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Dresdner Nachrichten : 14.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190304143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-14
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.04.1903
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vrkftast«,. Re^e -an» Mexiko. d« Walther Klink. Progreso, vucatan. Mexiko, den 16. März 1903- Der Karneval in Merida und ein ülornonto domo! «La est« wrurcko traiäor — Xrrrl» « vvrcknck ui vs mentira« — Do<io on «a»eun vl oolor — I)vl orintul von arro «v wir»." — Zu deutsch: In dieser falschen Welt — Gibt - weder Wahrheit noch Lüste, — Alles ist der Farbe angepaßt — Der Gläser, durch welche man sieht." Merida. oder wie cs ursprünglich hieß: „T-twa" lioie chinesisch!! rüstet zum Karneval, und das ist ein wichtiger Abschnitt im üfsent- sichen Vcrgnügunstsleben; den kirchlichen und sonstigen Hefte», an denen man nur Schnaps, Karussell-Bclustigung und die Balls- lame (etwas anstößlger Natur und deswegen sehr beliebt!! ge niest, nein, — Llomo, der alte, aus dem Olymp wegen seiner Unarten hinausgepsefferte ökowo tritt für wenige Februartagc uns Ruder und ladet in sein Narrenschisf alle diejenigen ein. die sich willig seiner Herrschaft unterwcrien; und das sind nicht wenige, im Gegenteil, viele, mit einem Wort: alle Meridianer! Aber es flitzt eben, und schon lange vor dein 20. Februar sind groß und klein, arm und reich von ihren Interessen auss höchste m Anspruch genommen, der eine wegen Puh und Staat, der andere wegen der zu wählenden Maske, beide noliirlich auch wegen Belastung der nötigen Silberlinge und Papicrscheine, deren Auffrischung jedoch die wcnigsien Kopfschmerzen verursacht, denn wozu sind die vusu« äs iirvxtuinoa, die — Psandbänser da? Also am 20. Februar, abends 8 Uhr, ging der Nunimcl los, und zioar fand ein Umzug von Wagen und Reiter» durch die holprigen und ausgesahrenen Hauptstraße» der Hanptstadi AucatanS statt. Den Zug erösfnete der Thronivagei, Sr. Majestät des Karnevalkönigs (bei uns in Deutschland Hecht er Prinz Karnevals. Se. Majestät mochte nun freilich schon vor seiner Thronbesteigung zu viele Willkommcnstrunke getan habe», denn er nickte oftmals recht verdächtig und fast zu gnädig nach vorn über, was zwar ^»r allgemeine» Heiterkeit bcitrrig, jedoch auch die halbwüchsige Straßeniuacnd (und das ist eine Sorte!! zu dem üblichen Mark und Bein durchdringenden Pfeifen veranlasite. Dem Thronivagen folgte eine Abteilung junger Leute zu Pferde, von denen einige, die sogenannten Cbarro, mexikanische Baucrn- tracht angelegt hatten; nun reihte sich Wagen an Wagen in allen Großen und Formen, deren Insassen römische Fackeln lentorosia» romana«! trugen. ES war ein lebhaftes Bild, ein buntes Durcheinander, ohne aber eigentlich Hand und Fuß z» haben, wie man zu sagen pflegt. Cbaraktcrkostnme waren nicht zu sehen; die Damen fuhren in prächtigen Toiletten und Hüten, die Herren im gewöhnlichen Promenadcn-Anzug dahin! Am nächsten Morgen 9 Uhr Fortsetzung des Umzuges, der durch cin- aelretencn Regen einige Störung erlitt. Doch das Wetter hellte sich auf, und ze mehr Morast — desto Wähler fühlt sich der Äucateco, das ist allbekannt. Uno warum? Dem Reichen schaden die grundlosen Straßen gar nichts, er bat Pferd und Wagen, der Indianer gebt „barbs", dem macht's also »och weniger aus; nur die Mittelklasse