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Dresdner Nachrichten : 27.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187405275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-27
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.05.1874
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ucaolttpr« ,I«n,l«ii»,. »urq dt» Et»»«!«» *»r. «uil-i»! 24000«l»l vltr di« «lick,ad« «»>,«> landitk Manuicrtpt« macht sich dt« Redactton «tchj »«rdtndltch. Zns«rat«»MnnadMk aul- »tirt» : L»«»»»t,i, „a Vo»I»r tn Hamdurg. v«r- Itn, Wi«n, Leipzig. «at«l. vre«lau. nranlfuri °. M. — Lack, ila,»» t» Berlin, Lerpzin. wEe>!. Hnmdurg. äranliuri a. M.. Mun- ckicii. — Vaake » (o. in grnnisnrl a. M. — kr. t°,,l tn Llikmni«. — U». »» vaött«. va»i«k » v». tn Part». Tageblatt für Nntcrhaltnng und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepfch L Neichardt in Dresden. Drrantwortl. Redakteur: Julius US Neichardt. «nspnu«,»«« »«««»- ilrair U «ngeiromm«, dt» «d. auiir, «onnl^t» UI »rma,I >r l»r. ckn «rutiadt: «ad« »koltrr- »asie d dtd Nachm. 4 Uhr. Der Raum einer et«, tvalttacn yetttjetle loltet ,d PIq. Mnaklandt dt» , Lette r Ngr. Eine tdaranttc tttr daN« ntichlltdaiac Crlch'-t. nen der Inserate »>>rrt» nicht grgeden. «»«wiiriige Anne-ncen- «ntlrii,e von u»e, unbc- lannlen Firmen a. Pcr- jonen tnlertren »tr nur gegen Pränv.ii»-rando« Zavlung du'.-ch vrtcs» marken oder vosteinjah» luna, u i?.t/b,n kost n t>i, Rar. «ud»>art,>te können di e Zahlung auch »ul eine LreSdncrMrm, anwei/en. Die Ex». Nr. 147. Neunzehnter Jahrgang. Mttrebacteur: vr. Lm» Für daö Feuilleton: L,««Intgk N»rtu»»»n. DreS-en, Mittwoch, 27. Mai 1874. »4 Politisches. Zwar hat der Maihimmcl ei» Einsehen gehabt und der bepelz ten Menschheit sonnige Tage und endlich linde Lüfte gebracht. Sonst aber, im politische» und ökonomischen Dasein der Völker, sieht es nicht eben ftlhr vergnügt aus. Zuvörderst gedenken wir des guten, liebenswürdig««», durch den Jesuitismus so schmerverleiteten Papstes Pius in Rom : justzum 23. Mai, just da Tausende harrten, ihm ihre guten Wünsche und noch bessere Peterspfennige darzubringen, wird der Papst erinnert, daß er kein Gott, sondern ein gebrechlicher, sehr fehlbar.r Mensch sei, dem Sensenmann unterthan ist, wie wir Alle. Der Telegraph überholt wahrscheinlich auch in diesem Falle alle Conjekturalpolitit und wird es sich bald zeigen, ob der Anfall des Sensenmannes ans Se. Heiligkeit ernsthaft war. Vielleicht mitverursacht durch diese wichtige Catastrophe, hat der König Victor Emanuel vor der Hand die angebrochene Ministerkrisis beseitigt und man erwartet gespannt das nun Kommende. Daß die Jesuiten den pltpaw kuturao aus dem Garn lassen würden, daß ein Papstmechsel ein Systemwechsel bedeuten würde, ist schwer zu glauben. In Lesterreich beginnt die Wiener Journalistit einen Jammer chor, in welchem alle Stimmen merkwürdig harmonircn. Das heisere ultramontane „Vaterland", wie die semitische Glocke, das llaut-gontv-äo-ünaooo-Freindenblatt und die deutschfreundliche Neue Freie: alle jammern zum Pfingstfest und sagen: Die wirch- schaftliche Lage Oesterreichs ist, wir wiederholen eS Angesichts er neuter Unglücksfälle mit allem Nachdruck, von erschütternder Be drohlichkeit, und die Fragen, die nunmehr auftauchen, sind keineswegs, wie die eine oder