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Dresdner Nachrichten : 01.10.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192710015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19271001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19271001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-01
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.10.1927
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1. Oktober 1S27 — «Dresdner Hachrichkev" — Nr. 4S2 SeNr S Lau-ttagung -es Lutherische« Siutgungs- «erkes zu Marburg a. Lahn. von Pastor Jobs. Ludwig, Dresden, Generalsekretär de» Lutherische» EtnlgungSwerke». Da» Lutherisch« EtnigungSwerk, da» auch de» Name« Allgemeine Lutherisch« Konferenz trägt, hielt unter dem Vorsitz von LanbeSbtschos 0. Ihm «l», Dresden, seine 19. Haupttagung vom 19. bi» 38. September in Marburg an der Lahn ab, nachdem e» zuletzt 193k in Nor wegen» Hauptstadt Oslo getagt hatte. Die Konferenz hat den Zweck, dt« evang.-luthertsche Gesamtktrche zu stärken. Alle» di« Luthers Glauben bekennen, wlll st« zu gemeinsamer Arbeit sammeln. Sie ist der Ueberzeugung, daß gerade beute in den groben Fragen und schweren Aufgaben, vor die sich die Kirche gestellt steht, vor allem eine Besinnung aus das Svan. Väter zu rüsten. Die Not der einzelnen Kirchen will st« ge- «einsam zu tragen und miteinander zu überwinden anlciten. Sie ist bemüht, am Wachstum und Segen der einen Kirche auch dt« anderen tetlhaben zu lasten. In großer Anzahl hatten sich die Bischöfe ober Kirchen- Präsidenten nicht nur fast aller deutschen lutherischen Landes- kirchen, sondern auch von vielen ausländischen lutherischen sah man unter den Teil- geordnet« der lutherischen .Norwegen, Dänemark, Finn land, b» baltischen Länder, Hollands, Frankreichs und der Tschechoslowakei. Marburg, die wunderschöne Heffenstadt im Lahntal, voll von geschichtlichen Erinnerungen, bot der Tagung einen seinen Nahmen. In grober Gastfreundschaft wetteiferten Stadt und Einwohner. Aufs sestlichst« bewirtete die Stadt dt« Teilnehmer in den Sälen ihres Rathauses Die Universität stellt« ihr« weitbekannte kunstvolle Aula für die Hauptverhandlungen und ihre groben Hörsäle für die Sonder, konferenzen zur Verfügung. Der Srösfnungsgottesdienst, reich auSgeschmückt mit lutherischer Liturgie und Kirchenmusik, gab der Konferenz mit der Predigt deS bayrischen Ktrchcnpräsidenten v. Veit, München, die rechte Einleitung. Alle» wurde gestellt unter LaS Wort Jesu aus Johannes 1K von seiner Liebe, die da» verborgene Leben seiner Gemeinde bildet, nnd sich in der Liebe zu den Brüdern offenbaren mutz. Die Konferenz will weiter nichts als dazu Helsen, bab die Kirche wirklich die Kirche Jesu Christi werde. So war es notwendig, bah die ersten Verhandlungen der Klärung der Frage nach dem Wesen der Kirche galten. Wertvollen Dienst leistete ihr hier- bet der Rektor der Erlanger Universität, v. Dr. Eiert, mit einem Vortrag über die Botschaft deS 7. Artikels der Slugs- burgischcn Konsesston von 1580, des grundlegenden Bekennt nisses der lutherischen Kirche. Hier ist ausgesprochen, daß sich die Kirche nur durch Gottes Wort und Sakrament erbauen kann, und daß sie allein so zur allgemeinen christlichen Kirche wird. Sie wird darum gerade um der kirchlichen Einheit willen nicht daS Ringen um die Wahrheit und