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Dresdner Nachrichten : 29.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-29
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.05.1899
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Dresdner Nachrichten. /!r. 117. Seile S. W» Montag, AN. Mai L8NS Deutschenbora und Hirschsew, sowie das Kammergut Zella zu be sichtigen. — Aus unbekanntein Grunde erhina sich in Börnersdorf emc Itstuhrigr elternlose Dlcnslmagd. Am Abend zuvor war die selbe noch aus dem Schützenfeste in Liebstadt gewesen. — Amtsgericht. Ter Former Louis Hermann Hempel, IM bei Potschappel geboren, in Nicderpoyritz wvhnbast, welcher >un 28. April wegen Beamtenbcleidiguna, uno Verübung groben Unsnas zu einer Gefängnißstrasc von 6 Wochen und 4 Tagen.Hast nerurtyeilt wurde, hatte sich vor dem König!. Schöffengericht neuerdings wegen Beaintcnbcleidigung. Widerstands und thütlichen Angriffe gegen eine» Schutzmann zu verantworten. Unter Weg fall der eisten Strafverfügung wurde H. zu einer Gesammtslrase non 6 Monaten Gefängnis; verurthcilt. — Der Bruimenarbeitcr Johami August Beger in Lenteritz verwirkte wegen Verübung groben Unfugs. Beanitenbeleidigung, Widerstands. Sachbeschädig ung rc. 5 Wochen und 3 Tage Gesanglich, sowie 8 Tage Hast. — Ter Bauarbeiter Gustav Adolph Weinhvld wurde angenoffen, als er von einem Neubau in Löbtau drei hölzerne Pfosten im Wcrthe non 75 Psg. heimlich bei Seite schaffte. Wegen dieses Diebstahls stellte ihn ein Schutzmann zur Rede, dem er zunächst ungenügende Auskunft über seine Personalien gab und später Widerstand leistete. Der Angeklagte wurde zu 15 Tagen Gefängnis; vcr- nrlheilt. — grinst« Klaffe der Königl. Sachs. Landeslotterie. Aon den am 26. Mai gezogenen Nummern fielen größere Gewinne in sol- »ende Kollektionen: S. JarmulowSky-Lübcck: I69MNM. <28166». 3999M. <66813. 76323». Paul Werner-Leipzig: 6000 M. <223S». E. I Trescher L Go..Dresden : 5000 M. <93239». Richard Landrock Plauen ,. V.: 3900 M. <823». Gutioi, Lnndau Lübeck : 3000 M. <l037». Ernst Die« Leipzig-Plag- Ivitz: 3000 M. <1426. 72222». Julius Nitzsche Döbcln: 3000 M. <6482». A Bobe-Leipzig-Rcudnitz : 3000 M. <6581). Th. Stirn-Leipzig Neustadl: 3000 M. <«68l>. E. Robert Schwindel Leipzig : 3000 M. <l037v>. Adols Ludwig-Leipzig : 3000 M. <13282». König!. Sachs, vriv. Inielligcnz-Eoinp- loir Leipzig : 3900 M. <t3741>. G. H. Rebscld L Sohn-Dresden: 3990 M. <18484». G. Faßke-Ebersbach und I. Schußler-Greiz: 3999 M. <19578). Mar Aumann-Lcipzig: 3990 M. <20613». Julius Troschüh-Dresde»: 3009 M. <21109». Fr. Tb. Jäger-Bauden: 3999 M. <23623). 2ldols Urban Dresden : 3099 M. <23866». Hermann Reinbardl-Eolditz : 3999 M. <33629, 48793». Theodor Schulze-Leipzig: 3909 M. <34873). Earl BöUcher-Leipzig: :M>9 M. <35939). Ernst Kunze-Ehemnib: 3099 M. <36319». Ewald Schnabel-Stollberg : 3999M. <36899, 67240). Franz Kind-Leipzig : 3000 M. <40177». August Beier-Leipzig : 3909 M. <41521». Louis Bakndors-Leip- zig 3909 M. >46228». Heinrich Weigel-Dresden: 3999 M. <47986) Earl Ääntzgen-Burgstädt: 3999 M. <48794». Hugo Nitzsche-Döbeln: 3999 M. <59628, 86836». Carl Wutzler-Geyer: 3909 M. <51671». Robert Schluck Dresden: 3999 M. <69639). Oskar Suttig-Leipzig-Gohlis : 3099 M. <69612». E. W. Ltüller-Dobna : 3999 M. <69899». George Mcper Leipzig : 3900 M. <62889». Franz Hossmann-Dresden: 3999 M. <66322». Armin Müllcr- Dresden : 3999 M. <68891». Th. Wirus-Leipzig : 3000 M. <69999). N. A. Schreiber-Borna: 3000 M. <69719». Robert Rcnnert-Rochlid und Gustav Munkelt-Grimma: 3099 