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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051005024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905100502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905100502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-05
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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Dies«» Blatt wird den Leiern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit« als Abend-Ausgabe zugcstellt, während er die Post-Abonnenten nm Morgen in einer GesamtanSgnbe erhalten. -errigrgedUhn «tertgiltbrlt» Nt» »-»»«> bet »aali» znieiiualiarr Kuiraauna dura, uulerr Bote» ««««»» und «,»««>». an Eonn- und Maulaar» »ur «inmal, > dnra,au»»v«riia»-»m- mtlüonür, , «' b«.. , M» »0 «» B«l «tnnia»-« NullkNima durck tue LollNMk. «obiikSlklikllakld,. im«»» land «i« «niwrkckkud«,» üu>a>la,k. N ackbruck allkk «rilkrl u Onamal Mluktlunakn nur ml« deutlicher Quellenan-adet.Dredd Nachr ") tulätl«. S!achträ,t>che Honorar- an ivriich» blkibkn unbenicküchtiit; unvkilaiialr Maimllrivl« wrrdtn nicht auldkwabrt. Delearamm-Adrett«: »«chrtchte» »resde«. 1888 Norlag von Kiepseh L Reictiardl. Fsnreigen.caslf. Niinabuie von Lulund>aun,t,l bis »achmitlnar > Ulir. LoNn und llricrlaa» »u» Ltarirmnatie as vou ri tlio Vil Ulu Die iwaltiaeGumo ze«te <ca. s «Lilben« 2a Ps, . Au kundiauii-en aul der BriviUteile Zeile '.sPta « die 2 ti'atiiar Zette aus Teer Uae aa L>,. ulv ttui-elandt Zeile oo L'a an Numuicra nach Sun», „udtseiertagen ltvatuae Ärundikür »« Li-.. au, Privat,kilk «o Li-.. L'valliak Zeile an, Tertiklle und als ltuiikland,«,Ll- Ä»swsa»-cäul- lrua, nur neuen Lorau-ve»«!,!»,,-. Belcablätter werütii Mit ro L>-' derechnel. NernivrechaniLIur: «mt I Rr. II und «r. LOS». «Inxil-klvppvn ^ »Ii>8«>-Vn/Ü8e «tnxck-Mnlel ^»8t>-L«8iii8lu«88ArtiIu;l sovis ails Lounimtoi»I»L«I vmpkielilt «ffa». W^Iveletl nu8 Hiol. LS. Kt'üelrkttltiu iUur>t.riei ts»r ILitisl'' xrutid uurt trsnti^. ---- ^Ol»l,NNt 8 äUl'v l.u. k>1« »»nenitr.-vlPpalöi»», «ä»' r n»tr. Annckmu, «il»»la« t>rsl»e. ler 31 o§ L keld Plomben von 1 ilk nu. r»kn rieben in Lntüub. 1 ÜII> Nünstl rübnv mit Llutte rau 1—3 Ll!- .je uaeb L.nrsbt null blatstm»! r>r.L«v. 8»js,kl: Bellin im Ausstand. Neueste Drahtberichle. Hosuachrichten, Lehrerkage. Fei'erschntz. Gerichtsverhandlungen. slleue russische Anleihe, Ausichrettungen in Brünn. Wider die Wlinderkinder, Ter jüngere Dumas. Donncrstast,5. OttolierIVOS. Berlin im Ansstand. Aus der Reichshauptstadt wird der „dtöl». Bolksztg." ge- schrieben: Im hiesigen Gewerkschaftshaus, allwo das Zentral streikkomitee der streikenden und ausgesperrten Arbeiter und Arbeiterinnen der nun bis aus die Glühlampenwerke und vie Kraststationen geschlossenen Elektrizitätswerke sein Heim äusge- schlagen hat, geht es wie in einem Bienenhaus ein und aus. Boten, gehen und kommen. Will man grünere Gruppen von Ausgesperrten sehen, so mus? man schon hinouö zu den geschlosse nen groben Werken, die au der Obersprec und am Nonncndainm liegen, wo die gigantischen Schornsteine in die Luft ragen und ungeheure massive Gebäude eine Stadt von Fabriken bilde». Aber die Schornsteine rauchc» nicht, die Maschinen stehen still und die sonst so sieitzigen Hände ruhen. Dagegen wimmelt es auf den Strahen von ausgesperrten Arbeitern und Arbeiterin nen. Hier und da erblickt man Vertreter und Bertreterinnen der eigenen Arbeiterpolizei. Ein weiNcs Band am Arm mit dem Ausdruck „Arbtr.