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Dresdner Nachrichten : 06.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187501065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-06
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.01.1875
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«Nch'tnt r,,tt«.fra» 7 Uhr tn der SlVeLIlIvir Maricnvratc IS. mnienltprci» viertegLI» » Ilch rMarl2SijlI,k.,dulA »Ik v°f» » Mart LU «>«e. UInt«l. Niunincr» l0P,gr. «ust-ie. 26000 »i»l. gilr dle RNckgabe einzr- sandtrr Manulrrl»kr «lacht sich dir UirdacU«» uiche verbindlich. Jnseraten-Annabme au»- IviirN: U»ii»ou.tklo uuU Va,I«r in Hamburg, Brr- lin. Wie!,. Lcipzia. Basel. Breslau, manikürt a. M. — Lall. LI»»»i> u> lücrli», Lcipjia. Wien, Hamburg, Nraiikfurl a. A.. Miln- chrn. — Dänin, L Uo. i» Frankfurt a. M. — Ue. VoiiN in iliiem,»,. — Ila- Uiia.Dalltto. Unliiv, L c». in Pari». Tagebliltt für Politik, Unterhaltmig n. Geschäftsverkehr. Lnierai! werde» Manen. »L a»ieu»«w«l di» t> U.-r, SLNtileg» dl» Mittags >2 Uiir. 2» lirusiadn grade »lasier. ,/.>je L bi; Nachm. 4 v.br, Der iiianni einer ei,«- si'.Uiiaci! Piliijcitc lallet > - 'lg.:-. rruigcialldl a«r Zeile Ui -pigc. t.ne »U.anuc Inr da» nachsii.'igc Ursch. I- ,ee Iujeraie irir» lischt gcgcdcn. liniiailiige ünaoneen» UlUtrag« va» »!>S unde« tinnlcn ftirnleii mit,Per« lalle» inieriren wir nur gegenPrallUlnr. a nd, » Nabln»« durch liiries- ,Ulkte» aber Peilet»»:!« tu»». Per.» Llide» Ivjl,» >., 'Pkge. Inieeale ,ur die l'liei'leg. Niunn'.er «der lulch eiueni 7»enl:g« Sic P-ti>»ll.e M Pi^t, Nr. 6. Zwanzigster Jahrgang. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ^ltpskh Ä Ntithilkök in Dresden. Dresden» Mittwoch, 6. Januar 187L- MItrödacteur: vr. Lo»U Für das Feuilleton: LinlMlU Politisches. Spaniens Umwandlung van einer Republik in eineMonarchie rauß in der That ein längst gefühltes Bcdürfniß befriedigt haben, sonst fände e-S nicht eine so ungethcilte Zustiininung beim Volke der Spanier selbst und ebenso im Auslands. Mit einziger Ausnahme der starren Legitimisten und der Ultramontane», deren Herzen bei Don Carlos (zur Zeit noch in den Äaskischen Bergen) weilen, be grüßt alle Welt dies- und jenseits der Pyrenäen den Umschwung als den letzten Versuch eines unglücklichen Volks, sich von der rothen wie schwarzen Tyrannei zu retten. Don Carlos selbst wird all- mälig von seinen Getreuen verlassen; das feste Bilbao, das er vor Jahresfrist mit stürmender Hand nehmen wollte, um sich in der dortigen Kathedrale zum Könige krönen zu lassen, hat seine jung fräulichen Thore den zu Alfonso Xlk. übergegangenen navarrcsi- schen Bataillonen Don Carlos'geöffnet. Bilbao illuminirte, Ma drid flaggte, Cuba huldigte freudig zu Ehren des neuen Königs des ttästanienlandcs. Uns Deutsche befreit die endliche Besetzung des spanischen Thrones von einein Verdachte, der, so lächerlich er auch war, doch von den Franzosen immer wieder hervorgcklaubt wurde. Man er innere sich, das; den äußern Anlaß zu dem deutsch-französischen Kriege der Umstand abgab, das; der Sohn des Fürsten von Hohen- zollern, Prinz Leopold, von der provisorischen Regierung Spaniens 1870 ersucht worden war, König Spaniens zu werden. Napoleon saßte dies damals als eine Bedrohung Frankreichs auf, König Wil helm erklärte, daß sein Verwandter nicht