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Dresdner Nachrichten : 07.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190511077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19051107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19051107
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-07
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.11.1905
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Politik, die Politik der Lanzen Welt in den di« unsere yove Pottttt. v,e Poltttk der Lanzen A letzlro zehn Jahren durchgemach« hat. wenn biZer ganz von modernen Ideen durchdrungene und durchlebte Mensch säst von eine« allgemein philosophischen Standpunkt auS die End durchdrungen ^Philosophische.. , ... stchung der Haager Konvention, der SchiedsaerichtSverträae und ander, den Weltfrieden anstrebenden Einrichtungen schtt- dert. B«,anders fesselnd wußte J-rau v. Suttner die amerika nische Idee «neS Kongresses „kor tbv vdolv vorick", einer Art iirteraouvernrmentalen Parlaments, vorzutragen. Die gewandte Erzählerin, ihre lange erfolgreiche Laufbahn als Romanschrift, stellerrn horte man der Rednerin vor allem bei der Schilderung der Greuel des modernen Krieges an, auch hier wußte sie den Schein der Sentimentalität erfolgreich zu vermeiden, indem sie diese Greuel rn die Schilderung einer Reihe von neuartigen Momenten in der modernen Entwicklung des Krieges zu kleiden wußte. Mehrmals, und das war ein BetveiS nicht nur für die seelische Höhe der Rednerin, sandern auch für das Verständ nis und den Aussassnnasarad des Publikums, wurde sie von Bei- fall unterbrochen an solchen Stellen, die über das Thema hinaus von der ethischen und kulturellen Entwicklung der Menschheit sprachen. Sie schloß ihre Ausführungen mit einer fast klassisch zu nennenden Definition des Begriffs der Kultur: „Die Kultur tst nichts anderes, als das Zurückwcichen der Macht vor dem Recht!" — Auf Einladung des Gcsamtvorstandcs des König!. Sächf. Militärvereins ,„S ächsische Grenadiere" batte sich am Sonntag nachmittags 5 Uhr im Kuppeljaale des Städtischen Aus- slellungspalastes eine zahlreiche Versammlung eingefunden, um das Löjährige Be st eben des Grenadier-Vereins festlich zu begehen. Der große Saal, an dessen Zugängen Gardisten in historischen Uniformen postiert waren, trug sinn reichen Schmuck. Auch die Büsten -des Deutschen Kaisers und des Kölligs von Sachsen hatten Aufstellung gesunden. Echt patriotische Gesinnung und kameradschaftlicher Geist wehten durch ^aal. In ° —" - - ' - - Generalleutnant v. Schweinitz, Wirklicher Geheimer Rat Öber- hosmeister v. Malortie, Generalleutnants z. D. Frhr. v, Hause», v. Kausmann und v. Schmalz, ferner Generalslabschef General major Barch, die Generalmaiore z. D. Kammerherr v. Eriegern, Frhr. v, Friesen-Miltitz und Kirchhofs, die OsfizierkvrpS beider Grenadier-Regimenter mit den Kommaildeuren Oberst ». Ehren- Ikal und v. eschlieben an der Spitze, Hofräte Dr. Fischer und Martini, Kreishauptmaun Schmiedel, Amlshauptniann Dr. Krug v. Nidda, Kommerzienrat Menz, in Vertretung des Stadtver- »rdnelen-Kollegiums die Mitglieder Professor Dr. Schefsler nnd Kliemchen. Die beide» Bezirkskommandos vertraten die Herren Oberst z. D. Oehme und Major z. D. v. Tschammer n»d Osten, das Präsidium des