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Dresdner Nachrichten. Freitag. 1» Oktober NX»« »» Rr. 2b«X Cbriftiania. y« einer gestern abend adaehallenen ver. fommlung wurde von 73 Storthinamitgliedern veschloffen, «ine Vereinigung der Linken des Storthing zu bilden. London. Nach einer Meldung der »Tribüne" finden zurzeit im Armeerat Erwägungen über die Schaffung eines ArmeeoersorgungSdepartrmentS mit besonders für diesen Ziveck ausgevildeten Beamten statt, da die vor- handene Armeedienstabteilung in ihrer jetzigen Verfassung sich der Ausgabe, die Versorgung der Truppen in einem großen «Liege stcherzustellen. nicht gewachsen gezeigt habe. Das neue Departement würde jede mögliche Art der Versorgung der Truppen im Friede» sestzulegen haben, so daß es im Bedarfs fälle nicht nötig hätte, sich dann erst mit der Bildung von Feldtransportkolonnen zu befassen. London. Wie der „Daily Telegraph" aus Newhork meldet, haben N eg e r die 2 t a d t S e n eea in Südkarolina, die 130t) bis 1500 Einwohner zählt, niedergebrannt. Vermutlich liegt ein Racheakt der Sieger vor als Vergeltung für die Zerstörung des Negerkollege in Seneca bei den kürzlich dort slattgehabten Nassekämpsen. London. (Pnv.-Tel.) Ans Tanger wird gemeldet, daß 3000 fanatische Anhänger des TKronprätendenten sich erhoben hätte» mit der Absicht, Je; zu umzingeln und eliizn- »ehmen. den Sultan in GesaiiZenschaft abzufüliren und sämtliche Europäer zu matakrieren. Der Sultan ließ 34X10 Krieger sammeln, um sich zu verteidigen. ES steht, wie behauptet wird, eure große Schlacht zwischen den Truppen bevor. LertlicheS und Sächsisches. Dresden. 18 Oktober —* §e. Majestät der K ö n i g empfing im Laufe deS heutige» Vormittags im Rendenzschlosse die Herren Staatsminiiter, die Teparlementschefs der Kvingl. Hofstaaten und den K'önigl. Kabineltssekrelär zu Vorträgen, lim 1 Uhr erteilte er nach- ikedenden Herren Audienz: Geh. Skat Prof. Dr. Schilling. Geh. Ncu Prof. Dr. Pfefser-Leit'zig, Oberiuianzrat Schilling-Leipzig, Superintendent Grie-chamuier-Vkeißen. Oberbürgermeister Dr. staeubler-Bantzen, Oberamtsrichter Berndl-Glauchau. Amts- aerichlsral a. D. Justizrat Jritzsche, Äcgierungsrat Dr. Cdel- iiiaiiii-Großenhaiii, Realfchuldirekror Studienrat Pros. Bauer- Meerane. s)kechtsanii>alt Justizrat Dr. Bondi. Kommerzienrat Vogel-^lmsitz-Weesenstein. Fabrikant Konimerzienrat Leonhardl- Wal-eiiburg. Bankdirektor Bauersachs-Bautzen. Kaufmann .1, -oczi . .... Gc'angenanstallsdirektor Meinig - Bautzen, Anltaltsilffpeklor Büchner, Betriebsiekrctäre Fischer und Schneider, Kantor iengfch- DeliIichei: öora und Gestal tnngsbuchhalter Starcke, Malereiaufsober Uinlaust. Blltmenmalern Förster und Schreiber oon der Porzellaiimanufaktur Meißen. — Am Schlüsse empfing der König eine Abordnung des Ausschusses für Errichtung eines König Albert-Denkmals in Planen i. V., bestehend aus de» Herren Vorsitzende» Landgerichtspräsident Dr. Hartmann iind Oberbürgermeister Dr. Schmidt, die eine Einladung zu den im April nächste» Jahres staktsindenden Enthüllungsfeierlich, keilen unterbreiteten. Nach Erledigung dieser Negiernngs- gcschäske kehrte der Monarch