-Potizei" macht sic als -Hüter der Ordnung kenntlich: sie finden aber selten Anlaß zum Einschreiten. Nach dem der größte Teil der Maschinisten und Heizer der Berliner Elektrizitätswerke, der eigentlichen Licht- und Kraslprodukiionö- stellen, die bisher von Kamps verschont waren, den esolidaritäts- streik beschlossen hat. wird sich erst zeigen müssen, ob für die Streikenden voller Erjatz geschaffen werden kann. Vorläufig sollen Ingenieure und Werkmeister der Werke, sowie Mann schaften der Berliner Feuerwehr in die Bresche gewrungen sein: an den Säulen werden aber zugleich durch Plakate arbeits willige Maichinisten und Heizer »»Icr günstige» Lobnbcdiugunaen gesucht. Eventuell toll man sogar miiiläcijche Aushiltskräste erbitten wollen. Am Montag morgen sollen durch starkes Polizei aufgebot vor den 13 ziraftstationeu die Bertrauensleute der Arbeiter gehindert worden sein, die zur Arbeit Kommenden von dem nächtlichen Streikbeschluß der Maschinisten und Hetzer zu unterrichten, sodaß in den im Stadt-Imiern liegenden Stationen nur wenige Arbeiter gefehlt haben solle». Die Große Berliner Straßenbahn hat sich veranlaßt gesehen, ihren Betrieb etwas cinzuschränken. Die Wagen einzelner Linien fuhren in doppelt so langen Zeilabständen wie sonst. Um io fleißiger fuhren die Omnibusse. Beitweise sah man mehr Omnibuswagen als elek trische ^Straßenbahnwagen. Die Berliner Elektrizitätswerke gebe« bekannt, daß der Betrieb der Straßenbahn aufrecht er halten und die elektrische Straßenbeleuchtung keine Unter brechung erleiden werde. Demaegenüber behaupten die Arbeiter, daß für die streikenden Maschinisten und Heizer der zirail- stationcn io leicht kein geschulter Ersaß zu bekommen sein werde. Sie sprechen schon davon, daß Berlin obne Licht und Kraft ein riesiges Dorf sein werde, in dem alles drunter lind drüber gehe. Hostentlich kommt es nicht so »seit. Wäbrend sich die streiken den Bergarbeiter hier seinerzeit allgemeiner Sympathien erfreuten, kann man dies von den streikenden Elektrizitäts- arbeitern nicht sogen. Das Kleinbürgertum ist ungehalten über die „vielen «Streiks" der gut gelohnten Arbeiter, möchte Rübe baben und vor allem nicht von der Unannehmlichkeit be- droot sein, die Straßen finster und die Straßenbahn gesperrt zu finden. Junge Hairdelsangcstellte wieder schimpfen aus die Arbeiter, die ihren Lohnherren nie Arbeitsbedingungen diktieren wollten, wäbrend die kammännischen Angestellten sich mit dem begnügen m'ibten. wos die Prinzipale ihnen zahlten. Weitere Melkungen von geller» besagen: Statt abznebben, geht der Streik weiter. 