M. <89962). R. M. EraS-Drcsden: 3099 M. <78996». Paul Runge-Leipzig : 3900 M. <80007». Anton Tanner-Dresden : 3000 M. <84824). Georg Blaubuth-Leipzig: 3000 M. <87846). Max Schneider-Leipzig-GobliS: 3009 Pt. <89829). W. Altncr-Liebertwolkwib: 3000 M. <90266». Arthur Prenzcl-Ebeinnid: 3000 M. <93609». Franz .;a»genbcrg.Leipzig: 3009 M. <82684). August Silze-Leipzig: 3990 M. <87262). Short - Nachrichten. (Mllgitheilt vom DrrSdncr Epvrt-Wctt-V-cmiuelun^bureau Vikar Richter, Lreiden. Marli» Lutyrrstraßa 2.» Die gestrigen Rennen zu Hamburg-Groß-Börstel »ahmen folgenden Verlauf: I. Rennen: l. „Samicl", 2. „Shcena". 3.1 Neuer DcZpair. <Tot.: 46:19 Sieg; 37. 31. 47:20 Platz.) II. Reimen : 1. „Sterngucker". 2. „Clown", 3. „Rautendelein". (Tot.: 6! :<I0 Sieg: 48, 30:20 Platz.) m. Rennens I. „NoeUurne", 2. „Opal", 3. „Smaragda". <Toi.: 23:10 Sieg: 23, 26, 27 :20 Platz.» IV. Rennen: 1. „Electra", 2. „Feuerstein", 3. „Westchefter". (Tot.: 42:10 Sieg: 29. 25 : 20 Platz.» V. Rennen: I. „Nicolcl", 2. „Miß Amm". 3. ,,'Nod". <Tol.: 16 :10 Sieg : 33, 26 : 20 Platz.» VI. Rennen: l.„Sperber Bruder". 2.„Medea", 3. „Adler". (Tot.: 36 :10 Sieg: 41. 60, 73 : 20 Pl.) VII. Rennen: t. „Anning". 2. „Bonny Cläre", 3. „Nachtwandler". <To>.: 24 :19 Sieg.) In den gestrigen Rennen zu Leipzig siegten folgende Pferde: I. Rennen: 1. „Attzalarich", 2. „Türkish Flower", 3. „Capuain". <Tot. 24 :19 Sieg : 27.23 : 29 Platz.» II. Rennen: I. „Wahl". 2. „Lotte". 3.„Waü>° mannSheil", (Tot.: 19 :19 Lieg : 24 , 23 : 29 Platz.) III. Rennen : 1. „Stratege". 2.„Misteliol",3. „MaggicMae". (Tot.: 20: lOSieg ; 21,22 :L9 Platz.) IV. Rennen: tch.Achalarich", 2. „SourSaint", 3.„OrzaRozia". (Tot.: 32.19 Sieg: 33. 32:29 Platz.» V. Renne»: 1. „Peaceful", 2. „Oldcastle", 3. „Lovcbiid". (Tot.: 23 : 19 Sieg: 26. 34 : 29 Platz.) VI. Rennen: I. „Attichn", 2. „Roboham". 3. „Gratulanlin". <Tot.: 77:19 Sieg: 24, 21. 21:29 Platz.) Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die „Nordd. Allg. Zt> „AllerwärtS in Deutschland regt sich gegen den Bes - 'L- " schreibt: uß der Ge werbeordnungs-Kommission, betreffend den obligatorischen Laden schluß, die heftigste Opposition. Man erblickt hierin mit Recht eine» unzulässige» Uebergang von dem berechtigten Arbeitsschutz zn einem unberechtigten Eingriff in die persönliche Freiheit des einzelnen Gewerbetreibenden. Es war nothwendig, auch de» An gestellten des Handlungsgewerbes dieWohlthatenderArbeiterschutz- Gesetzgebnng zugänglich zu machen. Hiergegen hat sich bisher von keiner Seite Widerspruch erhoben. Wenn man aber dazu nber- gtgangen ist, einen allgemeinen Ladenschluß zu bestimmter Zelt als obligatorisch vorzuschlagcn. so hat man hiermit den die große Mehrzahl bildenden ohne Gehilfen arbeitenden Inhabern von offenen Verkaussläden eine Beschränkung ihrer gewerblichen Frei heit auserlegt, lediglich deshalb, um ihren besser gestellten Kollegen, welche mit Gehilfen arbeiten, eine ausreichende Aufsicht auferlegen zu können, daß sie die Vorschriften über die Mindestruhezeit für ihre Angestellten nicht verletzen. Dadurch, duß man für bestimmte Zeiten die Schließung der Läden überhaupt vorschreibt, ist diese Aussicht freilich am leichtesten zu üben Es ist aber kann« zu recht fertigen, wenn man gesetzlich den Geschäftsbetrieb der selbstständigen Ladeninhaber deshalb beschränke» will, um eine ausreichende Auf sicht über ihre Konkurrenten zu üben. Die Regierung,ging in dieser Beziehung durchaus den richtigen, von keiner Seite be- tämpsten Weg, die Regelung dieser Frage den örtlichen Verhält nissen zu überlassen