nach Pillnitz zurück. —* Die gestrige Probefahrt des Dampfers „König Friedrich August" mit Sr. Majestät dem König« an Bord dehnte sich bis nach Norderney ans und verlies bei herrlichem Wetter auf das beste. Bei dem Diner aut dem Schisse mittags IZlbr hielt der Kvnig eine Rede, in der in wärmsten Worten der Hambnrg- Amerika-Linie Anerkennung gezollt wurde. Direktor Wulff dankte in kurzen, freundlichen Worten. Um 4 Uhr traf der Dampser wieder in Ciuhaven ein. Das Fort Grimmerböven salutierte die Königsstandarle mit 21 Schuß. Eine halbe Stunde später leate der Dampfer an dem westlichen Hasenkopfe fest, worauf der König unter den Klängen des „Heil Dir im Siegerkranz" an Land gina. Die Forts feuerten wiederum den Königssalut und die Königsstandarte wurde auf dem Dampser niedergcholt. Der Monarch schritt daraus die Front der in zwei Gliedern ausgestellten, aus Dcutsch-Südweslafrika znrückgckehrten Mannschaften der Schutztruppe ab, begrüßte d'e Offiziere und unterhielt sich mit einzelnen Mannschaften. Alle sich der König von den Truppen verabschiedete, brachten diese ei» Hurra auf :1m aus. Hierauf begab sich der König mit dem Bürgermeister Bnrchard. «einem Gelache und den übrigen zahlreichen Gästen zur Wartehalle des Bahnhofes, vou wo ilm 5 Uhr mit Sonderzug die Rückfahrt angetretcn wurde. Die Hambnrg-Amerika-Linie überreichte den Teilnehmern an der Probefahrt Mavven ans aevunztei» Leder, die auf der Vorder seite mi! dem sächsischen Wappen in Goldpressnng, aus der Rück- feite mit der Pakelchhrtsflaage gestlniiückt sind. In den Mappen befinden sich eine Reibe künstlerisch werlvoller Erzeugnisse der Graphik. Tie, einzelnen Menüs trugen das sächsiichc Wappen, sowie die Ansichten der auf der Probefahrt berührten Orte. Dem hohen Taufpaten wurden diese Drucksachen in einer künst lerisch ausgcstatteten! Mappe aus weißem Pergament über reicht. —"König Iriedrich August wird, wie nunmehr fest steht, das Leipziger Oktober-Meeting am kommenden Sonntag durch leinen Besuch anszcichiien. Die Ankunft des Königs erfolgt mittels Soi'.derzngeS auf dem Dresdner Bahnhofe, wo die Wagen bereit sieben, welche den König und sein Gefolge durch dieGoethe- nnd Ichillerstraße, am neuen Rathaus vorüber, durch die Karl Tanchnitz-Straße zur Rennbahn fuhren. Hier wird Sr. Majestät bei seinem Eintreffen gegen 2 Uhr von dem kommandierenden General Grafen Vitzthum v. Eckstädt an der Spitze der Genera lität und oon dem Direktorium des Leivstger Rennklubs, Herren Gebbardt, Generalleutnant z. D. Kinder und Hans Lucke, vor der Tribüne empfange» und ^iir Königsloge geleitet werden. Sieger des an fünfter Stelle gerittene» Rennens, des ein nktober-Iagdrennens, wird der König den von ibm selbst gestif teten EhrenvreiS persönlich überreichen. Um >r7 Uhr abends gedenkt Se. Majestät, einer Einladung des Leipziger Rennklubs zur Tafel im Jeslsaale der „Harmonie" Folge zn leisten. -* D«e Köai, i » der Niederlande stattete yeutr im »Europäischen Hof" der Prinzessin Thekla von Schwarz, bürg-Rudolstadt «inen Besuch ob. —* Den Kammerherrndienst beim Könige hat von beut« ab der Königl. Kämmerer Sabrer v. Sayr aui Ehrenberg übernommen. —* Am 