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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-10
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1926
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v»m»er»tas. 10. Juvl 1S2S .Dresdner rlochrlchlen ^tr. 2S7 Seile 5 ' Veslehl eine Derpflichiung zur Anschaffung der Fibel? Der Lan»e»ver-anb der christlichen Litern »«reine schreibt «>»: Ueber de« in, Verlage Klinckharbt tLripztg) erschienenen ersten teil der .neuen* Dresdner Fibel, betitelt »Der bunt« Baum* stnd bekanntltch sehr lebhafte MetnungSvrrschteden- seiten entstanden sowohl über Inhal» al» auch Zweckmäßig- kett, wie auch über die Notwendigkeit eine» neuen Lernmittel» an Stelle der bisherigen Muttersprache, über die in der Presse schon berichtet worden ist, welche an Umfang und Stärke zu» genommen haben und mit denen auch Behörden und Parla- mentSkretse sich beschäftigen. Jim Mittelpunkte der Er wägungen steht aber gegenwärtig die Art der Einführung und Verbreitung diese» Buche» in die betreffenden acht Klaffen der meisten Dresdner Schulen, bi« ein Eingreifen der behördlichen Organe notwendig machen. Zur Etnflihrnng eine» neuen Lernmittel» an Stelle beS bisherigen bedarf eS der Genehmigung der obersten Schulbehörde. Für ein Lernmittel, da» am Beginn il. April» des neuen Schuljahre» etngeführt werden soll, mutz diese Genehmigung bi» Dezember de» vergangenen Jahres nachgesucht und erteilt worben sein. Beide» ist Hinsicht- lich dieser Fibel nicht geschehen. Der BezirkSschul- ra« hat seine Zustimmung bisher noch nickt erteilen können. Dem Sch»lan»schnb ist die Fibel erst nach Beginn des Schul- jahreS vorgelegt worden. In dieser Sitzung ist mit Mehrheit gegen die Stimmen der christlichen Elternvertreter tbürger- ltche Stadtverordnete fehlten leider einige» der Fibel zu- gestimmt worden, obwohl die christlichen Elternvertrctcr Aus- jehung der Beschlußfassung beantragten, um überhaupt den erst in der Sitzung auSaegebenen Gegenstand der Abstimmung prüfen zu können. Mehrfach stnd Eltern nach schulischen Ber- anstaltungen von Lehrkräften plötzlich befragt worben, ob sie die Muttersprache ober die Fibel möchten, ohne daft ihnen Ge legenheit zur Prüfung und Orientierung gegeben worden wäre. Ja, in vielen Klaffen sind Eltern aufgeforbert worden, einen Geldbetrag durch das Kind an die Lehrkraft zur An schaffung der Fibel abzuführen, oder e» stnd Eltern durch die Kinder Zettel mitgegcben worden, wonach die Eltern sich er klären sollten, ob sic die Fibel selbst beschaffen ober durch die Lehrkraft zu verbilligtem Preise besorgen kaffen wollten. Da bei hatten teils Lehrkräfte die Beschaffung ber Fibel in ge- bnndenem Zustande, teils Lehrkräfte diese in losen Blättern gefordert, während andere Lehrkräfte die Muttersprache bei- behielten. So wird oftmals im selben Schulhause ober in der benachbarten Schule in der einen 8. Klaffe nach der Mutter, spräche und ber anderen 8. Klaffe nach der »gebundenen* Fibel, in der anderen 8. Klaffe nach der „Losen-Blätter*-Fibel unter richtet. Durch die Geldforderungen muhten Eltern der Meinung sein, baß sie zur Beschaffung der Ftbel verpflichtet seien, da ihnen bekanntzngeben unterlassen wurde, dast e» zur Einführung eine« Lernmittel» einer amtlichen