muh wie überall ihr wertes Fell zum Markte tragen, und wenn vielleicht auch nicht gleich direkt das Fell, so doch das Schuhwerk und die Kleidung; die kalkigen Kot- Heule ilchr . ... .... osch- artig von Stein zu Stein sprang oder sich gegen die Häuser drückt, um nicht vollgcspriht zu werden, sondern auch wegen etlicher, recht hübsch ausstaffierter Wagen, z. B. der eine, die Via laotsa oder Milchstraße darstellend. Immerhin gehörte eine gehörige Dosis Phantasie dazu, um den „Carro" mit jener Himmels-Erscheinung auch nur etwas in Beziehung zu bringen. Ein anderer Wagen zeigte eine halbgeöffnete Muschel, in der als Perle der schwarze Äuschelkopf eines hiesigen Kaufmanns prangte! Wenigstens eine originelle Abwechslung in der ewigen Trauenvergötterung, die hier tatsächlich einen Grad erreicht hat. der — mir wenigstens — Ekel erregt! Man muß sie nur beob achten, die angcreiste Jugend Hucatans, alten wie jungen Greise, wie sie die Gestalt einer Dame (geschminkt natürlich!! geradezu verschlingen mit ihren Blicken! Im Vertrauen gesagt: Windbeutel äs la primär»! Deswegen traut sich selbst am heller lichten Tage keine einzelne Dame aus die Straßen, immer geht sic in Begleitung einer anderen oder eines Dicnstschukes. Ein anziehendes und unterhaltendes Bild bot der große Wagen der spanischen Studenten in ihrer schwarzen Tracht, die sogenannte „Estudiantina", die mit chrcn Saiteninstrumente», als Gitarren, Mandolinen usw., eine recht angenehme Musik hören ließen. Später zogen sie zu Fuß, wohl ihrer dreißig, singend und spielend durch die Hauptstraßen, den traditionellen Spitzhut statt mit dem Koch löffel aus Holz (das Abzeichen der spanischen Studenten, denen cs oftmals schlechter geht wie ihren Kollegen in Leipzigs mit Rosen geschmückt! Blumen, wie Rosen, Jasmin, Margeriten, die kost baren Narben, ja selbst dos köstliche Veilchen, auch Nelken iicbr wohlriechende! gibt's jetzt in Menge, freilich auch zu horrenden Preisen. Fast unbezahlbar sind Gardenien, die man in Enrdova lwenige Stationen von Veracruz entfernt! in herrlicher Bukett- form für 25 Cents kauft, ja, Merida ist ein teurer Boden! Am Montag, Punkt 12 Uhr mittags, schlossen alle Bureaus und Ge Halt zu machen, „einen zu heben"! Das Beste, was sie meiner Ansicht nach tun konnten. Nirgends Musik, nur eine müßige, neugierige Menge, die auf und ab wogte und sich schier di« .Halswirbel abrenkte, um „etwas" zu sehen, wo eigentlich „nichts" zu sehen war! Doch der Aucateco ist leicht zufrieden zu stellen! Vor wenigen Wochen genoß ich dagegen ein ganz anderes Ver gnügen, das ich vier einschalten möchte. Ich hatte nämlich die seltene Freude, in Merida einige höhere deutsche Offiziere begrüßen zu dürfen, die sich auf einer von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser bewilligten Vcrgnügungstour befanden, und von Cuba kommend auch unsere entlegene Halbinsel kennen lernen wollten. Es waren dies die Herren Albert von Hahnkc, Hauptmann im Großen Generalstabe, von Reuthe, gen. Fink, Oberleutnant im Kaiser Alexander- Garde-Grenadier-Negiment in Berlin, Hans Freiherr von Goslar-Gleichen. Oberleutnant desselben Regiments, und der Kaiserliche Legationssckretär Dr. jur. von Verdi, du Vernois. Wir verlebten mit noch einigen deutschen Herren und zwei Mexikanern e'nen gemütlichen, wenn auch einfachen Kneip abend im Grand Hotel, und ich hoffe nur und wünsche, daß uns die