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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030325018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-25
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.03.1903
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Der 38 Jahre alte, vorbestrafte Kutscher Johann Paul Fiedler aus Schadewitz trat in Gemeinschaft mit dem 1878 hier geborenen, ebenfalls vorbestraften Handarbeiter Paul Friedrich Alfred Gerlach als Waaenmarder auf, wodurch eine ganze Anzahl Wagenverleiher geschädig. wurde. Beide An geklagte entnahmen, die Handwagen angeblich nur auf eine kurze Zeit gegen die vereinbarte Leihgebühr, di« sie beim Zurückbrinaen des geborgten Gegenstandes zu zahlen versprachen. Aber weder von den beiden Männern, noch von ihren Wagen sahen die Ver leiher jemals etwas wieder. Die beiden Angeklagten operierten nicht nur in Dresden und seinen Vororten allein, sondern traten auch auswärts auf. so u. a. in Potschappel usw. Gemeinschaftlich wirkten beide nur in zwei Fällen, in denselben handelt es sich um zwei Handwagen im Werte von 70 bezw. 50 Mark. Das größte Konto entfällt aus Fiedler allein; dieser eignete sich im Januar aus die geschilderte Weile nicht weniger als 13 Wagen an, die zusammen einen Wert von 475 Mark repräsentieren. Die lange Fortsetzung seiner dreisten Handlungsweise war ihm nur dadurch möglich, daß er unter falschen Namen austrat: er nannte sich Paul Seidel und Paul Müller, legte zur Legitimation über seine Person dahin gefälschte Ausweispapiere vor und unter- zeichnete die Empfanäsberenntmsse der ihm leihweise anvertrauten Wagen mit einem solchen, ihm nicht zukommenden Namen. Fiedler ist weiter schuldig, in einem Trödlergeschäft in Vorstadt Löbtau von der Ladcntafel weg ein Portemonnaie mit 47,50 Mark ent- wendet zu haben. Während er dies in der Äorvernehmung glatt zugegeben, beginnt er in der Hauptverhandluna, da er seine frühere Zusage vergessen haben mag, diesen Diebstahl zu leugnen, indes ohne Erfolg. Fiedler wird zu 3 Jahren Gefängnis und für die falsche Narnensbeileauna, die er auch bei seiner auf dem Hauptbahnhofe erfolgten Festnahme beibehielt, zu vierzehn Tagen Haft verurteilt. Gerlach erhält 9 Monate Gefängnis. Die bürgerlichen Ehrenrechte verliert der erster« auf die Dauer von 5 Jahren, der letztere auf 3 Jahre. — Der Arbeiter Wilhelm Qtto Röhl aus Schöneberg bei Berlin war in der Ehamotte- und Osensabrik von Hosmann u. Co. in Meißen beschäftigt. Er genoß volles Vertrauen und wurde des halb auch mit dem Abholen von Posteingängen betraut. Eines 'Laaes erhielt er Auftrag, einen Betrag von 1000 Mark umzu- ivcchseln. DaS „viele Geld" verführte ihn, zunächst nach Holland und dann nach England zu gehen. Nachdem die unterschlagene Summe aufaevraucht war, kehrte Röhl nach Dresden zurück und wurde verhaftet. Er erhält 10 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. — Am 12. Dezember abends fuhr der Kutscher Karl Hermann Pahlitzsch aus Äugustusburg, weil er auf dem Bocke einaeschlasen war, mit seinem zweispännigen Bierwogen in der Nähe der „SchusterhauseS" in einen Motorioagen der Straßen- bahn. Es wird chm zur Warnung eine Geldstrafe von 60 Mark vder 12 Tage Gefär-gnis auferleat. — Unter Ausschluß der -Lefsentlichkeit wird gegen den Buchbinderlehrlina Paul Hermann Leupold auS Dresden wegen SittlichkeitsverbrechenS in der Rich tung des S 176, 3 des Strafgesetzbuches verhandelt. Der An geklagte wird für schuldig befunden und zu 6 Monaten Gefängnis 'verurteilt. — Als ungetreuer Verwalter erwies sich der Geschäfts- reifende Karl Gottlieb Pohle aus Wurzen. Er war Reisender für einen hiesigen Kaufmann, vereinnahmte für