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?I Jahrgang. Sonnabend, 1. Vklob« 1»r? Nack»ru^ n» «tt denMchrr Quelknanaa»» I.pre*»n»> Nag» > »ol-tti« Unn»ri<m«l» LainitNücke nta»I i«1d»»al,rl Vertragswerkstatt 6er k-ritr Lcklee 6. kür ^IllL-, 0Ü?!i6pp- UNll /^3U56l''W3Z6l1 Automobil-Keparslurwerlistatl unä -Vertrieb vr. »ans öerkarät S ITIST kin neuer Bruch des Memel-Statuts. Dor den Berliner Besprechungen mil Wol-emaras.—Das Material häuft sich noch immer. Demokratische Sehe gegen v. Keudell. - Glückwunsch -es Pariser Kabinetts sür Driand. - Tornadokatasirophe in St. Louis. Kündigung zweier Richter. Gouverneur «nd Direktorin«. Memel, so. Sept. Heute ist »wel Richter« am Amts» gertcht in Memel vom Direktorium des Memelgebieteö ge» kündigt worben, und zwar AmtSaerichtsdirektor Liibtk« zum L November und AmtSgerichtSrat Hahn zu Ende November. Die Richter waren lange Jahre tm Memelgebiete tätig. Dr. Lüdtke sogar mehr al» 20 Jahr«. Der Gonpernenr Hat den teideu Richter» die Verlängerung der Anfeathaltsgeneßwl» «mg verweigert. Daraufhin hat das Direktor»»« seiner seits den Richter« gekündigt. Zu bemerken «st dabei, daß die Erteilung der Aufenthaltsgenehmigung nicht Sache b«S Gouverneurs, sondern nach dem Memelstatut Sache dev Direktoriums ist, so baß diese Answeiknng«« Hz». Künbi» gnn-ea eine» erae«te« verstoß gege« »aS M««elstat»t dar» stelle«. Der Demeter Gouverneur „weih nichts". Der Kampf gege« di« deutsche Presse. Memel, SV. Sept. lieber den Zeitpunkt des Abtransportes de» deutschen Redakteurs Schell nach Kowno ist noch nicht- bekannt. Der litauische Gonveruenr. MerkiS, erklärt«, daß er »»« der Maßnahme des Kriegskommandanten »nicht- ge» Mißt habe". Die litauische Regierung wird heute noch einmal die ganze Angelegenheit de» Redakteur- Schell prüfen. Man darf erwarten, baß Schell nicht nach Litauen abtranvportiert wird und nur die Strafe von 250 Lit bezahlen muß. Wie Weiter verlautet, billigt di« litauische Regierung die Maß» nahmen der Memeler Behörden nicht, da man in ihnen eine Erschwer««» der hevorftehende» litanifch-dentschen ver» Handlungen steht. Der Fall Schell wird zweifellos auch auf der am S. Oktober beginnenden Tagung des Memelländtschen Landtages zur Sprache kommen. sTU.» Bor den Berttner Menrel-Derhan-lunaen. Memel, S0. Sept. Zur Teilnahme an den Besprechungen »«tschen dem litauischen Ministerpräsidenten WoldemaraS und RelchSaußenmintster Dr. Stresemann sind der Präst» drnt des Memeldtrektoriumö Sch well» u» sowie Lande-» direktor Borchert gestern abend nach Berlin abgereist. Die „unpolitische" Zusammenkunft in Barcelona. London. S0. Sept. Zu dem heutigen Zusammentrefsen zwischen Lhamberlain und Primo de Rtvera in Barcelona wird von amtlicher englischer Sette erklärt, daß der Besuch des Außenministers keinerlei politischen Tha» rakter habe, sondern daß ihm nur gesellschaftliche Bedeutung zukomme. » Londa«. »0. September. Der diplomatisch« Korrespondent de- »Daily Telegraph" führt zu der bevorstehenden Zusammen, kunst »wischen Eham der la in und Primo de Rivera in Barcelona, die in einem Teil der hiesigen Presse beträcht» liches Aussehen erregt hat, au», der britische Standpunkt »um künftigen