Genehmigung bedürfe, wie auch, dast diese noch nicht erteilt sei, und so au» Sorge um baS Kind der Geldforderung nachkamen. Andere Eltern lehnten die Beschaffung ab. da eine amtliche Mitteilung über die Genehmigung und Einführung derselben ihnen nicht bekanntgegeben werden konnte und auf Betragen Lehrkräfte ausweichende Erklärungen abgaben. Diese Dgtsacben und die Erfahrungen mit dem Liederbuche in Dresden und anderen Schulbezirken kiesten die Meinung entstehen, dast man die Fibel in den Klaffen verbreitet und nun die Behörden vor die uollendete Tatsache beS Daseins stellt, dast sie nachträglich die Genehmigung erteilen müßten, um nicht den Eltern eine noch malige GelbauSgabe zu verursachen. Dessentwegen suchte eine durch die Vertreter der christ- lichen EltcrnratSfraktton und christlichen Elternvereine ge wählte Abordnung die oberste Schulbehörde ans, das Schul amt, den Bezirksoberschulrat, die LandtagSfraktionen der Deutschen und der Deutfchnationalen BolkSpartei, und sie wird auch mit dem Stadtverordneten - Borsteher und verschiedenen Etabtverordnetcn-Jraktionen Rücksprache nehmen. Dabei ist scstgcstellt worden, dast die vorgeschrtebcne Ge nehmt- gnng weder nachgesucht, noch erteilt ist. daß die Behörden darauf bestehen müssen, dast Verordnungen ein- achalten werben, — eine Grundvoraussetzung für geordnetes Schulwesen und Erziehung, daß als Lernmittel die Muttersprache noch gilt, dast dir Verbreitung ber noch nicht genehmigten Fibel nnd die Forderung ihrer An- schafsung unberechtigt ist und ein eigenmächtiges Vorgehen ber betreffenden Lehrkräfte vorliegt, dem amt- lichorseltS entgeaengetraten werden soll. Wer also seinem Kinde das geforderte Geld nicht mttgab oder mitgibt, tst in seinem vollen Rechte. Alle« in allem: Die bisherige Muttersprache ist noch daS amtliche Lernmittel auch stir die 8. Klaffe. Die Fibel al» Lern mittel sür die Kinder in den Klaffen z« verbreiten, find Lehr, krälte nickt berechtigt. Eine Verpflichtung sffr die Estern, die Fibel zu beschaffe«, besteht nicht. Aus den Landtagsausschüssen. Die Neugestaltung der Gewerbesteuer tu Sachsen. »m Mittwoch setzte ber Recht»a«»fch«ß de» Land, tage» die Netterbrratung ber Regterungovorlage aus Abände rung de» Gewerbesteuergesetze» fort. Da die drei bttrger- lichen Parteien ihre Anträge auf Freilassung ber freien Be- rusr und restlose Erfassung der Konsumverein« und Genosse», schäften nack wie vor aufrecht erhalten, brachte Abg. vethke lA. G. P. G.» einen BcrmItilungSantrag ein. durch den der ietztge Zustand bezüglich der freien Berufe und der Konsum, vereine wieder hergestellt werben soll. Nach dem jetzigen Gesetz stnd bekanntltch die freien Berufe steuerfrei, ebenso die Konsumvereine, soweit st« nur an Mitglieder verkaufen. Bisher waren die Sozialdemokraten entschieden gegen die Freilassung ber freien Berufe von der Steuer. Im Bethke. schen BermtttlungSantrag wird nun die Freilassung der freien Berufe um den Preis der Steuerbefreiung der Konsum, vereine gefordert. Bet der Abstimmung wurde der Teil be» Antrages Bethke bezüglich der freien Berufe gegen die Stimmen der LtukSsozialtsten angenommen. Der Teil be- zllgltch ber Freilassung der Konsumvereine wurde gegen die Stimmen ber Deutschnationalen angenommen, während sich die