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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270825012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927082501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927082501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-25
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.08.1927
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voanerrtag. 25. August 1S27 — „Dresdner Nachrichten" — Nr. 39S Seile IS „Flug-Eisenbahnverkehr" — ein neuer Fortschritt im Flugverkehr! Da» Abkomme, »er L«stha«sa „b NetchSbob«. — «ch»e>lg» kcitSwuuüer des Laftsrachtverkehrs- - Die tti«««d«, Witter, wagen. — Der international« Lnltsrachtdries. von Karl Richard Grawttz. Loeben wurde »wischen Lufthansa und «eichddahn »in Abkommen abgeschlossen, da» am kommenden l. Oktober tn Uralt treten soll und den sog. »ftlug-Vtsenbahnverke-r- »tn- sühren wird. Damit wird sür die »eschästdwelt, die llch in immer steigendem Matze de» „fliegenden »Uterwagen»« be dient. eine unschätzbare Trleichterung im Luftverkehr geschaffen. Je mehr der Luftverkehr zur Selbstverständlichkeit wird, um sv enger vollzieht sich sein Anschluß an dt« allgemeine Verkehrswirtschaft. Der Flug als sportliche Leistung, mag die Kontinente tn Begeisterung auftudeln lassen: die Zukunft des Flugwesens beruht in seiner Nutzbarmachung für die Zwecke von Wirtschaft und Verkehr. Schon heute spannt sich hoch im Aether ein unsichtbares Netz der Linien, die die groben Städte Europas miteinander verbinden — und wie lange wird ed dauern, bis der Flugverkehr, wie er sich heute bastelt, durch die Bcrvollkommung und den -lu-bau des HandelS- dirnste» zur Lust gleichberechtigt neben die übrigen Verkehrs- mittel tritt. Bisher diente der Luftverkehr tn Deutschland -um überwiegenden Teil der Personenbeförderung. Aber te mehr sich ergab, bas, die Verkehrsflugzeuge an Sicherheit und Pünktlichkeit dem Eisenbahnverkehr keineswegs nachstanden, ja an Schnelligkeit jedem Verkehrsmittel überlegen waren, desto stärker setzte sich tn der Wirtschaft der Gedanke durch, das Flugzeug als „fliegenden Gitterivagen" dem Güterverkehr dienstbar z» machen und damit die Luft dem Wirtschafts verkehr z» erschliehen. Natürlich kann das Flugzeug wohl kaum jemals die Eisenbahn aus dem Felde schlagen. Seiner besondere» Eigenart gemäb wir- cs immer nur als Expreß- befützderungSmiltcl von der Wirtschaft benutzt werben, zumal die technischen Möglichkeiten des Transports von Massen gütern durch die Lust heule noch nicht gegeben sind und wohl auch in Zukunft nicht gegeben sein werden. So kommt der Luftverkehr nur sür ganz bestimmte, hochwertige Güter» gattungen in Frage, wo beschleunigte Beförderung und er schütterungsfreier Transport eine Rolle spielen. ES gibt Fälle im Wirtschaftsleben genug, wo eö sür den Exporteur oder Importeur von allcrgrösitet Wichtigkeit ist, den Wert seiner Warensendung in kurzer Zeit realisieren zu können. So ist eS z. B. möglich, eine Sendung von Seidenstoffen aus Budapest noch am selben Tag tn London abzuscrtigen. die Dokumente anSzustcllen, sie mit dem nächsten Flugzeug nach Budapest zurückzubesörderu und den Werl der Sendung in bar gegen Vorzeigung dieser Dokumente bei der Bank zu realisieren. Der Wert eines solchen Verfahrens liegt auf der -and. Das, diese Vorzüge des Flugiransportr» immer