lieben Gaftfreunde unsere große Einfachheit nicht übel genom men haben, wir sind eben nicht in der Hauptstadt Mexiko. Jeden falls sende ich aber hiermit allen jenen Herren, die ja Dein vielgelesenes Blatt, lieber Briefkasten-Onkel, ebenfalls, wie mir Herr Hauptmann von Hahnke versicherte, erhalten, einen echten Deutschen Gruß aus dem „Hinteroiertel von Mexiko"! — dem hochgelobten, moskitoreichen Merida! sSchluß folgt im nächsten Briefkasten! *** R. I. „Bitte um Beantwortung folgender Fragen: 1. Wie entfernt man am besten Kakaofleckc aus Tischwäsche, ohne daß letztere dadurch angegriffen wird? 2. Womit kann man Eier o,ne Anwendung von Farbstoffen färben lwic z. B. mit Zwiebelschalen>? 3. Ist es überhaupt angängig, bezw. unter welchen Voraussetzungen ist es möglich, daß ein im Juli geborenes Kind bereits vor Vollendung des 6. Lebensjahres in die Schule aus genommen werden kann?" — Kakaoslecke entfernt die Rasenbleiche am besten: sollte dos nicht genügen, dann streuen sic ans die feuchten Flecke etwas pulverisierte Zitronensäure und halten den Fleck glatt gespannt über einen Topf kochendes Wasser. 2. Die Eier zu färben werden Sie inzwischen bereits unter dem Speisezettel ge sunden haben. 3. Das Schulgesetz und die Schulbehörden dulden in keinem Falle eine Ausnahme von der Bestimmung, daß zu Osten» nur diejenigen Kinder zum ersten Schulbesuche zugclassen werden, die bis zum 30. Juni desselben Jahres das 6. Lebensjahr vollenden: denn nach übereinstimmendem Gutachten aller ärztlichen Autoritäten ist die geistige Entwicklung noch jüngerer Kinder nicht so weit vorgeschritten, um den Anforderungen, die die Schule im ersten Lerniahre an die Kinder stellt und stellen muß, ohne ge sundheitlichen Schaden getvachsen zu sein. *** E. K., Zöllnerstraße. „Als alter Abonnent bitte ich, mir über den Wert der in der Pause bcigesügten Münze Auf klärung »u geben. 'DaS Stück in Silber hat die Größe eines Füns- markstückeS, trägt das Bildnis des Königs Friedrich August von Sachsen Auf der Rückseite steht: Vollendet den 5. Mai 1827. Psalm 91, V. 14—16. r. L. I?. hl., während der Rand die In schrift: „Gott sewre Sachsen" trägt." — Das Stück ist ein Spezies- taler, auf den Tod deS Könias Friedrich August geprägt. Wert bei fein« Erhaltung des Stückes etwa 4 Mk. S. L. (20 Pfg.) „Als jung verheiratete Frau bin ich sehr be» meiner Verheiratung habe ich meine Wäsche mit roter Seide gestickt und muß nun zu meinem Bedauern bei jedes maliger Wäsche die Wahrnehmung machen, daß die Namen ab- färben, mithin die Seide nicht echt in der Farbe war. Auch habe ich von vielen Wäschestücken die Seide herausgetrennt, aber die roten Flecke verlieren sich trotz mehrmaligen Waschcns und Bleichens immer noch nicht. Ich bitte den Onkel um Rat und Hilfe." — Diese roten Flecken sind kaum zu entfernen. Eine vor- rchtige Anwendung von Eau de Javelle und die Nasenbleichen helfen manchmal, aber nicht immer. Das erstere bekommen Sie in den Drogenaeschästcn. wo man Ihnen auch die Anwendung erklären wirb, uebrigens sind bisher icdcS Jahr wiedeihol. wegen solcher roten Flecke Anfragen a» de» Briefkasten gerichtet worden. Man nimmt doch auch zum Naiucnslickcn nicht Selde, sondern das waschechte, rote Baumwollgarn. """Abonnentin Ella. CD Pfg.) „Wir mieteten für Oktober v. I. eine Wohnung, welche anscheinend ein behagliches Heim bieten mußte. Doch wie schwer enttäuscht