BolkSparteilcr und die Demokraten der Stimme ent hielten. Die Freilassung der Landwirtschaft von der Gewerbesteuer wurde mit allen gegen dir Stimmen der LtukSsozialtsten angenommen. Ueber die steuerliche Behandlung ber Staats, und Ge. meinbebetrtrbe, die nach der Vorlage steuerfrei bleiben sollen, soweit ste nicht der Körperschastssteucr unterliegen, wurde vollkommene Einmütigkeit erzielt. Von deutschnattonaler Seite lag ein Antrag vor. daß unbeschadet der Bestimmungen de» KörperschastssteuergesetzkS alle Staats- und Gemeinde, betriebe steuerpflichtig sein sollen. Der Ftnanzmiiiister gab eine Erklärung ab, daß in Zukunft alle Staat», und Ge. meindebetriebe zur Gewerbesteuer herangezogen werben sollen, soweit ste nicht Betriebsarten sind, die über die reine Versor gung mit GaS, Wasser, Elektrizität hinauSgeben ober dem ösfent- lichen Berkehr dienen. Daraufhin fand 8ö, der die Besteuerung der Staatsbetriebe regelt, einstimmige Annahme. Eingehende Erörterung erfuhr der 8 10, ber die Steuerstaffelung vorsteht. Alle Wünsche aus Ermäßigung der Staffeln, wie sie in ber Vorlage vorgesehen sind, wurden abgelehnt. Angenommen wurde der Antrag Berg, ber dir RelattonSsätze um dir Hälfte herabsetzte, «egen die Stimmen der LtukSsozialtsten und Kommunisten, von den drei bürgerlichen Parteien lagen An- träge vor, die die Befreiung von der Gewerbesteuer bei einem Einkommen bi» zu 800t) Mark forderten. Der Ftnanzmtnister wandte sich gegen diese Anträge unter Hinweis anf den sonst entstehenden großen Steuerausfall. Die BolkSpartei und die Demokraten zogen daraufhin ihr« Anträge zurück, während die Deutfchnationalen ihren Antrag aufrecht erhielten, der dann gegen die Stimmen der Deutschnationalen abgelehnt wurde. Dt« Wetterberatung ber Vorlage wurde auf übernächste Woche vertagt. ES tst damit zu rechnen, daß die neue Ge. Werbesteuervorlage noch vor den Dommerferien beS Land. tageS vor das Plenum kommt, weil die Negierung groben Wert auf die baldige Verabschiedung dieser Vorlage und auch der Grunbsteuervorlage legt. * Der Polizeletal. Der HanShal tauSschuß ä beriet in seiner gestrigen Sitzung vom HauShaltplan für IVA baS Kapitel 88, Polizei. Der Berichterstatter Abg. Franz (A. Soz.» gab einen allgemeinen Uebcrblick über den Poltzetctat und brachte Wünsche und Anregungen betr. OrgantsationSsragen, Unter- bringnng, Verkehrsmittel und BesvldungSgruppierungen vor. Von deutschnationaler Seite wurde durch Abg. Ziller der in Dresden herrschende Geist ber Polizei lobend an erkannt. Die kürzlich in den Lößnitzortschaften abgehaltene große Poltzeiübung habe Zeugnis abgelegt von ber guten Verfaffuna der gesamten Polizei in der Landeshauptstadt. Er hob vor allen Dingen das nützlich« Zusammenarbeiten zwischen Mannschaften und Offizieren hervor. Die Leip. » iger Polizei fordere um so stärker zur Kritik heraus. Dort fehle «S an Disziplin, Maniiözucht und anderen Voraus- sctzungen sür gedeihliche» Arbeiten. Ebenso mangele e» tn Chemnitz noch teilweise am guten Zusammenarbeiten von Offizieren und Mannschaften. — Die kommunistische Fraktion wiederholte in der Hauptsache die bekannten Forderungen dieser Partei. Abg. Ltebmann fV.