mehr er kannt werden, beweist am besten die Tatsache, bah in einem der vergangenen Monate dieses Jahres, dem April, die Deutsche Lufthansa das Fünffache an Luftfracht zu befördern hatte als im selben Monat 1926. Besonders bevorzugt wird der Luftverkehr beim Transport hochwertiger chemischer Roh- stofse und Fertigfabrikate. So hat z. B. die Farbenindustrte eine» besonderen FlugtranSpondtenst eingerichtet. Vorzugs weise werden auch optische Instrumente, Films, elektrische Apparate, Edelmetalle und Edelsteine, Spitzen und Mode- erzeugnisse, leicht verderbliche Lebensmittel und Blumen im Lustsrachtverkehr verwandt. Daneben werden Wertpapiere, Dokumente. Frachtbriefe, überhaupt GcschästSnrkundcn häufig dem Flugzeug anvertrnut. wenn besondere Eile geboten er scheint. Außerordentlich rege ist der Frachtverkchr aus den Strecken Hamburg—London, Essen—Amsterdam, Berlin- Malmö und PariS—Köln. Bisher war der Lustsrachtverkehr durch nicht zu unter schätzende technische Schwierigkeiten beim Versand gehemmt. Zrvar gab es schon bisher einen internationalen Luftfracht brief, der den Uebeigang von Luftsrachtgütcrn vom Flugnetz eines Landes aus das eines anderen ohne Schwierigkeiten gestattete und auch die Zollsrage vereinfachte — dennoch hatte cs seine Unbequemlichkeit. Frachtgüter dem Flugzeug anzu vertrauen, wen» die Zielstation nicht zugleich auch Flughafen war und andere Verkehrsmittel tn Anspruch genommen werden mußten. Um diesen Mängeln abzuhelsc», hat die Deutsche Lufthansa mit der Reichsbahn soeben einen Vertrag abgeschlossen, der die lästige und zeitraubende Ausfertigung zweier verschiedener Frachtbriefe künftighin illusorisch macht. Am 1. Oktober wird der sog. „Flug-Eisenbahn-Berkehr" be ginnen. In Zukunft braucht der Geschäftsmann nur einen kombinierten Frachtbrief auSzuschretbcn, auf dem er anzu- gcben hat, wie weit die Reichsbahn das aufgclieserte Gut be fördern, und wo die Lufthansa oder eine der ihr regional an- geschlossenen deutsche» LuftvcrkehrSunternehmungcn das Eisenbahngut übernehmen soll. Der bisher so komplizierte Weg ist also höchst vereinfacht. Die Güter können auf jeder Retchsbahnstelle oder jeder Dienststelle der Lufthansa auf- gegeben werde» Eö liegt aus der Hand, daß eine der nächst, liegenden Folgen dieser Neuerung eine grobe Zeitersparnis sein wird, und da die Frachtgüter den Anschluß zum anderen Verkehrsmittel rechtzeitig gewinnen werden, eine bedeutende Beschleunigung beö Güterverkehrs. Diese Belebung des VustgüterverkehrS wird zweifellos auch der deutschen LustverkchrSflotte selbst zugute kommen und ihre dringend wünschenswerte Vergrößerung beschleunigen. Die >20 Flugzeuge, darunter 31 Großflugzeuge — soviel zählt die deutsche LustverkchrSflotte heute — erscheinen uns eine recht geringe Zahl. Hier hat sich eben vor allem die Be- schränkung des Baues von Handelsflugzeugcn verhängnisvoll auSgewirkt. wie sie der Friedensvertrag der deutschen Flug- zcugtndustric auserlcgte. bis sie im Jahr 1925 ihr Ende fand. Erst damals begann in Deutschland der Bau von Großflug zeugen, der sich tn den nächsten Jahren noch vervollkommnen wird. Deutschland hatte vor dem Krieg, im August 1014. ins» gesamt 508 Flugzeuge, eine Zahl, die während deS Kriege» sogar auf 47 NW stieg. Der Versailler Vertrag erzwang die Vernichtung dieses riesigen Flugmatertals: man mußte also ganz von vorn