und den obligatorischen Ladenschluß für den Fall statutarisch vorzuschlagen. daß zwei Drittel der belheiligten Geschäftsinhaber sich hierfür aussprechen." — Wie von zuverlässig ster Seite verlautet, hat sich bereits die Mehrzahl der deutschen Negierungen mit Entschiedenheit dagegen erklärt, baß in die Ge- werbenovellc eine Bestimmung über einen obligatorische» Laden schluß ausgenommen werde, wie ihn die Kommission des Reichstags iwrsehen zu müssen glaubte. Eine solche Neuerung würbe am wenigste» im Interesse Derjenigen liegen, zn deren Gunsten sie von den Urhebern des bezüglichen Antrags in der Kommission in Aus sicht genommen wurde. > Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist zu einem kür zeren Aufenthalte nach Baden-Baden abgereist. Man schreibt dem „Reichsboten": In Veranlassung des in Aussicht stehenden Ncbertnttes der niit dem Erbprinzen von Montenegro verlobten Herzogin Jutta zu Mecklenbnra-Strelitz zur griechisch-katholischen Kirche hat die lutherische Streicher Landesgeistlichkcit eine Erklärung an den Großherzog versaßt, in der das tiefste Bedauern über den bevorstehenden Konfessions- Wechsel und der Wunsch, der Uebcrtritt möge sich noch verhindern lassen, ausgesprochen wird. Die Geistlichen „fühlen sich zu dieser «.Lrltürung m ihrem Gewissen gebunden und den Gemeinden gegen über verpstichtet" und schließen mit den Worten: „Wir wüßten nicht, wie wir künftig mit gutem Recht die uns anvertrauten Seele» zur Treue gegen unsere Kirche mahnen könnten, wenn wir ein gegcnthciliaes, von so hoher Seite gegebenes Beispiel ohne irgend welche Kundgebung unserer Stellungnahme hingchen ließen." Die Berliner Frühialirsparade der Trupventhcile des Gardekvrps der Garnisonen Berlin, Spandau, Cbarlottenbürg und Grob-Liasterfeldc findet morgen Vormittags 9 Uhr ans dem Temvethofer Felde statt. Wie gemeldet wird, befindet sich zur Zeit an Bord des deut- scyen Kreuzers „Falke" vor Apia außer den Henen Makart und Hufnagel noch ein dritter Deutscher in Hast, nämlich Kapitän »nuse. Verwalter der Station Vaiwasse der Vailele-Pslanzung, linier der gleichen Anschuldigung wie die beiden Mitverhaftrten. Der Redakteur der „Franks. Ztg.". Alexander Giesen, welcher in Darmstadt wegen Kollusionsgefahr verhaftet worden war, wurde wieder aus der Haft entlassen. Wegen Abdrucks von Briefen des Freiherrn v. Stumm, die durch Einbruchsdiebstahl aus den Revaktionsräumen der „Post" entwendet sein sollen, ist gegen den „Vorwärts" Anklage erhoben worden. Der verantwortliche Redakteur desBlattes soll sich wegen Vergehens gegen das Gesetz betreffend das Urheberrecht vcrant- wolten. Der .Vorwärts" soll sich nämlich des unerlaubten Nach druck- schuldig gemacht haben, weil er die Briefe ohne Genehmig ung ihres geistigen Eigenthümers. de- Freiherr« v. Stumm, ab- gedruckt und verbreitet hat. Oesterreich. Die AuSglclchSkrise weist keine Ver änderungen auf. Sicherem Vernehmen »ach ist der Kaiser der Berufung eines Beamtenminisleriums an Stelle des KabinetS Thun abgeneigt, weil er dann in Konflikte zwischen den beiden Regierungen zu Gunsten Ungarns zu entscheiden hatte, während er einen persönlichen Schiedsspruch vermeiden will. Deshalb wird noch immer versucht, eine solche Wendung herbeizuführen, die eine Verständigung zwischen dem Rabinet Szell und den, Kablnet Thun oder dessen Nochfolger in der Ausgleichsfrage ermöglicht. In der Sitzung des Vollzugsausschusses der Reckten erklärte, wie trotz der Geheimhaltung der Verhandlungen durchsickert. Graf Thun, das Programm der Deutschen enthalte mannigfache