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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-10
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1926
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Donnerstag. 10. Juni 1S2S Dresdner Nachrichten Nr. 267 Sette L Ne Hannoveraner Professoren gegen Lesslng. Ein vernichtendes Urteil. (Durch siunkspruch.» Hannover, 9. Juni. Die Vollversammlung des Lehrkörper« a» der Technischen Hochschule in Hannover hat einstimmig beschlossen, an den preußischen Minister sltr Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ein Schreiben zu richten, in dem es u. a. heißt; Der Widerstand der Stndentenschast gegen ble Lehrtiltta» keil des Privatdozenten Pros. Dr. Lessing ist et« so tief» gehender, daß er durch Zwangsmaßnahme« nicht überwunden »erben kann. Wir bedauern sehr, daß die Studierenden in der Wadi der Methode, ihren Widerstand zum Ausdruck zu bringen, teilweise sehlgegrtsfen haben, obwohl von ver schiedenen Lehrern in ernster und wohlmeinender Weise auf sie eingcwtrkt worden ist. Dank unserer Vertrautheit mit der Wesensart der Stndiereuden wissen wir, daß die ersolgten nnd noch zu erwartenden Maßregelungen nicht Frieden und Ordnung bringen werden, sondern daß eine Abwanderung der Otudierenden die unvermeidliche Folge sein würde. Die Auswirkungen werden auch di« ForschungStStigkeit beeinträchtigen, unter anderem dadurch, daß tiefgreifende Ent- riistung bereits auf weite Kreise tibergegriffen hat, die die Vissenschaftliche Forschung in den Hochschulinstitutcn bisher ans das wirksamste gefordert haben. Wir können «ns nicht davon überzeuge«, daß die Lehr tätigkeit des Herrn Lessing eine Wertschätzung verdient, die diese großen Opser rcchtsertigt. Wir sind uns einig, daß Herr Lessing nach seinem »»akademische» Verhalten und seiner nngel»euerlichen Verhöhnung der eigene« Hochschule nicht mehr würdig ist, Mitglied ihres Lehrkörpers zu sein. Wir richten an de» Herrn Minister die dringende Bitte, sofort eine geeigneten Weg zu beschreiten, um Herr» Lessing schleunigst zur Anfgadc seiner Vonla logontll zu veranlasse«. Wir wüßten sonst nicht, wie eine Schließung der Hoch- schule vermieden werden könnte, sind uns aber bewusst, daß die Verantwortung für diese einschneidenden Maßnahmen unS nicht treffen kann. Stimmen Berliner Hochschullehrer. Berlin, l>. Juni. Ein Berliner Blatt hat aus Anlaß deS Lessing-Dkandals einige Berliner Hochschullehrer um ihre An sicht zn diesem Fall lxfragt, Es sind da hochinteressante und für Lefsing keineswegs schmeichelhafte Antworten erteilt worden. So erklärte der durch seine Verdienste um die Ent wicklung des deutschen Handelsschiffbaues bekannte Geheim- rat Pros. Dr. Oswald Flamm von der Technischen Hochschule Eharlottenburg, daß die Veröffentlichungen Hessings das Empfinden weitester Kreise schwer verletzt hätten. Es sei daher begreiflich nnd mit Freuden zn begrüßen, wenn unsere akademische Jugend in Heller Empörung gegen die Verletzung ihrer vaterländischen Gefühle Front macht. Wir sollten Gott danken, daß unsere Jugend. ans der -och immer Deutschlands Zukunft beruht, für dt« HeUighaltnn« dcö nationale« tÄedankens etntritt. Aus mich, erklärte Gehctmrat Flamm, machte eS einen direkt widerwärtigen Eindruck, wenn ein Dozent gegen be rechtigte Kritik seines TunS unempfindlich bleibt. Ich habe daS Gefühl, daß hier rein politisch«' und undeutsche Be strebungen mit Gewalt, koste es was eS wolle, durchgesetzt werden sollen. Für mich ist es außer Zweifel, daß hinter Lessing jene zersetzenden Kräfte stehen, die schon so viel Un» Seil in deutschen