seinen Herrn Kundengelder, behielt aber davon annähernd 1000 Mark für sich. Ter Angeklagte schützt vor, das fremde Geld im Geschäfts interesse verbraucht zu haben. Die 5. Strafkammer erkennt aus I Jahr 6 Monate Gefängnis und 8 Jahre Ehrverlust; 1 Monat Gefängnis gilt als verbüßt. — Der wegen Diebstahls vorbestrafte Arbeiter Karl Julius Lehmann aus Ebersdorf hat im Herbst vorigen Jahres einer Bekannten in Klipphausen bei Wilsdruff einen Besuch abaestattet. Er verschwand heimlich, mit ihm aber auch eine Taschenuhr. Der in Rückfall ausgeübte Diebstahl findet seine Sühne mit 8 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust. — Zu 3 Monaten Gefängnis wird der Pantoffel- macher Heinrich Wilhelm Göpfert verurteilt, weil er einen Wechsel über 33 Mark fälschte und diesen gegen ein Darlchn von 3 Mark als Sicherheit gab. — Der mehrfach vorbestrafte Kontorist Oskar Emil Hofmann aus Laubegast war Verwalter eines dortigen Fabrikgeschäfts. Innerhalb Jahresfrist unterschlug er trotz aus kömmlichen Gehalts die Summe von 1200 Mark. Um diese Veruntreuungen zu verdecken, bewirkte er falsch« Eintragungen in die Geschäftsbücher. Er erhält durch Urteil der 3. Strafkammer 1 Jahr 4 Monate Gefängnis. Ein neuer kirchlicher Kampf. Zur Jesultenfrage erhalten wir eine längere Anschrift, der wir folgendes entnehmen: Die römische Kirche leidet an einer schweren Krankheit, die vielleicht, für uns alle zu früh, ihren Untergang berbeisühren muß; an einer Pest, die vor allem das Deutsche Reich mit der grüßten Gekahr bedroht. Diele Pest ist der I esu t t is <- muS. Er vernichtet da» Gewissen und ist im stände, dir Familien, das wirtichafllichr. das ganze nationale Leben zu ruinieren. Daß die Ermordung Heinrichs lil., Heinrich- IV., Wilhelms von Oranien und die große Verschwörung gegen die Königin Elisabeth, vor allem der dretßigiährige Krieg niehr oder minder da» Werk der Jesuiten waren. daS weiß jedes wohlunterrichkele Schulkind. Aber dos ist ja vorüber. Dagegen nicht vorüber ist die gewissenlose Sittenlebre der JAuiten. Die Jesuiten lehren: man braucht scliiem Gewissen nicht zu folgen, wenn man eine annehmbare andere Ansicht der de» Gewissens gegenüberstellen kann (Probabi- lismus). Die Jesuiten lehre» seiner, man lönne ein Unrecht tun, wenn man nicht dir Absicht habe, «in Unrecht zu tun. Bor einigen Jckdren batte ein bayerischer Priester seine Haushälterin verfuhrt und ermordet. Er behauvtete vor Gericht, nach de» Lehren «einer Kirche habe er keinen Mord begangen: er habe die unglückliche Perion nur getötet, um teine Kirche vor de, Schande ieinrr Sünde zu bewahren (GewissenSlenkung.) Endlich ist eS nach jesuitischer Sittenlrhle erlaubt, durch de» .geistlichen Borbehait" andere zu läwchen. Der soeben genannt« Priester konnte auf die Frage: .Hast L>»> den Mord begangen?" dem Richter mit Nein antworte», wenn er zu seiner Antivott blnzudachte: ..Keinen Mord, den ick Dir bekennen müßte". Diese Lehren werden noch heute in den Pricsteiiemtiiaren de» Schülern eingeprägt. Das kann, ja da» muß die Regierung auf Tod und Lebe» ebenso bekämpfen wie die Mordlust der Anarchisten. Den» Pflanzstätten der Sttienlosigkett kann und darf sie im Reiche nicht dulden. Unsere Negierung darf aus keine» Fall warten, bi» die Krank heit, die wir beschriebe» haben, sich erschöpft und dann aujhört. Sie würde dann au all' den Belwüstiinarn. die jene Krankbeit inzwi'chen ailljchtet. mitschuldig sei». Pie aber ist die lesuitiiche Best zu bekämpfen? ES genügt üicht. die Jesuiten vom Reiche wrn zu ballen; denn da» Glft deS JesuittSmuS wird durch die Priesteriemtnare auch ohne Jesuiten der ganzen Kirche eingeimpft. Da- alio toll unsere Regierung tun? Sie muß