ansangrn. Trotz der geringen Zahl von Flug- zeugen, die dem deutschen Luftverkehr zur Verfügung standen und stehen, sind erstaunliche Leistungen erzielt worden. Achtzig Flughäfen in den größten und bedeutendsten Städten des Reiches wurden errichtet. Im Jahre 1926 legte diese kleine Flotte sechs Millionen Kilometer zurück. In der Hauptzett des Flugverkehrs, im Sommer, durchmatzen die Flugzeuge eine Gesamistrcckc von 40000 bi» 60lM Kilometer täglich, d. h. Ne umspannten tn ihrem Flug anderthalb den Aequator. Die Mehrzahl der Flugzeuge ist jedoch ausschließlich für den Personenverkehr eingerichtet: sie bieten, einschließlich der Be satzung, etwa sechs bis acht Personen Platz und haben nur eine ganz geringe Nutzlast. Wesentlich günstiger sind die Großflugzeuge gestellt, dt« immer stärker im Flugverkehr Eingang finden, und deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. da sich der Flugzeugbau immer neuen KonstruktionSmöglichkeiten gegenüber steht. Man denke an das Riesrnkabtnenflngzcug für Len Trans, ozeanflug der Zukunft, da» Rumpler konstruieren will, mit feinen zehn Motoren zu 1WV k8. seinem Raum für 1S5 Passagiere und 8k Mann Besatzung und seiner bisher nicht gekannten Labemöglichkeit an Frachtgut, tn HSH« von 1S10V Kilogramm! Gegenwärtig sind die im Flugverkehr benutzten Großflugzeuge zwei- und drctmotortg. Zwei Motor« hat da» bekannte Dornler-Walslugboot, da» auf ber Strecke Danzig- Stockholm verkehrt, und der sog. AlbatroS-^Schlaswagen": der stärkste ist der dreimotorige Rohrbach.„Rola«d". im Strecken, verkehr Berlin—Amsterdam—London, und der viermotorige Udet-Kondor. Die Tendenz geht dahin, bi« einmotorigen Flugzeuge, die nur «inen geringen Laderaum haben, nach und nach au» dem Betrieb hera-uSzu-tehen. Schon der Unterschieb oischen dem einmotorigen Flugzeug und den bi» jetzt im erkehr benutzten Großflugzeugen ist, wa» die Ladefähigkeit angeht, ganz erheblich. Während da» 'leine Flugzeug 42k bis 82k Kilogramm ausnrhmrn kann, bewältigt da» zwei- und drei- motorige Flugzeug 1600 bi» 2800 Kilogramm. Vermischtes. Da» LNsUer Aapoleonhaus Da» Rapoleonhau» tn Tilsit gemahnt an Deutschland» düstere Zeit, erzählt von Niedergang und Unterdrückung. In jenem historischen Gebäude tn der Deutschen Straße 24 halte der große Korse In den Tagen vom 2K. Juni bi» zum 0. Juli 1807 fein Domizil aufgefchlaaen. Wochen vorher hatte da» preußische Köntgdpaar und zuletzt auch der König allein darin gewohnt. Die für Deutschlands Geschick so bedeutsamen Daten sollen jetzt der heutigen Generation durch Anbringung einer Gedenktasel vor Augen gebracht werden. Portoersparnl» al» Wissenschaft. Wenn man glauben wollte, ber Sturm der Entrüstung über die Erhöhung der Postgebühren hätte sich allmählich be ruhigt, dann irrt man sich doch gewaltig. Nach dem „Sturm und Drang" der ersten Tage ist nun das Handeln an die Stelle des Redens getreten, und dieses Handel» wird mit System betrieben. Ja, das Ersparen von Porto ist sogar zur Wissenschaft geworben. Ein volkswirtschaftlicher Schriftsteller in BreSlau hat seine Kenntnisse in den Dienst der guten Sache gestellt und ein Büchlein mit dem verheißungsvolle» Titel: ,K6 Prozent Pvrtoersparnts" verfaßt. So findet die all- gemein« Antipathie gegen bas erhöhte Porto ihren immer neuen und immer beredteren Ausdruck. Absturz eines Derbehrssluazeugs in England. Bei