daran denke, dein Rufe der Spanier zu folgen; als Napoleon durch Bencdctti sodann die un verschämte Forderung stellen ließ, das; kein Prinz aus dem Hause der Hohenzollern jemals König von Spanien werden solle, brach der Krieg aus. Sein Ende ist bekannt. Mittlerweile holten sich die Spanier den Herzog Amadeo von Aosta, um ihn wieder hinauszu- quälen. Jedem vernünftigen, nichtspamschen Prinzen erschien jenes Diadem nur als Dornenkrone; trotzdem wurden die Franzosen nicht müde, immer wieder davon zu faseln, Prinz Leopold schiele nach der erledigten Krone Spaniens. Dieses abgeschmackte Gerede wird nun aufhören. Unklar ist die Rolle, die Marschall Serrano bei dem Um schwünge gespielt hat. Die Vermuthung, daß er die Fäden der Ver schwörung in seiner Hand hatte, wird dadurch unstatthaft, daß er sich außer Landes begevetr hat. Die „Times" meldete seine Abreise nach Portugal, ein Correspondent der „Köln. Ztg." hat ihn jedoch mit zwei Adjutanten in Bayonne ankommen sehen. Alfonso XIl. hat zwar den Segen des Papstes cingeholt und erhallen — was nicht auffällig sein darf, da Pius IX. sein Tauf- pathe —, cS ist aber eine Lüge, daß er dem Papste versprochen, zur Wiederherstellung seiner weltlichen Macht behiflich sein zu wollen. Wird er doch in Spanien selbst ein seine Kräfte voll beanspruchen des Arbeitsgebiet aufsiuden! Allerdings sitzen in seinem Ministe rium zwei des UltramontauiSmuS verdächtige Advokaten; die übri gen Mitglieder sind jedoch freisinnige Rcchtslchrer, Parlaments redner und Dichter. Der Papst verspricht sich von dem Jubeljahre, das er für 1875 ausgeschrieben hat, eine reiche Ernte. Ursprünglich beging die katho lische Kirche aller 100 Jahre ein sogenanntes „Jubeljahr". Es ist das ein Jahr großen Ablasses und kirchlicher Gnaden; die Katho liken sollen womöglich eine Wallfahrt nach Rom unternehmen und wo sie das nicht können, wenigstens Gelder hinschickcn. Dafür er halten sie Vergebung ihrer Sünden. Millionen von Gold- und Sil berstücken strönllen stets in „Jubeljahren" nach Rom und so klar lag der Nutzen Dieser Einrichtung zu Tage, daß die Kirche die ur sprüngliche Frist von 100 erst auf 50, dann auf 35 Jahre herab setzte. Das letzte Jubeljahr wurde 1835 gefeiert; 1850 fiel eS aus wegen der damaligen stürmischen Zeitläufte. Wenn jetzt der Papst, trotzdem er den „Gefangenen" spielt, ein „Jubeljahr" der Kirche ausschreibt, so muß die Ebbe in seinen Kassen eine sehr tiefe sein. Wir bezweifeln nicht, daß abermals Gold, Silber und Schätze aller Art nach dem Vatican strömen, so daß der Papst wirtlich Ursache hat zu „jubeln". Wir beklagen aber die Verblendung der Völler, die sich selbst die drückendsten Besteuerungen auslcgen, um eine den Fortschritten der menschlichen Cultur todtfeinde Priestcrherrschaft zu kräftigen. Was könnten jene Verblendeten für die Millionen, die sie dem Nimmersatten Rom verehren, entweder sich selbst für erhöh ten Lebensgenuß verschaffen, oder die Noth ihrer darbenden Mit brüder lindern! Wahrhaftig im Vaterland- giebt cs genug Ge legenheit, daß Wohlhabende Werke der Barmherzigkeit üben! Das mag in den Augen der Ultramontancn Ketzerei sein, aber wen kränkt dieser Titel noch- Der Papst schließt die Encyklika, in der er das „Jubeljahr" ausschrcibt, mit dem Wunsche, daß auch „die Häretiker, die sich unter dem Joche böser Leidenschaften