2V. und 30. Oktober werden die Mitglieder der Zwisckxndeputationen beider Ständekammern mehrere Walserlaufe besichtigen. Am 39. Oktober wird das Schwarzwasser zwischen Schwarzenberg und Jotzannaeorgen- stadt besucht, am 30. verschiedene Jlußläufe bei Pegau und nnter» halb Wurzens. An der Besichtigung werden auch der Minister des Innern Dr. Gras von Hoheirchal und Bergen und mehrere Ministerialräte teilnehmen. —* Der Schifserftreik auf der Elbe dauert fort. Nach einem gestern obend bei der „Dresdner Korrespondenz" aus Berlin eingegangenen Prioattelegramin beschloß der Arbeitgeber verband für Binnenschiffahrt und verwandte Gewerbe, an der beschlossen«» Ablehnung sämtlicher For derungen der Hafenarbeiter unbedingt frstzuhalten und di« rechtswidrig begangenen Kontraktbrüche der Arbeitnehmer mit allen gesetzlichen Mitteln zu verfolgen. Es befinden sich bis jetzt auf der ganzen Elbstrecke rund 3000 Dockleut« und Heizer >m Ausstande, und man befürchtet, daß sich die Hafenarbeiter der Bewegung ebenfalls »och anschlicßen werden. Die Unter- nehmer beabiichtigen. mit den ihnen treu gebliebenen Leuten die Fahrten nach Möglichkeit sortznsetzen, doch kann natürlich von einem regelmäßigen Betriebe keine Rede mehr sei». Für die Arbeitswilligen hat der Arheitgeberoerband bei den iw Frage kommenden Regierungen ausreichende Schntzmabregeln eingeleitet und auch bereits zugestandeii erhalten. — Auf der sächsischen Elbstrecke hat sich der Schifferstreik bis fetzt verhältnismäßig wenig bemerklich gemacht. Von den beiden größten Dresdner Gesellschaften, der Vereinigten Elbeschiffahrts- esellschast und der Oeslerreichischen Nordwestdampfschitsahrts. öeiellschast stehen ungefähr 1000 Mann im Ausstande. Im König Albcrt-Hafen, an den Elbkais und auf den Kohlen- abladeplätzcn wurde gestern noch flott gearbeitet, doch be- ürchlel man auch hier, daß sich die Hafenarbeiter dem Aus lände anschließen werden. — AuS Teilchen a. d. E. wird uns unterm 17. ds. weiter geschrieben: Heute ist auch ein Teil der Heizer der Schleppdampfer in den Äusstand getreten, so daß der Verkehr der Schleppdampfer eingeschränrl werden mußte. Dagegen zeigt es sich, daß sich die österreichischen Bvots- leute der Privatschiffer-Genoffenschast dem Streik zum großen Teile nicht angeschloffen haben. Die reichsdeutschen Bootsleute streiken dagegen durchweg. Auf den Umjchlagp-ützen wird der Verkehr mit Hilfe der Steuerleute aufrecht erhalten, doch ist die Zahl 'der abaesertiaten Kähne gering. Da die BaHn- endungen nicht flott übernommen werden können, entstehen dadurch namhafte Auslagen. So müssen der Bahn für den Waggon pro Tag 3 Mark Standgeld gezahlt werden. In Tetschen-Laube befinden sich u. a. zurzeit etwa 20 Waggons Zucker böhmischer Zuckerfabriken, die nicht umgeladen werden rönnen. —* Anläßlich der Eröffnungsfeier der Straßenbahn Nieder- fedlitz—Kle.nzslitachtvitz ist über ihre Entstehung folgendes zu berichten: Erbauer der Bahn ist der Aemeindeverband s»r die Dresdner BorortSbahn. gebildet aus den Gemeinden Leuben und Kleinzschachwitz im September 1904, dessen Kapital 400 000 Mark beträgt. Die Gemeinde Leuben brachte