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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 14.06.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220614017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922061401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922061401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-14
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
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Dres»»rr »echrichte« «r. 27r Die Schul-sragen -er Vesch»rre«e» tm Erzberger-Mor-prozetz. tOigner Drahtbertcht »er „DreSdn ?l a ch r t ch t« «".l Offenbnr«. iS. Juni. Die heutige VormittagSsitzung kommt aus de» Brief au die Krau des Landtagsabgeord- ueten Niettesch noch einmal zurück. Müller wird erneut vom Vorsitzenden gefragt. ob er den Brief geschrieben habe. Es werden noch einmal di« ausfallend übereinstimmende» Rebler und die ausfallend gleichartige Schrift ermahnt, Das Original der Prvbeschrtst sebe genau so aus. als wenn Müller dabei das Bestreben gehabt habe, «eine Schrift zu verstellen. Müller erklärt, er Hab« sich durch die Zumutung, den Probebrtef z» schreiben, beleidigt gefühlt. Dabei sei er erregt gewesen und er hätte dem llnteriuchung-richler gesagt, wenn er nicht Untersuchung»» nchter wäre und eine solche Zumutung an ihn stellen würde» c,n mehrmaliger Augelwechsel die Folge wäre. Der Unter- ulchungSrichter bemerkt, daß er diese Aeußerung nicht ernst genommen hatte. Der Lchreibsachverständige bleibt un- gedingt bei seinem Gutachten, dahingehend, daß Müller diesen anonumen Brief geschrieben habe Die Angelegen heit wird dann fürs erste verlassen. Darauf wird ein jähriger ehemaliger Fähnrich z. S„ jetziger Studierender Massvw v Prince aufgerufen Sr gibt unverhohlen zu, daß er bei der ersten Untersuchung und Bernehmung falsche Angaben gemacht, und ans die Krage, warum er das getan habe, sagt er ganz ruhig und kalt: Ich habe mir gedacht: warum soll ich den Leuten gleich die Wahrheit mge»? Es hat sich damals um die Feststellung gewisser Termine des Aufenthalts der Schulz und Tillcssen gehan delt. Der Zeuge hat, obgleich er «v anders wußte, völlig falsche Angaben gemacht. Auf die Frage, auf die er die '.-«ulivort verweigern konnte, ob er vor dein Mord etwas non dem Mvrdplan gemuht habe, erwidert er: Nein. Auf einzelne Fragen, die die Organisation 6 angehen. ver weigert er die Auskunft mit der Angabe, er fürchte, gegebenenfalls in ttrafgerichtliche Untersuchungen gezogen ,n werden. Dir beiden Lchuldfragen, die den Geschworenen vor- gelegt werden sollen, haben folgenden Wortlaut: 1. Ist der Angeklagte Manfred v. Ktllinger schuldig, dem staufmann Heinrich Schulz aus Saalfeld und dem Oberleutnant a. D. Heinrich v. Ttllessen aus Köln- Lindenthal, nachdem sie den NeichstagSabgeordneten Mathias Erzberger am 2g, August 1031 bet Griesbach ge meinschaftlich durch mehrere Pistolenschüsse vorsätzlich und mit Ueberlegung gelötet hatten, willentlich Beistand geleistet m haben, um sie der Bestrafung zu entziehen: ist er schuldig, ihnen Beistand vor Begehung der Tat zugesagt zu haben? Für den Fall der Verneinung der ersten Fr.fge: 2. Ist der Angeklagte Manfred v. Killinger schuldig, Schulz und Tillellen wissentlich Beistand geleistet zu haben, um tie der Bestrafung zu entziehen? Mittelstan-stag in Brarrirschwelg. Nraunschweig. 