und im Dienste des Teufels befänden", seine Stimme hören möchten! Sehr liebens würdig! Wer sich aber bewußt ist, weder im Dienste seiner diaboli schen Herrlichkeit zu stehen, noch von den Leidenschaften ärger be herrscht zu werden, als eS allgemeines Menschenloos ist, der läßt solche Kernflüche zu einem Ohre herein-, zum andern hinausgehen, hält aber auf jeden Fall di« Tasche zu. In Wien fesselt der Proeeß Ofenheim die allgemeinste Auf merksamkeit. Zur Verhandlung sind nicht weniger als 34 Tage in Anspruch genommen, die Anklageschrift ist 82 enggeschriebene Folio seiten lang. Osenhcim ist der Typus eines „Gründers" im ver wegensten Sinne des Worts; das Lcporello-Verzeichniß seiner Schwindeleien theilten wir neulich ulit. Geradezu empörend ist die Frivolität, mit welcher Ofciiheim bei der Materiallieferung der Lem- berg-Czernowitzer Bahn verfuhr. ES ist dies das dunkelste Capitel des Ganzen. Die Details, welch« die Staatsanwaltschaft hier ans Licht fördert, sind wahrhaft haarsträubend. Der schlechte Ober- und Unterbau, die faulenden Schwellen, die wankenden Brücken, die Leben Lausender zu gefährden. Alle Vorstellungen der Beamten blieben fruchtlos; Herr v. Osenhcim verlangte, daß sie Alles trefflich finden sollten, und die Meisten gehorchte». Traurig ist die Rolle, welche die Presse gerade in diesem Kapitel spielt. Statt hier, wo es sich um Leben und Gesundheit der Reisenden handelte, die Stimme der Wahrheit zu erheben, wurde sie zur Mithelferin des Betrugs. „Tie vorliegenden Tocumente," heißt es hierüber in der Anklage schrift, „liefern einen interessanten Beleg dafür, in welcher Weise die Generaldirection sich jenen Theil der inländischen Journali stik, dessen Urtheil in dieser Sache und überhaupt käuflich war, für ihr Interesse dienstbar zu machen wußte." Die Schrift des Staats anwalts verdient das Lob, welches ihr von allen Seiten gezollt wird. Nur Eins will Vielen nicht in den Sinn, warum die Anklage allein gegen Ofcnhcimerhoben worden ist- Seine Helfershelfer sind doch dadurch nicht straflos geworden, daß auch sie dann und wann von ihm betrogen wurden. — ^ Lokales «xd Sächsisches. — Der Major Hammer, welcher 3^ Jahr in Berlin in der Artillerie-Prüfungskommission fungirte, hat seit 1. Januar d.J. als Nachfolger des verstorbenen General Köhler, den Posten als Di rektor des hiesigen Zeughauses und der Artillcriewerkstätten über nommen. — Oberst Vollborn von der Jngenicur-Nbtheilung des Gc- neralstabes ist zum Genie-Director unter gleichzeitiger Belastung in seiner schon innehabcnden Stellung als Direktor des topographischen Bureaus ernannt worden. — Der zcitherige Director des Bezirksgerichts zu Glauchau, Petzold, ist zum Geheimen Regierüngsrath bei dem Ministerium des CultuS und öffentlichen Unterrichts ernannt worden. — Der Berliner „Post" nach will man in Dresden und Leip zig in letzterer Zeit außeramtliche französische Agonien bemerkt haben ('?!'