die 3.5 Kilometer lange Linie Niedersedlitz—Leuben—Laubegast, die 1899 von der ehemaligen Kummer-Geiellschaft mit einem Kostenauswandc von 300 000 Mark gebaut worden war, und die Leuben 1902 er warb. für 150 000 Mark in den Gemeindeverband. Z„ Grunde lagen diesem Uebernahmepreis Gutachten der Ingenieure Schulte und Schwarz, dir im Dezember 1903 übereinstimmend den damaligen Zeitwert der Bahn auf 160000 Mark feskstellten. Damals waren die Einnahmen der Bahn etwa 31000 Mark« lm Jahre 1904 betrugen sie etwa 34 700, 1905 : 36 100 Mark, und für das Jahr 1906 werden sie 40- bis 42 000 Mark be tragen. Im Mai d. I. begann der Gemeindeverband den Bau der Strecke Niedersedlitz jStaatsbahnhosj—Kleinzschachwitz. Pro jektierung und Bauleitung lagen in den Händen des Zivil- lngenieurs Schwarz in Kleinzschachwitz, von dem in hiesiger Gegend auch die elektrischen Bahnen Loschwitz—Pillnitz und Niedersedlitz—Lockwitz—Kreischa projektiert und gebaut worden ind. Die Länge der neuerbauten Linie beträgt etwa 2,4 Kilo- meter, sie ist in Meterspur eingleisig mit Ausweichen für eine» Achtminutcnverkehr gebaut. Die neu« Strecke schließt sich vor dem Personenbahnhof Niedersedlitz an die alte Strecke Laubegast—Leuben—Niedersedlitz an und durchschneidet einen Teil von Niedersedlitz und die Gemeinden Groß- und Klein zschachwitz. D«r Endpunkt der Bahn befindet sich am Albert- platz in Kleinzschachwitz, unmittelbar an der Königsallee, nur zwei Minuten vom Kurhaus Kleinzschachwitz und der Elbüber- sahrt der Pioniere bei Pillnitz entfernt. Zweck der Bahn ist die Erschließung des Billenortes Kleinzschachwitz und Schaffung einer weiteren Verbindung sür daS Dresdner Publikum noch Pillnitz mit dem Hinterland. Der Ausbau der Bahn erfolgte durch die Siemens^Schuckert-Werke. G. m. b. H.. in Berlin als Generalunternehmer. Die Gleisverlegungs- und Straßen regulierungsarbeiten hatte diese der Firma Max Mros in Briesnitz übertragen. Dem Rahnbaue stellten sich insofern große Schwierigkeiten entgegen, als in der Gemeinde Nieoer- ledlitz, vor dem Personenbahnhof Niedersedlitz und in Groß- zschachwitz größere Straßenregulierungen voraenommen wer den mußten. Die Kosten dieser betrugen in Niedersedlitz etwa 24 000 Mark, vor dem Bahnhofe etwa 11000 Mark und in Großzschachwik ungefähr 7500 Mark. Die Gesamtkosten des eigentliche» Bahnbanes betrugen dagegen nur etwa 1251X10 Mark. iZerbandsoorsitzendcr ist der Genieindcvorstand Dittrich- Leuben: die Bauleitung lag in den Händen des Zivilingenieurs Schwarz-Kleinzschachwitz. — Die zur Festsahrt bereit gestellten vier Wagen waren mit Fahnen und Reisiggirlanden reich deko riert. Die Fahrt wurde unterbrochen am Rathause Kleinzschachwitz, vor dem unter einem reichen Arrange ment von Fahnen und Girlanden der Gesangverein „Lieder tafel" Ausstellung genommen hotte, um ein Lied: „Gott grüße Dich vo« seinem Dirigenten. Ton«, stier Mesen, unter Leitung de» Herrn Lehrer« Melämrik oorzutraae». Daraus begrüßte Gemrindrvorstan» Th ö m e l - Kleinzschachwitz b»e Er schienenen aufs herzlichste: er wüuschl« dem neuen Werke Seyen säminlung mit einem Tusch der Pionierkapelle empfangen wurde. Die