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lllwüim VvrMksluvxZ -LAStaLt von vtto Süttuvr, Nr. 47. Zvienel.' deutsche und Czechen in Oesterreich. Hofnachrichten, Hosball. Schwnrgerichtsurtheil, Äewerbesteller, „Fall Ihle", (stericht-oerhnndtnngen. Dresdner 'Ansitellnngen Muthmaßl. Witterung: Frost. jTonnerstag, 16.FebrnarI8S9. Politisches. Kompromißlust sollte von Budapest nach Wien hinnbcrgeweht sein, so wußte jüngst ein rührendes Blatt der österreichischen Acichshauptstadt zu berichten. Blau raunte »nd zischelte und munkelte allerlei von einer bevorstehenden „VersöhnnngSaktion" zwilchen Czechen und Deutschen, die angeblich jeden Tag uni einige Zoll weiter ihrer Verwirklichung cnigegenrnelte. Ta plötz lich blitzte es in Prag im jnngczechischen Kläger verräihcrüch ans, dem Blitze folgte das Pfeifen und Surren eines ichweren Projektils und vor die Füße der Deutschen nieder siel ein ichari geladenes Geschoß, zum Zeichen, daß nunmehr die Feindseligkeiten von Neuem begonnen hatten und dein „komvromißlichen Zustand" der Garaus gemacht worden sei. Die Kundgebung, mit der die Ezechcn die deutsche Wacht in Oesterreich aus der ganzen Linie wieder auf die Schanze gernscn haben, stammt von den parla mentarischen Vereinigungen der Iungezechcn im Reichsrath und im Landtag. Wenn überhaupt noch ei» Zweifel sich erheben konnte, ob eine Verständigung zwischen Deutschen und Ezechen im Bereiche der Möglichkeit liege, so ist jede Täuschung in dieser Be ziehung durch das neue jnngczechische Manifest gründlich zerstört worden. Der Erlaß richtet seine Spitze gegen die drei Grund- elemcnte, die dem habsburgischcn Kaiserstaat daS feste Genüge ge währleisten : die zentralistische Verfassung, den Einheitsstaat und das Deutschthum. Die bestehende Verfassung wird für ..ungeeignet" erklärt, an die Stelle der einheitlichen Monarchie Ml ein loser „habsburgikcher Staatenbund" treten, in dem keine feste Hand mehr Recht und Macht hätte, die nationale Begehrlichkeit im österreichischen Gesammtiisteresse zu zügeln. Die Dcntfcheu endlich, das einheiisstaatliche Mark der Monarchie, sollen böklig unterdrückt und machtlos gemacht werden. Dies und nichts Anderes bedeutet es, wenn der Ausruf das Verlangen ausstellt, daß die Deutschen, die als Zerstörer des Parlamentarismus und Feinde des nationalen Friedens angetlagt werden, die volle „Gleichberechtigung, Gleich- wcrthigkcit und gleiche Bchandlnng der czechischen Sprache mit der deutschen" anerkennen müßten. Was die Czechen unter „Gleichberechtigung" verstehen, ist nicht etwa die unbestrittene Vorherrschaft ihrer Rationalität in den vorwiegend czcchischc» Gebieten: dagegen haben die Deutsche» gar nichts einzuwenden und thatsächlich ist dieser Erfolg auch bereits längst von den Ezechcn erzielt worden. Das Ezcchenthum will aber mehr, weit mehr. ES verlangt die von ihn, in seiner natür liche» Einstußsphäre erstrittenen Vorrechte i» den rein oder vor wiegend deutschen Sprachgebieten in Böhmen, Mähren »nd Schlesien. Die Deutschen solle» überhaupt kein angestammtes nationales Recht mehr in den gcsammtcn „Ländern der böhmischen Krone" besitzen und zu einer Art von nationaler Hörigkeit herab gedrückt werden: das ist das Ziel, das von ihren czechiichen Gegnern mit beharrlicher Zähigkeit erstrebt wird und dem die Eist Wickelung Schritt für Schritt langsam, aber anscheinend sicher cntgegengcht. Die Amnaßlichkeit des ezechischen Manifestes müßte unter nvnnalcn Verhältnissen auch weiteren österreichische» Kreisen zum Bewußtsein kommen durch den bezeichnenden Umstand, daß es sogar gegen die eigenen Bundesgenossen im Schooße der Mehrheit jede Rücksichtnahme bei Seite läßt. Tie Ezechcn wissen das Eine, daß man sich in Wien mir mit den, alleräußerste» Widerstreben dazu entschließen wird, die