?, Diese „Agenten" dürften wohl auch nur in dem Gehirn eines reptilienfreundlich-nationallibcralen Eorrespondentcn ihren Ge burtsort haben. Lachsen „muß" ja verleumdet werden! — Sehr lästig sind für das Publikum, welches Bahnzügs er wartet, die Lerspätigung der Ankunftszeiten. Am böhmischen Bahnhof hat man nun die dankenswerthe Einrichtung getroffen, daß dortftlbst afsichirt wird: „Zug soundso Hot von cn»*^ Minuten Verspätung. Mithin Ankunft zu erwarten um *** Uhr." — Bezugnehmend auf die zwischen Blascwitz und Loichwitz schwebende Brückenfrage, die in unseren Lokalblättern mit einer ge wissen Ueberstürzung behandelt wird, möge hiermit nur mitqethcilt sein, daß das königl. Ministerium eine Eoncession zur Erbauung der einen oder anderen Brücke nicht eher crtheileu kann, bevor nicht die von ihm den Bewerbern um dieselbe gestellten Bedingungen ge nügend als erfüllt zu betrachten sind. Es ist hervorzuheben, daß das Ministerium außer manchem Anderen ganz besonders die Er weiterung der bestehenden Wege und Schaffung neuer bequemer Berkehrsstraßen, welche mit der Brücke in Verbindung stehen sollen und den kommenden großen Verkehr aufnehmen können, resp. specielle Pläne und Anschläge derselbe» von den Unternehmern be dingte. Diese Bedingungen auf rationellste Weise in Erfüllung zu bringen, erfordert viel Zeit und wenn auch von gewisser Seite das Möglichste gethan wird, das Werk zu beschleunigen, steht es sehr zu bezweifeln, ob noch vor dem nächsten Jahre überhaupt dasselbe in Wirklichkeit in Angriff genommen werden wird. — Gestern Abend brachte uns die Post aus Wald heim einen Reisenden, der sich iir der Zeit gewaltig geirrt hatte und viel zu früh aus dem winterlichen Schlosse seiner Ahnen aufgebrochcn war. Der komische Kerl reiste mit Gepäck, aber er steckte gleich in diesem drinnen und sein kleiner Rcisekoffer war bequem ausge schmückt mit Blättern und Blumen, aus welchen er beim Oeffnen munter aber würdevoll herausstieg. Er summte ganz leise für sich ,F>m wunderschönen Monat Mai" und stellte sich als ein großer Maikäfer vor. Anfangs blieb er ganz mobil, die Wärme des Zim mers und die Gasflammen erfreuten ihn sichtlich — später freilich sank er in Lethargie und zog die Fühler ei». So sitzt er im Grünen und mag da aus den Frühling warten! — Als Scircnstück zu dem schönen Weihnachten, welches Gu stav Fränkcl in Zittau seinen IM Beamten und Arbeitern bereitet, erfahren wir, das; auch hier in der Beissect' schen Hofmühle, wie schon früher, das ganze Arbeitspersonal mit großen Stollen undAcpfekn undNüsscn nicht allein, sondern mit ansehnlichen Geld summen beschenkt worden sind. — Gestern Mittag stahlen zwei Knaben im Alter von 11 und 14 Jahren, Söhne eines Handarbeiters, in einem Fleischerladen der Louisciistraße eine Summe Geldes aus der Ladcukasse und ent wichen mit ihrer Beute. Ter Fleischer verfolgte sie aber, holte sie ein und übergab sie der Polizei. Die Summe, welche dem älteren Knaben dabei wieder abgcnomincn worden ist, und die er dem Flei scher gestohlen zu haben zugestand, soll sich auf 17 Thlr. belaufen haben. — Gestern früh hat man einen hiesigen Kaufmann undSprrt- fabrikantcn in der Pirnaischenvorstadt an einem Rebcngelänver sei nes eigenen Gartengrundstücks erhängt aufgefunden. Der Mann mar wohlsituirt, stand in den 50cr Jahren und hatte sich im vori gen Jahre von seiner an unheilbarem Wahnsinn leidenden Frau, die er erst in reiferem Alter gcheirathct hatte, scheiden lassen. Vor gestern Abend hatte er zu gewöhnlicher Zeit das von ihm allabend lich besuchte Local verlassen und scheint den Selbstmord bald nach der Heimkehr in sein Grundstück ausgeführt zu haben. — Auf der Aautzncrstraße kamen in der vorgestrigen Nacht Wächter dazu, wie