König!. Sachs. Militärvereinsbuudes die Herren Hauptmann d. L. a. D. Druckmüller) Schatzmeister Beier, Kommerzienrat Pfund und Inspektor Mehlhorn. Des weiteren lwlten Abordnungen entsendet der Dresdner Bezirk der König!. Sächsischen Militärvereine der Kriegerverein König Albert zu Berlin, österreichische Militär- und Veterancn-Vcreine, so aus Dux, Ladowitz, Tetschen und Reichenberg, sowie Brudervereine aus vielen Orten Sachsens. Die Kapelle des 2. Grenadier- Regiments leitete dos reichhaltige Festprogramm mit dem flotten, von ihrem Leiter, Herrn König!. Musikdirigenten Schröder kom ponierten Marsch: „Hurra, die Grenadiere" stimmungsvoll ein. Für den Festprolog war die Hofschauspielerin Iran Salbach ge wonnen worden: sie sprach mit edlem Ansdruck eine eindrucks volle Dichtung des Herrn Redakteurs Irraang. Hierauf ver einigte sich die Militärkapelle mit den Aktiven des Manner gesangvereins „Liedcrkreis-Harmonie" unter Leitung des Herrn Kantors Borrmanu zu dem ansprechenden Vortrage des Männerchors „Sanctus, Osana. Benediktns". Tic Begrüßungs- Ansprache hielt der langlährige Vereinsoorstcher Herr Schneider meister P. Schnitze. Redner warf einen kurzen Rückblick ans das letzte Vereinszobr, in dem der deutsche Kronprinz die Ehren- mitaliedschaft des Vereins angenommen bat. Die Mitglieder zahl beläuft sich auf 834. davon sind 30 Ehren- und 63 außer ordentliche Mitglieder. Nach seiner bisherigen Entwicklung kann der Verein mit stolzem Bewußtsein in das zweite Viertelsahr- kmndert seiner segensreichen Wirksamkeit eintretcn. Redner schloß mit einem Hoch aus den König und das gesamte Haus Wettin. Großen Jubel rief der von Herrn Flngeladjnlant Oberst leutnant v. Schönberg überbrachte kameradschaftliche Gruß des Königs Friedrich August mit den besten Wünschen für das Blühen und Gedeihen des Vereins hervor. Herr Divisions- Pfarrer Dr. Wolf schilderte in der von ihm gehalteneil Festrede ausführlich die Entwicklung des Vereins. Nach dem Verklingen eines dem Verein Vvn seinem außerordentlichen Mitglieds Herrn König! Musikdirektor a. D. Trenkler gewidmeten Jubiläums- marsches erfolgte sodann die Ehrung der de», Festverein noch anaebörenden neun Gründer durch den Vorsteher Kamerad Lchnltze, der ihnen je ein silbernes Ehrenzeichen nebst ein- aerahmtem kunstvollen Diplom übergab. Für die gefeierten Gründer dankte Kamerad Inspektor Vogel-Stollberg. Er über reichte ein Bronze - Schreibzeug mit den Photographien der Gründer in Medaillonsormat. Von weiteren Ehrengaben, die dem Vereine zu teil wurden, seien erwähnt: Im Aufträge des Kaisers übergab der Vizepräsident des Militärvereinsbiindes, Herr Haiiptmann d. L. a. D. Drnckniüllei) einen goldenen Fcchnemiagel nebst Fahnenschleife. Herr Oberst v. Curenthal namens der Offizierkorvs beider Grenadier-Regimenter Fahnen- dänder, Bezirkskvmmandeur Oberst z. D. Oehme einen goldene» Fahnennagel. Die sächsischen Grenadier-Vereine stifteten zwei prachtvolle silbern« mehrarmige Leuchter, die Frauen des Ver eins Ausrüstungs-Gegenstände für d,e Fahnen-Abteilung und ein Sparkassenbuch mit der Bestimmung, die Zins sen der Einlage nneradens-Witwe in spenden. Herr' Vezirksvorstcher Wolfram übermittelte als alljährlich zu Weihnachten einer bedürftigen Kameradens-Wibwe ' ' ' " ' - - " ""vis Schenkung der von