Anknüpfungspunkte für eine Verständigung in nationaler Bezieh ung : er trat dafür ein. diese Verständigung zu suchen. Die Rede machte tiefen Eindruck. Allgemein nimmt man an, daß auch an maßgebender Stelle daS Programm als geeignet erachtet werde, den nationalen Frieden herzustellen. Spanien. Uni 4 Uhr Nachmittags traf die Leiche Caste - l-a r' s aus dem Südbahnhote in Madrid in einem Eisenbahn wagen ein, der mit Blumen angefüllt war. 25.000 Personen war teten am Bahnhof. Der Sarg wurde auf einen Trauenvagen, der mit 8 reichbeicdirrteu Pferden bespannt war, gehoben und »ach dem Kammergebüudc übergeführt, wo im Konferenzsaal die Leiche aüfaebahrt ist. Ein ungeheurer Zug folgte deni Leichenwagen. Waffeiitiewlde bilden die Ehrenwache. Asien. „Dailp Mail" meldet: Die Vice-Könige und Gou verneure der benachbarten Provinzen erhielten aus Peking den Befehl, ihre Streitkrüste ans den Kriegsfuß zu stellen. Diese Maßregel sei in den chine! ege» Italien gerichtet, da 6 italienische Kriegsschiffe 'en Gewässem sich befänden. („Magd. Ztg.") Kaust und Wissenschaft. sJm Rrsidenztheatcr brachte das Gastspiel der neckischen Ha nsi Niete, an deren urwüchsigem Talent unser Publikuni immer mehr Geschmack zu finden scheint, vorgestern Abend eine neue Posse „Die Stiefmutter" von Lanahammer aus den Spielplan. Von der Neberzeuguna, daß die Wiener Posse längst eines seligen Todes gestorben ist und noch immer auf das starke humoristische Genie wartet, das sie zu neuem Leben erwecken soll, konnte auch diese Novität kaum Jemanden abbringen: denn nach einigen hübschen Anläufen und einem leidlich wirksamen ersten Akt bleibt die liebe „Stiefmutter" in der ältesten Schwank schablone stehen und nährt sich redlich, aber mühsam von den „Resten kleiner Kästen". Das Ganze soll wohl überhaiust nicht mehr sein, als der Rahmen für die zwar nicht beträchtliche, aber dankbare Hauptrolle, die Frl. Niese auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Die Künstlerin war vorgestern augenscheinlich ganz in ihrem ureigensten Element. Die derbe Rolle entsprach ihren, robusten Talent, und alles Das, was sonst leicht an ihrem Spiel wie Uebertreibuna aussieht, war vorgestern wohl am Platze, so daß der Eindruck, den die fesche Wienerin hinterließ, vielleicht der von rein künstlerischem Standpunkte aus genommen beste und» am wenigsten getrübte ihres Gastspiels war. Die drollige Munter keit, der echte „Hamnr" und die dralle Behendigkeit Verhallen ihr dabei in allen ihren Sccnen zu fröhlichem Applaus, der am stärksten nach ihren „G'stanzeln" war. Die singt oder besser „pvintirt" Frl. Niese aber auch ganz reizend, und man hört ihr hier wirklich mit aufrichtigem Vergnügen zu, so daß man ihr bei nahe zürnen könnte, wenn sie sich gar so rar macht mit ihren Zu gaben: sic kann es uns getrost glauben: ihre Couplets sind amüsanter, als die Stücke, die sie als Gastgeschenke mit nach Dresden gebracht hat, und ihre munteren Weisen lohnen allein reichlich den Besuch des Rcsidenztheaters in dieser nur allzu theatcrsrenndlichen Maienzeit. — Von den übrigen Rollen der Posse reicht keine an Dankbarkeit und konseanenler Durchführung an die Titelrolle heran, und es wäre Unrecht, au ihrer Repräsen tation die Leistungsfähigkeit der neuen Mitglieder zu messen; iin .Interesse der Direktion bürste es aber dringend wünschenswerth sein, diese einmal in einem Konversationsstück und in keiner Dialektkomödie sich erproben zu lassen. Dann werden sich erst die Grenzen der Begabung bei den einzelnen Kräften bestimmen lassen. — Das Haus war schr aut besucht und Frl- Niese darf mit der mehr als herzlichen Ausnahme wieder sehr zufrieden sein. 