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stücken, di« zur unvermeidlichen Stnehmigung empfohlen wer- den, ein« förmliche Revue der einem ganzen Reich« wichtigsten volkswirthschaftlichen Fragen, die in eingehendster Weis« behan delt werden, und verdient deshalb in weitesten Kreisen gekannt zu werden. Wir freuen uns, sagen zu können, daß di« speci- fischen Interessen Sachsen- und Dresdens insbesondere darin in ebenso warmer als sachkundiger Weise Vertretung gefunden ha ben und verweisen beispielsweise auf di« Vertheidigung des Fort bestandes des Zollvereins, die Hervorhebung der besonderen Ver hältnisse einer Zolleinigung m>t Oesterreick, der Rücksichten beim Ansckluß eines Handelsvertrag- mit Frankreich, de« Interesse« unser- rübei zuckerindustrielosen Sachsens, Zulassung de- Lolo- nialzuckers, sowie ren Fortfall der Uebergangsabgaben von Ge- tränken, in denen ganz Deutschland uns für unsere Lonsum- tion an bayrischem B>er besteuert, da- Ankämpfen gegen den Fortbestand rer Elbzölle, den Hinweis auf die Unzulänglichkeit der Landungsplätze rc. rc. Di« Verhandlung in der Kammer findet heute statt. — Wir hotten vor einigen Tagen Gelegenheit, die neu errichtete Speiseanstalt in Antonstadt in Augenschein zu neh men, und haben uns sowohl über deren Einrichtung und di« Schmackhaftigkeit der Speisen, als über die Theilnahme gefreut, welche dieser wohlthätigen Anstalt von Seiten der Unbemittel ten gezollt wird. Sie hat vor ähnlichen Anstalten viel Lo- benswertheS voraus. Hierunter rechnen wir vorzugsweise die Einrichtung, daß nicht bloS, wie in der Altstädter, die Spei sung von Mittags 11 bis 1 Uhr, sondern von I I Uhr bis Abends und mindesten- so lange währt, als noch etwa- zu essen da ist, wa- für Diele, welche durch ArbeitS- und andere Verhältnisse jene erstgenannte Frist entweder gar nicht oder nicht so pünktlich cinhalten können, sich als große Wohlthat herau«- stellt. Eine zweite Lichtseite dieser Anstalt besteht darin, daß ganz arme Leute, denen selbst 12 Pfennig« für den MiitagS- tisch schwer aufzubringen find oder die überhaupt an Fleisch- genuß nicht gewöhnt find, eine Kelle mit bloßem Gemüse um den Preis von 7 Pfennigen erhalten können. Wir sahen da mehrere Geschwisterpärchen gemüthlich neben einander fitzen und «ine solche Siebenpfennigportion mit strahlenden Augen verzeh ren, denn fie hatten vollauf daran. Ferner hat sich die Ein richtung, daß die Administration für 3 Pfennige ein Krügel einfaches, aber gute- Bier (ein sogenanntes „Kind") auf Be gehren verabreicht, als höchst zweckmäßig und wohlthätig be währt Dabei herrscht alle7thalben die größt« Reinlichkeit, und die dort Verkehrenden werden mit derselben Freundlichkeit und Zuvorkommenheit bedient, wie der Gast eine« Hotels. Außer ordentlich zu wünschen ist, daß sich wohlthätige Menschenfreund« durch Entnahme von Speisemarken für die frisch aufblühende Anstalt interesfiren, dadurch aber das fernere Bestehen derselben fördern helfen möchten. — Heimkebrend von einem Spaziergang aus dem großen Garten, traf am «ergangenen Sonntag inmitten seiner Familie den Lasfirer der Renten - Versicherung- - Anstalt, Herrn H., am Dohnaischen Schlage da- unerwartete Berhängniß, daß er vom Schlag« gerührt plötzlich todt niederfiel. — Gestern früh um 8 Uhr rückten die Rekruten der Brigare Kronprinz in die Gegend nach Großenhain zum Früh jahr«.Eprcitium aus. Morgen früh folgen ihnen die Rekruten der Lob-Brigade zu demselben Zwecke. — Am vergangenen Dienstage feierte ein würdiger, ehr barer Bürger unserer S'adt. der Schleifermeister Herr Riedel, sein 50jährige« Bürgerjubiläum. Stadtrath und Stadtverord nete erfreuten den Jubilar mit Beglückwünschung. Wir wün- scheu dem braven Manne, daß sich da- Rad seine- Lebens noch recht lange drehen und er nicht so bald die Schee re erblicken möge, womit AtropoS den Lebensfadezi abschneidet. — Der sächsische Jngenieurverein, dessen 250 Mitglieder durch besondere Misfiom zur diesmaligen und zwar der 47 Ver sammlung nach D> ««den emberufen waren, tagte vorgestern in Meinvold's Etablissement Nach Eröffnung der Sitzung fetten de- stellvertretenden Präsidenten Herrn BetriebSoberinsprctorS Tau- berth kamen innere VereinSangelegenheiten zur Erledigung. Mit glänzender Majorität wurde dem, im In- und Au-lande, vor zugSweise durch sein« erfolgreich« literarische THLtigkeit rühmlichst bekannten Ingenieur und Eisenbahndirector Herrn Finanzrath Frei herr« V. Weber der Voifitz nn VerwaltungSrathe angetraaen, sowie nicht minder anerkannl tüchtige Ingenieure: die Herren Ober- sngenieur Kell, Telegraphendirector Galle, Oberingenieur BreScius, Betriebsingenieur Bake als VerwaltungSrath-mitglieder erwählt. Herr Oberingenieur Kell widmete dem abtretenden Verwaltung-- rathe Wprte der Anerkennung und de- Danke-, welche dir Ver sammlung durch Erheben von den Plätzen zu den ihrigen machte. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung kündigt« einen Vortrag de- Herrn CommisstonSrathS v. Jahn über die neuen Verbesse rungen in der Herstellung de- Leuchtgases an Die Versammlung folgte dem gewandten Sprecher in seinem höchst intereffanten, durch übersichtliche Skizzen erläuterten Bortrage mit großer Auf merksamkeit und erhielt deshalb, weil für jede einzelne Operation bei der GaSbereitung wesentliche Neuerungen zu berichten waren, ein vollständiges Bild von dem Gesammtprozesse, wie er au- den einzelnen Stadien der Entwickelung, Eondensation, Wäsche, Reini gung und AuStriltSregulirung des Gases zusammengesetzt wird. Der dritte Gegenstand der Tagesordnung, rin Vortrag de- Herrn Oberingenieur- Sorge über den Einfluß der Eisenbahnkrümmun« gen und speciell derjenigen der Zwickau-Schwarzenberger (obererz- georgischen) Staatsbahn auf den Betrieb, gab dem Vereine Ge legenheit, zu bemerken, daß die scharfen Curven die vom großen Publikum gefürchteten Nachtheilr keineswegs im Gefolge haben, sondern bei sachgemäßer Herstellnng des Oberbaues und ange messener Geschwindigkeit der Züge jeder andern Bahnanlage gegen über in gleich günstigem Lichte erscheinen. Als Ort für die 48. Versammlung des Vereins wurde schließlich Zittau, behufs Be sichtigung der Zittau-Reichenberger Eisenbahn, festgesetzt und sodann zum zweiten Haupttheile der Tagesordnung, zur Tafel, übergegan- gen. Die Reihe der Toaste eröffnet« der BetriebSvberinspector Tau- berth durch Ausspruch de« Gedankens, laß der Redner glücklich zu schätzen sei, welchem vergönnt Etwa- zu berühren. Da- in Aller Herzen Wiederklang fände. Er sei jetzt in einer solchen Lage, denn sein erstes Glas gelte dem Wohle Gr. Majestät des Königs. Die Versammlung erhob stch einmüthig, um seiner Majestät ein dreifache- Hoch zu bringen. Fernere Toaste verriethrn dir Befrie digung. mit welcher der sächsische Jngenieurverein auf seine, nunmehr fünfzehnjährige Thätigkeit zurückzublicken berech tigt ist, und bekundeten einen stetig schwerer wiegenden Ein fluß seiner Leistungen. Da« erfreuliche Princip, auch die Be strebungen jüngerer Kräfte zu beachten und dadurch zu fortge setzter Thätigkeit anzuspornen, bricht sich immer entschiedener Bahn und vermittelt eine innigere und erfolgreichere Vereinig ung der wohlwollenden erfahrenen Beherrscher der Technik mit den aufstrebenden Jüngern diese- Gebietes. In gewohnter und vorsorgendrr Weise war schließlich Seiten de- BerwaltungsrathS Veranstaltung zu einer gemeinschaftlichen Abendunterhaltung da hin getroffen worden, daß das in MeinholdS Etablissement ge genwärtig aufgestellte elektrische Mikroskop in seiner Lonstruction vorgeführt und durch eine Separatvorstrllung in seinen interes santen Leistungen beaugenscheinigt werden konnte. (Dr. I ) — Di« photographische Visitenkarte als Ehe- procurator. Nachdem wir in unsenn Blatte neulich ein« klein« Episode mitgetheilt. wir ein lunger Commis in Dresden durch Einsendung seines Photographirten Portrait« in einem auswärti gen Handlung-Hause sofort eine angenehme Stell« erhalten, wird uns au« zuverlässiger Quelle «in nettes Geschichtchen erzählt, da« sich ganz in aller Stille unlängst zu Dresden begeben. Da man von betreffender Seite in dem wettern Ausplaudern durchaus keine Verletzung irgend eine« Geheimnisse» findet, so wollen wir dir kleine Sffaire unfern Lesern miltheilen. Ein junger Oekonom, nickt allzuweit von Dresden lebend und seines Alter- 34 Jahr, wünschte sich zu vermählen, jedoch keine Dorfparthie. Völlige Un- bekanntschast mit Damen in der Stadt läßt ihn .den so oft mit Glück betretenen Weg der Oeffentlichkeit' wählen. Mit kurzer Zricknung seine« Eharacter« und seiner Vermögen-Verhältnisse läßt Er ein „HeirathSgesuch" in einem Dresdner Blatt ergehen. Gefällig« Adressen poste restante so und so. Da gehen denn vielfache Briefe von Reitern, alten Tanten, von Vormündern und heirathslustigrn Mädchen ein, worunter Zuschriften mit unendli-