10M Arbeiter und Arbeiterinnen in oen Glnblampenwerken der Allgemeinen Eleklrizitätsgcsellschaft in der Schlegel- und Hnttenstraße, sowie des Werkes von Siemens li. Halske in der Helmlioißstraße haben sich mit de» Ausgesperrten für solidarisch erklärt und die Arbeit nicht wieder aiisgrnommen. Ans diese Werke war die Aussperrung seitens der Arbeitgeber nicht aiisgcdelnit worden. Wie abends in «gvci übetllillten Versamm lungen der in Frage koininenden Arbeiter und Arbeiterinnen be hauptet wurde, solle» übligeus die Glülilaiiipenwerkc mit Aufträgen geradezu überhäuft sein, so daß ans diesem Grunde eine Aussper rung nicht erfolgt sei. Auch die Arbeiter und Arbeiterinnen der Nernst-Lainpenfabrik der Allgemeine» Elektrizltäisgeicllschaft sind znm größten Teile nicht zur Arbeit erschienen. Ebenso hat von den Lagerarbeitern, Packern und Montenre» beider Gesellschaften l 'i . «..».„.Li SS ein Teil die Arbeit »iedergelegt. Die nicht entlassenen zehn Prozent der Arbeiter i» den von den Firmen geichlonenen Betrie ben sind in der Mehrzahl der Werke nahezu vollständig an der Arbeit. Die Zahl der «streikenden und AusgesPerrte n beträgt ,eßt annähernd tOttM. Die arbeitswilligen Maschinisten und Heizer werden zumeist ans den .rkrallslationen zurückgehalten, sie erhalten voll ständige Verpflegung, und ebenso mit Betten ausgerüstete Schlaf räume sind ihnen zur Verfügung gestellt. Die Stationen werde» polizeilich Tag und Nacht überwacht. ES sind hier fliegende Wachen eingcrichtel. ans denen die Ablösung der Polizeibcaniteu in der üblichen Weise erfolgt. Große Gcldta in in l u n g e n zu gunsten der Ausgelperrten und Streikenden werden für den Fall vorbereitet, daß die Massenansiperilliig andanern oder, wie be fürchtet wird, etwa »och weitere Kreßc ziehen sollte. Die bet", ligten Gewerkschaften versuchen zwar zunächst, die .«loste» des Niesenkampfcs aus eigenen Mitteln zn bestreiten. Dies dürste aber bei längerer Dauer ohne erhebliche Schwächling der Organi sation kaum möglich sein. Es sollen deshalb zunächst die nnbctei ligten Branchen der Metallindustrie und dann die übrigen Ge werkschaften eingrcisen und den Lohnkampf eventuell auch durch Ertrastcuern materiell nntersiüße». Tic GewerkschastSkvminissivn lind das GewerkschastSlartell werden in üblicher Weise Listen saniinlniigen einleilc». Auch seitens der sozialdemokratische» Parteileitung wird, angesichts der in Jena dargelegten günstigen Finanzlage der Parteikasse, ein namhafter Beitrag für die AuS gesperrte» erwartet. Auch von bürgerlicher Seite plant man -rnminliingen zu gnnsten der Familien de» AnSgespcrrten und Streikenden. Eine Anzahl bekannter Sozialpolitik».'», darunter auch einige Fühlerinnen der Frauenbewegung, beabsichtigt eine Sbiilbathieknndgehling für die Ausgesperrten und die Vcröfscul- ltchung eines Aufrufs zu Sammlungen. Niemand kann voraussehcn, zu wessen gunsten sich die Wag schale senken wird. Die Zahl der Streikenden ist groß, aber die der Arbeitswilligen nicht minder. Aus der Proviirz sind sie hereingeströmt und unter freiem Geleit und Schutz des Staates nach den einzelnen Werken geführt worden. Zu osienen Zu sammenstößen ist es dabei nrcht gekommen. Die Streikende» sind sich der Gefahr wie der Zwecklosigkeit jedes Angriffes wohl bewußt. Da der neue Zuzug meist ohne Heim und Haus ist, wur- den kurzerhand eiserne Bettstellen und Bettstroh in die Höfe der Kra' die slstationen gefahren. Wagen heran. Auch Brot, Bier und FIci'ch brachten Fünfundzwanzig Versammlungen waren für gestern nachmittag nach den verschiedenen Stadtteilen Berlins, ferner nach Oberschöneweidc, Nixdorf und