's In der Königl. Hofoper geht heute Abend die Oper „Martha" in Secne: den Lyonel singt Herr Petter als Gast. Das König!. Hosschauspiel bringt Hebbcl's „Ghges und sein Ring" zur Aufführung. -f Das erwähnte Gastspiel der Budapester Oper im Berliner Hosopernhause ist, der großen Kosten wegen (100,000 Mark), sehr fraglich geworden. Reiseskisse aus Afrika. Bon vr. pdil. Psund. Kairo. Endlich Port Said in Sicht! Der „Prinz Heinrich" des Norddeutschen Llohd hat seine Fahrt verlangsamt und einen Lootsen an Bord genommen, der niit großer Wichtigkeit zur Kom- mandantcnbrücke schreitet. Alles war auf Deck geeilt, und cs herrschte unter den Passagieren eine lebhafte Bewegung; nur drinnen im Rauchzimmer blieben einige Unverdrossene beim Skat sitzen, meist Leute, welche den „Rummel" schon kannten und die auf jede Frage über die Reise die Antwort mit der Einleitung zu geben pflegten: „Als ich im Jahre 18 . . das so und so vielte Mal „hinausging" :c. — Nachdem „Prinz Heinrich" das Leucht schiff am Ende des westlichen Molo, welcher sich in einer Länge von 2225 Meter in'S Meer hinausstreckt und der den Hafen vor Verflachung durch den Nilschlamm schützen soll, passirt hat, zeigen sich im blendenden Sonnenschein die weißen, flachen Häuser von Port Said. Ein außergewöhnliches Leben ans dem Wasser fesselt das Auge, in seinem bunten Getriebe überraschend und anziehend für alle Neulinge im schwarzen Erdtheilc. Mit braunen und schwarzen Gestalten bemannt, umkreisen eine ungezählte Menge von schwerfälligen Booten das Schiss, und im gefährlichen Gedränge sucht icdes das erste an der Falltreppe zu sein. Raffelnd geht der Anker nieder, und im Nu ist das Schiff von allen Seiten erklettert. Geldwechsler, Händler mit Teppichen, mit eapptischen Alterthümern mscks in Osrmsn^, mit Briefmarken und Apfelsinen mischen sich schreiend unter die Passagiere und bieten im gebrochenen Deutsch ihre Dienste auf die zudringlichste Art a». In einer Ecke zeigt ein brauner Bengel von vielleicht 14 Jahren in drolligster Form mit gehcimnißvollem und verschmitztem Ausdruck seines hübschen Gesichts naive Taschenspielcrstückcheii. Als er aber „eine schöner Schlanke" auö seinem Busen zieht, und die Damen darob kreischend auscinandeMeben, wird er von einem Stewart an die Luft gelebt. — Der „Prinz Heinrich" nimmt Kohlen ein, und cS ist vier Stunden Zeit an Land zu gehen. Auf der Fahrt dahin schießt ein kleines, elegantes Dampfboot mit der deutschen Flagge vorüber. Es ist vom Kriegsschiff „Bussard", welches im Hasen liegt, es bringt Offiziere nach dem „Prinz Heinrich". Sic besuchen dort Offiziers- und Beamtenoamen, die ihren nach Kiautschou ver setzten Männern nach dort folgen. Am Landuugsplotz der Boote ein wildes Durcheinander von Händlern nnd Eseljuiigen „Bis marck-Esel, Eaprivi-Esel!". so preisen sie die Vorzüge ihrer grauen Zöglinge. Da ich nicht daraus zeichnete, glaubten sie. ich sei Eng länder und nun hießen die Esel „Gladstone" x. Ein Schutzmann, ein Sudanese in europäischer Uniform aber mit deni Fez auf den, Kopfe, machte endlich Platz. Port Said bietet außer den oft reichen Vazaren nichts Sehenswert!,cs. Die Stadt, welche ihre Gründung oem Baue des Sueikanales verdankt, könnte sogar mit den breiten, geraden Straßen, die sich rechtwinklig schneiden, einen langweiligen Eindruck machen, wenn sie nicht für die meisten Europäer die erste wäre, in welcher ihnen orientalisches Leben cnt- gegentritt. Die Einwohnerzahl ist jetzt über 