Sevenoak» in ber Grafschaft Krnt stürzte ein holländische- Berkehrsslugzeug ab. Der Mechaniker wurde sofort getötet, während der Pilot und sieben Passagiere mehr ober weniger schwer verletzt wurde». Insgesamt befanden sich elf Personep, darunter zwei Frauen, im Flugzeug. Bei ber Notlandung, die infolge SteuerdcfckteS vorgenommcn werden mußte, brach ber Schwanz deS Flugzeuges kurz über der Erde ab, so daß die Maschine kopiüber ntcderstürztc. DaS Flug zeug fiel glücklicherweise aus eine Baumgruppe, die die Wucht de» Sturzes hinderte und abschwächte. Immerhin wurde der Apparat vollständig zertrümmert. Der Benzintank geriet kurz nach dem Absturz in Brand, teboch griffen die Flammen nicht auf die Neste de» Flugzeuges über. Da» Kolel für Ftinsziger. Die Hotelbesitzer von heute finden eine besondere Schwierigkeit darin, cS allen recht zn machen. Heute, wv überall die Jazzband herrscht und überall getanzt wird, könne» sich ältere Herrschaften tn dieser allzu lebhafte» und geräusch vollen Umgebung nicht mehr wohl fühle». In England ist deshalb in letzter Zeit, besonders tn den großen Bädern, eine neue Klasse von Hotels entstanden, tn denen ältere Leute eine friedliche Unterkunft finden. In diesen „Hotels für Fünfziger" ist der Tanzsaal gegen alle Geräusche vollständig abgedichtet, so daß die Musik in den Gastzimmern nicht gehört werden kann. Die Zimmer für die älteren Gäste liegen tn demjenigen Teil des Gasthauses, der von dem Kvnzertranm und Tanzsaal am weitesten entfernt ist. Hier befinden sich auch Lese- und Schreibzimmer sowie der Spiclsaal. Der Karem als Museum Der Harem des früheren Sultans der Türkei wird nach einem Beschluß der Regierung der türkischen Republik in ein historisches Museum umgewandclt. Die Kunstwerke im frühere» Harem und auch die sonstige» Inneneinrichtungen werden dem Publikum zugänglich gemacht. ** Das Spiel mit ber Nasse. Aus Düsseldorf wird ge meldet: Ein 14jähriger Junge aus Köln legte aus Scherz aus der Straße aus ein süusjährigeö Mädchen eine Pistole an, die sich entlud. Daö Kind ist durch den Schuß tödlich getroffen worden. ** Mit vier Kindern in den Tod. In Rastenburg spielte sich eine furchtbare Familientragödie ab. Die Frau des Schwerkriegsbeschädigten Lauterbach ans Partsch Nahm sich mit ihren vier Kindern, zwei Mädchen und zwei Knaben im Alter von drei bis 8 Jahren, durch Ertränken daS Leben Die Leichen konnten bereits geborgen werden. Das Motiv der Tat dürste in Familienstreitigkeiten und unheilbarer Krankheit der Frau zu suchen sein. ** Souerstosfexplosion im Schulunterricht. Als am Mon tag nachmittag der Lehrer einer Knabenklussc der Bad Türk hetmer Volksschule tn Naturkunde Unterricht erteilte, explo vierte eine Flasche mit Sauerstoff. Zehn Knaben wurden verletzt, davon neun leicht und einer schwer. iWTB.) ** Vatermord eines 16jährigen. In einer Vorstadt von Rouen tötete ein ISjähriger seinen Vater, einen Arbeiter, durch 1K Messerstiche, weil dieser im betrunkenen Zustand seine Mutter und zwei kleine Geschwister mißhandelt hatte und mit Gewalt tn das Zimmer cingcorungen mar, in das sie sich aus Angst vor dem Velrnnkcncn zurückgezogen batten. Der Vatermörder erklärte bet seiner Verhaftung, daß sich einer ber Familie habe opfern müssen, um den anderen Ruhe zu verschaffen. ** Zulammeustoß zwischen Indern und Mohammedaner«. Während der Bcgräbnjöscicr