Statut Tanger» sei vollkommen unverändert. Groß britannien stehe weiterhin ,«« Grundsatz der International«» sternng der Ta«ger.SnNa»e in weitestem Sinne ohne ans» schließlich« aber überragende Kontrolle Frankreichs oder Spaniens. Großbritannien» Haltung müsse welterhin ge» kettet werden von der Erwägung, daß «In« Floiten-Gchlüssel» stellnng wie Tanger mit Bezug auf die Meerenge von Gi» braltar nicht in di« Hände «rgenbciner einzelnen Macht über- gehen darf. Die „Time»* behauptet, daß die Helden Staatsmänner vor allem die Tanger-Frage besprechen werden und weist alle Kombinationen über ein Mtttelmeer-Locarno »«rück. — Die „Wcstminster Gazette* weist daraus hin, daß die strenge Hand habung der ipanischen Zensur und da» Stillschweigen des Foreign Office die sensationelle Auslegung der Zusammen, kunst de» englischen Außenminister» mit Primo de Rtvera noch steigern- AryeilNnlen will wieder in -en Völkerbund. Madrid, S0. Sept. Der argentinische Außenminister, der sich vorübergehend in Barcelona aushält, erklärt«, daß Argentinien voraussichtlich nächste» Jahr wieder in den Völkerbund zurückkehren werde. Slurmkalaftrophe in St. Louis. Das Dernichlungswerk von S Minuten. Gal« heftige« Nage». Saint LantS, Stt. Sept. Die Stadt wurde von «ine« . Stur« hcimgesncht. viele Menschenleben sind ,« be» lagen. Die Zahl her verletzte« ist sehr «roß. her Schah«« bedeutend. Das Wetteramt St. Loni» teilt mit, die hier «nd in Rnbq tArkansaSf anfaetretene» Stürme seien Ausläufer drS Stnrm» gebiete» oo» RordostarkansaS. wo ei« starkes Tiefdruckgebiet »orhanbe« sei. Der Tornado in St. Loni» «ährte fünf Minute». Der mit ihm »erbnnhene anßerordentlich starke Rege« erhöhte hie Notlage der Opfer. Drei Franen, hie sich I« eine« einftürzenden Hanse befanden, kamen «nter he« <« «ranh geratene» Trümmern um» Lebe«. JnSgesamt stnb in St. Louis durch de« Wirbclftnrm über «ü Personen getötet »Nb verletzt worden. Taufende »an Bäume« «nrde« «nt» »«rzel«, wodurch de, Straßenbahnverkehr lahmgeleg« wnröe. HwödScher wurden weggerissen, SebändewSnbe stürzte« et«, desgleichen fiel ei« Teil der Hochschule ein. deren Schüler n«h Lehrperfonal sich feboch retten konnte«. Der Sachschaden ist sch, groß. Die gesamte Polizei ist zur Hilfeleistnng ans« geboten. Der Stur«, dem ei« »»lkenbrnchartiger Regen folgte, »ar l» heftig, daß die Fußgänger «ich» gege« lh» ankämpfen konnte«. Die Rationalgarde ist «ach St. Loni» entsandt »orden. Der Tornado wird al» der fchwerftr seit 18V» be» zeichnet. »» l<» Personen «ms Lebe« kamen. Rnb, fArkansasf, «in wahlhabende» Obftzttchterbars. liegt jetzt in Trümmer«, von S» Wohnhäusern stehen »nr «och zwöls «nd fünf Läden »nd die Efsenbahnstatia«. Zeh« Personen wnrbe« verletz». Nach Angabe der Polizeibehörde sind btsher tn St. Loui» so Todesopfer der Wirbelsturmkatastroph« etngellesert wor. den: es laufen jedoch neue Anmeldungen Bermtßter «in, und «an rechnet damit, daß die Gesamtzahl der Todesopfer hundert übersteige« »erbe. Noch immer werden stündlich Dutzende von Verwundeten au» den Trümmerstätten ge» kargen, tn denen an verschiedenen Stellen Feuersbrünfte au», gebrochen stnb. Militär. Polizei und Feuerwehr arbeiten mit Anspannung