13. Juni. Der vom Retchsschutzoerband >ür Handel und Gewerbe in Braunschweig. von der Zentral stelle zur Erhaltung von Friedenswirtschaft und Eigentum in Berlin vom Zentralverband Deutscher HauS- und Grund- bcsitzervereine und anderen Vereinigungen einberufene retchSdeutschc Mittel st andstag wurde hier Sonn tag nachmittag in dem dichtbesetzten Saal de- „HofjägerS" eröffnet. TS waren über 500 deutsche Städte durch über 800 Vertreter, ferner das braunschweigische StaatSmini- sterium und sonstige staatliche und städtische Behörden, die Handelskammern, die Deutschnationale BolkSvartei, die Deutsche BolkSpartet und die Deutsch-demokratische Partei durch Abgeordnete nertreten. Außerdem waren als Ver treter dcS ausländischen Mittelstandes u. a. der Vizepräsident der Handelskammer in Rotterdam und Mitglieder deS Niederländischen ArbeitSrateS erschienen. Der Vorsitzende, LandtggSabgeordneter Stebald auS Braumchweig, brachte «ach der Begrüßung der Vertreter zahlreiche auS dem In- und AuSlande etngelrvfsene Telegramme und schriftliche Kundgebungen zur Verlesung, Unter lebhaftem Beifall sprach nach Beendigung der zahlreichen Begrüßungs ansprachen Stadtrat Hu mar lMUncheni, Mitglied deS ReichSwirtschaftSrateS. über die Bedrohung des seßhaften Bilrgerstandes durch die Gesetzgebung. Der größte Fehler der Steuergesetzgebung sei eS. -aß man sie aüfgebaut habe, bevor das Schanddokument des Versailler Friedensvertrages in seiner ganzen vernichtenden Wirkung feststand. Eine vom Landlagsabgeordneten Wellel lWolsenbütteU ein- aebrachte einstimmig angenommene Entschließung for- oert den Reichsdeutschen Mittelstandsverband und den ReichSschutzverband kür Handel und Gewerbe ans, ein Kartell aller schaffenden Stände anzustreben, und Verhandlungen, die trüber in dieser Richtung bereits eingeleitet sind, wieder aufzunehmen und zn einem baldigen Abschluß za bringen. vertliches >m- Siichsisches. De««»««. IS. 2u«t> Die vr»-uer Gastwirte g«Oe« aeue Sondersteuer«. Ein« am Freitag, den 0. Juni, in den »Drei Raben" statt- gefunden« Versammlung ber Hotel-, Gast- und Schank- wirteveretne und KafscehauSbesitzer hat einstimmig folgende Entschließung gefaßt: „Die Versammlung nimmt mit Befremden Kenntnis, daß die Behörde» unter Hintansetzung brr obersten Grund- sätze der Besteuerung, ber Gerechtigkeit, der Allgemeinheit u»d Gleichmäßigkeit wiederum neue Sondersteuern für da» GastwirtSgewerbe planen. eS sind die» die erhöhte Wohn st euer für Ausländer, die sogenannte Hocker st euer, die SchankverzehrLsteuer und die Gemeindegetränkesteuer. Da» GastwirtSgewerbe ist wie kein andere» Gewerbe mit Sondersteuern geradezu überlastet: wir erwähnen nur die vier-, Wein-, Schaumwein-, Branntwein-, Mineral, maller-, .st onzcssionS-, LustbarkeitS-, BcherbergungSsteuer usw. ES liegt auf der Hand, daß bet dieser beispiellosen Be steuerung die neuen geplanten Steuern eine verheerende Wirkung auöüben müssen. Schon jetzt macht sich infolge all mählicher Stabilisierung deS Dollarkurses und damit der Mark ein Rückgang des Au»länderverkehrs bemerkbar, den vor allem die Hotel» z. B. in München, Leipzig und auch hier empfinden: eine besondere Belastung der Wohnung für Ausländer verletdet denselben die Benützung der Hotels. Die Hockersteuer muß bei den weniger Bemittelten auf reizend wirken, da nur der Besserbemittelte