Landen geschaffen haben. Wenn die Hoch, schulverfassung keine Handhabe gegen einen solchen Privat» dozenten bietet, dann ist eS aller.,-»,ge Heit, daß diese Ver fassung entsprechend geändert wird. Den srcicn hannoverschen Studenten aber schlägt jedes deutsche Herz entgegen. Auch der berühmte Berliner Theologe Prof. Dr. v. Nein- jold Sccberg betonte, daß eS gar keine Krage sei, daß Lesstug sich mehrfach taktlos benommen habe, vor allen Dingen, al« er setnerzett den bekannten Artikel gegen Hlnden- bürg schrieb. SS set zu bedauern, daß der preußische Kultus- minister nicht den scharfen Tadel, den er seinerzeit gegen Lessing gerichtet bat, zu einer Entziehung de« Lehr- auftrags auSdehnte. Allein bann wäre die Lage, die sich jetzt ergeben hat, vermieden worden. ES handelt sich bet dem Vorgehen der Studenten in keiner Weise um eine Kritik an wissenschaftft' Anschauungen, sondern um einen ^rötest gegen einen Dozenten, der sein Amt als akademischer Lehrer mißbrauch« hat. Ein für alle Mal ist zu fordern, daß ein akademlschcr Lehrer Würbe und Takt allezeit be> ''«rt. Geheimrat Prof. Pomprckj, der Rektor der Nerltner Uni versität, erklärte, daß es verwerflich und nicht von Vorteil für das deutsche Vaterland sei, wenn ein deutscher Wissen, schastler sich hinsetze und für eine deutschfeindliche Zeitung einen Artikel schreibt, der geeignet ist. unser Ansehen imAnS- lande zu untergraben. Vs wäre Pflicht der preußischen Re gierung. in Hannover einen danernde« Lehrstuhl sttr Philo sophie zn schassen und sich nach einem dafür geeigneten Manne «mznsehen. Professor Lesslng verweigert seine Aussage vor Gericht. Hannover, S. Juni. Im Gerichtsverfahren zur Unter suchung des studentischen Verschuldens gegen Professor Lessing sollte dieser vor dem Amtsgericht vernommen werden, ver- weigerte aber seine Aussage und begründete dieses ablehnende Verhalten wie folgt: „Ich halte die Studenten nur für bedingt verantwortlich, wenigstens in ethischer Be ziehung. Sie handelten meines Erachtens unter dem Einfluß politischer Verhetzung und beziehen sich dabei auf die seiner zeit von seiten der Staatsanwaltschaft bei der Hochschule cin- geleiicten Disziplinierung wegen meiner Berichterstattung im Haar mann-Prozeß. Ich habe der Staatsanwaltschaft gegen über zum Ausdruck zu bringen, baß ich von meiner Bericht crstattung auch heute nichts znrückznnehmen habe. Ich ver weigere meine Aussage in diesem Verfahren gegen die Studenten, da ich die Staatsanwaltschaft Hannover als Mit» veranlasserin der bentigcn Zustände an der Technischen Hoch schule Hannover ansehe» muß, weil ich zn der Zelt, da ich die Nnterstiitznng des Staatsanwalts bei der Anzeige gegen die Studenten wegen Bedrohung brauchte, von ihm im Stich ge lassen wurde. Ich werbt' anch Zwangsmaßnahmen gegenüber ans meinem heutigen Standpunkte stehen bleiben." Die Vorschläge de? Rektors Ocstcrlen zur Beilegung des Konflikts lehnte Professor Lefsing ab. Die Sludenlen seyen den Kamps fori. Hannover, 9. Juni. Nom Vorstand der Studentenschaft der Technischen Hochschule wird mitgetcilt, daß die Studenten schaft der Technischen Hochschule den Hochschnlbetrieb in vollem Umfange wieder anfnimmt. Wie mir weiter erfahren, stellt der Abbruch deS Studentenstreiks nicht etwa ein Nach- geben dcrStudentcuschaft dar, die vielmehr den ein mal begonnenen Kampf mit allen ihr zu Gebote stehenden Mit teln fortführen will. Heute nachmittag fand eine Sitzung des Strafsenats der Technischen Hochschule statt, in der wettere zwanzig Studenten vernommen wurden. Gerüchte über da- mit verbundene Relegationen sind