waren wir, als wir erfahre» mußten, das; über nnscrer Wohnung ein Piano seinen Stand batte, anf den» von stich 7 Uhr bis abends 10 Uhr säst ununterbrochen gepaukt wurde, und dies Tag siir Tag, nicht ein mal Sonntags ;st Ruhe. Da wir nun die ganze Familie geistig beschäftigt sind und abends, wenn wir heimkomme» und Sonntags uns nusruben möchten, ko wird n»S die Rübe durch diese fort gesetzte Ucberei verleidet. Nicht einmal bet Krankheiten babcn. trotz umcrec böslichen Bitten, die Leute (der Hciiislvirt) Rücksicht genommen. Meine Frage geht »»» dahin: können wir. da uns beim Mieten dieser Wohnung nichis von dem unausgesetzten Tvirlen gesagt wurde, ohne Kündigung das Logis verlassen oder müssen wir kündigen? Und wie lange zuvor, da kein Kontrakt vorhanden? Ten» dort bleibe» können »vir keinesfalls, das hieße die Nerven gewnltsam ruinieren." — Klavierwiel gibt, so rücksichts los es betriebe» werde» und so sehr cS geeignet sein mag, unter Umständen auch Menschen mit gesunden Nerve» einer gelinden Verzweiflung nahe zu bringen, nach dem Gesetz keinen hinreichen de» Grund zu einer Beendigung des MictverhültnisseS ohne Ein haltung einer Kündigungsfrist. Tie Kündigung hat. sofern nicht schriftlich oder mündlich ein n»dc»cs vereinbart und sofern nicht der Mietzins nach Monaten oder noch kürzeren Zeiträume» be messen ist, spätestens am drille» Werktage des Vierteljahres zu erfolgen. *** Nichte Hera. (20 Pfg.) To meine Schwester ge sonnen ist, das Kochen zu erlernen, wir aber nicht wissen, wo sie es am praktüchsteil lernen könnte, bitten wir Dich um Deinen Rat. Bon velickiedcnen Seiten wurde »ns gesagt, daß die Scholarinnr» meistens zum Zupntzen der Ebwarcn genommen würden. Sie lost die gute bürgerliche Küche erlernen; würdest Du ihr hierzu ei» Kochiiistitut oder Hotel roten ?" — In Deinem Falle dürfte sich wobt ein Kochlehrinstitut empfehlen, deren es in Dresden mehrere vor zügliche gibt. Suche Dir im Adreßbuch die Adressen derselben und dnnn erkundige Dich persönlich »ach den Bedingungen, oder srnge aus dem Olmiw an. wo Deine Namcnsschwestcr, die Gc- »rohli» Jupiters, s. Z. das Koche» gelernt hat! *** Abonnent Reiieonkel. „Lieber Schnvrke, was sagst Tu denn zu folgender Annonce, die ich soeben in der .Augs burger Abendzeitung" vom 4. Avril d. I. finde: „Einem kinder losen Mädchen von 20—30 Jahren, mit etwas Vermögen, wäre Gelegenheit geboten, i» ei» nlicS. gutgehendes Geschäft mit stän diger Knndschaft einzuhriraten. Wohnung und Werkstätte im eigene», geräumige» Harne. Suchender ist Mitte der Dreißig, ledig, und tadellosen Rusts. Mädchen, welche traute Häuslichkeit einem pomphafte» Auftreten Vorsteven, belieben Offerte» einzu- iendcn unter Ü. U. 9133 an Rudolf Masse, München." . . . Kinderloses Mädchen", wie ich das finde I" — Sie haben Recht, die Annonce gibt zu denken. Sollte» dort, wo der Inserent „daham" ist. kinderlose Mädchen eine so große Seltenheit stin, daß man sie mittels Annonce suche» muß? Sehr freundlich ist auch die Zusicherung des Suchenden, daß er ledig ist. *** Vieljäl, rige Abonnentin. „Seit 3 Tagen habe ich vor dem einen Auge eine Erscheinung, ähnlich, als wenn von der Seite ein Stück schwarzes Spinngewebe herumschwebic. J»> Finster» macht es genau den Eindruck, als wenn es blitzt. Ich trage seit 4 Jahren eine Brille sür die Ferne, die ich aber auch beim Lesen trage, trotzdem sie verkleinert. Ich bin 