wohlerworbenen und geschichtlich be gründeten und versassnugsmäßig gearteten Rechte der Deutsche» in mren ureigensten Sprachgebieten schlechtweg preiszugeben. Deshalb ist den Czechen die eentralistische Verfassung ein ganz de- sonders schmerzhafter Toni im Auge: sie möchten den NcichSrath jedes selbstständigen Einflusses entkleiden und ihn zu einem willen losen Handwerkszeug der Einzel-Landtage erniedrigen. Aus Drängen der Czechen ist, wie bestimmt versichert wird, ein dahin gehender Antrag bereits in dem parlamentarischen Ausschuß der Rechten berathcn, aber abgclehnt worden, weil insbesondere die Elovenen bei einer derartigen Verfassungsänderung nicht ans ihre nationalen Kosten zu kommen fürchten (wegen der vorwiegend deutschen Landcsvertrctungen von Steiermark. Künsten, Görz und Atrien). Trotzdem also die Czechen mit dieser Forderung bei der Mehrheit keine Gegenliebe gefunden haben, wird sie jetzt von ihnen im vollen Lichte der Oeffcntlichkcit wiederholt. Das ist ein neuer Beweis zu de» vielen übrigen, daß die Czechen sich bereits als die alleinigen Herren der Lage fühlen, die gewillt und berufen sind, allen anderen Nationalitäten bei passender Gelegenheit den Fuß aus den Nacken zu setzen. Man sagt daher gewiß nicht zu viel, wenn man behauptet, das jungczechische Maniscst richte sich mittelbar gegen ganz Oesterreich. Wenn freilich einzelne deutsche Blätter meinen, der Bogen müsse brechen, weil die Czechen ihn zu straff gespannt hätten, und die czechischc Kundgebung werde vielleicht einen unerwarteten Wendepunkt in den innerpolltischcn Verhältnissen Oesterreichs überhaupt hcrbeisührcn. so muß eine solche Hoffnungsfreudigkeit nach den mit der Willfährigkeit der Mehrheit und der Nachgiebigkeit der Regierung gemachten Erfahr ungen gegenüber dein Ezcchenthum zimi Mindesten als voreilig er scheinen. Die Regierung zumal trifft vorläufig noch keinerlei Anstalten, um dem werteren Vordringen der czechiichen Begehrlich keit «inen Riegel vorzuschieben. Neuerdings werden sogar diScipliuarische Maßregelungen von deutschen richterlichen Beamten gemeldet, die nach ihrer rechtlichen Nebcrzengung gegen die Art der Handhabung der Svrnchenvemrdnnngen Widerspruch cinlcgeu zu müssen geglaubt habe». Gleichzeitig kommt aus Wien die Knude, daß die Präsidentichast des Obersten Gerichtshofs aus den Händen deS hochverdienten Dr. v. Stremanr mit seiner ruhmreichen deistsch-eeniralistischen Vergangenheit an den Czechen Habieiinek übergegangen ist. Wer will sich da noch dein Verdacht cntichlagen, daß die deutsche Sprache auch dort entwurzelt werden soll, wo sie bisher noch unbestrittene Herrschastsrcchie anSgciibt hat. an den Centralstcllen der Regierung und Verwaltung. Tie unteren Instanzen sind bereits entdenlscht, nun kommen die oberen an die Reihe. Bei uns im Deutsche» Reiche sind die leitende» Stellen und der maßgebende Thcil der nationalen Presse trotzdem und alledem nach wie bor weit davon entfernt, den Vorgänge» in Oesterreich den Eharalier von inneren Angelegenheiten, die keine Einmischung vertragen, zu bestreiten. Nur das Eine wird man nicht verhindern können, daß diesseits die etwaigen Einwirlnngen, die der inner österreichische Eniwickclungsprozes; aus die Gestaltung der aus- wattigen Politik haben tonnte, sorgfältig n» Auge behalten werden. Es ist wohl lcnun bloßer Zufall, daß gerade in diesen Tage» gleichzeitig die „Köln. Zig." und die „Post" auf die Gefahren hingcwiesen haben, die dem Deutschen Reiche von einem siegreichen Furllchreilen der ezechischen Staatsrechisidee drohen. In den Artikel» der gedachten Blätter wurde ausgejührt. daß die Zerlegung Oesterreichs in mehrere slavischc Gruppen, unter denen der Wenzclslant die Führung hätte, sich als der erste Schritt zur Abwendung der österreichisch-ungarischen Monarchie