-Soz.» wandte sich tn der gleichen Schärfe gegen die Polizei, griff namentlich den Innenminister Müller, der persönlich erschienen war, an und forderte die Aushebung der StaatSPolizeivevwaltung. Abg. Schisfmann sD. Bp.» erkannte an, baß im gesamten Poltzctwcscn Fortschritte zu verzeichnen seien. DaS habe sich vor allen Dingen dort geltend gemacht, wo Autorität und DiszHltn unter allen Umständen herrschten. Die Verjüngung beS Polizeiosfizierkorp» und die gesamten Polizet-SchulungS- etnrichtungcn sollten auf jede möaliche Weise gefördert wer- den. In Zusammenhang mit den neuerlich häufiger auf- tretcnden Anschlägen anf Eisenbahn»»»"? forderte er jede nur erreichbare Ansmerksamkett und Strenge. Für die Be soldung». und VeriorgungSverhältnisse gab er wichtige An regungen. Ferner wandte er sich dagegen, baß der ftellver- tretende Poltzripräftdent von Leipzig, Dr. Heiland, sich durch aggreistve Sieden, namentlich tn der Reichsbahn«»» Organisation, hervortut, und gegen die ReichSregterung und den Reichspräsidenten immer wieder Stellung nimmt und hetzt. Der Minister de» Innern gab tn seinen Darlegungen mehrfach Ausschlüsse, so in bezug auf da» Personalwesen in der Polizei und entkräftete die Behauptungen ber radikalen Linksparteien. Bezüglich der Vergiftungen von mehreren hundert Poltzeimanuschaste» am Tage deS Hindenburgbesuche» tn Leipzig seien die Untersuchungen noch im Gange. Was dt« Schleßerlaubnt» an Kleinkalibcrveretne betresse, so werde in Preußen genau so verfahren wie in Sachsen und dort da» entgrgenstehende Verhalten Nachgeordneter Behörden korrigiert. Die geltende» Bestimmungen sür Versammlung»- >utz würden solange ausrcchtcrhaltc» werden, al» e» die erliältniffe im Lande erfordern. Die Negierung gab weiter wichtige Mitteilungen über dte tn den nächsten Wochen zu nächst tn Dresden zur Einführung kommende weibliche Polizei. Bon zahlreichen Bewerberinnen sollen sechs aus gesucht und für ihre Aufgaben vorgrschult werden. Die mehr fach behauptete Hohe Zahl der Selbstmorde bet der Polizei treffe nicht zu. — Die Anträge des Berichterstatters, die Ein stellungen nach ber Vorlage mit einigen unbedeutenden Aenderungrn zu genehmigen, wurden angenommen, die kommunistischen Anträge, sür dte sich tn der Abstimmung die "inkSsozialisten meistens mit etnseblen, sämtlich abgrlehnt. Ein EntschließungSantrag beS Abg. Ziller, der sich aus den Ersatz und die Beförderung der Pollzeiosfsztere und aus da» Polizctschulwcsrn bezieht, fand Annahme: die aus daS Pvltzet- bcsolbungSwesen bezüglichen Anträge wurden dem Be- solduugöaiiSschuh überwieic», darunter auch der nachstehende Antrag, der auf eine Verabredung der drei Koalition». Parteien zurückzusühren tst: Die Negierung wird ersucht «nb ermächtigt, bts zu einer grundsätzlichen Neugestaltung deS Be- solbungswesenS durch vorübergehende Gewährung ber Be züge ber nächsthöheren Besoldungsgruppe dte Härten au», »»gleichen, dte insbesoudcrc bei den Bcamtengruppen, deren Stellen nach einer gewissen Schlüsselung aus verschiedene Be. soldungSgruppen verteilt sind, durch daS ungleichmäßige und langsame Ansrücken in dte erste BesördcruiigSstclle etntreten. * Aenderung von Bestimmungen de» sächsischen Wahlgesetze». Im RechtSau »schuß des Landtages stand am Mitt woch u. a. ein Antrag der Deutschen Volkspartei auf Aenbe- rung beS Wahlgesetzes zur Beratung, durch den für dte Zu. kunft