56 Jahre alt und sonst eine kräftige Frau. Können Sie mir nicht raten?" — Die Symptome, welche Sie beschreiben, lassen ohne wcilcrcs darauf schließe», daß Sic kurzsichtig sind. Bei kurzsichtigen Augen kommt es leicht zu Glaskörperblntiingcn und eine solche ist es wahrscheinlich, welche Ihnen die Erscheinung des Spinngewebes macht. Der Umstand, daß Ihre Fernbrille beim Sehen in der Nähe berlleinert, legt die Vermutung nahe, das; sie zu stark ist. Es ist Ihnen zu empfehlen, einen Augenarzt zu konsniticren. ***E i n alter Avon» ent. „ES gilt eine Wette. Ich behaupte, es gibt in Dciuschland „Reitende Grenadiere" oder „Grenadiere zu Pferd", mein Freund dagegen behauptet, es gäbe keine. Sei alio so gut und schlichte den «trcit bcz. entscheide die Wette." — Diesmal bist Du der Gescheiteste. Die dienstliche Bezeichnung des in Bromberg liegenden 3. Dragoner-Regiments lautet: Grenadirr-Ncgimmt zu Pferde Freiherr von Derfstinger (Neuiuärkisches! Nr. 3. *** Die Dummen aus Bärnsdorf. „Bitte, uns mit- zntcilen, welche Größe maßgebend gewesen ist zur Herstellung des ersten Meters." — Daß Ihr Euch selbst als „Dumme" bezeichnet, ist hoffentlich nur auf eure etwas übertriebene Bescheidenheit zurück zuführen. Wenigstens dürfte cs außer Euch noch manchen Sterb lichen geben, der. ohne daß er zu den Dummen gezählt werden mochte, auch nicht weiß, welche Größe als Grnndmah zur Ein führung des metrischen Maßsystems gedient hat. Mit der Er weiterung des Verkehrs empfand man mehr und mehr die Stö rungen, welche der Mangel eines allgemein anerkannten, keiner Verändenrng unterworfenen und stets wieder auffindbaren Maßes verursachte. Nach Beendigung der Gradmessung in Peru glaubte man ein solches natürliches Maß irr der Länge des Sckunden- vendclü am Äcquator gefunden zu haben. Die Mathematiker konnten sich darüber aber nicht einigen, und eure im Mai 1790 auf Beschluß der französischen Nationalversammlung nicdcrgcsctzte Kommifiwir wählte als Naturmaß den zchmnillionstcn Teil eines Meridianqucidrailtcn, zu welchem Zwecke eine Gradmcssnng von Dünkirchen bis Formentera ausgesührt wurde. Nach den fran zösischen Dekreten vom 7. April 1795 und vom 9. Dezember 1799 ist dann die Länge des Meters bei einer Temperatur von 0 Grad Eelsius auf 443,296 Pariser Lwic» festgestcllt worden. Nach späteren Ermittlungen entspricht diese Länge zwar nicht genau dem zchnmilliontcn Teile des Erdquadrantcn firm etwa 0,09 Milli meter zu kurz!, indessen ist man bei der einmal scstgestellten Länge des Meters verblieben, und das metrische System hat sich nach und nach in den meisten Knltnrstaatcn eingebürgert und ist dort durch Gesetz zum Normalmaß erhoben worden. Dar gestellt wurde das Grundmaß durch einen Platinstab, dessen End flächen bei der Temperatur des schmelzenden Eises genau 1 Meter von einander entfernt sind. *** Besorgte Muttcr. l20 Pfg ! „Mein jetzt 12jähriger Sohn hatte vor 5 Jabrcn schwere Lungen-Entzündung. Davon hat er einen chronischen Lungcnkatarrh bebakten. Ter Arzt hat mir geraten, das; wir ihn an die Sec tun sollen. Nun bäbe ich gehört, daß man Kinder an eine Art Ferienkolonie mitgebcn könnte. Könnten Sie mir vielleicht mittcilcrr, wohin man sich da wenden muß, eventuell was cs kosten würde, oder ob man auch halbe Freistellen bekommen kann oder muß man da schon ganz arm scm? Der Junge muß, wenn er den Husten schlimmer hat, abends Brusteinpackungcn