Ebariottenburg cin- berilsen, in denen über den Stand des Lohnkampfes Bericht erstattet wurde. Die Versammlungen, die meist in der vierten Nachmittagsstunde begannen, lvaren sehr ungleichmäßig besucht. Bei Bliggcnhagen waren nur etwa 150 Personen anwesend. In, «Saale Voigt in der Ritterstraße 75 tagten die streikenden Maschinisten und Heizer. Es sollen im Laufe dicier Woche mehrere große Volksversammlungen stattfinden. Ten Slersamm- lungen einen besonderen Beschluß zu empfehlen, hat das Zentral- streikkomitee in längerer Beratung für nicht ratsam erllärl. Die Referenten empfahlen daher für den Augenblick eine ab- wartendc Stellung. Das Streikkomitee wollte in einem Plakat daraus a»f- merksam machen, daß in den Betrieben der drei großen Finne» gestreikt wird, und daß cs „kein ehrenhafter Arbeiter übernehmen könne, die Stellen der Streikenden zu besetzen". Wie man hört, hat die Firma Nniick u. Hartmann den Anschlag dieses Flug blattes an den Säule» nbgelehnt. Die Streikleitung hat darauf hin beschlossen, ei» Flugblatt in 500000 Exemplaren zu verbreiten, in dem die Gründe für die Niederlegiinn der Arbeit seitens der Schranbendreber und Lagerarbeiter und die AnSsverrnng erläutert und die Bevölkerung zur werktätigen Hilfe für die Ansgesperrten cinsgesvrdcrt wird. Am Donnerstag lnwrgciO abend sollen in Berlin »nd Nmgcgend 30 Volksversammlungen statl- siiiden, für die sozialdemokratische Abgeordnete und Gewerkschafts führer als Redner gewonnen sind. Man beabsichtigt damit einen Mn s^enp rotest gegen die Verwendung von Fenerwchrlcnten und Schutzmännern an Stelle der streikenden Arbeiter. Eine Resolution, die in allen Versammlung»'» zur Annahme komm»» soll, wird vorbereitet. Gegen die Verweigerung der Ausgabe von Wochenkarten an streikende Arbeiter seitens der Eisendahnverwal tiing soll Beichwerde erhoben werden. Die Kontrollstellen sind wiederum vermehrt worden, weil ein weiteres Anwachsen des Aus standeS Vevorstcht Massenprozesie gegen die Werklcitungcn solle» scilens der Zcntrnl-Ttrcikkomiiiission anhängig gemacht werde», falls jene sich weigert, den Arbeitern den vcrelnbartcn Akkordlohn aussti.zahle». Was die weitere Ausdehnung des Streits anlang«, so ist zu berichten, daß auch die von der Aussperrung nicht ve irossenen Elsktto-Moiitcnre der Siemens-Werke »nd A. E. G. di» Arbeit »iedergelegt habe». Auch die sozialdcinokratisch organisierte» kaufmännischen Angestellten der an der Lohnbewegung beteiligten Firmen streiken. Bemcrkcnswert sind die Aeußerungen, die der Vorsitzende des Gewerbegerichls, Magistintrat v. Schulz, über die gegenwärtige Situation zn einem Mitarbeiter eines Berliner Blattes getan hat Er führte aus: „Vor allem will ich Ihnen sagen, dich die von mir geleiteten Unterhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmet.» durchaus nicht abgebrochen. londem nur vertagt worden sind. Ich konnte mich allerdings dem Eindrücke nicht entziehen, daß diesmal die Arbeitgeber tatsächlich vis an die ä u s; e r st e (st r cnze de s Entgegcnko m mens gehen, und ich habe bei den Unterhandlungen den Arbeitnehmern geratet«, sich doch mit dein Erreichten zuscieden zu geben, namentlich, wenn ihnen die von mir vorgeschlagcnc Einsetzung einer Kommission sin