unbestätigt. DeulschnaNonaler Antrag zum Vossina. Koristtkl. Berlin, 9. Kurvt. Im Preußischen Landtage ist ein d-entschnattorvaler Antrag eingcgangen, der das Staaisministc- rtrnn ersucht, schleunigst die Disziplinarbehörde anzuweisen, daS Verfahren gegen di« im Kalle Lcssing in Hannover relegierten Studenten aufznheben und die Betroffenen für den durch dieses Urteil entstandenen ideellen und mate riellen Schaden zu entschädigen. Eine ähnliche Anfrage hat auch die Wirtschaftliche Bereinigung eingebr-acht. Hommuilislenverhaskungen in Berlin. Berlin, 9. Juni. Aus Anordnung deS UntersuchungS richterS hat die politische Polizei gestern nachmittag ekne An- > zahl Haussuchungen bei kommunistischen Kunktionären vorgenommcn und etwa zehn Personen verhaftet. Die Fest- genommenen wurden zunächst ins Polizeipräsidium gebracht, siünf der Verhafteten wurden dann dem UntersnchnngSrtchter vorgeführt- Die Haussuchungen und die Verhaftungen erfolgten wegen der Verbreitung der vor längerer Zeit von der Polizei aus Anordnung der Staatsanwaltschaft vorgenommenen Beschlag nahme der Broschüre „Bürgerkrieg", die zum be- w"ftneten Kampfe gegen die bestehende Verlastuna ai'ftnfi. Die englische Aegeirung und der Kohlenflreik. London, 9. Juni. Die Negierung beschäftigt sich mit der durch das Scheitern der neuen Verhandlungen iin Kohlenstreik geschaffenen Lage. Wie verlautet, wird u. a. vorgeschlagen, daß di« Regierung von sich aus eine Abstimmung unter den Bergarbeitern in di« Wege leite. Die Mitglieder des Boll- zugsrates -er Bergarbeiter find in die Kohlen-bcz-irke abgereist, um dort f ü r d t e F o r t s e tz n n g d e s K a m p f e s zu wirken. Der Sekretär deS Bergarbeiterverbandes, Cook, hat noch ein mal mit besonderem Nachdruck erklärt, daß die Bergarbeiter nur unter den alten Bedingungen die Arbeit wieder auf nehmen würden. Berlin, v. Jmrk. Der Reichspräsident wird am Sonn abend, dem 12. d. M.. der meckleuburg-strelitzscheu Landes- regtcrung in Neustrelitz einen Besuch abstatten. sWTB.s Die Weber-Ausstellung in -er SlS-lischen Bücherei. Nunmehr ist anch die Carl-Maria-v.-Weber-Ausstesiung in den Räumen der Städtischen Bücherei in der Thcaterstraßc fcrttggcstcllt, und man kann ohne Einschränkung »gen, daß sie alle Erwartungen übertrifst. DaS wichtigste st, daß sie nicht nur in Ehren neben den Ausstellungen in der Landcsbibliothek und im Stadtmuseum bestehen kann, sondern daß sie speziell nach der musikalischen und not-en» archioalischcn Sette hin als eine unerläßlich notwendige und der Musikstadt Dresden in jeder Hinsicht würdige Ergänzung zu jenen Ausstellungen anzusprechen ist. Wenn man in Betracht zieht, wie verhältnismäßig jung das Unternehmen der Städtischen Bücherei in seiner jetzigen Form ist. dann must man der planmäßigen und zielbcwußten Arbeit, mtt der vor allem Direktor Löckle und sein getreuer Helfer Dr. Qu aas diese Weber-Ausstellung ins Werk gesetzt haben, alle Hochachtung zollen. Vollständigkeit und Eignung für den praktischen Gebrauch — -aS sind die Hauptmerkmale dieser Weber-Ausstellung, -te sofort in die Augen springen. Man findet an biographische« Werken über Weber, an Briefen. Schriften. Lebensbeschreibun gen aller Art, sowie vor allem an Einzel- und Gesamtaus gaben von Webers Tonschöpfungcn. über 600 Exemplare, blcmiß eine achtunggebietende Zahl! Wertvoll ist, daß alle Musikfreunde, vom enthusiasmierten Laien bis zum verwöhn ten Musikkcnner oder ausübenden Musiker, auf ihre Rechnung kommen und das für sic in Krage Kommend« finden, nnd tivar ohne Mühe und Umschweife, da eine musterhafte An ordnung nach den einzelnen