alle Negierungen Europa» zu überzeugen suchen, daß der Jesullisinus vernichtet werben muß. wen» das Gedeihen der europäischen Staaten nicht auf da» Tiefste soll erschüttert werden. Sie muß dann mit den anderen Regierungen vereint an den Papst die bestimmte For derung richten, daß er die jesuitische Siltenlelire in der römischen Kirche verbiete. Wird von den andere» Regierungen uniere Regierung bet ihren, Vorgehen im Stiche gelassen, dann hat sie allein dielen Schritt zu tun. Weigert sich der Papst, in seiner Kirche da» Gewissen wieder zur Geltung zu bringen, dann weiß die Welt. waS sie von ihm zu halten bat. Er hat sich dann das geschichtliche Todesurteil gesprochen, das sich von selbst vollziehen wird. Ihm gegenüber hat unsere Regie,i,„g damlt ihre Pflicht Mlillt Sie hat sich a» die deutschen Bischöfe m wenden, von ihnen dir Venverluna der jesuitischen Sittenlebre und die Ent fernung oller sie enthaltenden Lehrbücher ans deir Prleslerseiiiinaien zu foidern. Lebnen auch uiiiere Mchöie es ob. für bas Gewissen gegen die Gewissen-verderbniS einzutrete». dann sind sie abiu- setzen. Dann muß die Kirche, der die «Regierung nichts zu leide tut, die sie im Gegenteil retten wollte, die Folgen tragen. Dann gilt eS. fest zu sieben und nicht zu ermüden in dem Kampfe, dessen Losung lautet: Für den Katholizismus gegen den JesuitiSmuS. Bleibt dann unsere Regierung »ur fest, so wird man erkennen, daß Deutschland berufe» ist, das Gewisse» Europas zu sein. Alle Welt wird ausatmen wie nach einer ver heerenden Krankheit. Die sittliche Kraft wird in de» Nationen wachsen. In den Parlamenten wird der ParteiegoiSmiis gedämpft werden, der ohne Scham und Gewisse» seine Pläne verfolgt, wen» auch die Nationen dabei ru gründe gehen. Die leftritnche Partei ist für de» PnrtelegvismuS vorbildlich gewesen. Sie hat auch die anderen Parteien vergiftet. Stirbt die Wurzel, so stirbt der ganze Giftbaum, wein, auch »ur allmählich. So wichtig ist der Kamps geaen den Jeinillsmrrs. Für dielen Kamps ist es nur gut, daß der Papst noch da und baß er „unfelilhar" Ist. War die Unftlilbarleitserklärnira des Papstes gegen die Nirblkatholiken eine Kriegserklärung, dann ist cs ein dopvrlter Sieg, wird sie gezwungen, den. Guten zn diene». Hat Clemens XIV. am 16. August 1773 den Jesuiten- Ordeu aufgehoben, dann lau» und mag ei» anderer Pavst — Was mehr ist — den Iesnitisinus aufheben. Frankreich kämpft jetzt einen harten Kamps mit der römischen Kirche. Hellen »vir rlnrr znnr Siege über die Krankheit vieler Kirche, dann geben wir auch ihm und „ndercn Nationen de» inneren Frieden, den sie suchen und nicht finden. Die Ver nichtung des JeiiiitisinnS ist der Weg zum Frieden Europas und zum friedliche,, Erblühe» der Nationen. Laiien wir den Augen blick, den Völkern nm uns her eine große Wohltat zu erweise», ungenützt vorübergchen. so werden wir das lange zu bereuen haben. Die Absicht unseres Kaisers, srcundschastliche Beziehungen zu allen Staaten zu erhallen, wird bann nicht so erreicht, wie sie erreicht werde» könnte, und dje Stellung des Deutschen Reiches nicht so befestigt, wie es möglich wäre. Darum gilt es nicht die Leidenschaften zu erwecken, nicht so oder io die römische Kirche zu verletzen oder doch zu kränken, sondern unerichülterlich dem Losungs worte zu folgen: Für den Katholizismus gegen den JeiurtismuS. Noch gibt cS in Dcutickland ehrenwerte, ihrer Kirche treue Katholiken geling, die der Jeiiiiteiiinoral sich schämen. Und noch gibt es Protestanten und protestantische Geistliche genug, dir nicht von außen die römische Kirche beunruhigen wollen, sondern ihres Gedeihens, wenn sie ihrer großen reli giösen und sittlichen Aufgabe eingedenk ist, sich freuen. Stehen diese und jene zusammen. daS Gilt des Jesnitis- inus zu vernichten, dann wird der konsessivnellr Friede erstarke» und die Welt wird erkennen, daß es. bei aller Mannigfaltigkeit der kirchlichen Forme», doch noch ein einiges abendländisches Christentum, eine einige christliche Sittlichkeit gibt. Das muß erreicht werden. raqeSgeschicht?. Deutsches Reich. Die wichtigsten Bestimmungen des dem Reichstage nunmehr zugegangenen Entwurfes der Abänderung des Wahlreglemcnts sind in den 88 11 und 15 enthalten. 