haben. Kann ich da ohne Sorge sein, daß er dort richtig behandelt wird?" — Wenden Sie sich mn genauer Darlegung Ihrer Verhältnisse, betreffs Ihres kranken Sohnes, an Professor Dr. Marlins. Rostock r. M., Friedrrch- Franzstraße 7, und bitten Sie denselben um ein Formular, viel leicht mit gleichbeilicgendem ärztlichen Zeugnis behufs Aufnahme in das Friedrich-Franz-Hospiz rn Müritz i. M., oder wenden Sie sich an das Marienheim in Norderney. *** L. B. 48, Schandau a. d. E. Antwort: Tie brief liche Antwort ist unter der von Ihnen bestimmten Adresse expediert worden. *** C. S.. Maiziöres b. Metz. Antwort: Schönen Dank für das Pariser Einzugslied, das Sie uns unter Bezug- nähme auf eine in Nr. 359 unseres Blattes vom vorigen Jahre erzählte Kriegsepisode ernsandten. Von einem Abdruck müssen wir nicht nur seines Umfanges wegen, sondern auch deshalb absehen, Werl die darin behandelten Vorgänge doch nur von den direkt beteiligt gewesenen Personen verstanden werden würden, klebrigen- alle Achtung, wenn Sie damals das Poem nach der Melodie: „Studio auf einer Reis"' gesungen haben. ES beweist, daß die „edle Festungsartillerie" nicht so leicht umwirst. — Abonnent A. K . Pulsnitz. (40 Pfg.! „Bitte um gefällige Mitteilung, auf welches Datum Ostern 1878 gefallen fit?" - Auf den 21. April. *** Neffe Heinrich <50 Pfg ! „Ist cs noch Mode, da» man bei Vertretung einer Palcnslelle Geld einbiirdel, oder unter läßt man dieses und beschenkt das Kind bei der Konfirmation ? Die Eltern sind gut bemittelte Leute." — Wenn die Eltern, ivie Sie sagen, gut bcinittelt sind, so würde es unpassend fern, Geld „einzubrndeii". Sitte ist in diesem Falle, daß man ein sogenann tes Jahresgeschciik in töcsialt irgend eures Lchmnckes, eines auf den Namen des Patchens lautenden Sparkassenbuches usw. niachi, oder auch das Patenkind erst zu seiner Konfirmation cnljprechend beschenkt. In letzterem Falle soll es freilich zuweilen Vorkom men, daß im gegebenen Moment das Gedächtnis versag!. *** Alter Ab. „Soeben habe ich die von Dir als eine geharnischte Philippika bezcichneten Auslassungen Deiner „Nichic" Ellen im letzten Briefkasten gelesen und ich bedaure. daß Du Dich von Deiner Galanterie hast bestimmen lasse», der „Empörten", die sich selbst als ein noch sehr junges Mädchen zu erkennen gibl, nicht in einer noch etwas derberen Weise hcimzuleuchten. Woher mag denn das süße Schippchen seine Weisheit geschöpft haben, die es nr einem Tone vom Stapel läßt, als ob ihn, die Levensersah- rungen einer Matrone zur Seite ständen! Richtig ist in den; ganzen Sermon nur die Behauptung, daß heute, wenn auch nichi die meisten, so doch sehr viele junge Männer nur ei» Mädclnm mit Geld zu heiraten bestrebt sind. Aber das ist ein Zeichen der Zeit und die notwendige Folge von Erscheinungen, die sich nichr ohne weiteres aus der Welt ichaffen lassen und denen Rechnung getragen werden muß. Soll man einen jungen Mann deshalb verdammen, weil er so vorsichtig ist, lieber ledig zu bleiben, als sich durch Verheiratung mit einem vermögenslosen Mädchen in Not und Sorgen zu stürzen? Ist es nicht eine „sichere Lebens stellung", welche in den Heiratsannoncen von den Mädchen meist zur Bedingung gemacht wird? Aber welcher junge Mann, außer den fcstbesoldeten und pcnsionSberechtigten Staats- und Kom- munalbcamten erfreut sich denn heute einer absolut sicheren Lebens stellung? Wie mancher