gegen Zahlung der Steuer länger im Lokale verweilen darf. Auch kann e» nicht gerade die Achtung de» Bürger» vor dem Gesetze heben, wenn er gegen Entgelt — in diesem Falle Steuer — die Polizcivorschriften übertreten darf. Die Vergnügung» stcuer hat bereits sich dahin ausgewirkt, daß zahlreiche Gast stätten ihre Pforten geschlossen haben, nm sich nicht vollend» zu ruinieren. Einen riesigen Schaden würde auch die Ber- zehrSftcuer unserem Gewerbe znfügen, die nach der Art der Gastwirtschaften abgestust werden kann und 10 bi» 20 Pro zent vom Umsatz betragen darf. Während also alle anderen Gewerbe nur 3 Prozent vom Umsatz entrichten, soll da» Gast- mirtSgewerbe neben den 3 Prozent und den genannten Sondersteuer» noch lv bi» 30 Prozent Schankverzehrssteuer tragen. Da» ist einfach undenkbar. Wenn besonders die Gemeinden neue finanzielle Mittel benötigen, so wird auch baS GastwirtSgewerbe wie bisher seinen Teil gern dazu beitragen: aber die Sonder- besteuerunaen. welche endlich zu einer Erdrosselung des Ge werbe» führen werden, müssen aushören. Die Versammlung spricht sich daher einstimmig und ent- schieden gegen die erhöhte AuSländerwohnsteuer, sowie über- Haupt gegen jede Erhöhung der Gemetndewohnsteuer über die Retchöwohnstcuer hinan», gegen die sogenannte .Hocker steuer, die SchankverzehrSsteuer und die Gemeindegetränke- steuer au» und hegt die Erwartung, daß die Behörden der Notlage unsere» Gewerbe» Rechnung tragen, von den ge planten Sonberstenern Abstand nehmen und die bereits dem GastwirtSgewerbe aufgcbürdeten Steuern auf ein erträg liches Maß zurückführen werden, damit nicht eine Unzahl von Betrieben diese» Gewerbe» um ihre Existenzmöglichkett gebracht wird." Irreführende Gerüchte über die Düngerversorgung. Unter dieser Ueberschrist schreibt die Nachrichtenstelle der StaatSkanzlet: „In landwirtschaftlichen Kreisen wird da» Gerücht ver breitet, daß die Regierung tm Frühjahr die Gestellung von Wagen verweigert und dadurch die ausreichende Dünger- zusuhr verhindert habe. Da» Gegenteil ist richtig. Allerdings war infolge Rohstoffknappheit, Eisenbahnerstreik und der allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Verhält nisse die Tüngerversorgung zeitweise sehr knapp. Die Regierung hat aber im Einverständnis mit den beteiligten Kreisen durch Verhandlungen mit ber Eisenbahnvcrmalmna und den Snndikaten erreicht, daß die Belieferung Sachsens mit Kali gesteigert und zur besseren Versorgung mit Stick stoffdünger Sondcrzüge von den Erzeugerwerken aus nach Sachsen abgefahren wurden. Auf diesem Wege konnte die Versorgung Sachsens wenigstens mit diesen beiden Dünge- Mitteln auf eine tm Vergleich zu anderen Ländern zu friedenstellende Höhe gebracht werden." lleber neue Frage« im Ad»l,rechr sprach OberlandeSgerichtSrat Dr. Baring in der letzten Versammlung de» Roland. Nach ber neuen ReichSver- fassnng ist der Adel im Deutschen Reiche aufgehoben: er be- steht nicht mehr vor dem Gesetze als Adel, und die Bezeich nungen von. Freiherr, Fürst. Herzog usw. sind nur noch Raniensbestandteile, aber keine Adelstitcl mehr. Natürlich besteht in den beteiligten Kreisen der Begriff Adel, das Be wußtsein der Zugehörigkeit zum Adel ruhig weiter fort und man hat sich zu helfen gewußt verlorene Rechte in anderer Form, wt,-er neu zu gestalten, um ste in «tu« spätere Zeit hinüber zu