ihm vertretenen Vereine 9 Fabnennägel und IG Mk. '» bar. Ter Berliner Brudcrverein und einige öster reichische Vereine widmeten Ehrengaben. Ein von Herrn Irrgang gedichtetes Festspiel, betitelt: „Das Grenadier-Jubiläum", ouf- aeführt durch die Theater- nno Redekunstschule Sensf-Georai, leitete über zu einem srohbeleblcn Kommerse, bei dem noch viele Minkspriiche gehalten wurden. Zanlreiche Begriißunas- und Glückwunsch-Telegramme liefen während des Festes ein, dar unter auch vom deutschen Kronprinzen, dem Ehrenmitgliede des Vereins. Ihm wie dem Deiitschen Kaiser und dem König Friedrich August sandte die Festversammlung ihre Huldigung telegraphisch. — Der heutige Vercinsabend der Vortrags-Ver einigung für innere Mission, Vu8 Uhr, im Vereins bause bietet in einem besonders anziehenden musikalischen Rahmen, durch Solovorträge von Fräulein Marie Mberti, Kon zert- und Orcitoriensängerin. und Qnartettgeiänge des Damen- chorS der Dresdner Lehrerschaft (Leitung: Herr Alex. Langes zwei kürzere Vorträge: der erste gibt „Eindrücke vom Leipziger Kongreß für innere Mission" der zweite erläutert die Gründe und Ziele einer erst in jüngster Zeit in den Vordergrund ge rückten Aufgabe der Liebestätigkeit, die Fürsorge für die Lckm>achsin»lqen. zumal in der Jugend. Hat die innere Mission bisher besonders den geistlich Schwachen ihre vielgestaltige Arbeit gewidmet, so sind doch die geistig Schwachen um so mehr der Hilfe bedürftig, als sie meist zugleich in materieller und sittlicher Richtung mehr bedroht sind als andere Mensche». — Mittwoch, den 8. November, sinket der zweite öffentliche Vortrag des G e m c i n n ii tz i g? n Vereins im Stadt- verordneten-Sanle statt. Der Professor an der hiesige» Kvnigl. Technischen Hochschule Dr. B r,i ck wird über Kunst und Kultur von Venedig einen durch Lichtbilder erläuterte» Vortrag halten. — Die B 0 l k s l e s e a b e n d e des Vereins „Volks wohl" werden heute, Dienstag, wieder eröffnet und dann regel mäßig aller 14 Tage an den Dienstag-Abenden von 1ch9 Uhr an in der ,.T 0 nhall e" sGlaeisstraßei abgchalten. Für diesen Winter steht den Zuhörern etwas ganz besonders Schönes bevor: sie werden hören, wie Otto Ernst „Asmus Sempers Iugendland" schildert. Damit, wird Gelegenheit geboten, einen Gang zu tun in dos dustiae, schimmernde Land der Kindcssecle, wohl in die Seele des Dichters selbst. — Zum Lohnkampf i» den sächsisch-thüriiigischcii Webereien wird uns aus Greiz vom 5. ds. geschrieben: Der nächste Mitt woch wird in der Lolmbewegnng der Textilarbeiter die Ent- scheidung darüber bringen, ob wochenlang erbittert gekämpft werden toll oder ob man doch das friedlich Erreichte lieber sicpmeil will. Man hat hier wenig Hoffnung mehr out deu Erfolg der neuen Tarifzugcständnisse. Wenn auch die Betriebe Anfang der Woche leidlich klappern werden und einige Arbeits- willige sich zu den jetzigen noch hinzusinden, aus die Dauer ist das doch ein unhaltbarer Zustand. Jetzt haben die Vorarbeiter noch in den einzelnen Fabriken ein« Anzahl Webstühle in Betrieb gehalten. Um auch das unmöglich zu machen, waren die Vorarbeiter von den Leitern der Organisation ausgesordert worden, die Arbeit freiwillig ni«derzulegen. In der Versamm lung, welche sich damit befaßte, einen diesbezüglichen Antrag zu beraten, war die