die Reinheit der christlichen Verkündigung aufgeben dürfen. Freilich mutzte -er Vortragende auch darauf Hinweisen, dab die luthe- rischen Kirchen von heut« dem Kirchenbegrisf der Refor- matoren nicht ganz gerecht werden. In einer groben öffent» lichen Abcndversammlung wurden diese Gedanken weiter- geführt und ins praktische Leben übersetzt. Der Kirchen- Präsident Dr. v. Merz, Stuttgart, sprach über die Frage, warum wir noch heute Menschen der Kirche sind. Gerade er als Führer der württembcrgischen Kirche, in deren Volk daS kirchliche Bewutztscin tief verankert ist, war berufen, in ge mütvoller Weise zu zeigen, dab auch dem Menschen der Gegen wart bl« Kirche allein eine rechte Heimat, ein rechtes neues Weltgefühl und daS recht« BcrufSbcwusstsetn geben kann. Der Landcsbischof von Mecklenburg, v. Dr. Behm, behandelte die Aufgaben, die wir der Kirche gegenüber haben: arm sein vor Gott sLuther sagt: »Wir sind Bettler, das ist wahr"), frei sein der Welt gegenüber sLuther sagt: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr und niemandem untertan") und dienstbar den Brüdern sLuther sagt: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge"). Das ist das Lebensziel aller Kirchen- christen. Dann wurde von dem Urenkel de» berühmten hessischen Theologen Vilmar, der ein rechter Kirchenmann gewesen ist, besten Lebensbild gezeichnet. Den Blick in die Zukunft zeigten die feinen, von grobem wissenschaftlichem Ernst ge- ttagenen Ausführungen des Leipziger Universitätsprofessors O. Sommerlath. Er sprach von der biblischen Anschauung über da» Ende aller Geschichte und über bi« Wiederkunft Christi. Wenn auch der erste Teil seines Vortrages mehr wissenschaftlich abwägenben Charakter trug, so bannten doch seine Ausführungen von der Kirche des Heimwehs, die allein eine Welt neu gestalten kann, alle Zuhörer. Die Verhandlungen, die von dem LandeSbischof von Hannover, v. MarahrenS, mit einem Vortrag, der von genauer Kenntnis von Luthers Leben und Werk Zeugnis ab legte, etngeleitet wurden, führten die Jugend unseres Volkes deutkich vor Auge- Ihr hat Luther, der Mann der Kraft, Tat und Wahrheit mit seiner Frömmigkeit, die nicht Weich- beit sucht, sondern in der Wirklichkeit lebt, so viel zu sagen. Er allein vermag ihr wirklich ein neue» LebenSgefühl zu ver- leihen. Dab sich all das Gesagte nicht nur aus das Volk der Nesormation bezieht, sondern ökumenisch« Bedeutung hat, bewies der eindrucksvolle Abend de» 31. September, an dem die Vertreter von neun auberbeutschen lutherischen Kirchen Bericht über ihr Ktrchenwesen erstatteten. Wie verschieben der Professor von der Universität Part» von dem Finnen, wie verschieben der Bischof der Tschecho-Glowaket von dem schwedischen RetchStagSabgeordneten oder dem Norweger — und -och strahlten alle Redner die grobe Einheit in ihrem Innersten wieder, die dem ganzen Abend da» Gepräge eines brüderlichen Austausches gab. Aber nicht nur in die Weite wurde der Blick gelenkt Alltäglich« MorgengotteSbienste In der weltbekannten, wunderschönen Elt'abethkirch«. in der der Sarkophag sener heiligen Frau de» Mittelalter» steht, wiesen in die Stille und Tiefe. Ein ganzer Tag war sodann Sonderkonferenzen der kirchlichen ArbettSverbände gewidmet. Die groben Hör- säle der Universität waren von solchen gefüllt, die für ein be- stimmte» kirchliche» Arbeitsgebiet