eines Inders, der in einem Eisenbahnzuge von einem Mohammedaner getötet worden sein soll, warfen in Delhi Inder Steine tn mohaiiimcduilftchc Läden, was einen Zusammenstoß zwischen Indern und Mohammedanern verursachte. Acht Inder wurden von der Polizei verhaftet. Sechs Polizisten, neun Mohammedaner und ein Inder wurden verletzt. Die Ordnung wurde wieder hergestellt. Die Läden sind geschlossen worden. Polizeistreifen durchziehen die Straßen. ** Fnßbodcneinsturz bei einer Auktion in London. Wie au» London berichtet wird, brach während einer Auktion in Stockdvn ein Fußboden ein und durchschlug zwei Etagen. Dle Trümmer stürzten bis in den Keller. Etwa 120 Personen wurden mit tn die Tiefe gerissen. Hiervon erlitten vtcrund- zwanztg, meist Frauen, ernste Verletzungen, während die übrigen nahezu unverletzt blieben. Das Recht der Frau auf die Küche. Eine wichtige Entscheidung de» ReichSgerichtS. Die Frage, ob der Mann berechtigt ist. die Leitung seine» Hau-welenS, bzw. der Küche, einem anderen zu übertragen, als der Ehefrau, ist vor kurzer Zeit durch ein Urteil des Reichsgerichts zugunsten der Ehefrau entschieden worden. Wie sich aus einem bestimmten Fall in Ostpreußen ergab, ist eS durchaus möglich, baß bi« Herrschaft der Frau über die Küche von dem Mann bestritten wirb, obwohl im allgemeinen der Ehegatte sehr zufrieden sein wird, wen» seine Frau sich al» tüchtige HauSfrau bewährt. Wir missen, daß die HauS- frau die Pflicht hat, sich tn der Küche und im HauS-wesen zu betätigen. Wenn ein Ehemann aber annimmt, daß dieser Psltcht kein Recht gegenübcrstehe. so ist er im Irrtum, denn dt« Frau bat auch «tn Recht auf die Herrschaft tn der Küche, und ber Ehemann hat durchaus kein Recht, ie nach Laune oder Wunsch, di« Frau von -er Leitung de» HauSwesenS auS- zuschließen und diese Leitung anderen Personen »u über- tragen. In dem Streitfälle, der dem Reichsgericht zur Ent- schetdung vorlcw, hatte der Ehemann -te Leitung de» Hau», wesen» seinen Töchtern übertragen und die Ebcsrau von ber Wirtschaftsführung fetngehalten, woraufhin die Frau die Ehescheidungsklage anstrengte. Nun bestimmt zwar der 8 1854 de» Bürgerlichen Gesetzbuch«», daß dem Mann dt« Entscheidung tn allen da» gemeinschaftliche ehelich« Leben betreffenden Angelegenheiten »»stehe. Er bestimmt ins besondere Wohnort und Wohnung. Unbeschadet der Bor- schritten dieses Paragraphen ist aber nach 8 1856 des Bürger lichen Gesetzbuches die Frau berechtigt und verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu letten. Nach dem folgenden Paragraphen ist die Frau sogar berechtigt, innerhalb ihres l»äusltkhen Wirtschaftskreises die Geschäfte des Mannes für ihn zu besorgen Aus diesem Paragraphen ergibt sich, daß der Frau nicht nur das Recht der Ftthruna des Haushaltes zusteht, sondern darüber hinaus auch die Versügungs. berechtig»»« über alle dieientgen Maßnahmen, die erforder lich sind, um daS Familienleben, also daö Leben der Gatten und der Kinder auch äußerlich in Gang zu Hallen Der Frau sind darum alle dieientgen Maßnahmen rechtlich Vorbehalte», die sich auf Versorgung der Familie mit Nahrung. Kleidung, Reinhaltung usw. erstrecken." Aus der Pflicht der Hausfrau, das Hauswesen zu letten, ergibt sich einerseits ein Rlagcrrcht de» Mannes, wenn sich die Frau der Verpflichtung entziehen will: aus ihrem Recht aber ergibt sich auch für die Frau