Schaffensgebieten, Kompositions- gaitnngen und vor allem nach den verschiedenen Graden der Leicht- oder Schwerspiclbarkctt s— namentlich für die Klav-icr- arrangemcnts und Klavtcrwcrke kommt dies in Krage —) die Ausgabe der Werke, die im Durchschnitt in se 19 Exemplaren vorhanden sind, wesentlich erleichtert. Man findet, um nur einiges flüchtig zu streifen, Wcbersche Lieder für eine oder mehrere Gcsangöstimmen mit Klavier- oder Gitarrebegleltung die erfahrungsgemäß und erfreulicherweise für die Zwecke guter Hausmusik oft angcfordert werden; man findet die zweihändigen Klavtcrwcrke Webers s— so jenes „Rondo brillant", in dem noch einige „vom „Alclndor" her in seinem Kopse spukende" Themen Verwendung fanden —t, di« vier- odcr achtbändigen Klavierwcrkc, Violin- und Kammermusik, sinfonische Werk«, Chorwerke iPartitur der Ci-Dur-Mesie), die Opern in Partitur, Klavieranszug sverschtedcnste Be- arbeitungen, wie Kleinmichel und Mahler — für dt« „Drei Pintos" —) und EinzelarrangementS aller Art. Man findet schließlich an theoretischer und biographischer Literatur Aus gaben der Briefe Webers an Karl v. Brühl, an H. Lichtcn- stein, Ausgaben der Schriften Webers von Nohl, Kapp, Pfordten «und anderen, Biographien nnd musikgeschichtliche Werke, di« Webers Stellung und Bedeutung für die deutsche Musikgeschichte besonders behandeln <— Fä'kms, Kapp, Bi«, Hasselberg, Kinds Operndichtung und ihre Quellen, Pfihner und viele andere —sowie auch des Dresdner Musikhistorikers Otto Schund kleine Schrift „Weber und seine Opern in Dresden". Und »och zwei besonder« Kostbarkeiten hat bi« Städtisch« Bücherei aufzimveiscn, bi« nahezu in direkter Beziehung zu Weher stehen und einen besonderen Anziehungspunkt der Ausstellung bilden dürften. Kammermnsikus Theo Bauer hat nämlich Mozarts Handschrift jenes Duettino Nr. 8 auS dem „Titus" („Doll proncii IN ckoloo »mpiosso") zur Ver fügung gestellt, das in der in Berlin befindlichen Partitur der Oper nur abschriftlich zu finden ist. Aeußerlich steht dieses geradezu kostbare Dokument insofern in nahezu direkter Beziehung zur Weber-Ausstellung, als «S durch Webers Kusine Constanze Mozart seinerzett in den Besitz deS Z-ittaucr Musikfreundes Exncr gelangte; innerlich in sofern, als ta der stilistische Einfbuß der Mozartschen Opern — und nicht zuletzt auch der „seriösen" —, wie eben auch „TituS", auf den jungen Weber nicht unterschätzt werden darf. Als zweite handschriftliche Kostbarkeit ist zu sehen ein Satz sAndaiittno) aus Spohrs, deS anderen großen Roman tikers. Vierter Sinfonie. Betrachtet man diese beiden vriginalmanuskripte, so bieten sie - Webers frisch und genialisch hingepinselic Züge und Spohrs ziemlich kalligraphischer, bei nahe pedantischer Duktus — dem Kenner interessante grapho- logische Vergleichsmomente. Nach Besichtigung der Weber-AuSstellnng hatte «an. dank der liebenswürdigen Erläuterungen durch Li« Herren Löckle, QuaaS und Bibliothekar Mchnert, Gelegenheit, noch einige Einzelheiten über die Pläne der Städtischen Bücherei zu er fahren, die sich bald zu einer der besten und wohlorganMerten Musikbüchcreicn Deutschlands entwickeln dürfte. So möge sich die Weber-Ausstellung in der Städtischen Bücherei, der auch einige Nußbaumblätier auS dem Hoster- wttzer Garten d«S Meisters frisches Grün verleihen, recht regen Zuspruchs und eifriger Vcnntznna erfreuen. Denn nicht der tote, historische Weber, sondern der lebendige Meister deS „Freischütz", wie er im Volke fort und fort lebt, hat hier mit seinen Werken eine würdige Heimstätte gefunden. lFelir von Lepel. Eine Gulspöchlerlagung in Deriin. Berlin, 9. Juni. Die