Stimm,mg säst aller Vorarbeiter gegen die Arbeitsniederlegung. Daß trotzdem die Abstimmung die An nahme des Antrags für Arbeitsniederlegung am morgenden Montag ergab, hatte seinen Grund darin, daß sich die meisten anwesenden Vorarbeiter der Abstimmung enthielten. Deshalb ist der Antrag so gut wie bedeutungslos, weil er praktisch doch nicht zur Durchführung kommen wird. Nicht ohne Einfluß aus die ganze Bewegung ist die Haltung der hiesige» Ortsgruppe des Christlich-Nationalen Textilarbeiter-Verbandes. Während der hier vor einiger Zeit nengearündete und mehrere hundert Mitglieder zählende Christliche Arbeiterverein die Wiederaus- nähme der Arbeit und die Anerkennung des neuen Tarifs emp fiehlt und dabei rät. später erneute Forderungen zu stelle» und im Frieden zu nehmen, was durch den Kamps doch nicht besser wird, stellt sich die christliche Gewerkschaft ans die Seite der Streikenden, fordert die Anerkennung der Organisation und warnt vor der Wicderausnahme der Arbeit, bevor nicht allgemein wieder gearbeitet wird. Um zu verhindern, daß die Arbeiter in die Betriebe zurückkehren, sind nicht weniger als fünf große Arbciterversammlungen für Montag vormittag an- beraumt. Die gewaltige Bewegung» die natürlich alle Bevöl- kerunqsschichten in Erregung und lebhafter Spannung hält, hat neuerdings insofern eine für die Arbeiter günstige Wendung genommen, als man hier und da von Symvathiekundgebilnaen für die Arbeiter hört, die bereits in Geldspenden zum Aus druck gekommen sind. Auch einzelne Fabrikanten lügen sich schweren Herzens den Verbandsbestimmunqen und suchen ihre Arbeiter dadurch vor Schaden zu schützen, daß sie ihnen Unter stützung während der Dauer der Aussperrung znsichern. — Die ausgesperrlen 2000 Weber in Meerane beschlossen, die Arbeit nur auszunehmen, wenn die für den !l. November erneut angcdrobte Aussperrung endgültig aufgehoben wird. — Tie s ä ch s i s ch - t k ü r i n g i s ch e F ä r b e r e i °K v n v e n t i v n wird am nächste» Sonnabend sämtliche Färbereibctriebe inner- halb des sächsisch-thüringischen Weberciverbaudes schließen, fall: sich bis dahin in den Verbandswebereien nicht genügend Arbeit» willige aemeldet haben. — An ni E i s e 11 b n h n st r e i k in Bob m e n. Ter böhmische Güteivelkebl über Annabeig—Weivert ist nicht unterbrochen, wie entgeae» umlaufenden Gerüchten iestgestcllt worden ist. Die Bah» Verwaltung in A»»aberg läßt vielmehr nach wie um Güter ans der Bahnstrecke Annabeig—Weivert nach Böhmen abgeben, wie auch von dorther auf derselben Bahnstrecke Guterwagen mit Kohlen n>w. immer noch ans dem Bahnbos Annaberg eintresten Die einzige Folge des böhmische» Balniarbeiterstreits ist. daß sich die Ankunfts zeiten der Züge »m einige Stunden verschoben haben. Auch ans Weivert wud berichtet, daß dort der Verkcbr ebenfalls nicht cin- aestellt ist Dadurch aber, daß dieBahnarbeiter derBnschtiebrader Eisenbahn in passiver Resistenz verbauen nnd zeitweilig die Arbeit unteibrechen, um durch diese Taktik die Ersiillimg ihrer Fordcinngen zu erzwingen, erleidet die Beförderung der Waren mitunter be trächtliche Verzögerungen. — Der srnchere Braumeister der ehemaligen Schneiderschen Brauerei in Dresden-Neustadt, Herr Heinrich D 0 tza » er, beging am Sonnabend in seinem jetzigen Aufenthaltsorte Buhla» den