erste Tischrede hielt der Berbandsvorsitzend« Geweindä- Vorstand Dittr ich-Leuben mit der Begrüßung der GLfte. Er schilderte den Eindruck des Zusammenbruch» der Kumwer- Iverke auf daS Gelingen der Vorortbahnplänr. Er gab des weiteren einen geschichtlichen Rückblick auf ihre Berwirllichung und schloß mit einem Hoch auf König Friedrich August. Die Festrede hielt Gemeintzevorstand T yö met»Mein-'chachwistz. Auch er beschäftigte sich im tvesrntlichen mit der Geschichte der Bahn. Er dankte am Schluss« den königlichen Behörden sür die Förderung des Unternehmens und brachte «in Hoch auf sie und die StoatSrrgieruna aus. Geh. Oderbaurat Proseffor Dr. Ulbricht dankte im Namen der Regierung für die Be- grüßung und gab seiner Freude über das Zustandekommen dev Unternehmens Ausdruck. Er rühmte weiter die Harmonie aller Beteiligten und trank auf da» Wachsen und Gedeihen des Unternehmens. Oberregierungsrat Dr. Blas« überbrachte die Glückwünsche der RegieruugSvertreter und leerte sein Glas aus die Ziele des Gcmeindeverbandes. Kommissionsrat Lung- w i tz toastete aus das Blühen der «ussührenden Firma, der Siemens- und SchuckertMerke. Zivilingenieur Schwarz schilderte das Entgegenkommen der Verwaltung des Gemeinde- verbandes gegen ihn als Techniker, das er mit besonders gutem Verständnis für die technischen Anforderungen gefunden Habe. Sein Hoch galt dem Geineindeverbande. Dr. Hartung- Dresden gedachte vor allem des VerbandSvorsihenden Gemeinde vorstandes D i t t r i ch - Leuben und brachte ein Hoch auf ihn aus. Ferner sprach noch Gcmeindeältester Münch-Leuben auf den Verbandsvorsitzenven. Weitere ernste und heiter« Tisch reden schlosse» sich an. Am Abend folgten der Tafel Konzert und Ball. —* Polizcibericht, 19. Oktober. Einem hiesigen Einwohner wurde zu Anfang dieses Monats telephonisch von einem an- aeblichen Arzte aus Blasewitz ein hilfsbedürftiger Literat zur Unterstützung empfohlen. Bald daraus erschien auch «in etwa 30 Jahre alter Unbekannter, welcher um Gewährung von Reise- geld nach Budapest ersuckte. Es liegt zweifellos Be trug vor. Der Unbekannte hat offenbar das telephonische Gespräch selbst herbeigefiihrt oder sich auch eines Helfers be dient. Er ist neuerdings in gleicher Weise in Breslau aufge treten. Da anzunehinen ist, daß er hier noch weitere Per sonen geschädigt hat, wird um Mitteilung an die Kriminal- abteilung ersucht. — Im Besitze eines wegen Wäschedieb- stahts sestgenommen gewesenen Arbeiters sind 9 Stück Damen- bezw. Kindcrbeinkleidcr aus Leinwand und Barchent vorgcfnn- den worden. Ein Stück ist „M. R." gezeichnet. Der Dieb will nicht wissen, wo er die Sachen gestohlen Hots Anzeigen sind nicht erstattet. Etwaige Geschädigte wollen sich an die Kriminalabteilung, Zimmer 38. wenden, wo die Gegenstände zur Ansicht ausuegen. — Fe stg c n o in m e n lvurde wegen mehrerer hier verübter Diebstähle ein in Dresden wohnhafter Gelegenheitsarbeiter. In seinem Besitze befanden sich zwei defekte Zink-Eimer, die ebenfalls von einem Diebstahle her rühren dürften. Zur Ausführung eines dieser Diebstähle hat sich der Festgenornmenc eines Handwagens bedient, der früher dein Waqenverlciher