80.000 gestiegen, und der Handel, im steten Wachsen begriffen, wird dem des uralten Alexandrien noch gefährlicher werde», wenn eine direkte Bahit- verbindung mit Kairo hergestellt worden ist. Die zwei Stunden, welche ich in Begleitung mehrerer Mitreisenden zur Besichtigung der Stadt verwandte, waren so recht geeignet, das lebhafte In teresse eines Reisenden zu erwecken, der mit hochgespannten Er wartungen einen B»ck in oaS orientalische Leben und die arabische Welt thun will Auf Schritt und Tritt wurden wir Von den türkischen und griechischen Bazar-Inhabern mit einer aufdringlichen Frechheit zum Mähertreten eingeladcn. Trotz des lebhaften AergerS. den ich dabei empfand, konnte ich mich sehr oft eines Lächelns nicht erwehren, weilst die Händler ihren Anpreisungen in mangel haftem Deutsch die plumpvertrauliche Begrüßung^ voronse^ten: anderen Platz. Kleine, schmutzige Kinder mit ost hübschen Gesichtern, kaum einem Hemd bekleidet, liefen schreiend hinter uns her, immer das, Wort ausrufend, welche» sie eher lernen als Vater und Mutter, und das dem Reisenden im Ohre sortllingt. so lange er lebt, daü Wort: Bakschisch! Bor den Thüren der niweren Häuser hackten schwatzend arabische Weiber im Sande, die das Gesicht sofort beim Näher- kommen ivegkehrten, weil sie nicht verschleiert waren. Unter einer Shkomore auf dem freien Platze spielten sechs oder sieben Kinder von vielleicht drei Jahren nackt im Sande. Mit ihren braunen Beinchen ruderten sie sich rutschend in auffällig regelmäßigem Kreise um den Stamm des Baumes. Sie waren mit Stricken um die Füße an die Shkomore festgebunden, also angrpslöckt, wi« anderswo die Kälber. Von Frauen begegnete» wir nur solchen aus den armen und ärmste» Klassen, wie das ja in diesem Viertel nicht anders zu erwarten war. Trotzdem überraschte bei ihnen die Anmuth und Eleganz der Bewegungen. Sie trugen meist nur ein dunkelblaues, henldartiaes Gewand, ein Tuck um den Kops ge schlungen. dessen Zipfel bald den Boden erreichen und den „Burko' oder Gcsichtsschleicr ans schwarzem Monsselin. Sehr ost euren Thon krug oder cmen anderen Gegenstand auf dem Kopse tragend, den sie mit der Unken Hand halten, setzen sie in graziösem Schritt einen ihrer seingcfcssettcn, nackten Füße vor den anderen, die rechte Hand leicht seitwärts erhoben, als wollten sie das Gleichgewicht Herstellen. Ihre Bewegungen athmen eine natürliche Anmuth. deren Anblick für sehr viele unserer europäischen Damen überaus lehrreich wäre, zumal dort den richtigen Gefühle» dafür durch das Radfahren und andere derbe sportliche Uebunaen Anarchie droht: — Von vielleicht 100 Sudanesen. Männern uird Frauen, war in zwischen der „Prinz Heinrich" unter wildem Geschrei und ewigem Gezänk dieser schwarzen, halbnackten Gestalte» mit Kohlen versorgt worden, deren Staub die Lust erfüllte und die weißen Planken des Schiffes schwarz gefärbt hatte. Langsam setzte er sich dann in Be wegung, am „Bussard" vorbei, dem Suezkanal zu. Vom deutschen Kriegsschiffe wehte bald bis auf den Wasserspiegel herab der Heimathswimvel und die Besatzung, welche in laiiaen Reihen aus dem Verdeck stand, erwiderte von dort her das Tücherjchwenkcn der Passagiere Flaggensignale, „Gute Fahrt", „Glückliche Reise", flogen an beiden Schiffen am Blast empor, und die Kapellen spielten „Deutschland. Deutschland über Alles". Es war eine kleine erhebende Feier, welche gewiß ans die mitfahrenden Aus länder ihren Eindruck nicht verfehlt hat. Daiui fuhr „Prinz Heinrich" durch den Menzalc-See in den Suez-Kanal ein. Zu nächst östlich und westlich davon