Lohnforderungen von der Gegenseite zugestande» würde. Ich lratle die Arbeiter in diesem Kampfe für die Tch >väck> cren Einerseits stehen ihnen wohl kaum solche Geldmittel zur Ver fügnna, wie den von, Streik betroffenen Gwßfirnien. andererseits aber ist Vorsorge getroste», daß Berlin, was den Verkehr und die Beleuchtung anbclangl, unter keinen Umständen leiden soll, auch dann nicht, wenn der Streik sortdaucrt." Mit den etwaigen Folgen der Arbeiter-Aussperrung in den Elektrizitätswerken mußte auch die Königliche Eisenbahn- Lircktion Berlin rechnen. Nicht allein zu Beleuchtungs sondern auch zu BetriebSzwecken bezieht die Staatsbahnvcr waltung erhebliche Strommengen aus den Elektrizitätswerk«« da dir staatlichen Anstalten dieser Art den Bedarf noch nickt Lecken können. Von dem Charlottenburger Elektrizitätswerk allein werden fünf große Babnhöse mit Lichtstrom versorgt ebenso liefern die Berliner Elektrizitätswerke mit ihren Zen traleu und Unterstaltonen die nötige Energie für die Brleuck- tung der Bähnhmsanlagcn Berlins und der Umgegend. Siek irisch betrieben iverden z. Z. zwei Vorortlinien. Berlin—Groß Liastersclde-Ost und die kleine Strecke Spindlersfeld—Nieder Schöneweide. Aus der letzteren, die nur Versuchszwecken dient, ist, um allen Weiterungen aus dem Wege zu gehen, der Betrieb eingestellt worden. Man behilft sich dort, wie dies auch früher schon, bei Äußerdienststellung der von der „Union" ausgerüstelen Motorwagen, geschehen ist, mit Dampflokomotive» Die Züge fahren dann nicht fo häufig, sind dafür ober viel länger als die elektrischen Züge. Auf der Groß-Lichterfelder Strecke dürfte der elektrische Betrieb voll durchgeführt werde» können, selbst wenn das Elektrizitätswerk „Südwest", weiches hier den Arbeitsstrom zu liefern hat, von der Ausstandsbewegung mit ergriffen werden iolitc. Für diesen letzteren Fall ist näm sich Vorsorge getrosten worden, daß die Bedienung ver in Frage kommenden Maschinen durch von der Staalsbahnvertvaltuna ge stellte Aushilfskräfte bewirkt werden kann. Im äußersten Not salle, wenn auch diese Maßregel versagen sollte, würde auck hier die Dampflokomotive in die Bresche treten können, so daß eine Störung oder Unterbrechung des Personenzugbetriebes auf keinen Fall eintrclen kann. Einige angeheizte Lokomotiven stehe» immer in Rejervc, und siins vder sechs Maschinen reichen aus. um einen gereaclten Fahrdienst durchführen zu können. Der „Berliner Lokalanz." meldet znm Streik in dc» E l c k I r7z > t ä t s - I n b u st r i e, der Streikansschuß Hobe cs abgelehnt, die Vermittlung des Oberbürgermieiskers anznruten, und ferner hätten die Straßenbahner beschlossen, bei der Direktion eine Lohnerhöhung von 15 Prozent zu beantragen. Die neuesten Meldungen lauten: B erli n. Der Streikansschuß beriet über das Per mittlungsancrbieten des Oberbürgermeisters Kirschncr und kan» Knust «nd Wissenschaft. Mitteilungen aus dem Bureau der König lichen Hoftheatcr. Im Opern Hanse wird Sonn abend, den 7. Oktober, zur Feier von Felix Dräsckes 70. Ge- lStag die drc ierung aufqe r Perron, H» , . . Erwin, Dietrich der Reuße — Herr Ocser, Dietrich von Bern — Herr v. Vary, Hildebrand — Herr Plcstchke, Saben — Herr Kleß, Rann — Frau Kleinert, Hcriinde — Fräulein Keldorfer. Wider die Wunderkinder.