Ernst Nitzschner hier gehört hat und noch dessen Firma am Wagenschilde trägt. Er will den Wagen am lö. d. Mts. von dem Dagenplatze Ecke Reitbahn- und Vitzthum- straße unbefugt weggefahren haben. Der derzeitige Eigen tümer des Wagens ist nicht zu ermitteln gewesen. Es wird deshalb ersucht, sachdienliche Wahrnehmungen, die zur Ermitt lung der Eigentümer der Zink-Eimer und des Wagens dienen könnten, der Kriminalpolizei mitzuteilen. * In dem Trockenmum einer Metallwarenfabrik im Hinter gebäude des Grundstückes Einilienst ratze 7 (Vorstadt Neukadttz) brach in der vergangenen Nacht in der 2. Stunde Feuer aus. Der im Erdgeschoß entstandene Brand hat die Decke und Balkenlage im 1. Stock zerstört und auch in einer Gürtlerwerkstatt nicht unerheb lichen Schaden an der Werkstatteinrichtung, Waren, Werkzeuge». Gebäudeteilen usw. verursacht. Die Feuerwehr fand bei ihrer Ankunft schon Gruiidstucksbewohner eifrig bei den Löscharbeitrn, mußte aber doch »och mit einer Schlauchleitung vom Straßen- httdranten Vorgehen, mit der sie dann den Brand bald unter drücken konnte. Der Jabrikbetrieb wird durch den Brand in keiner Weise gestört. —* Ein frecher Diebstahl wurde in einem Grundstück am Ntßweg ans „Weißer Hirsch" verübt Dort war der Dieb durch ein offen stehendes Fenster in ein Parterrezimmer gestiegen, halte eine Kassette erbrochen und einen größere» Geldbetrag geraubt. —"Drei schwere Schifssunfälle ereigneten sich ans der Elbstrecke vou Strehla bis unterhalb Mühlberg Am Dienstag ging der mit Steinen beladene neue Kahn des Schiffseigners Clemens Ermer aus Nünchrltz bei Riesa infolge Auffahrens „ns einen im Fahrwasser liegenden Stein am Kreinitzec Hegel vollständig auf Grund. — Am Mittwoch wurde der niit KIcS beladene Schleppkahn des Schiffseigners Dechert aus Bobersen bei Riesa im Mühlderger Durchstich stark leck. Nm den Kahn über Wasser zu halten, wird an mehreren Pumpen aiigestreiigt gearbeitet. — N» der sogen. Belgernschen Ecke suhr der »ist >2000 Zentner Kohlen beladene Deckkahn Nr. 8 der Vereinigten Elbschiffahrts-Gesellschaft derartig mit einem anderen Kahne zu sammen, daß er stark beschädigt wurde und in kurzer Zeit voll ständig in Grund sank. * Tie Verhandlung gegen den zweiten Angeklagte» im Landesverratsprozcß vor dem Reichsgericht, den Schriftsetzer Ernst Scheue ans Essen, begann gestern nachmittag 4>4 Uhr Der Angeklagte ist 35 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er ist wegen Diebstahls, Naiibversuchs^Untcrschlogung und Fahnenflucht vorbestraft. Nach dew Eröstnungsbeschtilssc hat er im November 1905, mit anderen im Auslände versucht, dem Agenten der französischen Regierung Berger in Poris einen Nickelstahlblcch-Gcschoßmantel zu verschaffen. Ferner hat Zinke. Das Programm des Konzerts war von wol-ltuender Kurze: eine einzige grosze Lrcheslernummer — sonst durchweg olistische Darbietungen. In der bekannten Liedersängcrin Therese Behr hatte inan dem Abend eine anßerordent- ' Me Anziehungskraft gesichert, die gestern lediglich aus äußeren Gründen veriaacn konnte. Tic Künstlerin, stimmlich ganz aus- bezeichnet disvoittert, bewies, wie immer, vornehmlich an