ein Handlungs-Commis Straßenlaternen mit Schneeballen einwarf. Sie arretirten den jungen Mann wegen dieses Unfuges, wurden dafür aber von einem Militär-Musiker in- sultirt und ihres Arrestaten dabei wieder gewaltsam beraubt. Dies vielmehr den Musiker und schafften ihn nach der uachftcrr Pslizri wache, von ivo aus er an die Neustädter Hauptivachc abgelirsert wurde. — Die unglückliche Frau, welche nach unserer gestrigen Notiz vorgestern 'Nachmittag an der Ecke der Martin uns Bautzener Straße von einem herabgcstürzten steinernen Fenstersims getroffen worden ist, liegt an zwei Hauptvcrletzuiige», am Kopfe und dem einen Beine, hart darnieder. Die letztgedachte Verletzung ist so er heblich, daß eine Amputation des völlig zerschmetterten Unter schenkels sich nothwendig machen dürfte. Tie Verwundete ist die noch junge Ehefrau eines hiesigen AarkthelferS. — Vorgestern Abend fand auf derGr.Meißnergasse ein arger Sccmdal statt. Zwei Menschen fielen über Einen her und wallten ihn nach Noten durch. Ter Einzelne brüllte natürlich gehörig nach Hilfe und erhielt sie in der Gestalt eines mit gehörigen Körperkräf ten auügestattctcn Neustädter Bürgers und Fleischermeislers. Der selbe hatte sich nun leider vor einiger Zeit die Kugel des rechten Armes ausgefallen und konnte nur die Linke gebrauchen; mit dieser wußte er aber so gut zu hanthicren, daß die beiden cmgreifcnden Burschen in die Hausflur der „Stadt Paris" retirirtcn. Hier aber änderte sich die Scene; der Vcrthcidigcr, der seine Rechte, die in der Hosentasche stak, nicht gebrauchen konnte, mußte hier der brutalen Gewalt der beiden Strolche weichen; man riß ihm ein goldenes Lorgnon ab und suchte sich außcrdcm seiner Uhr zu bemächtigen. Der von dem Bürger befreite Angegriffene sah unterdcff'cn dieser Scene ganz gemüthlich zu, ohne eine Hand ui rühren. Sein Ver- lhcidigcr fand sich bald so bedrängt, daß auch er nach Hilfe rief; sie wurde ihm auch durch vier starlschultrige Fleischeracseb en zu Theil, welche nundie zwei Attentäter in die unheimliche Gegenddes „Grun des" trieben und dort gehörig versohlten. Jetzt war das Hilfe schreien an den Turchgebläutcn; da denselben die Nasen bluteten, schrieen sic: „wir sind gestochen!" obgleich 'Niemand ein Messer ge braucht hatte. Das Publikum rief nach der Polizei; die wurde aber ron den beiden Kerlen nicht abaewartet; der Einzelne, wegen dem die ganze Geschichte herkam, war schon früher verduftet. Außerdem fehlte noch das goldene Lorgnon des sich so schlecht belohnten Ver- theidigerS. Jedenfalls haben die drei Burschen eine Comödie auf geführt uitd irr vollen; Einvernehmen mit einander gehandelt. — Der Bau jenes neuen, circüSähnlichen Locals auf der Trabantengasse (früher Leischings Garten) hat dadurch eine Unter brechung erlitten, daß der Unternehmer, Herr Lehmann, vor einigen Tagen durch eine Glasüberdachung brach und sich einen Arni und mehrere Rippen schwer verletzte. Er wird längere Zeit das Belt hüten müssen. — Scrt vorgestern Mittag hat sich ein 9jähr. Knabe, Sohn in der Schloßstraßc wohnhafter Eltern, aus dem elterlichen Hause entfernt und dürfte, wie er schon einige Male gethan haben soll, seinem Hange zum Umherschweisen fröhiren. Ter Junge pflegt sich nicht nach seinen Eltern zu nennen, sondern den 'Namen Earl Letto zu geben, was wir für den Fall, daß er