die Ltstenverbindung verschiedener Parteien vorgesehen wird, die nach dem geltenden LandtagSwahlgesetz nicht möglich war. Dieser Antrag wurde durch eine bürgerliche Zufalls- Mehrheit gegen di« Stimmen ber Sozialdemokraten beider Richtungen und ber Kommunisten angenommen. Ein Antrag der Deutfchnationalen, daß Rcststlmmen nur einer Partei zu. gute kommen können, die bei der Verteilung der Sätze nach Maßgabe ber Wablzisser mindestens ein Mandat erhalten habe, wurde mit den Stimmen der Bürgerlichen und der A. S. P. D. angenommen. Einstimmige Annahme fand ein weiterer deutschnationaler Antrag, nach dem dte bisher tm Parlament nicht vertreten gewesenen Parteien bei Einreichung der Liste einen Betrag von 80N0 Mark als Beitrag zu den amtlichen Wahlkoslen zu hintcrlcgen haben. Der Betrag soll dem Staate verfallen, wenn auf die Liste dieser Partei nicht mindestens ein Abgeordneter gewählt wurde. Durch dte Au- »ahme dieser beiden deutschnattonalen Anträge wirb der Neu bildung von Splitterparteien erfreulicherweise der Weg sehr verlegt. Sport r» - ZptVSLL«» t-t »agoosLmar, l-olu» nx» «i» Sr1ri,^«W»»>tN< »-I »I«I> dot. N, Aid« »1« kl-vv- »-SxanvtxMmllMaalxnät-LM-U-imnar-nl-t««» Vv<» »OM«» 8X Illv »»< a«> a» »NM» Voctr. Bnn» »lumpt, veoräonz. »elepkon »««7, Man hat im IS. Jahrhundert tene Gäulentrommeln, die zueinander zu passen schienen, auf dem Boden aneinander- gelegt, und auch die Gebälkblvcke, soweit sse noch vorhanden waren. Ter deutsche Archäologe Ludwig Roß richtete vor hundert Jahren aus solchen Fragmenten die siebente und achte Säule der nördlichen Wand wieder aus. Jetzt, gleich nach dem Weltkriege, wollten die Griechen diese Arbeiten fortsetzen und möglichst die ganze Säulenreihe wiederherstellen. Aber die Aufgabe erwies sich alö viel komplizierter als icne erste. Noß hatte seine beiden Säulen falsch aufgebaut, aus Marmortrommeln, die gar nicht immer von derselben Säule stammten: die sechste Trommel, die von der siebenten Säule wirklich stammte, hatte er auf eine fünfte Tronkmel ge legt, die aber zur elften Säule gehörte. Kurz, al» Roß arbeitete, war die Archäologie noch nicht wett genug, um nur wirklich Zusammengehöriges zusammenzusetzen. Man kannte die Bauweise der Griechen, wenigstens die Handschrift deS ParlhenonmeisterS JkttnoS, noch nicht genau genug, um von jeder der aus dem Boden liegenden Säulentrommeln zu sagen: »Dies ist Trommel Nr S von Säule Nummer zwei.* Hier fragt man erstaunt, ob eö denn nicht gleichgültig lei. ob Trommel Nr. g, wenn sie nur wirklich die sechste von unten sei, von ber Een oder von der elften Gäule stamme. Den« dorische Säulen desselben Tempels seien doch vollkommen gleich in Maß und Proportion. Und von diesem Gedanken war natürlich Ludwig Roh bet seinen Ergänzungen auch ausgegangen, und im allgemeinen muß dieser Gedanke richtig sein und wird wohl auch richtig sein. Aber beim Parthenon, nnd die» Ist vielleicht das Erstaunlichste an diesem Wunderwerk, tst er nicht richtig: Es gab am ganzen Parthenon nicht zwei Parallelstücke, die tn den Matzen vollkommen übercinstimmtenl Jede» weicht von dcm zu erwartenden und auSzurcchnenden Normalmaß um ein Geringe» ab: aber jede weicht von diesem Normalmaß in verschiedener Meise ab! Daß der Parthenon nicht nach dem Richtscheit