die andere innere politische Frage, willkürlich aus- gesonnen und in die Welt geworfen, nicht Schachzüge einer Partei, sondern Conscquenzcn wirthschaftlichen Lebens und elcnnntarcr Un fälle. Jsolirt und hilflos würden ganze Elasten, ganze Kreise zu Grunde gehen, wenn Verwaltung und Gesetzgebung nicht auf der Höhe der großen Aufgabe sich erweisen sollten. Tie Gemüther sind in Spannung und Aufregung, denn der wirthschnftlichc Boden, auf dem wir leben, ist unsicher und schwankend geworden. Die beste Hoffnung war bisher die auf eine reiche Ernte. Aus den deutschen Ländern wissen wir leider genug, um uns nur schwachen Hoffnun gen hinzugeben; in Ungarn, der eigentlichen Kornkammer, liegt ein großer Theil unserer Erwartungen darnieder. Die ungeheuren Lasten, welche die österreichische Bevölkerung, gemäß den von den Delegationen bewilligten Summen, neuerdings auf sich genommen, geben redenden Beweis für die Opferwilligkeit der armen vielgeprüf ten Bevölkerung, wie ihre Hingebung für den Gesammtstaat. Das Volk klagt und mit Grund, über drückende Abgaben, cS zahlt „Kriegs steuer" in Friedenszeiten (leider wie überall! , es trägt geduldig die Lasten, welche ihm die Staats-, Landes- und Gemeindeverwaltung auferlegt, doch immer nur in der Hoffnung aus Besserung der wirth schaftlichen Zustände. Ein Volk ist, um ein Wort Schleicrmacher'S zu gebrauchen, ein ausdauerndes Gewächs im Garten Gottes, cs überlebt manchen traurigen Winter, der eS seiner Zierde, seines ReichthumS beraubt, und oft wiederholt es seine Blüthen und Früchte. Aber eines Volkes Leistungsfähigkeit ist nicht unerschöpflich, möchten wir hinzufügen, auch seine Kräfte sind begrenzt, und des halb müssen wir doppelt wünschen, daß der Sommer die bescheidene Saat unserer Hoffnungen zur Reife bringe. Nun, erbaulich llingt diese Jeremiade nicht. Und anderswo ist es auch nicht viel besser. Der Einklang der wirthschaftlichen Zustände mit den unproduktiven Kricgsrüstungen oder Militärlasten, ist fast überall erschüttert. Die Wehrkraft frißt die Nährkraft auf - das ist das lebende Bild der Gegenwart. Die preußische Kammer hat zwar nach dem Landtagsschluß die Anerken nung riesigen Fleißes mit nach Hause nehmen dürfen, und hat sich in Hinsicht der lirchenpolitischen Fragen um das Land und die Staatsautorität hochverdient gemacht. Aber die organisch fort schreitende freiheitliche Entwicklung hat blutwenig Fakta aufzuweisen. Gingen Alle befriedigt nach Hause, so doch am vergnügtesten die Regierung, die denn doch die besten Geschäfte gemacht hat. Die Session des Landtages hat wie die des Reichstages ihr große Sum men in den Schooß geworfen, sie große und wichtige Interessen erreichen lassen. Dem Handelsministcr sind Millionen über Mil lionen für Eisenbahnzwccke, dem Finanzministcr Alles was er verlangte, zur Tilgung von Staatsschulden gewährt worden. Steuererleichterungen sind trotz des Geldüberflusses nur in sehr be scheidenem Umsang eingetrcten. Von der eigentlichen Steuer- Reform, die Eamphausen verheißen, ist man kaum etwas gewahr geworden. Die Minister der Justiz und des Innern haben wohl große Vorlagen cingebracht, aber diese sind unerledigt geblieben, man hatte doch zu viel mit finanziellen Dingen zu thun. Nur für Eines hatte man Raum und Zeit, für die Gewinnung neuer Waffen, um den Kampf