beson-ereS Interesse hatten. In der Konferenz der Hetdenmisfion berichteten ernst« Fach leute über die Entwicklung der deutschen Mission nach dem Krieg und über die neue Zeit draußen und die lutherische Mission. Die tnnerkirchliche Arbeit unter den veränderten Verhältnissen schilderte der Vortrag -e» Direktors deS Landesverbandes für Innere Mission in Sachsen. Pfarrer Wenbeltn. über die Ltebestätigkeit der staatSfreten Kirche. Die Direktoren der Ausivanderer- und Seemannsmisston be richteten über die deutsche Auswanderung nach dem Welt- kriege und die Verpflichtung der Heimatktrche sowie über der Seemannsmission weltweite Bedeutung. Besondere Be- achtung fand der Ausschuss für internationale Beziehungen der Kirchen mit dem Referat über die gegenwärtigen Be. ziehungen der Kirchen zueinander. Kaum weniger interessierte die kirchenmusikalische Konferenz und die der Judenmission. Den Schluss deS Ganzen machte ein feierlicher Schluss, gottesbienst, in dem der Präsident Landesbischof v. Ihmels in seiner überragenden Weise die Arbeit dieses Kongresses überschaute und alles ins Licht der Ewigkeit rückte. 16. SSchflscher Berufsschulkag. Nachdem am Donnerstag geschlossene Vereinsversamm lungen stattgefunden hatten und am Freitagvormittag Füh- rungen durch die Ausstellungen und Werkstätten der Chem- nitzer Berufsschulen und Besichtigungen verschiedener In- dustriegebiete vorangegapgen waren, fand am Freitagnach mittag unter aubervrdcntlich starker Beteiligung aus ganz Sachsen in Gegenwart zahlreicher Ehrengäste eine öffent liche Vertreterversammlung im Gasthaus .Krone" statt, in der Ministerialrat Dr. Richter über BildungSwcge und Bildungsziele der Berufsschule der Gegenwart sprach. Der Redner hatte für seinen Vortrag folgende Leit sätze ausgestellt: 1. Die Berufsschule stellt sich das Ziel, an ihrem Teil die Schüler in der beruflichen und -er allgemeinen Aus bildung zu fördern und dadurch für den gesamten gegen wärtigen und zukünftigen Pflichtenkreis zu erziehen. 3. Ihre Bildungömtttel sind: theoretischer Unterricht, VerufStechntsche Hebungen, Gesundheitsfürsorge und organisa- torische Erziehungsmaßnahmen. 8. Der theoretische Unterricht umfasst Bürgerkunde, Be rufskunde im weiteren Sinne und Kulturkunde. 4. Er bedarf einer sorgsam durchdachten Methode. Der Veranschaulichung dienen praktische Hebungen und Versuche, Unterrtchtsgänge, Material- und Modellsammlungen, bildliche und graphische Darstellungen, Lichtbilder und Filme. Schul- büchereien sind einzurichten. Die Unterrichtstechnik hat auf Selbständigkeit im Reden und im Skizzieren zu drängen. k. DaS Ziel der berufstechnischen Hebungen ist in der Hauptsache die Erziehung zum technischen Denken: soweit nötig, hat sie aber auch die normative Ausbildung der Schüler im Berufe zu sichern. 6. Die Gesundheitsfürsorge umfasst Leibesübungen ein- schliesslich schulärztlicher Beratung und arbettshygienischer Betreunng. 