irgendwo Ausnahme gesunden haben sollte, zu bemerken iricht unterlassen wollen. — In der ersten Etage des Hauses Nr. 5,0 derPillnitzerstraße, und zwar in einen; Wohnzimmer des betreffenden Logis, zersprang gestern Pormittag, während sich nur eine Amme mit einem erst wenige Tage alten Säugling und einem einjährigen Kinde in dem Zimmer befand, plötzlich der darin stehende große Kachelofen mit lautem Getöse. Tie Stücke der Kacheln flogen im ganzen Zimmer umher, verletzten das einjährige Kind, jedoch nicht gefährlich am Kopfe und zertrümmerten auch mehrere Fensterscheiben, lieber die Veranlassung der Explosion ist man im Unklaren, die Einen sagen, es hätten sich Gase aus Mangel an genügendem Abzug im Ofen ge bildet und entzündet: Andere meinen wieder, die Kohleustücken, mit welchen gefeuert worden sei, müßten irgend eine explodirbare Sub stanz, vielleicht gar Schießpulver, enthalten haben und durch dessen Entzündung die Explosion hcrbeigcführt worden sein. — Tie nationalliberalen Leipziger können nun aus eigener Erfahrung über eine specisisch preußische Eigcuthümlichleit urtheilen. Die Polizei faßte nämlich vier junge, mit richtigem Sprecwasser ge taufte Leute ab, welche sich der edlen Beschäftigung des Kümmel- blättchen-Spieles Hingaben. — Ein anderes sauberes Pärchen hat' in demselben Spiel eine»; Handelsmann einen 50 Thalcrschein abgenommen, ist aber gleichfalls abgefaßt und hinter den Naschmarit geführt worden. — Durch die Geistesgegenwart eines Unteroffiziers von der Chemnitzer Garnison ward am Sonntag Abend auf der Station Wiesa ein Mädchen vom schrecklichen Tode des Ueberfahrcns geret tet, als er die unvorsichtige Person, die über das erste Gleis zu dem von Dresden kommenden Zuge gelangen wollte, noch rechtzeitig er faßte, che die Loconwtwe des entgegen tommmdcn Zuges, die bis auf eine Elle bereits heran war, dieselbe ergriffen hatte. Zum Dank dafür bekam dieser Herr, weil das Kleid des Mädchens zerrissen wurde, noch eine ziemlich unsanfte Antwort. — Gestern Abend in der siebenten Stunde wurde eine Frau an der Wilsdrusserstraße durch eine von; Dache herabstürzende Schncelawine rricdcrgcworfcil und bedeutend am Kopf verletzt. Man schaffte die Verunglückte einstweilen in die Flur des betreffenden Hauses, um zunächst ärztliche Hilfe zu requinren. - Man schreibt unS: Die Unterzeichnete Geiiosscnichatt, welche zweifelsohne gemeint sein soll, wen» in einem Artikel der Montags-Nummer FbrcS geichähten Blattcö von einem lüererto gegründete» „ärztlichen Club" die Rete ist, bittet Sic, z» den in crwäbntem 'Artikel crzävltc» Venommiiiiicn Felgendesnrundlici'st aufncl'mc» zu wellen. Riebt „ein heltiger.Krieg is> unter den Söhnc» Aeökulapö auögcbrechen", sondern eine niedliche Drganisatiou vollzieht sich unter den Aerztcn Dresdens, darin bestehend, daß zu einer gemeinsamen Initiative ihrer Angelegenheiten alle die jenigen sich vereinen, welche vie Interessen deS ärztlichen Standes aufmerksamer gewahrt wissen weilen, alo cs seither geschah. A»,l> ist mau „in den betheiligtc» Kreise»" durchaus uicht „darauf leichtkrtia searbriteten Magm,, Mis vereinigte sich, täglich das ließen sich die Wächter aber doch nicht so ruhig gefallen, sie ergriffen gewannt, worauf die Bestrebungen dieser Erl ege,, hinaus/ciiifen
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