^ Die Voranzeigen der Konzerte, die sich schon setzt ln bedenk lichster Weise mehre», stellen sin den nächsten Winter ein ivvmötz- lich noch zahlteicheres Auftreten nuisikalischcr Wunderkinder in Aussicht, als wir es im letzten Winter zu beklagen hatten. Wenn wir ja bloß an die Entwicklung der M»sik als Kunst denken, könnten wir diese Erscheinung für ebenso besangloS halten, wie die „Wunderkinder" selber. Seben wir dagegen unser Mnsikleben nls K!'st»r«"^cheinung, da» öffentliche Musizieren als ein wichtiges Ki ttel zur Kniturelz,eb»ng uiisercs Volkes an, w wird inan statt von einem Wunderkinder -Segen lieber von einer Wunder kinder- Seuche sprechen, die unser ohnehin immer oberflächlicher werdendes Konzertleben schwer schädigt. Mühsam »nd noch lange nicht genug haben wir im Konzerlsaale das äußerliche Virtuosen tum überwunden, das nur die Sensalionssncht nach technischen Alinslstücken und die äußerliche Schaulust befriedigte. Jetzt wer den die Wunderkinder-Konzerte in einem Maße gepflegt, daß der Koirzertsaal zum Varietö wird. Hierher gehören auch musikalische Wtmderkinder, ebenso gnt wie die Wlinderkinder als Turner, Tierbändiger oder Eqnilibtisten. Tenn auch die musikalischen Ännderkinver sind eine Seltsamkeit, aber keine K unst- offrnbaruna. Es gibt auch hier ncstmlich Ausnahmen. Der kleine Pepita d'Ariola «st eine solche. Tenn seine Leistungen ') »u« dem I. Heft de« »«>«»« <8) Jab-gang- der auSgrznibneten Stuttgart« Monattschrtst für Gemüt und Stet« .Der Dünner" H«uu«a«d« I. «. Srdr. v. «rottbuß. Bertag Bremer». benikien nicht auf technischem Drill, sondern ans einer ! chöp fe rischen Anlage, die sich bei diesem Kinde in wunderbar früher Weise äußert. Die wahren Knnstfrrnnde können den Erziehern des Knaben nicht dankbar genug sein für ihren beute so seltenen Idealismus, die Gaben des Knaben nicht kapitalistisch alisznnützen Aber ich glaube, die echte Künstlernatur des Kindes würde das selber schon unmöglich machen. Natürlich nicht durch ein hewnßtes Ei'tgegenwirkrn Pepitas, ebenso wenig wie sein Schassen bereit? bewußt ist. Nein, diese echte Knnstlerschast ist nicht dazu geeignet beim Kimstpöbel Scnsation zu mache». Und da liegt der sprin gende Punkt. Diese Konzert Wunderkinder sind technische «Spezialitäten. Ist es wirklich schwerer, mit den Fingern ei» schweres Musikstück auf dem Klavier oder der Geige heraus;» bekommen, als mit so »nd so viel Tellern zn jonglieren, die hals brecherischsten Tnrnerkiiiiststncke ansznführen oder vergleichen? Es ist nicht wahr, daß dort mehr geistige Fähigkeiten dazu gehören als hier. Ja, wenn es sich wirklich um echt k ü n st l e r i s ch c n Vortrag handelte, »m ein Reproduzieren, in dein sich die Persön lichkeit des kleinen Virtuosen in« Werke des schöpferischen Genius bekundete. Aber das ist ja nienials der Fall, und wenn der gleichen geredet wird, ist cS Unsinn oder «Lcibsttäuschung Nach alledem le^e ich in diesen Wunderkinder Konzerten nur eine kapitalistische Ausnützung einer lind li che» Fertigkeit. Sie hat gar nichts Gutes an sich, erweckt dafür eine ganze Reihe schwerer künstlerischer und menschlicher Bedenken. Däß das breite Publikum in künstlerischen Dinge» noch