retten, wo e» vielleicht von Wert sei« wirb, sein« Zugehörigkeit »um jetzt aufgehobene» Adel Nachweise» »n können. Landesherren. Heroldsämter. Mtntsterten, dt« früher die amtliche Ltstenführung de» Adel» besorgt«»!, sei»« Zugehörigkeit bestimmten, gibt e» nicht mehr. An deren Stell« ist die Deutsche Adelsgenossenschaft getreten, die die Adelslisten wetterführt, bzw. ste neu eingerichtet bat und nebenbei »vahrhast revolutionäre Grundsätze über Ver lust und Erwerb des Adels ausgestellt hat. Sv ». B. wird in den Listen eingetragen, wer über hundert Jahre lang den Adel tatsächlich berechtigt geführt hat, e» wird nichtm sie eingetragen — also al» adelSvrrlustig ausgefaßt — wer sich einer strafbaren ehrenrührigen Handlung schuldig gemacht hat, ganz tm Gegensatz zu früherem Rechte, nach dem ein Adelsverlust aus diesem Grunde nicht au-gesprochen wird. Dr. Baring wie» auch auf die bekannt« Vereinsgründung hin. die der vormalige König Friedrich August von Sachsen mit seinen nächsten Familienmitgliedern vollzogen hat, indem er unter Stummer Süll de» Verein-realster» beim Amtsgericht Dresden den Verein HauS Wettin Alberttntscher Linie angemeldet und Statuten niedergelegt hat. ES ist hier ein interessanter Ausgleich gegenüber der Aufhebung der HailSgesctzc, der Nichtigkeitserklärung aller ehebehin dernden Fainiliengesetze geschaffen, indem einfach ein Para graph der Bcreinsstatutc» darüber bestimmt, wer Mitglie des Vereins sein kann. Sv entscheidet z. B. der Vorstand deS Vereins über die Zugehörigkeit vom Verein, Abvv- ttonömüglichkcit usw. und es wird damit für die dnnastischen Familien im Wege der BereinSstatuten annähernd erreicht, was die früheren jetzt aufgehobenen Hausgesetze bezweckten. Nächster Bortrag im Roland morgen, Mittwoch, abends l-tiS Uhr, iNeustädter Bahnhofswirtschaft): Pfarrer Dr. B l a n ck m e i st r r ..AuS der Ehronik derer von Hase". -* Ehiucsische Richter im Reichsgericht. Dem Reich» gerichk stattete am Montag der Senatspräsident beim chinesischen Obersten Gerichtshof in Peking Tso Hu Lee einen Besuch ab. In seiner Begleitung befand sich Dr. jur. Sze Ätng aus Peking unter Führung dcS Bizekonjul» Dr. jur. Hans Trant ans Berlin. Die chinesischen Juristen wohnten längere Zei» einer Sitzung des sechsten Zivil senats bet, um die Einrichtung des höchsten deutschen Ge richtShoseS und die Handhabung seiner Rechtsprechung kennen zu lernen. —* Die Stadtverordnete» nehmen in ihrer Sitzung am Donnerstag die Neuwahl des Stadtverordneten- vorsteherö vor. Ferner wird u. a. beraten über Le« Antrag Büjenberg und Gen. aus Errichtung eine» Ort»- gcsetzcs. in dem bestirnint wird, daß die dauernde Ver wendung von Saal- und Gastwirtschaften zu andere» Zwecken, insbesondere zu Geschäft»- und Bnreauzweckcn. der Genehmigung des Rates bedarf: über den Antrag, die Kirschen an den städtischen Straßen städtischerseits abzu ernten und an minderbemittelte und kinderreiche Familie« zu verkaufen oder den Krankenhäusern für minderbemittelte Kranke zur Verfügung zu stellen: über den Antrag Dr. Dteneinann und Gen., den Rat zu ersuchen, von der Absicht, Teile ber Dresdner Heide der Bebauung freizugeben, ab zusehen: über die Gewährung von Vergütungen für Frei- machung von Wohnungen. —* Sin öffentlicher Bezirkstag der Amtshanptmann« schast Dresden-Nenstadt findet am Montag nachmittag» 