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sündigen, habe aber seitdem nicht» mehr von demselben gesehen. Klotz che bat dm Mai, die Sache nicht gerichtlich zu verfolgen s vnd offerirte chm in diesem Falle 15Ngr., allein der Gendarm ! t!e den Vorfall schon gerichtlich analzeigt und da sich der »efall mit dem Unbekannten als eine Fabel erwies, wurde K'.otziche zu 4 Monaten ArbeiiühauS verurchcilt. Ler Werth ! des Schirmes bewug t Lhlr. Staatsanwalt Reiche - Ei'enstuck l sa rd nach der Sachlage nur den Antrag auf Bestätigung des ! erstwstanzliüen Bescheid, welcher Ansicht auch das Gericht rat , sprach. — Dee ledige, 27 Jahre alte Amolie Auguste Kaiser, ! derzeit in Herzogswalve wohnhaft, »vegen Diebstahls berei s mit - l2 Lagen Gef-ingniß bestraft, war von Johann Gvtilieb Mor- , genstern dort beschuldigt word-n. dem bastg-n Gutsbesitzer Äis;- - bach vom Felde mehrere Kartoffelstöcke, auf 2 Pfennige zwo > St ick taxirt, ausgezogen zu haben, wofür sie wegen Felddieb ° z stahl« zu 1 Lag Gefängniß verurtheilt »vurde. In der Heu- ; tigen Untersuchung beschränkte Morgenstern seine Anschuldigung ^ zedoch dahin, er habe bloö gesthen, daß sie einen Kartoffel- < stock in der Hand gehabt habe. Darum wurde die Angeklagte » d»'e sich h«u:e persönlich v.rtheidigte, sreigesprochen und die ! Kalten auf die Staatskasse übertragen. — Der Gutsbesitzer ' Emst Wilhelm HcrrnSdorf in Kaufbach besaß einen Hund, auf 10 Lhlr. taxirt, der neben anderen vorzüxlichen Eigenschaften auch die besaß, sich von keiner fremden Person aw.ühren zu lrfsen, noch etwas anzunehmen. Eine-Abends traf der Knecht HerrnSdorfS, Peter August Büttner aus Bautzen, bei dem dor tigen Krämer Schönig einen alten Bekannten, Carl Au-ust z Werner, der schon mehrmals Gefängnißstrafcn wegen Diebe- reim verbüßt hatte Hier soll nun, nach des Letzteren An gabe, Werner dm Wohlgeschmack eines Hundebratcns so sehr gerühmt haben, daß der Appetit darnach bei Büttner so gereizl «arde, daß er Wervern den Hand HerrnsdorsS gegm ein Ent- gelb von 15 Ngr. und ein Stück Hundebratm zu liefern sich ' anheischig machte. Werner nahm dm Vorschlag mit Freuden j an und nachdem sich noch Büttner mit einer Leine versehen e hatte, führte er mit Werner dm Hund fort. Bei einem Be- ! krunten wurde dann das arme, treue Thier von Werner auf so ungeschickte Werse getödtet, daß es erst nach vielen Qualen starb, weswegen er sich noch eine besondere S:rafe wegen Thier» quälerei zuzog. Werner nahm die chm dafür und den Dieb stahl des Hundes zuerkannte Strafe an. Sticht so dir wegen Mturheberschaft des Diebstahls angeklagte Büttner, der zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt war. Die Staatsanwaltschaft stellte eS in das Ermessen des Gerichtshofes, ob Büttner zu bestrafen oder fieizusprechm sei, da die Anklage nur auf dem * e.nlcitigcn Zeugniß Werners beruhe, eine« Menschen, der be- ? reits mehrmals wegen Dieberer bestraft wordm sei. Auch das Gericht fand die Gründe für eine Verurtheilung Büttners un zureichend und sprach ihn frei. — Tagesordnung für die 36. öffentlich« Sitzung der Ersten Kammer, Donnerstag, dm 3. Februar 1870, Mittag» 12 Uhr. Bericht der 1. Deputation über das Königl. Decrct, dm Gesetzentwurf über die Presse betr. — Tagesordnung für die 73. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer, Donnerstag. 3. Februar, Vormittag« 10 Uhr. 1 Fortgesetzte Berathuna de« Berichts der zweiten Deputation, da« Ministerium des Auswärtigen u. w. d. g. betreffend. 2 Zwetter Bericht der zweiten Deputation über dm Rechen schaftsbericht pro 1864 66. Berlin, 2. Febr., Nachmittags. Die soeben erschienene „Prov.