bat sich z. B. in einem kcmfmännischcn Betrieb durch Fleiß, Pflichttreue und Dispositionstolcnt zu einer gut bezahlten Stellung emporgcarbeitel! Aber darf er des halb von einer „sicheren" Lebensstellung reden? Bewahre! Er mag seinem Ehes unentbehrlich sein, jawohl — aber er steht und fällt auch mit ihm. Hat der Chef in einer geschäftlichen Krisis das Unglück, bankerott zu werden, so liegt der „Unentbehrliche" auf der Straße, und es bängt von der Gunst oder Ungunst des Schicksals ab, wieviel Stiefelsohlen er durclflausen muß, ehe cr wieder unter Dach und Jach kommt. Muß er, wenn ihm solches passiert, nicht ausrusen: „Gott sei Dank, daß ich nicht verheiratet bin?" Jedes Ding hat eben zwei Seiten, und es kommt, wie bei der Berliner Schloßbrücke oder den Herkulessen im Dresdner Großen Garten, nur darauf an, von welcher Seite man sich eine Sache betrachtet, Tie Ehe ist eben kein Kinderspiel. Hab' ich nicht recht?" — Nicht ganz, denn Deine Zuschrift hat drei Seiten und der Inhalt erscheint mir einseitig. Was mein Urteil über die Ehe und was damit znsammenhängt, bctrisft, so halte ich cs mit folgendem philosophischen Poem: Tie Liebe ist die Flagge, Das Schifflein ist die Eh', Tie Wellen sind das Schicksal, Das Leben ist die See. Die Frau regiert das Steuer ' Nock ihrer eigncnArt. Ter Alaun, der sitzt am Ruder Und — zahlt die ganze Fahrt. *** Lydia G., Rade bcra. (50 Pfg.) „Mein Sohn ist schrecklick „ausgcfahren", den „Aniprnng" nennen es die Leute. Ich habe schon so viel dagegen gc>an, auch schon den Arzt z» Rate gezogen, aber cs nützt n-chts. Ter .Kleine ist 1fi.> Jahrc alt und sonst ganz munter. Was ist zu tun?" — Schneide die Haare des Kindes ganz kurz und wasche den Kopf zweimal täglich mit Tccr- schwcfelseise. Wenn dieses gute Volksmrttel nicht ziehen sollte, so lasse von Deinem Arzte einmal einen Scilben-Vcrbcmd mit fester Haube um den Kopf machen, damit sich das Kurd nicht kratzen kann. *** Alter Abonnent. l20 Pfg.! „Ich kaufte vor zwei Jahren in Dresden ein Grundstück, und ist zwischen Verkäufer und Käufer folgender Vertrag geschlossen worden: „Käufer hat sich von der Beschaffenheit des Grundstücks selbst überzeugt und ver zichtet deshalb auf Geltendmachung irgendwelcher Ansprüche hieraus." Nun habe ich gefunden, das; von meinem Nackbar (ein Jahr vor meinem Kaufe! ein Gebäude erbaut worden ist, dessen Gicbelmciuer über meine Grenze steht. Könnte ich noch mein Recht geltend machen und bei wein? Mein Verkäufer hatte mir den Umstand bei dem Kaufe verschwiegen, trotzdem er ihm bekannt war." — Eine Vereinbarung, durch welche die Verpflichtung des Verkäufers zur Gewährleistung wegen Mängel der Sache erlasse» oder beschränkt wird, rst nichtig, wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschweigt. Wenn diese letztere Voraussetzung wirklich zutrcfscn sollte, würden Sie nach § 459 flg. des Bürgerlichen Gc- setzbnckcs, wenn auch vielleicht nickst Wandelung, so doch Minde rung des Kaufpreiics verlangen können. Ncbcrdics dürsten Sic auf Grund der §8 912 flg. des Bürgerlichen Gesetzbuchs cmc» Anspruch gegen Ihren Nachbar und zwar auf Zahlung einer jähr lich zu entrichtenden sogenannten Ucbcrbaurcntc haben. *** W. Schmidt. „Wann verjährt ein am 23. Dezember 1900 ausgestellter, am 23. April zahlbar gewesener, aber nichi cingelöster Prima-Wechsel. Ist dieser noch einklagbar? Ich will nicht gern klagen, möchte diese