Liedern ernsteren Charakters chr bedeutendes mustkaliistzes Ge- "altungsvermögen. Ihre Auffassung und Wiedergabe von Vrahms' „Immer lener wird mein Schlummer" und ves Herr- lichen Stückes ,Pon ewiger Liebe" lassen diese Lieder stets aufs neue zn erlesenen Tarbictungen werden, gar nicht zu reden non der warmbeieelte» Art, mit der Frau Behr — sie ist jetzt Kammersängerin und die Gemahlin des Pianisten Schnabel — Volkslieder zn singen versiebt Tas; sic auch Kompositionen on mehr dramatischem Gelullte zn eindringlicher Wirkung zn »ringen vermag, bewies ihr Vvrirog der „jungen Nonne", mit dem sich die Künstlerin gestern brillant einsührte. Neben Frau Therese Behr ließ sich Herr Könial. Konzertmeister Rudolf Bärtich solistiich Hören, ein Geiger von gefestigter Technik, .--nein knnstlcrffcheii Geschmack und gediegener Vortrags- durchbildnng. als der er schon seit Jahren in Dresden bekannt und geschätzt ist. Tpohr-Z noch immer beliebtes Violinkonzert Nr 8 und Pienrtemvs' bekannte Ballade waren gestern die Prüfsteine seines Talents, sür dessen schöne Betätigung der Känstler gestern abend ebenso reichen wie herzlichen Beifall einheimsen konnte. Als ausgezeichnete Begleiter — das er- -brigt sich nachgerade zu lagen — bewährten sich auch gestern Herr P r c tz s cy am Flügel, einem großen Schiedmayer, und Herr Kapellmeister Olsen mit keiner Gewerbchauskapellc, EvS Publikum zeigte sich in beifollsdankbarer Stimmung und applaudierte namentlich Frau Behr bei jeder Gelegenheit ans eas lebhafteste. 'lV. Christiane Pnlpins. lZum 19. Oktobers Ehr > sti a n e V u l v i n s war nn Goetheschcn Frauen- krerle sie Frau, die sowohl selbst, als in ihrem Verhältnis zu Goethe am meisten verkannt worden ist: selbst an Schmähungen und Verleumdungen hat cS nicht gefehlt. Trotz allem war es oon allen Frauengestalten, die Goethe nahestandrn, ihr Vor behalten, den Sieg, den endgültigen, selbst über eine Frau von Stein davon zu tragen. Allerdings ist das 19jährige Verhält nis, in dem Goethe bis zu seiner Verheiratung mit Christiane Vulpiibs stand, ein solches, das wohl Anstoß zu erregen geeignet war, und auch ein so freier Geist wie Goetbe mochte mitunter unter diesem Drucke zu leiden gehabt haben. Aber die damaligen Frauen, gerade aus den besseren und hohen Gesellschaftskreisen, hotten durchaus keine Ursache, über dieses Verhältnis die Nase zu rümpfen. Das Blümchen, „wie Sterne leuchtend, wie Acuglein schön", das der Dichter, ohne es zn suchen, im Wolde fand und in seinen Garten verpflanzte, war das einzige „Nalurkind" unter allen Frauen Weimars. Goethe lwtte „sein Mädchen" im Juli des Jahres 1788 kennen gelernt, als Christiane im Park« zn Weimar dem Dichter eine Bittschrift zu gnnsten ihres Bruders, des be kannten „Rinaldo"-Poeten, überreichte. Dieser Augenblick war sür Christiaues ferneres Lebe» entscheidend. Seit Weihnachten 1789. als Aiigust geboren war, nahm sie Goethe ganz ur sein Haus auf. Sie begnügte sich bescheiden „mit jeder Eristenz neben Goethe" und wurde erst in den Tagen nach der Schlacht von Jcno, am 19. Oktober 1806, seine Frau durch kirchliche Einsegnung. Das vorherige langjährige Verhält