mit dem Ultramontanismus fortzuführen — wie schon bemerkt, mit gutem Erfolg. Hoffen wir, daß die Regierung die nun folgenden 8 Monate Pause endlich einmal zur Ausstellung produk tiver organischer Gesetze ausnüyen wird. Bismarck hat Berlin noch nicht verlassen. Die Arnim'sche Affaire soll ihn alterirt haben und ebenso der Streit Lasker-Putbus. Letzterer gehört zu seinen persönlichen Freunde» und soll ihm in krankhafter Erregung lange Klagelieder vorgesungen haben. Die Eisenbahn-Debatten haben Bismarck nie gefallen wollen, er hat es noch nicht vergessen, daß sie ihm an Ehren-Wagener einen tüchtigen Arbeiter geraubt haben. Und wie in Berlin Präsenzzeit und Cadresstärke den Baß spielen bei allen Debatten, so hallt es auch von Frankreich militäri scher denn je herüber. Nicht gegen uns richtet sich der jetzt entbrannte Streit — man beißt sich im eigenen Hause. Es kann nicht geleugnet werden, daß die politische Situation in Frankreich durch die jüngste,« Ereignisse ein bedenkliches Aussehen gewonnen hat. Das neue Ministerium, an dessen Spitze zwei Sol daten stehen, ist aus Elementen zusammengesetzt, die reaktionärer > und willfähriger zu nennen sind, als selbst die Minister des abge- wirthschasteten Duc de Broglie. Ein Eisjey, ist zu befürchten, wird sich jeder Laune des Marschalls fügen, und unter seinen Collegen ist es höchstens der Duc DöcazeS, der verkommenden Falls die nöthige ! Energie fände, einem Machtworte des Präsidenten zu widerstehen, l Ein müßiges Beginnen wäre eS übrigens, alle Möglichkeiten abzu- wägen, die über kurz oder lang in Frankreich zur Thatsache werden können. Vorläufig ist den „rechten" Politikern Nichts so schrecklich, als ein „unpersönlichesSeptennat", d.h.eine auf 7Jahre garantirte Republik. Auch Mac Mahon eifert dagegen und die neuen, aus den dunkelsten Winkeln hervorgesuchten Geschästsminister kaffen über die Absichten Mac Mahon's keine Schlüsse aufkommen. So hat denn daS neue Ministerium auch mit der Erklärung: es sollten alle po litischen Fragen „zwangsweise" (?!) bis zum November vertagt werden, nur Mißtrauen gesäet. Mac Mahon aber ist über dieses Mißtrauen so erbost, daß er durch seinen Secretär Harcourt dem Journal „La Presse" einen die Kämmer bedrohenden Artikel zu schickte, worin dieselbe eindringlich an ihre Pflichten erinnert wird! Wenn die Nationalversammlung diese nicht erfüllen wolle, so möge sie sich auslöscn. Kurzum, Pfingsten, das liebliche Fest der Maien, zeigt recht viel unfreundliche politische Gesichter. Locales nnd Sächsisches. — Der Erzherzog Ludwig Victor ist nach Wien abgereist. — Se. K. H. der Prinz Georg kehrte am zweiten Feiertage Abends 6 Uhr mit seiner Familie aus Jahnishausen wieder zurück, und begaben sich die hoben Herrschaften sofort wieder nach Hosterwitz. — Der neunjährige Prinz Friedrich August hatte zu seiner vorgestrigen Geburtstagsfeier, welche in Jahnishausen abgchalten wurde, ein sehr schönes Reitpferd 'gelbbraungesleckter weißer Pony, von Sr. Majestät dem König Albert zum Geschenk erhalten. — Mit den auf dem großen Artillcrieschicßplan zu Tegel vor einigen Wochen vorgenommcnen Prüfungen der neuen sogenannten Ringlänoncn (verbesserter Eonstruction) hat man ein derartiges günstiges Resultat erzielt, daß die Einführung und sofortige An schaffung dieser neuen Waffe für