2 Uhr statt. —* L«ffentliche Sitzung des GchulausschuffeS findet Freitag, den l6. Juni, 5 Uhr. im Neuen Rathau», Eingang Ringstraße, 3. Obergeschoß, Saal 358. statt. Die Tages ordnung hängt in der Hausflur des Neuen Rathauses (Ringstraße) und in den StadtbeztrkSinspektionen au». —* Erleichterung im Grenzverkehr mit der Tschecho slowakei. Nach einer neuen Verordnung der tschecho-slowa>- lischcn Regierung ist Reisenden bei Überschreitung ber tschecho-slowakischcn Zollgrenze die Mitnahme von 3000 Tschcchokronen rcsp. 10 000 Mk.. 1000 französischen Kranken. 1200 italienischen Lire. lSO holländischen Gulden, 15 Pfund Sterling, 50 Schilling. 300000 österreichischen Kronen usw. pro Person gestattet. Gleichzeitig wurden Erleichterungen bei der diesbezüglichen Zollrevision geschaffen. —* Die Dresdner Kaufmannschaft beschloß in einer unter dem Vorsitz des Kommerzienrats Konsul Mittasch abgehaltenen außerordentlichen JnnungSversammlung ein stimmig. die vom Vorstand vorgcschlagenen Abänderungen der Satzung zu genehmigen und insbesondere fllr da» laufende Geschäftsjahr als ordentlichen Mitglied» beitrag lOO Prozent de» bisherigen LZeitrageS zu er heben. Anschließend an die außerordenit/che JnuungSver- sammlnng fand eine Gcsamtsitznng statt. U. a. gelangten die von der in der letzten Gesamtsttzung für die Verhand lungen mit dem Etadtrate wegen des Neubaues de» Stadthauses an der Theaterstraße gewählten Kam Mission für die Dresdner Kaufmannschaft abgegebenen Er klärungen zur Wahrung der Interessen der Innung zur Pillnitz. Da» Schloß zu Pillnitz ist gleichsam eine Rhapsodie von den Wettinern. Ter mächtigste des ganzen Geschlechtes, ein Mensch von Nietzschiicher Prägung, königlich an Leib und Geist, A u g u st der Starke, hat es go'chassen. Wo hält« er dte leuchtenden Funken seines herrischen Gente- wtllen» in der Umgebung Dresdens nicht gesät! Da» sog. Wasservalais, das l7L1 bis 1723 nach PöppelmannS Entwurf gebaut wurde, und da» Bergpalais, jenseits der gärtneri schen Anlagen nach den Höben zu gelegen, stehen beute noch von seinen Tagen her. Neuere Schöpfung ist der an da» Kchlotzrestaurant anschließend« Teil de» SchloffeS. da» Nene Schloß geheißen: er erhebt sich auf der Stelle, wo ein Brand am l Mat 1818 di« alten Gebäude vernichtete. Wer die Lchloßräume durchschreitet, macht -ine Wan- aernng durch Zellten und an einzelnen Menschen vorüber. Tr begegnet dem Prunk und Stolz einer kraftstrotzenden Vergangenheit, und er sicht die nüchterne Schlichtheit, mit »er die letzten Wettiner ihr Leben führten. Er verweilt vor dem Bilde SilvestreS. bas den Kurprinzen Friedrich August, Augusts deS Starken Thronfolger, darstcllt: eine blühende, lebensfrohe, den Künsten offene Erscheinung, und er stockt an der lchmucklo'en Lagerstatt, wo König Georg sein Leben aushauchte. Der Kapellenflügel deS Neuen Schlosses öffnet sich dem Besucher zuerst: die katholische Kapelle besängt den Eintretenden mit dem Ernst ihres hohen Raumes, mit den kühlen Fresken Vogel» von Vogelstein aus dem Leben des Heilandes, die Gemälde der Decke zeigen den Tod der Maria, dc« Himmelfahrt der Hvchgcbene-eiten und ihre Krönung tm Himmel. Rote Polster und hellbraun getönte Tische und Sitze machen die Ausstattung zu ebener Erde aus. D«r Festsaal. auch Kuppelsaal geheißen, schließt sich an. Starke korinthische Säulen an den