8 11 lautet: Der Tisch, an welchem der Wahlvorftand Platz nimmt, ist so aufzustellen. daß er von allen Serien zugänglich ist. Auf diesen Tisch wird ein verdecktes Gefäß Wahlurne) zum hineinlegen der Stiminzettel gestellt. Vor dem Beginne der Mstimmung hat sich der Wahl- Vorstand davon zu überzeugen, daß die Wahlurne leer ist. Die Stimmzettel müssen von weißem Papier und dürfen mit keinem Kennzeichen versehen se>n. Sie sollen 9 : 12 Zentimeter groß und von mittelstarkem Schreibpapier sein und sind von den Wählern in einem mit amtlichem Stempel versehenen Umschlag, der sonst kein Kennzeichen haben darf, abzugcbcn. Die Um- schlüge sollen 12 : 15 Zentimeter und aus undurchsichtigem Papier ocrgestellt sein. Sie sind in der erforderlichen Zahl bereit zu halten. Es ist notwendig, durch Bereitstellung eines oder mehrerer Nebenräume, die nur durch das Wahllokal betreten werden und un mittelbar mit .ihm verbunden sind, oder durch Borrichtungen an einem oder mehreren vom Vorstairostische getrennt stehenden Nebentischen Vorsorge dafür zn treffen, daß der Wähler seinen Stimmzettel unbeobachtet in den Umschlag zu legen vermag. Ein Abdruck des Wahlgesetzes und des Reglements rst rn dem Wahllokal auszu legen. 8 1b lautet: Der Wähler, welcher seine Stimme abgeoen will, nimmt von einer durch den Wahlvorstand in der Nähe des Zuganges zu dem Ncbenranme oder Nebentisch aufgestellten Person einen abgestempelten Umschlag an sich. Er begibt sich sodann in den Nebenraum oder an den Nebcntisch, wo er seinen Stimmzettel unbeobachtet in den Umschlag steckt, tritt an den Vorstandstisch, nennt seinen Namen, sowie auf Erfordern seine Wohnung und übergibt, sobald der Protokollführer den Namen in der Wählerliste aufacfunoen hat, den Umschlag mit dem Stimm zettel dem Wahlvorsteher oder dessen Vertreter, der ihn sofort unerösfnet in die Wahlurne legt. Wähler, welche durch körper- liche Gebrechen behindert sind, ihre Stimmzettel eigenhändig in den Umschlag zu legen und diese dxm Wahlvorsteher zu übergeben, dürfen sich der Beihilfe einer Äertrauensperson bedienen. Stimm- zettel, welch« die Wähler nicht in dem abgestempelten Umschlag, oder welche sie in einem mit einem Kennzeichen versehenen Um schläge abgebcn wollen, hat der Wahlvorsteher zurückzuweisen, ebenso die Stimmzettel solcher Wähler, welche sich m den Neben raum oder an den Nebentrsch nicht begeben haben. Der Wahl- Vorsteher hat darauf zu halten, daß die Wähler in dem Neben raume oder an dem Nebentische nur so lange verweilen, als un bedingt erforderlich ist, um den Stimmzettel in den Umschlag zu stecken. Aus der Begründung ist noch folgendes hervorzuheben: Die Kosten für die Beschaffung der Umschläge zu den Stimm- zetteln werden nach der unter den Bundesregierungen getroffenen Vereinbarung von den Bunde»staaten getragen. Bekanntlich wird gegen die im Jahre 1900 erfolgte müßige Erhöhung des BörsensrempelS auch beute noch lebhafte Opposition gemacht, die Stempelerhöhung fall bas Geschäft ins Ausland ge drängt, die deutschen Börsen geschädigt und die ReichSernnahuren anstatt vermehrt vermindert haven. Ter jetzige preutzische Handelsmintster Möller, früher als