das Klagerecht, wenn ihr dteies Recht verkürzt oder entzogen werden soll. ES ist selbstverständlich, daß in einer friedlichen Ehe weder eine Klage des Manne», noch eine Klage der Frau gegen den Mann angestrengt werden dürste. Mann und Frau werden sich über die Versorgung deö Hauslinlteo in den meisten Fällen friedlich zu einigen misse», da ihr beider seitiges Interesse daraus Hinausgeht, daß die Führung des Haushaltes reibungslos erfolgt. Trotzdem aber ist es, wie der erwähnte Streitfall zeigt, bedeutsam, daß durch Urteil des Reichsgerichtes das Recht der Fra» aus die Führung deö Haushaltes scstgcstcllt worden ist. E§ ist selbstverständlich auch möalich, daß der Frau vom Ehemann das Recht auf die Leitung des Haushaltes entzogen wird, aber diele Maßnahme muß auch in den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches begründet sein und kommt nur dann tn Betracht, wenn sich die Ehefrau als unfähig erweist. Anderseits sieht daö Gesetz sogar vor, daß der Mann gegen die Frau einen Schaden ersatzanspruch hat, falls Ne die Arbeiten verweigert, aber nur in den Fällen, wenn die Frau vorsätzlich oder sahrlässia oder in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise dem Ehemann einen Schaden zufügt. Mit diesem Urteil des Reichsgerichtes ist die ungewisse Stellung der Frau im Haushalt beseitigt, denn die Hausfrau hat setzt ein vcr- bricftes Recht, nicht nur tn der Küche, sondern auch im ganzen Hauswesen die wirtschaftliche Leitung zu behaupten. Nieder mit der Liebe! Ein russischer Gelehrter namens Zcilkind unternimmt einen Feldzug gegen die Liebe. Er erklärt, sic sei nichts weiter als ein „giftiger Auswuchs des Kapitalismus". In der Natur komme etwas Tcrarttgcs überhaupt nicht vor: dort gebe es nur die Fortpflanzungslätigkeit, die bet Tieren und Pflanzen nur einen begrenzten Abschnitt ihres Lebens ein- nehme. Tie kapitalistische Ideologie der sogenannten Liebe habe aber wie ein verderblicher Pilz das Denken und Handeln der Menschen überzogen und müsse zusammen mit dem Kapi- taliSmus selbst ausgerottet werden. Der..telephonwahnsinnige" Freier Amerikanische Blätter berichten über einen nicht alltäg lichen Fall von geistiger Erkrankung. Ein junger Mann in Ncuyork namens Jack James»» war in ein hübsches Mädchen verliebt, das nichts von ihm wissen wollte. Der Liebhaber war darüber untröstlich, daß seine Ausermählte seine ziemlich starke Figur nicht leiden mochte und telephonierte sie mehrere Male am Tage an, um bet ihr anzusragen, ob sie ihn so nicht nehmen wvlle, wie er anSsehe. Zuletzt wurde eö dem jungen Mädchen zu viel und sie ging kurzerhand nicht mehr ans Telephon, wenn sie ihren hartnäckigen Verehrer am anderen Ende der Leitung glaubte. Jaincjoii verlor jedoch weder Mut noch Energie und telephonierte, ein ganzes Jahr lang. Tag und Nacht bet seiner Herzallerliebsten an. Frühmorgens wurde diese schon von einem unaufhörlichen Klingeln des Telephons geweckt. In ihrer Verzweiflung wollte das junge Mädchen schon umziehen, als sie die Nachricht erhielt, ihr un glücklicher Verehrer sei als hoffnungslos Wahnsinniger ins Irrenhaus cingeliesert worben. Dort tobte er so lange, bis inan ihm in seine Zelle einen Telephonapparat, natürlich ohne Anschluß, gab. So sitzt nun der Unglückliche und telephoniert — ein Opfer seiner Liebe — Tag und Nacht an die Frau, die ihn erhören soll. Sin