goldene» Hochzeitstag. Trotz seiner 80 Iabre ist dem Jubilar mit seiner säst gleichaltrigen Gattin in seltenem Maße körperliche und geistige Fri'che erhalten aeblleben. — Ter heutigen Rümmer d. Bk liegt für die Gesamtanslagc ein illustrierter Prospekt über die M n sterv 0 r läge n für weib liche Handarbeiten bei, welche der bekannte Sonntags- Zeitungs-Bcrlag von W- Vobach u. C 0., Berlin und Leipzig, IjcranSgibt. Ans Ven amtliche» Bekanntmachungen. Einkommen- und ergänziinossteuer- vslichtige Personen, denen eins Aufforderung zur Deklaration ihres Einkommens oder ihres ergänznngsstcuer- pflichtigen Vermögens' für das Stenerjahr 1.006 nicht zugcsiellt werden wird, stellt es frei, eine Deklaration ihres Einrommens bez. ihres ergänzunqsstcuertzslichtiacn Vermögens cinzureichcn. Dergleichen Deklarationen sind bis 30. d. M. bei dem Stavt- steueramte ^ ei nzu reichen, woselbst auch Deklarationssormulare unentgeltlich auf Verlangen ausgegeben werden. Am Gum nass um zum keiliaen Kreuz ist vom 16. Avril ab die Stelle eines wiffenschastüch gebildeten Lehrers zu besetzen, mit der in erster Linie der Unterricht in Botanik, Zoologie, Ebenste und Mineralogie, daneben aber auch im Rechnen in Unterklassen oder Mathematik in Mittelklassen ver bunden ist. Erwünscht ist auch die Lehrbercchtigung für Erd kunde. An der städtischen Realschule Scevorsiadt ist die Stelle eines wissenschaftlich gebildeten Lehrers zu besetzen. Ber- langt, wird die Lehrbefähigung in den neueren Sprachen oder in Deutsch nnd Geschichte oder in Rcliaion und Französisch. stehe darin, daß alle von dem Vownßtsein durö daß die Reformen unbeugsam dnrchgefüs Zur Lage in Rußland. lieber die Unruhen in Baku am Sonntag, den 8. ds., wird noch gemeldet: Als konservative russische und muselmanische Arbeiter mit nationalen Fahnen und Bildern des Kaisers eine Kundgebung veranstalteten, wurde auf sie aus den Häusern der Armenier geschossen und mit Bomben geworfen. Die erregten Arbeiter steckten hierauf das Haus eines Armeniers in Brand. Das Feuer pflanzte sich aus 20 andere Häuser fort, in denen 50 Bomben explodierten und ebenso eine Menge Kisten mit Patronen. Auch entdeckte man Mauscrgewehre und Dumdum- Geschosse. Die Manifestanten plünderten vier Kaufläden. Wäh rend der Vorgänge wurden etwa 20 Personen getötet oder ver letzt und mehrere Plünderer verhaftet. Zum Schutze der öffent lichen Gebäude, sowie der Konsulate und Banken sind Maß regeln ergriffen worden. Als in Tiflis eine Anzahl Reaktionäre mit Bildern des Kaisers durch die Stadt zog, wurden auf sie Ncvolvcrschnsse abgegeben und Bomben geworfen. Trnvpen, die den stug be gleiteten, beantworteten das Schießen, töteten 10 Personen und verwundeten etwa 30. Während dieser Vorgänge wurden zwei Eingeborene, die einen Korb mit Bomben trugen, durch die platzenden Bomben getötet und eine vorübergehende Person ver letzt. In der Stadt herrscht große Panik. In Warschau wurden einige Agitatoren, die eine Juden Hetze Hervorrufen wollten, getötet. Es verlautet, daß gegen daS Tclcgraphcnamt in Radom eine Bombe geworfen wurde. In Kronstadt plünderte eine Menge Matrosen, Soldaten und Arbeiter abends mehrere berüchtigte Häuser. Militär, das entsandt wurde, um die Ruhestörungen zu unterdrücken, gab mehrere Schüsse ab und sperrte