Seiten traaen die Decke: die Ausstattung ist sparsam, doch kostbar: eine große Par kettfläche im Mittel bleibt leer. Links bat man den Aus blick zum Fliedergartcn. Hier fanden dte Hoftafeln statt. Den Kaffe« nahmen die Gäste dann im anstoßenden chine sischen Kasscezimmcr, einer Schöpfung des Königs Georg, >004 entstanden. Alichinesiiche Aquarellmalereien aus Reis- vapier, das man in Europa erst sehr mühsam wieder hat zusammenfügen müssen, bedecken dte Wände: auf Konso len mit Drachenmotiven sind wertvolle chinesische Pozellane dozwtschengestellt. Hier wie noch in manchem anderen Raum stehen goldene französische Boule-Uhren ans dem 17. Jahrhundert. Das Wasserpalas, der älteste Tchloßteil. beginnt mit einer Flucht von Gast- und Fremdenzimmern. Ein Tirne^ Schlaf-, Wob» und Arbeitszimmer l eien hinier einander. Hier wohnte ost die Schwester de» Königs >cried- ellch August, Maria Josefa. Wir bewundern «in gearbeitete» Wolchgerät an» Meißner Porzellan und einen reizenden Damenschreibttsch. an dem man hinter umgelegten geätzten Gläsern als Beschauer, aber ungesehen, verweilen kann. Von da tritt man in di« Räume de» König» Johann, schlichten StilempsindcnS Zeugnis. An dem Arbeitszimmer, wo ein wesentlicher Teil der Dantcübersetzung entstand, ist das Majestätischste der Blick hinaus zu dem Eckfenster im Rücken deS Tisches. Ta fließt die Elbe im Eck um die Psaueninsel. und dahinter mag man an Hellen Tagen dt« Dächer vom Köntgstein er blicken. Ter Nebenraum, mit Biedermeiermöbeln und einem Glasschränkchen voll Meißner Porzellan, ist da» Sterbezimmer des König». Di« Jalousien sind hcrunter- gelassen: leichtes Dämmern füllt da» Gemach. Davor biegt sich die graziöse Freitreppe zur Elbe hinunter. Die Räumlichkeiten der Könige Georg und Friedrich August sind von gleicher Bescheidung in ber Ausmachung. Ein Bild de» Hofmaler» Schmidt verdient hier Beachtung. ES stellt die Monarchenzusammenkunft in Pillnitz vom 25. August 1701 dar: eine groß gewollte Konferenz, bei der Kaiser Leopold II.. Friedrich Wilhelm II. von Preußen sauf dem Bilde eine sehr anspruchsvolle Erscheinung» und der spätere König Friedrich August der Gerechte zusammcn- trascn, um sich über ein Eingreifen zugunsten Lud wigs XVI. zu beraten. Auch diese Zusammenkunft verlief übrigens ergebnislos. Bei den Familienbildern des Wettinischen Hauses sind «in paar von Anton Grass bemerkenswert. Durch den Lustgarten gelangt man zum Bergpalais hinüber: eS enthält die Räume deS Königs Albert und ber Königin Carola. Ein sestlicherer Geist hat sie alle aus- gestaltet. Helligkeit der Farben. Gold und Weiß. Porzellan, Spiegel, Parkett. Kamine mit Bouleuhren, die sinnen srohen Bilder des 17. Jahrhunderts, das sind die be herrschenden Eindrücke. In einem Borzimmer ist eine ganze Galerie schöner polnischer Hofdamen aus der Zeit Augusts deS Starken vereint: ein Salon, den Weinlig aus- gestatiet hat, weist »l. a. das berühmte Tischchen mit den Ein lagen aus Meißner Porzellan zwischen Marmor. Bronze und Emaille auf. Wir sehen Kronleuchter mit GlaSbehang, Ttehleuchter. deren Kerzenlicht das Bild eines Wasscr- ftüelS erdichtet, feine Nokokoschränkchen mit Geheimscdern und -fächern, schließlich die wundervollen Repräsentations räume. Und da sind wir wieder bei dem Schöpfer des Schlosse». Vom chinesischen Saal, den Wandmalereien mit chinesischen