von dem deuische» Bündnis; und z» einer Allianz mit Frankreich und Ruß land üarstelle. Was im Inneren Oesterreichs vorgeht, sei bis zu cinein gewissen Pnnkie ausschließlich die eigene Sache der Monarchie; sobald aber dort innere Krisen zu entscheidenden lkmwandlnngcn der cmopäiicheii Politik Oesterreich-Ungarns führen, müßten die Rachbar» den Böikerkamps in Oesterreich als Faktor inst in ihre Rechnung ziehen. Den äußeren Anlaß zu jenen bemerkenswcrlhen Darlegungen gab ein in einem sranzöstschen Blatte erschienener Artikel aus der Feder des Jungczcchen Tr. Kramarcz, in dem dieser erklärte, inan müsse die Teutlchen znm Aenßerslen treiben, das sei nicht zu ändern. Tic Deutschen seien zwar zugestandenermaßen die „Rcichspattci" pan excellvnee, aber das österreichische „streich" sei ja überhaupt nie mehr gewesen als ein ..Ansdruck für dmiastijche Inicrcnen"! Weiter befürwortete der Artikel den Anschlns; eines stavisirten Oesterreich an die Welt macht des Ezarcn und sagte vom Dreibund, er gleiche „einem alten abgespielten Lnrnsklavier. Man möge cs noch nicht in die Rumpelkammer stellen, aber man spiele nicht mehr darauf". Was diese Auslassungen zu besonderer Bedeutung erhebt, ist der Umstand, daß Tr. Kramarcz ein Intimus des gegenwärtigen Jinanzministers Kaizl ist, der im Kabinet Thun eine ausschlag gebende Stellung einnimmt. Deutlicher als cS hier geschehen ist. konnte die Mißachlung der schwarz-gelben Einrichtungen und Interessen von Seiten des EzechenthwnS nicht gut bekundet werden. Man vermag cs nur schwer zu begreife», wie eine gesammtösierreichische Regierung sich mit derartigen Elementen so weit einlassen tan», daß ihr jeden Augenblick die Zügel der .Herr schaft auS der Hand zu gleiten drohen. Um io mehr ist es Pflicht der verantwortlichen reichsdeutichen Kreise, sich bei Zeiten auf alle Möglichkeiten einznrichien. Das Gegenthcii unseren Staats männern zumuthcn, hieße sie beleidigen. Fcrnschreibr uuS Fcrusyrcch-Benchte vom 15. Februar. Berlin. Reichstag. Tic erste Bcrothung der Novelle des Iiivaiiditäts-Versicherungsgcjehcs wird fort gesetzt. — Adg. P a >, c r lstidd. Volksp.i erklärt sich gegen einen finanziellen Ausgleich der Versicherungs-Anstalten aus der Grund lage einer thcilweiicn Vcrmögcnskvnsiskaiivn. Ai» annehmbarsten sei ihm noch der Vorschlag einer einmaligen baarcn Auszahlung an die notlilcidenden Anstalten, für welche Summe» dann aller dings die leistungsfähigen Anstalten auskoimnen müßten. Diese seien dann wenigstens für die Zukunft gegen Ansprüche gesichert und der Reichstag sei dann frei von dem Vorwürfe der Zwangst»»»- kation. Die örtlichen Rentenstellen seien für ihre Hauptausgave ungeeignet. namentlich für die sachgemäße Rentenfeststellung Es fehlen ihnen die umfassenden Erfahrungen der Anstalten, uird so dann werde bei ihnen die Sucht hervortretcn. alle Lasten möglichst auf die größeren Verbände abzuwälzen. Auch der Kosten der Rentenstellen. etwa lO Millionen Mark, welche sämmtlich von de» Arbeitern aufzubringcn sein würden, ie! zu gedenken. Der Ent wurf enthalte eine ganze Reihe Bestimmungen, welche sich direkt gegen die Selbstverwaltung richteten, bcisprrlsweise habe die 'An stalt nrit allen ihren Organen nicht einmal über ihre» Etat zu entscheiden, wenn die Aufsichtsbehörde über Einzelheiten desselben anderer Ansicht sei. Dem Burcankratismns solle man nicht auf diese Weil e noch Vorschub leiste». (Beifall links.) — Abg. v. Lvebell (kons.) bestreitet die Zulässigkeit eines Vergleichs zwischen dem hi« geplanten Vermögens-Ausgleich und der sozialistische» Thcilnngs- thevrie. Das Vermögen der Anstalten sei kein Vermögen in Privatrcchtlichem Sinne und die Abgrenzung der einzelnen An stalten in dem ursprünglichem Gesetze sei nur eine zufällige. Aus der Herabsetzung der Beitrüge