das gesammteNeichsheer beschlossen worden ist. Die sächsische (12.. Artilleriebrigade wird in einiger Zeit zwei Stück derselben zur einstweiligen Instruction erhalten. — Die Frage wegen Einführung einer gleichmäßigen Form statt der an den Kopfbedeckungen unserer deutsch »Militärs bis jetzt getragenen verschiedenen Embleme, als: Adler, Sonnen, Krone rc., soll in nächster Zeit weiter ventilirt werden, um womöglich auch darin Einigung zu erziele,« für ein gemeinsames Reichsabzeichen. — Durch die Einführung der Mausergewchre für die gesammte Infanterie der deutschen Armee erwächst derselben eine derartige Erleichterung, daß für das bis jetzt getragene Bajonnet das Seiten gewehr — wie schon bei den Jägerbataillonen, de», Schühenregiment und der Pionnierabtheilung — als Haubajonnet im Fall der Noth in Anwendung genommen werden kann. — Ans der Rathsplenarsttzung vom 19. d. M. dringt wieder einmal Etwas über das Ge argen thor in die Oeffentlichkcit. Mit der Idee, eine Fahrstraße durch den königl. Stallhof und das soge nannte Jagdthor herzustellen, kann sich das königl. HauSministerium — obschon es zugicbt, daß die Ausführung ganz wohl möglich sei— deswegen nicht befreunden, weil dann — was auch in der That be dauerlich wäre — der schöne Hof gänzlich umgeändcrt und seines bisherigen mittelalterlichen Schmuckes beraubt werden müßte. Uebcr die Frage des Georgenthorumbaues ist nun auch der Oberlandbau- mcister Hänel um sein Gutachten gefragt worden ; seine Ansicht geht, conform mit der der früher gehörten Sachverständigen, dahin, daß kein Baumeister eine Garantie übernehmen könne für die Nichtge fährdung des Oberbaues beim Vornehmen eines radikalen Umbaues der Thorpartiecn. Infolge dieses Gutachtens hat Se. Maj. der König cs bei der früheren abfälligen Entscheidung über den Umbau bewenden lassen. Die Herstellung einer zweiten Durchfahrt durch Einrichtung des westlichen Durchganges erklärt der Obcrland- baumeistcr aber für möglich, wie er auch die Verbesserung und Er leichterung der Georgcnthorpassage durch dieAbtragung der nach der Cchloßstraße zu an das Thorgebäude angcbauten Arkaden in Aus sicht stellt. Bei den immer unübcrsteiglicheren Hindernissen, die sich der Gewinnung eines neuen Durchgangs cntgegenstellen, findet der Rath die ersterwähnte Aushilfe für unbedenklich, während er wegen der Wegreißung der Arkaden erst wissen will — wieviel das kosten wird. — Der mit 1. Juni beginnende Sommerfahrplan der Staats bahnen bringt auch für Dresden einige Aenderungen, von denen wir nachstehende hervorheben. Auf der schlesischen Bahn wird ein völlig neuer Localzug nach Radeberg, 3 Uhr 45 Min. Nachm, auü Dresden, eingelegt, welcher Anschluß von Chemnitz und Leipzig hat und für Ausflüge nach Liegau und Augustusbad und in die Dresdener Haide sehr angenehm liegt. Der letzte Zug von Görlitz erhält Fortsetzung nach Dresden-Altstadt und wird etwas verfrüht werden, doch soll, wie wir vernehmen, an Sonn- und Festtagen ein späterer Extrazug von Radeberg nach Dresden verkehren. Die Züge nach und von Kamen; werden wegen des Anschlusses an die neue Bahn nach Lübbenau mehrfach verändert. Den Bewohnern von Kamen; wird die Verlegung des letzten Zuges aus Dresden auf 10 Uhr 30 Min. Abends willkommen sein, da ihnen auf diese Weise die geistigen Genüsse unserer Residenz