Motiven schmücken, hoch und durchaus licht ge- baut, tritt man ans einen AuSsichtSplatz in» Freie. Recht» und link» steile grüne Baummaucrn, gegenüber, im Sommer versteckt, die Ruin« auf dem BorSberg. Da ist einmal die Natur Schmuck zu Pillnitz. DaS Schloß ist seit dem l. Juni dem Publikum wieder zugänglich Eine gewisse Umstellung, die man sich aber nicht zu beträchtlich vorsicllen darf, die durch geeiancte Ver wendung ber Möbel überall eine stilvolle Einheitlichkeit bervorznbringen trachtete, bat darin unter ber Leitung von Professor Hacnel, dem Direktor des Historischen Museums, stattgesunden. ES hat aber eines solchen Ein spiels der Neuerung gar nicht bedurft, um die Dresdner hierher zu locken. In reicher Zahl besuchen sie schon das wieder erössnete Schloß. Wie sollte auch der Anblick nicht erfreuen, der Zeiten wiberspicgelt, in denen wir »och — mit vielfachem Gewinn — so manche» Höhere über unk anerkannten! Kunst un- Wissenschaft. r* Mitteilungen der Staatstheater. Schauspiel haus: Morgen. Mittwoch sl-48), das Schauspiel „B a s a n t a s e n a" in ber Besetzung der Erstaufführung Spielleitung: Jltz. — Am l5. Juni ll^8> wird zahlreichen Wünschen entsprechend noch einmal ln dieser Spielzeit die Komödie „Rausch" von August Strindberg gegeben. Be fetzung: Jltz, Alice Tagny, Paulsen, Ponto, Alice Beiden, Luise Firle, Müller. Spielleitung: Viertel. — Am 10. Juni s7 llhr) wird nicht „Wilhelm Dell" sondern Goethe» „Tor guato Tassv" gegeben. Im Staatlichen Sch au spiel Hause werden in den ersten Monaten der kommenden Spielzeit sEnde August bis Dezember 10221 voraussichtlich Uraufführungen neuer Dramen von Herbert Eulenberg und HannS I o hst stattsindcn. Ferner sind folgende Er stauff ü hru n gen in Aussicht genommen: „. . . und Pippa tanzt", Glas- hütteninärchen von Ger hart Hauptmann. ..Der Liebestrank" von Frank Wedelt» d. „Improvisationen im Juni". Komödie von Max Mohr und „HanS von Huttens Buße". Schauspiel von -Hans Schwiefert. An fang Dezember soll das neue Weihnachtsmärchen heraus gebracht werden. Neu einst ud irrt werden folgende Werke: „Maria Stuart" von Schiller. „Gabriel Schillings Flucht" und „Michael Kramer" von Gerhart Haupimann. Anläßlich deS 00. Geburtstages Ger- hart HauptmannS sl5. Novcmberj wird «ine Gerhart- Hauptmann-Wochc staitftnden, die durch eine beson dcrS festliche Veranstaltung etngelcitet werden soll. z* Ventral-Theater. Nüchsten Frellag beginnt dte bi» 1». August dauernde Lustivielsailo». Zur Ausstthrung gelaugt al» erste Neuheit der Schwank „Der keusche Lebemann" von Franz Arnold und Ernst Bach. Die von ihrer früheren Tätigkeit am Eentral-Theater bekannten Kräfte Gifa Gl et«. Gerda Meller und Arthur Klaproth wurde» wieder vervsltchtet. Fltr dte übrigen Hauptrollen wurden Trub« Lobe vom Thalia- Theater In Hamburg. Hann« Gütz »am Theater am Zoo tn Berlin. Frttz Ehler von den Kammerlvielen In Hamburg und Gustav Ullrich vom Nenstädter Schautpielhau« engagiert. 1* OpcrnhanS. Von den nicht wenigen Koloratur sängerinnen, die seit Jahr und Tag aus Anstellung gastieren, war Margret O ch ö - P s a h l vom Breslauer Stadt- thcater eine der besseren. Sie ließ als Konstanze tn der „Entführung" einen ausgiebigen tragsähigen Sopran hören, der mit Geläufigkeit sich tm Figurenwerk ergeht unb tm
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