alücklicher Knabe. Der Generaldirektor eines großen Nahrungsmittel» geichästes irgendwo in einer deutschen Großstadt machte die Runde durch sein Magazin und fand in irgendeiner Ecke einen jungen Mann friedlich auf einer Brink gelagert, vor sich einige vertrocknete Kuchen, denen er langsam aber sicher den Garaus machte. „Wie heißen Sie und was verdienen Sie die Woche?", fragte der gestrenge Herr Generaldirektor tm schar fen Tone. Langsam erhob sich der Jüngling und antwortete: „Ich heiße Martin und verdiene die Woche zwanzig Mark." „Gut", antwortete der Herr Generaldirektor, ich entlasse Sie. Hier haben Sie einen Bon über zwanzig Mark, gehen Sie damit an die Kasse und lassen Sie sich einen Wochenlohn aus- zahlenl Leute, die während der Arbeitsstunden auf der Bank liegen und Kuchen fressen, kann ich nicht gebrauchen." — Der iunge Mensch protestierte mit keiner Miene, sondern ver» schwand mit auffallender Geschwindigkeit in der Richtung »ach der Hauptkasse. Am nächsten Morgen bekam ber Herr Generaldirektor von seinem Kassierer einen Zettel, auf dem vermerkt stand, daß der Bon über zwanzig Mark sofort präsentiert nnd cingelöst worden sei, daß sich aber unter dem gesamten Personal der Firma niemand mit Namen Martin befinde, sondern daß es sich offenbar um den Boten einer anderen Firma gehandelt habe. Martin scheint ein Jüngling zu sein, dem das Glück tm Leben nicht zum letzten Male gelächclt hat. Der Quacksalber und sein Kompagnon An einem Sonnabendabend trat ein gutgekleidetcr Herr tn eine Dorswirtschaft. Er bestellte eine Flasche vom besten Wein nnd ein belegtes Brot. Schnell stand das Bestellte vor ihm, und er begann mit Appettt zn essen nnd zn trinken. Doch plötz- lich schob er alles weit von sich, drückte ein Taschentuch a» die Wange und sagte, baß er auf einmal sehr heftige Zahnschmerzen bekommen habe. Er stampfte mit den Füßen, stand auf, setzte sich wieder hin, kurzum, man konnte ihm anschen, daß er am liebsten laut anfgcschricn hätte vor Schmerzen. Während der Fremde »och klagte und jammerte, trat ein reisender Kaufmann mit einem Koffer in die Gaststube. Er bestellte ein GlaS Bier und fragte dann, was dem Herrn dort drüben fehle. „Furchtbare Zahnschmerzen," ist die Antwort. „Oh, wenn eö nichts anderes ist. dafür habe ich ein gutes Mittel." Er öffnete seinen Koffer und entnahm demselben eine kleine Dose mit Pulver. „Hier, mein Herr," wandte er sich an den anderen, „be- senchten Sie Ihre Fingerspitze und tupfe» sie dieselbe in diese» Pulver, damit bestreichen Sie dann den kranken Zahn." Der andere tut so, um gleich darauf freudig anszurusen: „Daö Mittel ist nicht mit Gold zu bezahlen: Alle Schmerzen sind plötzlich fort." Er schenkte dem Kaufmann sllnf Mark und lud ihn et«, die Flasch, Wein mit Ihm zu leeren. Der Gastwirt und seine Gäste wunderten sich, baß da» ulver so schnell geholfen hat. Auch sie möchten gern eine Dose aben und kragten, wa» eine solche kostet. „Tine Mark," lautete die Antwort. Im Handumdrehen sind dreißig Dosen verkauft. Wer nun später Zahnschmerzen bekam, holte seine Dose hervor nnd tat so, wie der Kaufmann gesagt hatte, aber, eigen tümlich — e» hals nicht. Endlich kam man dahinter: da» Pulver war nicht» andere» al» gemahlene Kreide, und die zwei Fremden — waren et« Quacksalber und sein Kompagnon gewesen.
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