viel un reifer ist, als solch' ein Wunderkind, ist bekannt. Daß es die Hohlheit drS ihm hier Dargebotcnen erkennt, ist nicht zu verlan gen. Um so höher wird hier die Aufgabe der Kritik, die es nicht bei der AnstnndSmahnnng belassen dürste, man solle nun aber auch dem Kinde die nötige Ruhe zur Entwicklung lassen. Ten» solche Mahnungen müssen ungehört verhallen. Aus die Erzieher wirkt der Klang des Goldes: Agenten und Unternehmer wissen den doppelt veisnhietisch zu gestalten. Die weitere „künstlerische Erziehung" der Rinder aber übrrninimt der süße Pöbel. Sein Äenehntkn im Konzert, die GesellschaftSinachcwi n»v dergleichen würden einer viel stärkeren Widerstandskraft gefährlich werden, als solch ein Kind sie anfznbielcn vermag. Am kleinen Ve-sc» tonnte man im letzte» Winter schon diele Wirkiliigcn beobachten Sein Spiel wimmelte bereits von Mätzchen. In Paris ließ sich solch ein Knirps interviewen und stellte psychologische Vergleiche zwischen den Damen Berlins und der anderen Städte an. ES wäre znin Lachen, wenn's nicht so lainmeivoll traurig wäre Traurig vor allem um diele Kinder. Nicht nur, daß sie künstlerisch fast ansiiahmslos zu gründe gehen, es nur zu einen, mittelmäßigen Virtuose»!»», hringen — was ist solch'eine Konzert Hetzerei sü> eine körperliche Anstrciignna. für eine sittliche Gefahr düng! Wann» mache» unsere Kinderschntzgcsetze hier Halt? Ip nicht hier auch eine unerlaubte Ausnutzung der Körperkrart? Wird nicht hier durch diese geschäftliche Ausbeulung die geistige und sittliche Erziehung anfS gröbste vernachlässigt? — 'Deutsch in jedensalls an alledem nichts. Ter jüngere Dumas in neuem Lichte. Während wir bentzutage über da? intime Leben und die einzelnen Gewohnheiten gefeierter Bühnemchriftsielter bis aus- kleinste unterrichtet werden, ist über Eharakter und Lebens sübrung eines der erfolgreichsten Timeiter-Autoren, über Alexander Dumas t «1«-, mir wenig bisher in die Oefientlichkeit gedrungen. Man crzäirltc sich vrei von ,'einer Hartherzigkeit und icinerii Geiz, und die iarkastiichc, leicht au' brausende und häufig jchroiic ,'Irt «eines Wesens bestärkte diesen Glauben. Wenn er in einem Salon erschien mii senior großen, fast ungeschlachten Figur und dein icharscn durchdringende» Blick seiner kalten blauen Augen, die mit der 'orschenden Sorgfalt eines ArzleS durch und durch zu dringen jchicnen. dann iühlle man etwas Unheimliches in seiner Ericheiining. Und doch war dieser Mann edelmütig, gutherzig und weichmütig. aber Feind jeglichen Bekenneus und leglichcr Enthüllung seines Innersten Er zog sich i» sich zurück er umgab sich mit dieser gefühllose» Maske, weil er lieber Vcrleiimdungen anheim fallen, als die Geheimnisse seiner Seele os'enbaren wollte. Von seinem Bäte, hatte er das heiße und Icidenschaitlich wallende Blut geerbt, da- in diesem Abkömmling einer Negcrrasse kochte. Aber am Bei spiel dieses yer'chwenderiichc» und zügellosen Dichters hatte er den Segen der Selbstbeherrschung und der Ordnung erlernt. Daraus erklärte sich z. B. sein ihm so oft vorgewonener Geiz In einem glanzenden Milieu ausgetvachsen, von Luxus und Prunk umgeben, lernte er früh die Armut kennen. ,n die jeuz
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