in den untersten Stufen beständen leine Freunde nicht: ferner hielten sie auch die organisatorischen Be stimmungen für die örtlichen Rentenstellen nicht für glücklich. Die Versicherrnias-Anstalten hätten sich so segensreich bewährt, daß man ihre Tbätigkeit nicht Herabdrücken dürfe. Redner berührt ferner die Frage des Arbeiterschutzes: nach Ansicht seiner Freunde sei da ein langsames Tempo anoezeigi, denn mehr als die Arbeiter bedürften eines Schutzes setzt die Kleingewerbetreibenden, der Mittelstand; geichützt müßten auch die mchtzozialdemokratischev Arbeiter gegen die Sozialdemokraten werden. Abg Moltenbuhr habe den Landrath v. Korn beschuldigt, Prügelstrafe gegen Minder iährige bei Konlrattbrnch zu fordern; v. Korn habe aber eine Prügelstrafe nur gegen Rohheitsverbrechen verlangt: den« schließe er sich vollständig an. — Staatssekretär Gras PvMdowSli nimmt die vstvrenßischcn Anstalten gegen Roesicke in Schutz. Bei der Uebergcingsperiodc batte man koillnnler in der Bewilligung der Altersrenten Vorgehen müssen, weil ansangs die Beschaff nng von 'Nachweisen schwer war und weil den Arbeitern der Segen des (Rietzes gleich klar znm Bewnßtiein gebracht werden sollte. Tie ictzige ungünstige Lage einzelner Anstalten sei nur die Folge von Irrsinn»«» in zahlenmäßigen Berechnungen, und solche Irr- thümer dürsten nicht absolutes Recht werden: deshalb müsse jetzt »»bedingt ein Ausgleich geschaffen werden. DaS fei kein soziali stisches Verfahren, cs handele sich nicht uni Privotvermögens- Ansammlnngen, sondern um Ansammlungen für Reichszweckc. In Ostpreußen betrage das Testzit jährlich 900,OM Matt: da Helm auch nicht eine einmalige Entschädigung, wie sie u. A. der Äbg. Paper vorgeschlagen habe Der von Hitze gemachte Vorschlag einer Ausdehnung der Versicherung ans die Wtttwen und Waisen würde den Diirchschniltsbeitrag pro Kopf der Versicherten, der jetzt 0.30 Mart betrage, ans etwa st.tzst Matt erhöhen: das sei doch jetzt iindiirchsührvar Redner vettheidigt dann noch die Renien- stelten gegen die lantgewordene» Entwände. — Abg. Herr m ann - Braunsberg «Eentr.! tritt für den VermögenSaüsgleich gemäß der Vorlage ein. im Interesse der oslprenßischen Anstalten, deren Nothläge unverschuldet >ei. Die Reichsgesetzgebung babc diese Noihlage verschuldet und müsse jetzt für die Folgen aufkommen: das Hans müsse dazu Helsen. — Abg. Wurm (soz.): v Loebell habe die soziale Gesetzgebung gerühmt, für welche sich die Arbeiter nicht dankbar genug bezeigten. Sie (zu de» Konservativen ge wendet) habe» diese Gesetzgebung ja nur geschossen auS Furcht vor uns. (Unruhe rechts, Psm-Ruse.) Sie haben sich damit auch nur bvn der Armcnvstege entlasten wollen. (Erneute Unruhe rechts.) Redner leimt ebenso den Vermögcnsausgleich ab. wie eine ein malige Entschädigung der nothleidcndcn Anstalten und einen er höhten Reichszuichuß. Mit den Rentenstellen rönne man einver standen sei», wenn nur die Organisation so sei, daß die Arbeiter miisprechen tonnte», also etwa, wenn die Arbeit« ebenso wie bei den Gewcrbegcrichien durch Wahlen mit in die maßgebenden Stellen hincinkämcn. — Abg Hilbeck (nt.) führt die ungünstige Lage der oslprenßischen Anstalten hauptsächlich daraus zurück, daß die Reiiiencmpsängcr dort ein relativ viel höheres Alter erreichten: dazu kämen noch die sehr niedrigen Beiträge. Mit dem Ver- mögensausgleich in vorgeschlagener'Form ist der Redner nicht ein verstanden, sondern nur mit der Schaffung eines Ansgteichsfonds ans de» zukünftige» Ueberichüssen. — Direktor im Reichsnmie des Innern p. Woedte rechlseriigi den vorgeschlagenen Vnmögens- nnsgleich. — Abg. H a u s; «cts. Protestler) schildert die Schwierig keiten, mit denen die Erlangung einer Rente in Elsaß-Lothringen verknüpft sei. Solle das Gesetz versöhnlich wirken, so müsse vor