-Corr." meldet, der Reichstag werde etwa am 14. d. emderufen und die Session des preußischen Landtags dadurch unterbrochen werden. Für die Eröffnung des Zollparlaments rft der 20. April in Aussicht genommen Der Reichstag wird sich vornehmlich nächst der Berathung deS Bundeshaushalts für da» Jahr 1871 und dem Nachtrag zum Haushalt für 1870 mit dem Strafgesetzbuch für dm Norddeut chm Bund und mit den Gesetzen über die Bundetzstaatsangehörizkett sowie über dm Unterstützungswohnsitz beschäftigen. (Br. I Vierte» Adounement Eoneert der KSnigl. Sächsischen musikatischeu Kapelle. Hole! de Taxe, am i. Februar. Glcb ein Werk, Daß cs Laien gern empfinden, Meister c- mit Freuden hören. Goethe 0 — Im Sinne dieser Worte geht wohl jeder Komponist an da» Schaffen, um sein Gebiet durch neue Errungenschaften an Ideen und Thalerr zu erweitern. Wohl ihm, wenn das Werk dann zur Aufführung kommt und zwar zu einer gelunge nen, denn jede Tondichtung gleicht einem Gemälde, es in das rechte Licht zu setzen, ist Sache der Aussührendm. Das vierte A ronnement Concert unter Leitung des Herrn Hoskapellmeister Kreb» brachte nach Vollendung der Sinfonie (Nr. 4 in O, von Haydn zwei neue Werke, was als eine That zu bezeichnen ist, die nicht allzu oft vorkommt. Auf diesem Wege ist unbedenk lich weiter vorzuschreiten, lediglich im Interests der Kunst, so wie der Heranbildung. Läuterung und Befestigung der öffent- lichm Meinung, nicht minder auch, um der Gegenwart gerecht zu werden. Das anerkannt Meisterhafte der Vergangenheit muß freilich stets die B»sis bilden, es giebt immer den besten und sichersten Maßstab für die Beuttheilung aller neuen Er scheinungen, mögen dieselben sich nun auch mehr oder weniger an Dagewesencs anühnen So wurde denn zum ersten Male eine Mährchen - Ouvertüre „Aladin" von C. Hornemann zu ttzehör gebracht, deren erste Töne an den ..Sommernachtstraum" r innerten und im spateren Verlauf an Stellen aus Mendels sohn« F-moll-Sinfonie mahnten. Wir huldigen durchaus nicht der so beliebten ReminiScenzen-Jagd, müssen aber b-kennen, daß die Ouoerture des Dufte» entbehrt, den das Mährchen doch eigentlich haben muß. Da tönen auf einmal Trompeten hin ein, als wenn sich statt deS Stillgeist-rhaftcn ein Schlacht- /rcmäldc entwickeln sollte. D!e Mondscheinnacht durchzuckt auf e.nmal eln flammendes Nordlicht; an die Stelle der Elfen, GnomiM und Cy'phioen t eten Gestalten der rauhen Wirklich kitt. Wir warten vergeblich, was uns Aladin aus „Tausend und Eine Nacht" erzählen soll, dazu steht die Harfe im Orchester, -st der Mevmon, der nach den Frühstrahlen der musikali- sch«n Sonne erglühen und tönen scll Sie beginnt auch ihr Werk, aber e» ist eitel Thun, iS ist Mich der frommen Ge sinnung statt edlen Weine« der frei schaffenden Phantasie. Trotzdem aber kräftige Polyphonie und oft überraschend wir kende ßarmenik. Der Componist hat Kenntniß der Klang farben und Eigenthümllchkeitm der Instrumente. Der Styl dis Werkes, überhaupt dte ganze A4 der Factur und der thematischen Bearbeitung wurzelt in Mendelssohn. Daß er zu diesem anlbückte, sei ihm kein Vorwurf. Es folgte hierauf, eaensallS zum ersten Riale, Eatre-Act aus der Oper „Manfred" ron C. Re in ecke. Der Componist zählt zu den auSerwählten Apvst l» unserer Lage im Reiche der Tonkunst; in allen fl inen Schöpfungen l.ht un» w.bt daS tiefe Gemüts), die GefüblSinnigseit des deutschen Nordens, eine der Elegie zugcneigte Romantik durchzieht alle ihre Weifln. Die Oper „Manfred", in Dresden unbekannt, soll zu den besten musikalischen Bühncnschöufiuigen der neuesten Zeit gehören. Nach Anhörung dieses Vorspieles zum fünften Act dürste kein Zweifel über obiges Ifftheil aufkommcn. denn cS ist dieses Tonstück eine wahre Perle in der Orch-sterlyrik unserer Zeit. Man kennt die Meycebcerschen Sätze dieser Art, aber so weihe- und