eine Anzahl Straßen. In Wladikawkas kam cs gelegentlich reaktionärer und revolutionärer Kundgebungen zu einem Zusammenstoß zwischen den Parteien. Es wurden auf beiden Seiten Schüsse abgegeben, wodurch vier Personen getötet und 17 verletzt wurden. Wie aus Wsatkcr gemeldet wird, griffen die Teilnehmer einer reaktionären Kundgebung Mitglieder der gebildeten Ge- sellschaft au, von denen mehrere getötet und verwundet wurden. — Aus Riga wird berichtet, daß dort eine Anzahl Altgläubiger, die eine Kundgebung veranstaltete, mit einem Trupp Israeliten zusammenstieß, wobei 10 Personen getötet und 18 verletzt wurden. Mehrere Studenten in M 0 ska », die von einer Menge Reaktionäre verfolgt wurden, flüchteten sich in eine Schule für Ingenieure und schossen vvn hier ans aus ihre Angreifer, die die Fenster der Schule mit Steinen cinwarscn. Es wurden Kosaken hcrbeigernfen, die das Gebäude umzingelten. In den von Juden bewohnten Stadtteilen in Warschau wurden 7 Detektives von Juden ermordet. In Wesn essen sk begannen gegen die Juden gerichtete Unruhe». Mehrere Häuser nnd Läden derselben wurden ge plündert, auch wurden Juden getötet und verwundet. Ein N eg i e r u n g s c 0 m m u n i q u 6 sieht den allge meinen Grund der Unruhen in der Erbitterung der Bevölke rung gegen einander und zwar wegen des Manifestes vom 30. Oktober. DaS einzige Gegenmittel gegen die Unruhen öe- werden. ß die Reformen unbeugsam durchgeführt werden. Die Regie- wünscht, sich bei der Durchführung der Reformen aus die riedllch gestimmte besonnene Majorität der Bevölkerung zu tützen, und rechnet besonders aus die Unterstützui'.g der Presse. In Moskau sind alle Restaurants und ^peisewirtschos» ten infolge des Ausstandes des Dienstpersonals geschlossen. In Warschau wurde eine große p 0 l n i s ch-n a t i v - nale Kundgebung veranstaltet. An dem Zuge, der vvn der Kathedrale ausging und der von katholischen und evange lischen Geistlichen geführt wurde, nahmen mehr als hundert tausend Personen aller Stände nnd Vereine teil. Die Ordnung wurde musterhaft durch die Jugend cinfrechterhalten: Polizei war nicht zugegen. Die Eisenbahndirek'lion Vromberg teilt mit, Güter für Prostken zur Beförderung nach Rußland, aber nur nach den Stationen l'ür die Siidzvestbcihnen, ausgenommen Odessa und Kiew, können wieder angenommen weide». Auch die Eisenbahndirekliou Danzig meldet, daß mit gestern der G n t e r v e r k e h r m i t N 11 ßland über Wirballen wieser eröffnet worden ist, ausgenommen mit den Strecken Nowowileisk, Minsk, Moskau und den anschließende» Hlnterbnhnen. Nach den aeüssiictcii Richtungen sind Güter wieder auzunehmen und angeyaltene weiter zu senden, falls die Absender nicht anders verfügt haben. Durch das am Sonnabend Unterzeichnete kaiserliche Manifest über Finnland wird das Februar-Manifest außer Zirast gesetzt, das Wehrpflichtgesctz von 1901 aufgehoben und ebenso die Verordnungen, betr. die Abänderung der Statuten des Senats, um den Bereich des Gouverneurs zu er weitern, ferner betreffend die Instruktivueu für den Geueral- gvuoerneur und dessen Geüilsen. Weiter werden die Bestiin- muiigen über den Zivil-Etat, sowie die Bestimmungen über die Verabschiedung der Zivilbeamten aus dem Dienste und die jenigen betrenend die gerichtliche Verfolgung von Beamten in dienstlichen