Spttzenorganisation der deutsche« Gutspächter, der Domänenpächterverband und der Reichs- bund wirtschaftlicher Pächter, die die „Arbeitsgemeinschaft dentscher Pachtbetriede" gegründet habe», veranstaltete heute tm ehemaligen Preußischen Herrenhause die erste Tagung deutscher Gutspächter. Nach BcgrUßungDausprachen eines Vertreters des RetchSarbettömtutstertumS und des Reicks- ernährungsmintsleriums dankte der Präsident des Reichs» landbnndes Hepp der Arbeitsgemeinschaft für die Einladung. Der Neichölandbund sehe in der Gründung der Rctchsarbetts- gemeinschast eine» hochbedeutsamen Zusammenschluß, dem er das größte Interesse entgcgenbringr. In der Arbeitsgemein schaft komme der klare Wille der Pächter zum Ausdruck, sich selbst zu behaupten und damit der Landwirtschaft und somit der gesamten Volkswirtschaft -u Helsen. lÄehcimer NegicrnngSrat Dr. Ehrling ging bann näher auf die Ausgaben der Arbeitsgemeinschaft ein. Die furchtbare Not der Landwirtschaft treffe -te Pächter be sonders schwer, weil ihnen der Rückhalt des eigenen Besitze- fehle. Schlange-Schöninge« warnte davor, im Kredit ein Allheil mittel für die Wtrtschasts-nöte zu sehen. DaS wichtigste für den Pächter wie für die gesamte Landwirtschaft lei. daß die entscheidenden Regierungsstellen Schluß machten mit der ein seitigen Konsnmcntenpolitik, nnd endlich eine vrodnktionS» fördernde nationale Wirtschaftspolitik betrieben. DaS Hauptreferat der Tagung hielt Los Vorstand-Mitglied -er Deutschen Domänenbank. Rechtsanwalt Klepper, über di« Kinanzkrise des Pachtbetriebeö. , Während es dem Eigenbctriebe möglich sei, di« kurz fristigen, hoch-verzinslichen Pcrsonalschulden in langfristige Real-chulden mnznwandeln, hätten die Pächter infolge der jetzt bestehenden Gesetzgebung hierbei Schivierigkeitcn. Es set an der bisherigen Kreditpolitik zu rügen, daß die Ausgabe des Kredits jetzt erfolge, ohne daß der Verwendungszweck kontrolliert werde. Die unbedingt notwendige Entschuldung deS Pächtcrstandcs sei nnr hcrbetzusiihren, wenn mit der Anss gabc eines EntschuldnngSkreditS, also mit der Ablösung der bestehenden Verbindlichkeiten, Bctriebüberatung und Betriebs, kontrolle Hand in Hand gehen. Dieser Gedanke der Um gestaltung des landwirtschaftlichen Kreditgeschäfts unter dem Gesichtspunkte der Prvduktivnsförbernng läge dem jetzt vor den Reichstag gekommenen Gesetzentwurf zugrunde. Er müsse noch In dieser Session Gesetz werden, damit dem Pächter der Zwang zu einer unsachgemäßen Verwertung der Ernte durch die im Herbst fällig werdenden Verbindlichkeiten erspart bleibe. Nachdem Rechtsanwalt Klepper im Schlußwort noch einmal die unpolitische Einstellung -er Arbeitsgemeinschaft betont hatte, gebangte eine Resolution zur Annahme, in der die im Referat enthaltenen Gedankcngängc noch einmal unter strichen wurden. Die Osfizierspensionen. Vom Deutschen Osfizicrbund wird uns u. a. geschrieben: „Der Artikel „Putschen — ein gutes Geschäft" tu der Nr. 20 deS „Montagmorgcn" tMM.j vom 17- Mai 1926. -er seinen Weg durch die gesamte Linkspresse genommen hat, ent hält sehr viel Unwahrheiten. In dem angezogcnen Artikel ist eine Lifte von bekannten Offizieren ausgestellt unter Angabe, welche Gesamtbezüge sie in den letzten acht Jahren, in Goldmark umgcrechnct. erhalten haben sollen. Es ist hierbei zu bemerken, daß die Republik erst im November acht Jahre alt wird. Es dürften also in der falschen Zusammenstellung sogar noch die aktiven Kriegs- gcbührnissc enthalten sein! Jeder Mensch, der. ob Beamter oder verabschiedeter Offizier, die Nöte der Inflationszeit durchgemacht hat, weiß, daß diese