7. Die erziehungsorganisatorischen Massnahmen bezwecken, das Verständnis und das Interesse der Schüler für die Arbeit der Schule zu wecken und den Charakter zu bilden. Im zweiten Teile seines Vortrages hob der Redner her- vor. dass die Arbeit der Berufsschule, wenn sie erfolgreich sein soll, einige organisatorische Einrichtungen voraussetze, deren Verwirklichung erstrebt werden muss, und zwar: a) Selbständigkeit im Hause, in Verwaltung und Aufsicht, dem Zweck angemessene Schuleinrichtungen: d) eine einheit- liche, dem Wesen und der Aufgabe der Berufsschule ent- sprechende Lehrerschaft: c) Zusammenfassung der Schüler kleinerer Schulbezirke in Verbanbsschulen, in jeder Schule möglichste Durchführung ber beruflichen Gliederung: rt) eine zielbewusst« uns die Entwicklung der Jugendlichen berück sichtigende Schul- und Arbeitszeit: «) Lehrplan: k) einheit licher Aufbau dev gesamten Berufsschulwesens, demgemäss Aufstiegsmöglichkeiten, die den gesunden Ehrtrteb der Schüler nähren. Der Bortrag wurde mit brausendem Beifall aufgenom- men. Am Freitagabend fand im gleichen Lokal ein Be- grüssungS abend statt, der einen überaus harmonischen Verlauf «ahm. —^ — vewerbuugen für die Studieustiftung de» dentschen Volkes. Für die Aufnahme in die vorgenannte Stiftung kommen nur solche Abiturienten höherer Lehranstalten in Betracht, die sich bedeutend über den guten Durchschnitt er heben. da in ber Regel nicht mehr als 200 Abiturienten jedes mal zu Ostern in die Studieustiftung ausgenommen werden, und somit erst auf jede 16. höhere Schule Deutschlands eine Aufnahme kommt. Die Bewerbungen für Ostern 1028 müssen bis zum 1. November 1027 eingercicht werden. Die dazu nötigen Formulare sind bei der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft. Dresben-A. 24. Kaih-r Strasse 2, anzusorbern. — Die Fachzeitschriftenverleger ln Leipzig. Im Anschluss an die in Berlin abgehaltcne internationale Tagung der Fachpresse weilten gestern die Teilnehmer des Kongresses in Leipzig. Nach einer Besichtigung der Deutschen Bücherei und einer Rundfahrt durch die Stadt waren dü^Fachzeitschristen- verleger mittags Gäste des Bürsenverelns der deutschen Buchhändler im Buchhändlcrhause, wo sie von Hofrat Meiner willkommen geheissen wurden. Für die Gäste ant worteten die Präsidenten des internationalen Kongresses, Gretfenhagen, Berlin, und Me unter, Paris. Es folgte eine Führung durch die internationale Bnchkunstaus- stellung mit einem anschliessenden Tee, den die Stadt im Pavillon der Ausstellung gab. Abends begaben sich die Kon gressteilnehmer nach Dresden. —* Betriebsunfall der Eisenbahn. Die Pressestelle der Ncichsbahndtrektion Dresden teilt mit: Der Güterzug 5051 fuhr am Bahnhof F-löha am 80. September in der ersten Stunde einer Nangicrgruppe in die Flanke, wodurch zehn Güterwagen entgleisten. Der Lokomotivführer vom Güterzug erlitt einen einfachen Unterschenkelbruch, sonst wurde niemand verletzt. Der Sachschaden ist nicht erheblich. — Der «ene Sächsische Bauernkalender. Der Sächsische Bauernkalender für 1028 ist neu erschienen und ist diesmal von Professor Woldemar Müller, von Tiermaler Karl Wag ner und von Landschaftsmaler Alfred Wcssner-Collen- bey mit 88 Original-Abbildungen, darunter drei mehr- farbigen, ansgestattet. Es sind diesmal drei Ausgaben er- schienen: Ausgabe ^ mit „Messen und Märkten" zu ILO M.. Ausgabe S ohne „Messen und Märkte" zu 1,20 M., Ausgabe 6 auf Kunstbruckpapicr zu 2 M. Diese Preise sind nur bei einer Bestellung von acht Stück möglich: bei Einzelbestellung erhöht sich der Preis um 30 Pf. je Stück zuzüglich Porto. Der Ka lender ist durch die Landwirtschaftskammer, Dresben-A. 1, St- donienstrasse 14, zu beziehen oder durch den Buchhandel. Ladenpreis 2,20 