Allem der Bnrcaukratismus anshörcn. Redner ist gegen eine Ver- nivgenskonnskaküm zu Gunsten von Preußen. — Abg. Sachse (soz.) vertritt nochmals den Standpnnlt seiner Partei, indem cr besonders ans die sächshchcn Bergarbeiter-Verhältnisse Bezug nimmt. — Morgen Fortsetzung, außerdem Interpellation Iohannien. Berti». Das Abgeordnetenhaus führte heute end lick die allgemeine Debatte zu Ende, die sich au den Titel „Ministergehalt" des Etats des Innern geknüpft hatte Der Tilc: wurde genehmigt. Der Antrag Lieber aus Mißbilligung des Er lasses über den Wafsengebrauch wurde abgelehnt. nachdem zuvor der Antrag auf Kominissionsverweisiuig verworfen worden war. Aus der heutigen Debatte ist hervorzuheben, daß cs zwischen de» Abgg. Ring und Fehüi'ch (kons.) einerseits und Dr. .Hirsch und Goldschmidi (steif. Volksp.) andererseits zu einem scharten Zu sammenstoß wegen der gewerkschaftlichen sozialdemokratischen Ein flüssen unterstehenden Organisationen und des von denselben ge übten Terrorismus kam. 'Abg. Ring wies nach, daß die Ar beiter, besonders die Maurer, vielfach einem Terrorismus unter morsen seien, der ihnen jede Hoffnung aus Hilfe von Seiten der Obrigkeit nehme. Sei es nicht möglich, die Arbeiter vor den frei willigen Zmangsverbände» zu reiten, dann würden diese Verbände auch auf die anderen Gewerke überschreiten, und dann würden wir den lozialdemokratischen Staat haben Minister v. d. Recke er widerte. die Polizciorgane seien angewiesen, gegen derartige Aus schreitungen einznschrciten, so weil cs eben '»> Rahmen der gelten den Gelege möglich sei. Es werde indes; Bedacht daraus gcnvin men werden müssen, durch gesetzliche Mittel, einen wirksameren Schutz der Arbeitswilligen herbeiz »führen. (Lebhafter Beifall rechts.! Abg. Fchlijch (koni.) schilderte die Acchtung arbeitswilliger Arbeiter durch die Streikenden und die Nöthigung der Arbeit« einer Organisation beizutrctc». Gegen das Streikpostenshstcm innst'c unter allen Umständen eingeschritten werden Abg. Tr. Hirsch erklärte die Anfragen Ring's für bestellte Arbeit und verbreitete sich über TerrvriSmuS der 'Arbeitgeber. Das bischen Koalitions recht solle man den Arbeitern nicht noch weit« verkümmern, denn eS stehe ohnehin für diejenigen Arbeiter nur auj dem Pavier. deren Arbeitgeber sich zu einem Kartell vereinigt hätten. Abg. Ring cnkg 'g »etc, das; die Gewerkschaften längst den Händen des Dr. Hirsch entglit ten und nur noch ein Instrument seien, aus dem die Soznrldcmokratte spiele. Für die 'Vorgänge wie in Löbtau bedürfe eS der strengsten (Strafen, (sehr richtig rechts.) Wenn ab« gesagt werde, wir hätten bestellte 'Arbeit geliefert, so solle das heißen, wir stmgirtcn als Polizeispitzel — und das ist eine Infamie! (Großer Lärm links.) Ja, das ist eine Infamie! (Picepräsident Frln. v. Hccrcmann rnst den Redner wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung.) Abg. Gvldschinidt äußerte sich im sinne Hirsch s. Man wolle die Ar beiter hindern, bessere Löhne zu erlangen, um ihre Familie» vor dem Hunger schützen zu können. «Morgen Ansführnngsgcsck zum Bürgerlichen Gesetzbuch.) Berlin. Der Fürst von Monaco, der sich gestern Abend Von hier nach Paris begeben hat. gedenkt im Monat September wieder nach Berlin zu kommen. — Für die geplante deutsche Pvlar-Expedition hat auch der Kaiser sein lebhaftes Interesse be kundet. Für die Eiveditivn ist eine etwa 2jährige Dauer in Aus sicht genommen. Nach den Berechnungen im RcichSmarincamt werden sich die Kosten auf 1,200,000 Mart belaufen, die sich ans 5 Jahre vettheilen. Dabei ist die zweckmäßige Benutzung nur «nes Schiffes in Aussicht genommen. Die summe von 200,000 Mark, welche nian aus Privatkreiscn zu erlangen hofft, soll zu bestimmten Zwecken der Ausrüstung verwandt werden. — Der die ** ll!/ 2 TS 2. 2 — DLL