nis blieb stets ein öffentliches Acrgernis, und Goethe selbst har darunter viel gelitten. Spricht >a selbst einmal Schiller in einem Briese an Körner l1800> von den „elenden bänslichen Verhältnissen" Goethes. Doch die Gesellschaft war ungerecht. Man urteilte über die Geliebte Goethes so schroff, so sehr man die Untreue verheirateter Frauen zu damaliger Zeit ent- schuldigte. Diejenige, die am besten dieses Verhältnis verstand, ivar Goethes Mutier, Sic billigte seinen freien tzerzensbnnd, und Christiane nahm bald in ihrem Herzen die Stelle einer Tochter ein. Nur das eine verdroß sie: daß sie ihre Enkelin nicht ins Wochenblätlchen setzen lassen durfte. Die Frau Rat schrieb einmal an ihren Sohn: „Du kannst Gott danken! So ein liebes, herrliches, unverdorbenes Gvttesgeschöps findet man sehr selten", — gewiß ein Ehrcnzeugnis sür die viclgeschmähte Christiane. Wie faßte nun Goethe selbst sein Verhältnis zu Christiane aus? Daß sie für ihn eine Gattin im wahren Sinne war, beweist außer seiner wahren Hinneigung und innigen treuen Liebe das Verhältnis Christiaues zu Goethes Mutter, der scharf blickenden Frau Rat. von deren Urteil wir schon oben eine Probe gegeben haben. 'Der Dichter selber hat sein Verhältnis zu Christiane stets als Ehe betrachtet. „S>e ist immer meine Frau gewesen," sagte er, als er sie heiratete. Aus seinen Briefen an sie. die immer warm und innig sind, und auch aus den Briefen Christiaues an Goethe, von denen ebenfalls viele er halten sind, kann man ein richtiges Bild gewinnen, um dieses Verhältnis richtig beurteilen zu können. Es ist fernerhin bekannt, daß Goethe der Ehe stets abgeneigt tvar, und auch Rücksichten auf den Standesunterschied mochten mit maß gebend gewesen sein, daß sich Goethe nicht zur Heirat ent schließen wollte. Wie hoch er seine Frau schätzen gelernt hatte, geht ans einer Tagebuch-Aufzeichnung hervor, die er am 6. Juni 1816, ihrem Todestage, »lachte: „Leere und Totenstille in und außer mir." Goethe hat wohl dadurch, daß er sie vor Gott und dem Gesetze ,zu seiner Gattin machte, selbst am deutlich sten bezeugt, was er ihr schuldete. Man hat gesagt, Christiane sei ungebildet gewesen: ja, man spöttelte sogar, Goethe habe sein — Dienftmäochen geheiratet! Beides trifft nicht zu. Ein Mann wie Goethe hätte wohl nicht für sic die römiichen Elegie» gedichtet, die „Metamorphose der Pflanze»" geschrieben, in ihrer Gesellschaft optische Studien betrieben, wenn er kein Verständnis gefunden hätte.. Aller dings war sic keine geistreiche Frau v. Stein! Christiane, die einst so niedliche Gestalt, die schön und wie ein „jugendlickier Dionysos" war, verlor mit den Jahren wie ihre Naivität so ihre zierliche Schönheit, indem sie übermäßig stark lvurde. Sie war heiter, aber auch vergnügungssüchtig — ein Kind der Natur und ein verwöhnter Liebling. Nicht vom moralischen oder gesellschaftlichen Standpunkte onS, sondern vom psychologischen muh das Verhältnis Goeches zn Christian- VulpinS auwesaßt und beurteilt werden. '.Ihre warme Fürsorge und dankbare A uh angst äffest sür den Dichter, sichern ihr, mag inan über sie urteilen wie man will, die regste Teilnahme. O. 8.