung, der Verwirrung, die in der Wohnung entstand. Ter Hausknecht erschien: ich hörte ihn sagen: „Also ein Cholerakranker, sagen Sie?" — „Ja, wer weih eS? Er auält sich und windet sich ln Krämpfen ..." Ich verfiel tn einen Zustand halber Bewufftlofigkett. DaS Herz schien mir still zu stehen. Die Gedanken arbeiteten aber, und voller Entsetzen sagte Ich mir: „Es ist die Cholera!" Dann stumpfte sich auch die Empfindung ab. Der Arzt kam. Irgend jemand richtete mich mit starker Hand empor: ich fühlte einen Druck auf die Magengegend und schrie ans. Man hob mich auf und tru« mich fort. Wohin — wußte ich nicht. Später erfuhr ich, daß ich in einem Krankenwagen ins Cholerahospital getragen worden war. Dort kam ich wieder zu mir. da ich eine Wärme am ganzen Körper fühlte. Man hatte mich in eine Wanne gesetzt. Tann um florte sich mir wieder das Bewußtsein und kam erst durch eine heftige Schmerzempsindung wieder. Die Beine krampften sich mir zusammen: sie waren kalt wie Eis. Ich verspürte den Geruch von Kampferöl, mit dem man mich nach dem Bade ei »geriehen hatte. Die «Schmerzen hörten aber nicht aus. Ich empfand cs dunkel, dah der Tod in einem solchen Augenblick als eine Befreiung empfunden werden kann. Ich verlor das Bewufftsetn. Als ich wieder zu mir kam. lag ich in einem Zimmer mit weißen Wänden und einer langen Reihe von Betten. Durch das Fenster flutete Heller Sonnenschein herein. ,LSo bin ich?" — „Wo wirst Tu sein, mein Lieber." antwortete eine freundlich blickende alte Frau, die Krankcnwärterin, „im Hoioital bist Tu." — ,2>Fn der Cbolerabaracke?" — „Ja. gewiß. Es hat Dich heftig gepackt. ^>ctzt aber bist Tu glück lich heraus. Fünf sind gestorben, die mgn nach Dir her gebracht hat." ES erschien eine barmherzige Schwester mit ernstem, schönem Gesicht. „Wollen Sic etrvas essen?" — „Etwas, vielleicht ..." — «Nun, dann ist es nicht nötig. Hungern Sie noch etwas." — ,2Bin ich schon lange hier?" — „Den zweiten Tag. Nehmen Sic Medizin." Ich trank die Tropfen und fühlte, daß das Gespräch mich erschöpft hatte. „Schlafen Sie. da» wird Ihnen gut tun." sagte die Schwester und ging fort. In einem solchen Zustande von Schwäche und Apathie verbrachte ich einige Tage . . . „Ich werde nicht sterben?" fragte ich die barmherzige Schwester. — „Nein, jetzt nicht mehr. Sie waren aber hart am Rande deS Grabes. Sie haben eine starke Natur." Rund umher lagen Cholerapatienten. Ihr Stöhnen, ihr Geschrei er- schüttelte die Seele. Und doch empfand ich eS, wie egoistisch der Mensch sein kann. Wenn sch beohachtete. wie die ande ren litten, tat eS mir leid um sie, aber der Gedanke tat mir doch wohl, ^fch habe das schon überstanüen. ich bin ein Genesender!" Ich habe vier Todesfälle mit angesehen. Ich habe es beobachtet, wie plötzlich, nach dem Stöhne« der übrigen Kranken, tiefe Stille etntrat, wie sie unter dem Eindruck des Todesfalles unwillkürlich ihr Stöhnen zurück- htelten. Schließlich erklärte man mtr, dah ich nun da» Hospital verlaßen könne. Ich war genesen!"
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