stimmungsvoll wie hier sind sie nicht, man wird aas Das, was nun auf der Bühne folgen scll, vollkommen vorbereitet. DaS Werk wurde mit großem Beifall ausgenommen und schloß das Eoncert mit der bekannten 4 rrwII-Sinforüe von Mendels sohn Bariholdy, an deren Schluß er ein schottisches Lied ein- gewebt und das Werk zu seiner Zeit der Königin von Eng land gewidmet. „Aus de» Zpabflsleiu!" DaS war die Parole, als wir eines Abends in einer ge- müthlichcn Ecke bei , Renner'»" berathschlagten, was wohl am folgenden Sonntag anzusangen sei? „Auf den Pabststein?" fragen unwillkürlich Tausende der geneigten Leser. „Jetzt, bei dieser Kälte, bei solchem Schnee ? Was das für ein Vergnügen sein soll!" Ja, wir hörten sogar Zeugen der Besprechung unseres Planes auf weniger zartfühlende Weise ihre immerhin nicht ganz unberechtigten Bedenken in die kräftigen Worte klei den: „Das ist verrückt!" Wir aber dachten mit Göthe: „ES muß auch solche Käuze geben!" und so waren wir — der „Vetter", ein alter, braver Wandercollege und ich, ein nicht weniger leidenschaftlicher „Naturbummler"— im Vorgefühl der reizvollen Aussicht auf eine gewiß großartige Winterlandschaft von jener unvergleichlich schönen Höhe herab, schnell einig und zweifetten nicht, daß der „Dicke", der, wenn es heißt: „Heute wird eme Partie gemacht!" ohne wettere Bedenken selbst sein angestammtes sonntägliches Weinkvepchen im Stich läßt, uns begleiten und „das verrückte Kleeblatt' voll machen würde. Und also geschaht! Wohlverwahrt und „gletscherhast" ausgerüstet, aes ging es zur Geucke'schen Cxtrafahrt in die Schweiz aus den Mont Rosa oder den Col de Balme, tragen wir uns am Böhmischen Bahnhofe, an besten Kaste wir un serer Wanderlust schon so manches Opfer gebracht, und ent eilten 9 j Uhr dem Qualm, Ruß und Lärmen der Stadt, um auch diesmal — trotz W'.nter und Kälte — so 'mal recht von Herzen „Natur zu kneipen!' Um 10 j Uhr begannen wir von Königstein aus unsere Wanderung und gewannen bald, den Schießhaukgarten durch schreitend, die schöne, sanft ansteigende, an wechselieden Biloern reiche Straße, welche nach einem halben Stündchen, das höchst malerisch gelegene Dörfchen Gohrisch theilend, unmittelbar an den Fuß des Pubststeins, den Glanzpunkt unseres heutigen Zieles, führt. Bis hierher hatten wir recht guten Weg; zahl reiche Kirchenbesucher aus Gohrisch zu Fuß und zu Schlitten illustrirten das liebliche, schneereich« Landschaslsbild und an- muthig erklang von fern und nah durch die frische Morgenluft die ächte, trauliche „Musik des Wenter»', das harmonische l Schellengeläut, unter dem selbst das auf spiegelglatter Bahn; leichtfüßig dahin eilende Roß an den Freuden deS Winters ? tkeilzunehmen scheint. h A Von Gohrisch aus, aus halber Höhe bis zum Pabststein, i begann das Bild noch winterlicher zu werden und hatte uns t heute schon manch reizvoller Blick auf den im weißen, jung- e fraulichen Kleid prangenden Wals erfreut, so fesselten uns jetzt t ganz neue, gewaltige Bilder. Rechts und links deckten die alten, j fest au: Attsengrunv gc-vurzclten Stämme des weithin übersetz- s baren Forstes ein dicht und massig frisch gefallener Schnee, so , daß die unter der blendend weißen Hülle tief herabhängenden! Aeste zu brechen drohten; vor uns thürmte der Gohrischstein! seine schroffen, nackten und vom Morgenreif weißlich angc- i hauchten Felswände majestätisch auf. während weiterhin die ? waldumgürtete rundliche Kuppe des Pabslsteins sich erhob, besten - trauliches WirthShaus wir so oft schon aus frischem Waldes- ! grün heraus, so auch heute von seiner im prachtvollsten Winter- i schmuck erglänzen»«» Höhe herab uns anheimclte und den zu s Hause belächelten und „ vcrwegcne Schnectreter" geheißenen Wanderern