große Flächen von Brackwasser. Diese öde» Landstriche, aus denen »etzt in mächtigen Pfützen das Salzwasser sicht, gehörten im Alterthume zu den fruchtbarsten Gegenden Eavvtens Drei Nilarme, der Mmdesische. Tanitische nnd Bolbeitischc, mündeten hier. Jetzt sind sie ebenso wie der Phatnische und Sebenitische versandet und nur der Pelusischs (Damiettc) und der Canopische (Rosette» sind heute noch als Nil mündungen geblieben. Die Abgaben für die Kanaldurchsahrt sind außerordentlich hohe, 10 Frcs- ic ein Passagier und S Frcs für die Tonne Fracht. So hat „Prinz Heinrich" für seine nur- und Rückfahrt ca. 75,000 Frcs. zu zahlen. Dafür beträgt aber auch die Abkürzung des Weges von Bremen nach Bomviu, gegen den alten Seeweg um daS Kap 48 Proz Bei dem außerordentlichen Bortheile dieser Verbindung ist cs nicht zu verwunden,, Ivenn der Gedanke, eine Wasserstraße zwischen deni Mittelländischen und Rothen Meere herzustellen, die Geister bis in'S früheste Aiterthmn zurück beschäftigte. Die Entdeckung des Seewegs um das Kap am Ansange unserer Zeit ließ ihn erst recht nicht einschlase». Viele der bedeutendsten Herrscher und Eroberer Egpptens setzten bekanntlich niit mehr oder weniger Erfolg ihren Ehrgeiz daran, dieses Werk zu vollbringen. So Amenemhet III. (2300 v. Ehr.). Ranises II., Neecho t594 v. Clir-l, Darius (486 v. Ehr.). Ptolomäus II. <247 v. Ehr.), Kaffer Trojan (117 n. Ehr.), Cbalif Omar <044 n. Ehr.) und endlich Bonapartc. Erst der rastlosen Energie eines Ferdinand v. LessepS war es Vorbehalten, die Lösung eures der größten Probleme wirthschaftlicher Geographie, die Herstellung des heutigen Suez-Kanals, unter den egyptischen Vicekönigen Said Pascha und Ismail Pascha mit einem offiziellen Kostenaufwand? von 860 Mill Mk. zu vollenden, trotz der offenen mrd geheimen Gegenagitation Englands, welchem sie Aufrechtcrhaltung seines damaligen Monopols im Welthandel naturgemäß sehr am Herze» lag. Wie wenig Zutrauen man am Anfang zur Rentabilität des Kanals halte, zeigt, daß die Aktien zu je 500 Frcs. in der ersten Zeit 150 standen. Heute notiren sie 8825! Obwohl Egypten durch ungeheure Geldopfer und durch Hergabe billiger Arbeitskräfte die Hauptkosten der Fertigstellung des Kanals trug, hat es doch nur die Rolle Desjenigen gespielt, der für Andere die Kastanie» aus dem Feuer holt und sich dabei die Finger verbrennt. Die großen Zuschüsse zum Kanalbau, wozu noch die Kosten der glänzen den Eröffnungsfeierlichkeiten im Betrage von 100 Mill.M. kamen, bei denen der ehrgeizige Ismail Paicha die gekrönten Häupter und Vertreter fast aller Nationen der Erde bei sich zu Gast sah, haben einen nicht geringen Faktor in der Verschuldung Egyptens gebildet, welches schließlich dadurch in dauernde Abyänaiakeir und Bevor mundung der europäischen Großmächte kommen sollte. Im Gegen satz zu der immensen Bedeutung dieser Hauptschlagader des inter nationale» Handelsverkehrs steht der unscheinbare Eindruck, welche» der Kanal auf den Reifenden macht. Der „Prinz Heinrich" schic» bei seiner Durchfahrt die schmale Fahrrinne (58 -100 Meter breii» beinahe auszufülleu und verursachte ein sichtbares Steigen des gelbgrünen Wassers schon eine große Strecke voraus, als ob es weagedrängt werden solle. Die Aussicht vom Schiffe über die hohen Dämme in die arabische Wüste, über der die Luft wie über einem Schmiedefeuer flimmert, ist überaus langweilig und nur einige Passagiere mit deni ewigen Baedeker in der Hand suchen vergebens die interessanten Luftspiegelungen zu entdecken, auf welche in dem Buche hingewiesen wird. „Wahrscheinlich