Rcichstaasabgeordneter ein Freund der Börfensteuererhöhnng, hat diese Ansicht zu der seinigen gemacht und eine Aenderung des Gesetzes für notwendig erklärt. Daß die Börsensteuererträge indem kritischenJabre1901/02 'infolge der wirtschaftlichen Depression eben>o wie alle übrigen VerkehrSeinnahmen lWechselstempel, Eisenbahnfrachlen, Poslgc- bübren usw.) vorübergehend einen mäßigen Rückgang gezeigt haben, ist ia richtig. Im laufenden Jahre 1902/03 zeigt die Ein- nähme a»S dem Borsenstemper jedoch, ovschon noch keineswegs ein wirtschaftlicher Aufschwung erngetreten ist, eine recht erfreuliche Besserung. Vom 1. Aprrl 1902 bis 28. Februar 1903 wurden rund 32 Millionen Mark gegen rund 24 Millionen Mark in der Zeit vom 1. Avril 1901 bis 28. Februar 1902 vereinnahmt, mithin in den ersten elf Monaten des laufenden Rechnungsjahres eine Zu- »ahme von acht Millionen Mart oder 33V» Prozent! Voraus- sichtlich wird der Ertrag der Börsensteuer für das laufende Rech- nungsiohr der höchste jemals dagewesene fein. Jeder unbefangene Beurteiler, meint die „Köln. Volksztg.", muß deshalb überrascht sein, wie wenig informiert der preußische Handelsminister war, als er sich in dem erwähnten Sinne äußerte. Jetzt gewinnt aber diese Angelegenheit noch ein weiteres Interesse, nachdem die Auf stellung der Stempelrevisionen bei den deutschen Bankgeschäften im Jahre 1901 sfür das Jahr 1902 liegt eine solche bedauerlicher weise noch nicht vor) erschienen ist. Aus dieser RevisionSlistc er fahren wir zweierlei: 1. wie wenig energisch das Revision-recht seiten- der Steuerbehörden bei den sogenannten Privatbankiers ausarübt worden ist, und 2. wie geradezu erschreckend groß die Zahl der Defraudationen sich bei diesen herausstellt. In Preußen wurden vo» 2556 revisionspflichtigcn Bankiers ri» Jahre 1901 nur 523 revidiert, wobei sich 1365 Defraudationen oder Kontraventionen herausstellten, in Bayern von 461 Bankiers 199 revidiert mit 6826 Defraudations- und Kontraventionsfällen, in Mecklenburg-Schwerin von 18 Bankiers 17 revidiert mit 1162 Fällen. In Hamburg wurden von 713 Bankiers nur 9 revidiert: dort scheint also das Revisionsrecht fast gar nicht ausgeübt zu werden. In Württemberg hat überhaupt keine Revision stattge sunden! Trotz der vieliarrfendfachen Stempellnnterziehung rst nur in ganz wenigen Fällen Strafantrag gestellt worden, rn allen übrigen Fällen hat man sich, wie es scheint, mit der Nachcrhebung deS Stempels begnügt. Damit blieb natürlich die Reichskasse ge schädigt in allen den Fällen von Stempelhinterzichungen, die man nicht entdeckt hat, weil man nicht revidiert hat. Die Reichs- haush alts komMission hat deshalb am 20. d. M. eine Reso lution nach dem Antrag des Zentrumsabgeordneten Speck be schlossen, worin der Reichskanzler ausgefordert wird, für eine strenge und gleichmäßigere Handhabung des Revisionsrechts Sorge zu tragen. Zweifellos steht schon jetzt sest, daß die Stempelhinter ziehungen einen geradezu ungeheueren Umfang erreicht haben, und daß auf diese Weife die Neichsfinanzen außerordentlich gc schädigt sind. Zu dem konservativen Delegiertentag, der heule in Berlin zusammentritt, schreibt die „Krcuz-Ztg.": „Seit dem kon servativen Parteitage, der zu Dresden am 2. Februar 1898 abge- haltcn wurde, hat eine größere Versammlung von Vertretern unsc rer Gesamtparlei nicht ftaltgefnndcir. Daffir haben der geschäfts führende Ausschuß und der große Vorstand der Partei in der Zwischenzeit mehrfach getagt und sowohl die laufenden Geschäfte erledigt als auch für den bevorstehenden Tclegiertentag die erforder lichen Vorbereitungen getroffen. Insonderheit sind von den er wähnten leitenden Körperschaften zwei wichtige Fragen erledigt