M. — Sonderstihrnuge» i» ber JahreSscha». Heute bereit» nach mittag» 4 Uhr letzte Führung von Tr. H. Richter durch dl« Sonder schau der Sächsischen Landcsbibliotchk ,.DaS Buch". Teilnahme unentgeltlich. Das Leipziger Urleii für die lnkerualionalen Taschendiebe. Leipzig. In der BerufungSverhanblung gegen die inter nationalen Taschendiebe Amster, Etsekowitsch und Wagschal vor dem hiesigen Landgericht wurde am Freitag das Urteil gefällt. Die Strafen, die in erster Instanz verhängt worben waren, wurden nur geringfügig geändert. Wegen Taschen- üiebstahls in zwei Fällen wurde Amster zu 7 Jahren 2 Monaten Zuchthaus und 7 Jahren Ehrenrechtsverlust, Etsekowitsch zu 4 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrenrechtsverlust und Wag schal zu 8 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Die von der Vorinstanz gegen alle Angeklagten verhängte Polizeiaufsicht bleibt bestehen. Den Angeklagten wird bis zu 1A Jahr Untersuchungshaft angerechnet. Capitol. Montag findet Im Caoilol die Uraufführung des Phoebus- Films „Leichte Kavallerie" statt. Die Regie führ! Roii Ron- dolf in den Kouplrollen sind Vioian Gibson, Llizza la Porta. Lil Ostra. Aloeri Steinrück. Allons Fryland, AndrL Matloni. Siegfried. Arno und Fritz Kampers beschäftigt. Aals Naadols» der Regisseur des Films. Sltzza la Porta und Also«» Fryland werden der Premiere persönlich beiwohnen. waren ihren Aufgaben, was man kaum besonder- zu betonen braucht, vollauf gewachsen, und auch Erich Ltebermann- Rossini ese und Prof. Otto Weinreich gaben als Klavierbegleiter ihr Bestes. Die unbeglelteten Kadenz- und Rezitatlvstellen tn dem Kammermusikwerk von Grabner klangen übrigens nicht immer ideal, was freilich lediglich mit der akustischen Eigenart des Lautsprechers ober atmosphärischen Einflüssen Zusammenhängen dürft«. r. r. 1» t* DaS „Vaterunser" von Walter Nehn. Daß ein begabter Maler und Bildhauer zugleich eln berufener Dichter ist. gehört nicht gerade zu den Alltäglichkeiten. Diese seltene DoppelvegaLnng offenbarte der Dresdner Künstler Walter Nehn am Donnerstag in einem Kunstab.end, ber tm Kinderhortsaale zu DreSben-Zschachwitz vor einer ansehn- lichen Hörerschaft abgehalten wurde. Man hörte aus dem Munde eines trefflich geschulten Sprechers, de» Schau- spIelerS Hans Ztmmermann von der Sächsischen Landes- bühn«, die religiöse Dichtung Rehn» „DaS Vater- unser", die er als eine Art Ergänzung und Erläuterung zu 17 von Ihm entworfenen Federzeichnungen sJllnstra- ttonen zu der Einleitung, den sieben Bitten und dem Aus- gangShymnuS des von Jesu gelehrten Gebete») nieder- geschrieben hat. Die Dichtung beginnt, entsprechend ber ersten Federzeichnung, mit einer glaubensstarken Verherrlichung des Ganges Jesu und seiner Zuhörer hin zur Bergpredigt. In deren Mitte bekanntlich das Gebet des Herrn steht, um so dann in bilderreicher, gebankenschöner Paraphrase die Auf. forderung Jesu zum Gebet »Also sollt ihr beten", ferner dt« Anrede, die Bitten und den Lobgesang mit dichterischen Ge sichten und inbrünstigen Expressionen zu umkleiden. Einen kraftvollen Aufschwung nimmt die Dichtung am Schluffe mit der Auslegung ber letzten Zeichnung, die da» besiegelnde „Amen" hinter die Btlderrethe setzt. Di« aus tiefem rellgtösen Sinn geborene Dichtung klingt nur wenig an die Sprache der Bibel an: sie ist durchaus modern und hat