mehr zugänglich werden. Auf der böhmischen Bahn werden die Eourierzüge wegen einer durch gehenden Verlegung ihres Courses zwischen Berlin und Wien etwas verändert. Jedenfalls beruht hierauf auch die weitere Aenderung, daß der gegenwärtig 10 Uhr Vorm, von Bodenbach kommende Zug erst 10 Uhr 25 Min. eintrifst, der Abends dorthin abgchende von 7 Uhr auf 6 Uhr 50 Min. verlegt wird. Auf der Chemnitzer Linie endlich hat nur der letzte Abendzug eine Aenderung erfahren, da derselbe statt um 9 Uhr bereits 8 Uhr 5b Min. Abends abgeht,. was mit einer durchgehenden, durch veränderte Anschlüffe in Hof und Eger erforderten Beschleunigung des Zuges zusammenhängt. — Auf dem hiesigen Bahnhcfe der Leidig Dresdner Eisen bahn sind von Sonnabend <23. Mai) bis mit dem zweiten Psingst- Feiertaqe 71 Personenzüge zum Abgang gebracht worden und 77 Züge daselbst eingelaufcn. Die beförderte Personenzahl betrug bez elfteren ca. 47,680, bei letzteren ca. 50,080. — Der Verkehr auf der Linie Dresden — Meißen war am 2. Pfingstfeiertag ein ganz colossaler, in den NachmittagSstunden von 2--4 Uhr sollen allein von hier aus gegen 5000 Personen da hin befördert worden sein, in entgegengesetzter Richtung kann obige Zahl fast das Doppelte erreicht haben, da außer den planmäßige« Zügen noch vier sehr starke Extrazüge vollständig gefüllt hier ange- kommen sind. Die erwähnte Bahnverwaltung hatte alles Mögliche gethan, um den Wünschen des fahrlustigen Publikums nachzukom men. Daß verschiedentlich« Packwagen mit zum Personentrcmsport verwendet werden mußten, war unvermeidlich. — Die Pferdeeisenbahn hat am ersten ^,..^,l .tage 11,500 Personen, am Pfingstmontage 13,300 Personen befördert. Gegen voriges Jahr macht sich, trotz dieser coloffalen Frequenz, (mit nur 20 Waggons), doch auch hier der Krach fühlbar. 1873 wurden am ersten Pstngstsciertage uni 1500 Personen, am zweiten 500 Personen mehr befördert. — Am Vormittag des ersten PfingstfeiertagS hatte ein armer. Eisenbahnarbeiter vor den« Leipziger Bahnhofe hier ein gutgefülltes Geldtäschchen herrenlos aufgcfunden und sich sodann, da ein Ver lustträger nicht zur Stelle war, nach den, Bureau begeben, woselbst die aufgesundencn Gegenstände in Verwahrung genommen werden. Doch hatte er sich diesem nur bis zur Thüre genähert, als auch schon ein scingckleideler, wohlbeleibter Herr sich als der Verlierer glaub haft ausmics. Darauf händigte auch der Finder das Geldtäschchen, mit über 50 Thaler Geld an den Herrn unbedenklich aus. Worte des Dankes sind hierauf nicht vernommen worden, wohl aber har dieser feine Herr einen kräftigen tiefen Griff in das wiedererhalpene Täschchen gethan und dem ehrlichen Finder drei Neugroschen. Be lohnung behändigt. Der hocherfreute Finder soll aus Anrathen von Augenzeugen zu dem Entschluß gekommen sein, diese drei Groschen Henkeln zu lassen, um zum Andenken an den edlen Geber als Berloque zu tragen. — Gestern Nachmittag hatten sich eine Anzahl junger stark- angetrunkener Arbeiter, wie man hörte, waren es Tischlcrgesellen, auf dem Perron des hies. Leipziger Bahnhofs eingefundcn, um, wie es schien, einigen abreisenden Collegen das Geleite zu geben. Hierbei verhielten sich dieselben aber höchst ruhestörcnd und molestirtcn mit schlechten und rohen Witzen das übrige anwesende Publikum, so daß dieselben von