Angelegenheiten aufgehoben. Zu gleicher Zeit wer den die Verordnungen über dl^ staatliche Regelung der Dienst- funktioneii der Gendarmen und über öffentliche Versammlungen außer Kraft gesetzt. Ter Senat wird ersucht, die übrigen in der großen Petition angeführten Verordnungen zu revidieren, und beauftragt,,einen Vvrschlag über die neue Laubtags- nrduung auf der Basis des allgemeinen, gleichen Wahlrechts auszuarbcite», desgleichen einen Vorschlag zur Verfassuiiasbcstimmuug, welche die Volksvertretung ermächtigt, die Gesetzmäßigkeit der Schritte der administrativen Beamten zu kniitrvllieren. Der Senat erhielt ferner den Auftrag, sofort die Aufhebung der Präveutlvzeiisur zu veröffentlichen nnd Gesetz, entwürfe, betressend die P c e ßfreihei t. V ersa m m l u n g S- nnd V ,e re i » > g n n g s s r c i h c i t, aiisznarbciten. Tie Gesetz- entwürfe sollen bis -um Znsawznentritt des Landtags t'crsig- gestellt sein. Dieser ist cinberuien zur Beratung der Finanz- regulieruiig für 1906/07, der Steuerfrage, der Frage über die Anfnahine einer Anleihe, speziell für den Bau von Eisenbahnen, sowie zur Beratung eines neuen Gesetzes über die Volks- Vertretung. — Wie die Blätter melden, befindet sich der G e n e r a l g 0 n v er >1 e n r von Finnland an Bord des Panzer- schisfs „Slawat" in Helsingfors. TiMs^eschichle. König Alsonso von Spanien befindet sich seit gestern vorinittag aus deutschem Boden. Tie erste Stadt, ans deren Bahnhof der junge Monarch offiziell be grüßt wurde, war M agdebnrg, von wo aus gemeldet wird: Der Sonder;,ig mir dein König von Spanien traf gestern um 12 Uhr 48 Min. hier ein. Ans dem Bahnhöfe war eine Ehren- kompagme des 3. Magdeburgischen Infanterie-Regiments mit der Fahne und Musik ausgestellt. Ferner waren der kom mandierende General des 4. Armeekorps, General der Infanterie v. Beiineckcnüorfs nnd v. Hindenburg, der Oberst des 66. Regi ments Tigeon v. Monteto», der Generalmajor v. Raven und Generalmajor Hasse, sowie das gesamte -Ossizierkorps des Insanterie-Regimeiits Nr. 66 zur Begrüßung erschienen. Ter König verließ den Zug nnd schritt die Front der Ehrenkompognie ab. worauf ein Vorbeimarsch derselben erfolgte. Nach einem Aufenthalte von 10 Minuten setzte der König die Reise nach Berlin fort. Der Oberst des 66. JnsaItcrie-Regimcnts schloß sich dem Ehrendienste dcS Königs an. In Berlin hatten anläßlich der Ankunft des König? von Svanien die staatlichen, städtischen und viele Privatgebäude Flaggentch m u ck angelegt. Die Stadt hat den Pariser Platz, wo der Oberbürgermeister den König begrüßt, festlich geschmückt. Die Dekoration setzt sich an den Straßenübergängen Unter den Linde» fort. Schulen, Kinegervereine, Gewerke, Innungen und Mannschaften der Garnison bilden Spalier. Um 2HH Uhr fanden sich aut dem Potsdamer Bahnhofe der Kron prinz, die Prinzen des KöniaUchen Hauses und die in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen anderer Häuser u, a, ein. National-pol,tische Propaganda i» der Reichshauptstadt. Mit der Gründung einer Berliner Ortsgruppe mit 12Bezirks- griippen für Berlin und die Vororte leitete der polnische Ost markei,verein Lira; („Wacht"), dessen Parole lautet: „Kaust nicht von Deutschen! Ein Verräter, der seinen Besitz an einen Deut schen verlaust" die großpolnische