beinahe etwa» Fau stische» tn ihrer Gedankenfülle und ihren mit Gott ringenden «nd sich glaubcnSvoll an ihn klammernden Herzensergüssen. ES spricht aber keineswegs ein religiöser Schwärmer, sondern vielmehr ein seines Gottes voller wirklicher Dichter au» den schönen Versen. Der Reim wird vermieden, nur der sprach, liche Nhnthmu» und eine häufig angewandte Alliteration wahren die dichterische Form. Schade, dass die kleinen Rehn. scheu Federzeichnungen nur im Original ausgestellt waren snoch baru nur in einem Nebenraum). Im vergrößerten vlchtbtlbe der gesamten Hörerschaft zugänglich gemacht, wäre ihr Zu- sammenhang mit der Dichtung besser zum Bewußtsein gebracht worden. Musikalische Klänge umrahmten den Bor- trag der Dichtung: Dr. Klug und Gattin lieben ln gewandter Ausführung Anbantesätze für Klavier und Violine von Bach und Beethoven erklingen. ES lag eine tief« Weihe über dem eindrucksvollen Abend. —eie. t Die Internationale BnchkunstanSstellung in Leipzig wird nach viermonatiger Dauer am kommenden Sonntag ge schlossen. Aus diesem Anlass fand eine schlichte Schlussfeier statt. Der Besuch der Ausstellung, die sich mit ihrem eigen artigen Inhalt von vornherein nur an eine bestimmte Schicht interessierter Personen wandte, hat mit 60 000 zahlenden Be suchern die Erwartungen um das Fünffache übertroffen. Durch die Ausstellung sind die breiten Massen von dem Wert und von ber Wirkung ber Buchschönhett überzeugt worden. Die künstlerische und kulturelle Bedeutung ber Ausstellung wird am stärksten sichtbar tn der großen Beachtung, die sie tn der deutschen und ausländischen Presse gefunden hat. Es sind ungefähr 400 zum Teil illustrierte Aussätze veröffentlicht worben- Die AnSstellungSleitung bereitet eine grosse Pnbli katton vor, die ihre Ergebnisse in einem stattlichen Bande zu sammenfassen soll. Gemeinsam mit ber Deutschen Bücherei wird eine Sammlung neuzeitlicher Buchkunst vorbereitet, die der Abteilung kostbarer Drucke der Deutschen Bücherei an- geschlossen wird. Hür die sächsische Staatsregierung erklärte Ministerialrat Dr. Klien, um einen Teil ber hier gesammelten Schätze ber weiteren Ausbildung der Buchkünstler dienstbar zu machen, habe das Ministerium im Verein mit der Stadt Leipzig auf die Rückzahlung eines Teiles ber gezeichneten Garantiesumme verzichtet, um ein« Buchkunststtftung zu er richten. Zu dieser Stiftung trage die Stadt Leipzig 16 000 M., die Regierung 10 000 und das Reich wahrscheinlich 5000 M. bet. 10000 M: dieser Stiftung sollen dazu verwendet werben, um aus den Beständen der Ausstellung eine Anzahl besonder» vor- bildlicher Gegenstände zu erwerben. Im übrigen sollen aus den Erträgnissen die Sammlungen ergänzt sowie auch Gtl- pendle» an begabte junge Buchkünstler gewährt werden. ß Uraufführung Hamburg tm Deutschen Schauspielhaus: Skandal um Olly". Ein Skandal? AVer nein, wer wirb von HeinrichJlgenstetn einen Skandal erwarten? Nur ein Skandälchen, bet dem wir alle ruhig dabei fein können» eine» von der Art, die einen erfrischenden Zug tu agnterenden Alltag bringen, die Nerven und Gemüt mit ellerem Schlag durchpulsen. Eine fröimch« Kampfansage gegen Moralheuchelet, gegen die geheiligte" Verheimlichung», therapte tn puncto illegitimer LtebeSergebniffe. Gegenseitige Ehrlichkeit der LebenSkameraden, auch tn bezug aus die Ver- gangenhett, fordert die