den Bahnbeamten zur Ruhe verwiesen werden mußten. Diesen Weisungen leisteten diese übermüthigen Menschen keineFolge und verhöhnten noch dieselben, so daß endlich zwei anwesende Gen darmen einschritten und drei der Burschen arretirten. Auch waren bereits vorgestern Abend zwei sehr roh aufgetretene Männer gleich falls festgenommen und hinter die Frauenkirche transportirt worden. — Eine fremde, ungefähr 60 Jahre alte Frauensperson wurde in der Nacht von« Sonnabend zun« Sonntag in der Seevor stadt von Civilpcrsoncn obdachlos getroffen und in das Asyl für obdachlose Frauen gewiesen. Nach ihrer Aufnahme dort ist dieselbe plötzlich in eine rasende Krankheit verfallen, so daß sie als geistes krank in das hiesige Stadtlrankenhaus gebracht werden mußte. Ihre Persönlichkeit soll bis jetzt noch unbekannt sein. — Am zweiten Pstngstsciertage früh ist von einem hiesigen Einwohner unterhalb des Waldschlößchens am Elbrande ein männ licher Leichnam im Wasser liegend aufgcfunden worden. Derselbe soll mit den Beinen im Schlamme gesteckt, mit dem Obeikörper im Wasser gelegen und einen Stock zwischen seinen Beinen gehabt haben. Vermuthlich ist der Entseelte an dieser Stelle verunglückt. Die Person des Leichnams soll ungefähr 50 Jahre alt, seine Iden tität aber bis jetzt noch nicht festgestellt sein. — Gestern Mittag stürzte von dem Gerüst am Nltmarkt und Schloßstraßenccke kurz nach Beginn der Arbeit ein Arbeiter zwei Stock hoch, die Marquise des Kaufmanns Sack durchschlagend, herab und wurde anscheinend todt aufgehoben und ins Krankenhaus gebracht. — DreSdm wird zu den bis jetzt bestehenden Eonccrtctablisse- ments ein weiteres neues in nächster Zeit zahlen können. Der Lc sitzer des in hiesiger Neustadt gelegenen Hotels Stadt Wien hat den nach den Wiesen zu gelegenen großen Garten, mit Aussicht auf Brücke, Elbstrom und Terrasse, zu einem fashionablcn Conccrt. und Kaffecgarten umzuwandcln beschlossen und in Ausführung genom men, worin nach Abkommen wcchselSwcise einige hiesige Militär Capellen conccrtircn werden. — Wie man uns mittheilt, wurde ein Kellner, der vor einiger Zeit aus einem Restaurations-Etablissement in Eutritzsch bei Leipzig mit einer bedeutenden Tageseinnahme durchgcbrannt war, während des Pfingstfestes von seinein früheren, zufällig zum Besuch in Dres den anwesenden Oberkellner hier in einer größeren Restauration an getroffen und, damit der Erster« nun Gelegenheit finden konnte, seine Abrechnung zu halten, von dem Oberkellner sofort für dessen Unter bringung in einem hier sehr bekannten Hotel Sorge getragen. — Wie der 2., so hat auch der I. Feiertag des Pfingstfestes ein Menschenleben als Opfer auszmveiscn gehabt, denn inan hat auch an diesemTage in früher Morgenstunde an der hiesigen Dampf fahre einen männlichen, dem Anschein nach erst kurze Zeit im Waffcr gelegenen Leichnam aus der Elbe gezogen, lieber seine Persönlich keit ist noch nichts Bestimmtes bekannt geworden. — Am vergangenen Sonnabend wurde in dem Fischhauscr Revier ein Leichnam männlichen Geschlechts aiisgcsnndcn und ge richtlich aufgehoben. Mehrere mittels eines Messers in die Brust beigcbrachte Stiche, sowie sein anfgeschlitztcr Unterleib lassen mitBc- stimmtheit daraus schließen, daß de« Entseelte in einem Anfall non
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