Bezüge infolge Fehlens der Wcrtbcständigkcit gar nicht in die heutige Währung umzu- sctzcn sind. Um aus der Liste der genannte» Offiziere einige herauszugreifen, deren Bezüge nach der Inflationszeit hier bekannt sind, sei folgendes festgestellt: Nr. 1: General LudenLorff bezieht ohne Steuerabzug monatlich 1182 Mk. Nr. 2: General Graf v. d. Goltz ist »rst seit 644 Jahren pensioniert, bis dal,in hat er im Osten in schweren Kämpfen mit seinen tapferen Offizieren und Mannschaften von Deutsch land den Bolschewismus abgewandt. Er bezieht ohne Steuer abzug monatlich 1040 Mk. nach 89jähriger Dienstzeit. Nr. 3: Admiral v. Schroeder bezieht monatlich IM) ML nach 89jährigcr Dienstzeit. Nr. 1: General v. Moehl ist erst seit zwei Jahren a«S der Reichswehr verabschiedet. Nr. 12: Maior v. Sodenstern bezieht monatlich m-kt Steuerabzug 819 Mk. Nr- 13: Kapitän Ehrhardt ohne Steuerabzug 866 ML Nr. 11: Kapitän Mann ohne Steuerabzua 897 Mk. Dieser hat. wie festgestcllt, überhaupt nur 6170 Gvldmark Insgesamt bezogen. Diese wenigen Feststellungen mögen genügen, um Sen Hetzartikel zu kennzeichnen." Kunst un- Wissenschaft. s Dresdner Theaterspielpla« für heute. OpernhanS: „Die Bohäme" s8); Schauspielhaus: „MrS. CheneyS Ende" sk8); Albert-Theater: „Antouia" s^8); Rest- denz-Theater: „DaS Hollandweibchen" <8); Neues Theater: „Liebelet" s>68): Central-Theater: ^vt« Frau ohne Kuß" s>48). f Orgelvesper in der DretkbnigSkirch«, Sonnabend g Uhr. Dr. Schnorr v, EarolSfeld spielt Werke von vossi, siranck und Stttard. f Der Knnftverein Planem t. B. eröffnet? im AuSstellnngS- sa-al der Staatlichen Kunstschule fiir Textilindustrie eine um fassende Ausstellung von Werken des Berliner Künstler- Professor Emil Orltk. f Die nächsten Gastspiele rnssischcr Theater in Deutschland. Der russische Regisseur Meyerhold, der auS der Schule der französischen Kubisten und Konstruktivistcn hernvrgcgangen ist und deren Anschauungßmethoden rcgictechnisch ans die Bühne überträgt, wird Im April nächsten Jahres mit einer auS- erwählten Truppe seines Theaters tn Berlin gastieren. An schließend daran sind auch Gastspiele In Hamburg und Frank furt a. M. geplant. — Auch Tairosf verhandelt zurzeit über ein Gastspiel tn Berlin, das voraussichtlich im Rahmen der Neinhardt-Rarnowsky-Robert-Bühne stattfindcn wirb. Der Termin steht noch nicht fest, doch wird -aS Gastspiel voraus sichtlich erst Im Herbst 1927 stattfindcn können, da die Tairoff» Bühnen fiir Frühjahr und Sommer 1927 bereits anderweitige Verpflichtungen eingegangen haben. f Eine Licdkomposition von Friedrich Nietzsche. In der Versteigerung von Antographen aus einer großen mitteldeutschen Samlung, die am 21. und 22. Juni bei Karl Ernst Henrlci in Berlin stattfindrt, kommt auch ein eigen händiges M us i k in a n us k r i p t von Fried rtchNietzsche unter den Hammer. Es handelt sich um eine Vertonung des Liedes von Chamisso „Das Kind an die erloschene Kerze": „Du arme, arme Kerze gibst fürder keinen Schein, erloschen ist so schnelle daS Licht daS freud'gc Helle, o mußt eS also sein, usw.", für eine Singstimme mit Klavierbegleitung. Die musikalische Struktur ist einfach und ganz dem schlichten Charakter deS Liedes angemessen gehalten. Nietzsche hat die Komposition mit außerordentlicher Sorgfalt sowohl ln den Noten wie im bcigesügten Text geschrieben. Die Echtheit der Handschrift, die aus 8'4 Seiten besteht, ist von seiner Schwester Förster-Nietzsche bestätigt. f* PrelsanSschrciben sür daS beste Wiener Bolksstück. Der ,Flrib alter Wiener", der sich die Förderung der het»
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