gebaut tst, wußte man vorher. Wo unsere Architekten ein« gerade Linie mit rechtem Winkel führen, zog JktinoS eine Kurve mit leiser Wellenbewegung nach Innen und nach außen, am Postament und am Gebälk, an den Säulen und am Giebelstm» Er wollte den optischen Täuschungen ber Perspektive auS ästhetischen Gründen entgegenarbeiten: die Fluchten sollten sich nicht zu ckneff verkürzen. Gvcthe hat es geahnt, al» er jene Verse schrieb: .... und die Triglvvhe schwingt, Ich glaube aar. der ganze Tempel Nngt. Diese Empfindung sür die musikalische Wirkung seines Naue» brachte den Meister nun dazu, lebe» Werkstück Inbtvi- duell durchzuarbeiten. Kein Werkstück durste dem anderen, entsprechenden, vollständig gleichen, sedeS mußte sich dem heim, lichen Rhythmus der Gesamtkomposition an seiner bestimmten Stelle fügen, fedeS mußte falsch sein, um wahr zu wirken — so wie in einer guten Statue ans teuer Zeit jede Einzelheit ana- tomisch „falsch* tst. damit da» Ganze künstlerisch leben kann. Als BalänoS an seine RestaurierungSarbetten der Par thenonsäulen ging, wußte er dies natürlich. Wa» Ludwig Roß so mühsam ausaebaut hatte, mußte wieder uiedergelegt werden. BalänoS riß die Säulen wieder ab, nahm di« falschen Trom meln heraus, setzte dte richtigen ein und hatte nun die Trom- mein, die ihm für dte anderen Säulen in der großen Lücke fehlten. Al» die Roßschen Gäulen wieder standen, baute er weiter tn dte Lücke hinein: zwei neue Säulen stehen schon, dte dritte tst tn Arbeit, und an ihr kann man sehen, wie er eS macht. TS stnd nicht alle Trommeln ganz vollständig erhalten, so baß Fuge auf Fuge paßt: manche Stücke stnd beim Sturz weagebrochen, zersplittert ober verschleppt. Hier wird nun nicht neuer Marmor «ingefltckt, sondern dt« Lücke wirb, mit Hilfe eine» Gipsmodell», tn Beton auSgegossen. ganz genau: denn die Maße kann man an Hand beS Vorhandenen au», rechnen. Von-den weiter noch fehlenden Gäulen tst fast alle» vorhanden, auch die Kapitäle, auch Gebälk, so baß man ohne weitgehende vetonfltckerei auSkommen wird. In zehn Jahren schon, vielleicht noch früher, wirb man dte ganze Nordwand der Säulenhalle aufgertchtet sehen, so daß man zu den beiden er- halten«» Kurzsetten dann wenigstens auf einer Seite die ver- bindende Langwand hat. Di« Lücke der anderen, ber südlichen Langsette, aber wird ewig klaffen: hier Et beinahe alle» zerstört. Wie wirb baS Ganze ««»sehen. und wie steht da» bisher Fertigaestellte au»? Aestheten haben verlauten lassen, diese Rekonstruktion sei barbarisch, dieses AnSateße« der Wunden mit Zement. Die» tst doch wohl allzu ästhetenhaft. Gerade well man nicht mehr mit Marmor flickt, wie Roß noch an den Säulen be» von ihm wieberhergestellten, zierlichen NtketempclS tat, sondern mit Zement, ist man vor Fälschung bewahrt. Wer wissen will, was neu und was alt Ist, steht eS sofort am Ma terial. und die Fehlstellen stnd so gering, daß ste nickt stören: ein paar blinde, stumpfe Stellen tn dem goldpatinterten Mar- mor be» echten Baue»: nicht» weiter. — Man braucht keine Angst zu haben, dte Arbeit wirb mit soviel Ehrfurcht und soviel künstlerischem Takt gemacht, daß von Schändung gar keine Rede sein kann. Der In dcrGcmäldekunde undBilderpslege sich langsam durchsetzende Grundsatz, in Oelbildcrn die Fehl- stellen