als freundliches Asyl entgegen winkte. So gelangten wir nach ruhige,, beschaulicher Wanderung, erfreut über oll das Schöne, was diese uns heute bereits ge- boten, an den Ausgang zum Pabststein, da wo ein d'äer, knorriger, auf der Wetterseite sein erstorbenes Mark zur Schau tragender, Jahrhunderte alter Baumstumpf als gnomenhafter Wegweiser steht. Zu unserer nicht eben freudigen Ueberraschung r sahen wir hier den Weg zur Höhe vollständig verschneit und j bahnlos, so daß wir denn doch eine nicht ganz unberechtigte > Neigung zu der Annahme fühlten, unsre Freunde daheim möchten ihre Glossen nicht ohne eine gewisse Vorahnung ge macht haben und eö müsse ein mehr als „gletscherhaftes Ver gnügen" fl in, unter solchen Umständen heute die Spitze de» PabstfieinS zu erzwingen. Der „Vetter" war der Erste, der »nsrer still.n Betrachiung dieses unerwarteten e»5U5 Wort« verlieh und die Frage Hamlets: Sein oder Nichtsein? in die- ? sem schwierigen Moment vahiu zu beantworten sich erdreistetc: . „Da thu ich nicht mit; ich dächte, wir kehrten um!" — Andrer Meinung war ich. Hatten wir auf der vorjährigen Schweiz reise am St Gotthardt, am Rhone Gletscher, auf der Grimfll, ; der Wengern-Alp u. s. w. nicht Aehnlichcü durchgemacht? und waren wir nicht seelenvcrgnügt dabei gewesen? „Ich werde :! voran gehen und Bahn treten, der „Dicke" kommt nach und s Du „Vetter" hinterdrein! So werden wir die Winterluft aus kosten und die Frau Wirthin da oben, die unser Rufen wohl gehört hat, soll un» nicht vergeblich erwarten I" Gesagt, gethan Nasch entschlossen ging'» in dir hohe, unentweihte, blendend* Schneedecke hinein und hinauf und reich, überreich sollte unser Wagniß und Mühen belohnt werden! Je weiter wer, nicht ohne einige Anstrengung, auf dem sonst gut gehaltenen Fußpfade empordrangen, um so mächtiger und großartiger gestaltete sich die winterliche Scenerie; jeder Blick vor und zurück aus das Felsens «irr und die demselben entsteigenden Baumgruppen, jeoer Blick auf die im Thal und in der Ferne sich entrollenden Bilder entlockte unS neue Au», rufe der Feeude und des Staunens; denn — wie oft wir auch schon deS Winters feierlichen Schmuck auf Flur und Wald bewunden hatten — was sich hier und zu dieser Stunde un serem trunkenen Auge bot, das war neu und noch nie in dieser Weise von uns geschaut worden. Recht» und lmk» beugten die den Weg begrenzenden Bäume sich schwer herab unter der Last ihres weißen Mantels und großartig wölbt« sich eine krystallne Decke über unseren Pfad. Unb-schreibltch schon strebten die alten Fichten, Tannen und Kiefern in ihrem dia- mantnen Schmucke aus dem Dunkel der Felsen zum Humn«! empor und zeigten sich heute in einer flimmernden unv glitzernden Pracht, die unwillkürlich unsere Schritte hemmte und zu frohlockender Betrachtung aufforderte. Jeder Ast, jede» Zweiglein, jede Nadel war wie mit funkelnden Perlen besetzt, dte sich eng aneinander reihten und glockenartig herabhingen, le daß Alles weit umher wie ein üppiges Blüthenmecr erschien. I Je höher wir gelangten, desto dichter webte sich der krystallne Schleier um Baum und Strauch, um der Felsen zerklüftete Wände, wie auf der MooS- und Haidedecke de« hier noch in aller Ursprüglichkeit wuchernden Waldbodens. Besonders schön erschienen auch die zierlrch herabhängenden Zweige der wener oben einzeln au» den dunkeln Slämmen hervorleuchttnben Birken; feenhaft senk.e sich ihr schlankes, dünnes Reiß wie ein durchsichtiger, gefrorner und zu Eis erstarrter Regen herab und b ldete in dem allgemeinen, großen und prächtigen Eisblumen- Bouquet daS ZiergraS, leicht schwankend in dem fast unmerk lichen Luftzug« und da« diamantengleiche Blumengebild an- muthig belebend. ES war nicht satt zu schauen an