aller Kräfte an de, Bekämpfung de» Feuers und der Rettung der verletzten. Die Ausräumungsarbeiten tn den Straßen haben bereit» begonnen, dürfen aber min» besten» eine Woche tn Anspruch nehmen, da Tausend« »an Wohnhäuser« zerstört »der «ubewahnbar geworden sin». Stark« Patrouillen durchziehen die Stadt, und Militär» Posten bewachen die Trümmerstätten der »usammengestürzten Häuser. Auf den öffentlichen Plätzen hat da« Rote Kreuz Felbhospital« errichtet, da die überfüllten Krankenhäuser nicht imstande sind, die Menge der verletzten aufznnehmen. >«ch die Rachbarstädte Granitecittz. Madlso« und «eniee habe« schwer gelitten »ob biete« ei» vilb ber schrecklichste« Zer» stör»«,. Das Krieasrechk verhSng». Renyark, 80. Sept. Wie nunmehr amtlich gemeldet wirb, beträgt die Zahl der Todesopfer der Wirbelsturmkatastroph« tu St. Louis /8. Annähernd kW verwundete sind in be» Hospitäler« antergebracht. Tansrnhe »»« verletzten befinden sich in privater ärztlicher vehaudinng. KXX» Wohnungen stnb tn der Stadt völlig zerstört worden. Der Tornado ver wüstet« eine Fläche von 0 Ouabratmetlen. Der Schaden beträgt annähernd IM Millionen Dollar. Am schwersten wurde da« vornehmste Wohnviertel ber Stadt hetmgesucht Im Katastrovhengebtet ist da» Krieg-recht verhängt worben. Jeder Plünderer wird standrechtlich erschossen. Ainveller in England. England ist erneut von einem heftigen Sturm heim gesucht worben, ber teilweise von Gewittern und Wolkenbrüchen begleitet war. Au» allen Teilen be» Lande» werben neu« Ueberschwemmungen gemeldet. Die Ernte, bt« vielfach schon durch Fäulnis schwer gelitten hatte, ist setzt an vielen Stellen vollständig vernichtet worben. In ber Nähe von EarltSle wurde die Eisenbahn» streck« durch einen Bergrutsch geringeren Umsang«», den der Regen verursacht hatte, unterbrochen. Der Sturm im Kanal verursacht« Verspätungen der Dampfer. In den Seebädern an der Gübküst« wurden die Stran-anlage« von schweren Sturzwelle» überfbrtet.» Das Kulissenspiel bei der Preußen- Anleihe. Die Verzögerung in der Auflegung der preußische» M-Millionen-Dollaranleihe tn Neuyork wirbelt viel Staub auf und hat aüseitiges Kopfzerbrechen über die Einflüsse, dt« dabei hinter den Kulissen wirken, im Gefolge. Behauptung«« und Dementis stehen sich gegenüber, schwanken wie da» Oueck» stlber im Thermometer auf und nieder, und schaffen «tue Lage, die an da» geflügelte Wort de» ehemaligen sozialdemo» krattschen Abgeordneten Sabor erinnert: »Es geht etwa» vor, man weiß nur noch nicht, wa».* Die Optimisten lassen sich t» ihrer Zuversicht nicht erschüttern, vertreten die Ansicht, daß es sich nur um formal« Hemmnisse bei ber Fassung de» Prospekt» handle und glauben an die Emission der Anleihe in den ersten Oktobertagen. Demgegenüber will aber eine auf Neuqorker Börseukretse »urückgchende Information wissen, daß die Ans» legung noch längere Zeit auf sich warten lassen werbe. Da die maßgebenden amtlichen Stellen, da» Reichs» stnanzministertum und die preußische Negierung, sich bi» setzt in undurchdringliches Schweigen gehüllt haben, so bleibt man zunächst aus Vermutungen angewiesen, die aber auch al» solche, ohne den festen Hintergrund positiver Tatsachen, bedeut