wieder eins von den vielen Reisemärchen", bemerkte mir skeptisch ein Berliner, welcher mit der Devise reiste: Sich nur nicht verblüffen lassen. An Bord wieder das übliche zwecklose Hin und Her einer durch die lange Reise anaeödeten Gesellschaft, die sich krampshaft bemüht, die Pausen zwischen den Mahlzeiten auszusüllen! Aus dem Vorderdeck hat ein Engländer cmen Phonographen, gewiß ein iinciitbehrlichcs Reiieutensil. ausgestellt und mit hohler Stimme wie aus einer Gruft entzücken daraus die neuesten Gaiscnhauer der Londoner Varwtes eine aufmerksame und dankbare Gemeinde. Der glückliche Besitzer hat sich durch seine Frei-Eoncrrte schon oft be liebt geinacht, obwohl er ei» bemerkenswerthes Mitglied jener Gruppe von jungen Engländern ist, welche in den unglaublichsten Stellungen aus sämmtliche Sitzgelegenheiten ihre Stiesel strecken und unoeklommcn das Deck nach allen Seiten hin vsllspucken. Dafür erscheinen aber auch dann die Herren der Erde am Abend zu Tisch in Frack nnd weißer Biirde, welche mitiämmt der Wohl- anständigkcit tagsüber im Koffer geruht haben. — Da sind die jungen deutjchen Kanfleute schon eine liebenswürdigere Gesellschaft. Täglich nach fürff Uhr. zn welcher Zeit prachtvolles Pilsener vom aß nnd erstes Cnlmbacher vcrschänkt wird, haben sie am Hinter „.eck eine sidrle Kneiptafel errichtet, eine ununterbrochene Abschieds- feicr von der Heimath, mit deutsche» Liedern und deutscher Lustig keit, in Bremen angesangen bis zum Endziel der letzten Kumpane: Shangbai. Einen düsteren Gegensatz dazu bilden die Missionare verschiedener Konfession. Sic reisen meist nach Indien und einige haben sogar schon dortige Eingeborene mit sich, welche, aus einer Mifsionsschule vorgebildct, nun auf ihre Landsleute einwrrken sollen. Beim Anblick dieser Asketiter, in deren Äugen wenig Sympathisches, aber glühender Fanatismus zu erkennen war, wurde ich an einen Ausspruch Schopenhauers erinnert, welcher irgendwo einmal darüber spottet, daß Herrnhuter Leinewandweber nach Indien gehen, das Evangelium zu predigen, während von dort auf das gebildete Europa die indische Weisheit und Weltanschauung zurück- strömt. — Das übliche Trompetensigual „Strömt herbei, ihr Bölkcrschaaren" ries zu Tisch, für Diejenigen das letzte Mai. welche in Jsmalllga den Dampfer verlassen. Der Dampfer legt in JSmalliga nicht an, und so verließen wir ihn während der Fahrt auf einer kleinen Pinassc. welche an der Falltreppe die Reisenden erwartete. Es »vor schon stockfinstere Nacht und unter den Ab schiedsrufen der Passagiere stießen wir ab. um über den TimsLH- Sec (Krokodil-See) in etwa halbstündiger Fahrt die Stadt zu er reichen. Die erste Nacht unter afrikanischem Himmel! Droben die ewigen Sterne in bewundernswerther Klarheit und mit sicherem Licht, in anderen Stellungen, wie das Auge bisher gewohnt war. Hier und da verlischt einer im glänzenden Feuerwerk. Auch sie nd sterblich. Auf der dunklen Oberfläche des Dees spiegeln sie p Tausenden wieder und zittern yus „Guten Tag. Lattdsmän», wie aeht's Ihnen, Viertel der Stadt machte»» diese Plagegeister des Tees spiegeln dem Wasser, wo ein Fern im Osten cheln üftchen mit kleinen Wellen leise spielt. orizont in gleichmäßigen Abständen mä> von brennenden Dörfern ! Es sind die Scheinwerfer der Dampfer, welche lautlos iin Kanal durch die Wüste gleiten, den« wir in Jsmalllga unsere Koffer Im StcnerhäuSchen abo hatten, gingen wir in das einzig möaltche Hotel mit ' 1. Ranges, Verpflegung 2. Ringes »nd Betten 8. Ranges. ne
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