Forderung aber auch nicht gern ver jähren lassen." — Der wechselmäßige Anspruch gegen den Akzeptanten verjährt in drei Jahren, vom Verfalltage des Wechsels an gerechnet. Die Ncgretzansprüche des Inhabers gegen den Aussteller und die übrigen Vormänncr verjähren in der Regel in drei Monaten vom Tage der Prvtcstcrhebung. *** Zfi I. (25 Pfg.) „Bitte um Beantwortung folgender Fragen: 1. Einer meiner Bekannten hat aus erster Ehe zwei erwachsene Kinder; cr lebt in zweiter, kinderlos gebliebe ner Ehe. Seine Hinterlassenschaft besteht dereinst aus der Dumme Lebcnspolice, die schon vor Eingang der zweiten Ehe und eurer . , - „ „ zu gnnsten der aus erster Ehe stammenden Kinder abgeschlossen worden ist. Mein Freund will nun ein Testament machen, und ich erlaube mir, die Frage an Sie zu stellen, ob die jetzige Frau ein Erbrecht an die erwähnte Vcrstcherungssnmme hat, und zu welcher Höhe, und 2. ob mein Freund dos Testament, welches cr. den neuen gesetzlichen Bestimmungen gemäß, selbst anfertigt, in seinem Verschluß behalten kann, sodaß dasselbe nach seinem Tode gefunden wird und weder das Gericht, noch der Lokalrichter irgend eine Bemerkung im Testament onbrmgen kann. Hat dieses Testament absolute Gültigkeit?" — 1. Der neben Ab kömmlingen als gesetzlicher Erbe berufene überlebende Ehegatte erbt ein Vierteil des Nachlasses. Als Pflichtteil kann er die Hälfte des Wertes seines gesetzlichen Erbteils, also den Wert von einem Achtel des Nachlasses beanspruchen und von den Erben fordern, wenn cr durch letztwillige Verfügung von der Erbfolge ausge schlossen ist. Ob das Reckt aus die auf Grund eines Lebens- versicheriliigsvertrags zu zahlende Summe zum Nachlaß gehört, kommt auf den Inhalt die>es Vertrags an. Es ist nicht der Fall, wenn der Vertrag ausdrücklich zu gnnsten eines Dritten ge schlossen ist. Aus einem solchen Vertrage wird vielmehr der Dritte unmittelbar berechtigt. Tic Berechtigung entsteht, rni Falle die Leistung nach dem Tode des Vcrsprechcnsempfängers erfolgen soll, im Zweifel erst mit dessen Tode. Bis dahin besieht nicht einmal ein bedingtes Recht auf die Leistung, und der Vcrsprcchcns- cmpfänger, hier also der Vcrsichcriin^nebmcr. kann durch Ver trag mit dem Versprechenden, hier der VersicherungsgcfellschasI, jederzeit Acnderungen in der Person des Berechtigten treffen, ohne daß es etwa der Zustimmung des Dritten bedarf. Die Erörte rung der weiteren Frage, ob eine solche Zuwendung an einen Dritten als Schenkung im Sinne der 88 2325 flg. zu bettach ten und ein Pflickttcilsbercchtigter deshalb vielleicht berechtigt ist, nach Maßgabe der Bestimmungen der 88 2325 flg. Ergänzung feines Pflichtteils zu fordern, würde hier zu weit führen. 2. Daß privatschriftliche Testamente, unbeschadet ihrer Gültigkeit, in eige ner Verwahrung behalten werden dürfen, hätten Sie bei einem einigermaßen aufmerksamen Studium des Briefkastens bereits des Oesteren lesen können. Wer ein nicht in amtliche Verwahrung ge brachtes Testament in Besitz hnt ist verpflichtet, es unverzüglich, nachdem er von dem Tode des Erblassers Kenntnis erlangt Hot, uneröfstret an das Nachlaßgericht abzulicfern. Wenn Sie die Befürchtung hegen, das Gericht oder der Lokalrichter könne Be merkungen in dem Testamente anbringen, so dokumentieren Sce Dp-r-ner Nachrichten. Nr. L«3. Seite 3. Dienstag. 14. Avril 18U3
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