bezw. gefördert worden: die Berufung eines neuen General sekretärs an Stelle des nach 25jähriger Wirksamkeit in Ruhe ge tretenen Leiters unseres Zentralbureaus und die Revision unse res zwar vortrefflichen, aber teilweise veralteten Organisations- slatnts. Der neue Generalselretär. Major Straffer, führt die ihm übertragenen Geschälte bereits seit fast einem halben Jahre mit Um sicht und Tatkraft. Unter seiner Amtsführung hat sich jetzt schon ei» weit regeres Leben entwickelt als bisher. Das neue Qrga- nisationsftatut ist von dem aeschäftssührenden Ausschüsse vor- beratcn und liegt dem Gesaintvorstande der Parlei zur endgültigen Beschlußfassung vor. Ein Teil der statutarischen Neuerungen ist bereits ins Leben getreten, wie dies seinerzeit mitgeteilt worden ist. Als wichtigste und offenbar glückliche Neuerung ist die Ein setzung eines besonderen geschäftsführenden Mitglieds des Parici- vorstandcs anzusehe». Dadurch ist die Kontinuität der Geschäfts- ffihruirg im Sinne der Parteileitung gewährleistet. Ter Landtags- abgeordnetr Geheimer Repieriingsrat v. Loebell ist zur Ausübung dieser Funktion verusen und hat in seiner Eigenschaft als aeschäfls- führendes Mitglied bereits eine rege und ersprießliche Tätigkeit entwickelt. In allen den für den Delegiertentag in Betracht lom- menden Fragen herrscht in der konservativen Pariei volle Einmütig keit. Die nach unserem Ermessen vom Parteivorstande glücklich gelöste Organisationsfrage wird keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Auch in der Stellungnahme bei den Reichstagswahlen werden Meinungsverschiedenheiten nicht obwalte», denn in unserem Ver hältnisse zu den übrigen Parteien ist eine Aenderung seit der letzten Wahl nicht cingetreten. Im großen und ganzen wird jedenfalls auch für die bevorstehenden Wahlkämpfe der Beschluß des letzten Delegrertentages, den der Dresdner Parteitag sich zu eigen ge macht hat, maßgebend bleiben, daß nämlich in den Wahlkretsen ein Zusammengehen der Ordnungsparteien gegen die Sozialdemo kratie unter voller gegenseitiger Respektierung der Selbständigkeit und des Besitzstandes zu sördern. und daß dort, wo dies nicht ge lingt. die Ausstellung eigener Kandidaten behufs größeren Ein flusses bei den Stichwahlen zu emvsehlen ist. Was die Ausstellung von Kandidaten unserer Partei betrifft, so lautete der damalige Beschluß: „Es ist zn wünschen, daß als Kandidaten auch Vertreter aus dem Handwerker- und Geiverbestande, sowie aus den Kreisen der ländlichen Kleinbesitzer in Aussicht genommen werden, Vor allem aber ist auf die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Kandidaten zu sehen." Selbständigkeit und Unabhängigkeit nach allen Richtungen sind allerdings die Haupteigenschaften, die — in politischer und materieller Hinsicht — von einem zuverlässigen konfervativen Abgeordneten gefordert werden müssen. Ueber oie „Allgemeine politische Lage" wird, Graf zu Limburg- Stirum referieren. Nicht minder wichtig ist der weitere Gegen stand der Tagesordnung: „Wirtschaftspolitik", über welchen zwei gerade auf diesem Gebiete besonders erfahrene und bewährte Parteiführer, die Grasen v. Mirbach-Sorquitten , und Kanih-Poaangen berichten werden. Es wird sich bei diesem Punkte zeigen, daß die konservative Partei ihre alte bewährte Wirtschaftspolitik in ihren Zielen und Bestrebungen nach wie vor in vollster Einmütigkeit vertritt, und daß es zwar auch einmal zn Meinungsverschiedenheiten über Re Wege, die zu diesem Ziele führen, kommen kann, daß aber grundsätzliche Differenzen ausge schlossen sind. Ms letzter Punkt der Tagesordnung wird das Thema „Arbeitersrirforge und Mittelstand" zur Er örterung gelangen. Hierzu haben die Referate übernommen: Frhr. v. Nichthofen-Mertschütz und Dr. Klasing. Die Verhandlungen des diesmaligen Delegiertentages, welche der Vorsitzende des Partervor- standes, Freiherr v. Manteuffel-Krossen, durch eine Ansprache ein leiten wird, werden auf die bevorstehenden Wahlen von großem Ein flüsse sein. Unsere Partei ist sich rn allen ihren Teilen und bei allen ihren Angehörigen vollkommen bewußt, daß sie diesmal einen be sonders schwere» Wahlkampf zu führen haben wird. Unablässig ist von der Linken schon längst gegen sie agitiert, gehetzt und gewühlt worden. Zahlreich und stark gerüstet sind die Feinde, die uns be drohen, und nur volle, eiserne Geschlossenheit und unzweifelhafte Einigkeit kann uns zum -siege führen. Emen besonderen Anlaß, mit Bangen an die bevorstehenden Reichstagswahlen zu denken, hat unsere Partei ganz und ggr nicht. Es tut sich vielmehr unter den Parteianaehörlgen im Lande frohe Zuversicht allenthalben kund. Die konservative Weltanschauung gewinnt gerade unter dein Eindrücke der >etzigen politischen Lage unv der größenwahnsinnigen Prahlereien einer verkehrt behandelten Umsturzpartei immer breiteren Boden. Die Verhandlungen des Delegiertentages wer den dazu beitragen, unsere gute Sache noch weiter zu fördern. Das ist es ja, was die konservative Partei von manchen anderen Parteien und Gruppen unterscheidet, daß sie bei allen ihren Partei politischen Aktionen nicht das Wohl der Partei, sondern das des Vaterlandes in die erste Linie stellt, so daß jeder unserer Partei freunde sagen kann: „Ich kämpfe für das Vaterland, indem ich für oie konservative Weltanschauung kämpfe!" Von diesem Gesichts punkte werden auch die Delegiertentagsvcrhandlungen beherrscht, in diesem Sinne die dort gefaßten Beschlüsse gestaltet sein." Eine Massenversammlung von Krregsveteranen befaßte sich in der Brauerei Königstadt in Berlin mit den Beschlüssen des Reichstags betreffend die Unterstützung der Veteranen aus den Kriegen von 1664, 66 und 70/71. Dos Referat hatte der Reichs tagsabgeordnete Prinz von Schönaich.Carolath über nommen. Er wies daraus hin, daß er selbst den Krieg gegen Frank reich mitgemacht und so Verständnis für die Anstrengungen u»d Leistungen der Krieger habe. Das Gesetz vom 22. Mai 1995 sei zwar bestimmt, Fürsorge für die Veteranen zu treffen, allein fort gesetzt feien Klagen über die Unzulänglichkeit dieser Fürsorge laut geworden. Die Ursache Hiewon liege hauptsächlich darin, daß der Reichstag schwach genug gewesen sei, dem Anträge der Regierung nachzngcvcn, nach welchem die Gewährung einer Rente von dem Nachweise dauernder Erwerbsunfähigkeit abhängig zu machen sei. Wenn nun auch der heutige Finanzmurister seinerzeit erklärt habe, daß bei Unterstützungsgcsuchen der Begriff „dauernd" nicht zu eng anfgefaht werden solle, so kehrten sich doch die Verwaltungs oehörven nicht an diese Zusage Völlig unhaltbar sei auch die fast immer erhobene Forderung, der Unterstützung suchende kranke Veteran solle den ursächlichen Zusammenhang seiner Krankheit mit feiner Teilnahme am Kriege Nachweisen. In vcn meisten Fällen sei ein solcher Nachweis überhaupt nicht zu führen. Trotzdem müsse angenommen werde», daß jeder Teilnehmer an einem Kriege einen gewiffen Knax wegbekommen habe. Wenn nun auch neuerdings ver Betrag von neun Millionen Mark zu Unterstützungen im Etat ausgewvrscn sei, reiche diese Summe doch nicht aus, um alle notierten bedürftigen Veteranen zu berücksichtigen. Gegebenenfalls solle daher der zuständige Affinster getrost zu einer EtatLüber- schrfttung greisen, da er sicher nachträgffch die Genehmigung dazu Dresdner Nachrichten. Nr. Seite ». Mittwoch. LS. Mörz 1»«»
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