mit Aquarellfarbe leicht zuzudecken sdamtt man sofort steht: hier ist ergänzt), muß auch in her Architektur, nnd sei ev die klassische, sein Recht haben. Der Gewinn ist sedenfall» größer al» ber etwaige Verlust: Der Parthenon steht plastisch vor unseren Augen, so daß daS phantasievoll schauende Auge tehen kann, wie er einstmals war. Hierfür kann man den griechischen Archäologen «nb ber Regierung dieses furchtbar verarmten Landes nicht genug dankbar sein. Sie hungern lieber weiter: aber der Parthenon soll trotzdem, soweit wie möglich, Wiedererstehen. Auch al» Beispiel einer ehrfurchtsvollen Gesinnung gegenüber einer herrlichen Vergangenheit tst die» groß. Bücher und Zeitschriften. ^ »Di« Kniff", Monatshefte für frei« nnd angewandt« Knuff (Verlag K. Bruckmann A.-G., München). Die beiden un» vorliegen de« Hefte Mat und Juni geben wiederum ein anschauliche» Bild von der universalen Einstellung dieser bedetrtenden, schünen deutsch«« Kirnstzettschrtft. — Au» dcm reichen und abwechslungsreichen Inhalt der beiden Heft« sei zunächst ein ausgezeichnet charakterisierender und herrlich illustrierter Aussatz über den AlterSstll von Lovt» Corinth genannt, dann eln ebensolcher Aussatz über die neuzeitlich« schwedische Maleret,- ferner ein solcher über die ausgezeichneten Plastiken von G. de Fiort, die schlichte Anmut mit herber Sprödig keit verbinden und In Ihrer Schönheit so gar nicht» Ueberstetgerte» haben. Höchst willkommen ist bi« ausgezeichnete Orientierung über neuzeitlich« französisch« Malerei, ebensall» unter Unterstützung vieler unübertrefflicher Reproduktionen. Aus dem Gebiete ber Architektur und der WohnungSknnst enthalten die Hefte zwei sehr gute Land häuser ber bekannten Berliner Architekten McbeS und Emmerich, dann eine umfangreiche Verviscntlichung über eine der glänzend sten neuzeitlichen Bauten: die Mülhclnrer Stadthalle der Architekten Vtetsfer «. Großmann. Nnnenaiie.-'attiing von Architekt Fahrenkamp. ^ Die «eneff« Nnmmer (Nummer k») ber „Münchner JIn- ffrterte» Presse" führt un» In dl« tropische Heimat der Banane nach Jamaica. Wetter bringt die inhaltsreiche Nummer allerlei Aktuali täten tn bilderreichen Abhandlungen: Abd^l-Krtm und der Nis-Krteg, Bergbahnen und Golfspiel, einen Aussatz zum 11«. Todestag K. M. von Weber», einen Illustrierten Artikel über die Kunst der MaSk«, eine zeitkulturclle Glosse über die Naturgeschichte de» Filmstar» und ein« Reihe von ausgezeichneten Sportbiidern. — Gleichzeitig fängt, neben ber Fortsetzung de» „Falschen Arthur", der neue Kriminal roman au» dem bolschewistischen Rußland: „Da» Geheimnis ber Ma- rakov»" an. X Rheinisch« Schicksalsfrage«. Eine Schriftensolg«, heran». gegeben tn Verbindung mit dem West-Au»schuß für Rhein, Saar, Muhr und Pfalz von Prof. Dr. R ü h l m a n n. Schritt iS: Dt« Großmächte und di« Rhetnsragen in den letzte» Jahrhunderte« von Dr. phil. et rer. pol. Helmut Görtng. Prtvaidozent. tBerlag: Reimar Hobbing. Berlin SW. öl.) V Da« AuswrrtungS- iMi»t,I«S-s Stenergcsetz nebst Erläute rung seiner wesentlichsten Bestimmungen. Bon ReglrrungSrat Dr. H. Rüßler. tFreiberg I. S., Verlagsanstalt Ernst Mauckisch.) V LnmpaziuS' Erdcnsahri von Alfons Hortung« r. (Lenlen-Verlag, Leipzig.)
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