diesen Zeichen eurer lieblichen Erstarrung; langsam stiegen wir empor und betrach, teten aufmerksam alle Einzelnheiten dieser wunderbaren Er scheinung; sprachlos standen wir oft und freuten un« diese« erhabenen Schaffen« der Natur, welches uns wie in einen Eit- Palast. in einen Crystall Dom gezaubert hatte und so recht mächtig an den ewigen Baumeister alllr Welten mahnte, von dem der Dichter sagt: „Du hast Deine Säule« Dir ausgrbauk Unc Deine Tempel gegründet! Wohl» metu gläubiges Auge schaut — Dich, Herr und Vater, eö findet!" In solchen Gefühlen und Betrachtungen erreichten wer du Spitze des Felsens, ohne gewahr worden zu sein, wie beschwer lich eigentlich der bahnlose und oft glatte Frlsenpfad unsere» durchnäßten Füßen gewesen. Mit größerer Wonne, als heuie, betraten wir noch niemals die immerfort gastlich geöffneten Räume; freundlich, wie allezeit, empfingen uns die rührig Wirthin und ihr schmuckes Töchterlein und trugen eiligst Sorge, uns wieder auf trockenen Fuß zu bringen und ein schmackhaftes, warmes Mittagsmahl herzustellen, um dem hungrigen Magen unter Beihilfe eines guten Ungarweins sein wohlerworbenes Recht zu verschaffen. Im gemüthlichen Plaudern wußte nun Jeder seine Freude über das heute Gesehene und Erlebte kund zu geben und ein stimmig lautete das Urtheil, daß wir Derartiges in solch wrm- derbarer Weise noch nie geschaut hatten. — Ein ganz eigen- thümliches und seltenes Zusammentreffen besonderer Umstande war allein im Stande gewesen, unseren Weg mit jenen zau berhaften, unvergleichlich schönen EiSgebilden zu schmücken. Am Tage zuvor batte ein ruhiger, dichte- Schneesall stattgesunden, dem in ver 'Nacht ein sta-ker, wasserreicher Nebel gefolgt war. Die isolirte Lage des Pabststeins, der von allen Setten frei aus dem rings um den Fuß sich ausbreitenden Thalgründm emporsteigi, ist unzweifelhaft nicht ohne Einfluß aus den Nie derschlag j-ner Dunstmasten gewesen, die hier auf der Höhr deS Berges von einem plötzlich einttctenden kalten Luststrom festgehalten, sich aus dem frisch gefallenen Schnee lagerten und so gebannt und zu Eis erstarrt diesen in Form von mannig faltigst gestatteten Krystollen überzogen. Die lange Dauer dieses Nebelniederschlags war Ursache einer immer fortschreiten den Eisbildung, so daß sich Tropfen an Tropfen, Perle an Perle reihte und Alles, wo diese nur einen Anhalt fanden, in jene wunoerbare Hüll- kleideten, wie wir sie, wenn nicht alle einzelnen Vorbedingungen wieder so günstig Zusammenwirken, wohl nicht sobald in gleicher Pracht aus'S Neu« zu schauen so glücklich sind! Angeregt von dem Hochgenuß, den un« die» seltene Na turspiel gewährt, nahmen wir, unserer Gewohnheit entgegen, da« Fremdenbuch zur Hand und schrieben vor'm Scheiden von dem Eldorado unserer heutigen Wanderung folgende Stro phen ein: Wie ott ward unser Herz ertrevt, Wenn Früh!i«u seine Blumen streut. Wen» Sommerlust und Herbsteöglüd'« Reich segnen Wanderers Bemüh'«' Doch nlmmer, wie wir s beute fanden: — Wie eine neue Welt erstanden, Wie ein Krpstall- und Eispalast, Eln jedes Zweiglein, jeder Ast Gehüllt in Diamavtrnpracht Uns wunderbar entgegen lacht! So grüßt unö auch zur Winterszeit Der Schöpfung »eiche Herrlichkeit! — D rum srlv, ibr beü'gen BeraeSriesen, Bon uns zu jeder Zeit gepriesen! Wanderlustige, welche hiernach Lust fühlen sollten, e» un« nachzuthun, dürsten bei dem anhaltenden Frost in diesen Tagen noch das gleiche Schauspiel finden wie wir, und keinen Natur- - freund wird es gereuen, unserem Winke gefolgt zu sein! Für j dte kleine Tour reicht es auch au», den 12 Uhr 45 Minuten « in Altstadt abgehenden Eilzug zu benutze«; eS erübrigt Zeit . genug, um noch vor Dunkelwerden wieder in Konigstein zum ! Abendzuge einzutrcffen.