Propaganda in der Reickishauptz stadt ein. Tie Versammlung, welche die Griindimg am Sonntag beschloß, stand unter der Leitung des früheren Führers der Polen fraktion von Kosciclski. Redakteur Krvsiak bezcichnete eS als Aufgabe der neuen Organisation in Berlin, die hier schlum mernden Kräfte des Polciitnms zur Abwehr germanisatorischcr Be strebungen lind Uiitcrdriicknngsniaßnahincn wachzurusen. Alle Polen müßten sich nm das Banner des „Straz" scharen zur Wah rung ihrer heiligsten Güter. (Stürm. Beifall.) Der Heraus geber des Berliner Polcnblaites, Karl Rose, keniizeichncte den „Straz" als ein Gegenstück zum -Ostmarkeiiverciii. Derselbe wolle alle h a ka t i st i s ch e 11 Bestreb» »gen durch kreuzen. Sic würden aber nicht mit den Mitteln der Verlemn düng und Verdächtigung arbeiten, wie die Gegner, auch nicht gleich diesen Haß predigen. Sie wollten den Deutschen nicht» nehmen, aber auch nicht dulden, daß diese dem Polcntum etwa» nehmen. iEndloscr Beifall.) Sehe man, wie die deutsche Re gierung, meist ohne Gegenliebe zu finden, sich alle» fremden Machthabern an den Hals werfe. während sie die verbrieften Rechte ihrer polnischen Untertanen mit Füßen trete, so könnte iiia» den bekannten Ausspruch Bismarcks dahin abändern: „Die Deutschen fürchten zwar Gott nicht, sonst aber jeden in der Welt!" (Großer Beifall.) Schließlich verbreitete sich noch Herr v. Kos cielski näher über die Tendenzen des neuen polnischen Abwehr Vereins. Die Berliner Polen seien berufen, einen Vorposten der nencn nationalen Vereinigung zu bilden. Mit dem polnischen Dichter schloß er: „Die Lebenden mögen die Hoffnung nicht aus geben : Polen war und wird sein!" (Anhaltender Beifall.) Daran! wurde die Gründung vollzogen. Ein derartig »nveihnlltcS Hcrvortreten der nationalen Sonderbestrebiingen der Polen, ein derartig fanatischer AuSbrnch ihres Deutschenhasses muß endlich auch denjenigen deutschen Kreisen die Augen öffnen, die bisher der polnischen Gefahr gegenüber noch mehr oder weniger lau und skeptisch gcgenüberstande». Die Re gierung aber darf nicht zögern, gegen das Weitergreisen der pol nischen Propaganda niit den stärksten Mitteln vorzugehen. Das erheischt daS dringende Interesse unserer nationalen Selbst- xrhaltung. Deutsches Reich. Der Kaiser und Prinz August Wilhelm begaben sich Sannlag gegen abend im offenen Automobil vom Neuen Palais in Potsdam nach Berlin, die Kaiserin mit der Bahn. Ter Kaiser verlieh dem Generalleutnant von Trotha, den, Major Nt c i st c r und Hauptmann Franke den Orden pour >0 inc-i-ito und überreichte ihn dem letzteren persönlich bei der Frühstückstafel im Neuen Palais. Zur gestrigen FrühstUckstasel beim Kaiserpaar war auch der neu- ernannte Generalkonsul i» Kapstadt Freiherr v. Humboldt- Dach r ö d e r geladen. Prinz und Prinzessin Heinrich sind mit dem Prinzcn Sigismund von Kiel nach Darmstadt abgereist. In der ba »ris ch e n K a in »1 e r der Abgeordneten fragte bei der Beratung der Reckniniigsiiachwcisuiigen zum Etat des Königs. Hauses und HoscS Abg. Wörle nach dem Befinden des König». Minister Freiherr v. Podewiis antwortete, daß in dem Befinden des Königs leine Aendernng cingetreten sei. seitdem er dem Landlage das letzte Mal darüber Mitteilungen « gemacht habe.
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