sam genug sind, um bezeichnende Schlaglichter aus die Schwt«. rigkeiten unserer Finanzgebarung zu werfen. In Betracht kommen dabei insbesondere die Frage der Produktivität von auswärtigen Länder» und Gemeinbeanlethen sowie da» Ver hältnis de» Zinsen» und TilgungSdtenste» solcher Anleihen -um DaweS-Plan. Die Notwendigkeit, mtt Rücksicht auf die allgemeine Finanzlage die Ausländsanleihen der Länder und Gemeinden einer kritischen Ueberprüfung von Reich» wegen zu unterziehen, hat zu der Einrichtung einer Beratungsstelle beim ReichSfinanzministertum geführt, die in allen derartigen Fällen die Produktivität und die Bedingungen der Anleihe zu prüfen hat. Durch die Vorlegung diese» Sicherheit», schlosse» soll bewirkt werben, daß die Länder und Gemeinden nur für wirklich werbende Zwecke Geld anfnehmen und sich nicht ln kostsptelig« Ausgaben stürzen, die den Grundsätzen einer sparsamen Haushaltung zuwiderlaufen. Bei ber Preußen-Anleihe hat nun die erfahrungsgemäß sehr scharf urteilende Beratungsstelle sich unumwunden für die Produk tivität ausgesprochen, da der Ertrag für Bobenmeliorationen» Hafenbauten und bergbauliche Zwecke verwandt werben soll. Die Meldung, daß im Washingtoner Schatzamt Bedenken nach dieser Richtung erhoben worden seien, erschien daher von vornherein unglaubhaft, und völlig in» Gebiet der Fabel mußte man die Andeutung verweisen, daß auch Dr. Schacht tn der Beratungsstelle Einwände gegen die Produktivität der Anleihe geltend gemacht habe. Die ReichSbanklettung hat denn auch nicht gezögert, diese» Gerücht zu dementieren. Die Sbleugnung bezieht sich aber nicht aus die weitere Ver mutung, daß Dr. Schacht au» anderen Gründen sich ablehnend verhalten habe, und zwar wegen der Befürchtung, baß durch die Häufung von Auslandsschulden die mit dem DaweS-Plan beschwerte deutsche Wirtschaft so überbürdet werden könnte» daß die Stabilität der Währung und damit auch die Erfüllung der DaweS-Verpflichtungen gefährdet erscheinen könnte. Diese Sorge wird allerdings bei dem gegenwärtigen Stande unserer Anleiheverschulbung im Ausland« in finanziellen Kreisen nicht überall geteilt. Die gesamten Schulden dieser Art werden zurzelt auf 8 Milliarden Mark geschätzt, was für Ver zinsung und Tilgung ungefähr ^ Milliarde ausmacht. Da nun Infolge der neuerdtngS etngetretenen Steigerung ber heimischen Produktion, so folgert man weiter. baS für Es ans öü Milliarden geschätzte deutsche Volkseinkommen um etwa 10 Milliarden vermehrt worben sei. so könne «in Zinsen, und TtlgungSbienst von X Milliarde Mark nicht unter de« Begriff der Ueberschuldung fallen. Hier tritt als mitwirkender Faktor ber Generalagent Parker Gilbert tn Erscheinung, der offenbar bt« Frage ber Ueberschuldung tn pessimistischem Sinn« beurteilt. ES tst sicher kein bloßer Zufall, -aß die amerikanischen Hemmungen gerade bann sich bemerkbar machten, al» Hxrr Parker Gilbert tm Washingtoner Schatzamt« Vorgesprächen hatte. Nunmehr verweigerte vlötzlich die amerikanische Regierung dt« schrtft- liche Bestätigung für die Banken, baß sie gegen die Auslegung ber Anleihe nicht» etnzuwenben habe. Diese plötzliche Zurück» halt«»» war «« f» auffälliger, al» bte mündliche SenehmU