Frau unserer Zeit, hier eine junge Studienrätin, Olly Rütger», die um so wärmer für Schutz und Recht der btsher oft tm Dunkel verkümmernden Liebe», flüchte eintritt, al» st« selber nur al« Pflegetochter tm Hause ihre» Papa», eines geheimen Schulrat», leben bürste. Um ihren hartnäckig schweigenden Bräutigam und Direktor zu Offenheit «nd Verantwortungsbewusstsein zu erziehen, gibt sie feinen Benvenuto als den ihren aus, entfacht den bezwingend heiteren Skandal um Olly bei Kollegium und Spicssern und siegt auf der ganzen Linie. Nicht bloss Papa und Bräutigam, sondern das gesamte Lehrerkollegium, Wciblein nicht aus geschlossen, werden von ihren entzückenden Händen moralisch skalpiert. — Wenige unserer deutschen Lustspieldtchtcr ver- mögen einen so spiclfein gerundeten, i^nimernden Dialog zu schreiben. Im Zuhören freut man sich, dass die Theater Deutschlands nicht durchaus gezwungen sind, Millionen von Tantiemen dem daweShungrigen Ausland nachzuwerfen, zu mal hier — abgesehen von Dialog und lustiger Eharaktert- sierungskunst — die thematische Behandlung dieser Ehe- frage den Vorzug der Neuartigkeit hat. Der heiteren Auf- sührung gaben Niehl, Burgmcr, Krahn und der Spielleiter Harprecht Anmut und Delikatesse. Eine glänzende Aufnahme und stürmischer Beifall. s* Aetherwellen-Mussk. Im Wechslet«.Saal zu Berlin wurde in Gegenwart hervorragender Vertreter von Kunst und Wissenschaft, wie Albert Einstein, Gerhard Haupt- mann u. a., von dem russischen Professor Theremin ein Appa- rat vorgeführt, der durch die Vereinigung physikalischer Er. kenntniffe über das Wesen des Tones mit elektrotechnischen und radiotechnischen Instrumenten Leistungen offenbart, die für die künftige Entwicklung ber Musik von umwälzender Be deutung werden dürften. Es handelt sich um die sogenannte Aetherwellen-Mustk Professor Theremins, die mit Hilfe zweier tn einem elektrischen Kasten angebrachten Antennen durch den Menschen hervorgerufen werben kann. Die eine Antenne, die festsieht, strahlt die elektromagnetischen Wellen auS und dient dazu, die Tonhöhe zu regeln, wäbrend die andere Drahtantenne die Eigenschaft besitzt, die Tonstärke beliebig abzuändern. DaS vermittelnde elektrizitätsleitende Medium ist der Mensch, ber durch Annäherung der Hand an die ein« oder die andere Antenne die Mittel besitzt, nicht nur die Tonhöhe ständig nach Bedarf zu ändern, sondern auch die Tonstärke dadurch zu beeinflussen, dass er sich der zweiten An tenne mit ber Hand nähert. Es ist klar, dass auf diese Weise durch den Apparat genau so Melodien erzeugt werden können wie auf jedem anderen Musikinstrument, wie auf dem Klavier» ber Geige, dem Harmonium. Ja, darüber hinaus können noch Töne und Tonrethen geschaffen werben, die auf unteren Musik instrumenten darum nicht hervorgebracht werden können, wett unsere Musikinstrumente zu starr auf bestimmte Töne ein gestellt sind. Nur die Geige, die durch die Hand des Menschen beeinflusst wirb, kommt diesem neuen elektrotechnischen Musik instrument in der Klangfarbe nahe. Noch ist die Schöpfung tn ihren Kinderschuhen. Aber sie kann über kurz oder lang vervollkommnet und bereichert werben. Immerhin wirb man nicht voreilige Hoffnungen auf die etwas reklamehaft an- geprtesene neue Erfindung setze« dürfe«. Etn-siweilee jeden-
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